Ausgabe - Wasserverband Nord
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AUSGABE OEVERSEE<br />
INFORMATIONEN FÜR DIE KUNDEN DES WASSERVERBANDES NORD<br />
6. JAHRGANG NR. 1<br />
APRIL 2013<br />
BLAUES BAND<br />
Dr. Robert<br />
Habeck<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das Trinkwasser in Schleswig-<br />
Holstein stammt zu hundert Prozent<br />
aus Grundwasser, das wir deshalb<br />
besonders schützen müssen. Als<br />
Umweltminister bin ich für die<br />
Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />
verantwortlich:<br />
Unsere Fachleute prüfen, welchen<br />
Belastungen die Gewässer ausgesetzt<br />
sind und wie wir nötige Verbesserungsmaßnahmen<br />
planen und<br />
umsetzen können. Drei Jahre nach<br />
Verabschiedung des Bewirtschaftungsplans<br />
haben wir 2012 eine<br />
Zwischenbilanz vorgelegt (Download:<br />
www.wasser.schleswig-holstein.de).<br />
Wir haben mit Hilfe der<br />
Wasser- und Bodenverbände schon<br />
viele Maßnahmen realisiert. Es zeigt<br />
sich aber auch, dass wir nicht alle<br />
wie geplant umsetzen können. Denn<br />
die notwendigen Gebiete für die<br />
Gewässerentwicklung und für die<br />
Verringerung der Nährstoffeinträge<br />
können nicht bereitgestellt werden.<br />
Ein wichtiger Schritt ist die „Allianz<br />
für den Gewässerschutz“, die ich<br />
mit dem Bauernverband geschlossen<br />
habe. Er setzt sich verstärkt<br />
dafür ein, dass die Landwirte freiwillig<br />
über zehn Meter breite Gewässerrandstreifen<br />
zur Verfügung<br />
stellen. So kann die schlechte Gewässerstruktur<br />
verbessert werden.<br />
Die landwirtschaftliche Beratung<br />
in den gefährdeten Grundwasserkörpern<br />
soll ausgeweitet, weitere<br />
Agrarumweltmaßnahmen angeboten<br />
und das Nährstoffmanagement<br />
in der Landwirtschaft verbessert<br />
werden. Dies kann z. B. durch die<br />
Einrichtung einer überregionalen<br />
Nährstoffbörse für Gülle und Gärreste<br />
geschehen.<br />
Die Versorgung mit sauberem<br />
Trinkwasser zu sichern und die<br />
Lebensqualität durch natürliche<br />
Gewässer zu erhalten, bleibt eine<br />
zentrale Aufgabe für die Landesregierung.<br />
Ihr Dr. Robert Habeck,<br />
Minister für Energiewende,<br />
Landwirtschaft, Umwelt<br />
und ländliche Räume<br />
Die Waschmaschine<br />
zu Schleswig-Holstein<br />
Volle Packung!<br />
Der Fußballer Alex Schmeichel hat mit tollem<br />
Einsatz im Freundschaftsspiel drei Tore<br />
geschossen!<br />
Eine volle Packung gibt es nun auch für seine<br />
Waschmaschine, die das Sportzeug wieder<br />
sauber kriegen soll. Zum Wäschewaschen<br />
ist der Gebrauch von Trinkwasser<br />
gesetzlich zwingend vorgeschrieben.<br />
Ist deswegen jeder Waschgang ein<br />
finanzielles Wagnis für den<br />
Freizeitfußballer<br />
Der Messbecher Waschpulver ist<br />
mit gut 20 Cent zu veranschlagen<br />
und der anzunehmende Stromverbrauch<br />
von einer Kilowattstunde<br />
kostet um die 30 Cent. Aber wie er kommt das Wasser zu stehen<br />
teu-<br />
– Selbst moderne Maschinen<br />
verbrauchen für den Waschgang<br />
immerhin noch etwa 50 Liter!<br />
Und siehe da: Das letztlich entscheidende<br />
Reinigungselixier treibt<br />
die Kosten keineswegs in ganz neue<br />
Höhen.<br />
Im Verbandsgebiet des WV <strong>Nord</strong> ist die<br />
benötigte Wassermenge für die Haushalte<br />
für 4 Cent zu haben (zuzüglich Abwasserpreis).<br />
Das ist auch so günstig, weil der<br />
Wasserversorger nur den kommunalen<br />
Interessen verpflichtet ist.<br />
Das nächste Spiel kann also ruhig kommen.<br />
Bei jedem Wetter.<br />
LANDPARTIE<br />
Stoff zum<br />
Nachdenken<br />
Gut gelaunt ins Mittelalter – Pfingsten können Gäste bei OPEN<br />
THOR in Walsbüll in die Zeit der Wikinger reisen.<br />
OPEN THOR – Pfingsten Markttreiben wie bei den Wikingern<br />
Foto: Valsgaard e.V.<br />
Wer auf eine kleine Zeitreise zu den<br />
Wikingern gehen möchte, der dürfte<br />
Pfingsten auf Valsgaard genau richtig<br />
sein. Die mittelalterliche Hofanlage<br />
wird am 19./20. Mai mit reichlich Leben<br />
gefüllt. Zu Pfingsten wird es nun<br />
bereits schon zum 4. Mal ein großes<br />
Fest geben. Im Vorjahr kamen etwa<br />
1.000 Besucher, um das Treiben zu<br />
verfolgen und selbst mit einzutauchen.<br />
Es wird gefilzt, gesponnen,<br />
geschnitzt, geschmiedet und vieles<br />
mehr. Der Met kann fließen, Balladen<br />
werden erklingen und die Bogen gespannt.<br />
2013 findet erstmals ein historisches<br />
Bogenschießen statt. Parken<br />
und Eintritt sind übrigens frei.<br />
Seit 2009 kümmert sich der Verein<br />
Valsgaard mit Unterstützung der<br />
Gemeinde und EU-Mitteln darum,<br />
dass vielleicht an historischer Stelle<br />
(13 Wikinger-Urnengräber liegen<br />
in unmittelbarer Nähe) die Zeit der<br />
Wikinger wieder lebendig wird. Acht<br />
Häuser entstanden, der Ausbau und<br />
andere Arbeiten sollen folgen. Das<br />
Areal ist für Besucher geöffnet, Gruppen<br />
können sich zu Tages-, Wochenend-<br />
oder Ferienprojekten gern anmelden.<br />
Ein weiteres großes Highlight ist<br />
die „Schlacht bei Wallsbüll“, ein großer<br />
Mittelaltermarkt am 3. August-<br />
Wochenende (17./18. 08. 2013).<br />
Weitere Infos:<br />
Helga Pitroff<br />
Telefon: 04639-441<br />
E-Mail: info@valsgaard.de<br />
Internet: www.valsgaard.de
SE I T E2<br />
AKTUELLES<br />
WASSERZEITUNG<br />
DAS GESCHAH BISHER<br />
Seit 2004: In den Vergabekoordinierungsrichtlinien<br />
sind Dienstleistungskonzessionen<br />
ausgenommen.<br />
Januar 2010: EU-Binnenmarktkommissar<br />
Barnier äußert Kritik an<br />
Status Quo, sieht Rechtsunsicherheit<br />
und Regelungsbedarf.<br />
Oktober: EU-Kommission kündigt<br />
Initiative zur EU-weiten Ausschreibungspflicht<br />
der DL-Konzesionen an.<br />
April 2011: Auf Kleine Anfrage im<br />
Bundestag folgt die Antwort, dass<br />
Entscheidungshoheit über die<br />
Wasserversorgung in öffentlicher<br />
Hand bleiben soll!<br />
Dezember: Veröffentlichung des<br />
Richtlinienentwurfes durch die<br />
Europäische Kommission.<br />
März 2012: Bundesrat lehnt Entwurf<br />
ab.<br />
Februar: Die Europäische Bürgerinitiative<br />
„Wasser ist ein Menschenrecht“<br />
hat 1 Mio. Stimmen<br />
gegen die Liberalisierung der Wasser<br />
versorgung gesammelt.<br />
März: Die Zahl der Stimmen der<br />
Bürgerinitiative steigt auf knapp<br />
1,3 Mio aus den Ländern Deutschland,<br />
Österreich, Belgien, Slowenien<br />
und der Slowakei.<br />
AUSBLICK<br />
Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens<br />
denkbar bis Mitte Juli<br />
Umsetzung in deutsches Recht<br />
innerhalb von 2 Jahren<br />
KOMMENTAR<br />
AUGENWISCHEREI<br />
Ich begrüße das Engagement unseres<br />
Umweltministers Robert Habeck<br />
sehr. Ich befürchte nur, dass<br />
ihm in Sachen Fracking weitgehend<br />
die Hände gebunden sind. Denn die<br />
zuständige Genehmigungsbehörde<br />
(für Schleswig-Holstein, Bremen,<br />
Hamburg und Niedersachsen) ist<br />
das Landesamt für Bergbau, Energie<br />
und Geologie (LBEG) in Hannover.<br />
Diese Fachbehörde untersteht<br />
dem niedersächsischen Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.<br />
Sie arbeitet eng mit der Bundesanstalt<br />
für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe (BGR) zusammen,<br />
die wiederum dem Bundeswirtschaftsministerium<br />
untersteht.<br />
Deshalb denke ich, dass besonders<br />
die Interessen der Wirtschaft im<br />
Vordergrund stehen und die Möglichkeiten<br />
der Umweltministerien<br />
aufs Mahnen und Ermahnen reduziert<br />
