FLUG REVUE 12/2014
Topgun: Eliteschule der US Navy, Ebola-Epedemie: Airlines sorgen sich um Hygiene an Bord, Bundeswehr: schwere Mängel in der Ausrüstung, großes Extra: Raumfahrt
Topgun: Eliteschule der US Navy, Ebola-Epedemie: Airlines sorgen sich um Hygiene an Bord, Bundeswehr: schwere Mängel in der Ausrüstung, großes Extra: Raumfahrt
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<strong>12</strong> <strong>2014</strong><br />
Deutschland € 4,90 www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Das Luft- und Raumfahrt-Magazin<br />
EXTRA<br />
HELM-DISPLAYS<br />
Hightech für die<br />
Piloten von morgen<br />
Raumfahrt<br />
BUNDESWEHR<br />
Schwere Mängel in<br />
der Ausrüstung<br />
EBOLA-EPIDEMIE<br />
Airlines sorgen<br />
sich um Hygiene<br />
an Bord<br />
Eliteschule der US Navy<br />
TOPGUN<br />
SIKORSKY S-97<br />
Raider: Mit über 400 km/h<br />
ins Gefecht<br />
CSERIES FLIEGT WIEDER<br />
Aufholjagd bei den Tests<br />
Österreich € 5,60, Schweiz sfr 10<br />
Benelux € 5,80, Italien € 6,40<br />
Finnland € 7,40<br />
JETBLUE AIRWAYS<br />
Billigcarrier mit Komfort-Angebot
Dezember<br />
Kurs<br />
Fluggeräte im Heft<br />
Dienst am<br />
Kunden<br />
8 Airbus A350-900<br />
32 Airbus ACJ 330<br />
38 Bell Boeing V-22 Osprey<br />
32 Bombardier Challenger 650<br />
30 Bombardier CSeries<br />
CS 100/300<br />
32 Dassault Aviation Falcon 8X<br />
80 General Dynamics F-111<br />
Aardvark<br />
32 Gulfstream G500/G600<br />
88 Hawker Hurricane Mk XII<br />
44 Lockheed Martin<br />
F-22 Raptor<br />
48 Sikorsky S-97 Raider<br />
14 Sikorsky SKYe SH09<br />
Foto: Dassault Aviation, U. Thomalla<br />
Service verkauft Flugzeuge. Nach<br />
dieser Erkenntnis hat der Business-Jet-Hersteller<br />
Gulfstream<br />
Aerospace immer gehandelt und in seinen eigenen<br />
Werften nicht nur die Flugzeuge der eigenen Marke<br />
gewartet, sondern auch Fremdflugzeuge. Die<br />
Anstrengungen im technischen und operationellen<br />
Dienstleistungssektor nehmen bei den Herstellern<br />
jetzt global zu. Dassault Aviation bietet<br />
nun beispielsweise ein Pilot Operational Support<br />
Team an, das Kunden-Piloten beim Umstieg auf<br />
einen Falcon-Jet unterstützt.<br />
Service ist ein entscheidender Faktor bei<br />
der Kundenbindung. Ist der Käufer mit dem<br />
Produkt und den Dienstleistungen zufrieden, so<br />
wird er wiederkommen, wenn er ein neues Flugzeug<br />
oder eine Dienstleistung benötigt. Diese<br />
Weisheit gilt in allen Bereichen, nicht nur in der<br />
Business Aviation. Marketing und Kundenbindung<br />
sind langfristige Aspekte im Service-Geschäft.<br />
Bereits kurz- und mittelfristig interessant<br />
sind die geschäftlichen Gelegenheiten, die sich<br />
durch das Wartungs- und Dienstleistungsgeschäft<br />
in der Luftfahrt ergeben. Mit gutem Kundenservice<br />
und zuverlässiger Maintenance lässt sich<br />
auch gutes Geld verdienen. Dies haben viele<br />
Flugzeug- und Hubschrauberhersteller erkannt<br />
und bieten verstärkt mit eigenen Kapazitäten Service<br />
jeder Art an. Die weltweite Flugzeugflotte ist<br />
so groß geworden, dass trotz größerer technischer<br />
Zuverlässigkeit der Flugzeuge der Maintenanceund<br />
Service-Markt ein wachsender Markt mit guten<br />
Perspektiven ist. Um in diesem Markt mitmischen<br />
zu können, benötigt man allerdings entsprechend<br />
qualifiziertes Personal. Wer nicht bereit ist,<br />
in die Aus- und Fortbildung seiner Mitarbeiter zu<br />
investieren, wird auch in diesem attraktiven<br />
Markt Geschäftsgelegenheiten verpassen und<br />
langfristig das Nachsehen haben.<br />
Volker K. Thomalla<br />
Chefredakteur<br />
Zahl<br />
des<br />
Monats2200<br />
Grundschulen haben im Rahmen der BDLI-Nachwuchsinitiative „juri“<br />
in diesem Jahr das Lernkartenspiel „Mission erfüllt“ erhalten. Das sind<br />
800 mehr als im Vorjahr.<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 3
32<br />
Zur NBAA stellte Gulfstream gleich<br />
zwei neue Langstrecken-Geschäftsreisejets<br />
vor, die G500 und die G600.<br />
<strong>12</strong>/<strong>2014</strong><br />
INHALT<br />
TAKE-OFF<br />
16 Topgun in Fallon<br />
In Nevada hat die US Navy ihr größtes<br />
Trainingszentrum aufgebaut. Hier werden<br />
nicht nur Top-Piloten geformt, sondern<br />
auch komplette Carrier Wings trainiert<br />
ZIVILLUFTFAHRT<br />
24 jetBlue Airways<br />
Die in New York beheimatete Fluggesellschaft<br />
hat ihre Nische zwischen<br />
Netzwerk- und Billigcarrier gefunden<br />
30 Bombardier CSeries<br />
Nach der Zwangspause in der Flugerprobung<br />
der CS100 laufen die Tests<br />
des neuen Jets auf Hochtouren<br />
BUSINESS AVIATION<br />
32 NBAA in Orlando<br />
Neue Flugzeugmuster standen im<br />
Mittelpunkt der globalen Leitmesse<br />
der Business Aviation<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
38 Bell Boeing V-22 Osprey<br />
Das Kipprotormuster steht inzwischen<br />
bei zahlreichen Staffeln im Dienst und ist<br />
weltweit im Einsatz<br />
44 Lockheed Martin F-22<br />
Nach langer Zurückhaltung hat die US<br />
Air Force ihren Topfighter über Syrien zum<br />
ersten Mal in den Einsatz geschickt<br />
46<br />
38<br />
Bundeswehr-Beschaffungsprogramme<br />
wie die A400M stehen in der Kritik.<br />
Die MV-22 Osprey fliegt auch von den<br />
Hubschrauberträgern der US Navy aus.<br />
4 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
46 Bundeswehr in der Kritik<br />
Mängel bei der Ausrüstung und Probleme<br />
bei Beschaffungsprogrammen<br />
48 Sikorsky S-97 Raider<br />
Hohe Geschwindigkeiten sollen die Raider<br />
für das US-Militär attraktiv machen<br />
50 Freundeskreis Luftwaffe<br />
Letzter Tornado in Erding<br />
TECHNIK<br />
56 Helmdisplays<br />
Mit der dritten Helmgeneration sollen die<br />
Probleme bei der F-35 gelöst werden<br />
60 Neue Triebwerke<br />
Pratt & Whitney Canada PW814GA vorgestellt/Erstflug<br />
des LEAP-Antriebs von CFM<br />
HISTORIE<br />
80 General Dynamics F-111<br />
Das erste Serienflugzeug der Welt mit<br />
Schwenkflügeln<br />
56<br />
Mit dem Striker II entwickelt<br />
BAE Systems ein neues Helmdisplay<br />
der Topklasse.<br />
www.flugrevue.de<br />
Vor 50 Jahren startete die erste General<br />
80 Dynamics F-111 zu ihrem Jungfernflug.<br />
UNSERE TITELTHEMEN finden Sie hier<br />
65<br />
46<br />
62<br />
24<br />
56<br />
16<br />
48<br />
30<br />
EXTRA<br />
RAUMFAHRT<br />
66 Große Hoffnung Angara<br />
Viele Jahre lag die neue Trägerfamilie<br />
wegen finanzieller Probleme auf Eis.<br />
Jetzt soll sie endlich realisiert werden<br />
70 MAVEN beginnt mit der Arbeit<br />
Die neue Marssonde der NASA soll<br />
herausfinden, warum die Atmosphäre<br />
des Planeten immer dünner wird<br />
74 Beim letzten Start dabei<br />
Sylvia Kuck vom Hessischen Rundfunk<br />
schildert ihre Eindrücke vom Start des<br />
ATV 5 in Kourou<br />
78 Raumfahrt-Nachrichten<br />
Das Wichtigste auf einen Blick, das<br />
Aktuellste im Internet<br />
Fotos: General Dynamics, NASA, USMC, Airbus, BAE Systems, Gulfstream Aerospace<br />
Titelfotos: Ted Carlson, Bombardier, Airbus, Sikorsky, NASA<br />
RUBRIKEN<br />
3 Kurs im Dezember<br />
6 Leserforum<br />
8 News<br />
36 AIRSpot<br />
62 Berufe in der Luftfahrt<br />
Manager Cabin Quality – bei Condor<br />
achtet Cornelia Schmeing auf Sauberkeit<br />
84 Kalender<br />
Die schönsten Angebote für Flugzeugfans<br />
86 Service<br />
Modelle, Leserreisen, Impressum<br />
88 Nachbrenner<br />
Restaurierte Hawker Hurricane Mk XII<br />
fliegt in finnischen Farben<br />
90 Vorschau<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 5
Leserforum<br />
redaktion@flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>, Ubierstraße 83, 53173 Bonn<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Schon seit mehreren Jahren bin ich (14) sehr<br />
an der internationalen Luftfahrt interessiert.<br />
Vor kurzem bin ich auf die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
gestoßen! Sofort war ich begeistert von den<br />
schön bebilderten und detailliert geschriebenen<br />
Berichten! Jeden Monat freue ich mich<br />
aufs Neue, zum Kiosk zu gehen und die <strong>FLUG</strong><br />
<strong>REVUE</strong> wieder zu kaufen. Großes Lob! Macht<br />
weiter so!<br />
Marius Gobrecht, 22549 Hamburg<br />
Foto: KLM<br />
•<br />
AUSGABE 10/<strong>2014</strong><br />
zu Leserbrief: „Nordkorea<br />
ist dafür viel zu stark überwacht“<br />
von Daniel Covet<br />
Ich nehme an, dass dem Herrn Covet leider<br />
nicht bekannt ist, dass der Pazifik genau so<br />
gut wie das Gebiet über der DVRK (allgemein<br />
als Nordkorea bezeichnet) von US-Aufklärungssatelliten<br />
wegen der jetzigen Aktivitäten<br />
der Marinen der Volksrepublik China<br />
und der Indischen Union, die beide die<br />
Vormachtstellung der Vereinigten Staaten<br />
von Amerika künftig erheblich gefährden<br />
können, überwacht wird. Besonders die Insel<br />
Diego Garcia ist eine der Überwachungsbastionen.<br />
Wenn dabei nichts vom Verschwinden<br />
des Fluges MH 370 festgestellt werden<br />
konnte, so war damals auch nichts über dem<br />
DVRK-Territorium festzustellen, denn die<br />
US-Satelliten überwachen überlappend beide<br />
Gebiete aus den genannten Gründen.<br />
Möglich sind aber gezielte elektronische<br />
Störungen seitens der DVRK, denn diese hat<br />
auf dem Elektronik-Sektor, unter anderem<br />
durch gezielte Spionage in westlichen<br />
Führungsstaaten, wesentliche Erfolge erzielt.<br />
Ulrich Bergemann, 64859 Eppertshausen<br />
•<br />
AUSGABE 09/<strong>2014</strong><br />
zu Leserbrief: „Befremdliche<br />
Position gegenüber Russland“<br />
von Roland Tröger<br />
Der Leserbrief von Herrn Tröger kann nicht<br />
unwidersprochen bleiben. Was dieser Herr da<br />
zu Papier gebracht hat, ist der pure Blödsinn.<br />
Ob es Herrn Tröger passt oder nicht: Russland<br />
ist der Aggressor. Dass Deutschland, die EU<br />
und die NATO Russland provoziert haben, ist<br />
AUSGABE 11/<strong>2014</strong><br />
Zivilluftfahrt: KLM im Umbruch<br />
Der Artikel endet mit den Worten „eine<br />
Strategie, die aufzugehen scheint“. Nun,<br />
der Meinung bin ich ganz und gar nicht.<br />
Der Air France/KLM-Konzern fliegt schon<br />
seit 2009 ununterbrochen höhere<br />
Nachsteuer-Verluste ein, die sich bis zum<br />
Geschäftsjahr 2013 bereits auf fast € 6<br />
Milliarden (!) summierten. Und angesichts<br />
der kürzlich abgehaltenen Pilotenstreiks<br />
wird auch das Geschäftsjahr <strong>2014</strong> wieder<br />
