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Die Lupe 2/2010 - Hauszeitschrift des ... - Diakoniewerk Essen

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Monatslosung April <strong>2010</strong>:<br />

»Gott gebe euch erleuchtete Augen <strong>des</strong><br />

Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher<br />

Hoffnung ihr von ihm berufen seid.«<br />

(Epheser 1,18)<br />

Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter,<br />

na, das ist doch mal etwas ganz Besonderes: Zur<br />

Hoffnung berufen zu sein.<br />

Selten wird das Wort in diesem Zusammenhang<br />

gebraucht. Viele junge Männer kannten das Wort<br />

»berufen« früher meist mit dem Präfix »ein-«, denn<br />

die meisten jungen Männer eines Jahrgangs wurden<br />

nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht<br />

»einberufen«. Dass man als Zeuge berufen wird,<br />

kommt auch in der Gegenwart unverändert häufig<br />

vor, genau wie die »Berufung« auf eine andere Instanz,<br />

wenn einer sich gezwungen sieht, gegen ein<br />

Urteil Rechtsmittel einzulegen. Eine gute Stunde ist<br />

es dagegen für einige, wenn sie nach langer Ausbildung<br />

in ein Amt berufen werden, wie es heute noch<br />

bei Richtern und Professoren geschieht. Bei wichtigen<br />

Funktionen kann man dann aber feststellen,<br />

dass »viele berufen, aber nur wenige auserwählt<br />

sind«. Ein Zitat übrigens, das Sie beim Evangelisten<br />

Matthäus nachlesen können (Kapitel 22,14). In all<br />

diesen Fällen hat das Wort Berufung im weiten<br />

Sinne die Bedeutung von »herbeirufen«.<br />

Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass<br />

auch das Wort »Beruf« in der Berufung steckt. Folgt<br />

man dem Herkunftswörterbuch, war es Luther, der<br />

den lateinischen Begriff »Vocatio« mit »Beruf« übersetzt<br />

hat und ihn auf den alltäglichen Beruf angewandt<br />

hat. Luther sah den alltäglichen Beruf als<br />

Antwort auf Gottes Ruf. Entsprechend war es Ziel<br />

eines Berufs, den einer ausübte, der Stadt und der<br />

Menschen Bestes durch die Arbeit zu suchen. Also<br />

ein ethischer Zusammenhang von Beruf und Berufung<br />

im geistlichen Sinne. So unterschied sich der<br />

Beruf – jedenfalls nach Luthers Meinung – von der<br />

reinen Erwerbstätigkeit. Angesichts der großen<br />

Finanzkrise, in der wir immer noch stecken, kein<br />

schlechter Ansatz, einen solchen Zusammenhang<br />

herzustellen, wie es Luther getan hat.<br />

Der Monatsspruch für den April zielt in eine ähnliche<br />

Richtung. Zur Hoffnung berufen zu sein, heißt,<br />

der Stadt und der Menschen Bestes zu suchen – im<br />

Pfarrer Karl-Horst Junge,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Vertrauen darauf, dass es Gott gut mit seiner Welt,<br />

gut mit uns, gut mit unseren Mitmenschen meint.<br />

Dass dieses Vertrauen gerade in Ihrem Beruf, liebe<br />

Leserinnen und Leser, nicht immer einfach ist, versteht<br />

jeder, der Berichte aus Ihren Arbeitsfeldern<br />

liest und hört. Der Theologe Helmut Gollwitzer, der<br />

gerade in der Zeit <strong>des</strong> Nationalsozialismus kein einfaches<br />

Leben hatte, und sich doch von Gott behütet<br />

fühlte, kam zur Erkenntnis, dass »Gott auf krummen<br />

Linien grade schreiben kann«. Für ihn bedeutete<br />

zur Hoffnung berufen zu sein, sich mit dem Bestehenden<br />

nicht abzufinden. Zur Hoffnung berufen<br />

zu sein, heißt, wenn man es so interpretiert, sich<br />

nicht mit dem abzufinden, was die Würde eines<br />

Menschen verletzt, sein Recht auf Teilhabe missachtet,<br />

Chancengerechtigkeit mindert, Hilfen verweigert.<br />

Das Heft, das nun vor Ihnen liegt, ist wieder voller<br />

Berichte über Ihre Arbeit, mit der Sie versuchen,<br />

diesem Anspruch gerecht zu werden. Zur Hoffnung<br />

Berufene, die in ihrem Beruf Hoffnung geben. Der<br />

Neubeginn einer bescheidenen Gesundheitsversorgung<br />

in Bosnien, die Soziale Servicestelle als Anlaufstelle<br />

für viele Menschen in ganz unterschiedlichen<br />

Situationen, ein Bericht über 30 Jahre Neue Arbeit –<br />

also 30 Jahre Widerspruch gegen Perspektivlosigkeit<br />

– Leben im Quartier, Feiern und Sport von Menschen<br />

mit Behinderungen und vieles mehr.<br />

Es macht Spaß, dieses Heft zu lesen, weil es in<br />

konkrete Arbeit übersetzt, was es heißen kann, zur<br />

Hoffnung berufen zu sein, was schon etwas ganz<br />

Besonderes ist.<br />

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien und<br />

Freunden eine schöne Frühsommerzeit.<br />

Pfarrer Karl-Horst Junge<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Ein Wort vorab<br />

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