sind. Das Verbot von Fracking<br />
in Wasserschutzgebieten halte ich<br />
für reine Augenwischerei. Es gibt<br />
in SH für 419 Wasserwerke nur 38<br />
Wasserschutzgebiete (entspricht<br />
3% der Landesfläche). Fracking<br />
wäre demnach auf 97% zulässig!<br />
Ernst Kern,<br />
Geschäftsführer WV <strong>Nord</strong><br />
Wasser ist ein MenschenRECHT!<br />
Die Europäische Kommission will einheitliche Vergaberichtlinien für Dienstleistungskonzessionen<br />
einführen. Weil das auch für die Wasserversorgung<br />
gelten soll, regt sich starker Protest. „Wasser ist ein öffentliches Gut und<br />
keine Handelsware“, lautet die Grundhaltung der ersten europäischen<br />
Bürger initiative, „Wasser ist ein Menschenrecht“.<br />
1,3 Millionen Menschen in fünf europäischen Ländern<br />
schließen sich dieser Meinung an und machen sich<br />
stark gegen die Liberalisierung der Wasserwirtschaft.<br />
„Es wird ohne Not in ein funktionierendes System eingegriffen“,<br />
stellt sich auch Ernst Kern vom <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong><br />
gegen den Gesetzentwurf der Europäischen Kommission.<br />
„1,3 Mio. Stimmen kann man nicht ignorieren, der<br />
Deutsche Bundestag und der Bundesrat, das<br />
Europäische Parlament und viele andere<br />
Akteure haben sich mehrfach gegen die<br />
Liberalisierung der Wasserwirtschaft<br />
ausgesprochen. Umso erstaunlicher<br />
ist es, wie hartnäckig EU-<br />
Kommissar Barnier sein Ziel<br />
verfolgt“, ergänzt er.<br />
Ernst Kern folgt der Auffas-<br />
sung des Deutschen Bundesrats,<br />
als er die Vorzüge der<br />
kommunalen Wasserversorgung<br />
aufführt: „Die Kunden der<br />
Wasser unternehmen n in Deutschland<br />
werden stabil mit dem qualitativ<br />
hochwertigen und ständig<br />
geprüften Lebensmittel Nr. 1<br />
versorgt. Ortsnah, nachhaltig<br />
und zu moderaten Prei-<br />
Die Befürworter glauben, das<br />
hydraulische Aufbrechen der Gesteinsschichten<br />
zur Förderung<br />
unkonventioneller Gasvorkommen<br />
(Fracking) ist eine billige, sichere<br />
Form der Energiegewinnung. Die<br />
Gegner unterstreichen das Umweltrisiko,<br />
besonders für das<br />
Trinkwasser.<br />
Schleswig-Holsteins Umweltminister<br />
Robert Habeck hält Fracking und Kohlendioxidverpressung<br />
für „Herzschrittmachertechnologien<br />
des fossilen<br />
Energiezeitalters“ und will „ein klares<br />
gesetzliches Verbot dieser Risikotechnologie“.<br />
Die Risiken beim Fracking<br />
(Technologie siehe Skizze) liegen vor<br />
allem in dem eingesetzten Chemikaliengemisch,<br />
das unter Hochdruck in<br />
den Untergrund gepresst wird, um die<br />
Gesteinsschichten „aufzusprengen“<br />
und dabei das Gas freizusetzen. Es<br />
sei unklar, ob die Bohrlöcher perfekt<br />
ab gedichtet werden oder sich das Gemisch<br />
im Untergrund unvorhersehbare<br />
Wege suche und so ins Grundwasser<br />
gelangt. Außerdem müssten die Chemikalien<br />
transportiert, gelagert und<br />
nach dem Gebrauch als Abwasser<br />
Bürger zeigen EU-Kommission die Rote Karte<br />
Liberalisierung der<br />
Wasserwirtschaft<br />
stoppen!<br />
– Fluch oder Segen für die Menschheit<br />
entsorgt werden, alles Schwachpunkte<br />
der neuen Technologie.<br />
In den USA wird Fracking bereits<br />
großflächig angewandt. Die Bundesregierung<br />
legte im Februar einen<br />
sen und das bei euro pa weit führendem<br />
Qualitäts stand ard!“<br />
Auch die Allianz der öffentlichen<br />
Wasserwirtschaft<br />
(AÖW) warnt davor,<br />
in die historisch gewach-<br />
senen, bewährten kom-<br />
munalen und öffentlichen<br />
Strukturen einzugreifen.<br />
Der<br />
Verband kommu-<br />
naler Unternehmen<br />
(VKU) verweist auf die<br />
hohe Wertschätzung, die<br />
die kommunalwirtschaft-<br />
lichen Struk<br />
turen bei<br />
der Trinkwasserver- und<br />
Abwasserbeseitigung bei<br />
den Bürgern genießen.<br />
„Daseinsvorsorge aus<br />
kommunaler Hand hat sich<br />
bestens bewährt“, heißt es<br />
vom VKU.<br />
Überzeugendes Argument: Die kommu-<br />
nalen Versorger verfolgen als Ziel nur<br />
die Wasserversorgung zu kostende-<br />
ckenden Preisen. Die privaten Versor-<br />
ger hingegen wollen über die Kostende-<br />
ckung hinaus möglichst hohen Gewinn<br />
erzielen. Die AÖW sagt dazu: „Die<br />
Binnenmarkt- und Wettbewerbsregeln<br />
sind für Waren und Dienstleistungen in<br />
der Privatwirtschaft innerhalb der EU<br />
geschaffen worden, sie passen nicht<br />
600 bis1000 m<br />
1 Horizontalbohrung: In die Lagerstätte<br />
werden lange Strecken gebohrt.<br />
2 Das Steigrohr wird unten mit Löchern<br />
perforiert.<br />
5<br />
3 Unter hohem Druck wird ein Gemisch<br />
aus Wasser, Quarzsand und<br />
Chemikalien in das Gestein gepresst.<br />
4 Durch den hydraulischen Druck entstehen<br />
Risse im Gestein, durch die das<br />
Gas abfließen kann.<br />
Das eingepresste Gemisch (Frack-<br />
Fluid) wird bis auf den Quarzsand und<br />
Chemikalienreste zurückgepumpt. Der<br />
Quarzsand hält die Risse offen. Das<br />
Gas strömt dem Bohrloch zu und kann<br />
gefördert werden.<br />
zum Wasser.“ Weiter heißt es: „Die<br />
Daseinsvorsorge hat nach anderen<br />
Prinzipien zu funktionieren ... zum Beispiel<br />
dem Sozialstaatsgebot und dem<br />
Gleichheitsgebot.“ Demnach müsse der<br />
Staat für alle Menschen den Zugang zu<br />
sauberem Wasser gewährleisten. Das<br />
Recht zu sauberem Wasser ist noch dazu<br />
ein Menschenrecht, so haben es die<br />
Vereinten Nationen am 28. Juli 2010<br />
entschieden.<br />
Zwar wären die rein kommunalen Versorger<br />
in der jetzigen Entwurfsfassung<br />
der Konzessionsrichtlinie noch nicht<br />
direkt betroffen. Dennoch geht es<br />
den protestierenden Akteuren um ein<br />
klares Votum: Wasser muss von der<br />
Liberalisierungsagenda ausgeschlossen<br />
werden. Und übrigens, so stellt Ernst<br />
Kern klar: „Die 6.200 Wasserversorger<br />
in Deutschland haben heute schon unterschiedlichste<br />
Organisationsformen.<br />
Es gibt kleine und große, private und<br />
öffentlich-rechtliche. Überall haben die<br />
Kommunen selbst entschieden, wie sie<br />
ihre gesetzlich zugewiesene Aufgabe<br />
organisieren. Die Bestrebung des EU-<br />
Wettbewerbskommissars Barnier, die<br />
Vermarktung der Wasserversorgung europaweit<br />
zu erzwingen, ist so künstlich<br />
wie überflüssig.“<br />
Weitere Infos: www.right2water.eu<br />
Technologie soll unter strengen Auflagen eingesetzt werden<br />
– 500 m<br />
Sandstein<br />
– 1000 m<br />
Tiefe<br />
Fracking -<br />
Bohrturm<br />
Gasspeicher<br />
Unkonventionelle<br />
Förderung<br />
Entsorgung des Fracking-Wassers<br />
einzementiertes<br />
Steigrohr<br />
gering durchlässiges Speichergestein<br />
Erdgas im<br />
dichten Gestein<br />
Konventionelle<br />
Förderung<br />
Erdgas<br />
gasreiches Schiefergestein<br />
künstliche<br />
Risse<br />
Grafik: OZ/Jochen Wenzel; Quelle: dpa, Umweltbundesamt<br />
Gesetzesentwurf vor, der den Einsatz<br />
der Technologie grundsätzlich erlaubt.<br />
Jedoch sollte dies an strenge<br />
Auflagen geknüpft sein. Dazu zählen<br />
verpflich tende Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />
und ein generelles<br />
Verbot in Trinkwasserschutzzonen. Die<br />
Gutachter des Umweltbundesamtes<br />
hatten aber mehr gefordert, nämlich<br />
ein konsequentes Verbot nicht nur in<br />
Wasserschutzgebieten, sondern auch<br />
in Wassergewinnungsgebieten der<br />
öffentlichen Trinkwasserversorgung,<br />
Heilquellenschutzgebieten und bei<br />
Mineralwasservorkommen. Dass diese<br />
