Wiener HaydnWege: „How to Become an Expert“
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Domgasse<br />
Haydn und Mozart<br />
Im „Mozarthaus“ in der Domgasse befindet sich die einzige noch erhaltene Wohnung Mozarts,<br />
welche dieser von 1784 bis 1787 bewohnte. In dieser kostspieligen Unterkunft war Mozart als<br />
freischaffender Komponist und Virtuose auch ökonomisch höchst erfolgreich tätig. Im Jahre<br />
1785, als Mozarts Vater Leopold in Wien weilte, besuchte Joseph Haydn Mozart in seiner<br />
eleg<strong>an</strong>ten Stadtwohnung. Dort führte m<strong>an</strong> im selben Jahr jene Streichquartette auf, die<br />
Wolfg<strong>an</strong>g Amadé Joseph Haydn gewidmet hatte und die als „Haydn-Quartette“ in die<br />
Geschichte eingingen.<br />
Mozart wurde bei der Komposition seiner „Haydn-Quartette“ in besonderem Maße von den<br />
1781/1782 bei Artaria in Wien veröffentlichten Streichquartetten op. 33 inspiriert, welche Haydn<br />
selbst wegen ihrer g<strong>an</strong>z neuen Art <strong>an</strong>pries. Wenn auch Haydn schon bei seiner ersten<br />
Streichquartett-Serie seine grundlegend neue Art im Hinblick auf die Gattung des<br />
Streichquartetts zu Papier brachte, so übten doch gerade jene Streichquartette op. 33 auf die<br />
Zeitgenossen eine ungeheure Faszination aus.<br />
Wie Leopold Mozart <strong>an</strong> seine Tochter schreibt, würdigte Haydn Mozart mit dem Kompliment,<br />
neben Geschmack auch die „größte Compositionswissenschaft“ zu besitzen.<br />
Das Streichquartett – Haydns Schöpfung<br />
Zukunftsweisend war Joseph Haydn in seinem umf<strong>an</strong>greichen sinfonischen Werk und in seiner<br />
Kammermusik. Dort konnte sich in besonderer Weise ein moderner Geist entwickeln, da dieses<br />
Musikformat nicht <strong>an</strong> die adligen Repräsentationsstätten gebunden war und deshalb auch<br />
Eing<strong>an</strong>g in bürgerliche Häuser f<strong>an</strong>d. Zu Haydns epochaler künstlerischer Schöpfung zählte das<br />
Streichquartett. Diese Gattung faszinierte den experimentierfreudigen Kenner und bediente<br />
zugleich einen „kulturindustriellen“ Markt für den bürgerlichen Hausgebrauch. Aufbauend auf<br />
Haydns St<strong>an</strong>dards haben Mozart, Beethoven und Schubert das Streichquartett zu einem<br />
Höhepunkt komposi<strong>to</strong>rischer Raffinesse gemacht.<br />
Kohlmarkt (2)<br />
Am Kohlmarkt befindet sich der Verlag Freytag-Berndt und Artaria (Kohlmarkt 11), dessen<br />
Vorläufer im 18. Jahrhundert zahlreiche Werke Joseph Haydns in Druck legte. Auf dem Weg<br />
zum Michaelerhaus passiert m<strong>an</strong> weitere Geschäfte, deren Tradition ins 18. Jahrhundert<br />
zurückreicht: die Zuckerbäckerei Demel (Kohlmarkt 4), die, 1786 am Michaelerplatz gegründet,<br />
im 19. Jahrhundert auf den Kohlmarkt verlegt wurde, und das Juweliergeschäft Rozet-<br />
Fischmeister (Kohlmarkt 9), das seit 1770 die <strong>Wiener</strong> Gesellschaft mit Preziosen beliefert und im<br />
19. Jahrhundert wie die Bäckerei Demel den privilegierten Status eines kaiserlich-königlichen<br />
Hofliefer<strong>an</strong>ten gew<strong>an</strong>n.<br />
Verlagshaus Artaria – der neue Musikmarkt<br />
Parallel zu seinen Aufgaben als Kapellmeister in Diensten der Fürsten Esterházy beg<strong>an</strong>n<br />
Joseph Haydn gezielt, sich am europäischen Musikmarkt zu positionieren. So kooperierte er seit<br />
Beginn der 1780er Jahre mit dem <strong>Wiener</strong> Verlag Artaria. Dieser seit 1770 in Wien <strong>an</strong>sässige<br />
Verlag hatte 1789 auch eine Niederlassung am Kohlmarkt gegründet – im Vorgänger-Haus der<br />
heutigen Buchh<strong>an</strong>dlung Freytag-Berndt und Artaria (Kohlmarkt 9).<br />
Das Verlagshaus Artaria st<strong>an</strong>d somit exemplarisch für die grundlegenden Veränderungen im<br />
Musikleben des 18. Jahrhunderts – für das Entstehen eines bürgerlichen Musikmarktes und<br />
einer damit verbundenen komposi<strong>to</strong>rischen Praxis, die sich <strong>an</strong> diesem Markt orientiert. Haydns<br />
europäischer Ruf – noch vor seinen erfolgreichen London-Reisen in den 1790er Jahren –<br />
verd<strong>an</strong>kte sich eben dieser Präsenz am internationalen Verlagsmarkt – in Paris, Lyon, London,<br />
Amsterdam, Berlin und Wien.