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Wiener HaydnWege: „How to Become an Expert“

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Freyung<br />

Schottenhof<br />

Im Schottenhof bei der Freyung bef<strong>an</strong>d sich die Wohnung von Peter Leopold Genzinger, des<br />

<strong>Wiener</strong> Leibarztes von Fürsten Nikolaus I., und seiner Gattin Mari<strong>an</strong>ne, in deren Salon Joseph<br />

Haydn des öfteren verkehrte. Mit der Pi<strong>an</strong>istin Mari<strong>an</strong>ne von Genzinger unterhielt Haydn seit<br />

den späten 1790er Jahren eine sehr enge Beziehung. Dies ist durch einen ausführlichen Briefverkehr<br />

dokumentiert – Mari<strong>an</strong>ne von Genzinger vertraute Haydn auch <strong>an</strong>, dass er sich auf<br />

Schloss Esterháza in zunehmenden Ausmaß isoliert fühlte: „Nun – da sitz ich in meiner Einöde –<br />

verlassen – wie ein armer waiß – fast ohne menschliche Gesellschaft – traurig – ich f<strong>an</strong>de zu<br />

Haus alles verwürt – 3 Tage wußt ich nicht, ob ich CapellMeister oder CapellDiener war – ich<br />

konnte wenig schlafen, sogar die Träume verfolgten mich, d<strong>an</strong>, da ich am besten die opera le<br />

Nozze di Figaro zu hören träumte, wegte mit der Fatale Nordwind auf, und blies mir fast die<br />

schlafhauben vom Kopf.“ (Brief <strong>an</strong> Mari<strong>an</strong>ne von Genzinger aus Esterháza, 9. Februar 1790)<br />

Mit Mari<strong>an</strong>ne von Genzinger verb<strong>an</strong>d Joseph Haydn auch ein intensiver Austausch über Fragen<br />

der Musik und Komposition – für sie schrieb er auch Klaviermusik.<br />

„Am Hof“ (8)<br />

Wunderkind und Papstsegen<br />

Auf diesem Platz finden sich weitere Zeugnisse der <strong>Wiener</strong> Musik und Kulturgeschichte des 18.<br />

Jahrhunderts. Im barocken Palais Collal<strong>to</strong> (Am Hof 13) traten im Jahre 1762 der sechsjährige<br />

Mozart mit seiner Schwester N<strong>an</strong>nerl auf. Vor der alten Jesuitenkirche hielt 1782 Papst Pius VI.<br />

– Gegner der josephinischen Reformpolitik – seine Oster<strong>an</strong>sprache und hier bef<strong>an</strong>d sich seit<br />

dem 16. Jahrhundert das „Bürgerliche Zeughaus“ (heute Feuerwehrzentrale), dessen Fassade<br />

1732 neu gestaltet wurde.<br />

Judenplatz (9)<br />

Auf dem Weg zum Judenplatz, wo sich im Mittelalter das jüdische Ghet<strong>to</strong> bef<strong>an</strong>d, passieren wir<br />

das „Neuwall’sche Haus“ (Schulhof 4, erbaut um 1728), bemerkenswert durch seine barocke<br />

Fassade.<br />

Mit Haydn bei der Probe zu „Così f<strong>an</strong> tutte“<br />

Am Judenplatz hatte Mozart zweimal Quartier bezogen, 1783 (Judenplatz 3) und 1789 bis<br />

Herbst 1790. Im nicht mehr existierenden Haus am Judenplatz 4 komponierte Mozart seine<br />

Opera buffa „Così f<strong>an</strong> tutte“.<br />

Ende des Jahres 1789 besuchte Haydn Mozart in seiner damaligen Wohnung am Judenplatz,<br />

wo er zu einer Probe von „Così f<strong>an</strong> tutte“ eingeladen wurde – diese Opera buffa, die<br />

ursprünglich An<strong>to</strong>nio Salieri komponieren sollte, wurde am 26. Jänner 1790 am <strong>Wiener</strong><br />

Burgtheater uraufgeführt – knapp vier Wochen vor dem Tod Kaiser Joseph II./I.<br />

Mit „Così f<strong>an</strong> tutte“ haben Mozart und sein Textdichter einen der subtilsten Höhepunkte der<br />

opera buffa kreiert, deren Wert erst im 20. Jahrhundert wieder entdeckt wurde. „Così f<strong>an</strong> tutte“<br />

ist nicht nur eine Aufklärungsoper, sie ist auch eine Oper über die Aufklärung der Aufklärung.<br />

Zum Zeitpunkt der Entstehungsgeschichte der „Così f<strong>an</strong> tutte“ hatte Haydn fast sechs Jahre l<strong>an</strong>g<br />

keine Oper mehr komponiert, obwohl er alltäglich in den Reper<strong>to</strong>irebetrieb des fürstlichen<br />

Opernhauses von Esterháza eingebunden war. Seine letzte Oper steht zu diesem Zeitpunkt<br />

noch bevor: das für London geschriebene Dramma per musica „L’ <strong>an</strong>ima del filosofo ossia Orfeo<br />

ed Euridice“. Auch diese Oper ist ein Werk der Aufklärung.<br />

Böhmische Hofk<strong>an</strong>zlei<br />

Im heutigen Gebäude des Verwaltungs- und des Verfassungsgerichtshofs bef<strong>an</strong>d sich in der<br />

ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die „Böhmische Hofk<strong>an</strong>zlei“ (Judenplatz 11), errichtet nach<br />

den Plänen Joh<strong>an</strong>n Bernhard Fischer von Erlachs (1709 – 1714). Um die Mitte des Jahrhunderts<br />

wurde der Bau wesentlich erweitert und mit der Österreichischen Hofk<strong>an</strong>zlei vereint. Weitere

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