FRS-13014_Systembiologie_8_2014
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ERASynBio<br />
Förderung und verantwortungsvolle Entwicklung der<br />
synthetischen Biologie in europäischen und<br />
internationalen Verbünden<br />
von Annette Kremser<br />
„I think the biggest innovations of the twenty-fi rst century will be the<br />
intersection of biology and technology. A new era is beginning...”<br />
Steve Jobs (Isaacson, 2011).<br />
Die Synthetische Biologie, die Verschmelzung der<br />
Gentechnologie mit den Ingenieurswissenschaften,<br />
ist eine Schlüsseltechnologie mit dem Potenzial, Ansätze,<br />
Werkzeuge und Techniken der modernen Biotechnologie<br />
grundlegend zu verändern. Grundlage<br />
dafür bilden die weiterentwickelten Methoden der<br />
Bio- und Gentechnologie, vor allem die technischen<br />
Möglichkeiten, Erbinformationen immer schneller zu<br />
analysieren und zu synthetisieren.<br />
Synthetische Biologie: die Weiterentwicklung einer<br />
Wissenschaftsdisziplin<br />
In der Definition der synthetischen Biologie folgt ERASynBio im<br />
Wesentlichen dem Vorschlag des „European Academies Science<br />
Advisory Council“ (EASAC Policy Report 13, 2010): „Synthetic<br />
biology is the engineering of biology: the deliberate (re)design<br />
and construction of novel biological and biologically based<br />
parts, devices and systems to perform new functions for useful<br />
purposes, that draws on principles elucidated from biology and<br />
engineering.“ Legt man diese Definition zugrunde wird klar, dass<br />
es sich bei der synthetischen Biologie um keinen komplett neu<br />
entstehenden Wissenschaftszweig handelt, sondern lediglich um<br />
eine Fortentwicklung bestehender Gebiete wie der Gentechnologie,<br />
der Biosensorik und der Biomimetik, die alle ebenfalls auf<br />
der Basis biologischer Prinzipien technische Anwendungen entwickeln.<br />
Analog zur <strong>Systembiologie</strong> entwickelt sich die Synthetische<br />
Biologie aus der Verknüpfung unterschiedlicher Disziplinen<br />
wie z. B. der Genetik, Molekularbiologie, Informatik und den<br />
Ingenieurswissenschaften. Liefert die <strong>Systembiologie</strong> die notwendigen<br />
quantitativen Daten und Parameter zur Modellierung<br />
natürlicher Prozesse, geht die Synthetische Biologie als logische<br />
Fortentwicklung einen Schritt weiter und nutzt diese Prinzipien<br />
und Ergebnisse zu Konstruktionszwecken, wie z. B. neuartigen<br />
und optimierten Enzymkaskaden, genetischen Schaltkreisen<br />
oder „biologischen Bausteinen“ wie Promotoren. Als potentielle<br />
Anwendungen kristallisieren sich derzeit die Entwicklung neuartiger<br />
Pharmazeutika, Diagnostika und Biomaterialien, eine<br />
umwelt- und ressourcenschonende Chemie und die alternative<br />
Herstellung biobasierter Rohstoffe und Intermediate heraus. Das<br />
wirtschaftliche Potenzial wird laut Studien von McKinsey & Company<br />
und BBC Research als enorm hoch eingeschätzt.<br />
Die Ziele von ERASynBio<br />
Um die Chancen dieser Schlüsseltechnologie zu nutzen und die<br />
weitere Entwicklung aktiv zu gestalten, haben sich Europäische<br />
und US-amerikanische Fördergeber in einem von der Europäischen<br />
Kommission finanzierten Netzwerk zur Forschungsförderung<br />
unter dem Titel ERASynBio zusammengeschlossen.<br />
Deutschland ist darin durch das BMBF und den Projektträger<br />
Jülich (PtJ) vertreten und koordiniert auch die Initiative. Insgesamt<br />
hat das Netzwerk 16 Partner aus 14 europäischen Ländern, hinzu<br />
kommen die USA als Beobachter. Eine der Hauptaktivitäten von<br />
ERASynBio besteht in der Planung und Umsetzung gemeinsamer<br />
Ausschreibungen. Von den 55 Anträgen der ersten Ausschreibung<br />
2013 mit einem Fördervolumen von ca. 16 Mio. € wurden 8 zur<br />
Förderung vorgeschlagen, alle mit deutscher Beteiligung. Die<br />
Planung der zweiten Ausschreibung für <strong>2014</strong> hat bereits parallel<br />
begonnen. Vorbereitungstreffen für Projektanbahnungen,<br />
64 Forschung ERASynBio www.systembiologie.de