Forderungen nicht erfüllt wurden, sehen<br />
Kritiker als eklatanten Fehler an.<br />
Auch Robert Habeck reichen die Pläne<br />
der Bundesregierung nicht aus. Er<br />
kündigte an, sich im Bundesrat für ein<br />
gesetzliches Fracking-Verbot einzusetzen.<br />
Der Landtag hatte sich einstimmig<br />
gegen Fracking ausgesprochen und<br />
damit klar positioniert. In Aventoft<br />
kamen Mitte März 100 Menschen der<br />
Bürgerinitiative zusammen um auf die<br />
Gefahren für die Umwelt hinzuweisen.<br />
2.000 Stimmen hat die BI bereits gesammelt.<br />
Bundesweit macht sich die<br />
Initiative Campact gegen Fracking stark<br />
und hatte Ende März bereits mehr als<br />
146.000 Stimmen gesammelt.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie z. B.<br />
bei: www.gegen-gasbohren.de<br />
www.campact.de
APRIL 2013<br />
WIR SIND SH – UNIKATE AUS UNSEREM LAND SEITE 3<br />
So bunt wie unser Bundesland sind auch die Bewohner. Stur, eigenbrödlerisch,<br />
immer etwas hinterher Wir Natürlich nicht (alle)! Es gibt<br />
überall tolle Leute, die etwas bewirken, sich engagieren, sich einbringen,<br />
etwas Besonderes können oder leisten. Die Wasserzeitung macht sich auf<br />
die Suche nach waschechten Originalen, wahren Unikaten. Melden Sie<br />
sich gern bei der Redaktion und teilen Sie uns Ihre Vorschläge mit!<br />
Eine Aufgabe fürs Leben –<br />
der Heider (Alt-)Marktmeister<br />
und Melone<br />
Ob schöne Frauen, Bürgermeister, Minister oder Schausteller, Zirkusleute, Marktbeschicker – der Heider Alt-Marktmeister<br />
Heinrich-Otto Schultz hat in den Jahrzehnten seiner Tätigkeit viele Menschen getroffen.<br />
Heinrich Otto Schultz ist ein unverwechselbarer,<br />
origineller Marktmeister<br />
und hat seine Heimatstadt<br />
Heide in der Region und weit darüber<br />
hinaus bekannt gemacht. Mit<br />
Rundhut, Gehrock und Stock in der<br />
Optik der 1850er Jahre ausgestattet<br />
läutet der 88-Jährige charmant<br />
und wir kungsvoll Feste und Veranstaltungen<br />
ein.<br />
Sein Leben rund um Märkte begann<br />
schon direkt an eben dem größten<br />
seiner Art: Der sympathische Repräsentant<br />
erblickte das Licht der<br />
Welt am Heider Marktplatz (weil<br />
die Familie in der Dienstwohnung im<br />
Amtsgericht lebte). „Das war wohl<br />
schon ein Fingerzeig“, schmunzelt<br />
der 88-Jährige, der heute in einer<br />
Nebenstraße unweit des geliebten<br />
Platzes wohnt. Heinrich Otto Schultz<br />
lernte Schlosser, schulte nach dem<br />
Krieg zum Lageristen und Verkäufer<br />
um. Aber in der Freizeit brannte er für<br />
die Schausteller. „Die Sonntage waren<br />
bei uns immer für Jahrmarkt- oder<br />
Zirkusbesuche reserviert. Mit Bus und<br />
Bahn ging es nach Hamburg, Bremen<br />
usw.“, erinnert er sich an viele schöne<br />
Stunden mit seiner Frau Lotte, die er<br />
1955 geheiratet hatte. Als 1969 das<br />
Amt des Heider Marktmeisters frei<br />
wurde, schloss sich der Kreis.<br />
Stolz trat Heinrich Otto Schultz den<br />
Dienst als Vermittler zwischen Verwaltung<br />
und Marktbeschickern, als<br />
Aufseher, Organisator, Kassierer an.<br />
Und er hauchte dem Marktmeisterposten<br />
Leben ein. „Ich fand, Märkte<br />
müssen eingeläutet werden“, erklärt<br />
er, warum er schon bald mit der Glocke<br />
die Veranstaltungen eröffnete,<br />
sich außerdem eine eigene Bekleidung<br />
zulegte. Zunächst Zylinder, heute<br />
Rundhut, Gehrock, graue Weste,<br />
Stiefeletten, Handschuhe und Handstock<br />
gehören zur Ausstattung des<br />
Marktmeisters, den dadurch immer<br />
ein nostalgisches Flair umgibt. „Die<br />
Kleidung ist angelehnt an die 1850er<br />
Jahre, in denen der Marktmeister<br />
auch Armenvogt und Ausrufer war.<br />
Zu der Zeit hab ich aufgrund alter<br />
Familienfotos auch einen Bezug“, erklärt<br />
er die Wahl. Der Bart war übrigens<br />
bis 1990 angeklebt, erst danach<br />
ließ ihn sein Träger über die Wangen<br />
natürlich wachsen.<br />
1987 ging Heinrich Otto Schultz offiziell<br />
in Rente. Mit seinem repräsentativen<br />
Auftritten ging es für ihn, dann<br />
als Alt-Marktmeister, erst richtig los.<br />
Ge meinsam mit seiner (Blumen-)Frau<br />
gab er dem Heider Markt, der Stadt<br />
und der Region im In- und Ausland ein<br />
Gesicht. Ob auf Volksfesten oder Messen<br />
in Hamburg, Leipzig, Stuttgart oder<br />
Nürnberg oder in den Partnerstädten<br />
Heides engagierte sich das Paar in<br />
der Fremdenverkehrswerbung. „Ein<br />
besonderer Höhepunkt war der Tag der<br />
deutschen Einheit, als wir zu Musik mit<br />
tausenden Menschen unter dem Brandenburger<br />
Tor marschierten“, blickt<br />
der aktive Senior zurück. Aber auch<br />
die Weihnachtsmärkte, Neujahrsempfänge<br />
oder die Seniorennachmittage,<br />
auf denen er aus seinen eigenen<br />
plattdeutschen Gedichten und Geschichten<br />
vortrug, haben einen Platz<br />
in seinem Herzen.<br />
Noch mit fast 89 Jahren (Geburtstag<br />
am 12. April 1924) zieht er sich<br />
regelmäßig seine Marktmeisteruniform<br />
an. Seit dem Tod seiner<br />
Frau (2003) ist er zwar allein, aber<br />
immer noch häufig unterwegs. „Das<br />
ist auch das, was mich gesund hält“,<br />
ist er überzeugt, selbst wenn es mal<br />
im Rücken zwackt. Demnächst ist er<br />
beim Pfingstvolksfest in Albersdorf<br />
(18.–20. Mai) zu sehen. Gern führt er<br />
Gäste über den 500 Jahre alten, größten<br />
Marktplatz Deutschlands in Heide<br />
sowie auf den Wasserturm. Heinrich<br />
Otto Schultz blickt zufrieden auf sein<br />
Leben am, auf und mit dem Platz und<br />
dessen vielfältigem buntem Treiben<br />
zurück: „Marktmeister ist meine Lebensaufgabe.“<br />
Viele Ehrungen hat Heinrich<br />
Otto Schultz erhalten. Darunter<br />
die Ehrennadel (2003), später<br />
den Verdienstorden des Landes<br />
(2011). Er ist Ehrenbürger der<br />
Stadt und erhielt 2012 die Eh-<br />
renurkunde für seine 25-jährige<br />
Tätigkeit als historischer<br />
Marktmeister. Den Aquavit<br />
Heider Marktmeister ziert<br />
sein Bild. „Sin fru“ ist auf<br />
einem Johannesbeerlikör.<br />
Marktfrieden<br />
Der Heider Marktfrieden ist ein<br />
historisches Dithmarscher Fest,<br />
dass alle zwei Jahre in Heide<br />
stattfindet und das Brauchtum<br />
(Trachten, Tänze, Spiele, Handwerk)<br />
zeigt.<br />
Der nächste Termin: 17.-20. Juli<br />
2014. Weitere Infos:<br />
www.marktfrieden.de<br />
Auch anderenorts gibt es<br />
große Feste und Märkte. In der<br />
Region Angeln ist der Brarup-<br />
Markt legendär. Für diesen<br />
größten ländlichen Jahrmarkt<br />
Schleswig-Holsteins sollte man<br />
sich den 26.-30. 07. 2013 vormerken.<br />
Dann werden in Süderbrarup<br />
Fahrgastgeschäfte und Buden<br />
aufgebaut und die Gäste können<br />
das 410. Jubiläum des beliebten<br />
Marktes feiern. Weitere Infos:<br />
www.brarupmarkt.de<br />
Herausgeber: <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong>, Oeversee; <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong>erdithmarschen, Heide; Wasserversorger Angeln Redakti<br />
on und Verlag: SPREE-PR, Niederlassung <strong>Nord</strong>, Dorfstr. 4, 23936 Grevesmühlen OT Degtow, Telefon: 03881 75 55 44,<br />
E-Mail: susann.galda@spree-pr.com, Internet: www.spree-pr.com V.i.S.d.P.: Thomas Marquard Redaktion:<br />
Susann Galda Mitarbeit: Alex Schmeichel Fotos: S. Galda, A. Hohmann, Landesfeuerwehrschule, M. Nitsche, M. Schoop, R. Turchetto,<br />
Archiv Layout: SPREE-PR, Marion Nitsche (verantw.), Franziska Fucke Druck: Berliner Zeitungsdruck Nachdruck von Beiträgen (auch auszugsweise) und Fotos nur mit Genehmigung von SPREE-PR!
