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Montag, 28. Jänner 2013 29 Tagungsprogramm und Abstracts P l e n a r v o r t r ä g e 9:00 – 10:00 Vorsitz a.o. Univ.Prof in Dr in Beate Wimmer-Puchinger Univ.Prof in Dr in Brigitte Boothe Univ.Prof in Dr in Hertha Richter-Appelt, Deutschland Sex and Gender – neue Erkenntnisse der Sexualforschung n Das Anlage-Umwelt Problem ist von je her ein zentrales Thema der Sexualforschung. Sowohl hinsichtlich des sexuellen Erlebens und Verhaltens, aber auch hinsichtlich der sexuellen Orientierung und v.a. der Geschlechts - identität stellt sich die Frage, welche Rolle Umwelteinflüsse für deren Entstehung bzw. Entwick lung spielen. Während man in der 2. Hälfte des 20. Jhdts. davon ausgegangen ist, dass man die Geschlechtsidentität durch eine bestimm te Erziehung nicht nur beeinflussen, sondern sogar dem Erziehungsgeschlecht entsprechend – selbst bei einem nichteindeutigen Körper – formen könnte, haben neuere Ergebnisse der Sexualforschung gezeigt, dass es hier eine bedeutsame Interaktion zwischen Körper und Psyche gibt. n
30 Irrsinnig weiblich!? Selbstbewusstsein und psychische Gesundheit bei Frauen Dr in Christine Binder-Fritz, Österreich Transkulturelle Psychiatrie: Frauen zwischen den Kulturen n Im Zeitalter der Globalisierung hat die Migration von Frauen neue Formen und Dimensionen erreicht. Während Frauen früher großteils im Zuge der Familienzusammenführung in die Zielländer einreisten, sind es im Kontext mit der hightech-Migration zunehmend gut ausgebildete Frauen, die als selbstbestimmte Migrantinnen zum Zweck des Studiums oder der Erwerbstätigkeit nach Österreich kommen. Diese Feminisierung der Migration wirft neue Fragen auf. Im Vortrag wird das Thema der psychi schen Gesundheit von Migrantinnen aus dem Blickwinkel der transkulturellen Psychiatrie/Medical Anthropology sowie der Frauen- und Genderforschung der Sozial- und Kulturanthro pologie abgehandelt. Zudem fließen Erkenntnisse und Ergebnisse eigener ethnografischer Forschungsarbeiten in den Vortrag ein. Im Kontext mit der hohen Heterogenität hinsichtlich der sozioökonomischen Stellung der Frauen wird zudem auf die „diversitywithin“ der verschiedenen ethnischen communities verwiesen. Wenn wir die Migration von Frau en unter dem Blickwinkel eines psychischen Prozesses betrachten, dann wird deutlich, welche Anpassungsleistungen diese Frauen im Zielland zu bewältigen haben. Es stellt sich die Frage nach Kommunikations - fähigkeit, Handlungskompetenz und Bewältigen des Identitätsfindungsprozesses angesichts neuer sozialer Position, neuer Machtstrukturen und neuer Gender-Rollen im Zielland. Die psychi schen Belastungen der Migration kommen insbesondere in den weib - lichen Lebensübergängen der Adoleszenz, der Mutterschaft und der Menopause zum Tragen, da diese physiologischen Prozesse auch ihre soziokulturelle Entsprechung haben. Die Reaktion der Frauen auf eine psychische Belastung kann sich jedoch grundlegend vom naturwissenschaft lichen Paradigma der westlichen Medizin unterscheiden, und ist nur vor dem Hintergrund der in der jeweiligen Herkunftsgesellschaft autochthonen Körper-, Krankheits- und Heilungskonzepte verständlich. Gerade für den Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe sind die Themen interkul - turelle Kommunikation, soziale Interaktion, Gender-Rollen, Körperbilder und soziokulturell geprägte Gesund heits- und Krankheitsvorstellungen von Migrantinnen von großer Relevanz. Jedoch darf der Blick hierbei nicht eindimensional auf die sogenannte „fremde Kultur“ und auf ethnischkulturelle Besonderheiten gerichtet werden, sondern es müssen auch Migrationshintergrund, soziales Umfeld, biografische Aspekte und individuelle Lebensstile der Patientinnen erfasst werden. Die genderspezifischen Aspekte der Migra - tion und die psychische Dimension der Migration werden von der Migrations- und Gesundheitspolitik noch immer vernachlässigt. In diesem Kontext wird auf den dringenden Forschungsbedarf zur psychischen Gesundheit von Frauen in den verschiedenen Migrant-Communities hierzulande verwiesen. Während es mittlerweile einige Studien gibt, die sich mit Gesundheitsfragen von Frauen mit türkischem oder ex-jugoslawischem Migrationshintergrund befassen, ist die Datenlage für Frauen aus anderen ethnischen communities noch mangelhaft. Daten zur Erfassung möglicher spezifischer Bedürfnisse von Migrantinnen hinsichtlich psychotherapeu - tischer Präventionsmaßnahmen oder Therapien, wie etwa auch family counselling, stehen in Österreich noch weitgehend aus. Im Vortrag werden deshalb einige Ergebnisse des von der Autorin durchgeführten Forschungs projekts „Asian Women Voices on Gender, Body, Health and Care: Asian Immigrant Women in Austria“ (FWF-Projekt V90- G14) erwähnt. n
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Seite 29: 28 Irrsinnig weiblich!? Selbstbewus
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