Beitrag Subjektfinanzierung lesen (PDF 48 KB) - Agile
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Gegenteil einen erwünschten Effekt bewirken: Behinderte würden zur<br />
Existenzsicherung und für die behinderungsbedingten Mehrkosten von der IV<br />
Versicherungsleistungen im vollen Umfang erhalten und nicht weiter von der<br />
Barmherzigkeit und vom Goodwill der Bevölkerung abhängig sein.<br />
6<br />
Schwächung der organisierten Selbsthilfe, Atomisierung der Behinderten<br />
Es ist schon nahezu paradox: die Erfüllung eines wichtigen Anliegens der<br />
organisierten Selbsthilfe schwächt diese gleichzeitig. Wenn die Behinderten die<br />
Dienstleistungen zur Deckung ihrer Bedürfnisse auf dem freien Markt selbständig<br />
einkaufen können und die nötigen Mittel dazu erhalten, dürfte der Organisationsgrad<br />
der Behinderten sinken und damit eine Atomisierung der einzelnen Behinderten<br />
drohen.<br />
AGILE glaubt nicht an diese Schwächung, im Gegenteil. Wir sind überzeugt, dass<br />
das Erlernen eines selbstbestimmten Lebens und die Befreiung aus der<br />
Vormundschaft vieler Institutionen einen emanzipatorischen Prozess auslöst und<br />
viele Behinderte erst recht dazu motiviert, die eigenen Angelegenheiten ernsthaft in<br />
die eigenen Hände zu nehmen.<br />
Überforderung<br />
<strong>Subjektfinanzierung</strong> setzt den Willen und die Fähigkeit voraus, sehr viel<br />
Eigeninitiative zu entwickeln und Eigenverantwortung zu übernehmen. Gerade die<br />
Fremdbestimmung und Bevormundung, wie sie oft in Institutionen (Heime,<br />
Werkstätten, Beratungsstellen) vorkommt, haben aber häufig diese<br />
Selbstverantwortung mehr gebremst als gefördert. Ein grosser Teil der Behinderten<br />
wird lernen müssen, diese Selbstverantwortung im Rahmen einer<br />
<strong>Subjektfinanzierung</strong> wahrzunehmen. Damit die <strong>Subjektfinanzierung</strong> aber nicht zu<br />
einer elitären Finanzierungsform für ein paar wenige Behinderte mit grossem<br />
Selbstbewusstsein wird, werden die Behindertenorganisationen - unter andern auch<br />
AGILE - Unterstützungsangebote schaffen müssen, wo diese Emanzipation erlernt<br />
werden kann.<br />
5. Wer sind die Bezugsberechtigten ?<br />
AGILE ist der Meinung: alle Menschen mit einer Behinderung. Wir möchten<br />
ausdrücklich davor warnen, bezugsberechtigte Behinderungsgruppen zu bilden und<br />
damit neue Diskriminierungen zu schaffen. Auch bei unmündigen oder entmündigten<br />
Behinderten sehen wir keine grösseren Problem. Hier verweisen wir darauf, dass<br />
Eltern oder Vormund auch nichtbehinderter Kinder oder Erwachsener<br />
treuhänderische Funktionen für die ihnen anvertrauten Menschen ausüben. Es ist<br />
nicht einzusehen, warum dies bei behinderten Menschen anders sein soll. Klar ist,<br />
dass das Geld immer der behinderten Person gehört und auch bei einer Verwaltung<br />
durch Dritte immer für die subjektfinanzierte Leistung verwendet werden muss.<br />
Das Gleiche zu sagen gibt es auch bei Personen, die nicht in der Lage sind, Geld<br />
selber zu verwalten, jedoch nicht bevormundet sind (z.B. psychisch Beeinträchtigte).<br />
Der hier diskutierte Personenkreis dürfte sich aber auf eine geringe Anzahl<br />
beschränken, denn diese Menschen müssen ja auch heute Lösungen zur Verwaltung<br />
ihrer Finanzen finden.