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Abstractband Download - Frauengesundheit-Wien

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Montag, 28. Jänner 2013<br />

43<br />

OÄ Dr in med. Claudia Reiner-Lawugger, Österreich<br />

„So war das aber nicht geplant …“ –<br />

Traumatische Geburtserlebnisse und<br />

postpartale Depression<br />

n Die Geburt eines Kindes ist für viele Frauen<br />

heute ein einmaliges Ereignis. Einmalig im<br />

wahrsten Sinne des Wortes, da die Fertilitäts -<br />

rate bei 1,3 Kindern pro Frau liegt. Bei diesem<br />

einen Kind muss dann natürlich alles perfekt<br />

sein. Die Ansprüche der Mütter an sich selbst<br />

sind enorm hoch und das Wissen über den<br />

Umgang mit Babys gering. Durch die gesellschaftlichen<br />

Veränderungen der letzten Jahrzehnte<br />

und das Wegfallen großfamiliärer<br />

Strukturen fehlt das generationale Lernen und<br />

somit die Sicherheit im Umgang mit Säuglingen.<br />

Die Geburt, vor allem des ersten Kindes,<br />

ist deshalb sehr oft mit Unsicherheiten, Ängsten,<br />

einem hohen Anspruch der Mutter an sich<br />

selbst und allen am Geburtsprozess Beteiligten<br />

begleitet. Frauen die psychisch vulnerabel<br />

sind haben deshalb ein hohes Risiko während<br />

der Schwangerschaft und postpartal<br />

psychisch zu erkranken. 15% aller Mütter sind<br />

davon betroffen.<br />

In diesem Vortrag werden drei postpartale<br />

Krankheitsbilder beschrieben:<br />

1) Postpartale Psychose<br />

2) Posttraumatische Belastungsreaktion<br />

3) Postpartale Depression<br />

1) Postpartale Psychose<br />

Nur ein Promille aller Frauen erkrankt an einer<br />

postpartalen Psychose. Auslöser ist dabei<br />

unter anderem der massive Östrogenabfall<br />

nach der Geburt, da Östrogen psychoseprotektiv<br />

ist. Patientinnen mit einer bekannten<br />

Schizophrenie sind deshalb hochgradig gefährdet<br />

postpartal einen psychotischen Schub<br />

zu erleiden. Diese Patientinnen brauchen intensive<br />

ambulante Betreuung währen der<br />

Schwangerschaft und ein engmaschiges multiprofessionelles<br />

Setting postpartal. Oft ist<br />

die Geburt aber auch die Erstmanifestation<br />

dieser Erkrankung.<br />

2) Posttraumatische Belastungsreaktion<br />

Die Geburt kann in manchen Fällen einen dramatischen<br />

Verlauf nehmen.<br />

Notkaiserschnitte, Blutungen, Kinder mit<br />

schweren Anpassungsstörungen sind dramatische<br />

Ereignisse die Mütter und Väter sehr<br />

belasten können. Ob es hier zur Ausbildung einer<br />

posttraumatischen Belastungsstörung<br />

kommt hängt allerdings mehr von der Resilienz<br />

und der psychiatrischen Vorgeschichte<br />

der PatientInnen ab. Das bedeutet, dass Frau -<br />

en die Geburt teilweise traumatisch erleben,<br />

obwohl dies nicht dem tatsächlichen Geburtserlebnis<br />

entspricht.<br />

3) Postpartale Depression<br />

Nach internationalen Studien erkranken ca.<br />

10% aller Mütter an einer postpartalen Depression.<br />

Diese Frauen sind durch die Erkrankung<br />

sehr belastet. Sie wissen, dass sie<br />

für ihr Kind da sein sollen, können aber die<br />

depressive Mauer, die sich zwischen ihnen<br />

und ihrem Kind entwickelt nicht durchbrechen.<br />

Andere Mütter leiden an innerer Unruhe,<br />

Ängsten und Stimmungsschwankungen.<br />

Sie brauchen dringend professionelle Hilfe,<br />

psychotherapeutische Begleitung und teilweise<br />

auch medikamentöse Therapie um rasch<br />

wieder für ihr Kind da zu sein. Väter spielen<br />

hier eine wichtige Rolle, da sie in dieser Zeit<br />

oft die Hauptbezugsperson für die Kinder darstellen<br />

und dadurch entwicklungsdynamisch<br />

belastende Situationen abpuffern müssen. n

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