VUN DE FÖÖR BIT TO DE HALLICHEN<br />
WASSERZEITUNG • 1/2013 SEITE 4/5<br />
Zeitlicher Ablauf der WRRL<br />
Der Zeitplan der Wasserrahmenrichtlinie ist nur scheinbar großzügig.<br />
Schon jetzt ist abzusehen, dass ein Viertel der geplanten<br />
Maßnahmen nicht bis 2015 verwirklicht wird. Alle Beteiligten<br />
sind aufgerufen, noch messbare Fortschritte zu erreichen. Großen<br />
Bedarf gibt es bei der Verbesserung der Gewässerstruktur<br />
und der Verringerung der Nährstoffeinträge.<br />
2000<br />
2003<br />
2004<br />
2006<br />
2009<br />
2010–2012<br />
2012<br />
2012–2013<br />
2013–2014<br />
2014–2015<br />
2015<br />
2021<br />
2027<br />
<strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong><br />
Wanderuper Weg 23<br />
24988 Oeversee<br />
Tel.: 04638 8955-0<br />
Fax: 04638 895555<br />
E-Mail: info@wv-nord.de<br />
Inkrafttreten der Europäischen WRRL<br />
Umsetzung in nationales Recht/<br />
Benennung zuständiger Behörden<br />
Veröffentlichung der Analyse der Merkmale<br />
des Flussgebietes<br />
Aufstellung und Anwendung des<br />
Überwachungsprogramms<br />
Veröffentlichung des Bewirtschaftungsplans/<br />
Maßnahmenprogramms<br />
Umsetzung der Maßnahmen<br />
Zwischenbericht<br />
Anhörung zum Zeitplan und Arbeitsprogramm<br />
Anhörung zu den wichtigen Wasserbewirtschaftungsfragen<br />
Anhörung zum Entwurf der Fortschreibung des<br />
Bewirtschaftungsplans/Maßnahmenprogramms<br />
Ende erster Bewirtschaftungszeitraum<br />
• Erreichung des guten Zustands bzw. des guten<br />
ökologischen Potenzials der Gewässer<br />
• Überprüfung und Aktualisierung des<br />
Bewirtschaftungsplans/Maßnahmenprogramms<br />
Ende zweiter Bewirtschaftungszeitraum<br />
• Erreichung des guten Zustands bzw. des guten<br />
ökologischen Potenzials für Gewässer mit Inanspruchnahme<br />
von Fristverlängerung<br />
• Überprüfung und Aktualisierung des Bewirtschaftungsplans/Maßnahmenprogramms<br />
Ende dritter Bewirtschaftungszeitraum<br />
DER KURZE DRAHT<br />
www.wv-nord.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Donnerstag:<br />
8.30 Uhr bis 12.30 Uhr und<br />
13.30 Uhr bis 16 Uhr<br />
Freitag:<br />
8.30 Uhr bis 12 Uhr<br />
Alles im Fluss: Viele aktiv an Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie beteiligt<br />
Klein aber oho – Teile im großen Puzzle<br />
Die Wasserrahmenrichtlinie<br />
(WRRL) der EU – wen diese<br />
sperrige Bezeichnung irritiert,<br />
der steht sicher nicht<br />
allein da. Tatsächlich steht<br />
hinter der Umsetzung dieser<br />
europäischen Richtlinie<br />
ein weit verzweigtes Netz<br />
mit zahlreichen Akteuren.<br />
Worum geht es<br />
Die verständliche Grunderkenntnis<br />
lautet: Wasser kennt keine Grenzen.<br />
Die Fließgewässer, ihre Auen und Einzugsbereiche<br />
werden nun wieder als<br />
Ganzes verstanden. In den Fokus rückt<br />
wieder (stärker als in der Vergangenheit<br />
üblich) der Schutz der Gewässer<br />
als Trinkwasserreservoir und Lebensraum<br />
für Pflanzen und Tiere.<br />
Das bedeutet es für SH<br />
Vorbei sind die Zeiten, in denen man<br />
den Ausbau der Gewässer hauptsächlich<br />
unter dem Gesichtspunkt der<br />
Nutzung der angrenzenden Flächen<br />
(Landwirtschaft, Siedlung, Gewerbe)<br />
betrachtete. Es wurde verrohrt, eingedeicht,<br />
begradigt. Diese weitreichenden<br />
Eingriffe in die Natur sollen<br />
vielerorts behoben werden.<br />
Die Ziele in Kürze<br />
Für Fließgewässer gilt: Der Zustand<br />
darf nicht schlechter, die Verschmutzung<br />
muss reduziert und Einleitquellen<br />
gefährlicher Stoffe beseitigt werden.<br />
Und beim Grundwasser sind vorgeschrieben:<br />
Verschlechterungsverbot,<br />
ausreichende Menge in gutem<br />
chemischen Zustand, Umkehr beim<br />
Schadstoffeintrag.<br />
Neue Wege beim<br />
Gewässerschutz<br />
Einheitliche Instrumente sollen beim Erreichen<br />
der Ziele helfen. Das sind u. a.:<br />
• Bewirtschaftung der Gewässer auf<br />
das gesamte Flusseinzugsgebiet<br />
bezogen.<br />
• Ganzheitliche Betrachtung des<br />
Grundwassers, der Flüsse, Seen<br />
und Küsten.<br />
• Chemische, strukturelle und biologische<br />
Güteziele.<br />
Das schleswig-holsteinische<br />
Beteiligungsmodell<br />
Ein wichtiger Ansatz bei den hoch<br />
gesteckten Zielen war die Einsicht,<br />
dass Kooperation und Kommunikation<br />
zwischen Behörden, Institutionen,<br />
Verbänden und Bürgern elementar<br />
sein würden.<br />
Natürliche Einheiten<br />
kennen keine Grenzen<br />
Gemeinde- oder Kreisgebiete sind<br />
in Bezug auf Wasser keine sinnvollen<br />
Begrenzungen. Deshalb legte<br />
das Ministerium für Energiewende,<br />
Landwirtschaft, Umwelt und ländliche<br />
Räume als Verantwortlicher für<br />
die Gesamtsteuerung, Koordinierung<br />
und Berichterstatter an die EU im<br />
Land drei logische Flussgebietseinheiten<br />
(FGE) Eider, Schlei/Trave und<br />
Elbe fest: Innerhalb dieser Teilprojekte<br />
gibt es 9 (Eider), 12 (Schlei/<br />
Trave) und 13 (Elbe) Arbeitsgruppen<br />
unter der Federführung der Wasser-<br />
und Bodenverbände. Bis Herbst<br />
2012 begleiteten die Arbeitsgruppen<br />
im Land mehr als 2.000 Einzelmaßnahmen.<br />
Konkret: Die FGE Eider<br />
Diese Einheit hat eine Größe von<br />
4.609 km 2 . Die Arlau, der Bongsieler<br />
Kanal, die Eider, Treene und Miele sind<br />
die größten der insgesamt 136 Fließgewässer.<br />
Außerdem zählen 16 Seen und<br />
11 Abschnitte der <strong>Nord</strong>see zu diesem<br />
Bereich. Zwischen 2010–<br />
2012 begleiteten die<br />
9 Arbeitsgruppen 43<br />
Maßnahmen und brachten<br />
26 auf den Weg.<br />
Sylt<br />
Dabei geht es zumeist<br />
um die Verbesserung<br />
der Gewässerstruktur<br />
und der Längsdurchlässigkeit<br />
der Flüsse. Der<br />
<strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong><br />
ist mit seinem Vertreter,<br />
dem Langstedter Bürgermeister<br />
Jacob Bundtzen, in<br />
der FGE Eider am Arbeitskreis<br />
6 (Treene) beteiligt. Eine der wichtigsten<br />
Einzelmaßnahmen für die<br />
Entwicklung dieses Flusses war der<br />
Umbau des großen Sohlabsturzes bei<br />
Treia in eine Sohlgleite.<br />
FAZIT: Es gibt viele Gewinner<br />
Viele der geplanten Maßnahmen dienen<br />
nicht nur dem Gewässerschutz,<br />
sondern auch dem Schutz der <strong>Nord</strong>see,<br />
des Klimas, der Flora und Fauna<br />
sowie des Trinkwassers. Damit sind<br />
sie grundlegend verantwortlich für<br />
die Lebensqualität der Bürger im Land<br />
und fördern den Tourismus.<br />
Die WRRL ist sinnvoll. Wichtig ist,<br />
dass sie Schritt für Schritt umgesetzt<br />
wird. Wenn das überall in Europa<br />
geschähe, dann wäre es ein großer<br />
Fortschritt.<br />
In den<br />
Itzehoe<br />
Flussgebietseinheiten<br />
sind<br />
einzelne Arbeitsgruppen<br />
zuständig für die nötigen<br />
Maßnahmen zur Verbesserung<br />
des ökologischen Zustandes.<br />
Der <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong> ist im<br />
Bereich Eider in der Arbeitsgruppe 6<br />
(Treene) vertreten.<br />
Nitratbelastung für Fließgewässer und Grundwasser eindämmen<br />
