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das magazin 2010 - Frankfurter Presse Club

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54 Südafrika<br />

Michael<br />

Lutzeyer<br />

Der Südafrikaner Michael Lutzeyer betreibt auf<br />

einem 1.700 Hektar großen Naturschutzgebiet<br />

in der Nähe von Kapstadt eine luxuriöse Öko-<br />

Lodge, die Grootbos Private Nature Reserve.<br />

Ein Teil der Einnahmen fließt in seine Stiftung<br />

Grootbos Foundation. Seine Sozialprojekte<br />

umfassen eine Gärtnerschule, an der arbeitslose<br />

Schwarze zu staatlich anerkannten Gärtnern<br />

ausgebildet werden, sowie einen öffentlichen<br />

Kunstrasenfußballplatz, auf dem die Jugendlichen<br />

aus drei verschiedenen Townships<br />

miteinander kicken können. Für sein Engagement<br />

ist Michael Lutzeyer im Vorjahr mit der<br />

„Grünen Palme“ des Reise<strong>magazin</strong>s „Geo<br />

Saison“ ausgezeichnet worden. Kontakt zur<br />

Grootbos Private Nature Reserve,<br />

PO Box 148, Gansbaai, 7220, South Africa<br />

T: +27 28 384 8000, info@grootbos.com<br />

Hier befindet sich also <strong>das</strong> Paradies – hier,<br />

im äußersten Südwesten Südafrikas. Es<br />

liegt versteckt hinter weißen Sanddünen.<br />

Nur eine kleine Straße führt dorthin. Sie<br />

schlängelt sich durch <strong>das</strong> Küstenörtchen<br />

Gaansbai einen Hang hinauf. Von hier<br />

oben aus hat man einen atemberaubenden<br />

Blick hinunter auf die sichelförmige<br />

Walker-Bucht. Dort tosen die Wellen des<br />

Atlantiks, schäumen die Wellen, funkelt <strong>das</strong><br />

blaue Meer im strahlenden Sonnenschein.<br />

Eine leichte Brise weht salzige Luft hinauf<br />

ins Paradies, wo rund 1.000 Jahre alte<br />

Milkwood-Bäume angenehmen Schatten<br />

spenden. Unter einem dieser mächtigen<br />

Bäume steht Michael Lutzeyer – ihm gehört<br />

<strong>das</strong> Paradies. Gemeinsam mit seinem Bruder<br />

hat er auf rund 1700 Hektar einen einzigartigen<br />

privaten Fynbosgarten geschaffen.<br />

In diesem außergewöhnlichen Ökosystem<br />

gedeihen rund 750 Arten – darunter<br />

so klangvolle Gewächse wie Strelitzien oder<br />

Königsproteen. In seinem privaten Naturreservat,<br />

dem Grootbos Private Nature<br />

Reserve, hat Lutzeyer eine Fünfsterneanlage<br />

errichtet. Sie besteht aus zwei Lodges mit<br />

jeweils zehn edlen Suiten. Allesamt sind sie<br />

eingebettet in die prächtige Pflanzenwelt<br />

der weitläufigen Anlage, durch die schmale<br />

Pfade führen.<br />

FPC10 <strong>das</strong> <strong>magazin</strong><br />

Eins der Luxusgästehäuser in Michael Lutzeyers Grootbos Pivate Nature Reserve<br />

