Futterhygiene als Erfolgsfaktor
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einem Austausch der Eiweißkomponenten<br />
(z.B. Soja vs. Eiweißalternativen) oder bei<br />
einer Reduzierung des Rohproteingehaltes<br />
(XP) im Futter beibehalten, steht hohen Leistungen<br />
nichts im Wege.<br />
Das Futterprotein stellt normalerweise den<br />
Hauptkostenfaktor der Futterration dar. Eine<br />
Absenkung des XP-Gehaltes ermöglicht<br />
zudem leichter den Einsatz von pflanzlichen<br />
Eiweißalternativen, da diese meist einen<br />
geringeren XP-Gehalt <strong>als</strong> SES aufweisen.<br />
Durch eine Rohproteinabsenkung im Futter<br />
wird überdies die Umwelt entlastet und<br />
gleichzeitig die Abhängigkeit der „Hofmischer“<br />
vom Zukauf teurer Proteinfuttermittel<br />
wie SES verringert. Im Gegenzug können<br />
somit Eiweißalternativen in hohen Anteilen<br />
für die Schweinerationen herangezogen<br />
werden. Ein erfolgreicher Einsatz dieser<br />
Eiweißfuttermittel im Futter für unsere<br />
Schweine wurde in zahlreichen Fütterungsversuchen<br />
belegt.<br />
In der konventionellen Fütterungspraxis<br />
sowie in der „gentechnikfreien Schiene“ hat<br />
sich die Verwendung reiner Aminosäuren in<br />
Verbindung mit fortgeschrittenen Methoden<br />
der Proteinbewertung schon seit langem<br />
bewährt. Sie ist die Grundlage für die<br />
Minimierung des Proteingehalts zum<br />
Zweck einer effizienten und umweltschonenden<br />
Fütterung (Minimierung der N-<br />
Emissionen).<br />
Grundvoraussetzung für den erfolgreichen<br />
Einsatz von Eiweißalternativen beziehungsweise<br />
einer XP-Absenkung ist eine bedarfsgerechte<br />
Berechnung der Aminosäuregehalte<br />
auf Basis der standardisierten ilealen<br />
Verdaulichkeit (SID). Eine Berechnung der<br />
Aminosäuregehalte auf Basis der Bruttoaminosäuren,<br />
wie dies in der Praxis leider<br />
immer noch gerne gemacht wird, sollte tunlichst<br />
vermieden werden. Mit der letzten<br />
Auflage der Versorgungsempfehlungen für<br />
Schweine hat der Ausschuss für Bedarfsnormen<br />
der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie<br />
(GfE) sowie dessen amerikanisches<br />
Gegenüber, das National Research Council<br />
(NRC), ein System etabliert, in dem Futtermittelbewertung<br />
einerseits und Versorgungsempfehlungen<br />
andererseits auf Basis<br />
der SID von Aminosäuren basieren. Eine<br />
weitere geeignete Futtermitteltabelle für<br />
unsere Nutztiere stellt das Buch „Tables of<br />
composition and nutritional value of feed<br />
materi<strong>als</strong>“ (ISBN 2-7380-1046-6) dar.<br />
Allgemeine Limitierungen der<br />
Eiweißfuttermittel für Schwein<br />
und Geflügel<br />
Neben den Leguminosen zählen vor allem<br />
die Nebenprodukte der Ölerzeugung oder<br />
Bioethanolproduktion zu den traditionellen<br />
Eiweißfuttermitteln. Eine mögliche Limitierung<br />
beim Einsatz solcher pflanzlicher Proteinquellen<br />
stellen deren sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe<br />
und Nicht-Stärke-Polysaccharide<br />
(NSP) dar. NSP sind überdies in<br />
Getreidearten wie Roggen, Weizen und Gerste<br />
anzutreffen. Leguminosen und Ölsaaten<br />
