Futterhygiene als Erfolgsfaktor
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Anleitung zur Regionalität<br />
Unbedingt notwendig ist eine gute Vorbereitung,<br />
da man wohl sonst eher eine<br />
Fasten- denn eine Regional-Woche absolviert.<br />
Welche Lebensmittel sind für mich<br />
unbedingt notwendig? Was brauche ich<br />
fürs Frühstück, welche Lebensmittel sind<br />
fürs Kochen unverzichtbar? Diese Fragen<br />
müssen unbedingt vorab geklärt sein!<br />
Es geht um die Wurst!<br />
Brot, Butter, Käse, Gemüse, Milch - alles<br />
Produkte, die ansonsten auf dem Speiseplan<br />
ganz selbstverständlich sind. Doch<br />
funktioniert das auch mit dem regionalen<br />
Anspruch? Nie habe ich mehr über meine<br />
Region, die Bauern und Selbstvermarkter<br />
und die zum Teil unglaublich engagierten<br />
kleinen Produktionsbetriebe gelernt wie<br />
in diesen sieben Tagen! Mein Fleischhauer<br />
im Ort, Reinhard Hiess, führt ein Familienund<br />
Traditionsunternehmen in vierter<br />
Generation. Schon bisher wusste ich, dass<br />
seine Produkte ehrlich und regional sind.<br />
Trotzdem - damit ich bei meinem Regional-Experiment<br />
seine Wurst wirklich essen<br />
konnte, musste er mir eine Spezialanfertigung<br />
machen. Der Kochschinken wurde<br />
sogar mit Sägespänen aus der Umgebung<br />
geräuchert.<br />
Kulinarische Entdeckungen<br />
Leicht war es für mich mit dem Brot: Was<br />
für ein Glück, dass das zertifizierte Weinviertler<br />
Brot garantiert nur aus regionalem<br />
Roggen- und Weizenmehl, Sauerteig, Salz,<br />
Hefe und Wasser besteht. Sicherheitshalber<br />
habe ich alles trotzdem genau mit<br />
dem jungen, engagierten Bäcker Philipp<br />
Stoiber aus Laa überprüft, sogar die kleine<br />
Mühle, aus der das dafür verwendete Mehl<br />
kommt, habe ich besucht. Gemüse, Eier,<br />
Milch - das war ebenfalls einfach und<br />
gleich beim Bauern ums Eck zu bekommen.<br />
Käse, Topfen, Molke und herrliche<br />
Butter bekam ich allerdings erst 20 km<br />
entfernt aus Oberndorf bei Wolkersdorf<br />
bei der Familie Rögner.<br />
Öl war ebenfalls kein Problem, doch beim<br />
Essig brauchte es schon mehr Recherche.<br />
Schließlich fand ich etwas ganz Besonderes:<br />
Weinviertler Kiwi-Essig und Himbeer-<br />
Essig - beides zwar teuer, aber nicht nur<br />
regional, sondern sehr schmackhaft. Unser<br />
Speiseplan für diese Woche wurde dann<br />
noch von den lokalen Jägern abgerundet,<br />
die uns mit Spezialitäten vom Wildschwein<br />
und Reh versorgten.<br />
Möglich, aber zeitaufwendig<br />
Fazit meines Selbstversuchs: ich konnte<br />
wunderbar essen und hatte nicht das<br />
Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen.<br />
Selbst meine geliebte Tasse Kaffee am<br />
Morgen ging mir nach einigen Tagen nicht<br />
mehr ab. Nur: es braucht für alles viel mehr<br />
Zeit. Zeit, die Produkte zu finden und<br />
abzuholen, vor allem aber Zeit, alles selbst<br />
zu kochen. Denn Fertiggerichte und auch<br />
Restaurants waren in dieser Phase tabu.<br />
Aber wirklich schwierig ist das Ganze mit<br />
Kindern durchzuziehen: Eis, Schokolade,<br />
die vielen bunten Verführungen, die die<br />
Kleinen aus dem Supermarkt und der Werbung<br />
schon mit vier Jahren nachplappern<br />
können. Da braucht man nicht nur<br />
Geduld, sondern viel Überredungskunst!<br />
Für mich persönlich war das die größte<br />
Herausforderung!<br />
Appetit auf<br />
Herkunftskennzeichnung<br />
Beim Essen gibt es zwei Trends: Immer<br />
weniger Menschen schwingen regelmäßig<br />
den Kochlöffel. Besonders den<br />
Fleischhunger stillen die Österreicher<br />
gerne auswärts. Mehr <strong>als</strong> die Hälfte aller<br />
Fleischmahlzeiten werden bereits außer<br />
Haus eingenommen. Der Beliebtheit von<br />
Kochshows tut dies freilich keinen<br />
Abbruch. Nur: Das Bewusstsein für Qualität<br />
und Herkunft steigt. Wer nicht selber<br />
einkauft und zubereitet, will oft umso<br />
mehr wissen, was er isst. Zu Recht.<br />
Auch die EU-Politik will mehr Transparenz<br />
bei der Kennzeichnung: Schon bisher<br />
waren Frischfleisch von Rind und Kalb<br />
mit einem sogenannten ‚Place of Farming’-Label<br />
versehen. Die Kennzeichnung<br />
gilt im Sinne von geboren, gemästet<br />
und geschlachtet im jeweiligen Land.<br />
Laut Neuregelung der EU-Verbraucherinformation<br />
sollen ab Dezember 2014 auch<br />
die Fleischsorten Schwein, Schaf, Ziege<br />
und Geflügel eine Herkunftskennzeichnung<br />
ausweisen.<br />
Trend zu mehr Regionalität<br />
Damit kommen wir zum zweiten Trend:<br />
Der Appetit auf Regionalität steigt. Die<br />
Konsumenten wollen wissen, wo ihr<br />
Lieblingsschnitzel herkommt, daher<br />
müssen europäische Produkte entsprechend<br />
gekennzeichnet sein. Ich setze<br />
mich für eine verpflichtende Angabe des<br />
Geburts-, Mast- und Schlachtorts ein.<br />
Parallel dazu müssen wir berücksichtigen,<br />
dass die Kennzeichnungsvorgaben<br />
auch für die Betriebe umsetzbar und<br />
wirtschaftlich sind.<br />
Elisabeth Köstinger<br />
Abgeordnete zum EU-Parlament<br />
Die Frischfleisch-Kennzeichnung ist ein<br />
Muss. Geht aber zu wenig weit: Geburtsort,<br />
Mastort und Schlachtort gehören<br />
nämlich auch bei Fleisch gekennzeichnet,<br />
das verarbeitet ist oder nur ein<br />
Bestandteil eines Fertiggerichts ist. Auch<br />
wenn die eigene Küche immer öfter kalt<br />
bleibt. Umso nachgefragter sind plötzlich<br />
Infos darüber, was uns der Wirt auf den<br />
Teller legt. Wir brauchen neue, EU-weit<br />
einheitliche Herkunftsangaben entlang<br />
der gesamten Handels- und Verarbeitungskette.<br />
Das bezieht den Gastro-Sektor<br />
und die heiße Theke im Supermarkt<br />
mit ein. Konsumenten, die heimisch kaufen<br />
und essen wollen und den regionalen<br />
Produzenten treu sein wollen, muss man<br />
auch eine echte Chance dazu geben.<br />
Nicht irreführender Etikettenschwindel,<br />
sondern klare Herkunftsangaben sind<br />
das Gebot der Stunde. Kontrollierte Herkunft<br />
ist eben appetitlicher!<br />
1 2014 | Kennzeichnungsverordnung | 33