Baldauf Firmenchronik download - PDF - Baldauf Käse
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„Das Beste, was wir von der Geschichte haben,<br />
ist der Enthusiasmus, den sie erregt.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
Als wir letztes Jahr begannen, die Geschichte der Gebrüder <strong>Baldauf</strong> für das 150-jährige<br />
Firmenjubiläum niederzuschreiben, hat sich dieses Zitat als äußerst zutreffend erwiesen.<br />
Wir wollen mit dieser Chronik die bewegte Geschichte der letzten 150 Jahre der<br />
Gebrüder <strong>Baldauf</strong> aufzeigen, einer spannenden Geschichte, eng mit der Region Allgäu<br />
verbunden, die unserer schnelllebigen Zeit Beständigkeit entgegensetzt.<br />
Allen Beteiligten, die dazu beigetragen haben, Gebrüder <strong>Baldauf</strong> aufzubauen und zu<br />
entwickeln, zollen wir Dankbarkeit und Respekt. Auch wir sind fest entschlossen, unseren<br />
Beitrag zu leisten, um unsere Geschichte erfolgreich weiterzuführen.<br />
So widmen wir diese Chronik all jenen, die die Zukunft der Gebrüder <strong>Baldauf</strong> gestalten<br />
werden, und hoffen, dass euer Enthusiasmus für unsere gemeinsame Sache<br />
lebendig bleibt.<br />
Viel Freude beim Lesen!<br />
Briefkopf, 1937
MARtiN BAlDAuf<br />
firmengründer<br />
* 31.5.1825 • † 4.5.1882<br />
HANs BAlDAuf<br />
* 14.9.1881 • † 28.2.1931<br />
RoBERt BAlDAuf<br />
* 11.4.1922 • † 6.6.2000<br />
JoHANNA BAlDAuf<br />
* 25.12.1926 • † 12.7.1973<br />
MARKus BAlDAuf<br />
* 1.6.1965<br />
luKAs BAlDAuf<br />
* 6.1.2000<br />
JoHANNA BAlDAuf<br />
(geb. Wagner) • 3. Ehefrau<br />
* 29.3.1851 • † 27.1.1895<br />
AuGustE HECKNER<br />
* 6.12.1891 • † 16.1.1980<br />
HANs BAlDAuf<br />
* 11.4.1922 • † 1943 (Russland)<br />
iDA BAlDAuf<br />
* 25.1.1929 • † 25.10.1995<br />
BiRGit lEHNER<br />
* 1.1.1967<br />
sEBAstiAN BAlDAuf<br />
* 14.4.2002<br />
MARtiN BAlDAuf<br />
* 20.2.1877 • † 29.9.1924<br />
HANs BAlDAuf<br />
* 7.3.1904 • † 7.8.1904<br />
CHRistA BAlDAuf<br />
geb. Zinth<br />
* 23.12.1937 • † 2.6.1965<br />
MAxiMiliAN BAlDAuf<br />
* 18.3.2004<br />
MARtiN BAlDAuf<br />
* 5.5.1935 • † 5.7.1998<br />
iDA BAlDAuf<br />
geb. Wiedemann<br />
* 26.11.1878 • † 16.11.1954<br />
MARtiN BAlDAuf<br />
* 14.11.1906 • † 16.5.1984<br />
ElfRiEDE BAlDAuf<br />
geb. Zinth<br />
* 24.6.1911 • † 2.1.1993<br />
HERBERt BAlDAuf<br />
* 29.5.1933 • † 1.12.1994<br />
EvA BAlDAuf<br />
geb. Ruckensteiner<br />
* 31.1.1937<br />
CHARlottE BAlDAuf<br />
* 14.9.2008<br />
JoHANNA BAlDAuf<br />
* 7.6.1905 • † 2.10.1995<br />
CHRistA BAlDAuf<br />
* 8.3.1939 • † 3.8.2003<br />
GEoRG BAlDAuf<br />
* 7.2.1968<br />
ANNEtt fRitZ<br />
* 25.2.1974<br />
sylvEstER BAlDAuf<br />
* 27.12.2000<br />
fRiEDA BAlDAuf<br />
* 24.9.1903 • † 10.11.1975<br />
BäRBEl BAlDAuf<br />
* 9.9.1942<br />
AlExANDRA BAlDAuf<br />
geb. schwartz<br />
* 9.10.1971<br />
luis BAlDAuf<br />
* 7.12.2004<br />
1825 – 2012<br />
stAMMBAuM DER fAMiliE<br />
MARtiN BAlDAuf<br />
JosEf BAlDAuf<br />
* 15.7.1893 • † 2.2.1954<br />
MARtiNA BAlDAuf<br />
* 18.7.1973<br />
iDA GöBl<br />
* 19.7.2008<br />
tHoMAs GöBl<br />
* 8.3.1976<br />
sElMA GöBl<br />
* 23.10.2011<br />
3
Michael <strong>Baldauf</strong><br />
Hutfabrikation<br />
Johann<br />
Althaus<br />
WiE AllEs BEGANN ...<br />
Goßholz 13<br />
Goßholz, Postkarte 1899<br />
1862<br />
Im Jahr 1862 gründete der 37-jährige Martin Im Privaten erlebte Martin jedoch großes<br />
<strong>Baldauf</strong>, Bauernsohn aus Geigersthal, einen Unglück. Seine erste Ehefrau Therese, gebo-<br />
Carl<br />
Großhandel für <strong>Käse</strong>- und Milcherzeugnisse rene Halder, starb im Alter von nur 30 Jahren<br />
Hirnbein<br />
in Goßholz bei Lindenberg im Allgäu. Als drit- und ließ Martin mit dem Sohn Michael<br />
ter Sohn des Landwirts Michael <strong>Baldauf</strong> und und der 2-jährigen Tochter Agathe zurück.<br />
dessen Frau Johanna <strong>Baldauf</strong> gab es auf dem Michael <strong>Baldauf</strong> gründete später einen eige-<br />
familieneigenen Hof kein Auskommen für ihn. nen <strong>Käse</strong>großhandel in Kaufbeuren. Auch<br />
So musste er sich seinen Lebensunterhalt Martins zweite Ehefrau Therese, geborene<br />
anderweitig verdienen und wurde zunächst Spieler, starb jung. Seine dritte Ehefrau wurde<br />
Hutfabrikant und Huthändler in der damals Johanna Wagner. Ihre gemeinsamen Kinder<br />
sehr bedeutenden Hutstadt Lindenberg. Er waren Martin II, geboren 1877, und Hans,<br />
fertigte Strohborten an, die er in Heimarbeit zu geboren 1881.<br />
Hüten verarbeiten ließ. Sogar Nähmaschinen<br />
für Strohhüte schaffte er an. Nachdem der 1882 verstarb der Gründer Martin <strong>Baldauf</strong> im<br />
Huthandel in den 1860er Jahren immer mehr Alter von 57 Jahren, ein großer Verlust für<br />
zum Erliegen gekommen war – Hüte waren zu das junge, aufstrebende Unternehmen und<br />
dieser Zeit nicht Mode –, mussten nach und ein Schock für Johanna und ihre zwei jungen<br />
Johanna <strong>Baldauf</strong>xaver Kohler<br />
Der Bahnhof in Goßholz<br />
nach viele der alteingesessenen Firmen ihre<br />
Hutfabrikation einstellen.<br />
Auch für Martin galt es, sich wieder neu zu<br />
orientieren, und so legte er mit viel Mut und<br />
kaufmännischem Geschick den Grundstein für<br />
das heutige Traditionsunternehmen Gebrüder<br />
<strong>Baldauf</strong>.<br />
Dank des Schweizers Johann Althaus und des<br />
Allgäuers Carl Hirnbein vollzog sich in der<br />
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Wandel<br />
im Allgäu: Der früher übliche Flachsanbau<br />
wurde immer mehr durch Grünlandwirtschaft<br />
ersetzt und Milcherzeugnisse wurden zu<br />
einem neuen Standbein der Region. Milch<br />
erzeugende und Milch verarbeitende Betriebe<br />
und der <strong>Käse</strong>großhandel nahmen nun ihren<br />
Platz neben der Hutindustrie ein, und der im<br />
Allgäu produzierte Emmentaler <strong>Käse</strong> begann<br />
die Welt zu erobern.<br />
Diesen Trend erkannte Martin <strong>Baldauf</strong> und<br />
baute einen <strong>Käse</strong>handel auf. <strong>Käse</strong> und Butter<br />
waren gefragt und das Geschäft florierte. So<br />
wurden zum Beispiel in den Wintermonaten<br />
des Jahres 1866 wöchentlich 300 Zentner<br />
Butter am Bahnhof Röthenbach verladen und<br />
sogar bis nach Russland verschickt.<br />
Söhne. Wer sollte nun den Platz des Vaters<br />
einnehmen und die Geschäfte im Sinne der<br />
Familie weiterführen? Der kleine Martin war<br />
gerade fünf geworden, Hans war noch kein<br />
Jahr alt, sie waren beide noch weit davon entfernt,<br />
