Mythos Marilyn - Ubi Bene
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körpergefühl<br />
Ihr Weg nach London ist steinig: Derzeit plagen<br />
Elisabeth Seitz Verletzungen. Doch zu den Spielen<br />
will sie wieder schweben – und den „Seitz” turnen.<br />
ter weiter fahren kannst, hast du was falsch gemacht“,<br />
lautet sein Credo.<br />
Bei Frauen sind eigentlich zwei Dinge tabu,<br />
Fragen nach dem Alter und nach dem Gewicht.<br />
Bei Spitzensportlerinnen ist das anders. 53 Kilogramm<br />
bringen beide Top-Athletinnen jeweils auf<br />
die Waage: Während die 23-jährige Julia Rohde<br />
jedoch an der Hantel kräftig zupackt, fliegt Elisabeth<br />
Seitz mit ihren 18 Jahren über die Holme<br />
des Stufenbarrens.<br />
Titel und Auszeichnungen haben beide bereits<br />
zahlreich eingeheimst, Rohde beispielsweise<br />
als „bestaussehende Gewichtheberin der Olympischen<br />
Spiele von Peking“, als Vize-Europameisterin<br />
und „Gewichtheberin des Jahres“. Derzeit<br />
am wichtigsten war für die in Görlitz geborene<br />
Blondine jedoch der fünfte Rang bei der EM<br />
im türkischen Antalya. Damit sicherte sich die<br />
Sportsoldatin, die in Leimen trainiert, den direkten<br />
Startplatz für London. Entsprechend<br />
locker kann sie den Rest der Vorbereitung angehen.<br />
In Watte packen wird sie Bundestrainer<br />
Thomas Faselt deshalb aber trotzdem nicht.<br />
„Das wäre der größte Fehler. Wir sind es alle gewohnt,<br />
auf des Messers Schneide zu arbeiten“,<br />
sagt er. Für London strebt die zierliche 23-Jährige<br />
87 Kilogramm in der Teildisziplin Reißen<br />
und 107 Kilogramm im Stoßen an.<br />
Viel vorgenommen hat sich auch Elisabeth<br />
Seitz. Allerdings wird die Ausnahme-Turnerin,<br />
deren Stufenbarren-Element Ende 2011 als<br />
der „Seitz“ offiziell ins Regelwerk des Weltverbandes<br />
aufgenommen wurde, derzeit noch von<br />
Verletzungen geplagt. Deshalb musste sie die<br />
Europameisterschaften in Brüssel Anfang Mai<br />
kurzfristig absagen. Erst bremste ein Sehnenanriss<br />
am Knöchel die Mannheimerin aus. Um<br />
diese Blessur abzumildern, trug die 18-Jährige<br />
eine Schiene, die jedoch zu muskulären Problemen<br />
am Rücken führte. „Ich muss meinen<br />
Fuß schonen und ihn langsam nach London<br />
bringen“, beschrieb Seitz ihren steinigen Weg<br />
zu den Sommerspielen, bei denen sie unbedingt<br />
dabei sein will. Schließlich möchte die Weltcup-Siegerin<br />
am Stufenbarren in ihrer Parade-<br />
Disziplin das „Mannheimer Element“ zeigen.<br />
Deshalb wurde eine mögliche Fuß-Operation<br />
auch verschoben.<br />
Von Frühbuchern und<br />
Last-Minute-Reisenden<br />
Der eine ist schon sicher dabei, der andere muss<br />
noch zittern – die Qualifikationsmodalitäten in<br />
den verschiedenen Sportarten sind höchst unterschiedlich.<br />
Die Last-Minute-Reisenden wie<br />
Schwimmer oder Leichtathleten, die noch Normen<br />
unterbieten müssen, werden einen Frühbucher<br />
wie ihn beneiden: Der Superschwergewichtsboxer<br />
Erik Pfeifer hat das Olympia-Ticket<br />
bereits in der Tasche. Dank seines dritten Ranges<br />
bei der WM in Baku im vergangenen Jahr hat<br />
der 25-Jährige die direkte Olympia-Qualifikation<br />
geschafft. „Es ist natürlich ein gutes Gefühl,<br />
sich jetzt in Ruhe auf London vorbereiten zu<br />
können“, freut sich der 24-Jährige: „Das ist das<br />
Ziel der Ziele für mich.“ Der Sportsoldat, der<br />
mit Frau und Sohn in Weinheim wohnt, fiebert<br />
den Duellen im olympischen Ring entgegen.<br />
Für London lässt der 102-Kilo-Mann sowohl die<br />
Deutschen Meisterschaften als auch die Europameisterschaft<br />
sausen. Ein Test im März war<br />
erfolgreich: Beim renommierten Chemiepokal<br />
in Halle/Saale holte er Bronze.<br />
Weitspringer Christian Reif dagegen ist einer von<br />
