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Quo vadis - Landeslabor Berlin - Brandenburg

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i..*it+* *,r::t j:tqq: !l::{-*l: +*l-i,! clit<br />

tt<br />

<strong>Quo</strong> <strong>vadis</strong> - Uberwachung von<br />

Rückständen und Kontaminanten<br />

in der Lebensmittelkette<br />

Roland Körber<br />

Einleitung<br />

Das öffentliche Interesse der Verbraucher<br />

hinsichtlich Rückständen. Kontaminanten<br />

und toxischen Inhaltsstoffen in Lebensmitteln<br />

und Futtermitteln ist bedingt durch<br />

Dioxin- und Melamin-Skandal, Hormon- und<br />

Tierarzneimittelmissbrauch sowie globalisierter<br />

Produktvielfalt am Markt europaweit<br />

unvermindert groß. Der Leitgedanke der europäischen<br />

Strategie mit dem Grundsatz, dass<br />

die Lebensmittelsicherheit auf einem umfassenden<br />

und einheitlichen Konzept für die gesamte<br />

Lebensmittelherstellungs- und -vertriebskette<br />

(einschließlich der Futtermittel)<br />

vom Erzeuger bis zum Verbraucher beruht,<br />

wird positiv durch Verbrauchervertrauen reflektiert,<br />

jedoch stets bei neuerlichen echten<br />

oder mediaien Skandalen hinterfragt.<br />

Gleichwohl unterliegen die verbraucherschutzrelevanten<br />

Rückstände, Kontaminanten<br />

und toxischen Inhaltsstoffe in<br />

Lebensmitteln und Futtermitteln einer besonderen<br />

wissenschaftlichen Betrachtung<br />

und amtiichen Beobachtung im Sinne mög-<br />

Iicher carry-over-Effekte und der damit verbundenen<br />

Vorsorgeprinzipien für Mensch,<br />

Tier und Umwelt in einer zunehmend<br />

globalisierten Verbraucherwelt.<br />

Rechtliche Situation zur Überwachung<br />

von Futtermitteln und<br />

Lebensmitteln auf Rückstände<br />

und Kontaminanten<br />

Sowohl in der EU als auch national existiert<br />

kein in sich geschlossenes Rückstandsrecht,<br />

woraus teilweise unterschiedliche begriffliche<br />

Aussagen und rechtliche Zuordnungen<br />

resultieren. Die allgemeingüitigen<br />

Definitionen zum Rückstandsrecht im<br />

internationalen Rahmen nach Tabelle 1 umfassen<br />

sowohl die Rückstände und Kontaminanten<br />

als auch die toxischen Inhaltsstoffe.<br />

Rückstände und Kontaminanten<br />

(auch als Verunreinigungen im EU-Raum<br />

deklariert) sind als Schadstoffe definiert,<br />

wobei die Rückstände durch gezielte Anwendung<br />

von Wirkstoffen im Rahmen der<br />

Produktion partiell im Endprodukt verbleiben.<br />

Dagegen finden sich Kontaminanten<br />

als Schadstoffe ohne gezielte Wirkstoffanwendung<br />

im Endprodukt (insb. Umweltkontaminanten).<br />

i;:i:. !:Definitionen und Begriffsinhalte zu schadstoffen und toxischen Inhaltsstoffen.<br />

Schadstoffe<br />

,* Rückstände<br />

Alle Stoffe, die für<br />

Pflanzen, Tiere, Mensch<br />

und Umwelt schädlich<br />

si nd<br />

Stoffe, die eine gewollte<br />

Pflanzenschutzmittel,<br />

Wirkung auf die Produktion pharmakologisch<br />

und Lagerung von Futter- wirksame Stoffe,<br />

mitteln, Lebensmitteln und Futtermittelzusatzstoffe,<br />

Vorprodukte ausüben und Lebensmittelzusatzstoffe<br />

partiell im Endprodukt verbleiben<br />

# Kontaminanten Verunreinigungen<br />

Stoffe, die unbeabsichtigt<br />

mit Futtermitteln, Lebensmitteln<br />

und Vorprodukten<br />

in Berührung kommen und<br />

partiell im Endprodukt verbleiben<br />

Toxische lnhaltsstoffe<br />

Schwermetalle,<br />

toxische Elemente,<br />

PCB's. Dioxine. Difurane<br />

PSM-Altlasten,<br />

Radionuklide<br />

Stoffe, die auf oder in Futter- Alkaloide, Glykoside,<br />

mittelnbzw.Lebensmitteln Phenole,Mykotoxine,<br />

während der Produktion oder Nitrat/Nitrit, Acrvlamid,<br />

Lagerung entstehen und im 3-MCPD<br />

Endorodukt bleiben<br />

Nach der Basis-VO (EG) Nr. 17812002 rungskette vom Feld bis zum Verbraucher,<br />