ausgesprochener Nonsens. Herr Tröger sollte<br />
sich einmal fragen, warum alle Satellitenstaaten<br />
des ehemaligen Warschauer Paktes<br />
ihrem „Bruderland“ Russland den Rücken<br />
gekehrt haben. Ich selbst habe die Verwüstungen<br />
gesehen, die Putins Horden in<br />
Georgien angerichtet haben, und kann alle<br />
Völker verstehen, die weg wollen.<br />
Markus Luck, 66386 Sankt Ingbert<br />
•<br />
Bei Herrn Tröger war von „Hetzern“ und<br />
einem „profaschistischen Putsch“ (?!) in der<br />
Ukraine und von Provokationen der NATO<br />
die Rede. Irgendwie stellt sich mir ein anderes<br />
Bild: Russland hat erwiesener Maßen<br />
aggressiv militärisch die Grenzen in Europa<br />
neu gezogen. Allein bei der Bezeichnung der<br />
Baltenstaaten durch den Autoren als<br />
„ehemalige sowjetische Ostseerepubliken“<br />
frage ich mich, wer hier den kalten Krieg<br />
herbeiredet. Kein Europäer will einen Krieg.<br />
Ob in der NATO oder nicht. Aber wir müssen<br />
dem Aggressor und Nationalisten Putin klar<br />
schlecht verlaufen. Das Eigenkapital,<br />
2008 noch bei rd. € 10,6 Mrd., stand<br />
Ende 2013 bei gerade noch € 2,3 Mrd. –<br />
gleichzeitig steigen die Schulden.<br />
Und wie immer in solchen Fällen versucht<br />
man nun auch bei AF/KLM, den Hebel<br />
dort anzusetzen, wo es der Fluggast am<br />
schnellsten merkt: beim Personal.<br />
Erfolg sieht wahrlich anders aus!<br />
Martin Mahle, 86356 Neusäß<br />
vermitteln: Bis hier her und nicht weiter!<br />
Sofern den Europäern unser demokratisches,<br />
aufgeklärtes liberales, pazifistisches Weltbild<br />
überhaupt noch etwas wert ist.<br />
Stefan Wichmann, 99834 Gerstungen<br />
•<br />
Ihrer Aufmerksamkeit ist es wohl entgangen,<br />
dass nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs<br />
die Länder Litauen, Lettland, Estland,<br />
Polen, Teile Deutschlands (DDR), Tschechien,<br />
Slowakei, Ungarn, Bulgarien und Rumänien<br />
die russische „Gastfreundschaft“ genossen<br />
haben. Nach dem Zusammenbruch der<br />
UdSSR haben diese Länder erst einmal freie<br />
Luft atmen können. Es ist nicht verwunderlich,<br />
dass einige dieser Länder Schutz unter<br />
dem „NATO-Schirm“ gesucht haben.<br />
Keines dieser Länder wurde zum Beitritt<br />
gezwungen. Die aktuelle „Gastfreundschaft<br />
auf russische Art“ findet zurzeit in der<br />
Ostukraine statt. Meine Empfehlung: Roland<br />
Tröger go east. Never come back.<br />
A. Zinsmeister, Willich<br />
Meinung<br />
gefragt<br />
Gerne veröffentlichen wir Ihre Meinung. Schicken Sie uns Ihren Leserbrief (für Rückfragen bitte unbedingt mit<br />
Adresse und Telefonnummer) an: E-Mail: redaktion@flugrevue.de, Fax: +49 228 9565-247<br />
Die in Leserbriefen geäußerte Meinung muss nicht mit der Redaktion übereinstimmen. Wir behalten uns die Kürzung von Leserbriefen aus redaktionellen Gründen vor.<br />
6 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
D I G I T A L<br />
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DIE GANZE WELT DER LUFT- UND RAUMFAHRT
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
ZERTIFIZIERUNG NACH PLAN<br />
Airbus A350-900 erhält EASA-Zulassung<br />
Am 30. September, rund<br />
15 Monate nach dem<br />
Erstflug des ersten Exemplars,<br />
hat der Airbus A350-900<br />
seine Zulassung von der europäischen<br />
Luftfahrtagentur EASA erhalten.<br />
Die aus fünf Flugzeugen<br />
bestehende Testflotte hatte mehr<br />
als 2600 Flugstunden absolviert.<br />
Laut Airbus soll die Zertifizierung<br />
der FAA in Kürze folgen.<br />
„Der Erhalt der Musterzulassung<br />
der A350-900 von der EASA ist<br />
eine große Leistung für Airbus<br />
und alle Partner, die geholfen haben,<br />
dieses fantastische Flugzeug<br />
der neuen Generation zu entwickeln,<br />
zu bauen und zuzulassen.<br />
Die A350-900 ist jetzt bereit, aus<br />
dem Nest zu fliegen und von den<br />
Airlines und Passagieren genossen<br />
zu werden“, sagte Fabrice<br />
Brégier, Airbus-Präsident und<br />
CEO. Der Erstkunde Qatar Airways<br />
wird noch im Lauf des Jahres<br />
das erste Kundenflugzeug<br />
übernehmen.<br />
Foto: Airbus<br />
EC135: Rettungshelikopter für China<br />
Der erste Hubschrauber für HEMS-Einsätze (Helicopter Emergency<br />
Medical Services) in China wurde in Donauwörth feierlich an das 999<br />
Emergency Rescue Center übergeben. Die zweimotorige EC135 P2e von<br />
Airbus Helicopters wird von der Tochtergesellschaft des chinesischen Roten<br />
Kreuzes in Peking eingesetzt. Sie verfügt über eine komplette medizinische<br />
Ausrüstung der Firma Bucher. Die Ärzte wurden bei der ADAC HEMS<br />
Academy in Sankt Augustin geschult.<br />
Foto: Eurocopter/Abarr<br />
Foto: US Air Force<br />
Embraer A-29 für Afghanistan<br />
Die US Air Force hat am 25. September im Embraer-Werk Jacksonville<br />
(Florida) ihre erste Super Tucano übernommen. Insgesamt 20 A-29 sind bestellt,<br />
die an die afghanischen Luftstreitkräfte weitergereicht werden sollen.<br />
Die leichten Erdkampfflugzeuge kosten inklusive Bodengeräten, Piloten- und<br />
Mechanikertraining sowie logistischer Unterstützung 427 Millionen Dollar<br />
(335 Mio. Euro). Alle Maschinen sollen bis Sommer 2015 geliefert sein.<br />
8 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Foto: Dassault Aviation/Dhaud Foto: DLR<br />
Vulkane gefährden<br />
Flugtriebwerke<br />
VolcATS-Vehicle heißt ein Forschungsprojekt<br />
des DLR, das die Auswirkungen von<br />
Vulkanasche auf Luftfahrzeuge und ihre<br />
Systeme untersucht. Wie gefährlich das in<br />
der Praxis sein kann, zeigt das Bild einer<br />
teilweise geschmolzenen Turbinenschaufel,<br />
nachdem wegen festgebackener Asche die<br />
wärmedämmende Keramikbeschichtung<br />
abgeplatzt war und das Metall lokal aufgeschmolzen<br />
wurde.<br />
„Das globale Luftfrachtaufkommen<br />
verdoppelt<br />
sich bis 2033.“ Randy Tinseth (Boeing)<br />
Erste Rafale M modernisiert<br />
Dassault hat die erste auf den Standard F3 gebrachte Rafale M<br />
wieder an die französische Marine übergeben. Bis 2017 sollen<br />
die ersten zehn Marine-Rafales (M1 bis M10) modernisiert und<br />
damit mehrrollenfähig gemacht werden. Sie waren in den<br />
späten 1990er Jahren mit einer Basisausrüstung für Luftkampfaufgaben<br />
geliefert worden, da dringend eine Ablösung für<br />
die F-8 Crusader benötigt wurde. Im Zuge der Umrüstung auf<br />
den aktuellen F3-Standard erhalten die Kampfflugzeuge unter<br />
anderem neue Computer und andere Bildschirme im Cockpit.<br />
Foto: Boeing<br />
Etihad präsentiert erste Boeing 787-9<br />
Ihren ersten Dreamliner der gestreckten Version 787-9 hat Etihad Airways am 28. September<br />
in Everett im US-Bundesstaat Washington vorgestellt. Die aus Abu Dhabi, Vereinigte<br />
Arabische Emirate, stammende Airline wird die Boeing 787-9 im Laufe dieses Jahres übernehmen.<br />
Sie soll auf den Strecken nach Düsseldorf, Doha, Washington, D.C., Mumbai, Brisbane<br />
und Moskau eingesetzt werden. Etihad Airways hat 71 Dreamliner bestellt – 41 Exemplare<br />
der 787-9 und 30 Einheiten der 787-10 – und ist damit einer der größten Kunden für dieses<br />
Muster. Die in Everett vorgestellte Maschine trägt bereits die neue Lackierung von Etihad, die<br />
„Facetten von Abu Dhabi“ genannt wird. Die Farben sollen an die Wüstenlandschaft erinnern.<br />
Der Look wurde laut Etihad von der Kultur sowie von islamischen und architektonischen<br />
Motiven der Vereinigten Arabischen Emirate inspiriert. Die Fluglinie hatte kurz zuvor bereits<br />
ihre erste A380 im neuen Anstrich bei Airbus in Hamburg präsentiert.<br />
www.flugrevue.de
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Airbus<br />
AIRBUS DEFENCE AND SPACE<br />
Erste A400M für die Lufwaffe fliegt<br />
Am 14. Oktober hat die erste A400M für die Luftwaffe<br />
in Sevilla ihren Erstflug absolviert. Das Flugzeug<br />
mit der Seriennummer MSN 18 hob um 14:30 Uhr<br />
ab und landete nach einer Flugdauer von 4 Stunden 58 Minuten<br />
um 19:28 Uhr wieder. Verantwortlicher Pilot war der<br />
Deutsche Thomas Wilhelm. Die MSN18 ist das erste von 53<br />
bestellten Flugzeugen für Deutschland. Davon sollen 40<br />
beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf betrieben<br />
werden, während man 13 der Transporter gleich weiterverkaufen<br />
will. Unterdessen demonstrierte der europäische Militärtransporter<br />
in Cazaux seine Fähigkeiten beim Lastenabwurf.<br />
Bei den Versuchen in Westfrankreich ging es darum,<br />
das Verhalten beim Abwurf von kleineren Containern zu<br />
überprüfen. In zwei Reihen nebeneinander kann die A400M<br />
bis zu 24 der 1,2 x 1,2 Meter großen und eine Tonne schweren<br />
Behälter mitführen.<br />
Foto: Airbus<br />
Rekordauftrag für Airbus<br />
Die indische Fluggesellschaft IndiGo hat mit Airbus eine Grundsatzvereinbarung<br />
über den Kauf von bis zu 250 Airbus A320neo<br />
getroffen. In Bezug auf Stückzahlen wäre dies der größte Auftrag in<br />
der Geschichte des Flugzeugherstellers, wenn alle Flugzeuge aus<br />
diesem Vertrag auch fest bestellt werden. IndiGo hat bereits 280<br />
Exemplare der A320-Familie geordert, darunter 180 Stück der neo-<br />
Serie mit dem PW1100G-JM von Pratt & Whitney. „Die neue Bestellung<br />
belegt die Verpflichtung von IndiGo zur langfristigen Entwicklung<br />
von bezahlbarem Lufttransport in Indien und Übersee“, sagte<br />
Aditya Ghosh, Präsident von IndiGo. Die indische Fluglinie wurde im<br />
Jahr 2005 gegründet und betreibt eine reine A320-Flotte.<br />
737-MAX-Fertigung beginnt<br />
Mit der Herstellung der ersten Stringer, also der Längsträger für<br />
die Verstärkung der Rumpfhäute, hat bei Boeing in Auburn Mitte<br />
Oktober die Produktion von Teilen der Boeing 737 MAX begonnen<br />
(Foto). Die maßgeschneiderten Stringer werden an Spirit Aerosystems<br />
geliefert und dort zu Rümpfen verarbeitet, die dann per Güterzug<br />
nach Renton weiterreisen. Auch im dortigen Boeing-Werk<br />
begannen die Vorbereitungen für die MAX-Produktion: In der 737-<br />
Endmontagehalle wurde eine ältere Montagevorrichtung für Rümpfe<br />
abgerissen, um Platz für die 737-MAX-End mon tagelinie „Central<br />
Line“ zu schaffen. Die erste 737 MAX soll darauf 2015 entstehen<br />
und im selben Jahr zum Erstflug starten.<br />
Foto: Boeing<br />
10 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong>
Mehr Komfort auf langer Strecke<br />
Lufthansa Technik stattet alle Langstreckenflugzeuge der Muttergesellschaft<br />
mit einer Premium-Economy-Kabine aus. Zuerst erhielt die<br />
