Magazin - Ausgabe 47 - Frühjahr/Sommer 2013
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30 Themen & Trends<br />
Themen & Trends 31<br />
Der Staat als Mäzen<br />
Der Bund hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Teil der<br />
Baukosten öffentlicher Bauten für Kunstwerke zu verwenden.<br />
Ein Mehrwert für die Gebäude und den Stadtraum.<br />
Wer sagt eigentlich, dass Kunst immer einen hölzernen Rahmen<br />
internationale Luft- und Raumfahrt Messe „ILA<br />
und eine Museumhalle braucht? Im öffentlichen Raum ist sie<br />
Berlin Airshow“ genutzt. Während die Kunst von<br />
allgemein zugänglich und dauerhaft präsent – Kunst am Bau<br />
Goldbeck darin bestand, das Großprojekt in der<br />
macht‘s möglich. Unter „Kunst am Bau“ wird die Verpflichtung<br />
insbesondere des Staates als Bauherrn verstanden, einen gewissen<br />
Anteil der Baukosten öffentlicher Bauten für Kunstwerke<br />
kalten Jahreszeit in nur sechs<br />
Monaten fertig zu stellen, malt<br />
zurzeit ein heimischer Künstler<br />
Öffentlicher<br />
Raum gibt Raum<br />
zu verwenden. Auch manche private Bauherren fühlen sich der<br />
Kunst am Bau verpflichtet und realisieren entsprechende Pro-<br />
ein 1.350 Quadratmeter großes<br />
Bild mit Selchower Motiven an<br />
für Kunst<br />
jekte – zum Beispiel die Norddeutsche Landesbank mit ihrem<br />
die Nordwand der Messehalle A. Der 60-jährige<br />
Verwaltungsbau in Hannover. Das Gebäude mit einem Turm<br />
Maler aus Waltersdorf geht in seinem Entwurf<br />
aus gegeneinander verdrehten und verschobenen Blöcken des<br />
auch auf die Wünsche des Selchower Ortsbei-<br />
Architekturbüros Behnisch, Behnisch & Partner erhielt 2002 den<br />
rates ein.<br />
niedersächsischen Staatspreis für Architektur.<br />
„Der Untergrund ist das ganz normal beschichtete<br />
Mit Kunst am Bau soll ein kultureller Mehrwert geschaffen<br />
Fassadenblech“, so Rekow. Der Maler Wolfgang<br />
werden. Zugleich dient diese Maßnahme der finanziellen Unter<br />
Reineck dokumentiert auf der 150 mal neun Meter<br />
stützung der Kunst und Kultur, sprich: der Künstler. So wird<br />
großen Fläche die Selchower Dorfgeschichte.<br />
das staatliche Mäzenatentum früherer Jahrhunderte fortgeführt.<br />
Eingerahmt von der Brandenburger und Berliner<br />
Die Tradition von „Kunst am Bau“ reicht bis in die Weimarer<br />
Fahne werden unter anderem das alte Gutshaus,<br />
Republik zurück. Seither sind im Auftrag des Bundes zahlreiche<br />
die Kirche, Mohnfeld und der schon vor Jahren<br />
herausragende Werke entstanden – eine einzigartige Sammlung<br />
abgerissene Bahnhof gezeigt. „Der alte Bahnhof<br />
zeitgenössischer Kunst. So besitzt Hamburg über achttausend<br />
war einmal das Selchower Tor zur weiten Welt.<br />
Kunstwerke und Denkmale im Stadtraum, Frankfurt am Main<br />
Heute ist es der neue Hauptstadtflughafen BER“,<br />
mehr als siebenhundert, Oldenburg immerhin dreihundert. Von<br />
sagt Reineck. ❚<br />
ihnen sind schätzungsweise mehr als die Hälfte der „Kunst am<br />
Bau“ zu verdanken.<br />
Manchmal wird die Kunst sogar zur Marke – wie die Plastik „Large<br />
Two Forms“ von Henry Moore vor dem Bonner Bundeskanzleramt.<br />
Der Selchower Künstler<br />
Wolfgang Reineck vor einem<br />
Ausschnitt seines Werks am<br />
Berlin ExpoCenter Airport.<br />
Messe Berlin GmbH<br />
Bundeskanzler Helmut Schmidt ließ 1979 den Vorplatz des neuen<br />
Erweiterungsgebäudes für das Bundeskanzleramt umgestalten<br />
und die Bronzeplastik des britischen Künstlers aufstellen. Auch<br />
wenn Schmidt und Moore eine politische Deutung ablehnten,<br />
wurde die abstrakte Form zweier sich ineinander schmiegender<br />
organischer Elemente vielfach als Metapher für den modernen<br />
Sozialstaat verstanden.<br />
Für Dietmar Rekow, Verkaufsingenieur der Goldbeck Niederlassung<br />
Berlin-Brandenburg, ist ein „Kunst am Bau“-Projekt<br />
der neue Messestandort in Selchow bei Berlin. Die drei Hallen,<br />
22.500 Quadratmeter in direkter Nachbarschaft zum neuen<br />
Hauptstadtflughafen, wurden im September 2012 erstmals für die<br />
Kunst am Bau<br />
Die Beteiligung von Kunst am Bau wurde bereits 1950 vom<br />
Deutschen Bundestag, festgelegt. Die Richtlinien für die<br />
Durchführung von Bauaufgaben des Bundes (RBBau) werden<br />
durch die 2005 vom Bundesministerium für Verkehr,<br />
Bau- und Wohnungswesen herausgegebene Ausführungsbestimmung,<br />
den Leitfaden Kunst am Bau, ergänzt und<br />
konkretisiert. Kunst am Bau muss bestimmten Kriterien<br />
genügen: Erwartet wird ein eigenständiger künstlerischer<br />
Beitrag zur Bauaufgabe, der einen Bezug zur Architektur<br />
oder zur Funktion des Bauwerks herstellt und durch künstlerische<br />
Qualität und Aussagekraft beeindruckt. Bei großen<br />
Baumaßnahmen werden 0,5 %, bei kleineren bis zu 1,5 %<br />
der Bauwerkskosten für Kunst am Bau eingesetzt.<br />
GOLDBECK <strong>47</strong> | <strong>2013</strong> GOLDBECK <strong>47</strong> | <strong>2013</strong>