die Firma zu führen.<br />
Die Leitung der Firma wurde bald darauf an<br />
Xaver Kohler übertragen. Er heiratete 1883 die<br />
Witwe Johanna und übernahm im Folgenden<br />
die Geschäfte der Gebrüder <strong>Baldauf</strong>. Xaver war<br />
der ältere Bruder der bekannten Lindenberger<br />
Aurel und Bonifaz Kohler. Durch seine guten<br />
Kontakte in der <strong>Käse</strong>- und Butterindustrie und<br />
Dank einer engen Zusammenarbeit mit seinem<br />
Bruder Bonifaz gelang es Xaver, die Geschäfte<br />
weiter auszubauen und seinen Stiefsöhnen ein<br />
gefestigtes Unternehmen zu übergeben.<br />
4 5
DiE JAHRHuNDERtWENDE<br />
Auflistung der Einrichtungsgegenstände<br />
der sennerei Ruppenmanklitz, 1923<br />
Hans <strong>Baldauf</strong><br />
Schon In Jungen Jahren begannen<br />
die beiden Brüder, Martin und Hans, sich in<br />
den elterlichen Geschäftsbetrieb einzuarbeiten.<br />
Sie machten eine kaufmännische Lehre<br />
und als sie mit 21 Jahren voll geschäftsfähig<br />
waren, kannten sie sich schon gut in der<br />
Milchbranche aus. Mit dem Eintritt der beiden<br />
Brüder als Geschäftsführer, daher auch der<br />
Name Gebrüder <strong>Baldauf</strong>, begann eine neue<br />
Ära für das Unternehmen.<br />
Statt wie bisher nur auf den Handel mit<br />
Milcherzeugnissen zu setzen, wagten Martin<br />
und Hans den Schritt in die Eigenproduktion<br />
von Allgäuer Emmentaler. Angeregt von<br />
ihrem Stiefvater Xaver Kohler, schlossen sie<br />
erste Milchkaufverträge mit dörflich strukturierten<br />
Milchgenossenschaften ab.<br />
sennerei Hopfen um 1900<br />
So wurde 1903 die Sennereigenossenschaft<br />
Hopfen, die ihre Milch seither ausschließlich an<br />
Gebrüder <strong>Baldauf</strong> verkauft, Geschäftspartner.<br />
Die Dauer dieser guten Geschäftsbeziehung<br />
ist einzigartig in der Geschichte der bayerischen<br />
Milchwirtschaft.<br />
1900<br />
Eine große Liebe soll es gewesen sein – und<br />
ida & Martin <strong>Baldauf</strong><br />
Im folgenden Jahrzehnt ließen die<br />
Brüder in 20 Sennereien Allgäuer Emmentaler<br />
und Butter produzieren und setzten somit<br />
einen Meilenstein in der Geschichte der Firma<br />
<strong>Baldauf</strong>. Denn gute Milch und zuverlässige<br />
Lieferanten waren damals und sind auch heute<br />
eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg<br />
unseres Unternehmens.<br />
Martin heiratete 1900 im Alter von 23 Jahren<br />
die ein Jahr jüngere Ida Wiedemann.<br />
die gemeinsame Liebe und Leidenschaft galten<br />
auch dem Unternehmen.<br />
Ida war eine passionierte und erfahrene<br />
Viehzüchterin und genoss im Westallgäu<br />
einen sehr guten Ruf in den Kreisen der Viehzuchtgenossenschaften.<br />
Ihre Familie besaß ein<br />
landwirtschaftliches Anwesen im sogenannten<br />
Koblach, zwischen Lindenberg und Goßholz,<br />
und eine Alpe in Wiederhofen, die im Sommer<br />
mit dem Vieh der eigenen Landwirtschaft<br />
beschlagen wurde. Ida war eine hingebungsvolle,<br />
religiöse und charakterstarke Ehefrau<br />
und Mutter. Aus der Ehe gingen vier Kinder<br />
hervor: Hans, der als Baby starb, und die drei<br />
Geschwister Frieda, Johanna und Martin III.<br />
Auch Hans fand eine treue Partnerin fürs<br />
Leben. Seiner Ehe mit Auguste Heckner entstammten<br />
die zwei Kinder Robert und Hans II.<br />
6 7
918<br />
dIe zeIt zwISchen der Jahrhundertwende<br />
und dem ersten Weltkrieg war bestimmt<br />
durch ein stetiges Wachstum der Firma<br />
und ein gewisser Wohlstand stellte sich<br />
ein. Der <strong>Käse</strong>, dessen Transport bis dato<br />
mit Pferdefuhrwerken erfolgte, wurde nun<br />
mit dem Lkw ausgeliefert – der technische<br />
Fortschritt hatte Einzug gehalten.<br />
DAs fRÜHE 20. JAHRHuNDERt<br />
Die Situation änderte sich schlagartig mit dem<br />
Beginn und im Verlauf des ersten Weltkrieges.<br />
Produzierten die Sennereien 1913 noch 550<br />
Tonnen Emmentaler, waren es 1918, am Ende<br />
des Krieges, gerade mal 350 Tonnen. Die<br />
Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Männer<br />
wurden zum Kriegsdienst eingezogen und<br />
auf den Bauernhöfen und in den Sennereien<br />
fehlte es an Arbeitskräften. Eine Folge war,<br />
dass Lebensmittel ab 1915 rationiert wurden.<br />
Die Deutschen bekamen neben anderen<br />
Bezugsscheinen Karten „zur Empfangnahme<br />
von Butter, Margarine-Pflanzenfett“.<br />
verladen der Emmentalerlaibe , Goßholz<br />
Doch die Brüder Martin und Hans schafften<br />
es, auch diese Hürde zu meistern. Nach 1918<br />
normalisierte sich die Lage und es wurde<br />
wieder fleißig <strong>Käse</strong> produziert. Sowohl Martin<br />
als auch Hans beteiligten sich außerdem aktiv<br />
am politischen und wirtschaftlichen Leben der<br />
Stadt Lindenberg. 1919 fanden in Lindenberg<br />
die ersten Stadtratswahlen nach dem Krieg<br />
statt und Martin besetzte einen von sechs<br />
Sitzen für die Deutsche Demokratische Partei<br />
im Stadtrat. Er war ein geselliger Mann, der<br />
gerne unter Leuten war und den Austausch<br />
liebte.<br />
Martin starb 1924 im Alter von 47 Jahren an<br />
einem Schlaganfall. Von nun an führte sein<br />
Bruder Hans die Geschäfte alleine weiter.<br />
Die Witwe Ida blieb mit drei Kindern zurück<br />
und wurde, neben ihrem Schwager Hans, als<br />
Eigentümerin von Goßholz 5 eingetragen.<br />
Martin ließ es sich nicht nehmen, das jährlich ausgehandelte<br />
Milchgeld persönlich zu überbringen. Dass dann<br />
nach getätigtem Handschlag der Schnaps nicht fehlen<br />
durfte, war Tradition. Die Touren führten ihn mit seinem<br />
Pferdefuhrwerk quer durch das Allgäu. Da konnte der<br />
Schnaps schon mal zu Kopfe steigen und die Müdigkeit<br />
einen überwältigen. Gut wenn dann das treue Pferd den Weg<br />
alleine nach Hause in den warmen Stall fand.<br />
Darstellung der Milchmengen<br />
von 1913 bis 1920<br />
8 9
familienausflug<br />
in den Münchner tierpark<br />
Johanna, Herbert & ida<br />
martInS älteSte tochter Frieda heiratete<br />
jung den tüchtigen, im kaufmännischen<br />
Bereich ausgebildeten Josef aus Sellengehr<br />
bei Möggers in Vorarlberg. Und wie es der<br />
Zufall wollte, hieß auch er mit Familiennamen<br />
<strong>Baldauf</strong>. So heirateten Frieda <strong>Baldauf</strong> und<br />
Josef <strong>Baldauf</strong> ohne vorher miteinander verwandt<br />
zu sein.<br />
Josef <strong>Baldauf</strong> absolvierte vor der Ehe eine<br />
Lehre in der Strohhutfabrik Franz Feuerle in<br />
Lindenberg, wo ihm nach Beendigung seiner<br />
Ausbildung die Auftragsbearbeitung, der<br />
