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Wasserzeitung - Wasserverband Nord

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Ausgabe Oeversee<br />

Informationen für die Kunden des WasserVerbandes <strong>Nord</strong><br />

3. Jahrgang Nr. 2<br />

Oktober 2009<br />

Blaues Band<br />

Schutz des<br />

Grundwassers<br />

unverzichtbar!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„Wasser ist keine übliche Handelsware,<br />

sondern ein ererbtes<br />

Gut.“ So steht es in der europäischen<br />

Wasserrahmenrichtlinie.<br />

Daher ist ein sorgsamer<br />

Umgang mit unseren Wasservorkommen<br />

wichtig, damit<br />

wir dauerhaft mit sauberem<br />

und gesundem Trinkwasser zu<br />

vernünftigen Preisen versorgt<br />

werden können. Trinkwasser<br />

ist unser wichtigstes Lebensmittel<br />

und bedarf höchster<br />

Qualität. Diese sichern die<br />

über 6.000 Wasserversorger<br />

in Deutschland, darunter auch<br />

die Wasserverbände <strong>Nord</strong> und<br />

<strong>Nord</strong>erdithmarschen. Trinkwasser<br />

wird zu über 70 %<br />

aus Grundwasser gewonnen.<br />

Gefährdungen des Grundwassers<br />

durch Verschmutzungen,<br />

hauptsächlich durch<br />

Landwirtschaft, Verkehr und<br />

Industrie, müssen daher minimiert<br />

bzw. verhindert werden.<br />

Trinkwasser ist eines der am<br />

regelmäßigsten kontrollierten<br />

Lebensmittel und somit gut<br />

für den alltäglichen Verzehr<br />

geeignet. 125 l werden davon<br />

täglich pro Kopf in Deutschland<br />

genutzt. Die Haushalte verbrauchen<br />

jährlich allein beim<br />

Wäschewaschen insgesamt<br />

über 600.000 t Waschmittel,<br />

ca. sechs Mrd. kWh Strom und<br />

etwa 330 Mio. m 3 Wasser, das<br />

sind pro Kopf 4.024 l. Um auch<br />

künftig eine gesicherte Trinkwasserversorgung<br />

mit hoher<br />

Qualität zu ermöglichen, müssen<br />

neben dem Wassersparen<br />

auch Gewässer und Grundwasser<br />

geschützt werden.<br />

Ihr Gerd Billen,<br />

Vorstand vom Bundesverband<br />

der Verbraucherzentrale<br />

Wasserwirtschaft einig: CCS birgt<br />

große Risiken für Lebensmittel Nr. 1<br />

Wissenschaftliche Informationsveranstaltung mit rund 100 Verbandsvertretern<br />

in Sankelmark • Experten warnen vor möglichen Gefahren der CO 2<br />

-Speicherung<br />

• Verbände mit 300.000 Kunden rufen zur Koalition der Vernunft auf<br />

Dr. Johannes Peter Gerling von der BGR sorgte mit seinen Ausführungen für viele kritische Nachfragen.<br />

Sankelmark (WZ). Die geplante unterirdische Entsorgung<br />

des Klimakillers Kohlendioxid in Schleswig-Holstein war am<br />

15. Oktober Thema einer wissenschaftlichen Informationsveranstaltung<br />

mit hochrangigen Forschern in der Akademie<br />

in Sankelmark. Beleuchtet wurden die möglichen Auswirkungen<br />

der CO 2<br />

-Verpressung auf das Grundwasser.<br />

Expertenmeinungen +++ Expertenmeinungen +++ Experten<br />

„Der Weltenergiebedarf wird bis<br />

2030 um 50 % steigen. Deshalb<br />

müssen Technologien der fossilen<br />

Energieträger sauberer werden.“<br />

Dr. J. Peter Gerling (BGR)<br />

Zur Veranstaltung hatten die<br />

Wasserverbände von der<br />

„Westküste“ Schleswig-Holsteins<br />

geladen – siehe auch Erklärung<br />

auf S. 2. Gekommen waren ca. 100<br />

Vorstandsmitglieder kommunaler<br />

Wasserversorger aus ganz Schleswig-Holstein,<br />

die die Interessen von<br />

etwa 300.000 Menschen vertreten.<br />

Ernst Kern, Geschäftsführer des<br />

<strong>Wasserverband</strong>es <strong>Nord</strong>, informierte<br />

eingangs, dass die Wasserwirtschaft<br />

in tiefer Sorge um den natürlichen<br />

Grundwasserschatz ist. „Was CO 2<br />

in<br />

„Ich rufe alle gesellschaftlichen Kräfte<br />

zu einer Koalition der Vernunft für eine<br />

gesunde und zukunftsfähige Energieversorgung<br />

und gegen CCS auf.“<br />

Ernst Kern (WV <strong>Nord</strong>)<br />

der Atmosphäre anrichtet, wissen<br />

wir. Was es in viel größerer Menge<br />

als aggressive Flüssigkeit in unserem<br />

Boden anrichtet, wissen wir nicht und<br />

wollen es auch nicht wissen.“<br />

In einer ausführlichen Analyse beantwortete<br />

Prof. Rolf Kreibich vom<br />

Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung<br />

die Frage „CO 2<br />

-<br />

Speicherung: zukunftsfähige Perspektive<br />

oder Fata Morgana?“ Weltweit<br />

gäbe es kein Beispiel für einen großflächigen<br />

Einsatz. Aus gutem Grund, denn<br />

„CO 2<br />

ist nicht mit Erdgas vergleichbar,<br />

„Der Durchbruch der Erneuerbaren<br />

Ener gien ist bereits seit einigen Jahren<br />

erreicht. Die CCS-Technologie würde<br />

diesen Fortschritt zunichte machen.“<br />

Prof. Dr. Rolf Kreibich (IZT)<br />

sondern ein chemisch äußerst aggressives<br />

Gas“. Überdies, so der unabhängige<br />

Zukunftsforscher weiter, würden<br />

Kraftwerke mit CCS-Technologie 40 %<br />

mehr Primärenergie verbrauchen als<br />

herkömmliche Kohlekraftwerke.<br />

Dr. Johannes Peter Gerling von der<br />

Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe Hannover bezeichnete<br />