gehören Rückstände und Kontaminanten welche stets die Vorgaben nach Codex Alinicht<br />

zu Lebensmitteln bzw. ztt Futtermit- mentarius-Kriterien einbezieht, bringt einerteln<br />

und dürfen in nicht sicheren Lebens- seits für die Wirtschaftsbeteiligten mehr Bemitteln<br />

bzw. Futtermitteln, die Verstöße rechenbarkeit und für die Verbraucher mehr<br />

gegen das Rückstandsrecht einschließen, Sicherheit. Die nationalen Rechtsvorschrifnicht<br />

in den Verkehr gebracht werden. ten zu Rückständen und Kontaminanten in<br />

Die Rechtsvorschriften zum EU_Rück_ Futtermitteln und Lebensmitteln ergänzen<br />

standsrecht in der Lebensmittelkette wurden die EU-Vorschriften für bisher nicht geregelin<br />

den letzten Jahren insbesondere durch te Wirkstoffe und für Handhabungen in der<br />

einheitliche Regelungen für Futtermittel und amtlichen Überwachung. einschließlich der<br />

Lebensmittel überarbeitet. Dies betrifft ins- Bußgeld- und Stratbewährung. Einen Überbesondere<br />

die Rückstände von Wirkstoffen blick vermittelt Tabelle 2.<br />

aus Tierarzneimitteln in Lebensmitteln und Mit der EU-Pestizidrückstände-VO Nr.<br />

aus Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln 39612005 wurde die nationale Rückstandsund<br />

in Futtermitteln sowie die Kontaminan- höchstmengenVO vollständig ersetzt.<br />

ten in Lebensmitteln. Die unerwünschten Neben dem Gemeinschaftsverfahren zur<br />

Stoffe in Futtermitteln beinhalten sowohl Festlegung der Höchstgehalte sind in den<br />

Rückstände a1s auch Kontaminanten (außer VO-Anlagen auch die vorläufigen und die<br />

Pflanzenschutzmittel). Darüber hinaus bestätigten Höchstgehalte sowie die Verkonnten<br />

die rechtlich geregelten Wirkstoffe fahren zur amtlichen Kontrolle, zur Berichtsowie<br />

weitere Schadstoffe nach neuen wis- erstattung und zu Sanktionen geregelt worsenschaftlichen<br />

Kriterien durch die EFSA den. Die Ergebnisse des Codex Committee<br />

fortlaufend bewertet werden. Diese einheit- on Pesticide Residues fanden dazu als interliche<br />

Vorgehensweise in der gesamten Nah- nationale Standards der WTO Eingang im<br />

444 Rundschau für Fleischhygiene und Lebensmittelüberwachung 1212012


'tt:, ,i. EU- und nationale Vorschriften zum Rückstandsrecht.<br />

EU-Rechtsvorschriften zu Rückständen und Kontaminanten<br />

Allgemeine EU-VO ifij VO (EG) Nn178l2QQ2 (Lebensmittel/Futtermittel-Basis-VO)<br />

; VO (EG) Nr. 882/2004 (Lebensmittel/Futtermittel/Tiergesundheit-Kontroll-VO)<br />

Spezielle EU-VO :ti vo (EG) Nr. 47012009 (Höchstmengen an TAM-Rückständen in tierischen LM)<br />

und EU-RL<br />

!-ti VO (EG) Nr.37l2010 (Einstufung von TAM-Rückstandshöchstmengen in tierischen LM)<br />

',1:,ft<br />

RL 96l22lEWG (Verwend u ngsverbot hormonel ler und anaboler Stoffe)<br />

l:,!? RL 96/23/EWG (Kontrollmaßnahmen auf TAM/sonstige Rückstände in tierischen LM)<br />

'!i:t VO (EG) Nr.1881/2006 (Höchstgehalte Kontaminanten in LM)<br />

.{E<br />

VO (EG) Nr.565 und 629/2008 (Höchstgehalte an bestimmten Kontaminanten in LM)<br />

