Magazin - Ausgabe 47 - Frühjahr/Sommer 2013
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16 Strategie<br />
Strategie 17<br />
Mut zum Machen<br />
Entscheidung für<br />
eigene Fertigung<br />
und Entwicklung<br />
Es gibt Entscheidungen, deren Tiefe man in dem Moment, in dem<br />
man sie trifft, noch gar nicht ermessen kann. Bei GOLDBECK war es<br />
die Entscheidung für einen Anschlusswinkel. Er war das erste selbst<br />
in Serie hergestellte Bauteil im Unternehmen. Gemeinsam mit Uwe<br />
Kamann, Geschäftsführer Technik der GOLDBECK GmbH, erläutert<br />
Unternehmensgründer Ortwin Goldbeck die Idee, die – bis heute –<br />
den Unterschied ausmacht.<br />
Warum entschied sich GOLDBECK für die eigene<br />
Projekte, sich ändernde Kundenanforderungen, neue Normen<br />
Entwicklung und Fertigung von Bauteilen im System?<br />
Ortwin Goldbeck: GOLDBECK ist von jeher ein produzierendes<br />
Unternehmen. Die Unternehmenswurzeln liegen im Stahlbau:<br />
1969 sind wir mit Hallenkonstruktionen aus Stahl gestartet.<br />
Der Schlüsselmoment aber war unsere Neuausrichtung zum<br />
schlüsselfertigen Bauen in den achtziger Jahren. Basis war die<br />
Erkenntnis, dass wir eine zuverlässige, gleich bleibende Qualität<br />
unserer Bauteile wirtschaftlich nur unter den Bedingungen einer<br />
industriellen Serienproduktion erreichen können.<br />
Welche Konsequenzen hatte diese Entscheidung?<br />
und Vorschriften einfließen lassen. Unsere Systeme lernen!<br />
Ortwin Goldbeck: Hinter jedem einzelnen Systembauteil steht eine<br />
komplexe Entwicklungsgeschichte und eine enorme Ingenieurkompetenz,<br />
mit allem, was dazu gehört – tüfteln, forschen, testen<br />
und systematisieren. Die damals ungeheuer weitreichende Entscheidung<br />
für die enormen In vestitionen in unsere Fertigungsstandorte<br />
– inzwischen sind es sechs – hat sich gelohnt. Das zeigt<br />
sich zum Beispiel daran, dass wir mit unserem am weitesten systematisierten<br />
Produkt, dem Parkhaus, in Deutschland Marktführer<br />
sind. An ihm zeigen sich die Vorteile der seriellen, industriellen<br />
Fertigung besonders deutlich: durch garantierte Qualität, durch<br />
BETON<br />
❚ 120.000 m³/a max.<br />
von Vrdy, Tschechien<br />
❚ 50.000 m³/a max.<br />
von Hamm<br />
❚ 30.000 m³/a max.<br />
von Tovačov, Tschechien<br />
❚ 10.000 m³/a max.<br />
von Ulm<br />
210.000 m³/a<br />
max. Summe<br />
STAHL<br />
❚ 32.500 to/a max. Stahl -<br />
konstruktionen von Bielefeld<br />
❚ 22.500 to/a max. Stahlkonstruktionen<br />
von Treuen<br />
❚ 8.000 to/a max. Feinblechteile<br />
von Treuen und Bielefeld<br />
❚ 7.000 to/a max. notwendige<br />
Zulieferungen für die Eigenproduktion<br />
Bielefeld und Treuen<br />
70.000 to/a max. Summe<br />
Ortwin Goldbeck: Sie war der Startschuss für einen ungeheuer kom-<br />
Wirtschaftlichkeit, durch Kosteneffekte und Terminvorteile. Durch<br />
plexen Prozess. Es ging nun darum, projektübergreifende Systeme<br />
die Möglichkeiten unserer Eigenfertigung ist es uns – übrigens als<br />
und Baugruppen zu erarbeiten, und es ging auch darum, nach<br />
einzigem Anbieter in Deutschland – gelungen, beschichtungsfreie<br />
und nach einen eigenen Produktionsapparat für diese Bauteile<br />
Deckenplatten zu entwickeln. Und: Über 1.200 Arbeitsplätze<br />
aufzubauen. Ein gutes Beispiel dafür sind unsere Betonstützen,<br />
konnten wir durch eigene Werke schaffen!<br />
die wir weitgehend projektübergreifend einsetzen.<br />
Uwe Kamann: Wir produzieren diese Stützen sozusagen „vom<br />
Hohe Investitionen gehen immer mit Risiken einher.<br />
Fließband“, teilweise auch unabhängig von konkreten Aufträgen.<br />
Könnten externe Partner nicht ebenso gut zuarbeiten?<br />
Damit lasten wir unsere Anlagen gleichmäßig aus und können<br />
Uwe Kamann: Wir fertigen nicht zu hundert Prozent alle Bauteile<br />
Spitzen abfangen. Natürlich wollen wir nicht zu viel Kapital in<br />
selbst. Es geht uns aber darum, unser spezifisches Know-how für<br />
Lagerhaltung binden. Die Steuerung der Werke in einem mittel-<br />
die wesentlichen Elemente einzusetzen. Unsere Produktions-<br />
fristigen Zyklus erfordert deshalb viel Fingerspitzengefühl und<br />
anlagen sind perfekt auf unsere Bauelemente abgestimmt. Und<br />
eine gute Marktkenntnis.<br />
das nicht nur für einen kurzen Produktionszyklus, nach dessen<br />
Ablauf wieder anderes hergestellt wird, sondern langfristig. Wir<br />
Wo liegen die Vorteile der Eigenfertigung?<br />
denken nicht in Quartalen.<br />
Uwe Kamann: Nur durch die eigene Fertigung haben wir die<br />
Ortwin Goldbeck: Und das ist typisch für Familienunternehmen. Unser<br />
Möglichkeit, Materialien, Prozesse und Systeme selbst zu testen<br />
Ansatz „Alles aus einer Hand“ gilt bis zur späteren Betreuung<br />
und weiterzuentwickeln. Da muss nicht erst umständlich mit<br />
und Bewirtschaftung. Und auch dabei kommt uns zugute, dass<br />
externen Produzenten abgestimmt werden, sondern das funk-<br />
wir unsere Gebäude bis ins letzte Detail kennen. Zum Beispiel bei<br />
tioniert auf kleinem Wege, zielgerichtet, flexibel und kurz<br />
der Prognose von Energiemengen. ❚<br />
fristig. Wir können Erkenntnisse und Erfahrungen ausgeführter<br />
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