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Polizeigewalt 1. Mai 2009 - KPÖ Oberösterreich

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Seite 16 <strong>Polizeigewalt</strong> am <strong>1.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong><br />

Die Po li zei ge walt am <strong>1.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> in Linz und die Fol gen:<br />

Versuch eines Resümees<br />

Der brutale Polizeieinsatz vom <strong>1.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> wirft einige grundsätzliche Fragen auf.<br />

Zu nächst stellt sich die Fra ge über die Mo ti ve die ses Will kü rakts, der erst ma lig in der<br />

2. Re pub lik zur Ver hin de rung ei ner <strong>Mai</strong> de mon stra ti on führ te.<br />

Bekannt sind polizeiinterne Widersprü -<br />

che und Kon flik te. So gab es un ter schied li -<br />

che Sichtweisen zum geplanten Naziaufmarsch,<br />

bis sich letzt lich doch jene Li nie<br />

durch setz te, die ein Ver bot der NVP-De -<br />

monstration verfügte. Möglicherweise wurde<br />

ge ra de dies von mit den Rechts ex tre men<br />

liebäugelnden Kräften im Polizeiapparat<br />

zum Vor wand ge nom men um nach dem<br />

Mot to „Jetzt zei gen wir es auch den Lin ken<br />

einmal“ und einer angeblichen "Ausgewo -<br />

genheit" einen präventiven Einsatz gegen<br />

die linke <strong>Mai</strong>demo vorzubereiten und durch -<br />

zuführen.<br />

Völ lig klar ist hin ge gen, dass die Er eig -<br />

nis se vom <strong>1.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> im Zu sam men hang<br />