Boeing 747-8, D-ABYQ diese Installation, und vom 10. Oktober bis zum<br />
20. November folgen die übrigen 14 Maschinen dieser Jumboversion.<br />
In jeweils drei Tagen gelang Mitarbeitern des Standortes Frankfurt die<br />
Umrüstung der Kabinen mit 32 Sitzen dieser „Zwischenklasse“. Bis zum<br />
Spätsommer nächsten Jahres sollen 101 LH-Langstreckenflugzeuge mit<br />
der neuen Klasse ausgestattet werden.<br />
Foto: Lufthansa Technik<br />
EINZIGARTIGE<br />
GRAFIKEN<br />
Einzigartige Zusammenstellung<br />
der »Flagcarrier« von 57<br />
Ländern. Dieser farbenfrohe<br />
Prachtband beinhaltet die<br />
Staatslinien von Aer Lingus<br />
bis Vietnam Airlines.<br />
192 Seiten,<br />
Format 230 x 265 mm<br />
ISBN 978-3-613-03453-2<br />
c 29,90<br />
Nach den Bänden »Bunte<br />
Vögel« und »Boeing 747«<br />
folgt hier ein ebenso prachtvoll<br />
gemachter Titel zu<br />
einem der wichtigsten<br />
Flugzeughersteller.<br />
160 Seiten,<br />
Format 230 x 265 mm<br />
ISBN 978-3-613-03330-6<br />
c 24,90<br />
Die Boeing 747 ist seit 40<br />
Jahren im kommerziellen<br />
Einsatz. Grund genug,<br />
den berühmten »Jumbo<br />
Jet« in einer besonderen<br />
Abhandlung zu würdigen.<br />
Bestechend detaillierte und<br />
einzigartige Grafiken bilden<br />
dabei den Schwerpunkt.<br />
160 Seiten,<br />
Format 230 x 265 mm<br />
ISBN 978-3-613-03219-4<br />
c 24,90<br />
Bücher über die Geschichte der Fliegerei gibt es viele. Dieses aber ragt<br />
aus der breiten Masse heraus, denn es stellt die Meilensteine der Luftfahrt<br />
grafisch an einem Zeitstrahl dar und setzt dabei sehr lebendig,<br />
»dreidimensional« und detailgetreu die wichtigsten Ereignisse der<br />
jeweiligen Jahre in Szene. Hinterlegte Silhouetten dienen dabei als<br />
Maßstab und lassen die Größenverhältnisse noch besser deutlich<br />
werden. Sämtliche Flugzeuge werden auch in diesem Band wieder<br />
mit bestechend detaillierten und einzigartigen Grafiken überzeugen.<br />
Ein Buch, das sicherlich nicht nur Fluginteressierte begeistern wird.<br />
160 Seiten, Format 305 x 240 mm<br />
ISBN 978-3-613-03709-0<br />
c 29,90<br />
Ob Pokemon oder einfach schräge Muster – deses Buch<br />
stellt mit bestechend detaillierten Grafiken die Bemalungen<br />
aktiver internationaler Airlines vor.<br />
144 Seiten, Format 230 x 265 mm<br />
ISBN 978-3-613-03001-5<br />
c 24,90<br />
Überall, wo es Bücher gibt, oder unter<br />
WWW.MOTORBUCH.DE<br />
Service-Hotline: 0711/ 98 80 99 85
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
LOCKHEED MARTIN<br />
Erste F-35A für Australien in der Luft<br />
In Fort Worth hob die „AU-1“ für die Royal Australian<br />
Air Force am 29. September zum Erstflug ab. Sie geht<br />
Anfang 2015 für die Pilotenausbildung nach Luke AFB.<br />
Der Jungfernflug der ersten F-35A für Australien dauerte<br />
rund zwei Stunden, wobei Cheftestpilot Alan Norman eine<br />
Reihe von Systemchecks durchführte. Eine zweite Maschine<br />
flog bereits am 1. Oktober mit Bill Gigliotti. Die RAAF will<br />
2018 ihre erste Staffel der Lightning II im Land aufstellen,<br />
die dann bis 2020 einsatzbereit sein soll. Bisher wurden 72<br />
Flugzeuge bestellt. Laut Verteidigungsministerium in Canberra<br />
hat die australische Industrie im Rahmen des JSF-Programms<br />
bisher Aufträge in Höhe von 335 Millionen Dollar<br />
(245 Mio. Euro) erhalten. Derweil hat das US Marine Corps<br />
seine erste F-35B an die Truppenversuchsstaffel VMX-22 in<br />
Edwards AFB überstellt. Die „Argonauts“ sollen in den<br />
nächsten Monaten vier Lightning II erhalten.<br />
Foto: Lockheed Martin / Liz Kaszynski<br />
Foto: NASA Langley<br />
Neuer Crashtest bei der NASA<br />
Das Langley Research Center der NASA führte zum zweiten Mal<br />
einen Crashtest mit einem Rumpf der CH-46 durch. Dabei ging es<br />
darum, die auf die Insassen (in diesem Fall 15 Dummies) einwirkenden<br />
Kräfte zu messen und zu prüfen, wie die Zelle die Lasten abfedert.<br />
Dazu hatte man Teile des Metallbodens gegen Strukturen<br />
aus Verbundwerkstoffen ausgetauscht, davon eine, die das DLR<br />
beigesteuert hatte. Die ersten Ergebnisse fielen unerwartet aus,<br />
denn statt kontrolliert einzuknicken, verschoben sich die Verbundstrukturen<br />
unter den hohen Scherkräften nur. Die aus rund zehn<br />
Metern abgeworfene CH-46-Zelle und die Dummies waren mit<br />
350 Datenpunkten ausgerüstet. 40 Kameras hielten das Geschehen<br />
teils mit Raten von 500 Bildern pro Sekunde fest.<br />
Airbus und Aerion kooperieren<br />
Zehn Jahre nach den ersten Studien hat die Aerion Corporation<br />
sich die technische Unterstützung von Airbus Defence and Space<br />
bei der Entwicklung eines Überschall-Geschäftsreisejets gesichert.<br />
„Die beiden Unternehmen werden sich über Wissen und Fähigkeiten<br />
in den Bereichen Design, Produktion und Zertifizierung austauschen,<br />
um ihre beiderseitigen Ziele besser verfolgen zu können“, hieß es.<br />
Airbus wird technische Unterstützung und Hilfe bei der Zertifizierung<br />
bereitstellen. Dies beinhaltet die Entsendung von Ingenieuren<br />
zur Entwicklungsabteilung von Aerion in Reno, Nevada. Im Gegenzug<br />
wird Aerion der Airbus Group Einblick in seine firmeneigenen<br />
Technologien geben.<br />
Foto: Aerion<br />
<strong>12</strong> <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong>
Foto: DHL/Wolff Foto: Boeing<br />
China Airlines aus Taiwan hat am 3. Oktober die erste von<br />
zehn bestellten Boeing 777-300ER in Everett übernommen.<br />
Dieses Muster wird bei China Airlines mit 358 Sitzplätzen in einer<br />
Dreiklassenkonfiguration eingesetzt.<br />
Paketkopter fliegt nach Juist<br />
Die Deutsche Post DHL setzt die Tests mit einem „Paketkopter“<br />
fort. Ab Ende September flog das von Microdrones entwickelte,<br />
etwa fünf Kilogramm schwere, unbemannte Gerät zu festgelegten<br />
Zeiten Medikamente zur zwölf Kilometer vom Festland entfernten<br />
Nordseeinsel Juist. Das Versuchsprogramm, bei dem erstmals in<br />
Europa ein ziviles UAV<br />
ohne Sichtkontakt mit<br />
dem Piloten in einem<br />
echten Anwendungsfall<br />
betrieben wird, sollte<br />
mehrere Wochen dauern.<br />
Konkrete „Einsatzpläne<br />
für den Regelbetrieb“ von<br />
Paketkoptern gibt es laut<br />
DHL weiterhin nicht.<br />
❱❱❱ kurz notiert<br />
Im Oktober haben acht Flugschüler der japanischen All Nippon<br />
Airways (ANA) bei Lufthansa Flight Training mit ihrer<br />
Ausbildung in Bremen begonnen. Sie erwerben eine Multi-<br />
Crew Pilot Licence und sollen später Boeing 777 fliegen. 2015<br />
sollen weitere ANA-Schüler in Bremen ausgebildet werden.<br />
Eine neue A321-Langstreckenversion plant Airbus unter dem<br />
Arbeitstitel Airbus A321neoLR. Zusatztanks und 97 Tonnen<br />
maximale Startmasse sollen dem ab etwa 2019 lieferbaren<br />
Zweistrahler zu transatlantischer Reichweite verhelfen.<br />
Embraer hat mit der Produktion der ersten Teile für die neue<br />
Generation der E-Jets begonnen. Der Druckspant für den<br />
Prototyp der E190-E2 entstand im Embraer-Werk Évora in<br />
Portugal.<br />
Der Triebwerkshersteller Turbomeca hat die Zulassung des<br />
Arrius 2B2 Plus durch die EASA bekannt gegeben. Das<br />
Triebwerk wird derzeit an der EC135 T3 eingesetzt und verfügt<br />
über Wartungsintervalle (TBO) von 4000 Betriebsstunden.<br />
The Global<br />
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EDNY: N 47 40.3 E 009 30.7<br />
15. – 18. April 2015<br />
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News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Boeing<br />
Erster Virgin-Dreamliner<br />
Virgin Atlantic übernahm am 10. Oktober in Everett<br />
ihre erste Boeing 787-9. Sie ist damit der erste europäische<br />
Betreiber dieser Dreamliner-Version. Das Flugzeug<br />
mit dem Taufnamen „Birthday Girl“ wurde vom<br />
Paine Field direkt zum Londoner Flughafen Gatwick<br />
überführt. Die britische Fluggesellschaft hat 16 Boeing<br />
787-9 beim Hersteller bestellt. Die erste Strecke, auf<br />
der das Flugzeug eingesetzt wird, führt von Gatwick<br />
nach Boston.<br />
SKYe SH09 schafft Erstflug<br />
Am 2. Oktober hat der erste in<br />
der Schweiz entwickelte<br />
Hubschrauber seinen Jungfernflug<br />
absolviert. Der SKYe SH09<br />
war etwa 20 Minuten in der Luft.<br />
Laut Marenco Swisshelicopter saß<br />
Cheftestpilot Dwayne Williams am<br />
Steuer der in der 2,5-Tonnen-Klasse<br />
angesiedelten Maschine, die ohne<br />
Türen und Motorverkleidung flog. Er<br />
wurde von Konstrukteur und Firmenchef<br />
Martin Stucki begleitet.<br />
easyJet steigert den Gewinn<br />
Mit einem Gewinnsprung von 20 Prozent rechnet die britische Fluggesellschaft<br />
easyJet für ihr Geschäftsjahr 2013/<strong>2014</strong>, das Ende September abgeschlossen<br />
wurde. Die Gewinnerwartung vor Steuern wurde aufgrund der<br />
besonders hohen Nachfrage während der Sommersaison auf umgerechnet<br />
bis zu 739 Mio. Euro heraufgesetzt. Es wäre der bereits vierte easyJet-Rekordgewinn<br />
in Folge. Die Jahresbilanz wird am 18. November vorgelegt.<br />
Die Briten befördern mit über 200 Flugzeugen 64 Mio. Passagiere im Jahr.<br />
Stucki sprach davon, dass der Flug<br />
nach monatelangen Komponententests<br />
und Bodenversuchen mit der<br />
HB-ZXA die erwarteten Flugeigenschaften<br />
des SKYe SH09 bestätigt<br />
habe. Der Hubschrauber hat eine<br />
Zelle aus Verbundwerkstoffen und<br />
wird von einem Honeywell HTS-<br />
900-2 angetrieben. Neun Monate lagen<br />
zwischen dem offiziellen Rollout<br />
im letzten Dezember und dem<br />
jetzigen Erstflug.<br />
Belgien hat eine seiner F-16 zum 40. Erstflugjubiläum<br />
in den Farben einer Testmaschine lackiert.<br />
Foto: Marenco Swisshelicopter<br />
Erster Tejas aus der<br />
Serienfertigung fliegt<br />
HAL in Bangalore hat am 30. Septem -<br />
ber das erste Serienflugzeug des<br />
leichten Kampjets Tejas in die Luft<br />
gebracht. Das LCA-Programm läuft seit<br />
1983. Beim Erstflug des SP1 saß<br />
Cheftestpilot K. A. Muthana im Cockpit.<br />
Die Maschine wird nun ein Abnahmeflugprogramm<br />
durchführen, bevor sie<br />
an die indischen Luftstreitkräfte<br />
übergeben wird. Hindustan Aeronautics<br />
hat Bestellungen für 20 Tejas in der IOC-<br />
Konfiguration (Initial Operational<br />
Configuration) vorliegen. In diesem Jahr<br />
könnten vier Flugzeuge gebaut werden.<br />
Im Netz<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-Newsletter unter<br />
www.flugrevue.de/newsletter<br />