-i{i vo (EG) Nr. 396/2005 (Höchstgehalte an<br />

fi<br />

pestizidrückständen in LM und.FM)<br />

VO (EG) Nr. 1107/2008 (lnverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln)<br />

::* VO (EU) Nn52812012 (Bereitstellung und Verwendung von Biozidprodukten)<br />

-?:i<br />

RL2002l32lEG (Höchstgehalte unerwünschte Stoffe in FM); Anderungs-VO (EU) Nr. 57412011<br />

(Höchstgehalte unerwünschte Stoffen in FM)<br />

il:i VO (EG) Nr. 1831/2003 (Zusatzstoffe in der Tierernährung/Futtermittel)<br />

i,!r VO (EG) Nn 12412009 (Verschleppung von PWS-Zusatzstoffen in tier. LM)<br />

:i VO (EG) Nr.183/2005 (Vorschriften für Futtermittelhygiene)<br />

EU-RL zu Probenahme<br />

und<br />

Ana lysenverfah ren<br />

I'j Nitrat, Mykotoxine, Schwermetalle (Cd, Pb,Hg), anorg. Zinn<br />

Dioxi ne/Dif u ra ne/PC B's, PAK's, 3-M CPD; TAM-R ückstä n de<br />

Nationale Rechtsvorschriften zu Rückständen und Kontaminanten<br />

LM und FM-Gesetzbuch<br />

(LFGB)<br />

Prod uktspezifische<br />

VO mit Höchstmengen/-geha<br />

lten<br />

VO zur Umsetzung<br />

des EU-Hygienepakets<br />

Arzn e im ittelgesetz<br />

Pfla nzensch utzgesetz<br />

iH Rücksta ndshöchstmengen-VO (Pfla nzensch utzmittel i n Lebensmittel n )<br />

i-i* Kontami na nten-VO (Beg renzung von Kontamina nten in Lebensm ittel n)<br />

;tf Milchgüte-VO; Honig-VO; Futtermittel-VO; FM-Probenahme- und Analysen-VO;<br />

Bedarfsgegenstä nde-VO; Kosmetik-VO<br />

.'* Tierische LM-Hygiene-VO; Tierische LM-Hygiene-Ü berwach u n gs-VO;<br />

Lebensm ittel-Drittl a n dei nf u h r-VO<br />

&' VO Pharmakologisch wirksame Stoffe; TA-Hausapotheken-VO<br />

FE Pf I a nzen sch utzm itte | -VO; Pf I a nze nsch utz-Anwe nd u n gs-VO<br />

EU-Recht. Die EU-Datenbank für aktive<br />

Substanzen und Pestizide wird erreicht über<br />

http://ec.europa.eu/sanco_pesticides/public/<br />

index.cfm?event=substance.selection<br />

Die Novellierung der EU-Regelungen<br />

zu Rückstandshöchstmengen pharmakologisch<br />

wirksamer Stoffe verfolgte das<br />

ZieI, das Verfahren zur Festlegung der<br />

PWS-Höchstmengen neu zu ordnen, eine<br />

vollständige Übereinstimmung mit den<br />

internationalen Codex-Alimentarius-Standards<br />

zu erzielen und Referenzwerte für<br />

PWS-Wirkstoffe einzuführen. die nicht als<br />

Tierarzneimittel vorgesehen sind.<br />

Mit der EU-Kontaminanten-VO Nr.<br />

1881/2006 wurde das bewährte Bewertungskonzept<br />

nach Kriterien der öffentlichen<br />

Gesundheit einerseits (u. a. Dioxine.<br />

Schwermetalie) und der Minimierungsstrategie<br />

durch gute Herstellungs- und Verarbeitungspraxis<br />

andererseits (u. a. Nitrat,<br />

Mykotoxine, Akrylamid) weiterentwickelt.<br />

EU-Empfehlungen für drei bis fünf Jahreskontrollen<br />

zur Minimierung der Belastung<br />

sollen die Höchstgehalte verifizieren.<br />

Verifizierung der Risiken durch<br />

Rückstände und Kontaminanten<br />

in Lebensmitteln u. Futtermitteln<br />

Die Risikobewertung von Futtermitteln<br />

und Lebensmitteln durch die EFSA und das<br />

BfR nach Gefahrenidentifikation, Gefah- der Lebensmittel und die gesetzliche Festrenbeschreibung,<br />

Expositionsabschätzung legung von Höchstgehalten angesehen. Daund<br />

Risikobeschreibung auf der Grundlage neben kommt als Maßstab einer PSM-Rückdes<br />

