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Wiener HaydnWege: „How to Become an Expert“

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Michaelerplatz (3)<br />

Der Michaelerplatz war in vielfältiger Weise eine Bühne für Joseph Haydn: Sowohl Ort seiner<br />

frühen <strong>Wiener</strong> Jahre als Musikus ohne feste Anstellung als auch der Ort, wo er gegen Ende des<br />

18. Jahrhunderts als mittlerweile europaweit gefeierter Komponist die Ovationen der <strong>Wiener</strong><br />

Gesellschaft entgegennehmen konnte.<br />

Frühe Jahre im „Michaelerhaus“<br />

Im 1720 erbauten „großen Michaelerhaus“ neben der Michaelerkirche wohnte der junge Haydn<br />

in den 1750er Jahren in einer Dachkammer – zwischen seinem Rauswurf als Sängerknabe im<br />

<strong>Wiener</strong> Steph<strong>an</strong>sdom (um 1749) und seiner Anstellung als „Musikdirek<strong>to</strong>r“ beim Grafen Morzin<br />

(um 1757). Das war die Zeit seines „freien“ Musikertums, in der sich der junge Haydn mit<br />

unterschiedlichen Tätigkeiten seinen Lebensunterhalt verdienen musste: Musikdienste bei<br />

Messen und in T<strong>an</strong>zkapellen, kleine Kompositionsaufträge von adligen Geldgebern,<br />

Kompositionen theatralischer Musik für das Kärntner<strong>to</strong>rtheater, Musikunterricht. In dieser Zeit<br />

betrieb Haydn auch ein intensives Selbststudium der musikalischen Lehrbücher.<br />

Michaelerkirche<br />

Nach seiner Entlassung aus der Domkapelle spielte Haydn in der Michaelerkirche 1749<br />

als 17-Jähriger die Orgel.<br />

Stars der italienischen Musik- und Theaterkultur<br />

Im „Michaelerhaus“ begegnete Haydn 1751 dem ebenfalls dort wohnenden Pietro Metastasio,<br />

dem einflussreichsten Operntextdichter des 18. Jahrhunderts. Metastasio bekleidete seit Beginn<br />

der 1730er Jahre die Stelle des Hofdichters am Habsburgischen Hof. Für Kaiser Karl VI. hatte<br />

Metastasio zahlreiche Opernlibretti geschrieben. Später, als Hofkapellmeister der Fürsten<br />

Esterházy, ver<strong>to</strong>nte auch Joseph Haydn ein Libret<strong>to</strong> Metastasios: „L’isola disabitata“ (Die<br />

unbewohnte Insel), uraufgeführt 1779 auf Schloss Esterháza. Im „Michaelerhaus“ lernte Haydn<br />

weiters den berühmten neapolit<strong>an</strong>ischen Komponisten und Ges<strong>an</strong>gspädagogen Nicola Porpora<br />

kennen, in dessen Dienste er sich zeitweilig begab. Ebenfalls auf Vermittlung von Metastasio<br />

erhielt Haydn Gelegenheit, der späteren Komponistin und Pi<strong>an</strong>istin Mari<strong>an</strong>na Martinez<br />

Klavierunterricht zu geben.<br />

Die Zeit Joseph Haydns im „ großen Michaelerhaus“ fiel in eine Zeit grundlegender Neustrukturierung<br />

des Staates – mit Herausbildung einer neuen Verwaltung in den Habsburgischen<br />

Erbl<strong>an</strong>den, Zentralisierung wie Differenzierung der staatlichen Behörden, erste Ansätze einer<br />

Zensurreform, welche den Einfluss der Jesuiten auf den Universitäten sukzessive einschränkte,<br />

bis hin zur späteren Auflösung des Jesuitenordens. Die theoretischen wie praktischen Diskurse<br />

der Aufklärung wurden instrumentalisiert für die Entwicklung effektiverer staatlicher<br />

Administration. Auf kulturellem Gebiet verstärkte sich in den 1750er Jahren – auch Ausdruck<br />

politischer Annäherung <strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>kreich – die Orientierung <strong>an</strong> fr<strong>an</strong>zösischer Kultur. Diese<br />

dominiert das höfische Theater, wenn auch die Pflege der italienischen Oper nicht aufgegeben<br />

wurde. In den Opernreformen der 1760er Jahre, nicht nur derjenigen Glucks, war ein Versuch zu<br />

sehen, italienische und fr<strong>an</strong>zösische musiktheatralische Traditionen zusammenzuführen.<br />

Das alte Burgtheater: Vom Ballhaus zur Hofbühne<br />

Gegenüber der dem Michaelerplatz zugew<strong>an</strong>dten Seite des „Michaelerhauses“ bef<strong>an</strong>d sich zur<br />

Zeit Joseph Haydns das „Theater nächst der Burg“: jenes „alte“ Burgtheater, in welchem für die<br />

Operngeschichte so bedeutsame Werke wie „Orpheus und Eurydike“ von Chris<strong>to</strong>ph Willibald<br />

Gluck oder „Die Hochzeit des Figaro“ von Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart uraufgeführt wurden.<br />

Dieses Theater musste im Jahre 1888 dem Bau des Michaelertraktes der Hofburg weichen, der<br />

nach alten Plänen Joseph Em<strong>an</strong>uel Fischer von Erlachs errichtet wurde.<br />

Das Burgtheater entst<strong>an</strong>d durch den Umbau des damaligen „Ballhauses“, in welchem der Hof<br />

dem „Jeu de paume“, einem Vorläufer des Tennis, nachging. Es wurde im Jahre 1748 eröffnet.

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