im Widerspruch zu Kreibich CO 2<br />

als<br />

„harmloses Gas“. Der Geologe konnte<br />

sich mit seinen Ausführungen beim<br />

Publikum nicht durchsetzen. So ergriff<br />

Carsten Görrissen, Verbandsvorsteher<br />

des <strong>Wasserverband</strong>es Treene, das<br />

Wort. „Bisher hatte ich zu CCS keine<br />

Meinung. Ich war weder ein Befürworter<br />

noch ein Gegner dieser Technologie.<br />

Jedoch bestärkt mich die heutige<br />

Veranstaltung darin, dass zum Schutz<br />

unseres Trinkwassers noch sehr viele<br />

Fragen zur CO 2<br />

-Speicherung beantwortet<br />

werden müssen.“<br />

Dr. Broder Nommensen vom Landesamt<br />

für Landwirtschaft, Umwelt<br />

und ländliche Räume bezeichnete<br />

das Aufsteigen von salinen Formationswässern<br />

mit 300 g Salz/Liter (die<br />

<strong>Nord</strong>see hat einen Salzgehalt von<br />

35 g/l) als realistische Bedrohung für<br />

das Grundwasser. „Dieser Salzwasseraufstieg<br />

könnte zur Folge<br />

haben, dass die Wasserwerke in<br />

Oeversee und Flensburg aufgegeben<br />

werden müssten.“ Die <strong>Wasserzeitung</strong><br />

bleibt am Thema dran.<br />

„Es bedarf Forschungsanstrengungen<br />

von mehr als 6 Jahren bis<br />

wir wissen, ob unsere Region für<br />

die CO 2<br />

-Verpressung geeignet ist.“<br />

Dr. Broder Nommensen


SEITE 2<br />

AKTUELLES<br />

WASSERZEITUNG<br />

Wir Wasserversorger aus<br />

Schleswig-Holstein begrüßen<br />

ausdrücklich die jüngste Erklärung<br />

unserer Landesregierung, dem Gesetz<br />

über die Speicherung von CO 2<br />

nicht<br />

zuzustimmen. Das zeigt, dass die Politik<br />

ihre Wähler und den Willen der<br />

Bürger in unserem Land verstanden<br />

hat und ernst nimmt. Dies ist ein<br />

Schritt in die richtige Richtung, aber<br />

damit ist das Problem noch nicht vom<br />

Tisch.<br />

Wir Wasserversorger stellen in<br />

tiefer Sorge um das Grundwasser<br />

fest: Die unterirdische Lagerung<br />

von verflüssigtem CO 2<br />

ist<br />

Gemeinsame Presseerklärung der Wasserverbände aus Schleswig-Holstein<br />

CO 2 -Stopp – die Richtung ist richtig,<br />

das Ziel aber noch nicht erreicht<br />

unerforscht, risikoreich und kann für<br />

das Grundwasser gefährlich werden.<br />

Unser Grundwasser ist bisher gut geschützt!<br />

Wir haben unglaublich viel<br />

Glück, dass wir einen solchen ungestörten<br />

Wasservorrat nutzen dürfen.<br />

Diese Lebensgrundlage für die heute<br />

Lebenden und für unsere Kinder und<br />

Kindeskinder darf niemals gefährdet<br />

werden!<br />

Wir Wasserversorger wissen<br />

aus jahrzehntelanger Praxis,<br />

dass Leckagen niemals zu 100 Prozent<br />

ausgeschlossen werden können.<br />

Bei einer Leckage in einem unterirdischen<br />

Speicher kann CO 2<br />

seitlich<br />

oder senkrecht an die Oberfläche<br />

wandern. Es kann das Grundwasser<br />

schädigen.<br />

Wir Wasserversorger appellieren<br />

an den Deutschen Bundestag,<br />

sich von dieser Technologie, die<br />

letztlich weiter auf umweltschädliche<br />

Kohleförderung setzt, endgültig<br />

zu verabschieden und die dafür<br />

geplanten Milliardeninvestitionen in<br />

die verstärkte Nutzung von erneuerbaren<br />

Energien und Energieeffizienz<br />

fließen zu lassen. CO 2<br />

-Endlager in<br />

dieser Größenordnung gehören weder<br />

in Schleswig-Holstein unter die Erde<br />

noch nach anderswo.<br />

Wir Wasserversorger erklären<br />

ausdrücklich, dass die Vorsitzende<br />

der Hauptgeschäftsführung<br />

des Deutschen Bundesverbandes<br />

der Energie- und Wasserwirtschaft<br />

(BDEW), Hildegard Müller, mit ihren<br />

Stellungnahmen vom Mai 2009 für<br />

die CCS-Technologie (Kohlendioxid-<br />

Abscheidung und -Lagerung) nicht in<br />

unserem und nicht im Namen aller<br />

Wasserversorger gesprochen hat!<br />

Wir Wasserversorger vertreten<br />

die Interessen von über 300.000<br />

Kunden, die durch ihre Verbandsvertreter<br />

in unseren kommunalen Unternehmen<br />

Sitz und Stimme haben!<br />

WV <strong>Nord</strong>, Oeversee; WV <strong>Nord</strong>er dithmarschen, Heide; WBV Föhr, Wrixum; WV Treene, Wittbek; WBV Eiderstedt, Garding; ZV WV Drei Harden, Niebüll<br />

