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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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nicht, wie sie eine derartige Zeit, frei von Anforderungen und Leistungen,<br />

adäquat erzieherisch nutzen sollen ..." 61<br />

Dies zeigt sich vermutlich auch in anderen institutionell unstrukturierten Situationen,<br />

d.h. Situationen, in denen für einzelne keine Erwartungen erkennbar sind, wie beispielsweise<br />

in Encounter-Gruppen (nach Rogers). Die Situation in einer Encounter-<br />

Gruppe ist nicht vergleichbar mit nur scheinbar unstrukturierten geselligen Treffen<br />

oder Bierabenden. Bei letzteren bestehen ja gewisse allen bekannte Erwartungen,<br />

während solche beim Encounter im wesentlichen erst hervorgebracht werden<br />

müssen. Das Problem der Encounter-Teilnehmer ist zunächst, daß sie erwarten, der<br />

Gruppenleiter werde <strong>die</strong> Initiative ergreifen und sagen, "wo es lang gehen soll", der<br />

das aber nicht tut. Ergreifen <strong>die</strong> Teilnehmer nicht <strong>die</strong> Initiative, dann bleibt es bei<br />

<strong>die</strong>ser Unstrukturiertheit und damit Unsicherheit des einzelnen, was er tun soll, was<br />

von ihm erwartet wird.<br />

Auch wenn wir glauben, unser Verhalten selbst zu lenken, in der Regel sind es <strong>die</strong><br />

schematisierenden Erwartungen und Regelungen der <strong>Institution</strong>en, <strong>die</strong> unser<br />

Denken, Fühlen und Tun leiten. 62 Was wir denken und tun, ist immer verschmolzen<br />

mit <strong>die</strong>sen Mustern, und was wir sind - oder zu sein glauben -, sind wir vor allem<br />

durch <strong>die</strong>se Muster sozialer Erwartungen. 63<br />

Doch zwingt uns das nicht zu der<br />

Annahme, daß wir nichts darüber hinaus sein oder werden könnten. Denn<br />

tatsächlich scheint es fast immer in hohem Ausmaß <strong>auf</strong> jenes "Etwas" der Person,<br />

des einzelnen Lehrers anzukommen, ob Unterricht gelingt und bei den Lernenden<br />

ein Bildungsprozeß oder Bildungswille ausgelöst und <strong>auf</strong>rechterhalten wird. 64 So ist<br />

oder gilt ja auch "Dienst nach Vorschrift" <strong>als</strong> sehr ineffizient, weil <strong>die</strong> genaue<br />

Beachtung von Regeln sich eher <strong>als</strong> hinderlich zu erweisen scheint. Einerseits sind<br />

wir <strong>als</strong>o Produkte der <strong>Institution</strong>en, d. h. unser individuelles Bewußtsein wird von der<br />

Umgebung weitgehend geleitet; andererseits ist aber auch das Individuum von<br />

großer Bedeutung für das Funktionieren institutioneller Regelungen und der<br />

Erfüllung von Aufgaben. Das deutet dar<strong>auf</strong> hin, daß wir doch mehr zu sein scheinen<br />

<strong>als</strong> das, was <strong>die</strong> Umgebung aus uns macht.<br />

61 Tausch/Tausch 1970, S. 17-18; vgl. auch Tausch/Tausch 1956.<br />

62 Vgl. hierzu etwa <strong>die</strong> sozio- und psychogenetischen Untersuchungen von Elias 1978 oder<br />

Dahrendorf 1970.<br />

63 Vgl. etwa auch Mead 1969.<br />

64 Vgl. Campbell 1972, S. 543f.<br />

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