Bereich Lohn- und Krankenkassenwesen, das<br />
Lager und der Export sowie die Finanzen<br />
unterstanden. Anschließend arbeitete er für<br />
die Firma „F.X. Hagspiel, Heimenkirch“ als<br />
Leiter der Fabrikation, des Ein- und Verkaufs<br />
mit erteilter Prokura. Diese Tätigkeit wurde<br />
1917 für zwei Jahre unterbrochen, da er eingezogen<br />
und in Frankreich inhaftiert wurde.<br />
Erster firmenwagen der Gebr. <strong>Baldauf</strong>, 1911<br />
frieda & Josef im urlaub in st. Pölten<br />
BAlDAuf<br />
BlEiBt<br />
BAlDAuf<br />
Nach seiner Heirat mit Frieda trat Josef<br />
<strong>Baldauf</strong> in das Unternehmen ein. Hier<br />
konnte er sein gesammeltes Wissen und<br />
seine Berufserfahrung nützlich einbringen<br />
und war eine große Unterstützung für<br />
Hans. Sowohl Hans wie auch Josef bauten<br />
ihre guten Kontakte zur Milchwirtschaft in<br />
der Region aus und brachten sich aktiv in<br />
deren Weiterentwicklung und Förderung<br />
ein. Hans übte von 1929 bis zu seinem Tod<br />
das Amt des 1. Vorsitzenden des „Allgäuer<br />
Emmentalerkäseverbandes e.V.“ aus.<br />
Auch Josef war in dieser Beziehung ein<br />
engagierter Mensch. Er bekleidete neben<br />
seiner Tätigkeit bei Gebrüder <strong>Baldauf</strong> zahlreiche<br />
Ämter in der Milchwirtschaft und in<br />
der Lokalpolitik. So wurde er 1929 mit 925<br />
Stimmen als Kandidat der Freien Bürgerliste<br />
in den Stadtrat gewählt und war 1938 Ratsherr<br />
der Stadt Lindenberg.<br />
frieda mit tochter Bärbel<br />
Josef <strong>Baldauf</strong><br />
bei der Arbeit<br />
Die familie Josef <strong>Baldauf</strong><br />
Nach dem Tod von Hans am 28. Februar<br />
1931 wurde Josef <strong>Baldauf</strong> Geschäftsführer<br />
der Firma Gebrüder <strong>Baldauf</strong>, unterstützt von<br />
seinem Schwager Martin III.<br />
Von 1935 bis 1954, mit Unterbrechung während<br />
des zweiten Weltkrieges, war Josef <strong>Baldauf</strong><br />
Kuratoriumsvorsitzender der „Dr. Anton-Fehr-<br />
Schule“ in Weiler. Außerdem war er Mitglied<br />
in verschiedenen Verbänden, wie dem „Ausschuss<br />
der Allgäuer Butter- und <strong>Käse</strong>börse<br />
Kempten“, dem „Milchwirtschaftlichen Verein<br />
Baden Württemberg“ und dem „Allgäuer<br />
Emmentalerkäse-Verband“. In diesen Funktionen<br />
wurde Josef als kompetente, ge-<br />
wissenhafte, ehrenhafte und allseits beliebte<br />
Persönlichkeit beschrieben.<br />
frieda <strong>Baldauf</strong> im<br />
Zoologischen Garten Berlin<br />
Wohnhaus der famile <strong>Baldauf</strong>,<br />
Goßholz 5a<br />
Dank der gut gehenden Geschäfte war Josef<br />
1933 in der Lage, ein repräsentatives Haus auf<br />
dem Grundstück Goßholz 5a, oberhalb der<br />
Firma, errichten zu lassen.<br />
Die Zeit des zweiten Weltkrieges brachte<br />
Belastungen für die Firma. Wieder waren<br />
die Männer in den Krieg einberufen worden,<br />
Lebensmittel wurden rationiert und<br />
die Menschen im Allgäu mussten sich einschränken.<br />
Aber trotz der geringeren<br />
Milchmenge wurden in den Sennereien weiterhin<br />
Emmentaler und Butter produziert und<br />
<strong>Baldauf</strong> <strong>Käse</strong> fand seinen Absatz in ganz<br />
Europa.<br />
1933<br />
Der Export von <strong>Käse</strong> in die USA, wo ein paar<br />
Jahre zuvor ein Warenzeichen für den <strong>Baldauf</strong><br />
Privat lief es ebenfalls sehr zur Zufriedenheit Emmentaler eingetragen worden war, endete<br />
des Unternehmers, seine Frau Frieda und er mit dem Kriegseintritt der Amerikaner 1941.<br />
bekamen fünf Kinder: Johanna, Ida, Herbert,<br />
Christa und Bärbel.<br />
10 11<br />
Herbert
DiE NACHKRiEGsZEit<br />
Im April 1945 wurde in Lindenberg das<br />
Zeichen „Feindalarm“ gegeben – französische<br />
Panzereinheiten waren auf dem Weg Richtung<br />
Westallgäu. Die Besitzer der Firmen Kraft,<br />
<strong>Käse</strong>-Feuerle und <strong>Baldauf</strong> beschlossen, ihre<br />
<strong>Käse</strong>keller zu räumen und den <strong>Käse</strong> an die<br />
Bevölkerung des Landkreises zu verschenken.<br />
Lieber sollten die Einheimischen den <strong>Käse</strong><br />
bekommen, als dass er den Besatzern in die<br />
Hände fiel. So verteilten sie 20 Kilogramm<br />
<strong>Käse</strong> an jeden Einwohner – etwa das Fünffache<br />
der Jahresration des vorhergehenden Kriegsjahres.<br />
Es wird erzählt, dass die französischen<br />
Besatzer später davon erfuhren und Josef zu<br />
drei Monaten Gefängnis verurteilten, die er<br />
in im Amtsgericht Weiler absitzen musste.<br />
Jedoch wurde ihm gewährt, tagsüber seinen<br />
Geschäften in Goßholz nachzugehen und nur<br />
die Nächte hinter Gittern zu verbringen.<br />
Nach der Währungsreform 1948 und in der<br />
Zeit des Wiederaufbaus liefen die Geschäfte<br />
zur Zufriedenheit der Familie. Wie schon vor<br />
dem Krieg wurden jährlich etwa 8,5 Millionen<br />
Kilogramm Milch auf ca. 20 Sennereien verarbeitet,<br />
eine stolze Menge!<br />
1952 übernahm Josef das Amt des 1. Vorsitzenden<br />
des „Allgäuer Emmentalerkäseverbandes“,<br />
das er jedoch krankheitsbedingt<br />
nach nur wenigen Monaten wieder abgeben<br />
musste. Dieser Posten wurde später von<br />
Robert <strong>Baldauf</strong>, dem Cousin seiner Frau,<br />
übernommen.<br />
Josef <strong>Baldauf</strong>s Tod im Februar des Jahres<br />
1954 war der Schicksalsschlag, der die Krise<br />
der Gebrüder <strong>Baldauf</strong> einleitete. Im Mai<br />
darauf starb auch Josefs Schwiegermutter Ida<br />
<strong>Baldauf</strong>.<br />
12 13
KRisE DER<br />
RoHMilCHKäsEREi<br />
nach dem tod seines Schwagers wurde der<br />
wesentlich jüngere Martin III Geschäftsführer<br />
der Gebrüder <strong>Baldauf</strong>. Martin war bis dahin mit<br />
der Organisation der über 20 <strong>Käse</strong>reien betraut<br />
gewesen. Ein großer Bereich seiner Tätig-<br />
keit bestand in der Erstellung der jährlichen<br />
Milchgeldabrechnungen von ca. 400 Milchlieferanten<br />
– eine sehr aufwendige Arbeit, da es<br />
moderne Hilfsmittel wie Computer noch nicht<br />
gab. Er hielt den Kontakt zu den Bauern und<br />
war für die Qualitätsüberwachung zuständig.<br />
Jedoch war er völlig unerfahren im <strong>Käse</strong>vertrieb,<br />
der Vertretung nach außen und in wirtschaftlichen<br />
Belangen. Nun wurde er mit gewaltigen<br />
Veränderungen in der Milchwirtschaft konfrontiert:<br />
Der Allgäuer Milchwirtschaft stand ein<br />
großer struktureller Wandel bevor, mit folgenschweren<br />
Auswirkungen auf die Emmentaler-<br />
<strong>Käse</strong>rei wurde in den Jahren 1955 bis 1957<br />