Wir Wasserversorger zitieren<br />

Albert Einstein: „Probleme<br />

kann man niemals mit der selben<br />

Denkweise lösen, durch die sie entstanden<br />

sind!“<br />

Wasser ist Leben!<br />

Wir Wasserversorger rufen<br />

alle deutschen Wasserunternehmen<br />

zur Stellungnahme und zu<br />

aktivem Handeln gegen die unterirdische<br />

CO 2<br />

-Verpressung auf. Es ist<br />

nicht statthaft, im Namen des Klimaschutzes<br />

die Lebensgrundlagen<br />

von Hunderttausenden Menschen in<br />

Gefahr zu bringen.<br />

Experten warnen vor Speicherung<br />

Unterirdische Lagerung ist riskant<br />

„Bei CO 2<br />

in geologischen Lagerstätten<br />

besteht immer das Risiko einer<br />

Leckage. Auch wenn es gegenwärtig<br />

nicht möglich ist, das genaue Risiko<br />

zu quantifizieren, bedeutet doch jegliche<br />

CO 2<br />

-Freisetzung einen potenziellen<br />

Einfluss auf die Umgebung:<br />

Luft, Grundwasser oder Boden. Eine<br />

dauerhafte Leckage könnte selbst<br />

bei einer geringen Rate von 1% die<br />

Bemühungen zur Verringerung des<br />

Klimawandels zunichte machen.“<br />

S. Benson, in Underground Geological<br />

Storage, in IPCC Special Report on<br />

Carbon Dioxide Capture and Storage,<br />

B. Metz et al. (Herausgeber), Cambridge<br />

University, 2005<br />

Ein Beispiel für Gefährlichkeit<br />

„Ein Beispiel für die Gefährlichkeit einer<br />

natürlichen CO 2<br />

-Leckage war der<br />

Lake Nyos, Kamerun, im Jahr 1986.<br />

Nach einem Vulkanausbruch wurden<br />

große Mengen CO 2<br />

, die sich am<br />

Grund des Sees angesammelt hatten,<br />

plötzlich freigesetzt und töteten 1.700<br />

Menschen und Tausende Rinder im<br />

Umkreis von 25 Kilometern.“<br />

M. Diesendorf, in Can geosequestration<br />

save the coal industry?, in J. Byrne,<br />

L. Glover & N. Toly (Hrsg.), Transforming<br />

power: Energy as a social project, Energy<br />

and Environmental Policy Series<br />

Bd. 9, 2006, S. 223–248.<br />

Risiko besteht immer<br />

„Solange CO 2<br />

in geologischen Formationen<br />

vorhanden ist, besteht das<br />

Risiko einer Leckage – es kann seitlich<br />

oder senkrecht an die Oberfläche<br />

wandern. In Verbindung mit Wasser<br />

wird CO 2<br />

korrosiv und kann die Sicherheit<br />

von Deckgesteinen, Bohrlochverschalungen<br />

und Zementversiegelungen<br />

gefährden. Unentdeckte<br />

oder bei der Injektion von CO 2<br />

durch<br />

zu großen Druck entstandene Risse<br />

im Deckgestein sind ebenfalls Möglichkeiten,<br />

wie CO 2<br />

entweichen kann.“<br />

Massachusetts Institute of Technology<br />

(MIT) in The Future of Coal, Boston, 2007<br />

Gewässer können übersäuern<br />

„Die Wanderung von Kohlenstoffdioxid<br />

kann zur Übersäuerung von<br />

Gewässern und zur Mobilisierung<br />

toxischer Schwermetalle führen.<br />

Die Injizierung von Kohlenstoffdioxid<br />

kann Druck aufbauen, Sole verdrängen<br />

und seismische Aktivitäten verursachen.“<br />

R. Bruant, in Safe Storage of CO 2<br />

in<br />

Deep Saline Aquifers, Environ. Sci. and<br />

Technol. Bd. 36, Ausgabe 11, 2002,<br />

S. 240 a–245 a<br />

CO 2<br />

ist ein aggressives Gas<br />

„Die CCS-Technik wird in Deutschland<br />

ökonomisch und ökologisch nicht erfolgreich<br />

sein, da sie rund ein Drittel<br />

mehr Kohle verbraucht, die Transportkosten<br />

sehr hoch sind und große<br />

Investitionen nötig wären. Zudem ist<br />

CO 2<br />

ein aggressives Gas.“<br />

Prof. Dr. Rolf Kreibich, Leiter des<br />

Instituts für Zukunftsstudien und<br />

Technologiebewertung, Berlin, dpa,<br />

29. 06. 2009<br />

Das Negativbeispiel:<br />

Einsturzgefahr, dubiose strahlende<br />

Lauge im Untergrund – das<br />

Atommülllager Asse kommt nicht<br />

aus den Schlagzeilen. Was für die<br />

Ewigkeit halten sollte, ist schon<br />

nach 40 Jahren am Ende – wie<br />

es mit dem radioaktiven Müll<br />

weiter gehen soll, ist unklar. Auch<br />

hier hieß es, dass die Einlagerung<br />

sicher ist. Bei der CO 2<br />

-Speicherung<br />

sprechen Experten lediglich<br />

von einer relativen Sicherheit.<br />

Wird unser <strong>Nord</strong>en zur<br />

Kohlendioxid-Deponie?<br />

Einwurf von Prof. Olav Hohmeyer<br />

von der Universität Flensburg<br />

Die Energiekonzerne fordern<br />

vehement ein CCS-Gesetz,<br />

das ihnen erlaubt, CO 2<br />

nach<br />

der Verbrennung der Kohle<br />

im Kraftwerk einzufangen<br />

und über Hunderte von Kilometern<br />

an Orte zu transportieren,<br />

um es dort deponieren<br />

zu können. Wie gefährlich ist<br />

diese Technologie wirklich?<br />

Im Moment gilt die Lagerung in wasserführenden<br />

Erdschichten als die geschickteste<br />

Lösung. Voraussetzung: Das<br />

Wasser hat einen so hohen Salzgehalt,<br />

dass ein Wasserleiter später nicht<br />

als Trinkwasserreservoir genutzt werden<br />

kann. Das ungelöste Problem: CO 2<br />

muss für Jahrtausende in der Erde bleiben.<br />

Die Dauer hängt vom Deckgebirge<br />

über der wasserführenden Schicht ab.<br />

Es darf keine Löcher (z. B. alte Öl- oder<br />

Gasbohrungen) oder Erdklüfte enthalten.<br />

Gibt es undichte Stellen, pumpt<br />

man mit großem Aufwand das CO 2<br />

an<br />

einer Stelle in die Erde, aber an anderen<br />

Stellen kommt es wieder zum Vorschein.<br />

Die undichten Stellen können<br />

sich viel später zeigen, da das CO 2<br />

im<br />

Zweifel einen weiten Weg zurücklegen<br />

muss, bis es anderswo austritt.<br />

Man müsste daher solche CO 2<br />

-Deponien<br />

über Tausende von Jahren überwachen.<br />

Jede Leckage birgt ein erhebliches<br />

Risiko. Sammelt sich das ausgetretene<br />

CO 2<br />

in Senken, kann dies ein<br />

Zur Person:<br />

Prof. Dr. Olav Hohmeyer ist seit<br />

Juli 1998 Inhaber der Professur<br />

für Energie- und Ressourcenwirtschaft<br />

und leitet den Studiengang<br />

Energie- und Umweltmanagement<br />

an der Universität<br />

Flensburg. Zugleich ist Hohmeyer<br />

Mitglied im Weltklimarat und im<br />

Sachverständigenrat für Umweltfragen<br />

der Bundesregierung.<br />

Todesrisiko sein. Nach dem Vorsorgeprinzip<br />

dürften wir das bewusste Eingehen<br />

solcher Risiken nicht zulassen.<br />

Da <strong>Nord</strong>deutschland hervorragend<br />

für die Deponierung von CO 2<br />

geeignet<br />

scheint, könnte es bald das CO 2<br />

-Klo Europas<br />

werden. Wollen wir das wirklich?<br />

Schließlich gibt es saubere Alternativen.<br />

Die Politik muss endlich die Versorgung<br />

aus regenerativen Energiequellen<br />

zu 100 Prozent sicherstellen.


OKTOBER 2009 AKTUELLES<br />

SEITE 3<br />

CCS steht für Carbon Capture<br />

and Storage = Kohlendioxid-Abscheidung<br />

und<br />

-Lagerung. Mit CCS sollen<br />

die Auswirkungen der Verbrennung<br />

fossiler Brennstoffe<br />

auf das Klima verringert<br />

werden, indem das CO 2<br />

in den Schornsteinen der<br />

Kraftwerke aufgefangen und<br />

unterirdisch entsorgt wird.<br />

Intensiv unterstützt wird die<br />

zukünftige Entwicklung dieser<br />

Technologie von der Kohleindustrie,<br />

die damit den Bau neuer<br />

Kohlekraftwerke rechtfertigen will.<br />

Bei der CCS-Technologie soll ein<br />

konzentrierter CO 2<br />

-Strom erzeugt<br />

werden, der komprimiert, transportiert<br />

und gelagert werden kann. Der<br />

Transport des CO 2<br />

zum Speicherort<br />

in Schleswig-Holstein soll über Pipelines<br />

stattfinden. Die Lagerung des<br />

aufgefangenen Kohlendioxids ist in<br />

einem unterirdischen Speicher geplant.<br />

Eine von Greenpeace herausgegebene<br />

und von renommierten<br />

internationalen Wissenschaftlern*<br />

erarbeitete aktuelle Studie kommt zu<br />

folgenden Ergebnissen:<br />

CCS vergeudet Energie<br />

Diese Technologie verbraucht zwischen<br />

10 und 40 % der im Kraftwerk<br />

erzeugten Energie. Der großflächige<br />

Einsatz von CCS wird wahrscheinlich<br />

die Effizienzgewinne der letzten 50<br />

Jahre zunichte machen.<br />

CCS ist gefährlich<br />

Eine sichere und dauerhafte Lagerung<br />

von CO 2<br />

kann nicht garantiert werden.<br />

„Die wollen hier jeden Tag 8.640<br />

Tonnen Gas in den Boden pumpen.<br />

Einfach unter unser Eigentum“, erboste<br />

sich jüngst Bauer Manfred<br />

Wercham aus Wilhelmsaue im brandenburgischen<br />

Landkreis Märkisch-<br />

Oderland auf einer Protestveranstaltung.<br />

„Aber wir lassen uns nicht<br />

enteignen“, formulierte er dann den<br />

Protestwillen der Teilnehmer. Der<br />

Energiekonzern Vattenfall möchte im<br />

nahen Neutrebbin bei Beeskow unterirdische<br />

Speicher für flüssiges CO 2<br />

Was ist CCS und was<br />

soll CCS bringen?<br />

Köln<br />

Kraftwerk<br />

Hürth<br />

(geplant)<br />

Hamburg<br />

Hannover<br />

Pilotanlage<br />

Hanau<br />

Wasserwerke (WW)<br />

einzelner Verbände<br />

möglicher Verlauf der<br />

RWE-CO 2<br />

-Pipeline<br />

Selbst geringe Leckageraten könnten<br />

jegliche Bemühungen gegen den Klimawandel<br />

scheitern lassen.<br />

CCS ist teuer<br />

Die Kraftwerkskosten könnten sich<br />

durch die Installation eines CO 2<br />

-Abscheidungssystems<br />

nahezu verdoppeln<br />

und die Strompreise um 21–91 %<br />

ansteigen lassen. Die finanziellen<br />

Mittel, die für CCS verwendet werden,<br />

stehen nachhaltigen Lösungen<br />

für den Klimawandel nicht mehr zu<br />

Verfügung!<br />

CCS birgt Risiken<br />

CCS stellt eine Gefahr für Gesundheit,<br />

Ökosysteme und Klima dar. Wie groß<br />

diese Gefahren sein werden, ist noch<br />

nicht abzusehen. Ein Umfrage unter<br />

1.000 „Klima-Entscheidungsträgern<br />

Weiterer Widerstand formiert sich:<br />

Auch Brandenburger<br />

gegen CO 2 -Speicherung<br />

anlegen. Gegen dieses Endlager für<br />

das klimaschädigende Gas laufen die<br />

Bürger Sturm. Bereits 14.000 Unterschriften<br />

haben die CO 2<br />

-Gegner gesammelt.<br />

Der Chef der Bürgerinitiative<br />

in Beeskow, Udo Schulze, meint:<br />

Notfalls kämpfen wir so lange wie<br />

die Bombodrom-Gegner. Diese hatten<br />

in einer 17 Jahre währenden<br />

Auseinandersetzung mit der Bundeswehr<br />

verhindert, dass die Kyritz-Ruppiner<br />

Heide zum Luft-Boden-Schießplatz<br />

gemacht wird.<br />

Sylt<br />

Helgoland<br />

WW West+Ost<br />

(WBV Föhr)<br />

NÖRDLICHES<br />

SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

WW Garding<br />

(WBV Eiderstedt)<br />

WW Husum<br />

und -Einflussnehmern“ auf der ganzen<br />

Welt bringt erhebliche Zweifel an den<br />

Fähigkeiten von CCS zum Vorschein.<br />

Nur 34 % der Befragten waren zuversichtlich,<br />

dass die Nachrüs tung mit einer<br />

sauberen Kohletechnologie bei bestehenden<br />

Kraftwerken die CO 2<br />

-Emissionen<br />

in den nächsten 25 Jahren ohne<br />

inakzeptable Nebenwirkungen reduzieren<br />

könnte, und nur 36 % glaubten an<br />

die Fähigkeit von CCS zur Bereitstellung<br />

von kohlenstoffarmer Energie mit<br />

neuen Kraftwerken.<br />

Das Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) hat die Finanzierung<br />