Bitte an Landwirte: Nach guter fachlicher Praxis düngen<br />
Im Agrarland Schleswig-Holstein ( 2 ⁄3 der Landesfläche werden<br />
landwirtschaftlich genutzt) sind sowohl die Fließgewässer<br />
als auch das Grundwasser durch zu hohe Nährstoffeinträge<br />
belastet. Hauptursache ist der Austrag des als<br />
Pflanzendünger eingesetzten Nitrats aus dem<br />
Boden. Das für die WRRL federführende<br />
Ministerium setzt auf Aufklärung und Förderung.<br />
Besonders für die Grundwasserkörper auf der Geest und<br />
Vorgeest läuten die Alarmglocken. Weil diese unabhängig<br />
von den Oberflächengewässern zu betrachten sind, gelten<br />
hier andere, landesweit insgesamt 6, Betrachtungsgebiete<br />
(siehe Karte links). Vertreter der Landwirtschaftskammer<br />
oder beauftragte private Beratungsinstitute erläutern<br />
Landwirten kostenlos und auf freiwilliger Basis<br />
Für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wurden<br />
auch in Schleswig-Holstein neue Grenzen" gezogen, die<br />
"<br />
sich an den natürlichen Flussgebieten orientieren: Die drei Maas<br />
großen Puzzleteile sind Eider, Schlei/Trave und Elbe.<br />
1<br />
FGE Eider<br />
1<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Husum<br />
8<br />
5<br />
9<br />
WW<br />
Flensburg<br />
4 6<br />
grundwasserschonende Wirtschaftsweisen,<br />
die unter Praxisbedingungen<br />
erprobt werden. Einzelbetriebliche Beratungen<br />
werden ergänzt durch Präsentationen<br />
auf Bauerntagen, Feldtagen<br />
oder durch Versuchsbesichtigungen.<br />
Das Informationsangebot unter dem<br />
Schwerpunkt Gewässerschutzberatung<br />
wird begleitet durch Agrarumweltmaßnahmen.<br />
Dabei gibt es Förderungen für<br />
Winterbegrünung, Schonstreifen und<br />
verbesserte Nitratausnutzung aus flüssigen<br />
Wirtschaftsdüngern.<br />
Diese beiden Bausteine sind wichtige<br />
Bestandteile für das Erreichen der<br />
WRRL-Ziele.<br />
7<br />
Eckernförde<br />
Rendsburg<br />
FGE Elbe<br />
Kiel<br />
1<br />
Ems<br />
Rhein<br />
Eider<br />
Weser<br />
Schlei/<br />
Trave<br />
FGE<br />
Schlei/Trave<br />
Lübeck<br />
Warnow/<br />
Peene<br />
Oder<br />
Donau<br />
Elbe<br />
Arbeitsgruppe<br />
Grenze Flussgebietseinheit<br />
Wasserwerk Oeversee<br />
Fehmarn<br />
Auch mit grundwasserschonender Wirtschaftsweise können Landwirte<br />
gute Erträge erzielen.<br />
© SPREE-PR<br />
Allianz für sauberes Wasser<br />
Die Runden Tische der landesweit<br />
sechs Beratungsgebiete<br />
für Grundwasserschutz<br />
werden ergänzt<br />
durch zusätzliche Informationsveranstaltungen.<br />
Die Allianz zwischen der<br />
Landwirtschaft und dem<br />
Ministerium soll den Gewässerschutz<br />
weiter verbessern.<br />
Die Wasserzeitung<br />
sprach mit Dr. Hans-<br />
Dietrich Grett, Koordinator<br />
der WRRL in Schleswig-<br />
Holstein im Ministerium<br />
für Energiewende, Landwirtschaft,<br />
Umwelt und<br />
ländliche Räume (MELUR).<br />
Wie kam es zur Allianz<br />
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />
durch die Förderung der erneuerbaren<br />
Energien hat die Nährstoffproblematik<br />
noch weiter verschärft.<br />
Es wurde deutlich, dass zusätzliche<br />
Reduzierungsmaßnahmen notwendig<br />
sind, um das Grundwasser und die<br />
Oberflächengewässer zu schützen.<br />
Man könnte ordnungsrechtlich vorgehen<br />
und Düngebeschränkungen festlegen.<br />
Aber dies passt nicht zu unserem<br />
bisher auf Freiwilligkeit beruhenden<br />
Vorgehen. Der Bauernverband hat sich<br />
dafür eingesetzt, eine Allianz für den<br />
Gewässerschutz zu bilden, um das<br />
Problem gemeinsam zu lösen. Ein intensiver<br />
Austausch zwischen den Fachleuten<br />
der Landesdienststellen und den<br />
Landwirten ist in unserem Agrarland<br />
elementar. Stickstoff- und Phosphatdünger<br />
gelangen in zu großen Mengen<br />
ins Grundwasser, in die Fließgewässer<br />
und über diese auch ins Meer.<br />
Worum geht es konkret<br />
Der bundesweit übliche Gewässerrandstreifen<br />
von beidseitig 5 Metern<br />
soll auch in Schleswig-Holstein gesetzlich<br />
festgesetzt werden, indem<br />
die Nutzung eingeschränkt wird. Im<br />
Uferbereich ist künftig auf einem<br />
Meter von der Uferböschung der Gewässer<br />
eine Düngung, das Pflügen<br />
und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
unzulässig. Das entlastet die<br />
Gewässer und befördert den natürlichen<br />
Charakter der Fließgewässer.<br />
Diese Maßnahme ist nicht überall<br />
ausreichend. Bei größerem Gefälle<br />
der Ackerflächen und bei ökologischen<br />
Vorranggewässern müssen<br />
breitere Randstreifen von mindestens<br />
10 Metern angelegt werden, in denen<br />
nur Dauergrünland und extensive<br />
Weidenutzung zulässig sind. Mit der<br />
Allianz sollen die Landwirte angeregt<br />
werden, diese breiteren Randstreifen<br />
freiwillig bereitzustellen. Die Flächen<br />
Dr. Hans-Dietrich Grett<br />
werden vom Land erworben oder<br />
dauerhaft entschädigt. Wir brauchen<br />
die breiten Randstreifen auf etwa<br />
1.200 km Gewässerlänge. Das sind<br />
etwa 4% der öffentlichen Gewässer<br />
im Land. Bis 2015 sollen es möglichst<br />
schon 600 km sein.<br />
Die Beteiligung bleibt freiwillig<br />
Ordnungsrechtliche Schritte sind für<br />
uns das letzte Mittel. Das schleswigholsteinische<br />
Beteiligungsmodell<br />
war und ist der richtige Weg. Es ist<br />
deutlich, dass es so mancher Kraftanstrengung<br />
sowie großen Verständnisses<br />
füreinander und für die Ziele<br />
bedarf, um diese am Ende auch erreichen<br />
zu können. Wer über gesunden<br />
Menschenverstand verfügt, müsste<br />
deutlich erkennen, dass sauberes<br />
Wasser eine elementare Lebensgrundlage<br />
ist, die bei uns nur aus<br />
Grundwasser stammt Wir tragen gemeinsam<br />
die Verantwortung für die<br />
Qualität unseres Trinkwassers und<br />
das auch für künftige Generationen.<br />
Wo trifft sich die Allianz<br />
Die ersten Informationsveranstaltungen<br />
für die Landwirte gab es bereits,<br />
sinnvollerweise vor Beginn der<br />
diesjährigen Düngesaison. Im Februar<br />
und März haben Veranstaltungen in<br />
Rendsburg, Wanderup und Bad Oldesloe<br />
stattgefunden. Weitere Termine<br />
geben wir rechtzeitig bekannt.<br />
Wichtiger sind noch unsere Beratungsangebote<br />
für die Landwirte, in<br />
denen mit Beratern konkrete Düngeplanungen<br />
vorgenommen werden und<br />
darüber berichtet wird, wie sich diese<br />
Planungen auf den Ernteertrag und<br />
das Grundwasser ausgewirkt haben.<br />
Die Beratung wollen wir noch ausweiten,<br />
um mehr Landwirte einbinden zu<br />
können. Die Erfolge sind beachtlich.<br />
Wo kann ich mich zur Richtlinie und<br />
ihrer Umsetzung informieren<br />
Auf der Internetseite des MELUR gibt<br />
es unter „Wasserwirtschaft, Meeresund<br />
Küstenschutz" den Extra-Punkt<br />
EG-Wasserrahmenrichtlinie. Dort sind<br />
Ziele, Aufgaben, Organisation umfassend<br />
beschrieben und zahlreiche Materialien<br />
für den Download zu finden.<br />
www.wasser.schleswig-holstein.de
SE I T E6<br />
LEBENSELIXIER WASSER<br />
WASSERZEITUNG<br />
WASSER UND KUNST (3)<br />