Foto: HAL Foto: Altmann<br />
14 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Foto: Mitsubishi Aircraft Corporation<br />
OFFIZIELLE VORSTELLUNG DES MRJ90<br />
Roll-out für Mitsubishi Regional Jet<br />
Am Samstag, den 18. Oktober, hat die Mitsubishi Aircraft<br />
Corporation den ersten Prototyp des MRJ während<br />
einer Zeremonie in Nagoya vorgestellt. Das<br />
Programm hatte mit mehreren Verspätungen zu kämpfen.<br />
Der Erstflug des japanischen Regionaljets ist nun für den<br />
Zeitraum von April bis Juni 2015 vorgesehen. Die Indienststellung<br />
soll im Jahr 2017 erfolgen. Trotzdem gab sich Hideaki<br />
Omiya, Präsident von Mitsubishi Aircraft, bei der Feier<br />
in Nagoya-Komaki zuversichtlich: „Ein Produkt made in Japan,<br />
das den höchsten Grad an Wirtschaftlichkeit und Kabinenkomfort<br />
bietet, verlässt endlich die Welt der Träume und<br />
wird Realität. Wir senden den MRJ bald mit größter Zuversicht<br />
und Stolz in die Welt hinaus.“ Nach der Bestätigung<br />
des Kaufs von 20 MRJ90 seitens der Eastern Air Lines<br />
Group Ende September beläuft sich die Summe der fest bestellten<br />
MRJ-Flugzeuge auf 191.<br />
Eurofighter in Lossiemouth<br />
Die No 6 Squadron der Royal Air Force ist mit ihren Eurofightern nun auf dem<br />
Fliegerhorst Lossiemouth im Norden Schottlands stationiert. Jetzt absolvierten sie<br />
den ersten Abfangeinsatz von ihrer neuen Basis aus. Der QRA-Einsatz wurde routinemäßig<br />
gestartet, um ein Flugzeug im internationalen Luftraum zu identifizieren.<br />
Dabei handelte es sich um eine Tupolew Tu-95 „Bear“ der russischen Luftstreitkräfte.<br />
Die Luftraumsicherung im Nordbereich Großbritanniens (Quick Reaction<br />
Alert North) war zuvor von Leuchars bei Edinburgh aus durchgeführt worden.<br />
Foto: Crown Copyright<br />
Foto: Rolls-Royce<br />
Erstflug des ALPS-Fans<br />
Rolls-Royce hat die Flugtests eines mit einem Bläser aus Verbundwerkstoffen<br />
ausgestatteten Trent 1000 aufgenommen. Das Triebwerk ist Teil<br />
des ALPS-Programms (Advanced Low-Pressure System). Die Versuche<br />
finden an der Boeing 747 des Unternehmens in Tucson, Arizona, statt.<br />
Der Fan wurde zuvor im britischen Derby und im John C. Stennis Space<br />
Center, Mississippi, ausgiebig erprobt.<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 15
Take-Off<br />
Naval Strike and Air Warfare Center<br />
16 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong><br />
www.flugrevue.de
TOPGUN<br />
Von TED CARLSON / KS<br />
Fotos: TED CARLSON / US NAVY<br />
Damit ihre Piloten weiter eine herausragende<br />
Einsatzausbildung erhalten, hat die<br />
US Navy in Fallon, Nevada, ein großes<br />
Trainings zentrum etabliert. Der berühmte<br />
Topgun-Kurs ist dabei nur ein Teil der Aktivitäten.<br />
Auch Carrier Air Wings üben hier.<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 17
Take-Off<br />
Naval Strike and Air Warfare Center<br />
Mit F-16A wird Feinddarstellung<br />
geflogen. Die<br />
Fighting Falcons sollen<br />
modernisiert werden.<br />
Für die Ausbildung von<br />
Hawkeye-Crews hat das<br />
NSAWC auch einige Northrop<br />
Grumman E-2C im Bestand.<br />
Die Boeing F/A-18C sind<br />
als Gegner im Luftkampf<br />
mit diversen Tarnschemen<br />
lackiert.<br />
18 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong>
COWBOYS<br />
SIND HIER NICHT<br />
GEFRAGT<br />
Für die Hubschrauberkurse<br />
werden nun<br />
MH-60S Knighthawks<br />
verwendet.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 19
Take-Off<br />
Naval Strike and Air Warfare Center<br />
F/A-18C (oben)<br />
und F/A-18F sind<br />
die aktuellen<br />
Navy-Kampfflugzeugmuster.<br />
Der Kino-Kassenschlager<br />
„Top Gun“ mit<br />
Tom Cruise in der<br />
Hauptrolle war in den 1980er Jahren eine<br />
– vom Militär unterstützte – Werbung<br />
für den heldenhaften Pilotenjob bei der<br />
US Navy. „Die Eigenwilligkeit und die<br />
Cowboy-Mentalität, die in dem Film so<br />
schwärmerisch dargestellt werden, unterstützen<br />
wir hier nicht wirklich“, stellt<br />
Lieutenant Doug Grotheus klar. Er ist<br />
einer der Ausbilder bei der Strike Fighter<br />
Weapons School auf der Naval Air Staton<br />
Fallon, die etwa 100 Kilometer östlich<br />
vom Spielerparadies Reno in Nevada<br />
liegt. Gefragt sind beim Topgun-Kurs<br />
nämlich Piloten, die nicht nur ihr Handwerk<br />
im Flugzeug überdurchschnittlich<br />
gut beherrschen, sondern ihr Wissen<br />
auch weitergeben können.<br />
„Wir nehmen Flugzeugführer, die eine<br />
dreijährige Einsatztour auf der F-18<br />
Hornet oder der Super Hornet hinter<br />
sich haben, und schleusen sie durch unseren<br />
zehnwöchigen Kursus, um sie auf<br />
ihrem Muster weiterzubilden“, erläutert<br />
Lieutenant Kevin Sartain. Die Kandidaten<br />
werden von ihren Staffelkommandeuren<br />
vorgeschlagen und dann von den<br />
Spezialisten in Fallon ausgewählt. Ihnen<br />
steht ein anstrengendes Programm bevor.<br />
„Wir fliegen vielleicht ein oder zwei<br />
Stunden am Tag, aber darüber hinaus<br />
stehen noch viele Briefings und Nachbesprechungen<br />
auf dem Plan“, so Sartain.<br />
Für die Fluglehrer kommen da oft Zwölf-<br />
20 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Zur Hochwertausbildung für die Helikopter-Crews gehören<br />
Nachtflüge und das Training im Gebirge.<br />
Die in Fallon stationierte „Adversary“-Staffel VFC-13<br />
„Fighting Saints“ benutzt weiterhin Northrop Grumman F-5N.<br />
Stunden-Tage zusammen. Alle Topgun-<br />
Fluglehrer sind neben ihrer Rolle als<br />
„Gegner“, die mit ihren Jets genau definierte<br />
Feindflugzeuge und Taktiken darstellen,<br />
auch Experten auf speziellen Gebieten<br />
wie Elektronische Kampfführung.<br />
Die Schwerpunkte der Ausbildung<br />
bei Topgun passen sich den aktuellen<br />
Gegebenheiten an. „Als der Irak und Afghanistan<br />
im Fokus standen, haben wir<br />
den Anteil an Luftnahunterstützungsmissionen<br />
erhöht. Nun können wir unsere<br />
Aufmerksamkeit wieder mehr auf Szenarien<br />
legen, bei denen uns ein fast<br />
gleichwertiger Gegner im Luftkampf gegenübersteht“,<br />
skizziert Konteradmiral<br />
Mark A. Vance, der langjährige Kommandeur<br />
des Naval Strike and Air Warfare<br />
Center (NSAWC), die notwendige<br />
Flexibilität.<br />
NSAWC HAT VIELFÄLTIGE<br />
AUSBILDUNGSAUFGABEN<br />
Das NSAWC ist der Dachverband für alle<br />
in Fallon laufenden Ausbildungsaktivitäten.<br />
Als solcher hat er etwa 45 Flugzeuge<br />
und Hubschrauber im Bestand,<br />
darunter die bekannten F-16A/B mit ihren<br />
besonderen Tarnschemen für die realistische<br />
Feinddarstellung. Sie wurden<br />
einst für Pakistan gebaut, wegen eines<br />
Waffenembargos aber nicht geliefert und<br />
dann zur Navy umgeleitet. Mit einer Modernisierung<br />
des Radars (15 bis 20 Prozent<br />
mehr Reichweite) sollen sie für eine<br />
weiterhin realistische Feinddarstellung<br />
aufgerüstet werden. Immerhin könnten<br />
sie bei einem Flugstundenlimit von derzeit<br />
4250 Stunden noch etwa ein Jahr-<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 21
Take-Off<br />
Naval Strike and Air Warfare Center<br />
F/A-18 des NSAWC auf dem Vorfeld von<br />
Fallon mit dem charakteristischen Tower.<br />
Links dahinter befindet sich das große<br />
Lehrgebäude.<br />
Ein wichtiger Vorteil von Fallon sind die<br />
großen Übungsräume in der Nähe. Waffen<br />
aller Art können abgeworfen werden.<br />
zehnt verwendet werden. Neben der<br />
Fighting Falcon hat Fallon auch F-18A/C<br />
Hornets, aber diese eignen sich wie die<br />
F-18E/F Super Hornets, von denen nun<br />
ebenfalls acht beim NSAWC verfügbar<br />
sind, weniger gut für die „Adversary“-<br />
Rolle. „Es ist schon ein großer Unterschied,<br />
ob ich im Nahluftkampf gegen<br />
einen Kollegen im selben Muster oder<br />
gegen einen speziell geschulten Ausbilder<br />
in einem anderen Muster fliege“, erklärt<br />
Commander Scott „Flake“ Snow,<br />
Operations Officer des NSAWC.<br />
Ganz neu in Fallon sind zwei EA-18G<br />
Growler, die für die Schulung in Elektronischer<br />
Kampfführung verwendet werden.<br />
Dazu kommen E-2C und MH-60S<br />
Knighthawks, die die SH-60F ablösten.<br />
Sie werden für die Hubschrauberwaffenschule<br />
benötigt, fliegen aber auch Feinddarstellung<br />
bei größeren Übungen. Fallon<br />
führt nämlich auch das rund vierwöchige<br />
Vorbereitungstraining eines<br />
Carrier Air Wing durch, bevor dieses auf<br />
einem Flugzeugträger in den Einsatz<br />
geht. Es gibt also viel zu tun für die etwa<br />
130 Offiziere, 250 Unteroffiziere und<br />
500 Zivilbediensteten, um die Ausbildung<br />
auf dem gewohnt hohen Niveau<br />
sicherzustellen.<br />
FR<br />
Naval Strike and Air Warfare Center<br />
Das NSAWC wurde im Juli 1996 aufgestellt.<br />
Es fasst das seit 1984 in Fallon ansässige Naval<br />
Strike Warfare Center sowie die zuvor in Miramar<br />
stationierten Navy Fighter Weapons School<br />
(Topgun) und Carrier Airborne Early Warning<br />
Weapons School (Topdome) zusammen.<br />
Zwölf Abteilungen kümmern sich um alle<br />
Aspekte des täglichen Betriebs:<br />
N0: Personal<br />
N1: Unterstützung<br />
N2: Informationsabteilung<br />
N3: Planung<br />
N4: Wartung<br />
N5 (Strike): Zuständig für die Taktikentwicklung<br />
(Flugzeuge und Hubschrauber) und die<br />
Betreuung der Staffeln, die für die gemeinsame,<br />
vierwöchige Übung eines Air Wing nach Fallon<br />
kommen.<br />
N6 (Topdome): Ausbildung der Besatzungen des<br />
Frühwarnflugzeugs E-2 Hawkeye sowie generell<br />
zuständig für die Entwicklung von Kontroll- und<br />
Kommunikationsverfahren.<br />
N7 (Topgun): Führt den Strike Fighter Tactics<br />
Instructor Course sowie andere Kurse durch.<br />
Auch die Piloten, die Feinddarstellung fliegen,<br />
werden hier ausgebildet.<br />
N8 (Seawolf): Taktikausbildung für die Besatzungen<br />
der Seahawk-Hubschrauber inklusive Gebirgsflugeinweisung<br />
für Navy-Luftfahrzeugführer.<br />
N9: Sicherheit und medizinische Ausbildung.<br />
N10 (Havock): Neu eingerichtete Waffenschule<br />
für die Boeing EA-18G Growler, das modernste<br />
Störflugzeug der Navy.<br />
N20 TLAM: Betreut die Schulung für den Marschflugkörper<br />
Tomahawk Land Attack Missile.<br />
Für den Flugbetrieb hat Fallon hauptsächlich im<br />
Osten des Platzes große Lufträume (etwa 33 500<br />
km²) und Übungsplätze zur Verfügung. Auf<br />
letzteren stehen diverse Bombenabwurfplätze<br />
mit Zielen wie Panzerformationen, Flugabwehrstellungen<br />