des COAST-<br />

Projekts zur Untersuchung<br />

von CO 2<br />

-Speicherstandorten<br />

in Schles wig-Holstein<br />

in Höhe von 15 Mio. Euro<br />

zurückgezogen. Dies teilte<br />

die Christian- Al brechts-<br />

Universität zu Kiel mit.<br />

Mit dem Vorhaben sollten Daten<br />

zur Erkundung und Bewertung<br />

eines sicheren Speicherstandortes<br />

Der Energieriese RWE plant, CO 2<br />

auf einem<br />

großen Gebiet im <strong>Nord</strong>en Deutschlands<br />

in einer Tiefe von etwa 1.000 Metern zu<br />

speichern. Viele Wasserwerke diverser<br />

kommunaler Versorger wären<br />

WW Karlum<br />

davon betroffen.<br />

(ZV Drei Harden)<br />

Flensburg<br />

WW Oeversee<br />

(WV <strong>Nord</strong>)<br />

WW Schleswig<br />

WW Osterwittbekfeld<br />

(WV Treene)<br />

WW Linden<br />

(WV <strong>Nord</strong>erdithmarschen)<br />

Wer trägt Haftungsrisiko?<br />

Es ist aufschlussreich, dass die möglichen<br />

Kraftwerksbetreiber auf eine<br />

zeitliche Begrenzung des Haftungsrisikos<br />

auf nur zehn Jahre und auf Haftungsobergrenzen<br />

drängen, dann soll<br />

der Staat übernehmen. Die Speicherzeit<br />

des CO 2<br />

wird mit etwa 100 Jahren<br />

angenommen.<br />

Wo ist die Lösung?<br />

Die wahre Lösung für den drohenden<br />

Klimawandel liegt in erneuerbaren<br />

Energien und Energieeffizienz – damit<br />

lässt sich schon heute das Klima<br />

schützen. Durch Effizienzmaßnahmen<br />

lässt sich der Energiebedarf enorm<br />

reduzieren – Maßnahmen, die mehr<br />

Geld einsparen, als sie kosten. Technisch<br />

verfügbare erneuerbare Energiequellen<br />

wie Wind, Wellen und Sonne<br />

können sechsmal mehr Energie zur<br />

Verfügung stellen als die ganze Welt<br />

heute braucht – und zwar unbegrenzt.<br />

* Emily Rochon, Dr. Erika Bjureby, Dr. Paul<br />

Johnston, Robin Oakley, Dr. David Santillo,<br />

Nina Schulz, Dr. Gabriela von Goerne<br />

Proteste in Schleswig-Holstein erfolgreich:<br />

Forschungsministerium<br />

stoppt Finanzierung<br />

für Kohlendioxid in sogenannten<br />

salinen Aquiferen, also speziellen<br />

geologischen Speicherformationen,<br />

erhoben werden.<br />

Nach massiven Protesten<br />

in der Bevölkerung<br />

hatte die Landesregierung<br />

in Kiel den Gesetzentwurf<br />

zur Regelung von Abscheidung,<br />

Transport und<br />

dauerhafter Speicherung von Kohlendioxid<br />

im Juli dieses Jahres im<br />

Bundesrat blockiert.<br />

Wahlkampfaussagen:<br />

Das sagte<br />

die Politik<br />

vor der Wahl<br />

Peter Harry Carstensen, CDU<br />

„Ich stehe für eine Politik, die<br />

CO 2<br />

-Endlager ablehnt und Solarenergie<br />

fördert. Wind- und Solarenergie<br />

werden an der Westküste<br />

effizient genutzt. Ich will unsere<br />

Vorreiterrolle weiter ausbauen.<br />

Ich setzte für <strong>Nord</strong>friesland auf<br />

Zuklunftstechnologie, nicht auf<br />

Endlager für CO 2<br />

-Emissionen.“<br />

Jörg Petersen, FDP<br />

„Wir brauchen Milliardeninvestitionen<br />

in regenerative Zukunftstechnologien<br />

… Nach dem Ausstieg<br />

aus der Atomenergie sollten<br />

wir in Deutschland nicht auf eine<br />

Technik setzen, die wiederrum<br />

eine Endlagerung mit Risikopotenzial<br />

für die Umwelt und die<br />

Bürger bedeutet. Kein CCS (CO 2<br />

-<br />

Lagerung) im Wahlkreis 1.“<br />

Claus Lass, Freie Wähler<br />

„Unser Ziel ist die Erstellung<br />

eines Energiekonzeptes für<br />

Schleswig-Holstein für 20 Jahre<br />

mit anschließendem Volksentscheid<br />

… Wir sind gegen<br />

CO 2<br />

-Einlagerungen und für den<br />

verstärkten Schutz des Grundwassers.“<br />

Ralf Stegner, SPD<br />

„Nur mit uns gibt es neue Energie<br />

ohne Atom: Versorgungssicherheit,<br />

Bezahlbarkeit und Klimaschutz<br />

durch eine konsequente<br />

Energiewende, den Atomausstieg<br />

und keine CO 2<br />

-Depots. Vorfahrt<br />

für Wind und Sonne. Stromnetze<br />

in öffentlicher Hand!“<br />

Südschleswigscher<br />

Wählerverband (SSW)<br />

„Wir wehren uns gegen ein CO 2<br />

-<br />

Endlager in Schleswig-Holstein!<br />

Der SSW engagiert sich gegen<br />

die Einrichtung eines CO 2<br />

-Endlagers<br />

in Schleswig-Holstein und<br />

hat das Problem mehrfach auf<br />

die Tagesordnung des Landtags<br />

gesetzt.“<br />

Das Plakat des SSW war<br />

während des Wahlkampfes<br />

überall zu finden.