Von den Holzterrassen der Garden- oder<br />

Forest-Lodges bietet sich den Gästen ein<br />

spektakulärer Blick über die Bucht auf den<br />

Atlantik. Auch <strong>das</strong> Freizeitangebot kann<br />

sich sehen lassen, es ist ebenso vielfältig wie<br />

spektakulär: Von Walbeobachtungen per<br />

Boot oder vom Privatflugzeug aus bis hin zu<br />

geführten Wanderungen oder Ausritten<br />

reicht die Palette. Kulinarische Köstlichkeiten<br />

aus der gehobenen Küche sowie Spa-<br />

Massage-Behandlungen sind auf Lutzeyers<br />

Öko-Lodge selbstverständlich.<br />

Keineswegs selbstverständlich ist hingegen<br />

<strong>das</strong> soziale Engagement des 59-Jährigen.<br />

Er öffnet sein Paradies seinen Gästen, um<br />

dadurch benachteiligten Menschen aus den<br />

örtlichen Townships den Weg in ein besseres<br />

Leben zu ermöglichen. Sein lobenswertes<br />

Konzept: „Jeder Reisende, der auf Grootbos<br />

die Schönheit und den Luxus genießt, hilft<br />

dadurch auch mit, die Träume der Menschen<br />

hier vor Ort zu verwirklichen.“ Deshalb hat<br />

Lutzeyer die Grootbos Foundation gegründet,<br />

eine Stiftung für ökologische und soziale<br />

Projekte. Sie wird vor allem aus den Erträgen<br />

seiner Luxus-Lodge gespeist.<br />

Im Jahr 2003 hat er <strong>das</strong> Horticulture<br />

& Lifeskills College ins Leben gerufen. „Wir<br />

bilden dabei junge arbeitslose Schwarze<br />

zu staatlich anerkannten Gärtnern aus“, sagt<br />

Lutzeyer. In der für 190.000 Euro auf dem<br />

Naturreservat errichteten Gärtnerschule<br />

werden pro Jahr zwölf Schüler von zwei Biologen<br />

ausgebildet. „Damit sie einen Anreiz<br />

haben, an der Ausbildung dranzubleiben und<br />

weiterzumachen, erhalten sie von uns Frühstück,<br />

Mittagessen und einen Wochenlohn<br />

von 140 Rand“, so Lutzeyer. Das sind um -<br />

gerechnet rund 14 Euro. Sehr viel Geld für<br />

die Kinder aus den Armenvierteln.<br />

Fit für die Zukunft<br />

Außerdem werden die angehenden Gärtner<br />

für alle Lebenslagen geschult. „Wir zeigen<br />

ihnen, wie man <strong>das</strong> Internet nutzt, lassen sie<br />

mit einem Fahrschullehrer Auto fahren oder<br />

erklären ihnen, was ein Kostenvoranschlag<br />

ist. Das sind alles Dinge, die die Schüler<br />

sonst nicht kennenlernen“, sagt Lutzeyer. Seit<br />

Gründung der Schule haben hier 72 Schüler<br />

ihre Ausbildung zum Gärtner abgeschlossen<br />

– und zu einem Teil dazu beigetragen,<br />

ein Fußballprojekt Lutzeyers in Gansbaai<br />

zu realisieren.<br />

Yes, I can!<br />

Auf einem riesigen Gelände, genau zwischen<br />

den drei Townships Masakhane, Blompark<br />

und Stanford, hat er mehrere Fußballfelder<br />

anlegen lassen. „Zwischen den Farbigen,<br />

55<br />

Schwarzen und Weißen gibt es viele Probleme.<br />

Durch <strong>das</strong> Fußballspielen auf einem<br />

gemeinsamen Platz sollen Vorurteile, die<br />

noch aus der Zeit der Apartheid stammen,<br />

abgebaut werden“, erklärt Lutzeyer.<br />

Anders als bei seiner Mutter Eva, die<br />

in den 50er Jahren mit den Black Sash eine<br />

Anti-Apartheid-Bewegung der weißen<br />

Bevölkerung unterstützte, ist sein Engagement<br />

kein politisches. „Wenn ich von einer<br />

Idee überzeugt bin, dann setzte ich sie um –<br />

Punkt. Politik spielt dabei für mich keine<br />

Rolle“, sagt Lutzeyer. Wichtig seien vor<br />

allem die Kinder, gerade die ärmsten aus den<br />

Townships des rund 12.000 Einwohner<br />

starken Ortes. Das Grundstück für <strong>das</strong> Fußballprojekt<br />

stellte die Stadt zur Verfügung,<br />

zudem beteiligte sich eine hiesige Großbank<br />

an der Finanzierung. Auf dem Gelände<br />

befindet sich mittlerweile ein Gemeinschaftshaus<br />

mit sanitären Anlagen und Duschen.<br />

Das optische Prunkstück ist jedoch ein saftig<br />

Vorurteile gehören in die Tonne! Lutzeyers Fußballprojekt<br />

verbindet Farbige, Schwarze und Weiße<br />

grün leuchtender Kunst rasenplatz. Der Geldgeber<br />

des 300.000 Euro teuren Spielfeldes<br />

ist keine Geringerere als die höchste englische<br />

Fußballliga – die Premier League.<br />

Den ungewöhnlichen Deal eingefädelt hat<br />

natürlich Michael Lutzeyer. Der Südafrikaner<br />

ist nicht nur sozial engagiert, sondern auch<br />

ein umtriebiger Geschäftsmann – mit einem<br />

einnehmenden Wesen. Lutzeyer spricht viel<br />

und schnell. Während er erzählt, sprudelt er<br />

nur so vor Ideen. Und diese müssen raus, sofort,<br />

am besten schon gestern. „Als nächstes<br />

wäre es natürlich optimal, wenn wir hier<br />

auf dem Gelände noch eine Flutlichtanlage<br />

hätten“, sagt er. Oder: „Es war schon die<br />

deutsche Hockey-Nationalmannschaft hier.<br />

Seitdem gibt es auch Hockey-Kurse für<br />

die Kinder. Das lässt sich weiter ausbauen.“<br />

Lutzeyer ist ein Macher, jemand, der<br />

zu- und anpackt. Er sagt Sätze wie: „Wenn<br />

ich an etwas glaube, dann engagiere ich<br />

mich auch dafür – und zwar hundertprozen-<br />

tig.“ Man glaubt ihm sofort. Wenn Lutzeyer<br />

erzählt, scheint alles möglich… Für sein<br />

Engagement ist Michael Lutzeyer schon mehrfach<br />

ausgezeichnet worden, unter anderem<br />

im Vorjahr mit der „Grünen Palme“ des<br />

Reise<strong>magazin</strong>s „Geo Saison“. Damit werden<br />

Menschen geehrt, die sich in besonderer<br />

Weise um den Naturschutz in touristisch erschlossenen<br />

Gebieten, um Völkerverständigung<br />

oder um den Erhalt von Kulturgütern<br />

verdient machen. Menschen, wie Michael<br />

Lutzeyer. Bleibt nur noch die Frage, warum<br />

sich jemand, der bereits <strong>das</strong> Paradies auf<br />

Erden hat, mit einer Vielzahl von Projekten<br />

sozial engagiert? Seine Antwort ist kurz,<br />

präzise und für den umtriebigen Südafrikaner<br />

typisch: „Ganz einfach – weil ich es kann!“<br />

Thorsten<br />

Drenkard<br />

Redakteur „Mittelbayerische“<br />

thorsten.drenkard@<br />

mittelbayerische.de<br />

Fotos: Rainer Rüffer

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