die Melkmaschine flächendeckend im Allgäu<br />
eingeführt.<br />
Die mangelnde Kenntnis im Umgang mit<br />
den neuen Melkmaschinen führte zu einer<br />
Verschlechterung der Milchqualität. In der –<br />
damals noch ungekühlten – Milch bildeten<br />
sich Bakterien, die zu großen Ausfällen in der<br />
Produktion der Rohmilchemmentaler führten.<br />
Die entstandenen Fehlproduktionen bedeuteten<br />
hohe finanzielle Einbußen für die<br />
Gebrüder <strong>Baldauf</strong>, waren jedoch ein preisgünstiger<br />
Rohstoff für die Herstellung von<br />
Schmelzkäse.<br />
So kam es, dass die Firma <strong>Baldauf</strong> 1956 zwischenzeitlich<br />
an Robert Reich und Robert<br />
Summer, Mitinhaber der Schmelzkäsewerke<br />
Hochland in Heimenkirch, verpachtet war. Der<br />
auf fünf Jahre festgelegte Pachtvertrag wurde<br />
nicht verlängert und endete 1961.<br />
dIe mIlchvIehbeStände wurden größer<br />
und die Erzeugung von Silagemilch<br />
wurde durch die Industrialisierung der<br />
<strong>Käse</strong>herstellung immer attraktiver. Es entstanden<br />
Milchwerke, in denen Emmentaler zwar<br />
nicht mehr nach traditionellen Methoden,<br />
jedoch viel preisgünstiger hergestellt werden<br />
konnte.<br />
Die Rohmilch verarbeitenden kleinen Senne-<br />
reien mussten nach und nach geschlossen werden.<br />
Es kam zu Kampfabstimmungen in den<br />
Genossenschaften über das Für und Wider zur<br />
Schließung der Sennereien. In diesem Umfeld<br />
geriet die Firma Gebrüder <strong>Baldauf</strong> zunehmend<br />
in Schwierigkeiten. Martin und seine<br />
Schwester Frieda scheuten sich zwar nicht,<br />
die immer kritischer werdende finanzielle<br />
Situation der Firma mit ihrem privaten Besitz<br />
zu kompensieren, aber letztendlich stand die<br />
Firma <strong>Baldauf</strong> Ende der 60er Jahre kurz vor<br />
dem Aus.<br />
Werbetafel für <strong>Baldauf</strong> Emmentaler<br />
frieda <strong>Baldauf</strong> Robert Reich<br />
Bäuerin mit Melkmaschine<br />
14 15
16<br />
HERBERt BAlDAuf<br />
oben v.l.: Johanna, ida - unten v.l.: Christa, Bärbel & Herbert<br />
aufgewachSen alS eInzIger Junge<br />
unter vier Schwestern, war sich Herbert <strong>Baldauf</strong><br />
der großen Verantwortung gegenüber dem<br />
Familienunternehmen bewusst und setzte<br />
alles daran, die Firma am Leben zu erhalten.<br />
Nach seinem Abitur begann er ein Studium<br />
der Betriebswirtschaftslehre in München, das<br />
er in kürzester Zeit erfolgreich abschloss.<br />
Die Firma Gebrüder <strong>Baldauf</strong> befand sich<br />
in den 60er Jahren in einer wirtschaftlich<br />
schwierigen Lage. Der traditionell in<br />
Kleinbetrieben hergestellte Emmentaler<br />
wurde von dem industriell gefertigten <strong>Käse</strong><br />
der aufkommenden Großbetriebe verdrängt.<br />
Herbert überließ die Geschäftsleitung seinem<br />
Onkel Martin, folgte dem Angebot von<br />
Georg Summer und wurde bei der Firma<br />
Hochland in der Finanzbuchhaltung tätig.<br />
Nach dem Ausscheiden von Robert Reich<br />
wurde er Leiter des Rechnungswesens und<br />
erhielt die Prokura. Auch im Familienbetrieb<br />
Gebrüder <strong>Baldauf</strong> übernahm Herbert <strong>Baldauf</strong><br />
große Verantwortung: Als 1968 die beiden<br />
Gesellschafter Robert und Auguste <strong>Baldauf</strong> aus<br />
dem Stamm von Hans <strong>Baldauf</strong> ausschieden,<br />
wurde er persönlich haftender Gesellschafter<br />
der Gebrüder <strong>Baldauf</strong>. Vier Jahre später übergaben<br />
auch sein Onkel Martin und seine<br />
Mutter Frieda und Herbert <strong>Baldauf</strong> wurde<br />
1972 Alleininhaber von Gebrüder <strong>Baldauf</strong>.<br />
Das große Sennereisterben im Allgäu war<br />
in vollem Gange, von den einst über 600<br />
Sennereien wurden die meisten geschlossen.<br />
Auch die <strong>Baldauf</strong> Sennereien konnten<br />
sich dem Strukturwandel nicht entziehen<br />
und so wurden von den 1972 noch elf<br />
existierenden Sennereien alle bis auf die<br />
Sennereigenossenschaft Hopfen stillgelegt.<br />
Diese Entwicklung wurde stark durch staatliche<br />
Rationalisierungsprämien zur Schließung<br />
von Kleinsennereien vorangetrieben.<br />
Eva <strong>Baldauf</strong> mit ihren Kindern<br />
Georg, Martina & Markus<br />
Herberts Privatleben gestaltete sich als<br />
Achterbahnfahrt: Er verliebte sich in die vier<br />
Jahre jüngere Christa Zinth aus Weiler und<br />
heiratete. Bei der Geburt ihres Sohnes Markus<br />
1965 starb seine junge Frau. Das Kind wurde<br />
von Herberts Nichte Christa versorgt, so<br />
konnte der Junge beim Vater bleiben.<br />
Nach zwei Jahren begegnete Herbert der<br />
Österreicherin Eva Ruckensteiner, aus dieser<br />
Ehe entstanden zwei Kinder: 1968 kam Georg<br />
zur Welt und fünf Jahre später Martina.<br />
1970<br />
DiE ANfäNGE<br />
DER AlPKäsE-<br />
PRoDuKtioN<br />
herbert arbeItete nach wIe vor bei<br />
Hochland. Die Firma <strong>Baldauf</strong> führte er nebenbei,<br />
mit tatkräftiger Unterstützung durch<br />
seine Frau Eva, den <strong>Käse</strong>reiaufseher Andreas<br />
Müller, einer Buchhalterin, <strong>Käse</strong>rmeistern und<br />
Untersennen. Produziert wurde zunächst in<br />
der <strong>Baldauf</strong> <strong>Käse</strong>rei Hopfen (seit 1903), später<br />
auch in Grünenbach (seit 1972), Diepolz (1987<br />
–1997) und Gestratz (seit 1988).<br />
Als Herbert <strong>Baldauf</strong> Anfang der 70er Jahre<br />
geschäftlich im schweizerischen Jura eine<br />
Gruyère-<strong>Käse</strong>rei besuchte, lernte er dort<br />
den Franzosen Max Pellet kennen und ihre<br />
Freundschaft, die sich über Jahrzehnte hinweg<br />
vertiefte, veränderte die Geschichte der Firma<br />
Gebrüder <strong>Baldauf</strong> grundlegend. „Monsieur<br />
Max“ war Inhaber einer kleinen <strong>Käse</strong>rei im<br />
Ort Lugrin am Genfer See. Der Betrieb war<br />
auf Gruyère spezialisiert, den Max ganzjährig<br />
dort produzierte. Schnell erkannte Herbert<br />
die Chance, eine ähnliche Sorte bei <strong>Baldauf</strong><br />
einzuführen und damit die Tradition der<br />
Rohmilch-Hartkäseproduktion weiterzuführen.<br />
Max willigte ein, Herbert mit dem nötigen<br />
Knowhow zu unterstützen, und erwies sich<br />
mit seiner Erfahrung und seinem persönlichen<br />
Engagement als wertvolle Hilfe: So nahm der<br />
Plan, Alpkäse zu erzeugen, seinen Anfang.<br />
1972 begann die Produktion des <strong>Baldauf</strong><br />
Alpkäse. Die Anfangsschwierigkeiten waren<br />
groß und so endete in den 70ern manche<br />
Tonne des neuen <strong>Käse</strong>s im Schmelzwerk. Auch<br />
