31.10.2014 Aufrufe

Ausgabe 2012-3 - St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH

Ausgabe 2012-3 - St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH

Ausgabe 2012-3 - St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Verantwortung<br />

Verantwortung<br />

„Früher gab es kein Satelliten-Fernsehen. Die Mission war<br />

ein Treffpunkt für die Freizeit und erledigte viele Dinge.“ Bis<br />

in die 1990er Jahre gab es den Sozialdienst: Sozialarbeiter, die<br />

beim Caritasverband angestellt waren, halfen über bürokratische<br />

Hürden. Wenn es für die italienischen Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger heute Probleme sozialpolitischer oder sozialversicherungstechnischer<br />

Art gibt, etwa Rentenanträge von<br />

Witwen italienischer Männer oder die jährlich einzusendende<br />

Lebensbescheinigung, berät einmal wöchentlich eine Mitarbeiterin<br />

der Associazioni cristiane lavoratori italiani (ACLI), der<br />

Italienischen Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, die Ratsuchenden.<br />

„Das ist praktisch die einzige soziale Hilfe, die wir<br />

auch heute noch geben“, betont Pater Adriano. „Meine Hilfe<br />

benötigen hauptsächlich Familien, die zum Beispiel Sprachschwierigkeiten<br />

oder Probleme in der Schule haben.“<br />

Der Seelsorger der italienischen Mission: Don Adriano Lugato.<br />

Kontakt suchen die Gemeindemitglieder auch, wenn es um<br />

kirchliche Bescheinigungen geht. „Wir erledigen alles für die<br />

Hochzeit in Italien“, erzählt der Salesianerpater. Taufbescheinigungen<br />

und Ledigenbestätigungen schickt er in die Gemeinde,<br />

in der die Hochzeit stattfinden soll. Denn immerhin rund<br />

70 Prozent der Gemeindemitglieder heiraten im Heimatland,<br />

ganz unabhängig auch davon, ob der Partner aus Deutschland<br />

kommt. Die Ehevorbereitung erfolgt in den Räumen der italienischen<br />

Mission in Essen und ist umfangreicher als in den<br />

deutschen Gemeinden. Vier- bis fünfmal treffen sich die Paare<br />

- zumeist Samstagnachmittags, „wenn die Gastronomie Pause<br />

hat“, berichtet Lugato von speziellen Erfordernissen hinsichtlich<br />

des zeitlichen Angebots.<br />

Die intensive Pflege der italienischen Kultur und der Traditionen<br />

zeigt sich auch bei Beerdigungen. Viele Gemeindemitglieder<br />

werden in der Heimat beigesetzt. „Die Familien möchten<br />

aber häufig eine Abschiedszeremonie in einer Kapelle oder einem<br />

Beerdigungsinstitut hier in Deutschland.“<br />

Die Tatsache, dass viele Gemeindemitglieder den Kontakt zu<br />

ihrer Kirche nur noch bei den zentralen Anlässen im Leben –<br />

Taufe, Hochzeit, Tod – suchen und den wöchentlichen Gottesdiensten<br />

fernbleiben, „ist eine Erfahrung, die meine Kollegen<br />

in Italien auch machen“, weiß Pater Adriano. „Diejenigen aber,<br />

die zur Kirche kommen, kommen ehrlich.“ Einmal in der Woche,<br />

am Dienstagabend, treffen sich Familien im Gemeindehaus an<br />

der Wilhelm-Busch-<strong>St</strong>raße, um den Gottesdienst vorzubereiten.<br />