diesen Last-Minute-Olympia-Ticket-Buchern.<br />
Er bereitet sich akribisch auf die Qualifikation<br />
vor, um – endlich – bei den Sommerspielen dabei<br />
sein zu können. 2008 hatte den Überflieger<br />
aus Speyer ein Muskelfaserriss daran gehindert.<br />
Kein Wunder, dass der Mann mit Schuhgröße<br />
48 Verletzungen als „seine größten Feinde“ bezeichnet.<br />
Mit seinen 8,47 Metern bei den Europameisterschaften<br />
2010 im spanischen Barcelona<br />
wäre der Sportmanagement-Student ein Jahr<br />
später bei der WM im südkoreanischen Daegu<br />
ebenfalls auf dem ersten Platz gelandet, doch da<br />
wollten die Beine nicht.<br />
„Ich hätte heute noch zehnmal springen können<br />
– mehr wäre nicht herausgekommen“, sagte der<br />
27-Jährige nach 8,19 Metern und Rang sieben<br />
selbstkritisch. Kein Wunder, dass der Mann<br />
vom ABC Ludwigshafen die erfolgreiche Teilnahme<br />
an den Sommerspielen als seinen größten<br />
Traum bezeichnet.<br />
Text: Jan Kotulla<br />
Fotos: Alexander Grüber •<br />
Ein Achter kann ein Traum, aber auch ein<br />
Alptraum sein. Für den Ruderer Filip<br />
Adamski ist er der Traum schlechthin, er<br />
will in London unbedingt im deutschen Paradeboot<br />
auf Medaillenjagd gehen. Der 29-Jährige hat<br />
einiges nachzuholen: Die Sommerspiele von Peking<br />
verliefen enttäuschend für ihn, weil er krank<br />
wurde und nach dem Vorlauf passen musste.<br />
Ein Jahr später wurde er im Achter Weltmeister,<br />
doch 2010 wurde er dort im wahrsten Sinne des<br />
Wortes wieder ausgebootet. Die Bronzemedaille<br />
im Zweier mit Steuermann bei den Weltmeisterschaften<br />
spendete Trost und gab neue Motivation.<br />
Nun wurde er von Bundestrainer Ralf<br />
Holtmeyer erneut ins größte Boot berufen, und<br />
man merkt dem Studenten der Wirtschaftswissenschaften<br />
die Erleichterung an, wenn er sagt:<br />
„Trotz guter Tests kam die Nominierung für mich<br />
etwas überraschend, aber ich freue mich natürlich<br />
sehr.“ Der Deutschlandachter, bereits dreimal<br />
mit Olympiagold dekoriert und zuletzt sehr<br />
erfolgreich, gehört zu den Medaillenfavoriten der<br />
Ruderer. Adamski weiß um die Erwartungen und<br />
verspricht: „Ich werde mein Bestes geben, um die<br />
Erfolgsgeschichte des Achters in London zu krönen.“<br />
Der gebürtige Breslauer kehrt in London<br />
gleichsam zurück zu seinen Wurzeln: Bei einem<br />
Schulprojekt packte ihn die Lust auf Rollsitz und<br />
Riemen. Nun darf er nur einen Steinwurf vom<br />
weltberühmten Eton College entfernt um Olympiagold<br />
rudern.<br />
Von Tüftlern, Bastlern und<br />
zierlichen Energiebündeln<br />
Wie Filip Adamski hat auch Wolfram Kurschat<br />
in seiner Karriere Höhen und Tiefen durchgemacht<br />
und will in London seine zweiten Spiele<br />
erleben, doch für ihn ist ein Achter ein Alptraum<br />
– Kurschat ist Mountainbiker. 20 Jahre<br />
ist es her, dass er mit einem zweiten Platz bei<br />
der Junioren-Weltmeisterschaft international<br />
auf sich aufmerksam machte. Trotz zahlreicher<br />
Erfolge verpasste der „Wolfman“, so sein Spitzname,<br />
sowohl 2000 als auch 2004 das Olympia-Ticket.<br />
Umso größer war die Genugtuung,<br />
2008 in Peking starten zu dürfen. Dort fuhr der<br />
studierte Pharmazeut, der sein Geld als Cross-<br />
Country-Profi verdient, auf den 33. Rang.<br />
Am „Team London“ begeistert den dreifachen<br />
Vater vor allem, „mit Athleten aus ganz unterschiedlichen<br />
Sportarten in Kontakt zu kommen<br />
und sich auszutauschen. Normalerweise hat man<br />
es ja bei den Wettkämpfen immer mit den Kollegen<br />
zu tun, redet über seine Disziplin“. An seiner<br />
Jagd über Stock und Stein reizt den inzwischen<br />
37-Jährigen nicht nur die Fahrt an sich. Kurschat<br />
gilt als Tüftler und Bastler und als äußerst<br />
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