Art. 6 der EU-Basis-VO 178/2002 rich- standsbelastung mit erhöhtem Kurzzeitrisiko<br />

tet sich an die Tiergesundheit und an den für Lebensmittel und Futtermittel im Zuverbraucherschutz<br />

(s. Abb. 1).<br />

sammenhang mit dem EU-weiten Schnell-<br />

Das vorhandensein belastbarer Daten warnsystem das ARfD-Konzept (akute Revon<br />

wirkstoffen aus toxikologischen studien ferenzdosis) des BfR zur Anwendung (s.<br />

zur Anwendung des ADI-/TDI-Konzeptes Abb. 2). Für Wirkstoffe ohne festlegbaren<br />

mit unterstellter langtiistiger Schadstoftbela- ADI-wert, kann das TTC-Konzept (Thresstung<br />

wird als unverzichtbar für eine wissen- hold of Toxicological Concern) zur Ableitung<br />

schaftliche Bewertung der Futtermittel und von Referenzwerten angewandt werden.<br />

: Risikoa*alytieche Berrertung der r,:_:,: ,:.<br />

i Daten ftir Lebensmittel und , -; rt:'<br />

i Ft*termittel durch EF$A undBfR<br />

Produktübergreifende rechtliche . -:<br />

; Regelungen für Lebensmittel und i.jt<br />

I Futtermittel durch EU<br />

I Einfreittietre Kontrollstrategie im<br />

Vollzug des Rückstandsrechts in<br />

i d;Eü-Mitgiieostaäten<br />

. i<br />

:..-.,,i3<br />

: Vorgabe änalyti$cher Kriterien für<br />

i Nachrveisverfahren zum Vollzug des<br />

, Rüeksta ndsrechts { E i nze I meth ode n /,...,*.:r,<br />

Multimethoden)<br />

' Vorsorgeempfehlungen<br />

. Grundlage für Rechtsnonräti\re<br />

und Vollzugsentscheidungen<br />

. horizontale Ncrmative<br />

, DioxineiPCBi$, PSM, PltrS<br />

. EU-Kontroll.VO 88?2004 zur<br />

LM JFutte rmittelgicherheit<br />

. vedfizierte und<br />

qual ität$gesicherte Verfahren<br />

. akkreditierte Laboratorien<br />

. ldentitätsnachranis der Stoffe<br />

, a nä lyti3clE Nac hrrveisgrenzen<br />

. Msssun$icherheit i<br />

Risiken für Rückstände und Kontaminanten.<br />

Grafiken: <strong>Landeslabor</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburq<br />

RundschaufürFleischhygiene und Lebensmittelüberwachung 12120'12 445


,&r{srx vmrN Ki*äkerx fair cii* Venä}rauchsr<br />

* &?c'*$'3 is*k** ffi istk*<br />

Vr:l::t'i'$:.:irrr,::-;r-it.: r'il;1i1,:rt i.,,1*l:.-jr-:: r-ii_;,.:1i ilii.ir<br />

t ri:r f:::r it f:r:i;1iJ{,:<br />

irl l r.:i.i :i.: ;,i 1 r.-i i :i ; f* i-t i ; l:1 il *;r- r':r i:i iii kEl e :-:ti<br />

r.: i,; ]'l ;-; L' ;:-. r' ri i:r,; I t I i,: t : I L: i r-:i r,. r:: r at Li i.: l: r.r i i I<br />