mit Entwicklungen in Richtung autoritärer<br />

Staat zu se hen sind: In di zien da für sind etwa<br />

die Anklage gegen Tierschützer als „krimi -<br />

nel le Ver ei ni gung“ laut § 278a StGB, das<br />

geplante Terrorismuspräventionsgesetz,<br />

der Versuch von Infrastrukturministerin Bures<br />

Demos auf Autobahnen zu verbieten,<br />

der Ausbau der Vorratsdatenspeicherung,<br />

die weitere Verschärfung des Asylrechts,<br />

die Mel dung der SWIFT-Bank da ten an die<br />

US-Geheimdienste, die Verschärfung der<br />

Kon trol len auf den Flug hä fen mit Kör pers -<br />

cannern und anderes mehr.<br />

Obwohl der Polizeieinsatz wie durch hunderte<br />

AugenzeugInnen und umfangreiches<br />

Foto- und Videomaterial bewiesen ist völlig<br />

ungerechtfertig und damit rechtswidrig war,<br />

fehlen bis heute jegliche Konsequenzen seitens<br />

der Po li zei. We der wur den die Prü gel -<br />

poli zis ten vom Dienst sup sen diert noch trat<br />

Sicherheitsdirektor Lißl als Hauptverant -<br />

wortlicher zurück.<br />

Wenn sich Polizeidirektor Widholm bei<br />

Gesprächen unter Ausschluß der Öffentlichkeit<br />

über die Vor gangs wei se der Po li zei „un -<br />

glüc klich“ zeigt so ist das ohne Be deu tung,<br />

zumal seine Funktion nach der Polizeireform<br />

des damaligen Innenministers Ernst<br />

Stras ser (ÖVP) oh ne hin nur mehr je ner ei -<br />

nes „Frühstücksdirektors“ entspricht.<br />

Seitens des Aktionskomitees wird hingegen<br />

klar ge stellt, dass für uns die De mon -<br />

stra tions frei heit ein Grund recht ist und nicht<br />

ein Gnadenakt, daher eine „Überprüfung“<br />

durch die Polizei wer demonstrieren darf<br />

oder nicht grundsätzlich abgelehnt wird.<br />

Auch wenn heu te an ders als vor 1934<br />

der Fa schis mus nicht vor der Tür steht, ma -<br />

chen doch die Vor komm nis se vom <strong>1.</strong> <strong>Mai</strong><br />

<strong>2009</strong> be trof fen. Er in nern sie doch frap pant<br />

an das Jahr 1933, als die <strong>Mai</strong> auf mär sche<br />

der ArbeiterInnenbewegung verboten und<br />

SozialdemokratInnen, SchutzbündlerInnen<br />

und KommunistInnen die trotzdem demon -<br />

strierte verhaftet wurden.<br />

Ge zeigt hat sich bei die ser Aus ein an -<br />

ders et zung aber auch die Be deu tung ei ner<br />

breiten Öffentlichkeit. Die Entstehung eines<br />

von Men schen aus den ver schie dens ten po -<br />

litischen und sonstigen Zugängen getrage -<br />

nen Bündnisses gegen <strong>Polizeigewalt</strong> und<br />

die ständige kritische Begleitung der Ge -<br />

richtsverfahren hat maßgeblich dazu beigetragen,<br />

dass die Pläne der Polizeiobrigkeit<br />

und der dahinter stehenden Politik gescheitert<br />

sind. Ganz im Ge gen teil sind so wohl<br />

Exe ku ti ve als auch Po li tik bis heu te der Öf -<br />

fentlichkeit die entscheidenden Antworten<br />

schuldig geblieben, von Aufklärung kann<br />

kei ne Rede sein.<br />

Der Po li zei skan dal vom <strong>1.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> hat<br />

aber auch ganz ge gen die In ten tio nen der<br />

dafür Verantwortlichen zu einer massiven<br />

Sensibilisierung der Öffentlichkeit in Hinblick<br />

auf die Be deu tung der De mo kra tie und de -<br />

mokratischer Grundrechte geführt.<br />

Rai ner Zen dron:<br />

Ein <strong>Mai</strong>traum<br />

Ich möch te Ih nen heu te ger ne eine Ge -<br />

schichte erzählen, die Sie als recherchege -<br />

übte JournalistInnen auf Parallelen mit kürz -<br />

lichen Vorfällen abchecken könnten:<br />

Auf der Blu mau tra fen sich zwei Grup -<br />

pen, die sich je weils ernst haft auf ih ren in di -<br />

viduellen Wettbewerb vorbereitet hatten.<br />

Die ei nen be rei te ten sich seid lan gem vol ler<br />

Ei fer auf ein Rug by spiel vor, die an de ren auf<br />

eine Ausscheidung im Chorsingen.<br />

Die durchtrainierten Jungs umringten<br />

den gemischten Jugendchor und bettelten:<br />

Bit te spielt mit uns eine Run de Rug by! Wenn<br />

ihr nicht mit uns spielt, dann las sen wir euch<br />

nicht zum Wett sin gen!<br />

Die Sport ler hat ten schon lan ge nicht<br />

mehr an tre ten dür fen und hoff ten auf ein<br />

span nen des Match. Noch am Don ners tag,<br />

dem 30.4., hat ten sie auf dem Trai nings platz<br />

erfolgreich die Taktik eines Zangenangriffs<br />

unter ihrem Playing-Captain Herrn SPIN -<br />

NER ge übt. Doch Herr SPIN NER hat te ein<br />

Problem: Das Reglement des Rugbyspiels<br />

sah vor, dass nur ein ge prüf ter Trai ner die<br />

Spielzüge bestimmen durfte und diese Rolle<br />

war zum Frust von Herrn SPIN NER dem<br />

Herrn HASE zu ge dacht.<br />

Darüber waren die Rugbyspieler böse,<br />

denn Herr HASE woll te das Spiel nicht und<br />

nicht an pfei fen. Er war un si cher, ob nach<br />

den internationalen Regeln der Sieg seiner<br />

Rugbymannschaft über einen gemischten<br />

Jugendchor überhaupt Punkte bringen wür -<br />

de.<br />

Weil durch das Zau dern des Herrn HASE<br />

das Spiel nach ei ner Stun de War te zeit noch<br />

im mer nicht be gon nen hat te, pfiff es der<br />

SPIN NER kur zer hand sel ber an. Und fast<br />

al les lief auch wie bei den Übungs spie len ab<br />

– nur die Me dien hat ten trotz des vol len Ein -<br />

sat zes al ler Sport ler wie der et was zum Me -<br />

ckern!<br />

„Die ers te Halb zeit geht klar und un ter<br />

Einhaltung der gebotenen Fairness an unsere<br />

Rugbymannschaft“, stellte abschließend<br />

der Rug by-Prä si dent fest, der erst<br />

nach dem Spiel her bei ge eil te war. Denn er<br />

war schon vor Jah ren, we gen zahl rei cher<br />

Trainingsverletzungen in den Innendienst<br />

versetzt worden.<br />

Heu te Nach mit tag wird die 2. Halb zeit<br />

des Wettbewerbs gestartet. Hoffentlich diesmal<br />

in der Spar te MU SIK.<br />

(Ich will ausdrücklich darauf hinzuweisen,<br />

dass den Herrn SPIN NER und HASE<br />

ihre Na men von ih ren El tern ver erbt wur den<br />

und nicht auf ihre Per sön lich keit ver wei sen.)<br />

Rainer Zendron<br />

Bild links: Protestaktion des Bündnisses<br />

gegen <strong>Polizeigewalt</strong> vor einer Pressekonferenz<br />

am Arenaplatz

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