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Beiträge zur Tagung „Umweltwirtschaft – international, interdisziplinär und innovativ“ 3.-5. Oktober 2007 an der Wirtschaftsuniversität Wien Umweltwirtschaft Interdisziplinär: Erfahrungen, Erfolge und Stolpersteine interdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung (Fischer-Kowalski M., Martinuzzi A., Steurer R.) Prof. Dr. Marina Fischer-Kowalski Institut für Soziale Ökologie IFF-Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung Universität Klagenfurt Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien marina.fischer-kowalski@uni-klu.ac.at PD Dr. André Martinuzzi, Dr. Reinhard Steurer Research Institute for Managing Sustainability Wirtschaftsuniversität Wien Nordbergstraße 15, 1090 Wien andre.martinuzzi@wu-wien.ac.at reinhard.steurer@wu-wien.ac.at Seite 13
Beiträge zur Tagung „Umweltwirtschaft – international, interdisziplinär und innovativ“ 3.-5. Oktober 2007 an der Wirtschaftsuniversität Wien 1. Bitte beschreiben Sie ein für Sie markantes Erlebnis bzw. eine besondere Erfahrung im Zusammenhang mit interdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung. Marina Fischer-Kowalski: Vom deutschen Wissenschaftsminister wurde ich Mitte der Neunzigerjahre zur Vorsitzenden des „Strategiebeirats für sozial-ökologische Forschung“ bestellt, der ein Forschungsprogramm auf die Beine stellen und begleiten sollte, dass von Seiten der sozialwissenschaftlichen Aktion des Ministeriums finanziert war. In den ersten zwei oder drei Jahren war es nahezu unmöglich, zu erreichen, dass sich daran Naturwissenschaftler beteiligen. Andere Fachabteilungen Einspruch gegen Fragestellungen, die „ihnen gehören“, naturwissenschaftliche Institute lasen die Ausschreibungen seitens einer sozialwissenschaftlichen Sektion nicht einmal, oder, als letzte Hürde, Kosten- und Preisvorstellungen waren inkompatibel. Heute läuft das. Andre Martinuzzi: Ende der 1990er Jahre habe ich im Auftrag des österreichischen Umweltministeriums eine Erhebung von Nachhaltigkeitsprojekten auf lokaler und regionaler Ebene durchgeführt. „Nachhaltigkeit“ wurde in diesem Zusammenhang als „drei-säulig“ verstanden, d.h. dass sie in möglichst integrierter Form Verbesserungen ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte erzielt haben. Dazu hatten wir vor eine Checkliste zu erstellen, die ähnlich wie der „Psychotest“ in diversen Wochenzeitschriften gestaltet sein sollte: drei Fragenbereiche, je zehn Fragen mit einem gleich gewichteten Punktesystem. Diesen Fragebogen wollten wir flächendeckend an Gemeinden verteilen, so dass die Projektverantwortlichen sich binnen einer halben Stunde im Klaren sein konnten, ob ihr Projekt ausreichend „dreisäulig“ ist, um in der Erhebung berücksichtigt zu werden. Um die Checkliste zu erstellen habe ich einen Wochenend-Workshop mit ÖkologInnen, OkonomInnen und SoziologInnen organisiert. Jede der drei Gruppen hatte die Aufgabe zehn Fragen zu entwickeln, die möglichst unabhängig voneinander wären. Die ÖkologInnen kamen nach zwei Stunden zu mir und sagten sie seien fertig. Sie hatten die verschiedenen Umweltmedien (Luft, Wasser, Boden, etc.) als Kategorien herangezogen und rasch Konsens erzielt. Die ÖkonomInnen kamen nach vier Stunden zu mir und sagen sie seien fast fertig. Sie hatten rasch Konsens über Steigerungen der Öko-Effizienz (geringerer Energie- und Ressourcenverbrauch), konnten sich aber nicht einigen ob die höhere Effizienz von Großbetrieben (Economy of Scales) oder kleinräumige regionale Produktion besser sei. Die SoziologInnen kamen am Ende des ersten Tages zu mir und berichteten, dass sie diskutiert haben, dass die Erstellung eines Fragebogens das Ausüben von Macht sei (was im Nachhaltigkeitskontext kritisch zu hinterfragen wäre) und zudem nur das Referenzsystem der ForscherInnen abbilde (was für eine praxisorientierte Nachhaltigkeitsforschung zu wenig sei). Es war das erste mal, dass mir der unterschiedliche Zugang verschiedener Wissenschaften so richtig bewusst wurde. Seite 14
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