WASSERZEITUNG • 2/2009 PANORAMA<br />

SEITE 4/5<br />

VORGESTELLT<br />

Name: Sören Leng<br />

Alter: 20<br />

Beruf: Elektriker<br />

Tätigkeit im Verband: Ausbildung<br />

zur Fachkraft für Abwassertechnik<br />

Hobbys: Computerspiele, Joggen,<br />

Unternehmungen mit Freunden<br />

3 Fragen an Sören Leng<br />

Was verbinden Sie spontan mit<br />

Name: Alexander Pohlmann<br />

Alter: 26<br />

Beruf: Bauzeichner, Tiefbautechniker<br />

Name: Karina Werner<br />

Alter: 39<br />

Beruf: Bankkauffrau<br />

Tätigkeit im Verband: Mitarbeit in<br />

der Verbrauchsabrechnung<br />

Hobbys: Reisen, insbesondere nach<br />

Skandinavien, und lesen<br />

3 Fragen an Karina Werner<br />

Was verbinden Sie spontan mit<br />

dem Thema Wasser? Reinheit,<br />

Name: Hauke Magnussen<br />

Alter: 22<br />

Beruf: Straßenwärter<br />

Tätigkeit im Verband: Hauke Magnussen<br />

ersetzt als Rohrnetz-Monteur<br />

Martin Petersen, der im Sommer in<br />

den Ruhestand gegangen ist.<br />

Hobbys: Alles rund um die Landwirtschaft<br />

Laut Urteil des Bundesfinanzhofes<br />

vom 8. Oktober 2008, unterliegen die<br />

Verlegung von Trinkwasserhausanschlüssen,<br />

die Wartung und Reparatur<br />

von Hauptleitungen sowie sonstige<br />

Leistungen der Wasserversorger<br />

dem ermäßigten Umsatzsteuersatz<br />

von 7 %. Dies entspricht der Entschei-<br />

dung des Europäischen Gerichtshofes<br />

vom 3. April<br />

2008, steht jedoch<br />

entgegen der seit<br />

2000 vom Bundesf<br />

i n a n z m i n i s -<br />

terium vorgege-<br />

benen Verwaltungspraxis.<br />

Alle<br />

Neue Mitarbeiter: Im Bunde mit dem Verband<br />

dem Thema Wasser? Ost- und<br />

<strong>Nord</strong>see mit ihrem Strand und den<br />

Spaß, den man dort haben kann.<br />

Tätigkeit im Verband: Im gelernten<br />

Beruf als Tiefbautechniker<br />

Hobbys: Fußball<br />

3 Fragen an Alexander Pohlmann<br />

Was verbinden Sie spontan mit<br />

dem Thema Wasser?<br />

Durst, ganz klar.<br />

Was macht die Region für Sie<br />

Sauberkeit und auch Verfügbarkeit.<br />

Was macht die Region für Sie<br />

aus? Die ländlichen Strukturen machen<br />

für mich das Leben hier aus.<br />

Ich lebe in Sieverstedt und kann dem<br />

Stadtleben nichts abgewinnen. Nur<br />

auf den ständigen Wind könnte ich<br />

ganz gut verzichten …<br />

Was schätzen Sie an Ihrem<br />

Umsatzsteuer-Rückerstattung<br />

Was macht die Region für Sie<br />

aus? Ganz besonders die netten,<br />

höflichen Menschen und die ländliche<br />

Umgebung, in der ich auch aufgewachsen<br />

bin.<br />

Was schätzen Sie an Ihrem Arbeitsplatz?<br />

Die Kollegen sind nett<br />

und die Arbeit macht mir Spaß. Es ist<br />

so, wie ich es mir vorgestellt habe!<br />

aus? Mich reizt das Ländliche an<br />

Schleswig-Holstein. Ich bin in Tönning<br />

geboren und absolut kein Stadtmensch.<br />

Was schätzen Sie an Ihrem Arbeitsplatz?<br />

Ganz besonders die Abwechslung.<br />

Hier kommt man häufig<br />

mal raus, das lockert den Arbeitsalltag<br />

auf.<br />

Arbeitsplatz? Die Arbeit hier im<br />

Verband ist abwechslungsreich. Es<br />

herrscht ein tolles Betriebsklima und<br />

ich genieße den Kundenkontakt.<br />

3 Fragen an Hauke Magnussen<br />

Was verbinden Sie mit dem Thema<br />

Wasser? Leben und Sauberkeit!<br />

Was macht die Region für Sie<br />

aus? Die tolle Landschaft hier oben<br />

bei uns!<br />

Was schätzen Sie an Ihrem Arbeitsplatz?<br />

Ich habe tolle Arbeitskollegen<br />

und eine vielseitige Aufgabe.<br />

Wasserversorger können nun (müssen<br />

aber nicht) rückwirkend diesen<br />

ermäßigten Steuersatz anwenden.<br />

Was bedeutet das für die Kunden<br />

vom <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong>? – „Für<br />

alle Trinkwasserhausanschlüsse, die<br />

seit August 2000 verlegt wurden, erheben<br />

wir den ermäßigten Satz von<br />

7 %“, sagt Geschäftsführer Ernst<br />

Kern. „Der WVN hat auf Antrag inzwischen<br />

bereits 1.160 Rechnungsberichtigungen<br />

ausgestellt und seinen<br />

Kunden ca. 125.000 EUR zu viel gezahlte<br />

Umsatzsteuer erstattet.“ Nicht<br />

berücksichtigt werden Rechnungen<br />

an vorsteuerabzugsberechtigte Unternehmer.<br />

Hinsichtlich der Antragstellung<br />

können sich die Kunden<br />

direkt an Susann Jagdmann unter<br />

der Telefonnummer 04638 8955-33<br />

wenden oder das auf der Homepage<br />

des WVN bereitgestellte Antragsformular<br />

nutzen.<br />

Die Kunden werden gebeten,<br />

eine Kopie der damaligen Rechnung<br />

zusammen mit dem ausgefüllten<br />

Antrag zu senden an:<br />

<strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong><br />

Wanderuper Weg 23<br />

24988 Oeversee<br />

Fax: 04638 8955-55<br />

oder per E-Mail:<br />

finanzbuchhaltung@wv-nord.de<br />

Erfolgreiche Senkung der CO 2<br />

-Emissionen beim <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong><br />

Beim Klimaschutz ganz vorne mit dabei!<br />

Die globale CO 2<br />

-Problematik<br />

ist auch beim WV <strong>Nord</strong> ein<br />

großes Thema. Mit gezielten<br />

Maßnahmen stellt sich der<br />

Verband seiner Verantwortung<br />

und leistet damit einen<br />

wichtigen Beitrag zu den Klimaschutzzielen<br />

der Bundesrepublik.<br />

Die Reduzierung der CO 2<br />

-<br />

Emissionen steht bei all<br />

unseren Aktivitäten an<br />

oberster Stelle“, betont Ernst Kern,<br />

Geschäftsführer des WV <strong>Nord</strong>. Dass<br />

diesen Worten konkrete Taten und<br />

Erfolge zugrunde liegen, belegt Kern<br />

überzeugend: Durch ein Bündel von<br />

Maßnahmen konnte der Verband die<br />

Emissionen des schädlichen „Klimagases“<br />

allein in seinem Wasserwerk<br />

in Oeversee von 2.259 Tonnen CO 2<br />

im Jahr 1992 auf 1.874 Tonnen 2008<br />

reduzieren und erzielte damit eine<br />

Einsparung von 17 %. „Eine solche<br />

Entwicklung war nur durch kontinuierliche<br />

Investitionen und Anpassung<br />

unserer Anlagenkomponenten an<br />

den Stand der Technik möglich“, erläutert<br />

Kern. Innovation durch den Einsatz<br />

intelligenter Technologien könne<br />

hier mit Strom- und CO 2<br />

-Einsparung<br />

gleichgesetzt werden. So wurde etwa<br />

der Betrieb sämtlicher Förderpumpen,<br />

die das aufbereitete Trinkwasser rund<br />

um die Uhr aus dem Wasserwerk in<br />

das Versorgungsnetz einspeisen,<br />

optimiert. Die neuen, sparsameren<br />

Pumpen mit hohem Wirkungsgrad<br />

sind zugleich deutlich robuster und<br />

langlebiger. Durchdachte Investitionen,<br />

die sich im wahrsten Sinne des<br />

Wortes auszahlen.<br />

Auch im Abwasserbereich kann Kern<br />

Erfolge vorweisen. So werden in der<br />

Tonnen<br />

2.100<br />

CO 2<br />

-Ausstoß durch das Wasserwerk in Oeversee: Bezöge der Verband seinen Strom aus einem „supermodernen“ CCS-Kraftwerk, so<br />

würde er wieder mehr CO 2<br />

emittieren als vor 15 Jahren. Die rote Linie markiert die Entwicklung des Strombedarfs pro Kubikmeter<br />