LYRIK<br />
Das Wasser rauscht, das Wasser …<br />
Das unerschöpfliche Thema Wasser in seinen vielfältigen Erscheinungsweisen<br />
als Ursprung des Lebens, Sinnbild des ständigen Wandels, Sehnsucht<br />
nach der Unendlichkeit des Seins inspirierte Dichter schon immer<br />
zu Balladen, Oden, Sonetten und Liedern. Das Rauschen der Wellen, das<br />
Murmeln der Bäche, trommelnde Regentropfen … fanden Eingang in<br />
zahlreiche Verse.<br />
Ob Johann Wolfgang von Goethe,<br />
Theodor Fontane oder Heinrich Heine<br />
– allen hatte es das Element Wasser<br />
angetan. Ebenso spielt es in der Lyrik<br />
von Friedrich Hölderlin, Rainer Maria<br />
Rilke oder Eduard Mörike eine Rolle,<br />
wenn es um Nymphen an Quellen,<br />
Nixen an Bächen oder den Kampf<br />
der Elemente zwischen Feuer und<br />
Wasser geht.<br />
Ironisch näherten sich Ringelnatz,<br />
Morgenstern oder Heinz Erhard.<br />
Auch das Lied „Wo de Ostseewellen<br />
trecken an den Strand“, für<br />
viele eine heimliche Nationalhymne<br />
Schleswig-Holsteins, begann seine<br />
Reise um die Welt als Gedicht mit<br />
dem Titel „Mine Heimat“. Martha<br />
Müller-Grählert (1876–1939) aus<br />
Barth (Vorpommern) schrieb es 1907<br />
an ihre geliebte Ostsee. Den<br />
heutigen musikalischen Anstrich<br />
erhielten die Zeilen ein,<br />
zwei Jahre später in einem Züricher<br />
Gesangsverein, wohin sie ein Flensburger<br />
Glasergeselle getragen hatte.<br />
Den Text gibt es abgewandelt, je<br />
nachdem an welcher Küste man sich<br />
befindet, mit Ostsee- oder <strong>Nord</strong>seewellen.<br />
<strong>Nord</strong>- und Ostfriesen, Ostpreußen,<br />
selbst Westfalen schneiderten sich<br />
den Text auf ihre Heimat zu. Heute<br />
sind die Ostseewellen um die ganze<br />
Welt gespült, gibt es Textfassungen<br />
in Schweden, Holland, Italien und<br />
Frankreich, erklingt es in Australien,<br />
Kanada und Brasilien. In der Originalfassung<br />
„trecken“ aber Ostseewellen<br />
an den Strand.<br />
Martha Müller-Grählert<br />
Mine Heimat<br />
oder: „Wo de Ostseewellen trecken …“<br />
AUS DEM LAND<br />
Klaus Groth<br />
(Auszüge aus dem Gedichtband<br />
"Quickborn", zu finden auf dem<br />
Brunnen in Friedrichstadt)<br />
Frisch Water ut den Sot<br />
Is voer alle Wehdag‘ got,<br />
Water rein un hell,<br />
is de wahre Lebensquell<br />
En ol schnuttelige Jumfer<br />
Un en ruppigen Gesell<br />
Ward noch mal so munter<br />
Un noch mal so hell-<br />
Do’t se flitig bruken<br />
Disse reine Quell<br />
He Suput kam he hier rop<br />
Un drink he sik vull.<br />
Dat hier is en Quickborn,<br />
Makt satt un nich dull.<br />
Drinkt all Dag Water<br />
Un holt ju rein,<br />
So ward sik de Engeln<br />
In Himmel frein.<br />
Theodor Storm<br />
Auf dem<br />
hohen Küstensande<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
Der Fischer<br />
Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll,<br />
ein Fischer saß daran,<br />
sah nach der Angel ruhevoll,<br />
kühl bis ans Herz hinan.<br />
Und wie er sitzt und wie er lauscht,<br />
teilt sich die Flut empor:<br />
Aus dem bewegten Wasser rauscht<br />
ein feuchtes Weib hervor …<br />
Theodor Fontane<br />
John Maynard<br />
John Maynard!<br />
„Wer ist John Maynard“<br />
„John Maynard war unser Steuermann,<br />
Aus hielt er, bis er das Ufer gewann,<br />
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron‘,<br />
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.<br />
John Maynard.“…<br />
Christian Friedrich Daniel Schubart<br />
Die Forelle<br />
In einem Bächlein helle,<br />
da schoß in froher Eil<br />
die launische Forelle<br />
vorüber wie ein Pfeil …<br />
Friedrich Hebbel<br />
Auf dem Meer<br />
Allheilig Meer! Es donnern deine Klänge<br />
Mir so gewaltig ins erschreckte Ohr,<br />
Als brächen die verhaltnen Fluchgesänge<br />
Begrabener Titanen draus hervor.<br />
Sie stürzten sich hinab in deine Wogen,<br />
Sie wollten sterben; aber um den Tod<br />
Hat eine falsche Tiefe sie betrogen,<br />
Sie tragen noch des Lebens öde Not …<br />
Wo de Ostseewellen trecken an den Strand,<br />
wo de gele Ginster bleugt in´n Dünensand,<br />
wo de Möven schriegen grell in´t Sturmgebrus,<br />
da is mine Heimat, da bün ick to Hus.<br />
Well‘ un Wogenrauschen wär min Weigenlied,<br />
un de hohen Dünen, sehgn min Kinnertied,<br />
sehgn uck all min Sehnsucht un min heit Begehr,<br />
in de Welt to fleigen oewer Land un Meer.<br />
Woll hät mi dat Lewen dit Verlangen stillt,<br />
hät mi allens gewen, wat min Herz erfüllt;<br />
alles is verswunnen, wat mi quält un drev,<br />
hev dat Glück nu funnen, doch de Sehnsucht blev.<br />
Sehnsucht na dat lütte, kahle Inselland,<br />
wo de Ostseewellen trecken an den Strand,<br />
wo de Möven schriegen grell in´t Sturmgebrus,<br />
denn da is min Heimat, da bün ick to Hus!<br />
Originalversion aus den Meggendorfer Blättern<br />
Auf dem hohen Küstensande<br />
Wandre ich im Sonnenstrahl;<br />
Über die beglänzten Lande<br />
Bald zum Meere, bald zum Strande<br />
Irrt mein Auge tausendmal.<br />
Aber die Gedanken tragen<br />
Durch des Himmels ewig Blau<br />
Weiter, als die Wellen schlagen,<br />
Als der kühnsten Augen Wagen,<br />
Mich zur heißgeliebten Frau.<br />
Und an ihre Türe klink ich,<br />
Und es ruft so süß: Herein!<br />
Und in ihre Arme sink ich,<br />
Und von ihren Lippen trink ich,<br />
Und aufs neue ist sie mein.<br />
Matthäus Friedrich<br />
Chemnitz (Text)<br />
Carl Gottlieb Bellmann<br />
(Melodie)<br />
Wanke nicht,<br />
mein Vaterland<br />
(Schleswig-Holstein-Lied)<br />
Schleswig-Holstein,<br />
meerumschlungen,<br />
deutscher Sitte hohe Wacht,<br />
wahre treu, was schwer errungen,<br />
bis ein schönrer Morgen tagt!<br />
Schleswig-Holstein,<br />
stammverwandt,<br />
wanke nicht, mein Vaterland<br />
Schleswig-Holstein,<br />
stammverwandt,<br />
wanke nicht, mein Vaterland …
APRIL 2013<br />
BADEKULTUREN DER WELT<br />
SEITE 7<br />
Der Hamam erfreut sich noch heute größter Beliebtheit, auch im „hohen <strong>Nord</strong>en“<br />
Liebe Leserinnen und Leser, nach<br />
den Genüssen der Römer in ihren<br />
Thermen sowie dem Blick in<br />
russische Banjas wollen wir Ihnen<br />
in diesem Teil unserer Serie<br />
BADEKULTUREN DER WELT die<br />
Schönheiten des Türkischen Bades<br />
nahebringen. Lesen Sie über die<br />
Geschichte des Hamam und seine<br />
Rituale.<br />
Das Dampfbad Hammãm – deutsche<br />
Schreibung Hamam – ist ein wichtiger<br />
Bestandteil der islamischen Bade- und<br />
Körperkultur. Es ist auch unter dem Namen<br />
„Türkisches Bad“ oder „Orientalisches<br />
Bad“ bekannt. Der Besuch des<br />
Hamams gehörte bei den Osmanen einfach<br />
zum Leben. Als sie im Jahre 1453<br />
Istanbul eroberten, bauten sie viele solcher<br />
Bäder, da sie es als reinliche Menschen<br />
nicht anders kannten. Im 17. Jahrhundert<br />
gab es in Istanbul bereits weit<br />
über 100 Hamams. Der bekannteste<br />
ist der Cemberlitas Hamam, eines der<br />
schönsten Beispiele osmanischer Architektur<br />
des 16. Jahrhunderts.<br />
Sehr anschaulich beschreibt der preußische<br />