die Vermarktung der neuen Sorte musste erst<br />
aufgebaut werden, hierfür war Eva <strong>Baldauf</strong> in<br />
dieser Zeit in ganz Deutschland unterwegs,<br />
um Abnehmer für den „<strong>Baldauf</strong> Alpkäse“ zu<br />
gewinnen.<br />
Ehepaar <strong>Baldauf</strong><br />
mit Alpkäse<br />
verkaufsladen Goßholz 1978<br />
Max Pellets<br />
sennerei<br />
in lugrin<br />
Ehepaar Pellet &<br />
Herbert <strong>Baldauf</strong><br />
17
QuEsERiA BAvARiA<br />
DAs ABENtEuER NiCARAGuA<br />
Verladung der Sennereieinrichtung in Goßholz<br />
Milchkühe in Nicaragua<br />
Die Mitarbeiter in Nicaragua<br />
Der Rohbau des Sennereigebäudes in Matagalpa<br />
Im Jahr 1972 entstand der Gedanke, eine <strong>Käse</strong>rei im mittelamerikanischen Staat Nicaragua zu errichten.<br />
In dem kleinen Staat gab es zwar viele Kühe, jedoch fehlte es an Möglichkeiten und Erfahrung, die Milch<br />
zu verarbeiten. Die Regierung wollte dies ändern und so bezuschusste die deutsche Entwicklungsbank den<br />
Bau von milchverarbeitenden Betrieben. Eva und Herbert <strong>Baldauf</strong> waren begeistert und reisten noch im<br />
selben Jahr nach Nicaragua, um sich einen Eindruck von den örtlichen Gegebenheiten zu verschaffen.<br />
So wurde das Projekt „Queseria Bavaria“ ins Leben gerufen.<br />
Zurück in Deutschland wurde eine komplette <strong>Käse</strong>reieinrichtung aus stillgelegten Sennereien günstig erstanden<br />
sowie ein <strong>Käse</strong>rmeister aus Frankreich rekrutiert, der sich in Goßholz einarbeitete. Zwischenzeitlich begann<br />
der Bau der <strong>Käse</strong>rei in Nicaragua auf einem Grundstück in den Bergen von Matagalpa.<br />
1973 war es dann endlich so weit: Die Produktion von Alpkäse und einem Weichkäse mit Rotschmiere<br />
lief erfolgreich an. Leider folgten unmittelbar darauf die ersten Probleme. Die Vermarktung erwies sich als<br />
extrem schwierig, zu allem Unglück brach 1975 in Nicaragua auch noch eine Revolution aus, die<br />
das Land in ein komplettes Chaos stürzte. Die <strong>Käse</strong>rei musste geschlossen werden<br />
und das „Abenteuer Nicaragua“ fand ein abruptes Ende.<br />
AufsCHWuNG<br />
iN DEN 80ern<br />
anfang der 80er war das Schlimmste überstanden und die Firma<br />
Gebrüder <strong>Baldauf</strong> hatte sich wieder eine solide Geschäftsgrundlage<br />
erarbeitet. Mit seiner Idee, ganzjährig Alpkäse in den Talkäsereien zu<br />
produzieren, leistete Herbert <strong>Baldauf</strong> Pionierarbeit, bald jedoch fanden<br />
sich zahlreiche Nachahmer, die seine Geschäftsidee kopierten.<br />
Unverzichtbar für die Entwicklung des Alpkäses waren auch die<br />
<strong>Käse</strong>rmeister in den Sennereien und die Leitung der Produktion.<br />
Josef Speiser arbeitete zu Beginn als <strong>Käse</strong>rmeister in der Sennerei<br />
Grünenbach und wechselte 1982 als Produktionsleiter in die Zentrale<br />
nach Goßholz. Sein Nachfolger wurde Hermann Karg, der ebenfalls<br />
zuerst als <strong>Käse</strong>rmeister in der Sennerei Grünenbach käste und seit<br />
1987<br />
1988 die Produktion leitet.<br />
In der Folge begann Herbert <strong>Baldauf</strong>, seinen Betrieb kontinuierlich<br />
auszubauen. Die <strong>Baldauf</strong> <strong>Käse</strong>reien wurden nach und nach modernisiert<br />
und kleine Verkaufsläden an die Sennereien angeschlossen. In<br />
Goßholz eröffnete bereits 1977 ein <strong>Käse</strong>laden, die Nachfrage nach<br />
gutem Rohmilchkäse wuchs stetig.<br />
1986 reagierte Herbert <strong>Baldauf</strong> auf die gestiegene Nachfrage<br />
für Alpkäse und baute in Goßholz einen neuen, unterirdischen<br />
Lagerkeller mit einer Kapazität zur Reifung von 3.500 Laiben. Nun<br />
war es möglich, die gesamte <strong>Käse</strong>produktion zentral auszureifen<br />
und damit eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten.<br />
ladenbau Zentrale Goßholz, 1977<br />
18 19<br />
Diepolz<br />
oberstaufen<br />
oberstdorf<br />
Weitnau<br />
sennerei Hopfen<br />
sennerei Grünenbach<br />
sennerei Gestratz
KEllERBAu 1993<br />
ANliEfERuNG<br />
DEs NEuEN RoBotERs<br />
iNvEstitioNEN iN DEN 90ern<br />
alS Im Jahr 1991 der KäSehändler<br />
Josef Hürlimann aus Oberstaufen aus gesundheitlichen<br />
Gründen der Firma <strong>Baldauf</strong> anbot,<br />
seinen gesamten Lagerbestand inklusive<br />
Kunden und Lieferanten zu übernehmen,<br />
zögerte Herbert nicht lange und schlug ein.<br />
Hürlimann war spezialisiert auf Schweizer<br />
Rohmilch-Hartkäse, er hatte langjährige und<br />
verlässliche Lieferanten.<br />
1991<br />
saftigen Almwiesen verbringen. Der Älpler<br />
Damit tat sich ein neues Geschäftsfeld auf:<br />
Von nun an wurden Handel und Verkauf von<br />
Schweizer <strong>Käse</strong>-Spezialitäten eine weitere<br />
Sparte der Geschäftstätigkeit. Das Sortiment<br />
wurde um den bei den Kunden so geschätzten<br />
Hochalpe-<strong>Käse</strong> erweitert. Dieser <strong>Käse</strong> wird aus<br />
Milch von Kühen gewonnen, die den Sommer<br />
auf den höher gelegenen Alpen mit ihren<br />
verarbeitet die Milch in der <strong>Käse</strong>küche der<br />
Alpe zu Hochalpe-<strong>Käse</strong>. Der junge <strong>Käse</strong> wird<br />
durch eine Reifung von bis zu 16 Monaten im<br />
<strong>Baldauf</strong> Keller zu höchster Qualität veredelt.<br />
So erhält die „Hochalpe“ ihren unverkennbar<br />
würzigen Geschmack.<br />
Aber nicht nur neue <strong>Käse</strong>-Spezialitäten,<br />
Kunden und Lieferanten kamen nach Goßholz,<br />
sondern auch neue Gesichter. Mit Anton<br />
Eß gewann die Firma einen kompetenten<br />
Mitarbeiter, der sich bestens im <strong>Käse</strong>geschäft<br />
auskennt. Der gelernte Molkereimeister war<br />
fünf Jahre lang Produktionsleiter der Sennerei<br />
Gestratz und dort für die Umstellung der<br />
Emmentalerproduktion auf Alpkäse verantwortlich.<br />
Als er 1989 zur Firma Hürlimann<br />
wechselte, wurde er Vertriebsleiter, vertiefte<br />
seine Kontakte in der Branche und seine<br />
Erfahrung – Wissen, das er bis heute erfolg-<br />
1993 reichten die Lagerkapazitäten in den<br />
Reifekellern nicht mehr aus, ein Kelleranbau<br />
und eine Modernisierung wurden notwendig.<br />
Das Großprojekt mit einem Bauvolumen von<br />
einer Million DM startete im Mai und Ende des<br />
Jahres fanden statt wie bisher 3.500 Laib <strong>Käse</strong><br />
weit über 6.000 Laibe ihren Platz in den Kellern.<br />
Um diese stolze Menge an <strong>Käse</strong> auch pflegen<br />
zu können, investierte Herbert <strong>Baldauf</strong> als<br />