Reinwasserabgabe im Wasserwerk (kWh/m³).<br />

Bredstedter Kläranlage seit dem Austausch<br />

des Belüfters im Juni 2006<br />

jährlich mehr als 121.000 kWh und somit<br />

22 % des ursprünglichen Energiebedarfs<br />

eingespart. Dies entspricht einer<br />

Senkung der CO 2<br />

-Emissionen von<br />

knapp 74 Tonnen und entlastet den<br />

Geldbeutel des Verbandes um jährlich<br />

15.000 EUR. Der neue Belüfter ist<br />

Im Juni 2009 wurde der Belüfter in der Eggebeker Kläranlage ausgetauscht.<br />

2.700 0,600<br />

2.500 0,500<br />

2.300 0,400<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

1.900 0,200<br />

1.700 0,100<br />

1.500 0,000<br />

Tonnen CO 2<br />

Tonnen CO 2<br />

mit CCS kWh/m 3<br />

überdies ziehbar und dadurch leichter<br />

zugänglich. Auch in Sachen Betriebssicherheit<br />

also ein voller Erfolg. Ebenso<br />

effektiv verlief eine vergleichbare<br />

Investition in der Eggebeker Kläranlage,<br />

welche erst seit Januar 2009 zum<br />

Verband gehört. Im Juni 2009 wurde<br />

auch dort der Belüfter ausgetauscht<br />

und der Energiebedarf um 85.749<br />

kWh/a beziehungsweise 35 % reduziert.<br />

Das sind jährlich knapp 52 Tonnen<br />

CO 2<br />

und 10.000 EUR weniger als<br />

vor der Maßnahme.<br />

Der Verband wird derartige<br />

Einsparpotenziale<br />

auch in Zukunft<br />

ausfindig machen, um<br />

die Kosten zu senken<br />

und die Umwelt zu<br />

entlasten. „Nur eine<br />

konsequente Minimierung<br />

unseres<br />

CO 2<br />

-Ausstoßes kann<br />

die Folgen des Klimawandels<br />

für uns<br />

Menschen und unsere<br />

Umwelt eindämmen,“<br />

betont Kern. Die CCS-<br />

Technologie als eine<br />

Möglichkeit, Verbrennungsprozesse<br />

umweltverträglicher zu gestalten,<br />

sei hingegen mehr Schein als Sein:<br />

„Alle unsere Mitarbeiter<br />

sind daher<br />

angehalten, sich<br />

aktiv in diesen<br />

Prozess mit einzubringen.<br />

Ihre Energiesparvorschläge<br />

werden geprüft<br />

und vom Verband<br />

belohnt.“<br />

Ernst Kern,<br />

Geschäfts führer des WVN<br />

0,300<br />

kWh/m 3<br />

Kraftwerke mit integrierter CCS-Technologie<br />

benötigen bis zu 40 % mehr<br />

Kohle als herkömmliche – siehe auch<br />

Beiträge Seite 1–3. „Alle unsere Mitarbeiter<br />

sind daher<br />

angehalten, sich aktiv<br />

in diesen Prozess<br />

mit einzubringen.<br />

Ihre Energiesparvorschläge<br />

werden<br />

geprüft und vom<br />

Verband belohnt“,<br />

verrät Kern. „So<br />

arbeiten wir täglich<br />

daran, uns weiter zu<br />

verbessern.“ Dem<br />

Bestreben zur Senkung<br />

der Energieund<br />

CO 2<br />

-Emissionen<br />

sind gleichwohl<br />

Grenzen gesetzt. „Das Wasser wird<br />

schließlich nicht in Eimern zu den Kunden<br />

getragen“, veranschaulicht Kern.<br />

Saubere Sache – CO 2<br />

-Emissionen des <strong>Wasserverband</strong>es<br />

<strong>Nord</strong> im Jahr 2008: 2.784 Tonnen, davon<br />

• 1.874 Tonnen CO 2<br />

im Wasserwerk; • 620 Tonnen im Abwasserbereich<br />

• 126 Tonnen für die Heizung; • 165 Tonnen Dieselverbrauch<br />

Bitte helfen Sie mit<br />

<strong>Wasserverband</strong> ruft zur Reinigung der<br />

Regenwassereinläufe auf<br />

Vom 16. bis 30. November 2009 bietet<br />

der WVN erstmalig in den Gemeinden<br />

Ahrenshöft, Almdorf, Bohmstedt, Bordelum,<br />

Großenwiehe, Hallig Gröde,<br />

Handewitt, Harrislee, Haselund, Holt,<br />

Löwenstedt, Medelby, <strong>Nord</strong>strandischmoor,<br />

Norstedt, Süderhackstedt, Sollwitt<br />

und Viöl die Selbstablesung an.<br />

Diese Gemeinden erhalten in nächs ter<br />

Zeit Ablesekarten, die entweder per<br />

Post zum <strong>Wasserverband</strong> geschickt<br />

oder bei denen die Zählerstände im<br />

Der <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong> bittet<br />

seine Kunden und Gemeinden in<br />

eigenem Interesse, die auf der<br />

Straßenoberfläche befindlichen<br />

Regenwassereinläufe zu reinigen.<br />

Insbesondere im Herbst können<br />

Blätter die Einläufe verstopfen. Außergewöhnliche<br />

Verunreinigun gen<br />

(beispielsweise nach starken Regenfällen,<br />

Tauwetter oder Stürmen)<br />

sollten so schnell wie möglich entfernt<br />

werden. Bitte bedenken Sie:<br />

Der Kanal kann nur so viel Wasser<br />

fördern, wie er fassen kann!<br />

Alle Jahre wieder<br />

Wasserzählerablesung<br />

startet im Oktober<br />

Die Zählernummer befindet sich auf dem<br />

Rand des Schauglases.<br />

WASSERCHINESISCH<br />

Die <strong>Wasserzeitung</strong> erläutert in loser<br />

Folge Fachbegriffe aus der Wasserwirtschaft<br />

karikaturis tisch – heute<br />

der Sandfang. Der Sandfang ist ein<br />

Absetzbecken in der mechanischen<br />

Reinigungsstufe einer Kläranlage.<br />

Internet (www.wv-nord.de) ab<br />

16. November eingegeben werden<br />

können. Die übrigen Gemeinden werden<br />

in diesem Jahr noch durch die<br />

bekannten Personen abgelesen – und<br />

zwar in der Zeit vom 23. Oktober bis<br />

21. November 2009. Es wird gebeten,<br />

die Zähler freizuhalten, damit ein ungehinderter<br />

Zugang zur Ablesevorrichtung<br />

möglich ist. Falls der Ableser Sie<br />

nicht erreicht oder eine Ablesung aus<br />

sonstigen Gründen nicht möglich ist,<br />

kann der Verbrauch geschätzt<br />

werden. Der WVN<br />

weist darauf hin, dass alle<br />

Ableser mit Ausweisen<br />

ausgestattet sind.<br />

Zählerstand<br />

Zählernummer<br />

Sandfang<br />

Bei Fragen wenden<br />

Sie sich bitte an<br />

Britta Bartels (Tel.<br />

04638 8955-38) oder<br />

Karina Werner (Tel.<br />

04638 8955-37).<br />

Damit werden große Verunreinigungen,<br />

die sich absetzen (Sand,<br />

Steine, Glassplitter usw.), entfernt.<br />

Blieben sie im Abwasserstrom,<br />

könnten sie zu Verstopfungen und<br />

Verschleiß führen.<br />

Karikatur: SPREE-PR


SEITE 6<br />

1<br />

GESCHICHTE DES TRINKWASSERS<br />

Facetten<br />

Antike –<br />

des Wassers 2<br />

3<br />

Zweistromland<br />

Das römische<br />

Imperium<br />

4<br />

WASSERZEITUNG<br />

Mittelalter bis zur<br />

Industrialisierung 5 Gegenwart –<br />

Perspektiven<br />

Zwischen Überschuss und Mangel<br />

Eine Betrachtung<br />

von Dr. Peter Viertel<br />

Bei unserer Zeitreise machen wir heute Station in der<br />

Jungsteinzeit (Neolithikum), dem Übergang von Jägerund<br />

Sammlerkulturen zu sesshaften Bauern.<br />

Wie brüstete sich das<br />

20. Jahrhundert, als das<br />

Wasser aus der Wand<br />

kam! Sicher zu Recht, denn in den<br />

Kindertagen der Menschheit lieferten<br />

vor allem Flüsse, Bäche, Quellen und<br />

Regen das Trinkwasser. Doch bereits<br />

vor 4.500 Jahren verfügte man z. B. in<br />

Mesopotamien über ein erstaunliches<br />

wassertechnisches Know-how und<br />

Management für Brunnen und Abwasseranlagen.<br />

Die ausgeklügelte Wassernutzung<br />

in der Jungsteinzeit war Geburtshelfer<br />

für den gigantischen Sprung der<br />

Jäger und Sammler zu Ackerbauern<br />

und Handwerkern. Die Bewohner<br />

zwischen Euphrat und Tigris, am Nil<br />

oder im Industal besaßen ein hohes<br />

wasserbauliches Können, mit dem sie<br />

die Balance zwischen dem Überschuss<br />

und dem Mangel an Wasser stets<br />

wahrten. Dank eines straff organisierten<br />

Systems für Bewässerung und<br />

Hochwasserschutz verwandelten sich<br />

die meist kargen Böden in fruchtbare<br />

Felder und produzierten einen Überfluss<br />

an Nahrungsmitteln.<br />

Im südlichen Mesopotamien wuchsen<br />

um 3000 v. Chr. bereits auf 30.000 km²<br />

Land, also auf drei Millionen Hektar,<br />

Weizen und Gerste, wofür in der regenarmen<br />

Zeit Euphrat und Tigris „angezapft“<br />

wurden. Da jeder Tropfen Wasser<br />

zählte, lagen Aufsicht und Kontrolle<br />

in der Hand der höchsten Autorität, der<br />

Priester. Sie planten und bauten Kanäle<br />

und Deiche, legten die zu verteilende<br />

Wassermenge fest und überwachten<br />

die Entnahme. Dank dieser geradezu<br />

luxuriösen Nahrungslage im Zweistromland<br />

entwickelten sich Handel<br />

und Gewerbe, entstanden aus kleineren<br />

Marktflecken größere Siedlungen. Ein<br />

Machtzentrum in dieser Zeit bildete<br />

das am Euphratufer gelegene Habuba<br />

Kabira mit bis zu 8.000 Einwohnern.<br />

Hier fanden Archäologen Rohrleitungen<br />

zur Wasserversorgung sowie ein einzigartiges<br />

Abwassersystem aus offenen<br />

Rinnen und Muffenröhren.<br />

Die Wasseranlagen bildeten somit wichtige<br />

Nervenstränge des Staatswesens<br />

im Zweistromland, wie dies auch im<br />

Hammurapi-Codex eingemeißelt wurde.<br />

Bei kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

blieben Bewässerungsanlagen<br />

meist unversehrt. Verständlich, dass so<br />

mancher Wasserwirtschaftler eine Jungsteinzeit<br />

wieder herbeisehnt, denn dort<br />

genossen er und seine Branche höchstes<br />

Ansehen.<br />

Militärführer<br />

Statthalter der<br />

Provinzen<br />

Schreiber<br />

Gottkönig<br />

Minister<br />

Bauern Jäger Handwerker<br />

„Ingenieur“ für<br />

Wasserbau und<br />

Geometrie<br />

Soldaten<br />

Priester<br />

Künstler<br />

In der politischen Hierarchie Mesopotamiens standen Wasserbauingenieure<br />

sehr weit oben.<br />

Auf einem Rollsiegel aus Mesopotamien<br />

(ca. 2350 – 2150<br />

v. Chr.) ist die Verehrung von<br />

Wasser gut zu erkennen. Aus<br />

den Schultern von Ea 1 , dem<br />

Gott der Wassertiefe, entspringen<br />

zwei Wasserbäche. Der<br />

Diener 2 hält einen Türpfosten,<br />

der Ea von Chaos, dem<br />

Ozean in Gestalt eines niedergehaltenen<br />

Löwen 3 , trennt.<br />

Darüber erhebt sich der Sonnengott<br />

Schamasch 4 , während<br />

der Sonnengott Marduk<br />

5 einen Berg mit Himmelstor<br />

besteigt und Ea grüßt.<br />

Schamasch mit der Säge steht<br />

für die Sphäre des Himmels,<br />

Marduk für den fruchtbaren Boden<br />

und Ea fürs Grundwasser.<br />

Wasseranlagen im Industal bei Mohenjo-Daro (heute Pakistan):<br />

Wassertoilette (A), Wasserleitungen (B) und Brunnen (C).<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Im Codex des babylonischen<br />

Königs Hammurapi (zirka<br />

1792 – 1750 v. Chr.) geht es<br />

auch um die Regeln für die<br />

Unterhaltung und den Gebrauch<br />

der Wasseranlagen.


