Vom Deutschland-Besuch de Gaulles zum ... - Charles de Gaulle
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Lan<strong>de</strong>szentrale für politische Bildung Ba<strong>de</strong>n‐Württemberg<br />
Klaus Pfiffer/Eduard Schön, <strong>Vom</strong> <strong>Deutschland</strong>‐<strong>Besuch</strong> <strong>de</strong> <strong><strong>Gaulle</strong>s</strong> <strong>zum</strong> Élysée‐Vertrag ‐ Vorschläge für <strong>de</strong>n Unterricht, 2012<br />
[819] „Kein Wun<strong>de</strong>r, dass die Festigkeit meiner Haltung und die Unterstützung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />
Bun<strong>de</strong>skanzlers auf ihrer Seite Wirbel verursachen. (…)“<br />
Conseil (Ministerrat), 24. Januar 1963<br />
Couve (mit einem Hauch von Ironie in <strong>de</strong>r Stimme): „Die Deutschen sind in einer unklaren<br />
Situation. Die Regierung wird wechseln. Wie wer<strong>de</strong>n sie <strong>de</strong>n Vertrag umsetzen? Darüber<br />
hinaus provoziert dieses enge Abkommen zwischen Frankreich und <strong>Deutschland</strong> negative<br />
Reaktionen bei unseren Partnern: die Furcht vor einer <strong>de</strong>utsch-französischen Dominanz; die<br />
Hoffnung, dass dieses Abkommen lediglich auf <strong>de</strong>m Papier steht.“<br />
GdG: „Unsere Ablehnung <strong>de</strong>r multilateralen Atomstreitmacht, unsere Weigerung,<br />
Großbritannien in die EWG aufzunehmen und schließlich die Unterzeichnung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschfranzösischen<br />
Vertrages, <strong>de</strong>r Benelux und Italien beiseite lässt – diese drei Ereignisse<br />
zusammen haben ein Erdbeben verursacht. Man muss sich nicht wun<strong>de</strong>rn, dass die an<strong>de</strong>ren<br />
eifersüchtig sind. Aber es ist besser, Eifersucht als Mitleid zu erregen.“<br />
[820] Nach <strong>de</strong>m Ministerrat gibt mir <strong>de</strong>r General langsam eher beruhigen<strong>de</strong> Hinweise für die<br />
Öffentlichkeit:<br />
„Die Politik Frankreichs ist es, ein Europa zu schaffen, das seinen Namen verdient, das aus<br />
sich selbst heraus existiert, das seine eigene Wirtschaft, Verteidigung und Kultur hat. Das ist<br />
ein Thema, das man objektiv und lei<strong>de</strong>nschaftslos behan<strong>de</strong>ln muss. Frankreich ist zutiefst mit<br />
<strong>de</strong>m Aufbau Europas verbun<strong>de</strong>n. In diesen Rahmen wollen wir von jetzt an unsere nationale<br />
Politik einordnen.“<br />
„Wir bauen hartnäckig weiter an <strong>de</strong>r EWG. Wir wür<strong>de</strong>n es zu schätzen wissen, wenn die<br />
Englän<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Lage wären, hierzu genauso viel beizutragen.“<br />
„Wir wollen ein kohärentes und eng verbun<strong>de</strong>nes Kontinentaleuropa und ein atlantisches<br />
Bündnis, das lockerer ist, in <strong>de</strong>m Europa auf gleicher Höhe mit <strong>de</strong>n Amerikanern wäre, die<br />
jedoch zur Zeit die gesamte Macht besitzen.“<br />
„Wir hoffen, dass sobald wie möglich Großbritannien sich so weit entwickelt hat, dass es sich<br />
mit <strong>de</strong>m Kontinent verbin<strong>de</strong>n kann und ihn <strong>de</strong>r „Weite <strong>de</strong>s Atlantiks“ vorzieht. Es ist<br />
entschei<strong>de</strong>nd, dass Großbritannien in <strong>de</strong>r Lage ist, alle Verpflichtungen <strong>de</strong>s Europas <strong>de</strong>r sechs<br />
zu erfüllen. Es ist klar, dass es dies noch nicht getan hat. Verhandlungen über seinen Beitritt<br />
können erst wie<strong>de</strong>r aufgenommen wer<strong>de</strong>n, wenn es dies getan hat.“<br />
Der General wartet einen Moment und verän<strong>de</strong>rt seinen Ton:<br />
„Wir dürfen die Deutschen nicht verunsichern. Lassen wir A<strong>de</strong>nauer machen, er muss sich<br />
noch mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>stag und seinen eigenen Ministern herumschlagen. Der arme Kerl! Und<br />
das in seinem Alter! Aber sie müssen begreifen, dass, wenn sie <strong>de</strong>n Vertrag nicht ratifizieren,<br />
es ein für alle Mal zu En<strong>de</strong> ist. Dann wer<strong>de</strong>n wir uns neu orientieren.“