oder Industrieanlagen bereit. Für die<br />
Hubschrauber gibt es MG-Schießplätze.<br />
22 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
New Yorks Hom<br />
Zivilluftfahrt<br />
jetBlue: innovativ und profitabel<br />
24 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Von ANDREAS SPAETH<br />
e Carrier<br />
jetBlue positioniert sich erfolgreich zwischen<br />
hippem Billigflieger und traditioneller Netzwerkgesellschaft.<br />
Innovativ wie wenige andere,<br />
überrascht die Airline auch jetzt die Branche.<br />
Ein wichtiger Partner ist die Lufthansa.<br />
Flug B6 226 von New Yorks<br />
John-F.-Kennedy-Flughafen<br />
(JFK) nach Los Angeles am<br />
15. Juni <strong>2014</strong> war nicht nur ein Meilenstein<br />
für jetBlue, sondern für die gesamte<br />
US-Airline-Industrie. Erstmals startete<br />
auf dem Flug von der Ost- zur Westküste<br />
ein nagelneuer Airbus A321, der<br />
kurz zuvor aus Finkenwerder in New<br />
York eingetroffen war. Im vorderen Teil<br />
der Kabine hatten 16 Passagiere das Vergnügen,<br />
ein brandneues Produkt kennenzulernen,<br />
bei einer Airline, die sich<br />
bisher die Gleichheit aller Passagiere auf<br />
ihre Flagge geschrieben hatte. jetBlue<br />
feierte auf diesem Flug die Premiere ihrer<br />
„Mint“ genannten Luxuskabine. Die<br />
erinnert eher an die Premiumklasse einer<br />
asiatischen oder mittelöstlichen Edel-<br />
Airline als an eine Kabine auf einem US-<br />
Inlandsflug. Zwölf Sitze, die zu 2,03 Meter<br />
langen, ebenen Betten werden, dazwischen<br />
vier Sitze als private Suiten<br />
mit Schiebetüren. Dazu Gourmetmenüs<br />
von New Yorker In-Restaurants, Weine<br />
von Boutique-Winzern, frischer Espresso<br />
und Cappuccino, exklusive Bio-Eissorten<br />
und handverlesene Kabinenbesatzungen.<br />
Und das zu einem sensationellen<br />
Preis: für 599, 799 oder 999 Dollar<br />
pro Strecke ein Schnäppchen! Sogar die<br />
Suiten kosten nicht mehr. American,<br />
United oder Delta verlangen zwischen<br />
1000 und 2500 Dollar pro Strecke für<br />
einen Bettsitz in der vorderen Kabine.<br />
Fotos: Christoph Flink, Andreas Spaeth, jetBlue<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 25
Zivilluftfahrt<br />
jetBlue: innovativ und profitabel<br />
Die erste A321 für den<br />
Carrier wurde in diesem<br />
Jahr ausgeliefert.<br />
30 MILLIONEN PASSAGIERE<br />
PRO JAHR FLIEGEN JETBLUE<br />
Fotos: Andreas Spaeth (3), Airbus, Brinckmann/Airbus<br />
„Es gibt einen riesigen Markt von<br />
Leuten, die bereit sind, für ein besseres<br />
Produkt einen fairen Preis zu zahlen“,<br />
sagt jetBlue-Präsident Robin Hayes im<br />
exklusiven Gespräch mit der <strong>FLUG</strong> RE-<br />
VUE in New York. „Die Nachfrage für<br />
das Produkt ist bereits wesentlich größer<br />
als die Zahl der Sitze, die wir anbieten<br />
können“, freut sich Hayes. „Der Premium-Transkontinentalmarkt<br />
ist bisher<br />
nicht gut abgedeckt, das Produkt oft<br />
nicht hochwertig, aber die Leute bezahlen<br />
eine Unmenge Geld, um damit zu<br />
fliegen.“ jetBlue konzentriert sich mit<br />
„Mint“ vorerst auf die Strecken von JFK<br />
nach Los Angeles (sieben tägliche Flüge)<br />
und San Francisco (fünf). Elf von 28 georderten<br />
A321-231 erhalten diese Kabinenausstattung.<br />
„So viele brauchen wir<br />
Die Embraer 190 waren<br />
zunächst für lange,<br />
dünne Strecken gedacht.<br />
Heute sind sie in Boston<br />
zusammengefasst und<br />
bedienen Routen mit<br />
hoher Frequenz.<br />
für beide Routen, wir könnten aber weitere<br />
A321 mit dieser Kabine ausrüsten<br />
lassen“, so Hayes.<br />
WACHSTUM DURCH<br />
GRÖSSERE <strong>FLUG</strong>ZEUGTYPEN<br />
jetBlue setzt für ihr geplantes Wachstum<br />
von fünf bis sechs Prozent pro Jahr klar<br />
auf die A321, nachdem sie mit ihrer<br />
Kernflotte aus 130 A320 bisher auf kleinere<br />
Airbus-Jets vertraute. Insgesamt 18<br />
A320-Bestellungen wurden kürzlich in<br />
Orders für A321 umgewandelt. Damit<br />
folgen die New Yorker einem auch von<br />
Airbus beobachteten Trend hin zu größeren<br />
Flugzeugen. Die Anzahl der Sitze<br />
in den neuen A321 ist – dank üppiger<br />
Abstände und dem neuen „Mint“-Angebot<br />
– allerdings ähnlich der in der A320<br />
(150) und der A321 (159).<br />
26 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Die 100. A320 von jetBlue erhielt<br />
eine Sonderlackierung mit vielen<br />
stilisierten „100“ auf dem Leitwerk.<br />
In der neuen „Mint“-<br />
Klasse dürfen die<br />
Passagiere großen<br />
Komfort genießen.<br />
Die neuen A321 sind alle mit Sharklets<br />
ausgerüstet, sonst wäre die Strecke New<br />
York – Los Angeles nicht mit voller Nutzlast<br />
zu bewältigen. Ab kommendem Jahr<br />
werden alle A320 von jetBlue mit<br />
Sharklets nachgerüstet.<br />
Als die Airline am 11. Februar 2000<br />
zum ersten Mal abhob, lautete ihr Motto:<br />
„Wir bedienen die Unterversorgten“.<br />
Schon der Standort New York wurde<br />
aus diesem Grund gewählt. „Als jetBlue<br />
gegründet wurde, herrschte mit der Economy<br />
Class ein teures, sehr durchschnittliches<br />
Produkt vor“, sagt Hayes.<br />
jetBlue versetzte die Wettbewerber in<br />
Aufregung – größere Sitzabstände, gratis<br />
Live-TV an Bord und sogar freie Snacks<br />
und Getränke, und das alles zu günstigeren<br />
Tarifen als bei den Platzhirschen.<br />
„Vor 15 Jahren lautete das Versprechen<br />
des Gründers David Neeleman: ‚Wir<br />
bringen Menschlichkeit bei Flugreisen<br />
wieder zurück‘ – eine Art Southwest<br />
Airlines mit Serviceleistungen sollte in<br />
New York aufgebaut werden.“ Seitdem<br />
ist viel passiert, und jetBlue ist heute die<br />
fünftgrößte US-Gesellschaft mit rund<br />
200 Flugzeugen und 30 Millionen beförderten<br />
Passagieren. Und sie hat immer<br />
noch viele Alleinstellungsmerkmale.<br />
„Wir tun so viele Dinge, die in der Branche<br />
einmalig sind“, erklärt der Präsident.<br />
Außer Southwest bietet keine andere<br />
Gesellschaft die Beförderung des ersten<br />
Gepäckstücks ohne Aufpreis an, niemand<br />
übertrifft den Sitzabstand in der<br />
bisherigen Einheitsklasse, die bei jetBlue<br />
ganz bewusst nicht „Coach“ heißt, sondern<br />
„Core“, übersetzt etwa „Herzstück“.<br />
Minimal liegt der Sitzabstand<br />
schon bei üppigen 84 bis 86 Zentime-<br />
In der Economy-Klasse gibt<br />
es freien WiFi-Zugang,<br />
Live-TV und Getränke und<br />
Snacks gratis.<br />
tern, während sonst eher 76 bis 79 Zentimeter<br />
branchenüblich sind. Dazu gibt<br />
es freie Getränke und Snacks so viel<br />
man möchte, vor allem das Markenzeichen<br />
– blaue Mais-Chips. Außerdem 100<br />
Live-TV- plus 100 Radiokanäle und –<br />
ebenfalls gratis – „Fly-Fi“-Hochgeschwindigkeits-Internet.<br />
Nicht einmal überbucht<br />
wird bei jetBlue – alles Vorzüge,<br />
die der Gesellschaft zum neunten Mal in<br />
Zahlen und Fakten<br />
Die 1999 gegründete jetBlue nahm am<br />
11. Februar 2000 den Flugbetrieb auf. Sie ist zu<br />
19 Prozent im Besitz der Lufthansa, der Rest der<br />
Anteile verteilt sich auf privaten Streubesitz.<br />
Mitarbeiter: <strong>12</strong> 000<br />
IATA-Code: B6<br />
ICAO-Code: JBU<br />
Drehkreuze: New York JFK, Boston, Fort<br />
Lauderdale, Orlando, San Juan<br />
Passagiere: 2013: 30,5 Mio; 20<strong>12</strong>: 29 Mio.<br />
Betriebsergebnis 20<strong>12</strong>: <strong>12</strong>8 Mio. Dollar<br />
2013: 168 Mio. Dollar<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 27
Zivilluftfahrt<br />
jetBlue: innovativ und profitabel<br />
Für das Baseball-Team Boston Red Sox<br />
wurde diese A320 sonderlackiert.<br />
„Blueberries“ heißt<br />
das Muster auf der<br />
2009 in Dienst<br />
gestellten A320.<br />
2010 kam „Barcode“<br />
als neues<br />
Design der jetBlue-<br />
Flotte hinzu.<br />
Die Lackierung<br />
„Windowpane“ auf<br />
dem Leitwerk gibt<br />
es schon seit 2002.<br />
Fotos: Christoph Flink (4), Airbus, jetBlue<br />
DIE LEITWERKE VON JETBLUE<br />
SIND INDIVIDUELL LACKIERT<br />
Folge eine Auszeichnung für die größte<br />
Kundenzufriedenheit unter den Low-<br />
Cost-Fluggesellschaften in Nordamerika<br />
einbrachte. Aber ist jetBlue überhaupt<br />
noch ein Billigflieger? Darüber wurde<br />
immer wieder gestritten, etwa als man<br />
2007 begann, einen zweiten Flugzeugtyp<br />
neben der A320 einzuführen: die E190-<br />
Regionaljets von Embraer. Von denen<br />
stehen heute 60 im Einsatz.<br />
Aktuell führte die Premiere der Edelklasse<br />
zu Diskussionen. „jetBlue will weder<br />
ein Ultrabilliganbieterwie Spirit oder<br />
Allegiant sein noch eine Netzwerk-Gesellschaft“,<br />
sagt Hauptgeschäftsführer<br />
(CEO) Dave Barger. „Es gibt Raum für<br />
mehr als zwei Modelle in der Branche,<br />
wir beweisen das.“ Was früher als „Southwest-Effekt“<br />
bekannt war – das Absinken<br />
der Tarife an einem Flughafen, sobald<br />
ein Billigflieger auftauchte –, übertrifft<br />
jetBlue heute: „Als wir nach Boston<br />
kamen, sanken dort die Preise um 30 bis<br />
40 Prozent, im Schnitt um etwa ein Viertel.<br />
Unser Ticketpreis liegt durchschnittlich<br />
bei 160 Dollar“, verrät Hayes.<br />
Der wichtigste Hub von jetBlue ist<br />
New York-JFK mit bis zu 167 Abflügen<br />
pro Tag. Weitere wichtige Drehkreuze<br />
sind Boston (<strong>12</strong>0 tägliche Abflüge), Fort<br />
Lauderdale (70) sowie Orlando (66). In<br />
der Karibik (San Juan) ist jetBlue ebenso<br />
präsent wie an der Westküste in Long<br />
Beach. Die Fluggesellschaft bedient sich<br />
mit ihrer Teilflotte von E190-Jets einer<br />
regionalen Abgrenzung, um die Effizienz<br />
zu steigern. „Damit wollen wir die<br />
Komplexität so gut wie möglich eingrenzen,<br />
die aus dem Betrieb eines zweiten<br />
Flugzeugtyps entsteht, und so konzentrieren<br />
wir die E190 vor allem auf<br />
Boston“, erklärt Hayes. „Früher hatten<br />
wir die auch an der Westküste im Einsatz.“<br />
Ursprünglich waren die Embraer-<br />
Jets für lange dünne Märkte beschafft<br />
worden. „Aber die Betriebskosten des<br />
28 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Diese Aufschrift ist eine<br />
Hommage an den<br />
jetBlue-Firmensitz.<br />
Flugzeugs sind höher als wir dachten.<br />
Die E190 können besser auf kurzen<br />
Hochfrequenzrouten eingesetzt werden.<br />
Statt auf dreistün digen Flügen nutzen<br />
wir sie jetzt auf 30- bis 60-Minuten-<br />
Strecken wie Boston – Washington, D.C.<br />
Ihre Zuverlässigkeit ist gut.“ Zuletzt ist<br />
