P.T. MAGAZIN 02/2010
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Politik<br />
(Foto: Wikimedia Commons/CC/Bundesarchiv)<br />
(Foto: www.era.eu.org)<br />
7<br />
Ludwig Erhard: Versprach „Wohlstand<br />
für alle“ und hielt sein Versprechen.<br />
Prof. Thomas Middelhoff: Zerlegte innerhalb weniger Jahre das<br />
Milliarden unternehmen Quelle und Karstadt komplett.<br />
Firmen Deutschlands zu finden, die<br />
allen Widrigkeiten zum Trotz ihre<br />
Unternehmen aufbauen und Arbeit<br />
organisieren, ohne Subventionen zu<br />
verlangen. Wer dabei so erfolgreich<br />
ist, dass er diese Arbeit nicht allein<br />
bewältigen kann, schafft und sichert<br />
Arbeits- und Ausbildungsplätze.<br />
Auf diese Unternehmer setzte<br />
Ludwig Erhard, als er in den 50er<br />
Jahren das deutsche Wirtschaftswunder<br />
prognostizierte und<br />
durchsetzte. Es sind diese Unternehmerpersönlichkeiten,<br />
die jede<br />
Existenzgründungsinitiative sucht.<br />
Es sind diese Unternehmerpersönlichkeiten,<br />
die Familienunternehmen<br />
über drei, vier oder fünf Generationen,<br />
unbeeindruckt von Krisen,<br />
Regierungswechseln und Katastrophen<br />
immer wieder neu erfinden,<br />
am Leben halten und als Quellen<br />
sozialen Friedens und breiten Wohlstands<br />
entwickeln.<br />
Freiheit und Demokratie<br />
Es ist eben kein Zufall, dass diejenigen<br />
Länder der dritten Welt ihr<br />
früheres Elend am weitesten hinter<br />
sich lassen konnten, die auf Marktwirtschaft,<br />
Freiheit und Demokratie<br />
gesetzt haben. Westliche Entwicklungshilfe<br />
kann helfen, aber niemals<br />
motiviertes und engagiertes Unternehmertum<br />
ersetzen.<br />
Es ist auch kein Zufall, dass Großkonzerne<br />
wie Arcandor mit über<br />
100 000 Mitarbeitern innerhalb von<br />
zehn Jahren von angestellten Managern<br />
kaputtgewirtschaftet wurden.<br />
Das ist das Gegenteil der kreativen<br />
Zerstörung, die Schumpeter meinte.<br />
Unternehmer sind anders. Sie sind<br />
Revolutionäre der Wirtschaft. 3 580<br />
solche dynamischen Unternehmer<br />
wurden dieses Jahr von über 1 000<br />
Kommunen, Institutionen und Verbänden<br />
zum Wettbewerb „Großer<br />
Preis des Mittelstandes“ nominiert<br />
(siehe Seite 30 ff.). Sie haben 'zigtausend<br />
neue, wettbewerbsfähige<br />
Arbeitsplätze geschaffen.<br />
Es sind genau diese Unternehmen,<br />
die in ihrer Region verwurzelt sind,<br />
teilweise die Familien ihrer Mitarbeiter<br />
über Generationen kennen, mit<br />
ihren Mitarbeitern, mit dem Bürgermeister<br />
und dem Pfarrer gemeinsam<br />
im Kirchenchor singen, in der<br />
freiwilligen Feuerwehr arbeiten, im<br />
Gemeinderat Rat geben und Schulen,<br />
Sport- und Kulturvereine am Leben<br />
erhalten. Unternehmen, die ihrer<br />
Region trotz Globalisierung treu<br />
bleiben.<br />
Fragen über Fragen<br />
Vor 82 Jahren, mit 30, wurde der<br />
Künstler Brecht zum Kaufmann. Von<br />
den Tantiemen der Dreigroschenoper,<br />
dem bis heute erfolgreichsten<br />
deutschen Musical, kaufte sich<br />
Brecht sein erstes Haus in Utting am<br />
Ammersee. 1928 stellte er die „Fragen<br />
eines lesenden Arbeiters“: „Wer<br />
baute das siebentorige Theben? In<br />
den Büchern stehen die Namen von<br />
Königen. Haben die Könige die Felsbrocken<br />
herbeigeschleppt?<br />
…Alle zehn Jahre ein großer Mann.<br />
Wer bezahlte die Spesen? So viele<br />
Berichte, so viele Fragen.“<br />
Dieser Seufzer entlädt sich auch<br />
heute. Heute gibt es so viele Berichte,<br />
Gesetze, Verordnungen, Korrekturen,<br />
Regulierungen, Analysen, Konzepte,<br />
Agendas, Kommissionen, Formulare,<br />
Statistiken wie noch nie. Und dennoch<br />
so einfache Fragen:<br />
■ Wenn der Staat Armut verhindern<br />
will, warum nimmt er dann schon<br />
ab 639 Euro Monatseinkommen<br />
30 Prozent Abgaben weg?<br />
■ Wenn wir für drei Millionen<br />
Arbeitsplätze 600 000 neue Unternehmen<br />
brauchen, warum müssen<br />
dann jährlich über 400 000 Unternehmen<br />
aufgeben?<br />
■ Wenn der deutsche Staat seit<br />
1970 (!) ununterbrochen mehr<br />
ausgibt, als er mit Steuern und<br />
Abgaben erwirtschaftet und<br />
sich darüber hinaus verschuldet,<br />
warum machen das die Volksvertreter<br />
mit?<br />
■ Warum verlassen jährlich im Saldo<br />
50 000 junge gut ausgebildete<br />
Menschen Deutschland?<br />
■ Warum verlassen rund zehn Prozent<br />
aller Schüler unser Schulsystem<br />
ohne Abschluss?<br />
■ Warum fragt die BILD-Zeitung zur<br />
Hartz-IV-Debatte: „Bin ich dumm,<br />
wenn ich noch arbeite?“ ■<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2010</strong>