erster Allgäuer weitere 200.000 DM für einen<br />
vollautomatischen Pflegeroboter, den er aus<br />
der französischen Schweiz bezog. Der Roboter<br />
war eine enorme Arbeitserleichterung für die<br />
Mitarbeiter, die die bis dato sehr Kräfte zehrende<br />
Arbeit des <strong>Käse</strong>schmierens von Hand<br />
machten. Für die Firma <strong>Baldauf</strong> brach ein<br />
neues Zeitalter an.<br />
Der Pflegeroboter beim Herausnehmen der laibe<br />
20 reich für die Firma <strong>Baldauf</strong> einsetzt.<br />
21
Herbert <strong>Baldauf</strong><br />
JEtZt isCH Es<br />
HAlt A so – Bloss<br />
ANDERsCHt<br />
Jedoch Schlug daS SchIcKSal erneut zu. Kaum war das<br />
große Bauvorhaben beendet, erkrankte Herbert <strong>Baldauf</strong> schwer.<br />
Als Folge wandelte er das Unternehmen in eine GmbH & Co.<br />
KG um. Seine Kinder Markus, Georg und Martina wurden als<br />
Mitgesellschafter aufgenommen. Die operative Geschäftsführung<br />
wurde Anton Eß übertragen.<br />
Am 1. Dezember 1994 starb Herbert <strong>Baldauf</strong>. Unter großer<br />
994<br />
Anteilnahme fand er seine letzte Ruhestätte auf dem Bergfriedhof<br />
in Lindenberg. Mit seiner herzlichen, aufgeschlossenen und<br />
liebenswerten Art hinterließ er nicht nur in seiner Familie eine<br />
große Lücke. Auch das Unternehmen und das öffentlichen Leben<br />
der Stadt Lindenberg verloren einen kompetenten und allseits<br />
beliebten Menschen, der sich immer für die Belange anderer eingesetzt<br />
hatte. Zu seiner Beerdigung reisten unter anderem über<br />
60 Mitarbeiter aus der Belegschaft der Henri Hutin Werke aus<br />
Frankreich an, deren Geschäftsführer Herbert <strong>Baldauf</strong> im Auftrag<br />
der Hochland-Werke bis 1993 war.<br />
Nach dem Tod ihres Vaters wurden die Firmenanteile unter den<br />
Kindern aufgeteilt, so dass Markus, Georg und Martina <strong>Baldauf</strong><br />
heute Gesellschafter der Gebrüder <strong>Baldauf</strong> zu gleichen Anteilen<br />
22 sind.<br />
2000<br />
Da der Markt nach immer neuen Geschmacks-<br />
DER WEG iNs NEuE<br />
JAHRtAusEND<br />
Anton Eß<br />
unter der leItung von Anton Eß entwickelte<br />
sich das Unternehmen stetig weiter<br />
und machte seinem guten Ruf im Segment<br />
Rohmilchkäse alle Ehre.<br />
Als Österreich 1995 der EU beitrat, überschwemmten<br />
die <strong>Käse</strong>hersteller aus Vorarlberg<br />
mit ihren Produkten den deutschen Markt<br />
und der Preis für Alpkäse fiel. Anton Eß<br />
erkannte die Problematik und ließ ab 1997<br />
eine neue <strong>Käse</strong>sorte entwickeln – den <strong>Baldauf</strong><br />
Bauernkäse. Dies ist ein Schnittkäse von würzig-mildem<br />
Geschmack, der sehr erfolgreich<br />
in die <strong>Baldauf</strong> Produktpalette integriert wurde.<br />
umbau sennerei Grünenbach, 1999<br />
richtungen und Produkten verlangt, haben<br />
Produktionsleiter Hermann Karg, <strong>Käse</strong>rmeister<br />
Franz Horn und Marketingleiterin Susanne<br />
Rentzsch mit viel Fingerspitzengefühl und<br />
Geduld Pionierarbeit geleistet und neue<br />
<strong>Käse</strong>variationen entwickelt. Auf der Basis des<br />
Bauernkäses entstanden in den folgenden<br />
Jahren durch Beimischung und Veredelung<br />
mit Kräutern weitere äußerst beliebte<br />
Sorten wie der Bärlauch-, Bergschnittlauch-,<br />
Gartenkräuter- und Wildblumenkäse. So<br />
wurde und wird die <strong>Baldauf</strong> Produktpalette<br />
ständig erweitert, um den Wünschen der<br />
Kunden Rechnung zu tragen.<br />
Um die erhöhte Nachfrage nach Schnittkäse<br />
bedienen zu können, wurde 1999 die Sennerei<br />
in Grünenbach umgebaut und modernisiert.<br />
Hier wird der <strong>Baldauf</strong> Bauernkäse produziert.<br />
23
Auf der interMopro<br />
Hermann Karg<br />
beim „schaukäsen“ <strong>Baldauf</strong> Marktstand<br />
nun galt eS, auch den Bekanntheitsgrad<br />
des <strong>Baldauf</strong> <strong>Käse</strong>s zu vergrößern. So findet<br />
seit Jahren in den Sommermonaten auf<br />
Voranmeldung ein wöchentliches Schaukäsen<br />
für Urlauber und andere Interessierte statt,<br />
bei dem den Besuchern das traditionelle<br />
Handwerk des <strong>Käse</strong>machens vorgeführt wird.<br />
Auch auf internationalen <strong>Käse</strong>festen oder bei<br />
Geschäftseröffnungen von Kunden ist die<br />
mobile Schaukäserei eine beliebte Attraktion,<br />
bei der die Gäste nicht nur zuschauen, sondern<br />
auch selbst Hand anlegen können.<br />
Seit im Jahr 1999 das erste Internationale <strong>Käse</strong>-<br />
& Gourmetfest in Lindenberg stattfand, ist die<br />
Firma <strong>Baldauf</strong> ein regelmäßiger Aussteller, der<br />
die Tradition der Allgäuer Rohmilchkäserei<br />
anschaulich vertritt. Hermann Karg führte dort<br />
1999 erstmals seinen Weinkäse ein, dessen<br />
Geheimnis ein 7-tägiges Bad in einem kräftigen<br />
Rotwein ist – bald schon wurde der<br />
„<strong>Baldauf</strong> Lindenberger Weinkäse“ ein fester<br />
Bestandteil im Sortiment. Im Jubiläumsjahr<br />
2012 ist die Firma Gebrüder <strong>Baldauf</strong> besonders<br />
groß auf dem Lindenberger <strong>Käse</strong>fest<br />
vertreten, um mit ihren Kunden und den<br />
Besuchern das 150-jährige Bestehen gebührend<br />
zu feiern.<br />
Alois Keck & sigi Rist franz Horn<br />
der Bekanntheitsgrad der Marke <strong>Baldauf</strong> stetig<br />
ausgebaut werden.<br />
Heute findet man die <strong>Baldauf</strong> Rohmilch-<br />
Spezialitäten deutschlandweit in namhaften<br />
Fachgeschäften, Delikatessenhandlungen<br />
und an Fachständen auf Märkten, wie dem<br />
Münchner Viktualienmarkt.<br />
Dass Geschmack und Qualität unserer<br />
Spezialitäten stimmen, beweisen auch die<br />
vielen Ehrungen, die unsere <strong>Käse</strong>rmeister Jahr<br />
für Jahr für den <strong>Baldauf</strong> <strong>Käse</strong> erhalten. Auf<br />
die jährlichen Auszeichnungen der Deutschen<br />
Landwirtschafts-Gesellschaft bis hin zu Gold<br />
bei der <strong>Käse</strong>-Olympiade sind wir zu Recht<br />
stolz und bemühen uns, weiterhin diesen<br />
hohen Anforderungen gerecht zu werden.<br />
BAlDAuf Bio<br />
100 % NAtuR – soNst NiCHts<br />
eIn weIterer groSSer SchrItt war der<br />
Einstieg in den Biomarkt: 1998 wurde der erste<br />
Bio-Bauernkäse ausgereift und war bereit zur<br />
Verkostung. Das Marktsegment „<strong>Baldauf</strong> Bio-<br />
käse“ wird seither konsequent und sehr erfolgreich<br />
erschlossen. 2002 wurde <strong>Baldauf</strong> Bio in<br />
den Biolandverband aufgenommen. Diese<br />
Umstellung bedeutete jedoch keinen allzu<br />