Generalfeldmarschall Helmuth<br />
von Moltke (1800 – 1891) seinen ersten<br />
Besuch in einem Türkischen Bad:<br />
„… Man schob uns in eine (dritte) gewölbte<br />
Halle hinein, deren marmorner<br />
Fußboden so stark geheizt war, dass<br />
man ihn nur auf hölzernen Pantinen<br />
(Galendschi) betreten konnte.<br />
Der Telektschi oder Badewärter schreitet<br />
nun zu einer ganz eigentümlichen<br />
Prozedur. Der ganze Körper wird gerieben<br />
und alle Muskeln werden gereckt<br />
und gedrückt. Der Mann kniet einem<br />
auf der Brust oder fährt mit dem Knöchel<br />
des Daumens über das Rückgrat;<br />
alle Glieder, die Finger und selbst das<br />
Genick bringt er durch eine leichte<br />
Manipulation zum Knacken. (…) Man<br />
begibt sich nun in die kleinen, noch<br />
stärker erwärmten Zellen, welche die<br />
große Halle umgeben. Hier sprudelt<br />
klares Wasser in Marmorbecken, und<br />
zwar nach Belieben, aus zwei Hähnen,<br />
warmes und kaltes. Der Patient wird<br />
nun demselben Verfahren unterworfen<br />
wie die türkischen Pferde beim<br />
Striegeln, indem nämlich der Wärter<br />
einen kleinen Sack aus Ziegenhaar<br />
über die rechte Hand zieht und<br />
damit den ganzen Körper anhaltend<br />
überfährt ...“<br />
Erste Etappe:<br />
Entspannung im Hararet<br />
Was der Preußenmarschall schildert,<br />
umfasst den üblichen Ablauf<br />
Nach der Rubbelmassage (Kese) mit einem Seidenhandschuh folgt<br />
die kosende Massage mit Seife – man genießt und entspannt.<br />
Anschließend gibt es im Ruheraum einen würzigen Tee.<br />
in einem Hamam ganz gut. Der ist<br />
nämlich in der Regel dreigegliedert.<br />
Man beginnt mit dem Schwitzen<br />
und Entspannen im Hararet, dem<br />
Schwitzbereich. Dazu liegt man auf<br />
einem beheizten Marmorstein (Göbek<br />
Tasi), dem sogenannten Nabelstein.<br />
Vorher übergießt man sich<br />
mit Wasser. Durch die Wärme des<br />
Tellak mit Stelzensandalen zum<br />
Schutz vor der Fußbodenhitze.<br />
Steins lockern sich die Muskeln und<br />
die Poren der Haut werden geöffnet.<br />
Zweiter Schritt:<br />
Ganzkörperpeeling<br />
Als Zweites folgt dann die Abreibung<br />
des ganzen Körpers – Peeling würde<br />
man im Wellnesdeutsch heutiger Hotels<br />
sagen. Diese Rubbelmassage ist<br />
Kern- und Höhepunkt des Türkischen<br />
Bades. Alle anderen Badeschritte mögen<br />
damals und heute variieren. Dabei<br />
wird von geübten Masseurinnen<br />
und Masseuren mithilfe eines speziellen<br />
Handschuhs die Haut abgerieben<br />
und dadurch die Durchblutung<br />
angeregt. Dieser Vorgang heißt Kese.<br />
In den alten Zeiten des Orients übernahm<br />
diese Tätigkeit der Tellak, der<br />
türkische Badeknecht, wie man ihn<br />
auch heute noch nennt. Mit einem<br />
Handschuh aus Ziegenhaar, heute<br />
nimmt man modernere Materialien<br />
(z. B. Wildseide), rubbelte er im<br />
wahrsten Sinne des Wortes auch die<br />
letzten gealterten Hautzellen vom Körper<br />
herunter. Kein Wunder, dass sich<br />
der so Behandelte danach wie neu geboren<br />
fühlt.<br />
Vollendung<br />
mit einer Massage<br />
Zum Abschluss erfolgt die angenehme<br />
und kosende Massage mit Seife. Die<br />
einzelnen Stationen sind oft nicht nur<br />
in den Dampf, sondern auch in den Geruch<br />
diverser Kräuter und Öle getaucht.<br />
Heutige Wellness-Tempel bieten danach<br />
Ruheräume oder ein abschließendes<br />
Bad im Pool bei 38 ºC. Ein würziger<br />
türkischer Tee rundet die Sache<br />
ab. Die orientalischen Gebäude der Bäder<br />
sind oftmals reich ausgeschmückt,<br />
verziert und architektonische Kleinode.<br />
Ähnlich wie bei den Römern in den<br />
Thermen entwickelte sich der Hamam<br />
über die Reinigung hinaus zur Stätte<br />
der Begegnung, wobei Entspannung<br />
und Erholung dem Badenden zuteil<br />
werden sollen. Nach alten Überlieferungen<br />
wohnt in jedem Hamam ein<br />
Geist, der seine Besucher mit auf die<br />
Reise der Selbsterfahrung und Reinigung<br />
der Seele nimmt.<br />
(nach Materialien der Wikipedia)<br />
Hamambad in Thessaloniki – in der Mitte ist der Göbek Tasi zu<br />
sehen, ein beheizter Marmorstein, auf den man sich legt.<br />
BRÄUTIGAMSBAD<br />
Das Türkische Bad spielt auch im gesellschaftlichen<br />
Leben eine wichtige<br />
Rolle, beispielsweise in der Tradition<br />
der türkischen Hochzeit. Besonders<br />
für die Frauen war das Bad ein Ort<br />
der Geselligkeit und des Vergnügens.<br />
Hier wurden die Mädchen betrachtet,<br />
Bräute ausgewählt und auch ein Tag<br />
während der Hochzeitsfeier verbracht.<br />
Begriffe wie „damat hamamı“<br />
(Bräutigamsbad), „gelin hamamı“<br />
(Brautbad), „loǧusa hamamı“ (Wöchnerinnenbad)<br />
und „kirk hamamı“ (das<br />
Bad 40 Tage nach der Geburt) verweisen<br />
auf Traditionen und Zeremonien<br />
rund um das Bad.<br />
BEGRIFFE<br />
Hararet: Schwitzbereich<br />
Kese: Ganzkörpermassage<br />
Peştemal: Handtuch als Schurz<br />
Galendschi: Holzpantinen<br />
Tellak: Bademeister<br />
Göbek Tasi: Stein zum Drauflegen<br />
HEUTE GEMEINSAM<br />
Öffentliche Hamams wurden früher<br />
nach Geschlechtern getrennt genutzt:<br />
Es gab entweder separate Räumlichkeiten<br />
oder die Nutzungszeiten für<br />
Frauen und Männer waren verschieden.<br />
In Hotelanlagen kann das Hamam<br />
heute meist auch gemeinsam<br />
besucht werden.<br />
HAMAM IN S-H<br />
Alter Meierhof Vital Hotel<br />
Reservierung & Information<br />
Uferstraße 1<br />
24960 Glücksburg/Ostsee<br />
Tel. 04631 61 990<br />
www.alter-meierhof.de<br />
Campusbad<br />
Thomas-Fincke-Straße 19<br />
24943 Flensburg<br />
0461 8072460<br />
www.campusbad-fl.de<br />
Dünen-Therme<br />
Maleens Knoll 2<br />
25826 St. Peter-Ording<br />
Tel. 04863 9990<br />
www.st.peter-ording.de<br />
(Achtung, informieren Sie sich vorab über den<br />
Stand der Umbauarbeiten!)<br />
Gesundheits- und Thalassozentrum<br />
„Vitamaris Büsum"<br />
Südstrand 5<br />
25761 Büsum<br />
Tel. 04834 909-127<br />
www.vitamaris-buesum.de<br />
Gesundheits- und<br />
Therapiezentrum<br />
Schulstraße West 14<br />
25718 Friedrichskoog<br />
Tel.: 04854 1220<br />
www.gtz-friedrichskoog.de<br />
Ostsee Resort Damp<br />
Reservierung<br />
Seeuferweg 10<br />
24351 Damp<br />
Tel. 04352 80666<br />
www.ostsee-resort-damp.de
SEI TE 8<br />
UMSCHAU<br />
WASSERZEITUNG<br />
Gemeinsames Anliegen der Feuerwehren und des WV <strong>Nord</strong>:<br />
Löschen UND Trinkwasser schützen<br />
Bei den Brandschützern lief<br />
der <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong> mit<br />
seinem Thema „Trinkwasserschutz<br />
bei Wasserentnahmen<br />
durch die Feuerwehr“<br />
offene Türen ein. Brände löschen<br />
können und dabei das<br />
Trinkwasser nicht gefährden<br />
ist das gemeinsame Ziel aller<br />
Beteiligten. Und so hat sich<br />
die Zusammenarbeit mit der<br />
Landesfeuerwehrschule in<br />
Harrislee weiter gefestigt.<br />
Wenn Feuerwehrleute im Einsatz sind,<br />
greifen sie häufig auf das Trinkwassernetz<br />
zu. Über Hydranten und Standrohre<br />
zapfen sie die Wasseradern an. Selbstverständlich<br />
