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<strong>Dorfblatt</strong> <strong>GEMEINDE</strong> <strong>KIENS</strong><br />
Herz Jesu Bild von Carl Henrici, um 1770<br />
Als wären diese Feinde der Religion und ihrer Diener nach<br />
der Niederlage dieses Einzigen ihres Triumphes gewiß, wurde<br />
der gefürchtete unbesiegbare Held auf Betrieb verleumderischer<br />
Zungen (calumniis improborum, sagt sein Biograph,<br />
ohne die Sache näher zu besprechen) zum übergroßen Leidwesen<br />
jener Tausende, denen das Wort des apostolischen<br />
Mannes als Richtschnur wie des Glaubens, so ihres Handelns<br />
galt, schmählich vom Kampfplatze abgerufen, d.i. er wurde<br />
des Predigtamtes entsetzt.<br />
Das erste Mal im Jahre 1798 wäre ihnen das Manöver bald<br />
gelungen. P. Albert wurde nämlich zu Beginn dieses Jahres<br />
als Störer der öffentlichen Ruhe bei der österreichischen Regierung<br />
angezeigt und seine Entfernung gefordert. Es erging<br />
zuerst an das Kreisamt Bozen der Befehl, alle Predigtkonzepte<br />
P. Alberts einzusenden. Dann kam von Wien der Auftrag, man<br />
möge den Probst von Bozen veranlassen, im Vereine mit dem<br />
Kapuzinerprovinzial die Entfernung P. Alberts aus Bozen und<br />
ganz Tirol und seine Versetzung in ein niederösterreichisches<br />
Kloster zu betreiben. Aber weder der Probst noch der Provinzial<br />
konnten und wollten zu einem so ungerechten Ansinnen<br />
die Hand bieten. Der Provinzial P. Johann Baptist schrieb an<br />
das Gubernium nach Innsbruck folgendes.<br />
A. Die Anklagen gegen Pater Albert seien falsch, denn<br />
a) seien die Predigten P. Alberts niemals getadelt, sondern<br />
durchgängig belobt worden.<br />
b) Hätten diese Predigten niemals irgendwelche Unruhe<br />
hervorgerufen.<br />
c) Hätte sich bisher weder die geistliche noch die weltliche<br />
Obrigkeit jemals veranlaßt, ihm wegen eingelaufener Klagen<br />
Ermahnungen, Ahndungen oder gar Strafen anzudrohen.<br />
49<br />
Chronik<br />
Er würde sich hernach sicher gebessert haben, denn auch<br />
früher habe er bei Zweifeln stets den Rat des verstorbenen<br />
Probstes eingeholt.<br />
B. Vielmehr brächten P. Alberts Predigten nicht geringen<br />
Nutzen. So habe<br />
a) die Predigt vom französischen Freiheitsbaum öfter<br />
aufgelegt und in verschiedenen Sprachen übersetzt werden<br />
müssen.<br />
b) Der Aufruf an Tirol habe bei der Gefahr des feindlichen<br />
Einfalles im Jahre 1797 die Landleute zu Mut und<br />
Treue begeistert, so daß selbst Vornehme und Reiche zu den<br />
Waffen gegriffen, und Weiber ihre Männer, Kinder ihre Väter<br />
zur Landesverteidigung aufgefordert hätten (Ohne solche<br />
Predigten wäre kaum ein „Mädchen von Spinges“ oder der<br />
„unbekannte Soldat von Säben“ aufgestanden<br />
(Siehe Schlernschrift 45 S. 115 ff ).<br />
c) Der Stadtrat habe den Prediger öfter ersucht, die Untertanen<br />
durch seine Beredsamkeit zur Verteidigung des Vaterlandes<br />
wieder aufzumuntern.<br />
d) Als der Feind in Bozen eingerückt sei, habe er ihn als einen,<br />
der durch seine Predigten eine Hauptursache des langen<br />
Widerstandes gewesen sei, im Kloster gesucht, und P. Albert<br />
würde im Falle seiner Entdeckung der Rache des Feindes<br />
zum Opfer gefallen sein.<br />
C) Pater Albert sei beim ganzen Volke beliebt, und zwar<br />
schätzten ihn nicht bloß die gewöhnlichen Leute, sondern<br />
auch die Bürger und die höheren Stände als einen rechtschaffenen,<br />
erbaulichen und gottesfürchtigen Mann. Daß er auch<br />
ein salbungsvoller Prediger sei, könne man aus der unveränderten<br />
Menge seiner Zuhörer aus allen Ständen und aus<br />
seinen mit Beifall aufgenommenen Schriften erkennen.<br />
An den geistlichen Gubernialreferenten von Glonz, mit dem<br />
der Provinzial zu Bozen zuerst mündlich verhandelte, ließ er<br />
in dieser Angelegenheit am 4. Mai gleichfalls ein Schreiben<br />
abgehen und schrieb: „Diesen eifrigen Prediger seines Amtes<br />
entsetzen, wäre ebensoviel als ihn, dem die einzige Freude auf<br />
dieser Welt das Predigen ist, zu Tod kränken, es wäre ebensoviel<br />
als der ohnehin schwachen Provinz das tauglichste Glied<br />
abschneiden, dem armen Kloster die Sammlung nehmen, mir<br />
und meinen Mitbrüdern statt Zutrauen, Haß und Abneigung<br />
zuziehen. Wie würde ich das Volk beruhigen? Und welches<br />
ihm gleiche Talent würde seine Stellung annehmen, wenn drei<br />
minder geratene Predigten gleich der harten Zensur unterliegen,<br />
und Jahre schweren Schweißes keine Nachsicht zuziehen<br />
möchten und das so schwere und das Gewissen so drückende<br />
Predigen mit Absetzung endlich gekrönt würde?<br />
Bereits durch 200 Jahre haben die Kapuziner die Pfarrkanzel<br />
zu Bozen mit Beifall versehen, sie haben zur Pestzeit dieselbe<br />
versorgt, sie haben vor einem Jahre, auch da der Feind<br />
wirklich in der Stadt war, den Kranken und Sterbenden mit