großen Schritt für das Unternehmen, da seit<br />
jeher naturbelassene Rohstoffe, Nähe zu den<br />
örtlichen Erzeugern und das unveränderte,<br />
traditionelle Handwerk der Rohmilchkäserei<br />
im Vordergrund stehen.<br />
Es ist uns ein großes Anliegen, mit unserer<br />
Natur rücksichtsvoll und nachhaltig umzugehen,<br />
bewusst und sensibel auf Veränderungen<br />
in der Natur zu reagieren, die uns den wertvollen<br />
Rohstoff für unseren <strong>Käse</strong> liefert.<br />
Gewachsene, ursprüngliche Werte zu bewahren<br />
und sie unter Nutzung der neuesten<br />
Technologien weiterzuentwickeln – ohne<br />
ihren Ursprung zu verfälschen – ist unser Ziel.<br />
Für die Herstellung unserer Rohmilchkäse-<br />
Spezialitäten sind wir – auch zukünftig – von<br />
einer intakten Natur abhängig.<br />
Für die edlen <strong>Baldauf</strong> Biokäse verwenden<br />
wir nur heimische Milch von Kühen, die sich<br />
im Sommer auf den Weiden mit kräuterreichem<br />
Gras der Allgäuer Alpen ernähren<br />
und im Winter, wenn sie wegen Schnee und<br />
Eis im Stall bleiben müssen, mit sonnengetrocknetem<br />
Heu vom eigenen Hof. Denn<br />
unsere Bioland-zertifizierten Bio-Bauern stehen<br />
ein für eine artgerechte Tierhaltung und<br />
ein Leben im Einklang mit der Natur.<br />
Lag die Menge an hergestelltem <strong>Käse</strong> im Jahr<br />
Der <strong>Baldauf</strong> Biokäse aus unserer Sennerei<br />
2001 noch bei 536 Tonnen, so produzieren<br />
Grünenbach ist von höchster Bio-Qualität.<br />
die drei Sennereien Hopfen, Gestratz und<br />
Unsere traditionsreiche und naturreine<br />
Grünenbach heute 798 Tonnen feinsten <strong>Käse</strong>.<br />
Produktion wurde bereits mit besonderen<br />
In den Sennereien, den angeschlossenen<br />
Verkaufsläden und in der Zentrale Goßholz<br />
arbeiten 2012 über 50 Voll- und Teilzeitkräfte.<br />
Jährlich bieten wir Ausbildungsplätze an und<br />
haben schon über 20 Auszubildende auf den<br />
Weg ins Berufsleben geschickt. Somit ist<br />
Auszeichnungen geehrt.<br />
Auch durch die Teilnahme an zahlreichen Gebrüder <strong>Baldauf</strong> ein wichtiger Arbeitgeber<br />
Messen, wie der „InterMopro“, der „Slow in der Region, der zudem das traditionelle<br />
24 Food“ oder der „Allgäuer Festwoche“ konnte Handwerk des Rohmilchkäsens aufrechterhält.<br />
25
26<br />
iNvEstitioN<br />
iN DiE ZuKuNft<br />
für dIe Kommenden Jahre haben wir<br />
uns große Ziele gesetzt. Bereits im Herbst<br />
2011 wurde der erste Spatenstich zu einer weitgreifenden<br />
Erweiterung und Modernisierung<br />
der Zentrale in Goßholz getätigt. Der Er-<br />
weiterungsbau wird in drei Bauabschnitten<br />
vollzogen:<br />
1. verwaltungSgebäude und<br />
PerSonalräume<br />
Um dem herrschenden Platzmangel und den<br />
dadurch erschwerten Arbeitsbedingungen für<br />
die Mitarbeiter entgegenzuwirken, begann<br />
im Herbst 2011 als erster Bauabschnitt der<br />
Neubau des Verwaltungsgebäudes. Anfang<br />
September rückten die Bagger an und der<br />
Aushub startete: Insgesamt wurden 4.500 m³<br />
Erdreich ausgehoben und dank des durchgehend<br />
guten Wetters war der Kellerrohbau bis<br />
Mitte Dezember fertig. Dann entstanden die<br />
zwei Bürogeschosse in Holzbauweise: Die vorgefertigten<br />
Teile inklusive des Dachs wurden<br />
in sensationellen zwei Tagen aufgestellt. Ein<br />
perfektes Timing, denn tags darauf begann<br />
es zu regnen, danach kamen Schnee und<br />
Kälte. Bis Ende Mai 2012 wird der Ausbau<br />
des Verwaltungsgebäudes abgeschlossen<br />
sein und den Mitarbeitern werden künftig<br />
280 m² Bürofläche zur Verfügung stehen.<br />
Auch die Personalräume mit Umkleiden, sanitäre<br />
Einrichtungen, Sanitäts- und Pausenraum<br />
werden neu gebaut, um der wachsenden<br />
Mitarbeiterzahl Rechnung zu tragen.<br />
2. logIStIK und affInage<br />
Durch das stetig wachsende Sortiment an<br />
<strong>Käse</strong>sorten und Verpackungseinheiten wird die<br />
Logistik immer anspruchsvoller. Auch der<br />
stark zunehmende Anteil der <strong>Käse</strong>veredelung<br />
(Affinage), wie zum Beispiel das Ummanteln<br />
der <strong>Käse</strong> mit Kräuter- und Gewürzmischungen,<br />
hat den Bedarf an zusätzlichen Arbeitsflächen<br />
wachsen lassen.<br />
Hinzu kommt, dass die EU-Richtlinien im<br />
Bereich der Lebensmittelzulassung und der<br />
Hygiene eine strikte Trennung der einzelnen<br />
Bereiche fordern. Auf einer Fläche von 840 m²,<br />
was etwa 5.000 m³ entspricht, werden bis 2013<br />
die entsprechenden Räume entstehen.<br />
3. reIfelager SchnIttKäSe<br />
Durch das ebenfalls stark wachsende<br />
Segment Schnittkäse sind auch die Reifungsmöglichkeiten<br />
in den bestehenden Reifekellern<br />
an der Kapazitätsgrenze angelangt.<br />
Ein modernes Reifungslager für Schnittkäse<br />
mit Pflegeroboter schafft hier Abhilfe. Gleichbleibende<br />
Pflege und konstante Temperaturen<br />
sollen die gewohnt gute Qualität des <strong>Baldauf</strong><br />
<strong>Käse</strong> auch in Zukunft sicherstellen. Auf einer<br />
Fläche von 630 m² werden Ende 2013 ca.<br />
30.000 Laibe Schnittkäse ihren Platz zur<br />
Reifung finden.<br />
27
50 Jahre sennerei unterstein<br />
Hundertjahrfeier sennerei Grünenbach<br />
sennerei Hopfen<br />
Hundertjahrfeier sennerei Hopfen<br />
Der Milchkäufer<br />
DiE sENNEREiEN<br />
dIe mIlchwIrtSchaft ISt bis heute ein<br />
wichtiger Bestandteil des Allgäus – nicht zuletzt<br />
bedingt durch die landschaftlichen und klimatischen<br />
Gegebenheiten des Voralpenlandes.<br />
Schon seit über 100 Jahren schließen sich<br />
hier die Milchbauern zu Genossenschaften<br />
zusammen. Mit Hilfe eines Milchkäufers vermarkten<br />
die Genossen ihre Produkte. Auch<br />
die Erfolgsgeschichte der Firma Gebrüder<br />
<strong>Baldauf</strong> ist unmittelbar mit ihren Sennereien<br />
verknüpft. Mit vielen Genossenschaften, wie<br />
der Sennerei in Hopfen oder der ehemaligen<br />
Sennerei Unterstein bei Scheidegg, verbindet<br />
Gebrüder <strong>Baldauf</strong> eine langjährige geschäftliche<br />
Beziehung.<br />
Auf der Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Be-<br />
stehen der Genossenschaft in Haus hob<br />
Josef <strong>Baldauf</strong> in einer Rede besonders den<br />
Gemeinschaftsgeist, die Eintracht und das<br />
gegenseitige Vertrauen während der letzten<br />
fünf Jahrzehnte hervor und erwähnte, dass das<br />
„Hauser-Goldene“ bereits das sechste sei,<br />
das die Firma Gebrüder <strong>Baldauf</strong> bis jetzt feiern<br />
durfte. (Quelle: „Der Westallgäuer“ vom<br />
14. November 1953)<br />
