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Leitlinien zur Schmerztherapie bei chirurgischen Patienten ...

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<strong>Leitlinien</strong> <strong>zur</strong> <strong>Schmerztherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>chirurgischen</strong> <strong>Patienten</strong><br />

3. Gemäss Susan Andrade (Andrade, Martinez et al. 1998) ist das Risiko einer Agranulozytose<br />

oder einer sonstigen tödlichen Komplikation (insbes. GI-Blutung) <strong>bei</strong> kurzfristigem Gebrauch<br />

von Metamizol (1 Woche) ca. 20-25-mal kleiner als <strong>bei</strong> Diclofenac und somit vergleichbar mit<br />

dem Risiko von Paracetamol.<br />

4. Gemäss einer Multizenterstudie (JAMA 1986), welche in Spanien(Ibanez, Vidal et al. 2005)<br />

fortgesetzt wurde und insgesamt 22 Millionen Anwender erfasste, fanden die Autoren eine<br />

Inzidenz von 1.1 Agranulozytosen pro Million Anwender bzw. 0.56 pro Million Anwender. Eine<br />

Studie in Schweden(Backstrom, Hagg et al. 2002) hingegen fand eine Inzidenz von 1:1439 <strong>bei</strong><br />

‚outpatient‘ und 1:31‘000 <strong>bei</strong> ‚inpatient‘ <strong>Patienten</strong>. In Schweden wurden höhere Dosen über<br />

einen längeren Zeitraum verwendet; ob dies jedoch allein die erheblichen Unterschiede in der<br />

Inzidenz im Vergleich zu den anderen <strong>bei</strong>den Studien erklärt, ist fraglich.<br />

5. Metamizol wird im Hause von der Anästhesie seit mehreren Jahren erfolgreich <strong>bei</strong> vielen<br />

postoperativen <strong>Patienten</strong> verordnet. Konsequent wird die Behandlungsdauer da<strong>bei</strong> auf jeweils<br />

drei Tage beschränkt. Unter diesem Behandlungsregime kam es nie zu einer Agranulozytose,<br />

was für die Sicherheit von Metamizol <strong>bei</strong> nur kurzfristiger Anwendung spricht und die Daten<br />

von Susan Andrade untermauert.<br />

6. Metamizol ist aufgrund des Agranulozytose Risikos gefürchtet; hingegen macht Metamizol<br />

keine (wie häufig irrtümlich angenommen wird) Thrombopenien. Zu beachten ist zudem, dass<br />

<strong>bei</strong>spielsweise Agranulozytosen unter Diclofenac gemäss den Daten von Andrade(Andrade,<br />

Martinez et al. 1998) häufiger als unter Metamizol auftreten.<br />

7. Die Leukozytenzahlen sollen täglich bestimmt werden. In den meisten postoperativen<br />

Situationen wird sowieso eine routinemässige Kontrolle des Blutbilds am 2. oder 3.<br />

postoperativen Tag durchgeführt. Obwohl die Leukozytenzahlen routinemässig <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stehen, wird die Leukozytenzahl erfahrungsgemäss oft nicht bewusst <strong>zur</strong> Kenntnis genommen.<br />

8. Metamizol kann auch <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit Low output und Niereninsuffizienz gegeben werden.<br />

9. Kontraindikationen siehe oben.<br />

e) Opiate<br />

Trotz vieler Nachteile und Risiken (Gupta, Kshirsagar et al. 2002; Koppert 2005; Christopherson,<br />

James et al. 2008) gehören Opiate <strong>zur</strong> Standardtherapie <strong>bei</strong> starken Schmerzen, insbesondere <strong>bei</strong><br />

<strong>chirurgischen</strong> <strong>Patienten</strong>. Die weit verbreitete Angst, <strong>Patienten</strong> rasch mit Opiaten zu überdosieren<br />

und somit vital zu gefährden, ist <strong>bei</strong> sorgfältiger Applikation <strong>bei</strong> Schmerzpatienten unbegründet. Eine<br />

weitere, unbegründete Angst, ist die Gefahr der Erzeugung einer (psychischen) Abhängigkeit im<br />

Sinne eines Medikamentenmissbrauchs. Diese ist in einem stationären Setting fast nicht möglich und<br />

tritt erfahrungsgemäss <strong>bei</strong> der Neuverordnung von Benzodiazepinen viel eher auf als <strong>bei</strong> der<br />

Analgetikatherapie mit Opiaten. Auch <strong>Patienten</strong> unter Opiaten (sei dies aufgrund vorbestehender<br />

starker Schmerzen oder aufgrund einer Suchterkrankung) sollen und müssen mit Opiaten weiter<br />

behandelt werden(de Leon-Casasola, Myers et al. 1993). Da diese Situationen meist sehr komplex<br />

sind (Hadi, Morley-Forster et al. 2006), wird empfohlen, sich durch entsprechende Fachpersonen<br />

beraten zu lassen.<br />

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