Heft 2 + 3 / 2011 - UniversitätsVerlagWebler
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Anregungen für die Praxis/Erfahrungsberichte<br />
P-OE<br />
lich wertvolle Hilfestellung für das Konzept des darauf folgenden<br />
Veranstaltungszyklus leisten.<br />
Abbildung 1: Dimensionen eines kompetenzorientierten<br />
Prüfungsmodells<br />
Im Folgenden wird auf die zur praktischen Umsetzung besonders<br />
relevanten Dimensionen Durchführung und Inhaltsdefinition<br />
näher eingegangen. Daraufhin folgen Empfehlungen<br />
für die Vorbereitung wie auch konkrete Beispiele.<br />
Dimension der Durchführung<br />
Die Dimension der Durchführung umfasst Anforderungen<br />
an die Prüfungsbestandteile, die Prüfungsfragen wie auch<br />
an die Bewertungskriterien. So sollten die Prüfungsbestandteile<br />
wie z.B. Klausuren, Seminararbeiten oder Kolloquien<br />
schon zu Beginn der Veranstaltung klar kommuniziert<br />
werden und deren Sinn und Zweck für jeden Studierenden<br />
nachvollziehbar sein. Die Prüfungsfragen müssen<br />
beim kompetenzorientierten Prüfungsmodell Anforderungen<br />
gerecht werden, die sich aus dem fachlichen Bezug der<br />
Frage, der problemorientierten Fragestellung, der methodischen<br />
Abhandlungsmöglichkeit der Fragestellung, der<br />
Sichtbarkeit des zur Lösung genutzten Wissens für den Prüfenden,<br />
sowie der Möglichkeit eines prüfbaren Lösungsweges<br />
zusammensetzen.<br />
Den Fragestellungen muss ein eindeutiges Bewertungskonzept<br />
zu Grunde gelegt werden, welches auf dem Schwierigkeitsgrad<br />
der Aufgaben basiert und sowohl für Prüfer/innen<br />
als auch für alle Teilnehmer/innen der Prüfung zu jedem<br />
Zeitpunkt einheitliche, nachvollziehbare und zuverlässige<br />
Ergebnisse liefert. Dabei ist zu unterscheiden, ob ein kriterienbasierter,<br />
gruppenorientierter oder individueller Bewertungsbezug<br />
Anwendung findet.<br />
Die klassische Klausur stellt einen reinen Kriterienbezug<br />
dar, in welchem ein eindeutiges und für alle gleiches Bewertungskonzept<br />
vorliegt.<br />
Auf der Grundlage von Berendt (2002) sollten die folgenden<br />
Kriterien als Mindestmaßstab einbezogen werden.<br />
Demnach geht es sowohl innerhalb der Veranstaltung als<br />
auch im Prüfungsprozess vor allem darum, dass die Teilnehmer/innen<br />
in der Lage sind in klarer, lesbarer und überzeugend<br />
argumentativer Weise etwas schriftlich darzustellen,<br />
sich selbst klar und überzeugend auszudrücken, unabhängige<br />
Urteile abzugeben, erhaltene Informationen auszuwählen<br />
und effektiv zu strukturieren und kreatives und<br />
phantasievolles Denken zu demonstrieren.<br />
Zur Berücksichtigung von sozialdynamischen Prozessen innerhalb<br />
eines Lehr-Lernkonzepts kann dieser Kriterienbezug<br />
sowohl mit einem Gruppen- als auch mit einem Individualbezug<br />
kombiniert werden indem zusätzlich zur Klausur<br />
Kleinprojekte in Gruppen bearbeitet und vorgestellt werden.<br />
Dieses unterstützt neben der Förderung der Fachkompetenz<br />
insbesondere die Schulung von weiteren Kompetenzfeldern<br />
wie Methodenkompetenz (z.B. Analytisches<br />
und Interdisziplinäres Denken, Kreativität und Innovationsfähigkeit),<br />
soziale-und kommunikative Kompetenzen<br />
(z.B. Teamfähigkeit, Konfliktlösungsbereitschaft, Verhandlungsgeschick,<br />
kommunikative Fähigkeiten und präsentative<br />
Fähigkeiten), persönliche Kompetenzen (z.B. Belastbarkeit,<br />
Offenheit und Leistungsbereitschaft) als auch Aktivitäts-und<br />
umsetzungsbezogene Kompetenzen (z.B. Entscheidungsfähigkeit,<br />
Flexibilität und Initiative). Innerhalb<br />
der gestellten Aufgabe werden das Gesamtergebnis, der<br />
Entstehungsprozess und die individuelle Entwicklung des<br />
Einzelnen bewertet. Die Ergebnisse aus dem Projekt<br />
(Gruppennote und Individualnote) und der Klausur (Individualnote<br />
mit Kriterienbezug) ergeben schließlich die Gesamtnote.<br />
Dimension der Inhaltsdefinition<br />
Alle von den Studierenden während der Veranstaltung erlangten<br />
Fähig- und Fertigkeiten, im Rahmen von Vorlesungen,<br />
Übungen, Hausübungen, Exkursionen oder auch Präsentationen<br />
der Studierenden selbst, sollten als quantitative<br />
Inhaltsdefinition der Prüfung zu Grunde gelegt werden<br />
um ein möglichst umfassendes inhaltliches Spektrum prüfen<br />
zu können.<br />
Eine qualitative Inhaltsdefinition kann aus der Dimension<br />
der Durchführung abgeleitet werden. Insofern muss die zu<br />
entwickelnde Prüfung den Teilnehmenden die Möglichkeit<br />
bieten die Beherrschung der Mindestanforderungen zu demonstrieren<br />
um sie somit für die Prüfenden erfassbar zu<br />
machen. Aus diesem Grund wird empfohlen an die Formulierung<br />
von kompetenzorientierten Prüfungsaufgaben folgende<br />
Qualitätsmerkmale zu stellen:<br />
• Eindeutige, nachvollziehbare und verständliche Darstellung<br />
des Problems.<br />
• Fragestellung ist methodisch abhandelbar.<br />
• In der Fragestellung muss mindestens ein inhaltlicher<br />
Fachbezug vorhanden sein.<br />
• Unabhängige Urteile/Entscheidungen durch offene Fragestellungen<br />
ermöglichen.<br />
• Teilweise eine Überbestimmtheit von Informationen einbeziehen<br />
um die Möglichkeit einer selektiven und strukturierten<br />
Auseinandersetzung zu ermöglichen.<br />
• Komplexe Fragestellungen sollten zudem einen fachübergreifenden<br />
Kontext zum Gegenstand haben um flexibles,<br />
interdisziplinäres, kreatives und phantasievolles Denken<br />
beweisen zu können.<br />
• Es sollte ein dem Schwierigkeitsgrad der Fragestellung angemessener<br />
zeitlicher Rahmen zur Bearbeitung des Problems<br />
festgelegt werden.<br />
68 P-OE 2+3/<strong>2011</strong>