„Uns fehlen die jungen Familien“, berichtet Gemeindesekretärin<br />

Angela Tidili. Pater Adriano sieht darin<br />

auch eine Konsequenz der Integrationsbemühungen.<br />

Anfang der 90er Jahre beschlossen die italienischen<br />

Seelsorger in Deutschland, dass die<br />

italienischen Kinder mit ihren Mitschülern in den<br />

deutschen Gemeinden zur Erstkommunion gehen.<br />

„Mit der deutschen Gemeinde in ihrem <strong>St</strong>adtteil<br />

haben sie dann aber nur in diesem einen Jahr der<br />

Vorbereitung Kontakt.“<br />

Darum gibt es Angebote, die sich gezielt auch immer<br />

an Jugendliche wenden. Das Don Bosco Fest<br />

Ende Januar (am 31. Januar ist der Patronatstag<br />

des Heiligen Don Bosco) etwa beginnt mit einer Jugendmesse<br />

mit einer Jugendband, und es schließt<br />

sich eine Disko am Nachmittag an. Die jährliche<br />

Firmung findet am Gemeindefest statt, zu dem<br />

Gemeindemitglieder aus den Ruhrgebietsstädten<br />

zwischen <strong>Gelsenkirchen</strong> und Duisburg zusammenkommen.<br />

Der Firmung kommt eine zentrale Bedeutung zu: In Italien<br />

Angela Tidili<br />

arbeitet als<br />

Gemeindesekretärin<br />

in der Mission.<br />

ist eine Firmbescheinigung Voraussetzung<br />

für eine kirchliche<br />

Trauung oder die Übernahme<br />

einer Patenschaft bei der Taufe.<br />

Darum empfangen neben Jugendlichen<br />

in jedem Jahr auch<br />

viele Erwachsene noch das Sakrament<br />

der Firmung.<br />

Zentrale Termine im Gemeindeleben<br />

sind auch das Muttertagsfest<br />

im Mai, zwei Wallfahrten im<br />

Mai und Oktober, ein Passionsspiel<br />

an Karfreitag im Park an der<br />

Italienischen Mission in Essen,<br />

eine Silvesterfeier und das Kastanienfest<br />

der Ordensgemeinschaft<br />

der Salesianer Don Boscos<br />

Anfang November.<br />

Die „Festa della Mamma“, der Muttertag,<br />

wird im Mai in der Gemeinde gefeiert.<br />

Das Sakrament der Firmung, hier ein Bild von<br />

der Katechese, empfangen auch viele Erwachsene.<br />

Als Teil der<br />

Propsteipfarrei <strong>St</strong>. <strong>Augustinus</strong> beteiligt sich die italienische<br />

Gemeinde an der Adventfensteraktion und am <strong>Augustinus</strong>fest.<br />

Gemeinsam mit der deutschen und den anderen muttersprachlichen<br />

Gemeinden feiert die Italienische Mission internationale<br />

Gottesdienste in der Pfarrei an Palmsonntag und zu<br />

Fronleichnam. Und seit einigen Jahren treffen sich italienische<br />

und spanische Gemeindemitglieder in der Liebfrauenkirche<br />

zur gemeinsamen Christmette an Heiligabend.<br />

Ob in der Liebfrauenkirche, im benachbarten Gemeindehaus<br />

an der Wilhelm-Busch-<strong>St</strong>raße oder im Gemeindebüro in der Essener<br />

Elisenstraße: Mit ihren seelsorglichen, sozialen und kulturellen<br />

Angeboten und Hilfestellungen bleibt die Italienische<br />

Mission ein Knotenpunkt zu den kulturellen und kirchlichen<br />

Wurzeln in der Heimat. Und das nicht nur für die ehemaligen<br />

„Gastarbeiter“, die jetzt in zweiter oder dritter Generation in<br />

<strong>Gelsenkirchen</strong> und Umgebung leben, sondern auch für die<br />

rund zehn Prozent der Gemeindemitglieder,<br />

die als Beschäftigte<br />

europäischer Firmen im<br />

Ruhrgebiet eine<br />

gefunden haben. [rp]<br />

Wahlheimat<br />

Groß inszeniert wird in jedem Jahr das Passionsspiel an Karfreitag,<br />

das im Park neben der Mission in Essen aufgeführt wird.<br />

6<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!