wollen sie dabei das Lebenselixier<br />
nicht beeinträchtigen. Deshalb<br />
ist ein Informationsaustausch im<br />
Sinne aller Beteiligten. Das war 2012<br />
auch der Ansatz der Arbeitsgruppe der<br />
KOWA (Kooperation der kommunalen<br />
Wasser- und Abwasserverbände SH).<br />
Sprecher Peter Klerck, technischer Leiter<br />
im WV <strong>Nord</strong>, erklärt: „Wir wollten<br />
für praxistaugliche Ergebnisse unbedingt<br />
die Sichtweise der Feuerwehren<br />
berücksichtigen.“ Darum nahm, neben<br />
fünf Wasserversorgern, dem Gesundheitsamt<br />
und einem Vertreter aus dem<br />
für die Wehren zuständigen Ressort<br />
des Innenministeriums, auch Kay Andersen<br />
von der Landesfeuerwehrschule<br />
an den KOWA-Tagungen teil.<br />
An der Lehreinrichtung in Harrislee<br />
können Interessenten aus 70 unterschiedlichen<br />
Lehrgängen wählen. „Das<br />
Angebot reicht von eintägigen Info-<br />
Veranstaltungen, über Arbeitsschutzseminare<br />
und Katastrophenschutzausbildung<br />
bis hin zur mehrmonatigen<br />
Zahlen und Fakten<br />
Landesfeuerwehrschule in Harrislee<br />
Für praxisnahe Übungen ein perfekter Ort: Die Landesfeuerwehrschule<br />
in Harrislee.<br />
< 1935 gegründet<br />
< 1936 erster Lehrgang<br />
< 1946–1954 Auslagerung nach<br />
Eckernförde<br />
< 1954 Wiedereröffnung in Harrislee<br />
< 1999 Einweihung des Übungsgeländes<br />
„Am Oxer“. Kernstück<br />
60 m lange, 31 m breite Übungshalle<br />
für witterungsunabhängige<br />
Einsatzübungen, außerdem<br />
Atemschutzstrecke, Gleisabschnitt<br />
und Brandübungsplatz.<br />
< 2003 Neu- und Umbau des historischen<br />
Geländes in der Süderstraße<br />
(Unterkünfte für Lehrgangsteilnehmer<br />
und Ausbildungssäle)<br />
< 35 Mitarbeiter<br />
< 70 Lehrgänge im Jahr<br />
< Weitere Infos: www.lfs-sh.de<br />
Laufbahnausbildung für den mittleren<br />
Dienst der Berufsfeuerwehren“, vermittelt<br />
Schulleiter Oliver Lederle einen<br />
Überblick. Er ergänzt: „Es gibt im Land<br />
gut 49.000 hauptberufliche und ehrenamtliche<br />
Brandschützer – engagierte<br />
Leute, die sich in den Städten und Gemeinden<br />
einbringen.“<br />
Das Engagement bestätigt auch Peter<br />
Klerck. Im Februar kamen zum Kreisfeuerwehrverband<br />
Schleswig-Flensburg<br />
an vier Tagen gut 400 Wehrführer und<br />
ihre Stellvertreter, um mehr über die<br />
Ergebnisse der KOWA-Arbeitsgruppe<br />
zu erfahren. Die enge Zusammenarbeit<br />
mit den Wehren hat beim <strong>Wasserverband</strong><br />
<strong>Nord</strong> Tradition. Kursteilnehmer<br />
der Landesfeuerwehrschule kommen<br />
regelmäßig nach Oeversee, und den<br />
Brandschützern aus seinem Versorgungsgebiet<br />
bietet der Verband seit<br />
2004 mehrmals im Jahr Infotage an. Bei<br />
Führungen durch das Wasserwerk und<br />
Schulungen am Hydranten gewährt der<br />
Trinkwasserlieferant Einblicke in seine<br />
Arbeit (allein in den vergangenen zwei<br />
Oliver Lederle und Peter Klerck sind sich einig: Löschen<br />
UND den Trinkwasserschutz beachten.<br />
Jahren 20 Wehren) und wirbt dabei um<br />
das Verständnis der Brandschützer.<br />
„Beim Umgang mit Hydranten müssen<br />
Druckschläge wegen ihrer negativen<br />
Auswirkungen auf das Rohrmaterial<br />
und Wasserrückläufe aus hygienischen<br />
Gründen unbedingt vermieden werden“,<br />
erläutert Klerck. Hilfreich dabei<br />
sind die neuen Standrohre. „Sie sind<br />
mit Systemtrennern ausgestattet. Der<br />
<strong>Wasserverband</strong> hat die Gemeinden<br />
aufgefordert, die Wehren mit entsprechenden<br />
Armaturen auszurüsten. Diesem<br />
Hinweis sind erfreulicherweise<br />
schon einige gefolgt und andere werden<br />
das bestimmt noch tun“, freut sich<br />
Klerck über die positiven Reaktionen.<br />
Für die Landesfeuerwehrschule kündigt<br />
Oliver Lederle an, die neuen Standrohre<br />
ebenfalls anzuschaffen, damit die Lehrgangsteilnehmer<br />
an den aktuellsten<br />
Beispielen ausgebildet werden können.<br />
Die Schulungsmaterialien sollen<br />
angepasst werden und auch in das<br />
Kursangebot ist das Thema „Trinkwasserschutz<br />
und Löschwasserentnahme“<br />
eingegangen. Am 19. März sprachen<br />
die Referenten im vollbesetzten Schulungsraum.<br />
Wasserversorger, Gesundheitsbehörde<br />
und Brandschützer bekräftigten<br />
ihr gemeinsames Ziel. Oliver<br />
Lederle erklärte: „Wir wollen alle ein<br />
hohes Gut schützen. Da ist die enge<br />
Zusammenarbeit richtig und wichtig.“<br />
+++ NACHRICHTEN +++ AUS DEM VERBAND +++ IN KÜRZE +++ PREISRÄTSEL<br />
Gemeinden bekräftigen<br />
Vertrauen<br />
Holt, Osterby, Böxlund, Jardelund<br />
und Högel wollen zusätzlich zur<br />
Trinkwasserversorgung ab 2013<br />
auch die Aufgabe der Abwasserentsorgung<br />
in die Hände des WV<br />
<strong>Nord</strong> legen.<br />
Wasserverkauf liegt weiter<br />
über 7 Mio. m 3<br />
Auch im Jahr 2012 hat der <strong>Wasserverband</strong><br />
<strong>Nord</strong> die 7-Millionen-Marke<br />
überschritten. Er hat<br />
7.365.700 m 3 Trinkwasser an die<br />
Kunden geliefert.<br />
Neue Standrohre<br />
Der WV <strong>Nord</strong> hat zum Schutz des<br />
Trinkwassers und der Leitungen<br />
neue Standrohre angeschafft, die<br />
mit Systemtrennern ausgestattet<br />
sind. Es müssen unbedingt Druckschläge<br />
wegen ihrer negativen Auswirkungen<br />
auf das Rohrmaterial und<br />
Wasserrückläufe aus hygienischen<br />
Gründen vermieden werden.<br />
CO 2<br />
-Emission verringert<br />
Trotz gestiegener Anforderungen<br />
und erhöhter Abgabemenge konnten<br />
durch effizienteren Energieeinsatz am<br />
Wasserwerk Oeversee im Vergleich<br />
zu 2004 (gesamt 1.861 t) im Jahr 2012<br />
fast 100 Tonnen CO 2<br />
eingespart werden.<br />
3,7 Mio. Euro investiert<br />
Sowohl das Rohr- als auch Kanalnetz<br />
sind Werte, die es dringend zu erhalten<br />
gilt. Deshalb haben die Bürgermeis ter<br />
der WV <strong>Nord</strong>-Verbandsversammlung<br />
im Dezember den Investitionsplan<br />
für das Jahr 2013 beschlossen. Gut<br />
3,5 Millionen Euro sind für die Maßnahmen<br />
an den Trinkwasserhauptleitungen<br />
und Hausanschlüssen<br />
vorgesehen. Für die Erneuerung der<br />
Schmutz- und der Regenwasserkanäle<br />
sind 217.000 Euro veranschlagt.<br />
Wenn Sie Ihre Wasserzeitung gründlich gelesen haben, müssten<br />
Sie die folgenden drei Fragen leicht beantworten können:<br />
A) Womit sind die neuen Standrohre des WV <strong>Nord</strong> ausgestattet<br />
B) In welcher der drei Flussgebietseinheiten (FGE) liegt das Verbandsgebiet<br />
C) Wie viele Kurse bietet die Landesfeuerwehrschule Harrislee jährlich an:<br />
7, 17 oder 70<br />
1. Preis: 125 Euro 2. Preis: 75 Euro 3. Preis: 50 Euro<br />
Lösungen an: <strong>Wasserverband</strong> <strong>Nord</strong>, Wanderuper Weg 23, 24988 Oeversee oder<br />
E-Mail: info@wv-nord.de, Stichwort Preisrätsel, Einsendeschluss: 26. 04. 2013<br />
Wir gratulieren den Gewinnern des großen<br />
Märchenrätsels im Dezember:<br />
Uwe Erichsen aus Jerrishoe, Heinrich Martensen aus Sollwitt,<br />
Luca Beckmann aus Flensburg, Hannelore Pape und Katharina Stock<br />
aus Handewitt.