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<strong>Dorfblatt</strong> <strong>GEMEINDE</strong> <strong>KIENS</strong><br />
Stöckl Mesner Häusl mit Inwohnern vor zirka 100 Jahren<br />
Große Bescheidenheit, vornehmes Auftreten, aufrichtige Demut,<br />
Zurückhaltung im Reden, und wenn er zum Sprechen<br />
veranlaßt war, Anmut der Ausdrucksweise, Liebe zur Zurückgezogenheit,<br />
Gebetseifer, Anspruchslosigkeit hinsichtlich<br />
der Lebensbedürfnisse, treue Haltung der Armut – diese und<br />
noch andere Tugenden eines vollkommenen Ordensmannes<br />
fanden sich in ihm aufs schönste vereinigt. Dieser Quelle solider<br />
Tugend entfl oß auch die Kraft und Fruchtbarkeit seiner<br />
Predigten. Durch mehr als drei Decennien und bis an sein<br />
Lebensende verwaltete er dieses Amt mit der Liebe und dem<br />
Freimut eines Apostels. Ausgerüstet mit großen Geistesgaben<br />
und im Besitze eines vorzüglichen Rednertalentes, das Schärfe<br />
der Dialektik und Schönheit der Form harmonisch zu vereinigen<br />
wusste, war er auf der Kanzel ein Mann, der belehrte,<br />
ergötzte und zur Tat entfl ammte. Gegen das Sittenverderbnis<br />
der Zeit und gegen die gottlosen Lehren der französischen<br />
Philosophie, die nicht minder gegen den Staat als gegen die<br />
Kirche gerichtet waren und die in Tirol – besonders in Bozen<br />
– günstigen Boden gefunden zu haben scheinen, führte Pater<br />
Albert das Schwert des Wortes Gottes mit tapferer Hand,<br />
deckte vor aller Augen die fi nstern Wege und teufl ischen<br />
Mittel der falschen Aufklärer auf, zeigte das Gottlose ihres<br />
Treibens und klagte mit dem Eifer eines Propheten über den<br />
Verfall von Religion und Sitten, der den Umsturz von Thron<br />
und Altar zur notwendigen Folge haben müsse.<br />
Ein Zeitgenosse, in der Nordtiroler Kapuzinerprovinz tätig,<br />
und P. Agapit Hohenegger, schrieben in den Katholischen<br />
Blätter aus Tirol und in Geschichte der Tirolischen<br />
47<br />
Chronik<br />
Kapuziner folgendes:<br />
Pater Albert erblickte das Licht der Welt zu St. Sigmund der<br />
Pfarre Kiens in Tirol am 15. Oktober 1747. Seine Eltern,<br />
Matthias Komploier, Mesner dortselbst, und Katharina Hellweger,<br />
gaben ihrem Knaben den Namen Simon, wie er aus<br />
der Taufe hieß, nach Maß ihres Vermögens und ihrer Geschicklichkeit<br />
die erste gewöhnliche Erziehung, und hatten<br />
die Freude, ihren Kleinen als Muster kindlicher Pietät, zumal<br />
eines ungemein sanft- und gutmütigen Wesens von allen in<br />
der Gemeinde geliebt und gelobt zu wissen. So wurde er auch<br />
bald der Liebling des Herrn Pfarrers, der bei seltenen Vorzügen<br />
des Herzens auch vortreffl iche Geistesanlagen an dem<br />
Knaben bemerkte, und ihn sofort zu den Studien beförderte.<br />
Benno Rutz schreibt in seinem St. Sigmunder Büchl auf Seite<br />
83: „Der Überlieferung nach soll ein Sohn des Mathes Complojer,<br />
Stöcklmeßner (1770) Priester geworden sein, doch<br />
konnte ich nichts sicheres erfahren“. Auf Seite 82 wird der<br />
Vater Mathes Complojer genannt“. Auch im Heimatbuch der<br />
Gemeinde Kiens ist sein Vater Mathes Complojer auf Seite<br />
465 angeführt.<br />
Der junge Komploier täuschte nicht nur die wohl gespannten<br />
Erwartungen seiner Lehrer und Gönner nicht – er übertraf<br />
sie sogar. Am f.b.(fürstbischöfl ichem) Gymnasium zu Brixen<br />
machte er ausgezeichnete Fortschritte, und ragte über seine<br />
Mitschüler weit hervor, besonders in der deutschen Dichtkunst,<br />
worin er sich auch in späteren Jahren, und zwar anerkannt<br />
glücklich versuchte. Einem treuen Gedächtnisse,<br />
lebhafter Phantasie, reichem Gemüte einte sich harmonisch<br />
schnelle Auffassung, seine Unterscheidungs- und gesunde<br />
Urteilskraft, wodurch sich Komploier auch in den philosophischen<br />
Kursen vor den Übrigen vorteilhaft ausnahm, und<br />
daher einer schönen Zukunft in der Welt, wie man ihm versicherte,<br />
entgegensehen konnte.<br />
Allein unser Simon gehörte zu jenen gewählten Seelen, die,<br />
einem höheren Berufe folgend, durch Entschlagung von irdischen<br />
Gütern und Hoffnungen, durch Enthaltsamkeit von<br />
jeglicher Fleischeslust in freiwilliger Armut und unbefl eckter<br />
Virginität (Unberührtheit), in klösterlicher Zurückgezogenheit<br />
jenes Leben des Geistes zu leben, welches Jesus als das<br />
vollkommenere anempfohlen hat, als spezielle Aufgabe ihres<br />
Daseins sich gestellt glauben. Gerade ist oft völlig unverstandene,<br />
weil dem tierischen Menschen stets unbegreifl iche<br />
und deswegen als Herabwürdigung des Menschen gräßlich<br />
blamierte Lebensphilosophie eines Franz von Assisi, die den<br />
Jüngling unwiderstehlich anzog, und mächtig festhielt.<br />
Er zählte 22 Jahre, als ihm in dem 17. September 1769, nach<br />
absolvierter Physik, der ersehnte Tag erschien, an dem er zu<br />
Augsburg aus den Händen des P. Rigobert Zanger von Hall,<br />
damaligen Novizenmeisters, das Ordenskleid der Kapuziner,<br />
nach dem es ihn so sehr verlangte, erhielt. Es war eben jener