enthalten eine Vielzahl sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe,<br />
welche vielfältige Einflüsse<br />
ausüben können.<br />
Der Großteil davon, wird <strong>als</strong> antinutritive<br />
Faktoren (ANF) bezeichnet, da sie die Leistungen<br />
und auch die Gesundheit der Nutztiere<br />
negativ beeinflussen können.<br />
Aufgrund züchtungstechnischer Maßnahmen<br />
konnten viele ANF minimiert werden,<br />
wobei diesen Sorten in der Tierernährung<br />
und hier vor allem bei der Ernährung monogastrischer<br />
Nutztiere der Vorzug gegeben<br />
werden soll. Darüber hinaus können verschiedene<br />
physikalische, thermische und<br />
biologische Verfahren deren Gehalt minimieren,<br />
wodurch die Protein- und auch<br />
Stärkeverdaulichkeit beim Schwein verbessert<br />
wird.<br />
Zusammenfassend kann festgehalten werden,<br />
dass durch gezielte Sortenwahl und<br />
den Einsatz geeigneter Behandlungsverfahren<br />
die Einsatzmöglichkeiten und der Nährwert<br />
pflanzlicher Proteinquellen erheblich<br />
verbessert werden kann.<br />
In weiterer Folge können die oben genannten<br />
Futtermittel somit höhere Anteile an<br />
Sojaschrot aus der Ration für Schweine verdrängen.<br />
Heimische Eiweißalternativen<br />
zum Sojaextraktionsschrot<br />
Sojaextraktionsschrot liefert Schweine<br />
Eiweiß mit einer hohen biologischen Wertigkeit.<br />
Überdies sind die Aminosäuren des<br />
SES sehr hoch verdaulich (SID) (Abbildung<br />
1). Aus diesen Gründen sowie der guten<br />
Verfügbarkeit stellt SES die traditionelle<br />
proteinliefernde Komponente in Futterrationen<br />
für Schweine dar. Jedoch bietet der<br />
Markt auch andere Eiweißfuttermittel, welche<br />
aus ökonomischer Sicht, beziehungsweise<br />
im Rahmen von speziellen Fütterungsstrategien<br />
wie zum Beispiel der „GMOfreien<br />
Fütterung“, eine interessante Alternative<br />
zum SES darstellen können.<br />
Die traditionellen Körnerleguminosen wie<br />
Erbsen, Ackerbohnen oder Lupinen fungieren<br />
<strong>als</strong> Protein- und Energielieferant für<br />
Schweine. Von diesen Körnerleguminosen<br />
bietet sich vor allem die Körnererbse wegen<br />
ihres hohen Energie- (15,1 MJ ME/kg TM)<br />
und Lysingehaltes im Rohprotein (7%) für<br />
die Schweinemast an.<br />
Auch die Gehalte an ANF der Körnerleguminosen<br />
wurden vor allem bei weißblühenden<br />
Erbsensorten sehr stark reduziert,<br />
wodurch einem Einsatz von bis zu 40% in<br />
der Ration nichts im Wege steht. Im Gegensatz<br />
dazu reichen die Einsatzempfehlungen<br />
für Ackerbohnen und Lupinen aufgrund<br />
des höheren Gehaltes an ANF nur von 15<br />
bis 25%.<br />
Abbildung 1: Gesamtgehalt an Lysin (g/kg, grau) sowie der Anteil an standardisiert<br />
ileal verdaulichem (SID) Lysin am Gesamt- Lysin-Gehalt (schraffiert) von<br />
heimischen Eiweißalternativen. Quelle: Schedle et al. 2013<br />
Vor allem Raps- aber auch Sonnenblumenextraktionsschrot<br />
besitzen die Fähigkeit SES<br />
in Futterrationen für Schweine zu reduzieren<br />
bzw. zu verdrängen. Rapsschrot liefert<br />
im Vergleich zum SES um ein Viertel weniger<br />
XP und ME.<br />
14 | Fütterung | 1 2014