Tsxikslegiseh*r @ry@ ä.#Fl<br />

&krit*s {kurze*ilig*si Risik*<br />

Verzehrsmonge: LP {große Portion,<br />

97,5-les Perzentil aller Verzehrstage)<br />

Rückstancl: HR {]313cll-Elet-figgFFtand in<br />

einem überwachten Feldversuchl.<br />

Variabilitätsfaktor<br />

Toxikolog is* her #{stlw*'äAffP<br />

.',:',:, Chronisches und akutes Risiko.<br />

3.f!<br />

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.:<br />

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9es<br />

w €,-* **;],,.<br />

-w. q|l3'<br />

W_<br />

Für die risikoorientierte Untersuchung<br />

von Futtermitteln auf Rückstände und<br />

Kontaminanten sind außerdem bezüglich<br />

der Lebensmittelsicherheit die Carrv-over-<br />

Risikobewertung<br />

,.-cä<br />

Effekte zu berücksichtigen. Für eine Vielzahl<br />

von Schadstoffen (insb. Mykotoxine<br />

und PSM) liegen noch keine abschließend<br />

bewerteten Daten vor. Aus Vorsorge-<br />

:<br />

gründen werden dennoch Empfehlungen zu<br />

Prävention, zur Reduzierung und zur Orientierung<br />

auf EU- und nationaler Ebene gegeben<br />

(Minimierungskonzept. Aktionswerte).<br />

Darüber hinaus sind die Analyseverfahren<br />

für alle Wirkstoffe und die unterschiedlichen<br />

Futtermittelarten nach Qualitätskriterien<br />

entsprechend ISO/EN 17025 zu<br />

validieren. um vergleichbare Entscheidungen<br />

aller nationaler Behörden zu gewährleisten.<br />

EU-Entscheidungen bzw. -Empfehlungen<br />

zur Messunsicherheit bei der<br />

PSM-Analytik liegen derzeit ausschließlich<br />

für Lebensmittel vor. Bezüglich Dioxine und<br />

dioxinähnliche PCB's in Lebensmitteln und<br />

Futtermitteln sind diese QS-Kriterien nach<br />

RL 20021691EG bzw. RL 20041411EG verbindlich<br />

geregelt. Offene Fragen ergeben<br />

sich derzeit hinsichtlich der Verfahrensweise<br />

zur Nulltoleranz für verbotene bzw. nicht<br />

zugelassene Stoffe (PWS, PSM) bezüglich<br />

eines einheitlichen amtlichen Handelns.<br />

Wesentliche vollzugsrelevante Bewertungskriterien<br />

von Rückständen und<br />

Kontaminanten in Lebensmitteln und<br />

Futtermitteln vermittelt Tabelle 3. Für alle<br />

ALARA-Prinzip<br />

(As Low As Reasonably<br />

Achievablel<br />

Eingreifwert, Aktionswert<br />

bzw. Referenzwert<br />

für Maßnahmen<br />

Höchstmenge, Höchstgehalt<br />

Meßunsicherheit,<br />

Analysenspielraum<br />

Risiken, die nicht ausreichend kalkulierbar<br />

oder nicht tolerabel sind zur Gefahrenabweh<br />

rllorsorge des Verbra uchers<br />

Für Risiken, die einem Minimierungsgebot<br />

unterliegen: niedrigste. noch tolerable<br />

Gehaltsmenge; nicht toxikologisch bzw.<br />

gesundheitlich, sondern verfahrenstechnisch<br />

nach optimierter Herstellungspraxis bzw.<br />

nach umweltbedingter Hintergrundbelastung<br />

begründet<br />

Unterhalb der Werte ist kein behördliches<br />

Ein greifen erforderl ich<br />

Rechtliche Regelung für Stoffe in LM und<br />

FM. die erlaubt sind<br />

analytisch bzw. statistisch bedingte +/-<br />

Abweichung von,,wahrer" Stoffkonzentration<br />

bestimmt während der Validierung<br />

eines Analyseverfahrens nach ISO/lEC 17025<br />

bzw. während der Analyse durch Mehrfachbestimmung<br />

der Konzentration; Angabe im<br />

Prüfbericht nach rechtlichen Vorqaben<br />

Entscheidung nach Stand der Wissenschaft;<br />

keine Schwellen- bzw. Grenzwerte festzulegen<br />

(cancerogen, mutagen, genotoxisch). keine<br />

