Neue Szene Augsburg 2014-11
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info und Veranstaltungskalender unter www.neue-szene.de
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32 Zoom<br />
INTERVIEW MIT DEM KÖNIG VON AUGSBURG<br />
„Ich fürchte<br />
weder Tod noch<br />
Teufel“<br />
Schwer dürfte es vor allem bei den<br />
unguten Familienmitgliedern sein.<br />
In einer natürlichen Familie haben Eltern<br />
auch wegen mancher Kinder Sorgen.<br />
Früher haben Eltern schon zu mir<br />
gesagt: Ja, du hast es leicht, du hast<br />
keine Verantwortung, du hast keine<br />
Kinder.<br />
Da haben Sie gesagt: Ich habe über<br />
270.000 Kinder.<br />
Heute sagt das keiner mehr, man hat<br />
sich mit meiner Vaterschaft abgefunden.<br />
Was macht einen guten König aus?<br />
Dass die Menschen zu ihm kommen<br />
können, dass er kein Tyrann ist, dass er<br />
fürs Menschsein steht, für gewaltfreies<br />
Leben. Gewalt ist aber auch Verkehr,<br />
wenn einer meint, er muss Autofahren<br />
nur damit er mal Auto fährt und damit<br />
die Menschen stört.<br />
Schreiten Sie in solchen Fällen ein?<br />
Ja, ja, ich habe schon gegen ein Auto<br />
getreten und bin deswegen sogar vor<br />
Gericht gekommen.<br />
Akzeptieren Sie die Justiz als Staatsgewalt?<br />
Ich hoffe da immer auf eine gute Beziehung<br />
zum Gericht. Mit der Polizei funktioniert<br />
es eigentlich ganz gut, die<br />
grüßen mich.<br />
Man muss ihn nicht groß vorstellen.<br />
Seit mehr als zwanzig Jahren<br />
erfreut er die Stadt. Manchmal<br />
verwundert er sie auch. Einige belächeln<br />
ihn. Die meisten mögen<br />
ihn. Marcus Ertle hat ihn interviewt.<br />
wie soll ich Sie eigentlich<br />
anreden:<br />
Herr König, Majestät?<br />
Auf jeden Fall ohne die Anrede Herr. Du<br />
König, Sie König, wer will, kann auch<br />
Majestät sagen.<br />
Wie wurden Sie eigentlich König?<br />
Das war meine eigene Entscheidung,<br />
eine Art Berufswahl. Am Anfang habe<br />
ich mich nicht getraut, es jedem zu<br />
sagen, inzwischen traue ich mich eher,<br />
ich traue mich auch wegzuhören, wenn<br />
mich jemand Gerhard Hemanutz nennt.<br />
Ich habe mich gefragt: Wer bin ich eigentlich?<br />
Bin ich Altenpfleger, bin ich<br />
Schriftsetzer, bin ich Wirtschaftsingenieur?<br />
Wenn ich aber eine Krone trage,<br />
muss ich wohl ein König sein. Das bin<br />
ich jetzt seit einundzwanzig Jahren.<br />
Was macht einen König aus?<br />
Das überlege ich mir auch oft. Ich<br />
würde sagen, das ist wie bei einem<br />
Vater, der eine große Familie hat, und<br />
die Familie, das sind alle, da darf niemand<br />
nicht dazugehören. Das ist so<br />
mein Prinzip, man tut sich natürlich<br />
schwer, dieses Prinzip immer einzuhalten,<br />
aber es ist mein Vorsatz.<br />
Ist Gewalt gegen Dinge, wie etwa<br />
störende Autos, legitim?<br />
Ich würde es als legitim bezeichnen, ich<br />
würde niemanden bestrafen, der solche<br />
Autos beschädigt.<br />
Wurden Sie wegen Ihren Tritten bestraft?<br />
Nein, ich genieße einen besonderen<br />
Status bei Gericht.<br />
Aber keine Narrenfreiheit.<br />
Ich bin mein eigener Hofnarr, da ich keinen<br />
habe, muss ich diese Rolle mit ausfüllen.<br />
Was wollten Sie als Kind werden?<br />
Alles Mögliche, Lehrer, Kaminfeger, inspiriert<br />
durch „Mary Poppins“, Orgelbauer,<br />
Komponist, Dichter.<br />
Hauptsächlich wollte ich berühmt werden.<br />
Was für einen Beruf haben Sie dann<br />
ausgeübt?<br />
Zuerst Schriftsetzer, dann habe ich Werbewirtschaftsingenieur<br />
studiert, dann<br />
das Staatsexamen als Altenpfleger ge-