o_195onl4mse8q1rfc16lr12801c8da.pdf

24
Am 11. Juni – kaum 14 Tage später –
wird wieder Hoffnung geweckt:
In Ulflingen, wo die Musikgesellschaft
leider beinahe eingegangen, macht
man Anstrengungen, um wieder
aufzuhelfen, und das ist recht, denn bei
der Fronleichnamsprozession wurde
die Musik schmerzlich vermisst. Letzte
Woche fand eine Generalversammlung
statt, welche es einem provisorischen
Comite anheimstellte, die Sache
wieder in Fluss zu bringen.
Die Kinderkrankheiten scheinen
noch nicht geheilt zu sein: 1899
ist wieder Dirigentendemission, und
der Zeitungskorrespondent schreibt:
Es wird doch wohl nicht Zwietracht
in die „Einigkeit“ ihren bösen Geist
pflanzen wollen.
Aber trotz aller Anfangsschwierigkeiten
waren die Ulflinger Musikanten damals
schon Wandervögel! Seit Gründung und
bis zum ersten Weltkrieg konzertierten
sie im Inland – in Fels, Wiltz, Clerf,
Ettelbruck, Diekirch, Vianden, Echternach
und im Ausland (Belgien) – in
St. Vith, Gouvy, Vielsalm, Spa, Liège,
Bruxelles, Antwerpen, Ostende.
Interessant mutet diese Notiz aus der
Ardennerzeitung anno dazumal an:
(08.05.1893)
Die hiesige Musikgesellschaft wird am
nächsten Sonntag, den 14. des Mts. der
Stadt Wiltz einen Besuch abstatten. Den
dortigen Musikgesellschaften und dem
Gesangvereine „Ardenner Sänger“ sind
entsprechende Mitteilungen gemacht
worden. Die Abreise von hier erfolgt
des Morgens mit dem Zuge von 10
Uhr. Von Wilwerwiltz aus geht es auf
Schusters Rappen über Erpeldingen
durch Niederwiltz nach dem Hotel
Thilges in Wiltz, wo das Mittagsmahl
eingenommen wird. Conzerte mit
abwechselndem Programm finden in
Wiltz und Niederwiltz statt und zwar
in Wiltz um 3, in Niederwiltz um 6 Uhr.
Gegen 8 marschiert die Gesellschaft
von dort ab, um in Wilwerwiltz den
letzten nach hier gehenden Zug zu
benutzen.
So ändern die Zeiten und heute trauert
niemand mehr der „guten alten Zeit“
nach! – obschon die Musikanten sich
damals mehr als wahrscheinlich alle
gut amüsierten.
Von den Schwierigkeiten und Zerwürfnissen
in der Gesellschaft vor dem
ersten Weltkrieg sind keine Einzelheiten
bekannt. Überliefert ist nur, dass es zu
einer Spaltung in der Gesellschaft kam,
und dann gleich zwei Musikvereine in
der Ortschaft aktiv waren, und beide
hießen „Einigkeit“! Das war eigentlich
ein Widerspruch in sich, denn von
Einigkeit konnte nun wirklich nicht mehr
die Rede sein! Die neue „Einigkeit“,
bekannter unter dem Namen: „Wëll
Musik“, leistete sich selbstverständlich
auch eine neue Fahne, schöner,