DOKUMENTATION<br />

OKTOBER 2009 SEITE 7<br />

TIERE AM WASSER<br />

Reptilien<br />

Ringelnatter: königlicher Glücksbringer<br />

Zwei halbmondförmige,<br />

gelblich-weiße Flecke auf ihrem<br />

Hinterkopf erinnern den<br />

Betrachter an eine Krone:<br />

Die Ringelnatter ist die Königin<br />

unter den Schlangen.<br />

Kaum jemand weiß, dass die<br />

wunderschöne Natrix natrix<br />

früher als Glücksbringer<br />

galt und daher gern im Garten und<br />

auf dem Hof gesehen war. Heutzutage<br />

löst der Anblick einer Schlange<br />

leider eher Ekel und Angst aus und<br />

das harmlose Tier wird oft erschlagen,<br />

wenn es sich in Menschennähe<br />

begibt. Dabei beißt die Ringelnatter<br />

nicht und stellt für uns keine Bedrohung<br />

dar. Was auch nur wenige<br />

wissen: Die Ringelnatter ist vom Aussterben<br />

bedroht. Viele ihrer Biotope<br />

wurden in Freizeitanlagen umgewandelt<br />

und aufgrund des Platzmangels<br />

nimmt der Bestand der scheuen<br />

Ringelnatter immer weiter ab. Ein<br />

trauriges Schicksal für eine Königin.<br />

Die Ringelnatter ist eine gute Schwimmerin<br />

und braucht Wasser zum Überleben.<br />

Schwimmt exzellent<br />

Die Herkunft des Namens der schönen<br />

Ringelnatter ist noch umstritten,<br />

aber der wissenschaftliche Begriff<br />

Natrix natrix ist eindeutig: er bedeutet<br />

„Schwimmerin“. Die tagaktive<br />

Schlange liebt das Wasser und zum<br />

Überleben braucht sie kleine Tümpel,<br />

Weiher, Feuchtwiesen oder<br />

langsam fließende Gewässer, die<br />

ihr genügend Deckung bieten. Als<br />

typische Wassernatter ist sie natürlich<br />

eine sehr gute Schwimmerin<br />

und außerdem äußerst geschickt<br />

beim Beutefang im Wasser. Das<br />

kühle Nass ist der scheuen Schlange<br />

auch die liebste Fluchtmöglichkeit<br />

und bei akuter Bedrohung lässt<br />

sie sich zur Verwirrung ihrer Feinde<br />

einfach auf den Grund des Gewässers<br />

sinken.<br />

Das bis zu 1 Meter lange Reptil sonnt<br />

sich außerdem gern auf Steinen und<br />

frisst am liebsten Amphibien. Allerdings<br />

hat sie mit manchen Fröschen<br />

ganz schön zu kämpfen, denn die haben<br />

eine interessante Technik entwickelt,<br />

um sich gegen die Angriffe<br />

der Schlange zu wehren: Sie pumpen<br />

sich mit Luft voll, um zu verhindern,<br />

dass die Ringelnatter sie verschlingen<br />

kann. Doch die clevere Schlange<br />

weiß sich gegen die widerspenstigen<br />

Lurche zu helfen. Sie verspeist ihre<br />

Beute einfach von hinten, denn so<br />

wird die Luft durch den Mund wieder<br />

herausgepresst.<br />

Äußerst genügsam<br />

Die Frösche müssen allerdings nicht<br />

oft um ihr Leben fürchten, denn die<br />

genügsame Ringelnatter braucht pro<br />

„Saison“ nur das Fünffache ihres eigenen<br />

Körpergewichtes an Nahrung.<br />

Den restlichen Teil des Jahres, also<br />

von Oktober bis April, verbringt die<br />

Schlange in einer Winterstarre. Am<br />

liebsten macht sie es sich dafür in<br />

dem Wurzelwerk alter Bäume gemütlich.<br />

Wenn sie dann frisch und erholt<br />

wieder „aufwacht“, wird sich gepaart.<br />

Etwa zwei Monate später legt das<br />

Weibchen die 10 bis 40 Eier in einem<br />

warmen und geschützten Platz ab.<br />

Oftmals sucht sie sich einen Kompost<br />

oder auch Pferdemist als Ablagestelle<br />

aus, denn die Eier benötigen eine<br />

sogenannte Gärungswärme, damit<br />

im September auch die gerade mal<br />

bleistiftgroßen jungen Ringelnattern<br />

schlüpfen können. Die Schale schneiden<br />

diese dabei mit einem „Eizahn“<br />

auf. Bis zu 20 Jahre alt kann die Ringelnatter<br />

danach werden, ein erstaunliches<br />

Alter wie es scheint, doch für<br />

eine Schlange nicht unnormal.<br />

Eine scheue Hoheit<br />

Für eine „Audienz“ bei der Königin<br />

der Schlangen muss man sich allerdings<br />

lange gedulden, denn die<br />

scheue Ringelnatter versteckt sich<br />

schon bei der leisesten Annäherung<br />

eines Menschen. Wer die hübsche<br />

Schlange trotzdem gern beobachten<br />

will, sollte es in den Morgen- oder<br />

Abendstunden versuchen, wenn sich<br />

Ihre Hoheit ein Sonnenbad gönnt.<br />

Kreuz ot ter<br />

Vipera berus<br />

Le bens raum: son ni ge<br />

Bio to pe, Weg rän der,<br />

Lich tun gen, Moo re,<br />

Au en wäl der<br />

Nah rung: Mäu se, Frö sche,<br />

Ei dech sen<br />

Le bens wei se: scheu, tag- und<br />

däm me rungs ak tiv<br />

Vorkommen: gif tig, kommt in<br />

Schleswig-Holstein selten vor und steht<br />

auf der Roten Liste SH *<br />

Glatt- oder Schlin gnat ter<br />

Coronella austriaca<br />

Le bens raum: of fe ne, sonni ge und<br />

ve ge ta ti ons rei che Bio to pe<br />

Nah rung: Ei dech sen inkl. Blind schleichen,<br />

jun ge Schlan gen, Klein säu ger<br />

Le bens wei se: scheu, stand ort treu,<br />

Vorkommen: sehr selten in SH, 5 bis 7<br />

aktuell bekannte Vorkommen,<br />

vom Aussterben bedroht *<br />

Berg- und Wald ei dech se<br />

Zootoca vivipara<br />

Le bens raum: feuch te Bio to pe in<br />

Moor und Wald<br />

Nah rung: Spin nen, Flie gen, Kä fer,<br />

Heu pferd chen, Lar ven<br />

Le bens wei se: sehr scheu, bo denwoh<br />

nend<br />

Vorkommen: in Schleswig-Holstein<br />

häufig, einzige heimische Reptilienart,<br />

die nicht gefährdet ist *<br />

Blind schlei che<br />

Anguis fragilis<br />

Le bens raum: mä ßig feuch te Bio to pe<br />

im Wald<br />

Nah rung: 90 % Nackt schne cken und<br />

Re gen wür mer, 10 % In sek ten/Spin nen<br />

Le bens wei se: tag- und däm me rungsak<br />

tiv und nach war men Re gen güs sen<br />

Vorkommen: wird bis zu 30 Jah re alt;<br />

in SH weit verbreitet *<br />

* alle Angaben vom Umwelt -<br />

ministerium Schleswig-Holstein<br />

Mythos Schlange<br />

Antike<br />

Im antiken Griechenland galt die<br />

Schlange als heilig. Da sie sich<br />

durch die Häutung unendlich oft<br />

erneuern konnte, hielten die Menschen<br />

sie für unsterblich. Der<br />

Schlange wurde auch Hellsichtigkeit<br />

nachgesagt, weshalb sie eines der<br />

Tiere der Erdgöttin Gaia war.<br />

Indien<br />

Auch in der indischen Mythologie<br />

gab es Schlangengöttinnen, die mit<br />

den Erdgöttinnen eng verwandt waren:<br />

Ananta, die „unendliche Schlange“,<br />

behütete die Göttinnen in ihrem<br />

Schlaf zwischen zwei Inkarnationen.<br />

Ägypten<br />

In Ägypten wurde die „Schlangenmutter“<br />

Wadjet (auch WaZit) angebetet.<br />

Ihr Symbol war der Uräus. Bekannt<br />

war auch eine stehende Kobra<br />

– die Mehem, eine Schlangengöttin.<br />

Christentum<br />

In der Bibel ist die Schlange weitestgehend<br />

ein Symbol des Teufels.<br />

Im Paradies sprach Satan durch<br />

eine Schlange zu Eva und verführte<br />

sie, von der Frucht des verbotenen<br />

Baumes zu essen.<br />

Im pres sum<br />

He raus ge ber:<br />

<strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong>,<br />

Oeversee; <strong>Wasserverband</strong><br />

<strong>Nord</strong>erdithmarschen, Heide;<br />

Wasserversorger Angeln<br />

Re dak ti on und Ver lag:<br />

SPREE-PR, Niederlassung <strong>Nord</strong>,<br />

OT Degtow, Dorfstr. 4,<br />

23936 Grevesmühlen<br />

Telefon: 03881 755544<br />

E-Mail: alex.schmeichel@spree-pr.de<br />

www.spree-pr.com<br />

V.i.S.d.P.: Thomas Marquard<br />

Re dak tion: Alexander Schmeichel<br />

Mitarbeit: Dr. Peter Viertel,<br />

Birte Ostwald<br />

Fo tos: B. Ostwald, H. Petsch, Archiv<br />

Layout: SPREE-PR,<br />

Johannes Wollschläger<br />

Druck: <strong>Nord</strong>ost-Druck GmbH & Co.<br />

KG Neubrandenburg


WasserZeitung • 2/2009 Umschau<br />

seite 8<br />

Dreckig rein und rein raus<br />

DIN 4261 trifft auch den <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong>: neue Kläranlage am Standort Oeversee<br />

