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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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"Die individuelle Schale, in <strong>die</strong> meine Persönlichkeit so fest eingeschlossen<br />

ist, explo<strong>die</strong>rt im Moment des Satori. Das heißt nicht unbedingt, daß ich eins<br />

werde mit einem Sein, größer <strong>als</strong> ich es bin, oder in ihm absorbiert werde;<br />

aber meine Individualität, <strong>die</strong> so stark in ihrer Struktur zusammenhält und so<br />

klar von anderen individuellen Existenzen verschieden ist ... schmilzt dahin in<br />

etwas Unbeschreibliches, etwas, das einer Ordnung angehört, <strong>die</strong> ganz<br />

verschieden ist von dem, an das ich gewohnt bin." 134<br />

Hier wird zwar keine vollkommene Identität des Individuums mit dem "größeren<br />

Sein" erfahren oder behauptet, sie erfahren zu haben. Aber es wird klar beschrieben,<br />

wie <strong>die</strong> Grenzen der Individualität, des individuellen Bewußtseins und seiner<br />

Struktur sich <strong>auf</strong>lösen, "dahinschmelzen". Man kann fragen, wo dann überhaupt<br />

noch ein Selbst sein kann, wenn es sich <strong>auf</strong>löst im All-Selbst. Andererseits ist der<br />

Erfahrende noch da, obgleich sein Bewußtsein sich ins Bodenlose zu weiten<br />

scheint. Betrachten wir ein weiteres Beispiel, <strong>die</strong>smal von dem englischen Dichter<br />

Tennyson, der in einem Brief schreibt:<br />

"Eine Art wacher Trance - in Ermangelung eines besseren Wortes habe ich<br />

von früher Knabenzeit an oft gehabt, wenn ich ganz für mich allein war. ...<br />

Plötzlich, <strong>als</strong> käme es aus der Intensität des Bewußtseins der Individualität,<br />

schien sich <strong>die</strong>se selber <strong>auf</strong>zulösen und sich zu verflüchtigen in ein grenzenloses<br />

Sein. Dies war kein verwirrter Zustand, sondern der klarste, sicherste<br />

aller sicheren, vollständig jenseits aller Worte - wo Tod eine nahezu lächerliche<br />

Unmöglichkeit war. Der Verlust der Persönlichkeit (wenn es so war)<br />

schien keine Auslöschung, sondern das einzige wahre Leben." 135<br />

Seinem Bericht der Erfahrung der Auflösung der Persönlichkeit oder Individualität<br />

fügt Tennyson <strong>die</strong> Worte "wenn es so war" hinzu - allerdings in Klammern.<br />

Seltsamerweise bezeichnet er seine Erfahrung zugleich <strong>als</strong> "klarste, sicherste aller<br />

sicheren". Sollte er sich doch nicht so klar gewesen sein? Stace 136 interpretiert den<br />

Zusatz Tennysons so, daß <strong>die</strong>ser damit nur <strong>die</strong> verwirrende, paradoxe Situation<br />

zum Ausdruck bringen wollte, <strong>die</strong> darin besteht, daß <strong>die</strong> Individualität sich einerseits<br />

<strong>auf</strong>löst, verschwindet und andererseits doch weiterbesteht; denn der beobachtende<br />

und empfindende Tennyson verschwindet ja nicht. Das Paradoxe ist, daß Indivi-<br />

134 D.T. Suzuki: Zen Buddhism: Selected Writings of D.T. Suzuki. Ed. by W. Barrett. New<br />

York o.J., S. 105, zit. nach Stace 1961, S. 117.<br />

135 Zit nach Stace 1961, S. 119.<br />

136 Vgl. ebenda, S. 120.<br />

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