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Frauen - Diözese Linz

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5.1.3 Stammmütter und Führerinnen<br />

a) Sara, Rebekka, Lea, Rahel (Gen)<br />

Sara/Abraham, Rebekka/Isaak und Lea/Rahel/Jakob sind die Stammeltern im<br />

Glauben. Ihre Geschichten sind UrsprungserzÉhlungen. Sie zeigen auf, dass<br />

Menschen zwischen Glauben und Unglauben schwanken, dass es gute und weniger<br />

gute Zeiten im menschlichen Dasein gibt.<br />

In den ErzÉhlungen von den StammmÇttern und StammvÉtern Israels geht es um<br />

Geschichten vom Anfang, um das àberleben und die Zukunft einer Personengruppe.<br />

Es sind BeispielserzÉhlungen, wie sich Menschen und das Gottesvolk verhalten<br />

sollen.<br />

b) Tamar – List gegen Macht (Gen 38)<br />

Eine wenig bekannte Stammmutter ist die KanaanÉerin Tamar, die nach Mt 1,3 eine<br />

der Ahnfrauen des Jesus von Nazaret ist.<br />

In der etwas komplizierten ErzÉhlung im Buch Genesis wird Tamar das Recht auf<br />

Nachkommenschaft vorenthalten. Nachdem zwei EhemÉnner - SÑhne des Juda -<br />

gestorben waren, will Juda das Leben seines dritten und letzten Sohnes nicht mehr<br />

riskieren (nach geltendem Recht muss ein Mann nach dem Tod seines Bruders<br />

dessen Frau - die Witwe - heiraten).<br />

Juda verheiratet seinen Sohn nicht mit Tamar, sondern er schickt sie zu ihrer Familie<br />

zurÇck. Sie lÉsst sich aber nicht einfach abschieben, sondern tut das ihr MÑgliche.<br />

Sie ergreift die Initiative, nachdem sie gemerkt hat, dass Juda sie hintergeht. Als<br />

Kultdirne verkleidet empfÉngt sie von Juda (also von ihrem Schwiegervater) ein Kind,<br />

ohne dass er ahnt, mit wem er sich eingelassen hat. Er ist auÖer sich vor Zorn Çber<br />

die Schwangerschaft Tamars. Diese aber kann beweisen, dass das Kind von Juda<br />

ist. Juda muss bekennen: „Sie ist mir gegenÇber im Recht, weil ich sie meinem Sohn<br />

Schela nicht zur Frau gegeben habe.“ (Gen 38,26)<br />

Das Recht einer Frau behauptet sich gegen das Recht eines Mannes. Tamar<br />

durchbricht die bestehenden Strukturen und das ist fÇr diese Zeit sehr<br />

auÖergewÑhnlich.<br />

c) Mirjam – AnfÇhrerin und Prophetin (Ex)<br />

Am Anfang des Volkes Israel steht die groÖe FÇhrergestalt des Mose. Der biblischen<br />

àberlieferung nach hat er zwei Geschwister: Mirjam und den Hohenpriester Aaron.<br />

Mirjam ist eine jener <strong>Frauen</strong>, die in der Geburtsgeschichte des Mose (Ex 2,1-10) dem<br />

Kind (gegen den ausdrÇcklichen Befehl des Pharao) das Leben ermÑglichen. Die<br />

Geschichten mit dem BinsenkÑrbchen und der Mutter als Amme sind Zeugnisse von<br />

ganz auÖergewÑhnlichem Mut und weiblichem Einfallsreichtum, wenn es darum geht,<br />

tÑdlicher Macht entgegenzuwirken.<br />

Mirjam ist auch jene, die nach der Rettung am Schilfmeer in prophetischer Weise<br />

offenbar macht, dass diese weder das Werk des Mose noch ein Naturereignis und<br />

schon gar nicht ein Zufall ist, sondern das Werk von Israels Gott:<br />

„Singt dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben. Rosse und Wagen warf er ins Meer.“ (Ex<br />

15,21)<br />

Dieses Lob- und Preislied der Mirjam wurde spÉter zum „Moselied“ erweitert. Als<br />

Moselied hat es Eingang gefunden in die katholische Liturgie der Osternacht. Die<br />

Erinnerung daran, dass <strong>Frauen</strong> als erste das Geschehen gedeutet, Ñffentlich bekannt<br />

gemacht und prophetisch gehandelt haben, ist auf diese Weise verschwunden.<br />

<strong>Frauen</strong>Beziehungen 24

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