Als vorrangiger Milchkäufer ist das Unternehmen<br />
<strong>Baldauf</strong> auch für die Ausstattung und<br />
Instandhaltung der Sennereien verantwortlich.<br />
Sind Baumaßnahmen am Gebäude fällig, werden<br />
die Kosten von Gebrüder <strong>Baldauf</strong> mitgetragen.<br />
In der Satzung der Sennereigenossenschaft<br />
Hopfen im Jahre 1906 wurde festgelegt,<br />
dass der Milchkäufer auf „längere Zeit“ ein<br />
Lokalgeld von 200 Mark zu zahlen hatte.<br />
Ebenso waren von ihm die Kosten zur<br />
Anschaffung eines Benzinmotors, um das<br />
Butterfass und der Zentrifuge zu betreiben,<br />
sowie deren Reparatur und Wartung zu tragen.<br />
In den 60er Jahren begann der Niedergang<br />
der klein strukturierten Dorfsennereien im<br />
Allgäu. Die aufkommenden Großmolkereien<br />
konnten leistungsfähiger und wirtschaftlicher<br />
Milch verarbeiten. Der Emmentaler entwickelte<br />
sich zum industriellen Massenprodukt.<br />
Staatliche Zuschüsse zur Schließung der klein<br />
strukturierten Milchbetriebe trugen ihr Übriges<br />
zum Untergang der kleineren Sennereien bei.<br />
Nur durch das umsichtige und mutige Handeln<br />
von Herbert <strong>Baldauf</strong>, der Anfang der 70er<br />
Jahre die Produktion von Emmentaler auf<br />
Alpkäse umstellte, konnten einige wenige<br />
Sennereien erhalten werden. Die Spezialität<br />
„Rohmilch-Alpkäse“ half, eine neue wirtschaftliche<br />
Grundlage zu schaffen. Heute<br />
werden beinahe 800.000 Kilogramm <strong>Baldauf</strong><br />
<strong>Käse</strong> in den drei Sennereigenossenschaften<br />
Hopfen, Grünenbach und Gestratz hergestellt,<br />
und nach Abschluss der Baumaßnahmen in<br />
Goßholz kann die Produktion sogar noch<br />
gesteigert werden.<br />
28 29
Geratzreute<br />
Engetsweiler<br />
Ettensweiler<br />
Hiltensweiler<br />
Haus<br />
DiE BAlDAuf<br />
sENNEREiEN<br />
1912<br />
Emmelhofen<br />
Untermooweiler<br />
Riedhirsch<br />
Auers<br />
Unterstein<br />
Hopfen Börlas<br />
Ablers<br />
Ranzenried<br />
Wiederhofen Akams<br />
Adelharz<br />
Freibechts Zaumberg<br />
Steibis<br />
DiE BAlDAuf<br />
sENNEREiEN<br />
2012<br />
30 31<br />
Hopfen<br />
Gestratz<br />
Grünenbach
DAs BAlDAuf tEAM<br />
Geschäftsleitung<br />
sennerei Hopfen<br />
sennereiladen Grünenbach<br />
versand<br />
Produktionsleitung Keller & lager<br />
vorbereitung<br />
<strong>Baldauf</strong> <strong>Käse</strong>hütte isny<br />
sennerei Gestratz<br />
Kleinversand<br />
sennereiladen Hopfen<br />
<strong>Baldauf</strong> Käskeller Goßholz<br />
sennerei Grünenbach<br />
<strong>Baldauf</strong> Käskeller Weitnau<br />
WiR liEBEN KäsE!<br />
zu guter letzt liegt es an uns, der Firma <strong>Baldauf</strong>, die<br />
Tradition des nunmehr 150 Jahre alten Unternehmens<br />
weiterzuführen, gute Qualität sicherzustellen und<br />
unseren Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten mit<br />
Fairness und Partnerschaft zu begegnen. Dass diese<br />
Philosophie nachhaltig und erfolgreich ist, beweist<br />
die lange Firmengeschichte der Gebrüder <strong>Baldauf</strong>.<br />
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir das<br />
einzige Unternehmen im Bereich Rohmilch-Hartkäse in<br />
Deutschland sind, das seit 150 Jahren im Familienbesitz<br />
geführt wird. Mit Georg <strong>Baldauf</strong>, der seit 2012 in der<br />
fünften Generation als weiterer Geschäftsführer tätig<br />
ist, setzt sich diese Tradition fort und wir hoffen, dass es<br />
auch der kommenden Generation gelingen wird, dieses<br />
Konzept am Leben zu erhalten.<br />
Für die Herstellung unserer Rohmilchkäse-Spezialitäten,<br />
sind wir von einer intakten Natur abhängig. Daher<br />
engagieren wir uns für Nachhaltigkeit, Artenvielfalt und<br />
ökologisches Gleichgewicht in unserer Heimat – der<br />
wertvollen Kulturlandschaft Allgäu.<br />
So schauen wir dankbar zurück, blicken hoffnungsfroh<br />
in die Zukunft und bekennen uns zur Region und zu<br />
unserem „himmlischen Stück Allgäu“!<br />
32 33<br />
verwaltung<br />
Affinage
34 35
DANKsAGuNG<br />
unser besonderer Dank für die große unterstützung<br />
bei den Recherchearbeiten für die Chronik gilt:<br />
· Herrn Karl Staudter (Sammler von Heimatbelegen & Lektor des Jahrbuchs des Landkreises Lindau)<br />
· Herrn Andreas Kurz (Leiter Dokumentationszentrum Lindau, Herausgeber des Jahrbuchs des Landkreises Lindau)<br />
· Herrn Günter Fichter (Stadtarchivar Lindenberg)<br />
· Frau Petra Berners (Marketing & Presse, Firma Hochland)<br />
· Frau Dipl. Ing. Birgit Lehner<br />
· Frau Eva <strong>Baldauf</strong><br />
· Herrn Dr. Klaus Gutser<br />
tExtQuEllEN<br />
· Westallgäuer Heimatblätter: 10. Band 1963, „Von den neuen <strong>Käse</strong>sorten im Allgäu“<br />
· Westallgäuer Heimatblätter: 23. Band 2010, „Das Kriegsende in Lindenberg“, Günter Fichter<br />
· Der Westallgäuer, 18. April 1953<br />
· Der Westallgäuer, 14. November 1953<br />
· „Die Allgäuer Milchwirtschaft auf dem Weg ins 20. Jahrhundert“,<br />
Herausgeber: Milchwirtschaftlicher Verein Allgäu Schwaben e.V., Kempten<br />
· Jahrbuch des Landkreises Lindau, 1999, „ Die Nebenbahnen im Landkreis Lindau“, Hartmut Klust<br />
· Jahrbuch des Landkreises Lindau, 2002, „Von Hut, <strong>Käse</strong> und anderem Gewerbe“, Günter Fichter<br />
· Heimatkundliche Notiz Nr. 38, „Ausgewählte Ereignisse in Lindenberg“, Hermann Stoller, 2009<br />
· „Episoden aus der Geschichte der <strong>Käse</strong>stadt Lindenberg“,<br />
Geschichts- und Museumsverein Lindenberg im Allgäu e.V.<br />
· Firmenarchiv Hochland SE, Heimenkirch<br />
· Firmenarchiv Gebr. <strong>Baldauf</strong>, Goßholz<br />
BilDQuEllEN<br />
· S. 4: Johann Althaus aus Lamperswyl (Schweiz):<br />
„Die Allgäuer Milchwirtschaft auf dem Weg ins 20. Jahrhundert“<br />
· S. 4: Carl Hirnbein, www.wikipedia.de, Urheber unbekannt,<br />
Herausgeber: Milchwirtschaftlicher Verein Allgäu Schwaben e.V., Kempten<br />
· S. 14: Elektrischer Melkapparat, 1910,<br />
Elektrotechnische Zeitschrift, 31. Jahrgang, Heft 21 (26. Mai 1910), S. 544<br />
· S. 15: Bäuerinnen eine Melkmaschine betreibend, 1952, Deutsches Bundesarchiv<br />
iMPREssuM<br />
1. Auflage 2012<br />
Text & Redaktion: Annett Fritz, Georg <strong>Baldauf</strong><br />
Kreativ Direktion: herzblut 02 GmbH · München · www.herzblut02.de<br />
Fotos <strong>Baldauf</strong> Mitarbeiter: Annett Fritz, 2012<br />
Druck: Druck & Kalendermarketing Sosset GmbH, Kisslegg<br />
Printed in Germany<br />
© Gebr. <strong>Baldauf</strong> GmbH & Co. KG, Lindenberg/Allgäu<br />
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