Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

einfache Weise durch die Gewährung von strukturierten Freiräumen, die selbständiges,
selbstbestimmtes Denken und Handeln ermöglichen, erreicht werden. Selbständigkeit
bedeutet die vom Selbst geleitete Auseinandersetzung mit den Ordnungen
der Umwelt, wodurch der Aufbau einer Ordnung des individuellen Bewußtseins
angeregt und unterstützt wird.
Dieser "innere Drang" zeigt sich auch im Lernen. Wenn äußerer Druck nicht angewandt
wird, dann ist das Lernen weit eher intrinsisch motiviert.
"Zwei Gruppen von Variablen beeinflussen in der Situation das intrinsisch
motivierte Lernen: Material-Variablen und Kontext-Variablen. Je stärker die
Aktivation durch die Kontext-Variablen abgebaut wird, und je besser die
Material-Variablen in Komplexität und Strukturiertheit (ihr subjektiver Informationsgehalt)
der Verarbeitungskapazität des Individuums entsprechen,
desto wahrscheinlicher ist intrinsisch motiviertes Lernen." 17
7.1.2 Persönlichkeitsstärkung durch Selbständigkeit
Der innere Antrieb zur Ausweitung von Bewußtheit wird von individuellen und
sozialen Bedingungen beeinflußt, die wir weder im einzelnen kennen noch detailliert
steuern können. Das liegt an der Komplexität des Aufbaus des individuellen
Bewußtseins und der in ihm wirkenden allgemeineren Kräfte, den vielfältigen
Wirkungen von Symbolen, von Erwartungen anderer usw. Jeder Versuch einer
detaillierten Steuerung der Bewußtseinsentwicklung läuft daher notgedrungen auf
die Mißachtung vieler dieser Bedingungen hinaus. "Ich fürchte", so äußerte
Lichtenberg seine Bedenken, "eine allzu sorgfältige Erziehung liefert uns nur
Zwergobst." 18
Wenn man davon ausgeht, daß jener innere Antrieb oder das hinter diesem Antrieb
vermutete Selbst genauer "weiß", wie diese Entwicklung zustandegebracht werden
kann, dann kommt es für die Erziehung darauf an, die Rahmenbedingungen zu
untersuchen, von denen diese Entwicklung abhängig ist und diese Bedingungen
bereitzustellen.
In Teil II haben wir bereits einige derartiger Bedingungen genannt, wovon die
vermutlich bedeutsamste ist, daß alles, was wir denken, fühlen, wollen oder tun,
17 Portele 1975, S. 238.
18 Lichtenberg (1742-1799), 1962, S. 36.
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