ADI-Werte ableitbar. Beachte: Werte analytisch<br />

begründet und abhängig von Analysentech<br />

nik<br />

Tiera rznei m ittel-Wi rkstoffe f ü r N icht-LM-<br />

Zielgruppen<br />

MRPL- bzw. RC-Werte (Mindestleistungsgrenzen<br />

der Laboranalytik) für ausgewählte,<br />

verbotene Tiera rz nei m itte | -Wi rkstoffe. i nsb.<br />

bei lmportprodukten<br />

Ei ng reifwerte bei Wirkstoffversch leppu ng<br />

in Futtermitteln<br />

Auslösewerte für Dioxlne und dioxinähnliche<br />

PCB's in Lebensmitteln und in Futtermitteln<br />

Rückständen, Kontaminanten u. a. Stoffen<br />

nach toxikologischer Bewertung des gesundheitlichen<br />

Risikos sowie nach Kriterien der<br />

guten landwirtschaftlichen Praxis, der guten<br />

Herstellungspraxis und nach juristischen,<br />

gesellschaftlichen, politischen Vereinbarungen<br />

Nationale und EU-Berichte stets mit Angabe<br />

der gemessenen Werte ohne Beachtung der<br />

Meßunsicherheit<br />

Amtliche Begutachtung für Vollzugsaufgaben<br />

stets mit Angabe der Meßunsicherheit<br />

erforderlich; Vollzugsmaßnahmen erst nach<br />

Uberschreitung des gemessenen Wertes<br />

minus Meßunsicherheit erforderlich<br />

446 Rundschau für Fleischhygiene und Lebensmittelüberwachun g 1212012


vom ADI-Wert abgeleiteten Höchstmengen<br />

bzw. Höchstgehalte wird ein Sicherheitsfaktor<br />

10 bis 1000 aus Vorsorgegründen<br />

eingerechnet. Daraus ergeben sich die Feststellungen:<br />

lf,, eine Höchstmengenüberschreitung per<br />

se bedingt ohne weitere Bewertung noch<br />

kein Verbraucherrisiko<br />

il,:. eine Höchstmengenüberschreitung bedingt<br />

generell ein Verkehrsverbot der<br />

Ware und erfordert amtliche Maßnahmen<br />

::'' eine Höchstmengenüberschreitung bedingt<br />

eine Bewertung des gesundheitlichen<br />

Risikos zur Abschätzung<br />

möglicher Warnmeldungen bzw. Verbraucherinformationen.<br />

,,,,,:,,<br />

...r . t,.l.r r...1t.,,.,r.. ..<br />

nLrg€/äriswc<br />

LM, Tiere<br />

Kontroll.RL<br />

P;;;;";;"<br />

"!kI[F.<br />

'?il?i?)Eän<br />

RL e6/z?Ewc<br />

ln',F$<br />

Kontrollstrategien zur Überwachung<br />

von Lebensryrntteln<br />

Lcneä F!.lttermitteln auf Rulekstände<br />

und Kontaminanten<br />

Die EU-weit harmonisierten Kontrollmaßnahmen<br />

für die Lebensmittel- bzw. Futter- bungen) und die amtlichen Überwachungsmittelherstellung<br />

und den Lebensmittel- maßnahmen (Betriebsprüfungen mit<br />

bzw. Futtermittelverkehr nach risiko- risikoorientierten bzw verdachtsorientierorientierten<br />

Gesichtspunkten umfassen ten Probenahmen, Analysen, Begutachtunsowohl<br />

die Eigenkontrolisysteme der Wirt- gen). Mit der VO (EG) Nr. 88212004 -<br />

schaftsbeteiligten als auch die Erhebungen Kontrollverordnung zur Überprüfung der<br />

nach Monitoringgrundsätzen (Statuserhe- Einhaltung des Lebensmittel, und Futter-<br />

',.,,t\ .-':' Grundsätze der Überwachung auf Rückstände und Kontaminanten.<br />

Zielstellung der Überwachung:<br />

1. Prüfung, ob Lebensmittel / Futtermittel sicher ist nach VO (EG) Nn 178120e2<br />

a) keine Gesundheitsgefährdung nach Art. 14 Abs. 2 (al bzw. Art. 1b Abs. 2<br />

b) für den Verzehr durch Mensch geeignet nach Art. 2 (b) bzw. Art. 15 Abs. 2<br />

2. Prüfung, ob Lebensmittel / Futtermittel die Kriterien für sichere Produkte nach<br />

Art. 14 Abs.7 bzw. Art. 15 Abs. 4 einhalten (spez. Bestimmungen der EG zur<br />

Le bensm ittel - /F utterm ittelsicherheit f ü r R ückstä nde/Ko nta m i na nten )<br />