jetBlue am stärksten auf eher urlauberorientierten<br />
Hubs wie Fort Lauderdale<br />
gewachsen, daher liegt systemweit der<br />
Anteil an Geschäftsreisenden bei niedrigen<br />
20 Prozent.<br />
CODESHARE-PARTNER VON<br />
33 <strong>FLUG</strong>GESELLSCHAFTEN<br />
Interessant ist auch jetBlues internationale<br />
Strategie. Von den 850 täglichen<br />
Flügen zu 86 Städten führt rund ein<br />
Drittel in die Karibik und voin Südamerika<br />
bis nach Kolumbien. Darüber hinaus<br />
unterhält die Airline Codeshare-<br />
Partnerschaften mit 33 Fluggesellschaften,<br />
mit denen vor allem am Hub JFK<br />
Passagiere ausgetauscht werden. „Zum<br />
Beispiel mit Singapore Airlines: Für die<br />
war JFK vorher Endstation, jetzt können<br />
deren Kunden von unserem Netzwerk<br />
profitieren“, sagt Hayes. Praktisch allerdings<br />
heißt das, dass die Umsteiger nach<br />
Ankunft und Einreise erst zum Terminal<br />
5 fahren und dort erneut die Sicherheitskontrollen<br />
passieren müssen. „Das ist<br />
von den Prozessen her zu schwierig“,<br />
sagt Thomas Scharfenberger, Vertriebschef<br />
von Lufthansa für die US-Ostküste.<br />
Dabei hatte die Lufthansa mal ganz andere<br />
Pläne mit jetBlue, als sie 2007 19<br />
Prozent der Anteile übernahm. Von operationeller<br />
Kooperation in JFK, Boston<br />
und Orlando war damals die Rede, heute<br />
nicht mehr.<br />
jetBlue startete 2000<br />
mit dem Airbus A320 als<br />
einzigem Flugzeugtyp.<br />
„jetBlues Flugplan ist nicht verlässlich<br />
auf solche Umsteiger abgestimmt“,<br />
moniert Scharfenberger, gibt dann aber<br />
zu, was der eigentliche Stolperstein ist:<br />
„Unser Partner United war nicht happy<br />
über eine engere Zusammenarbeit mit<br />
jetBlue.“ Dort aber freut man sich über<br />
die Board Member aus Deutschland,<br />
Germanwings-Chef Thomas Winkelmann<br />
und Lufthansas Vertriebs- und<br />
Marketingvorstand Jens Bischof. „jetBlue<br />
ist eine junge, unternehmerische Startup-<br />
Airline, Lufthansa eine starke Netzwerkgesellschaft.<br />
Wir können viel voneinander<br />
lernen“, betont Hayes. jetBlue hat<br />
schon häufig davon profitiert. Lufthansa<br />
auch, schließlich gehört jetBlue zu den<br />
profitabelsten US-Gesellschaften. FR<br />
jetBlue: Flotte und Planung<br />
Die Airline betreibt derzeit 198 Flugzeuge.<br />
135 weitere sind fest bestellt.<br />
Muster Anzahl Sitzplätze<br />
Airbus A320 130 150<br />
Airbus A321 8 159<br />
Embraer 190 60 100<br />
A320-200 11 (*)<br />
A320neo 30 (*)<br />
A321-200 20 (*)<br />
A321neo 53 (*)<br />
Embraer 190 21 (*) (*) bestellt<br />
Im Netz<br />
www.jetblue.com<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 29
Zivilluftfahrt<br />
Bombardier CSeries in der Flugerprobung<br />
Der Triebwerkszwischenfall am<br />
29. Mai hätte zu keinem schlechteren<br />
Zeitpunkt für das schon<br />
von mehreren Verspätungen gebeutelte<br />
CSeries-Programm kommen können.<br />
Knapp 100 Tage mussten die CS100-<br />
Prototypen am Boden bleiben und auf<br />
ihre modifizierten PW1524G-Getriebefans<br />
von Pratt & Whitney warten. Erst<br />
am Sonntag, dem 7. September, hob der<br />
zweite Prototyp, FTV2 (Flight Test Vehicle),<br />
in Mirabel wieder zu einem Testflug<br />
ab. FTV4 folgte am 15. September.<br />
„Seitdem fliegen wir täglich“, sagte Programm-Manager<br />
Rob Dewar im September<br />
in einer Videobotschaft.<br />
Als nächster sollte im Oktober der<br />
erste Prototyp wieder in die Luft gehen;<br />
er war bei dem Triebwerksversagen beschädigt<br />
worden. Ursache war eine defekte<br />
Dichtung im Gesamt-Ölsystem des<br />
Antriebs. Ausgetretenes Öl hatte zu einem<br />
Brand und daraufhin zum Versagen<br />
der Niederdruckturbine geführt. „Das<br />
Flugzeug überstand den Unfall erstaunlich<br />
gut. Bei den Systemen gab es keine<br />
Defekte. Bei der Struktur kam es zu<br />
Schäden an der linken Tragfläche, die<br />
aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen besteht.<br />
Die volle strukturelle Integrität<br />
Aufholjagd<br />
Nach knapp drei Monaten Pause läuft die Flugerprobung<br />
der CSeries auf Hochtouren, aber kann Bombardier die<br />
Verspätung wirklich aufholen?<br />
blieb erhalten“, erklärte Dewar und fand<br />
sogar eine positive Auswirkung: Die<br />
Spezialisten aus Belfast, die den Flügel<br />
bauen, konnten auf diese Weise wertvolle<br />
Erfahrungen bei der Reparatur der<br />
Tragfläche zu einem frühen Zeitpunkt<br />
sammeln.<br />
Airlines:<br />
55 Flgz.<br />
CSeries Bestellungen<br />
CS100<br />
Gesamt:<br />
243 Flgz.<br />
Leasingfirmen:<br />
110 Flugzeuge<br />
Ebenfalls noch im Oktober sollte die<br />
in Wichita, Kansas, gestrandete FTV3<br />
nach der Ausstattung mit neuen Triebwerken<br />
wieder fliegen. Dort ist derzeit<br />
auch die vierte Maschine stationiert, die<br />
hier unter anderem das Bremsverhalten<br />
auf der Piste testet.<br />
In Mirabel läuft gleichzeitig die Fertigstellung<br />
der FTV5, die erstmals mit<br />
einer kompletten Kabineneinrichtung<br />
ausgestattet wird. Auch die Endmontage<br />
der ersten CS300 liegt in den letzten Zügen.<br />
„Während der Flugtestpause haben<br />
wir alles, was möglich war, getan, um<br />
das Programm voranzutreiben. Wir haben<br />
umfangreiche Bodentests sowie Upgrades<br />
der Flugzeuge in Bezug auf Software<br />
und Hardware durchgeführt“,<br />
meint der CSeries-Chef. So konnte im<br />
Leasingfirmen:<br />
8 Flugzeuge<br />
Airlines: 70 Flgz.<br />
30 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de<br />
CS300
September <strong>2014</strong> der zweite Prototyp der<br />
CS100 erstmals mit dem normalen Betriebsmodus<br />
der digitalen Flugregelung<br />
fliegen. Bisher war die CSeries seit ihrem<br />
Erstflug am 16. September 2013<br />
nur mit einem eingeschränkten Modus<br />
des Fly-by-Wire-Systems in der Luft.<br />
NORMALE <strong>FLUG</strong>STEUERUNG<br />
NACH EINEM JAHR AKTIV<br />
Dieser „direkte“ Modus dient im Normalfall<br />
nur als Backup und bietet keine<br />
eingebauten Sicherheitsbeschränkungen.<br />
„So können wir die exakten aerodynamischen<br />
Eigenschaften des Flugzeugs<br />
ermitteln. Wir hatten nicht die Effekte,<br />
wie sie im Normalmodus vorkamen.<br />
Jetzt haben wir die Eigenschaften verifiziert<br />
und konnten den normalen Modus<br />
einschalten. Bis jetzt sieht alles exakt so<br />
aus wie in unseren Simulationen. Es ist<br />
eine Freude, das Flugzeug zu fliegen”,<br />
sagte Charles Ellis, Cheftestpilot von<br />
Bombardier. Üblichererweise wird der<br />
normale Modus schon sehr früh in der<br />
Erprobung eines neuen Musters aktiviert.<br />
Offensichtlich hatten Verzögerungen<br />
der Software einen früheren Einsatz<br />
in der CSeries verhindert.<br />
Von einer erneuten Verspätung will Dewar<br />
aber nichts wissen: „Trotz der Pause<br />
gehen wir nach wie vor von einer Indienststellung<br />
der CS100 in der zweiten<br />
CSeries-Kunden<br />
Kunde<br />
Festbestellungen<br />
CS100 CS300<br />
Air Baltic – 13<br />
Al Qahtani Aviation – 16<br />
Braathens Aviation 5 5<br />
Falcon Aviation Services – 2<br />
Gulf Air 10 -<br />
Ilyushin Finance – 32<br />
Iraqi Airways – 5<br />
Korean Air – 10<br />
Lease Corporation Int. 3 17<br />
Lufthansa (Swiss) 30 –<br />
Macquarie Air Finance – 40<br />
Odyssey Airlines 10 –<br />
PrivatAir 5 –<br />
Republic Airways – 40<br />
Gesamt 63 180<br />
Jahreshälfte 2015 aus und sind zuversichtlich,<br />
dass die CS300 rund sechs<br />
Monate später folgen wird.“<br />
Trotzdem wächst bei einigen Kunden<br />
die Unruhe. So verzichtete Malmo Aviation<br />
auf ihre Rolle als erster Betreiber<br />
der CS100. Die Mutterfirma Braathens<br />
Aviation nannte als Grund unter anderem<br />
die wachsende Unsicherheit im<br />
Zeitplan des Programms und will die<br />
Jets erst später übernehmen. Um den<br />
derzeit größten Airline-Kunden bei der<br />
Stange zu halten, machte FTV4 am 6.<br />
Oktober einen Abstecher zu Republic<br />
Airways nach Indianapolis. Die Fluglinie<br />
hat 40 CS300 bestellt, die ursprünglich<br />
für die Tochter Frontier Airlines gedacht<br />
waren. Nach dem Frontier-Verkauf ist<br />
die Verwendung der CSeries offen.<br />
Ein Kandidat für die Rolle des Erstbetreibers<br />
wäre Swiss, bei der die CS100<br />
die in die Jahre gekommenen Avro RJ<br />
ersetzen soll. Die Airline rechnet mit der<br />
Lieferung ihrer ersten CSeries in der<br />
zweiten Hälfte 2015. „Die Verspätung<br />
des Programms führt vor allem zu einem<br />
längeren Betrieb des Avro RJ100 als geplant,<br />
was natürlich wirtschaftliche und<br />
finanzielle Konsequenzen hat“, teilte ein<br />
Sprecher mit. Die ersten vier Exemplare<br />
des britischen Jets sollen bereits Ende<br />
des Jahres außer Dienst gestellt werden,<br />
um eine anstehende C-Check-Instandsetzung<br />
zu vermeiden. „Diese kostenintensiven<br />
Wartungsarbeiten haben im Hinblick<br />
auf die bevorstehende Einflottung<br />
der CSeries wenig Sinn“, heißt es aus<br />
Zürich. Um während dieser Übergangszeit<br />
Engpässe im laufenden Betrieb zu<br />
vermeiden, wird Helvetic Airways im<br />
Auftrag von Swiss vier neue Embraer<br />
E190 betreiben.<br />
FR<br />
PATRICK HOEVELER<br />
Bisher fliegen der zweite (links) und<br />
der vierte Prototyp (unten) wieder.<br />
FTV1 und FTV3 folgen.<br />
Fotos: Bombardier<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 31
Business Aviation<br />
NBAA <strong>2014</strong> in Orlando<br />
Back in Business<br />
Die Geschäftsluftfahrt dreht wieder in Richtung Wachstum, auch wenn der Kurswechsel<br />
quälend langsam geschieht. Auf der Leitmesse der Branche, der NBAA, wurden in diesem<br />
Jahr wieder neue Flugzeuge vorgestellt, die bei den Kunden die Kauflust wecken sollen.<br />
Airbus kündigte auf der NBAA<br />
die ACJ330 in der Sonderversion<br />
„Summit“ an.<br />
Ein Teil der Summit-Kabine wird<br />
bereits im Werk eingebaut und<br />
verringert so die Werftliegezeit.<br />
Die Cessna Citation Latitude<br />
unterbrach ihr Flugtestprogramm,<br />
um nach Orlando zu fliegen.<br />
Fotos: Airbus (2), Bombardier Aerospace, Thomalla<br />
32 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Von VOLKER K. THOMALLA<br />
Das Jahr <strong>2014</strong> zeigt sich als<br />
relativ gutes Jahr für die<br />
Business Aviation“, sagte<br />
Carl Esposito, Vice President Marketing<br />
bei Honeywell Aerospace, bei der Vorstellung<br />
der Prognose über die Entwicklung<br />