Direkt am Wasserwerk in<br />

Oeversee befindet sich das<br />

Verwaltungsgebäude des<br />

WVN. Die beiden dort installierten<br />

Kleinkläranlagen waren<br />

nach mehr als 25 Jahren<br />

Einsatz am Ende ihrer Kräfte<br />

und wurden in diesem<br />

Jahr durch eine moderne,<br />

leistungsfähigere Anlage<br />

ersetzt.<br />

Kläranlagen sind wichtige<br />

Knotenpunkte im Netz. Unermüdlich<br />

reinigen sie Schmutzwasser,<br />

das in den Haushalten anfällt<br />

und über die Kanalisation zu den Reinigungsstationen<br />

fliest. Die beiden<br />

in die Jahre gekommenen Anlagen<br />

auf dem Betriebsgelände des WVN<br />

entsprachen nach über einem viertel<br />

Jahrhundert treuem Dienst nicht<br />

mehr dem Stand der Technik und<br />

waren mit der zugeführten Abwassermenge<br />

überlastet. Insbesondere<br />

auch im Hinblick auf die neuen Bestimmungen<br />

der DIN 4261, war eine<br />

Komplettsanierung damit unausweichlich.<br />

Eine größere Anlage mit<br />

Vorschacht und Pumpenanlage nimmt<br />

Austausch bei laufendem Betrieb: Die Anlage besteht aus vier miteinander verschweißten Behältern.<br />

seit September ihren Platz ein. Neue<br />

Behälter, Pumpen, Rohre und moderne<br />

Steuerungstechnik bilden hier ein<br />

in sich geschlossenes System, von<br />

der Pumpenstation bis zum Kläranlagenablauf.<br />

Ausgelegt ist die Kläranlage<br />

für bis zu 40 Einwohner und damit<br />

auch auf Zuwachs vorbereitet. Derzeit<br />

reinigt die Anlage das Abwasser von<br />

lediglich 27 Personen, die sich aus<br />

den Mitarbeitern am Standort und<br />

den Bewohnern zweier benachbarter<br />

Versteckt unter dem Erdboden,<br />

verrichtet die neue Kläranlage<br />

bereits ihren Dienst.<br />

Grundstücke zusammensetzen. Für<br />

den Austausch hat der <strong>Wasserverband</strong><br />

<strong>Nord</strong> 40.000 EUR und eine Woche<br />

intensiver Arbeit investiert. Die<br />

Mitarbeiter und Anwohner mussten<br />

in dieser Zeit aber nicht auf ihre tägliche<br />

Hygiene verzichten: Die Installateure<br />

errichteten ein Provisorium<br />

zur Aufrechterhaltung des laufenden<br />

Betriebes.<br />

Kunden fragen – Ihr <strong>Wasserverband</strong> antwortet<br />

preisrätsel<br />

DIN-1986 Teil 30? DIN-4261?<br />

Selbstüberwachungsverordnung?<br />

Wie, bitte? Der<br />

Technische Leiter des WVN,<br />

Peter Klerck, schafft Durchblick<br />

im Normendschungel.<br />

<strong>Wasserzeitung</strong>: Herr Klerck, man<br />

hat manchmal den Eindruck, dass<br />

es ständig neue Normen gibt …<br />

Peter Klerck: Dieser Eindruck<br />

täuscht. Tatsächlich gibt es derzeit<br />

nur drei neue Normen: die DIN 1986<br />

Teil 30, die DIN 4261 und die Selbstüberwachungsverordnung,<br />

kurz<br />

SüVO. Und nur die ersten beiden<br />

sind auch für die Bürger und Bürgerinnen<br />

relevant. Die DIN 1986 Teil<br />

30 betrifft alle privaten Grundstückseigentümer,<br />

die DIN 4261 sämtliche<br />

Betreiber von Kleinkläranlagen in<br />

Schleswig-Holstein. Die SüVO hingegen<br />

war ursprünglich vorwiegend<br />

auf öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen<br />

ausgerichtet und<br />

umfasst nun auch gewerbliche und<br />

industrielle Anlagen, nicht aber private<br />

Bürgerinnen und Bürger.<br />

Zunächst einmal zur DIN 1986,<br />

was besagt sie konkret?<br />

Die DIN 1986 Teil 30 verpflichtet<br />

Grundstückseigentümer zur Dichtheitsprüfung<br />

ihrer privaten Abwasserleitungen<br />

bis zum 31. Dezember<br />

2015. Bei sämtlichen Neubauten<br />

muss die DIN 1986 bereits jetzt<br />

berücksich tigt werden. Sofern erforderlich,<br />

hat der Grundstückseigentümer<br />

über ein geeignetes Sanierungsverfahren<br />

zu entscheiden und dieses<br />

in die Wege zu leiten. Ob Dichtheitsprüfung<br />

oder Sanierung: Die<br />

beauftragten Fachbetriebe müssen<br />

nachweisl<br />

i c h ü b e r<br />

d i e e n t -<br />

sprechende<br />

Sachkundeund<br />

Gerätekompetenz<br />

verfügen!<br />

Was haben die Bürger davon?<br />

Die Dichtheitsprüfung gewährleistet<br />

den Abfluss des Abwassers<br />

von ihrem Grundstück und verhindert<br />

ein mögliches Absacken des<br />

Geländes durch abwasserbedingte<br />

Unterspülungen. Tritt Abwasser aus<br />

den Leitungen aus, werden Erdreich<br />

und Grundwasser verunreinigt. Umgekehrt<br />

erhöht das Eintreten von<br />

Grundwasser in die Abwasserleitungen<br />

die Abwassermenge und<br />

damit auch die Kosten der Abwasserreinigung.<br />

Dies schlägt sich letztendlich<br />

auch in unseren Gebühren<br />

nieder ...<br />

?<br />

Was gibt’s<br />

Neues im DIN-<br />

Bereich?<br />

Und die DIN 4261?<br />

Die DIN 4261 betrifft alle Betreiber<br />

nicht-technisch belüfteter Kläranlagen<br />

in Schleswig-Holstein, insgesamt<br />

rund 57.000! Wir sprechen<br />

hier von Abwasserteichanlagen,<br />

Filterbeeten,<br />

Filterschächten,<br />

P f l a n z e n -<br />

kläranlagen<br />

und Untergrundverrieselungen.<br />

Für diese<br />

muss bis zum 31. Dezember 2009 ein<br />

Wartungsvertrag mit einer fachkundigen<br />

Wartungsfirma abgeschlossen<br />

und der Unteren Wasserbehörde in<br />

Kopie vorgelegt werden. Anlagen mit<br />

einem Alter von mehr als 10 Jahren<br />

sind ferner zu beproben (CSB-Messung).<br />

Die Entschlammung führen<br />

wir vom Verband auch künftig selbst<br />

durch, in 2-jährlichem Rhythmus und<br />

grundsätzlich in dem Jahr, in dem<br />

Peter Klerck,<br />

Technischer Leiter des<br />

<strong>Wasserverband</strong>es <strong>Nord</strong>.<br />

nicht gewartet wird. Mein Kollege<br />

Frank Rimmel gibt unter der Rufnummer<br />

04638 8955-43 gern Auskunft.<br />

Was raten Sie Grundstückseigentümern?<br />

Ich warne wirklich ausdrücklich vor<br />

Haustürgeschäften und rate den<br />

Betroffenen, sich möglichst zahlreich<br />

zusammenzuschließen und<br />

mehrere Kostenvoranschläge einzuholen.<br />

Zum eigenen Schutz und um<br />

Preisvorteile zu erlangen. Die Unterschiede<br />

zwischen den Anbietern<br />

sind zum Teil immens! Weitere Informationen<br />

findet man auf unserer<br />

Homepage.<br />

• Wie viele neue Mitarbeiter<br />

hat der WVN eingestellt?<br />

• Wo befindet sich die Zählernummer?<br />

• Wie hoch (in %) war die CO 2<br />

-<br />

Einsparung im Wasserwerk?<br />

Zu gewinnen gibt es:<br />

125, 75 und 50 Euro<br />

Lösungen per Post oder E-Mail an<br />

den WVN – siehe „Kurzer Draht“<br />

unten. Stichwort: Preisrätsel<br />

Einsendeschluss: 15. 11. 2009<br />

Gewinner 1/2009:<br />

1. Willi Samstag, Flensburg<br />

2. Klaus Domin, Sieverstedt<br />

3. Gretchen Bade, <strong>Nord</strong>hackstedt<br />

kurzer draht<br />

<strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong><br />

Wanderuper Weg 23<br />

24988 Oeversee<br />

Tel.: 04638 8955-0<br />

Fax: 04638 8955-55<br />

E-Mail: info@wv-nord.de<br />

www.wv-nord.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Donnerstag:<br />

08.30 –12.30 Uhr und<br />

13.30 –16.00 Uhr<br />

Freitag: 08.30 –12.00 Uhr

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