Hamburger Morgenpost Ausgabe vom 04.11.2014 (Vorschau)
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22 KULTUR Dienstag, 4.November 2014<br />
Das Werk eines jungen Wilden<br />
Hamburgs Museums-Chefs haben mit<br />
Kunstwerken vonunschätzbarem Wert<br />
zu tun. Siesind oftverantwortlich für<br />
Hunderte Ausstellungsstücke. Unddoch<br />
haben auch sieihreganz besonderen<br />
Lieblinge. In der neuen MOPO-Serieverratensie<br />
jetzt,welche Schätzeihnen<br />
besondersamHerzen liegen. Heute<br />
schwärmt KarstenMüller (47), Direktor<br />
des Ernst-Barlach-Hauses im Jenischpark,<br />
für Wilhelm MorgnersGemälde „Steinhauer“<br />
von1911.<br />
„Mein aktuelles Lieblingsbild<br />
ist kein liebliches Bild:<br />
Prägnante Formen, kraftvolle<br />
Farben und –bei fast zwei<br />
Metern Breite–ein entschiedener<br />
Hang zum Monumentalen<br />
kennzeichnen den<br />
,Steinhauer‘ von Wilhelm<br />
Morgner.<br />
1911 ist das Bild entstanden.<br />
Das plakative und so<br />
frisch wirkende Gemälde,<br />
das an Comics oder auch an<br />
Werke des Graffiti-Künstlers<br />
Keith Haring erinnert,<br />
ist also schon mehr als 100<br />
Jahre alt. Geschaffenwurde<br />
es von einem<br />
20-Jährigen,<br />
der in der deutschen<br />
Kunstszene als bemerkenswerter<br />
Newcomer gehandelt<br />
wurde und an wichtigen<br />
Ausstellungen beteiligt war<br />
–zum Beispiel 1912 mit seinen<br />
Künstlerfreunden Franz<br />
Marc (1880-1916) und Wassily<br />
Kandinsky<br />
(1866-1944).<br />
Wilhelm<br />
Morgner<br />
blieb nur wenig Zeit: 1914<br />
wurde erals Soldat andie<br />
Fronten des Ersten Weltkriegs<br />
geschickt, im August<br />
Der Maler starb im<br />
Krieg–mit 26 Jahren.<br />
1917 fiel er in Flandern –mit<br />
gerade einmal 26 Jahren. Seine<br />
Kunst ist das erstaunliche<br />
Werk eines jungen Wilden:<br />
energiegeladen, kompromisslos<br />
und experimentell.<br />
Wir zeigen Wilhelm<br />
MorgnersGemälde nun erstmals<br />
in Hamburg –noch bis<br />
zum 1. Februar 2015 im Ernst-<br />
Barlach-Haus im Jenischpark.“<br />
Fotos: Andreas Weiss, Thomas Drebusch<br />
Karsten Müller (47), Direktor<br />
des Ernst-Barlach-Hauses