des Business-Jet-Marktes. <strong>2014</strong><br />
werden zwischen 650 und 675 neue<br />
Business Jets ausgeliefert, dies entspricht<br />
einem Wachstum im niedrigen, einstelligen<br />
Prozentbereich. Die Marktforscher<br />
prognostizieren, dass zwischen <strong>2014</strong> bis<br />
2024 weltweit 9450 neue Geschäftsreisejets<br />
im Wert von 280 Milliarden Dollar<br />
ausgeliefert werden. Der kumulierte<br />
Auftragswert liegt rund acht Prozent höher<br />
als noch vor einem Jahr, während die<br />
prognostizierte Stückzahl nur rund 200<br />
Exemplare über der von 2013 liegt.<br />
Nordamerika wird auch im Vorhersagezeitraum<br />
der dominierende Markt für<br />
Business Jets bleiben, allerdings sinkt<br />
der Marktanteil dieser Region weiter auf<br />
59 Prozent. Europa wird einen Anteil<br />
von 18 Prozent der Auslieferungen erreichen.<br />
Das Durchschnittsalter der Business<br />
Jets in Nordamerika beträgt mittlerweile<br />
17 Jahre, während es in Europa bei<br />
11 Jahren liegt.<br />
Die europäischen Betreiber haben in diesem<br />
Jahr einen deutlichen Sprung nach<br />
vorne gemacht bei der Zahl der Flugzeuge,<br />
die sie in den nächsten zehn Jahren<br />
kaufen wollen, so die Honeywell-Prognose.<br />
Die Marktvorhersage sieht eine<br />
leichte Wiederbelebung des Marktes der<br />
leichten und der Midsize Jets. Sie sollen<br />
sowohl in Bezug auf die Zahl der ausgelieferten<br />
Einheiten als auch in Bezug auf<br />
den Wert der ausgelieferten Flugzeuge<br />
rund elf Prozent des Marktes ausmachen.<br />
Zum ersten Mal seit 2009 hat dieses<br />
Segment ein Wachstum gegenüber<br />
dem Vorjahr erfahren.<br />
BOEING UND AIRBUS BAUEN<br />
DIE GRÖSSTEN BUSINESS JETS<br />
Am oberen Ende der Business Aviation<br />
buhlen Airbus und Boeing mit ihren Bizlinern<br />
um Kunden. Als Alternative zur<br />
bisher stets nachträglich eingebauten<br />
Ausstattung bietet Airbus nun mit der<br />
Ausstattungslinie „Summit“ eine auf alle<br />
typischen Bedürfnisse an Bord abgestimmte<br />
Variante an. Das neue Kabinenkonzept<br />
für die Airbus Corporate Jetliner<br />
(ACJ) startet mit der A330-200. Die<br />
ACJ330 Summit wird ab Werk mit Sitzabteilen<br />
der Business und Economy<br />
Class im hinteren Kabinenbereich ausgestattet.<br />
Die VIP-Ausstattung im vorderen<br />
Teil wird nach wie vor individuell<br />
gestaltet. Die Teilausstattung ab Werk<br />
ist günstiger und schneller.<br />
Captain Steve Taylor, Präsident des<br />
Joint Ventures BBJ von Boeing und General<br />
Electric, konnte in Orlando seine<br />
Begeisterung nicht verbergen. Eigentlich<br />
hätte er dabei sein wollen, wenn die erste<br />
Boeing 747-8 in VVIP-Konfiguration<br />
nach der Fertigstellung der Innenausrüstung<br />
aus der Halle gerollt wird, aber er<br />
sei eben in Orlando gebunden. Noch im<br />
Oktober sollte mit den Testflügen vor<br />
der Abnahme durch den Kunden begonnen<br />
werden. Taylor erwartet, dass in diesem<br />
Jahr noch ein zweites Exemplar fertiggestellt<br />
und ausgeliefert wird.<br />
„Der Markt ist gut“, sagte er, „wir haben<br />
über die gesamte BBJ-Familie hinweg in<br />
diesem Jahr bereits eine zweistellige Verkaufszahl<br />
erreicht. Das haben wir seit<br />
2008 nicht mehr gehabt.“ Im Detail habe<br />
die Firma zwei BBJ, zwei BBJ737-<br />
800, zwei BBJ MAX 8, drei BBJ777 sowie<br />
eine BBJ787 verkaufen können. Taylor<br />
erwartet noch weitere Vertragsunterzeichnungen<br />
vor Ende des Jahres. Damit<br />
hat BBJ insgesamt 225 Bestellungen für<br />
Boeing-Jets in VVIP-Konfiguration erhalten.<br />
200 dieser Flugzeuge sind ausgeliefert,<br />
176 stehen bei den Kunden im<br />
Dienst, die anderen 24 erhalten in einem<br />
der 17 zugelassenen Completion Centers<br />
weltweit ihre Innenausstattung.<br />
Bombardier Aerospace hat in Orlando<br />
eine neue Version des Widebody<br />
Bombardier überraschte<br />
das Publikum mit einer<br />
neuen Version des Widebody<br />
Business Jets Challenger.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 33
Business Aviation<br />
NBAA <strong>2014</strong> in Orlando<br />
Business Jets Challenger vorgestellt. Die<br />
neue Version, Challenger 650 genannt,<br />
ist eine Weiterentwicklung der Challenger<br />
605 und soll parallel zu dieser produziert<br />
werden. Sie entstand in Zusammenarbeit<br />
mit dem Launch Customer<br />
NetJets, der bereits im Juni 20<strong>12</strong> 25<br />
Festbestellungen und 50 Optionen für<br />
das Muster unterschrieben hatte. Damals<br />
wurde der Zweistrahler noch als<br />
Challenger 605 NG bezeichnet.<br />
Angetrieben von zwei CF34-3-Turbofans<br />
aus dem Hause GE Aviation, wird<br />
die Challenger 650 über eine kürzere<br />
Startstrecke verfügen als das Vorgängermodell.<br />
Die Reichweite der 650 beträgt<br />
4000 NM (7408 km). In der Kabine hat<br />
Bombardier die Lufthansa Technik mit<br />
der Lieferung des Kabinen-Management-<br />
und Bordunterhaltungssystems nice HD<br />
beauftragt. Das System kommt bereits<br />
beim Learjet 70, 75, 85 und der Challenger<br />
350 zum Einsatz. Die erste Challenger<br />
650 soll 2015 ausgeliefert werden.<br />
KABINENMANAGEMENT VON<br />
LUFTHANSA TECHNIK<br />
Erstmalig auf der NBAA zu sehen war<br />
der Bombardier Learjet 85. Allerdings<br />
gab es keine Aussagen zum Zeitplan für<br />
die Zulassung des Musters. Seinen Erstflug<br />
hat der Learjet 85 im April erfolgreich<br />
durchgeführt, erheblich später als<br />
geplant. Seither hat er mehr als 60 Flüge<br />
absolviert. Ursprünglich wollte Bombardier<br />
im Laufe des Jahres 2013 die ersten<br />
Kundenflugzeuge des neuen Learjet 85<br />
übergeben.<br />
Die Dassault Falcon 8X ist der neueste<br />
Dreistrahler des französischen Luftfahrtkonzerns<br />
Dassault Aviation. Er soll<br />
im ersten Quartal des nächsten Jahres in<br />
Bordeaux-Mérignac zum Erstflug abheben.<br />
In Vorbereitung auf die Flugtests<br />
hat der Hersteller jetzt die Vibrationsund<br />
Bodentests mit dem ersten Exemplar<br />
des neuen Jets abgeschlossen. Neben<br />
Vibrationstest wurden auch Tests<br />
mit dem Treibstoffsystem sowie erste<br />
Tests mit der Flugsteuerung durchgeführt.<br />
Das neue Muster – es ist der größte<br />
Business Jet, den Dassault bisher gebaut<br />
hat – wird über eine Reichweite<br />
von 6450 NM (11 945 km) verfügen. Bis<br />
zum Ende des Jahres will Dassault die<br />
PW307D-Triebwerke seines neuen<br />
Flaggschiffs zum ersten Mal gestartet ha-<br />
Die Legacy 450 wurde erstmalig auf einer<br />
NBAA gezeigt. Das erste Kabinenfenster dient<br />
als Notausstieg für die Testcrew.<br />
Jetzt mit FAA-<br />
Zulassung: Embraer<br />
Legacy 500.<br />
Gulfstream hatte kurz vor der NBAA<br />
das Doppelprogramm G500/G600 der<br />
Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Fotos: Boeing Business Jet, Gulfstream Aerospace, Stroppa – Dassault Aviation, Thomalla (2)<br />
34 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
BBJ hat die ersten 737 MAX als<br />
Business Jets verkauft.<br />
Die Bodentests<br />
mit der<br />
Falcon 8X sind<br />
abgeschlossen.<br />
Regionale Nachfrage<br />
Honeywell prognostiziert, dass der Anteil<br />
Nordamerikas an den Business-Jet-Lieferungen<br />
bis 2024 auf 59 Prozent sinken<br />
wird. Europa gewinnt dagegen an Bedeutung<br />
und erhöht seinen Marktanteil<br />
bei den Auslieferungen auf 18 Prozent.<br />
Das Unternehmen hat für seine jährliche<br />
Vorhersage 1500 Business-Jet-Betreiber<br />
nach ihren Kaufabsichten befragt.<br />
Quelle: Honeywell Aerospace<br />
Nordamerika 59%<br />
- 2%<br />
Lateinamerika 17%<br />
- 1%<br />
Europa 18%<br />
+ 6%<br />
Naher Osten<br />
und Afrika 18%<br />
- 1%<br />
Asien und<br />
Pazifik 3%<br />
- 2%<br />
ben. Der Hersteller der Antriebe, Pratt<br />
& Whitney Canada, testet die neueste<br />
Version des Turbofans derzeit an einer<br />
Boeing 747SP. Drei 8X werden im Flugerprobungsprogramm<br />
eingebunden sein.<br />
Die zweite Falcon 8X hat bereits ihre<br />
Flügel erhalten und soll im zweiten<br />
Quartal 2015 zum Erstflug starten.<br />
Knapp zwei Monate nach der Zulassung<br />
des zweistrahligen-Fly-by-Wire-<br />
Business-Jets Embraer Legacy 500 durch<br />
die brasilianische Luftfahrtbehörde<br />
ANAC hat auch die amerikanische FAA<br />
dem Geschäftsreisejet die Musterzulassung<br />
erteilt. Die Urkunde wurde auf der<br />
NBAA überreicht. Erstmalig zeigte Embraer<br />
die Legacy 450, die kleinere<br />
Schwester der Legacy 500.<br />
Vor zwei Wochen hat der Hersteller<br />
die erste Legacy 500 an einen Kunden<br />
aus Brasilien übergeben. Bis Jahresende<br />
will Embraer noch fünf weitere 500 ausliefern.<br />
Die EASA-Zulassung soll gegen<br />
Ende dieses Jahres erfolgen.<br />
Eine weitere Premiere auf der Messe<br />
gab es von der Cessna Aircraft Company.<br />
Sie brachte mit der Citation Latitude<br />
ihr neuestes Midsize-Muster nach Orlando.<br />
„Von der Kabine bis zum Cockpit<br />
sind die Kunden begeistert von der Größe<br />
der Citation Latitude“, fasste Kriya<br />
Scott, Senior Vice President Sales and<br />
Marketing, die Reaktionen der Kunden,<br />
die das Flugzeug besichtigen durften, zusammen.<br />
Cessna hat die in Orlando gezeigte<br />
Latitude für die NBAA aus dem<br />
Flugerprobungsprogramm genommen.<br />
Insgesamt sind vier Latitudes im Testund<br />
Nachweisprogramm involviert. Sie<br />
haben zusammen bei 260 Flügen über<br />
600 Flugstunden gesammelt. Cessna<br />
rechnet mit der FAA-Zulassung für das<br />
zweite Quartal des kommenden Jahres.<br />
Bereits eine Woche vor der NBAA<br />
hatte Gulfstream Aerospace mit der<br />
G500 und der G600 gleich zwei neue<br />
Business-Jet-Programme vorgestellt. Die<br />
beiden bilden eine Brücke zwischen der<br />
G550 und dem Spitzenmodell G650.<br />
Der Rumpfquerschnitt ist größer als bei<br />
der G450/G550, aber kleiner als bei der<br />
G650. Eine Überraschung ist die Triebwerkswahl:<br />
Gulfstream hat sich für das<br />
neu entwickelte PW800 von Pratt &<br />
Whitney Canada entschieden. Die G500<br />
erhält das PW814GA mit 67,34 kN<br />
(15 144 lbs) Startschub, während für die<br />
G600 das PW815GA mit 69,73 kN<br />
(15 680 lbs) vorgesehen ist. Auf den<br />
Markt sollen die beiden Neuen 2018 beziehungsweise<br />
2019 kommen. Der Kaufpreis<br />
beträgt 43,4 Mio. Dollar (34,3<br />
Mio. Euro) für die G500 und 54,5 Mio.<br />
für die G600. Beide Flugzeuge erzielen<br />
