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Wiener HaydnWege: „How to Become an Expert“

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Der habsburgische Vielvölkerstaat brauchte eben keine „Nationalhymne“ – eine Hymne konnte<br />

nur <strong>an</strong> den Kaiser als Funktionsträger der Macht gebunden sein. Zu seinem Geburtstag, den 12.<br />

Februar 1797, wurde die Hymne allerorts gesungen – der sichtlich zufriedene Fr<strong>an</strong>z II. bed<strong>an</strong>kte<br />

sich beim Komponisten mit einer Dose als Geschenk, welches sinnigerweise sein Abbild zeigte.<br />

Immer wieder mit abgeändertem Text wurde die „Kaiserhymne“ zur offiziellen Hymne erklärt –<br />

mit vielen Vari<strong>an</strong>ten, die allerdings nie realisiert wurden.<br />

Erwähnt sei die Fassung Grillparzers sowie die unter Fr<strong>an</strong>z Joseph I. approbierte Fassung „Gott<br />

erhalte, Gott beschütze / Unsern Kaiser unser L<strong>an</strong>d“ – übersetzt in die Sprachen des<br />

„Vielvölkerstaates“. Die kleine Adaptierung für Karl I. im Jahre 1918 hielt den Unterg<strong>an</strong>g der<br />

Monarchie auch nicht auf und kam dementsprechend nie in Umlauf. Haydns Musik wurde auch<br />

in der 1. Republik wieder aufgegriffen – und als Reminiszenz wurde sie in Wien „öffentlich“ nur<br />

noch 1989 aufgeführt, <strong>an</strong>lässlich der viel beachteten Begräbniszeremonien zu Ehren der<br />

„Kaiserin“ Zita.<br />

Eine beängstigende Karriere nahm die Hymne Haydns, als sie von deutschtümelnden Patrioten<br />

„auf die Fahnen geschrieben“ wurde. Zunächst noch parodierend schrieb 1841 Heinrich<br />

Hoffm<strong>an</strong>ns von Fallersleben sein „Gott erhalte den Tyr<strong>an</strong>nen, den Tyr<strong>an</strong>n Dionysos“, um noch<br />

im selben Jahr sein wirkungsgeschichtlich so folgenreiches „Deutschl<strong>an</strong>d, Deutschl<strong>an</strong>d über<br />

alles“ zu schreiben. Dieser Text mutierte 1922 zur „Deutschen Nationalhymne“, <strong>an</strong> die das<br />

Regime der Nazis <strong>an</strong>geknüpfte und den Popularitätswert der Melodie für ihre Zwecke<br />

missbraucht hat. Nach dem 2. Weltkrieg zeitweise verpönt, wurde die unverwüstliche Melodie,<br />

diesmal ohne formale Beschlüsse, als BRD-Hymne weiter strapaziert. Erst 1990 wurde im<br />

wiedervereinigten Deutschl<strong>an</strong>d die dritte Strophe des früheren Deutschl<strong>an</strong>dliedes offiziell zur<br />

Nationalhymne erklärt.<br />

Haydns Ora<strong>to</strong>rium „Die Schöpfung“<br />

Im ehemaligen Palais Schwarzenberg (Neuer Markt 8) wurden Haydns deutsche Ora<strong>to</strong>rien „Die<br />

Schöpfung“ (1798) und „Die Jahreszeiten“(1801) uraufgeführt. Der Auftrag zur Komposition<br />

dieser Werke ging auf adlige Musikkenner aus dem Kreis um Gottfried v<strong>an</strong> Swieten (die<br />

sogen<strong>an</strong>nten „Assoziierten Cavaliere“) zurück.<br />

Mit dem deutschen Ora<strong>to</strong>rium „Die Schöpfung“ schuf Joseph Haydn – unter Eindruck seiner<br />

Händel-Erfahrungen in London – einen neuen Typ des Ora<strong>to</strong>riums. Von der Ursprungsform<br />

einer Andacht, im Kirchenraum des „Ora<strong>to</strong>riums“ gesungen, wurde das Ora<strong>to</strong>rium bis zu Haydn<br />

hin in eine zunehmend verweltlichende Form überführt. Die „Schöpfung“ wurde im<br />

Sp<strong>an</strong>nungsfeld der noch nachwirkenden josephinischen Aufklärung und konsequenten<br />

Restauration unter Kaiser Fr<strong>an</strong>z II./I. geschrieben.<br />

Gezielt und mit eigenen Mitteln betrieb Haydn den Druck der Partitur, die sich rasch über Europa<br />

verbreitete. Die „Schöpfung“ zählte zu den meist beachteten Werken Haydns im 19.<br />

Jahrhundert.<br />

<strong>Wiener</strong> Moderne um 1800<br />

Unter geänderten politischen Bedingungen f<strong>an</strong>d der auf Reduktion bedachte Stil des<br />

Josephinismus Fortsetzung in der Zeit Kaiser Fr<strong>an</strong>z II./I. Dazu zählte der eigentümliche <strong>Wiener</strong><br />

Klassizismus eines Joseph Kornhäusl genauso wie die unvergleichliche Schlichtheit des „<strong>Wiener</strong><br />

Silbers“ dieser Zeit oder jene äußerst modern <strong>an</strong>mutenden Möbel eines Joseph D<strong>an</strong>hauser.<br />

Vor der weltweit beachteten <strong>Wiener</strong> Moderne des „Fin de Siècle“ um 1900 gilt es eine<br />

verblüffende <strong>Wiener</strong> Moderne um 1800 zu entdecken, <strong>an</strong> welche auch Ot<strong>to</strong> Wagner, Adolf Loos<br />

oder die Secessionisten <strong>an</strong>schließen konnten.

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