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Archives<br />
Weitsprung-Legende<br />
1971 sprang Evel Knievel in Hutchinson,<br />
Kansas, mit dem Bike über zehn Trucks<br />
Das <strong>Harley</strong>-Davidson<br />
Museum ® zeigt die<br />
bisher größte<br />
Ausstellung über das<br />
Leben von Evel Knievel<br />
VON BUTTE IN MONTANA bis zum Snake<br />
River Canyon in Twin Falls (Idaho)<br />
sind es nur etwas mehr als 250 Meilen<br />
Luftlinie. Dennoch war es für Robert<br />
Craig „Evel“ Knievel ein langer und<br />
beschwerlicher Weg.<br />
Niemand weiß genau, wann Evel<br />
Knievel seinen ersten größeren Stunt<br />
vollführte. In seiner Heimat erzählt man,<br />
bei der Arbeit für eine Kupfermine in<br />
Butte habe er mit einem Großbagger<br />
ein Wheelie gemacht und dabei eine<br />
Stromleitung abgerissen, woraufhin in<br />
dem Ort für mehrere Stunden die Lichter<br />
ausgegangen seien. Inspiriert hat ihn<br />
möglicherweise die Joie Chitwood Auto<br />
Daredevil Show, die er als Achtjähriger<br />
sah. Jahre später gab er jedenfalls zu<br />
Protokoll, dieses Ereignis habe sein<br />
Interesse an wagemutigen Aktionen<br />
geweckt.<br />
84 HOG ® Herbst 2010<br />
Knievel war ein überaus begabter<br />
junger Mann. Als Zeitungsjunge schlug<br />
er dank seines Talents, die Schlagzeilen<br />
des Tages reißerisch zu verkünden,<br />
sämtliche Mitbewerber aus dem Feld. Als<br />
Heranwachsender war er ein erfolgreicher<br />
Skifahrer und Stabhochspringer, und<br />
gründete später eine halbprofessionelle<br />
Hockeymannschaft namens Butte<br />
Bombers.<br />
Seinen ersten Motorradsprung<br />
zeigte Knievel 1965 in Moses Lake<br />
(Washington), wo er mit einer 350er<br />
Honda etwa 40 Fuß weit über zwei<br />
Berglöwen und eine Kiste mit<br />
Klapperschlangen sprang. Der Sprung<br />
geriet etwas zu kurz, und das Hinterrad<br />
der Maschine zerschlug die Schlangenkiste.<br />
„Die Leute rannten weg, als sei der<br />
Teufel hinter ihnen her,“ berichtete er<br />
später „ und da ich gerade auf einem<br />
Motorrad saß, machte ich mich ebenfalls<br />
aus dem Staub.“<br />
Im darauffolgenden Jahr tourte er mit<br />
einer eigen Truppe, die er „Motorcycle<br />
Daredevils“ nannte, durch den Westen<br />
der USA. Knievel war ein hervorragender<br />
PR-Profi und trug die Verantwortung für<br />
sämtliche Aspekte der Show. Schnell<br />
wusste er sogar, Misserfolge wie Stürze<br />
und Verletzungen in positive Publicity<br />
umzukehren.<br />
Motorradakrobaten gibt es schon seit<br />
ewigen Zeiten. Motorrad-Stunt-Fahrer<br />
sprangen durch Feuerwände und<br />
brennende Reifen. Oder sie rasten fast<br />
horizontal durch die Steilkurven der „Wall<br />
of Death“. Evel Knievel aber gab dieser<br />
Sportart eine ganz neue Richtung, in dem<br />
er Publicity und Nervenkitzel kombinierte<br />
und bislang unvorstellbare Sprünge wagte.<br />
Sein Jump über den Brunnen des<br />
Caesar’s Palace in Las Vegas in der<br />
Silvesternacht des Jahres 1967 machte<br />
Knievel über Nacht zum Superstar. Die<br />
Sprungweite von 141 Fuß hätte gereicht,<br />
um Aufmerksamkeit zu erregen, aber es<br />
war vor allem die katastrophale Landung,<br />
die ihn berühmt gemacht hat. Knievel<br />
verpasste die Landerampe, brach sich<br />
mehr als ein halbes Dutzend Knochen<br />
und lag 29 Tage lang im Koma.