Frauen - Diözese Linz
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und es gilt, Lernstoffe auswendig zu lernen. SelbstÉndiges Erkunden und Erforschen<br />
sowie eigenes Tun sind nicht gefragt. Auch wenn diese Art des Unterrichts Maria schwer<br />
fÉllt, hat sie aufgrund ihrer hohen Intelligenz doch gute Schulerfolge. Besonders<br />
interessiert sie sich fÇr die naturwissenschaftlichen FÉcher.<br />
Maria Montessori will Ärztin werden<br />
1890 (nach Abschluss der Schule) konfrontiert sie ihre Eltern mit dem Vorhaben,<br />
Medizin studieren zu wollen. In Italien gibt es noch keine ärztin. Der Arztberuf ist eine<br />
absolut mÉnnliche DomÉne. Dass eine Frau an der medizinischen FakultÉt studiert,<br />
ist undenkbar.<br />
Und doch, 1892 erlebt man an der medizinischen FakultÉt etwas nie Dagewesenes:<br />
eine junge Frau, Maria Montessori, hat ihre Einschreibung fÇr das Studium erreicht,<br />
wie – das ist nicht bekannt. Doch auch innerhalb des Studiums gibt es einige HÇrden<br />
zu nehmen. Viele Mitstudenten reagieren ablehnend und auÖerdem muss Maria<br />
Montessori zu anderen Zeiten als die MÉnner Leichen sezieren (in der Nacht). Das<br />
PrÇferkollegium sieht sich im Jahre 1896 erstmals einer Frau gegenÇber. Maria<br />
Montessori beeindruckt nicht nur durch prÉzises Wissen, sondern auch durch die<br />
Lebendigkeit ihrer Antworten.<br />
Noch im selben Jahr erÑffnet sie eine Érztliche Praxis und arbeitet gleichzeitig als<br />
Assistentin an der Psychiatrischen Klinik der UniversitÉt Rom.<br />
Sie wird zum Internationalen <strong>Frauen</strong>kongress nach Berlin eingeladen, hÉlt dort einen<br />
viel beachteten Vortrag, will sich aber nicht fÇr politische Ziele einspannen lassen.<br />
1898 bekommt sie ein Kind, sie heiratet aber nicht. Der Sohn wÉchst bei Freunden auf,<br />
sie besucht ihn viel und nimmt ihn als 15jÉhrigen zu sich.<br />
Beschäftigung mit geisteskranken Kindern<br />
Bei der BeschÉftigung mit Geisteskranken begegnen ihr mitten unter den<br />
Erwachsenen Kinder, denen keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Diese<br />
Erlebnisse werden fÇr sie zum Ansatz fÇr ihre weiteren BemÇhungen. Sie erkennt,<br />
dass solchen Kindern nicht allein mit medizinischen Methoden geholfen werden kann<br />
und dass der Zustand vieler dieser Kinder durch eine angemessene Form der<br />
Betreuung und Erziehung gebessert werden kÑnnte.<br />
Wechsel zur Pädagogik<br />
Sie beginnt PÉdagogik zu studieren. Erkenntnisse aus medizinischen Abhandlungen<br />
Çber behinderte Kinder fasst sie mit eigenen Beobachtungen und Folgerungen in<br />
VortrÉgen zusammen. Die âffentlichkeit wird aufmerksam und es wird eine „Liga fÇr<br />
die Erziehung behinderter Kinder“ gegrÇndet. 1900 grÇndet diese Liga ein Institut, wo<br />
LehrerInnen fÇr die Betreuung von „geistesschwachen“ Kindern ausgebildet werden.<br />
Diesem Institut wird eine Modellschule angegliedert, deren Direktorin Maria<br />
Montessori wird. Hier werden die Kinder auf eine ganz neue Art unterrichtet.<br />
Montessori und ihre MitarbeiterInnen teilen Lern- und Spielmaterial aus und<br />
beobachten die Kinder. Der Grundgedanke ist, den Kindern Wege zum Lernen Çber<br />
praktische Erfahrungen der Sinne zu erschlieÖen (z. B.: Buchstaben aus Holz, um<br />
das Alphabet dreidimensional zu „begreifen“). Nach einiger Zeit kÑnnen die Kinder in<br />
dieser Modellschule in ihrer Leistung mit gesunden Kindern mithalten.<br />
Doch Maria Montessori denkt weiter. Wenn sich diese Methoden bei behinderten<br />
Kindern bewÉhren, dann mÇssen sie auch befreiend und fÑrdernd im herkÑmmlichen<br />
Schulsystem einsetzbar sein.<br />
<strong>Frauen</strong>Beziehungen 13