FRS-13014_Systembiologie_8_2014
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DIE ZUKUNFT DER TECHNIK VORAUSDENKEN<br />
UND GESTALTUNGSOPTIONEN AUSLOTEN<br />
Das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT<br />
Es ist mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden: Die<br />
Folgen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts müssen<br />
frühzeitig erforscht und reflektiert werden, sowohl um seine<br />
Chancen und Potentiale fruchtbar zu machen als auch um Risiken<br />
vorzubeugen und unangenehme Überraschungen zu vermeiden.<br />
Das ist, in aller Kürze, die Aufgabe der Technikfolgenabschätzung<br />
(technology assessment) und damit des Instituts für Technikfolgenabschätzung<br />
und Systemanalyse (ITAS) am KIT.<br />
Die Herausforderungen umfassen viele unterschiedliche Bereiche:<br />
neue Wissenschaftszweige und Schlüsseltechnologien (wie etwa die<br />
synthetische Biologie oder die Servicerobotik) werden hier genauso<br />
analysiert, wie die Weiterentwicklung und Transformation zentraler<br />
Infrastrukturen der modernen Gesellschaft (wie etwa des Energiesystems<br />
oder des Internets) oder der Umgang mit „Altlasten“ der Technik,<br />
z. B. mit hoch radioaktiven Abfall. Das Grundprinzip ist überall das<br />
gleiche: die entsprechenden „Technikzukünfte“ werden vorausschauend<br />
in den Blick genommen, klassifiziert und eingeschätzt. Es folgt<br />
eine Bewertung, z. B. nach Kriterien der Verantwortbarkeit oder nach<br />
politischen oder gesellschaftlichen Zielsetzungen, aus der schließlich<br />
Handlungsoptionen entwickelt werden, um eine konstruktive<br />
Gestaltung zu ermöglichen. Technikfolgenabschätzung übersetzt das<br />
erarbeitete Wissen in Beratungswissen und ist somit Folgenforschung<br />
für wissenschaftliche Politik- und Gesellschaftsberatung.<br />
Dementsprechend ist es die Aufgabe des ITAS, drei unterschiedliche<br />
Wissensformen zu generieren und zu kombinieren:<br />
SYSTEMWISSEN<br />
Ein hinreichendes Verständnis der betrachteten Systeme (technische<br />
Entwicklungen und ihre Bedingungen, Anwendungsmöglichkeiten,<br />
Akteurskonstellationen und Interessen, Erfolgsbedingungen<br />
und hemmende Faktoren für Innovationen, Einschätzungen zukünftiger<br />
Märkte und Akzeptanzverhältnisse, Prozesse an der Schnittstelle<br />
zwischen Wissenschaft, Technik, Politik, Umwelt und Gesellschaft<br />
etc.) und ihrer zeitlichen Dynamik ist notwendige Voraussetzung<br />
einer vorausschauenden Analyse von Wissenschafts- und Technikfolgen.<br />
ORIENTIERUNGSWISSEN<br />
Die Bewertung von wissenschaftlich-technischen Entwicklungen<br />
und ihren Folgen erschließt sich nicht aus reinem Faktenwissen,<br />
sondern bedarf normativer Prämissen und entsprechender Argumentation<br />
bis hin zu ethischen Überlegungen. Hier geht es vor<br />
allem um Fragen der Verantwortbarkeit (ein zentraler Begriff im EU<br />
Forschungsrahmenprogramm HORIZON2020 lautet genau „Responsible<br />
Research and Innovation“) und der nachhaltigen Entwicklung.<br />
Das ITAS wurde 1995 nach einer längeren institutionellen Vorgeschichte gegründet.<br />
Seit 2012 ist das Institut in der Karlsruher Innenstadt, in der Nähe des Europaplatzes,<br />
in einem traditionsreichen Jugendstilgebäude untergebracht.<br />
Quelle: © ITAS<br />
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HANDLUNGSWISSEN<br />
Die Entwicklung von Gestaltungsoptionen bedarf eines Handlungswissens,<br />
z. B. in Bezug auf Regulierung und Forschungsförderung,<br />
aber auch in Bezug auf ökonomische Anreizmechanismen oder<br />
soziale Prozesse, wie etwa der Partizipation.