3. Prüfung der Verkehrsfähigkeit von Lebensmitteln und Futtermitteln nach nationalen<br />

Vorschriften, insb. LFGB 5 5 und 6 sowie g 9 (psM) und 10 (pws) und<br />

Monitoring der Belastungssituation von Futtermitteln / Lebensmitteln<br />

Wege der Überwachung:<br />

1. Spezifische Kontrollprogramme nach EU-Vorschriften zu Rückständen und<br />

Kontaminanten, insb. PSM-VO (EG) Nr. 39612005, PWS-VO (EG) Nr. 47012009<br />

und Kontaminanten-VO (EG) Nr. 1881/2006<br />

2. Mehrjährige Nationale Kontrollprogramme nach Überwachungs-VO (EG) Nr.<br />

88212004, insb. NKP-FM, LM-Monitoring, BüP, NRKP<br />

3. Nationale Kontrollen und Länderpläne nach AVV-RüP im Binnenmarkt und bei<br />

lmport aus Drittländern<br />

-'"-".i'-'-*-'<br />

-: Rechtsgrundlagen und Überwachung Uberwi von Rückständen und Kontaminan-<br />

ten.<br />

mittelrechts - wurden einheitliche Kontrollstrategien<br />

geschaffen und werden mehrjährige<br />

Kontrollprogramme unter Einbeziehung<br />

der Rückstände und Kontaminanten<br />

in allen Mitgliedstaaten ab 2007 vorgeschrieben<br />

(s. Tab. 4).<br />

Die Überwachungsbehörden in den<br />

Ländern sind diesbezüglich nach einheit-<br />

Iichen Qualitätsgrundsätzen verpflichtet.<br />

den Schwerpunkt der risikoorientierten<br />

Kontrollen nach einer Verfahrens-SOP auf<br />

Erzeuger, Hersteller, Großhändler und<br />

Importeure im Zuständigkeitsbereich zu<br />

konzentrieren. Warenkorbkontrollen bei<br />

Strategie der Rückstandsüberwachung:<br />

:;ri Integrierter Ansatz mit Betrachtung der gesamten Lebensmittelkette<br />

::i: Risikoorientierte Kontrolle (lnspektion mit Probenahme) und risikoorientierte<br />

U ntersuch u ng<br />

l;I Mehrjährige EU- und nationale Kontrollpläne (Überwachung und Monitoring)<br />

* Task force-Lebensmittel mit länderübergreifenden Tätlgkeiten unter Koordination<br />

des BVL<br />

!i!i Einrichtung eines Frühwarnsystems mit Meldepflicht der LM-/FM-Hersteller<br />

,;r.iji Informationspf I icht von Behörden (E U-Sch nel lwarnsystem und I nformationen<br />

nach I 40 LFGB) und von LM-/FM-Herstellern (lnformationen)<br />

Gutenbergstr. 16. D-91560 Heilsbronn<br />

rel. 09872 I 9771-O FaxA9872 | 977 1-77<br />

Rundschau für Fleischhygiene und Lebensmittelüberwachun g 1212012 447


und das<br />

Inverkehrbringern konzentrieren sich vornehmlich<br />

auf gesundheitlich relevante und<br />

hygieniscl.re Fragestellungen. Ergebnisse<br />

aus dem EU-Schnellwarnsystem RASFF<br />

finden direkten Eingang in die Kontrollen.<br />

Landesspezifische Schwerpunktprogramme<br />

zu Rückständcn und Kontaminanlcn umfassen<br />

die gesamte Nahrungskette. z. T. mit<br />

Umr'veltbeobachtung (Dioxine, PCB's). Im<br />

Rahmen des Bundesweiten Ühcrurchungsprogramms<br />

für Lebensmittel werden erzeuger-<br />

und herstellerbezogene Schwerpunkte<br />

zur Bioproduktion bezüglich PSM<br />

und zur Lebensmittel-Bedarfsgegenständeherstellung<br />

bezüglich Amiden und Schwermetallen<br />

geprüft. Das Nationale Kontrollproglamm-Futtermittelsicherheit<br />

Lebensmittelmonitoring sind Bestandteil<br />

der amtlichen Kontrollen.<br />

Besondere Bedeutung kommt dem<br />

Nationalen Rückstandskontrollplan auf<br />

Tierarzneimittel-Rückstände und sonstige<br />

Rückstände bei lebenden Tieren. Schlachttieren<br />

und Lebensmitteln (NRKP) nach<br />

strengen EU-Vorgaben der RL 96l22lEWG<br />

und RL 96l23lEWG zu. Mit dem $ 41 LFGB<br />

und dem $ 10 der neuen Tierische Lebensmittelhygierre-UberwachungsVO<br />

sintl die<br />

Kontroll- und Vollzugsmaßnahmen grundsätzlich<br />

geregelt. Mittels Landes-Verwaltungsvorschrift<br />

zum NRKP werden<br />

klare Verlahrensabläufe vorgeprägt und<br />

Handlungsoptionen zum Vollzug gemeinsam<br />

mit weiteren Ermittlungsbehörden ver -<br />

mittelt. Abbildung 3 vermittelt beispielhaft<br />

die Zusammenhänge zwischen den Rechtsvorschriften<br />

und der Überwachung von Lebensmitteln<br />

und Futtermitteln auf pharmakologisch<br />

wirksame Substanzen (PWS).<br />

Im Zusammenhang mit der Abwehr von<br />

akuten, schadstoffbedingten Gefahren<br />

durch den Futtermittel- bzw. den Lebensmittelverkehr<br />

werden in zunehmendem<br />

Diorlne IPCB-s<br />

Einh*itli*tr*<br />

. VO {EG} Nf. 1881/2006 Hächstgehatte für Rechtsbsstimmunggn tffid<br />

bestimmteKontaminanteninLebensmitteln<br />

. KOntrOllbaCitEO#e<br />

Anderungs.Vo (EG) Nr. 565/2008 Höchstgehatte Frohanahmeftir<br />

Dioxine und PCB in Fis_chleber<br />

.<br />

lAnatyCenverff hrgn Anderungs.vo (EU) Nr. 125et2011 Höchsrseharre<br />

frr<br />

für Dioxine, dioxinähnliche PCB, nicht<br />

Futtäfräittefi ii5öüriffier<br />

dioxinähnliche PCB in Lebensmitreln . Minimierungsstrategie<br />

. VO {EU) Nr.57tll2011 Höchstgehelte_und . HöChStgehalte<br />

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'vv"srvv'rsrrv<br />

Maße risikoorientierte Bewertungen der<br />

Ergebnisse von Probenuntersuchungen in<br />

der Erzeugerkette vorgenommen. Damit<br />

lassen sich Vorhersagen zu möglichen Belastungen<br />

in den Futtermitteln bei Tierproduzenten<br />

und in den Lebensmitteln<br />

beim Inverkehrbringer präzisieren. In<br />

Umsetzung des nationalen BMELV-<br />

Aktionsplans,,Verbraucherschutz in der<br />

Futtermittelkette" wurde ein neues Dioxin-<br />

Frühwarnsystem auf rechtlicher Grundlage<br />

eingerichtet, welches diesen Ansprüchen<br />

entspricht (s. Abb. a).<br />

Fazit<br />

Aktionsurcrte für unetwünschte Stoffe in<br />

Fün;ffiäüü{'"'ltöiüi;;;/äüiiä-rii''r.'öcel . Aktionswerte<br />

. KommissionsempfehlungNr.20ll/S16/EUzur . periC_hteund<br />

Redrlzierung des Anteils von Dioxinen, Furanen<br />

und pcg in Futtermitteln und Lebensm*tteln Veröffentlichungen<br />

(Akionswerte)<br />

, Kontrollstrategie für Umweltkontaminanten in der Nahrungskette am Beispiel<br />

Dioxine / dioxinähnliche PCB's.<br />

Zusammenfasscnd kann frir die Übcrwachung<br />

von Lebensmitteln und Futtermitteln<br />

auf Rückstände und Kontaminanten<br />

festgestellt werden:<br />

1' Einheitliche Rechtsbestimmungen zu<br />

Rückständen und Kontaminanten sind<br />

als horizontale, produktübergreifende<br />

E,U-Vorschriften für Lebensmittel und<br />

Futtermittel erlassen und werden durch<br />

Produktvorschrif ten ergänzt.<br />

,'r,. Kontrollen der Sicherheit von Lebensmitteln<br />

und Futtermitteln beinhalten<br />

umfassend risikoorientierte Erhebungen<br />

zu Rückständen und Kontaminanten im<br />

Rahmen von E,U-Programmen und<br />

Mehrjährige nationale Kontrollplänen.<br />

':' Einheitliche EU-Probenahme- und Ana-<br />

Iysenvorschriften bezüglich Rückstände<br />

und Kontaminanten in Lebensmitteln<br />

und Futtermitteln sind erlassen und<br />

garantieren die Vergleichbarkeit der<br />

Kontrollen und Laborergebnisse.<br />

::r.:, Umfassende Berichterstattungen und<br />

Veröffentlichungen von Kontrollergebnissen<br />

zu Rückständen und Kontaminanten<br />

in Lebensmittel und Futtermittel<br />

auf EU- und nationaler Ebene sind zum<br />

Schutz der Verbraucher etabliert.<br />

Literatur beim Verfasser.<br />

<strong>Landeslabor</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong><br />

Invalidenstraße 60, '1 0557 <strong>Berlin</strong><br />

rola n d. koerber@la ndeslabor-bbb. de<br />

H

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