eine Reisegeschwindigkeit von Mach 0.9.<br />
Die MMO liegt bei Mach 0.925. Damit<br />
sind die beiden Neuen genauso schnell<br />
wie die G650. Die Reichweite beträgt<br />
5000 NM (9260 km) beziehungsweise<br />
6200 NM (11482 km). Die erste G500<br />
ist komplett, mit ihr hat Gulfstream<br />
schon erste Rolltests durchgeführt. FR<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 35
AirSpot<br />
In unseren AirSpot-Highlights finden Sie in jedem Monat ausgesuchte aktuelle<br />
Fotos von besonderen Flugzeugmustern, exotischen Einsätzen an ungewöhnlichen<br />
Orten, seltenen Lackierungen und anderen fliegenden Raritäten aus aller Welt.<br />
Stefan Sjögren,<br />
Stockholm-Arlanda, Schweden<br />
Die Boeing 787-8 EI-LND der Norwe gian<br />
startet auf diesem Foto vom 3. September<br />
vom Flughafen Stockholm zu<br />
einem Flug. Auf dem Leitwerk des<br />
Dreamliners ist das Porträt der 2011<br />
verstorbenen norwegischen Langstreckenläuferin<br />
Grete Waitz zu sehen.<br />
Norwegian hat den in Irland registrierten<br />
Zweistrahler von ILFC geleast.<br />
Rainer Spoddig,<br />
Kapstadt, Südafrika<br />
Am 6. September steht die mit Winglets<br />
ausgerüstete Boeing 727-2N6 Adv.<br />
der südafrikanischen Fortune Air auf<br />
dem Flughafen von Kapstadt.<br />
Der 1982 gebaute und zum VIP-Flugzeug<br />
um gerüstete Dreistrahler mit dem<br />
Kennzeichen ZS-PVX wird auch von<br />
Mitgliedern der südafrikanischen Regierung<br />
für Flüge ins Ausland genutzt.<br />
Michael Kelly,<br />
Dublin, Irland<br />
FlyVista nennt sich eine neue Fluggesellschaft<br />
aus Tiflis in Georgien. Zu ihrer<br />
Flotte gehört auch dieser von GECAS<br />
geleaste Airbus A320-214, der bis Juni<br />
<strong>2014</strong> bei Air Senegal als 6V-AII im Einsatz<br />
war. Auf diesem Foto kehrt er mit<br />
der österreichischen Übergangsregistrierung<br />
OE-ICW am 18. September in<br />
Dublin von einem Abnahmeflug zurück.<br />
Lutz Schönfeld,<br />
Pjöngjang, Nordkorea<br />
Mit einer leicht modifizierten Lackierung<br />
und nun „wehender“ Fahne auf<br />
dem Leitwerk wartet diese Tupolew<br />
Tu-134B-3 (Kennzeichen P-814) von Air<br />
Koryo Mitte September auf dem internationalen<br />
Flughafen von Pjöngjang auf<br />
den nächsten Flug. Wegen Bauarbeiten<br />
parken die Flugzeuge derzeit über das<br />
gesamte Flughafengelände verteilt.<br />
Bitte beachten Sie auch unsere große Foto-Community im Internet. Auf der Webseite<br />
http://community.flugrevue.de/de/communityfotos.19546.htm finden Sie die neuesten<br />
Aufnahmen unserer Leser. Die Teilnahme ist für alle Einsender kostenlos.<br />
36 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
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Militärluftfahrt<br />
Bell Boeing V-22 Osprey<br />
Foto: US Marine Corps/Scanlon<br />
Von KARL SCHWARZ<br />
Selbst die berühmte Präsidentenstaffel<br />
HMX-1 des US<br />
Marine Corps in Quantico<br />
ist inzwischen mit einem Dutzend MV-<br />
22B Osprey ausgerüstet. Die traditionell<br />
dunkelgrün lackierten Transportmaschinen<br />
werden allerdings nicht vom Präsidenten<br />
genutzt, sondern übernehmen<br />
Unterstützungsaufgaben für die Begleitmannschaft<br />
oder nehmen Journalisten<br />
mit. Insgesamt haben rund 275 Ospreys<br />
die Endmontagelinie im texanischen<br />
Amarillo verlassen.<br />
25 Jahre nach dem Erstflug am 29.<br />
März 1989 ist das Kipprotormuster also<br />
endlich ein wesentlicher Bestandteil der<br />
Luftfahrzeugflotte des Marine Corps<br />
und entsprechend weltweit im Einsatz.<br />
Weltweit<br />
38 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
unterwegs<br />
Einsätze der Bell Boeing V-22 in<br />
Afghanistan, Asien oder Afrika<br />
gehören inzwischen zur Routine.<br />
Es gibt aber immer noch Kritik an<br />
Kosten und Wartungsaufwand<br />
des Kipprotormusters.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 39
Militärluftfahrt<br />
Bell Boeing V-22 Osprey<br />
Das Abseilen erfolgt bei der Osprey nur über<br />
die Heckrampe. Dort ist auch ein MG montiert.<br />
Die V-22 ist sehr einfach zu<br />
fliegen. Ein Drehrad am<br />
Leistungshebel regelt die<br />
Stellung der Rotoren.<br />
40 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Nach der ersten, noch vorsichtigen Verlegung<br />
in den Irak fliegt die MV-22 seit<br />
Jahren in Afghanistan. Zunächst hatte<br />
sie hier ihre üblichen Aufgaben wie den<br />
Materialtransport oder die Verlegung<br />
von Kampftruppen erledigt. Seit Herbst<br />
2013, nachdem eigentlich längst der Abzug<br />
geplant war, wird die Osprey auf<br />
Anweisung von Verteidigungsminister<br />
Chuck Hagel nun ausschließlich als Rettungshubschrauber<br />
verwendet. Die Marine<br />
Medium Tiltrotor Squadron 261<br />
(VMM-261) aus New River, North Carolina,<br />
bereitete sich dafür speziell vor.<br />
Eingesetzt werden die MV-22 von Camp<br />
Bastion aus bei Notfällen, die mehr als<br />
65 Kilometer entfernt sind. Dabei soll<br />
der Kipprotor seinen Geschwindigkeitsvorteil<br />
gegenüber Helikoptern ausspielen<br />
und während des laufenden Truppenabzugs<br />
eine gute Abdeckung der Regionalkommandos<br />
Süd und West sicherstellen.<br />
Weitreichende Rettungsmissionen im<br />
Kampfgebiet sind auch die Spezialität<br />
der CV-22B des Air Force Special Operations<br />
Command. So flogen drei<br />
Ospreys der 8th Special Operations<br />
Squadron zum Beispiel am 21. Dezember<br />
2013 über 1450 Kilometer nonstop<br />
nach Bor im Südsudan, um US-Mitarbeiter<br />
eines UN-Stützpunkts zu evakuieren.<br />
RETTUNGSEINSÄTZE UND<br />
TRAINING AUCH IN AFRIKA<br />
Als sie nach einer Erkundungsrunde<br />
zum Landeanflug ansetzten, gerieten sie<br />
allerdings in heftiges Feuer von schweren<br />
MGs und Granatwerfern und mussten<br />
die Aktion abbrechen. Mit vier Verwundeten<br />
an Bord, beschädigter Hydraulik<br />
und Löchern in den Kraftstofftanks<br />
schafften es die Crews nach<br />
mehreren Luftbetankungen bis ins etwa<br />
750 Kilometer entfernte Entebbe. Dort<br />
wurden 119 Einschusslöcher gezählt.<br />
Die USAF vergab für diese Mission den<br />
Mackay-Preis 2013 für den „verdienstvollsten<br />
Flug“ des Jahres.<br />
Von Uganda aus waren die CV-22B ab<br />
dem Frühjahr dann wieder im Einsatz,<br />
um die Truppen der Afrikanischen Union<br />
bei der Bekämpfung der LRA-Rebellen<br />
in der Zentralafrikanischen Republik<br />
und der Demokratischen Republik Kongo<br />
zu unterstützen. Bereits zuvor waren<br />
Ospreys für Übungen zum Beispiel in<br />
Marokko aktiv. Während der Übung<br />
„African Lion“ im April 20<strong>12</strong> kam es<br />
zum ersten tödlichen Unfall einer MV-22<br />
nach über einem Jahrzehnt im Einsatz.<br />
Neben den Kampfeinsätzen hat das<br />
Marine Corps seine MV-22 auch für humanitäre<br />
Missionen bereitgestellt, beispielsweise<br />
während des Taifuns Haiyan<br />
über den Philippinen im November<br />
2013. Danach verlegten 14 Ospreys von<br />
ihrer Basis Futenma auf Okinawa nonstop<br />
1660 Kilometer in die Nähe von<br />
Fotos: US Marine Corps, USAF (1)<br />
Mittels Luftbetankung können die MV-22<br />
nonstop ins Einsatzgebiet verlegen.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 41
Militärluftfahrt<br />
Bell Boeing V-22 Osprey<br />
Die MV-22 wird auch von Hubschrauberträgern<br />
aus eingesetzt.<br />
Die Präsidentenstaffel HMX-1 erhielt<br />
im April 2013 ihre ersten MV-22.<br />
Das Absetzen von Fallschirmjägern wird<br />
hier in Camp Lejeune trainiert.<br />
42 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Manila. In den ersten zehn Tagen hatten<br />
sie knapp 300 Tonnen Hilfsgüter transportiert.<br />
Mit der steigenden Einsatzerfahrung<br />
ist die Kritik an der Osprey in letzter<br />
Zeit leiser geworden. Mängel wie die enge<br />
Kabine oder das Fehlen von nach<br />
Osprey: Die Verbände<br />
vorn und seitlich feuernden MGs zum<br />
Schutz in der Landezone blieben aber<br />
bestehen. Zudem scheint es weiterhin<br />
Probleme mit der Zuverlässigkeit diverser<br />
Komponenten zu geben. Das Propellergetriebe,<br />
das 1000 Stunden im Flugzeug<br />
bleiben sollte, muss zum Beispiel<br />
Die MV-22B wird vom US Marine Corps eingesetzt, während die USAF die CV-22B verwendet.<br />
Staffel Basis aufgestellt<br />
US Marine Corps<br />
VMM-161 „Greyhawks“ (YR) MCAS Miramar, Kalifornien Oktober 2009<br />
VMM-162 „Golden Eagles“ (YS) MCAS New River, North Carolina August 2006<br />
VMM-163 „Evil Eyes“ (YP) MCAS Miramar, Kalifornien Dezember 2011<br />
VMM-165 „White Knights“ (YW) MCAS Miramar, Kalifornien April 2011<br />
VMM-166 „Sea Elk“ (YX) MCAS Miramar, Kalifornien Juni 2010<br />
VMM-261 „Raging Bulls“ (EM) MCAS New River, North Carolina April 2008<br />
VMM-263 „Thunder Eagles“ (EG) MCAS New River, North Carolina März 2006<br />
VMM-264 „Black Knights“ (EH) MCAS New River, North Carolina Mai 2009<br />
VMM-265 „Dragons“ (EP) MCAS Futenma, Japan Oktober 20<strong>12</strong><br />
VMM-266 „Fighting Griffins“ (ES) MCAS New River, North Carolina März 2007<br />
VMM-363 „Lucky Red Lions“ (YZ) MCAS Miramar, Kalifornien 20<strong>12</strong><br />
VMM-365 „Blue Knights“ (YM) MCAS New River, North Carolina Januar 2009<br />
VMM-561 „Pale Horse“ (PH) MCAS Miramar, Kalifornien Dezember 2010<br />
VMM-764 „Moonlight“ Edwards AFB, Kalifornien Januar 2013<br />
VMMT-204 „Raptors“ (GX) MCAS New River, North Carolina Juni 1999<br />
VMX-22 „Argonauts“ (MV) MCAS New River, North Carolina August 2003<br />
HMX-1 MAF Quantico, Virginia April 2013<br />
US Air Force<br />
7th SOS RAF Mildenhall, Großbritannien Juli 2013<br />
8th SOS „Blackbirds“ Hurlburt Field, Florida Oktober 2006<br />
20th SOS „Green Hornets“ Cannon AFB, New Mexico Januar 2010<br />
71st SOS Kirtland AFB, New Mexico Mai 2005<br />
418th FTS Edwards AFB, Kalifornien 2000<br />
Drehbare<br />
Flügel minimieren<br />
den<br />
Platzbedarf.<br />
angeblich teilweise alle 150 Stunden gewechselt<br />
werden. Generalleutnant Bradley<br />
Heithold sprach davon, dass die CV-<br />
22 im Einsatz wohl stärker und anders<br />
belastet werden als gedacht, so dass die<br />
Verfügbarkeit nicht zufriedenstellend ist.<br />
Auch mehr Triebwerksleistung könnte<br />
die Osprey gut gebrauchen. Wenn in<br />
der Kabine 360 Kilogramm an Panzermatten<br />
liegen, geht das derzeit zu Lasten<br />
von Nutzlast oder Reichweite. Rolls-<br />
Royce arbeitet deshalb an Verbesserungen<br />
des AE 1107C, die einen Sprung<br />
von 4585 auf 5705 Kilowatt Leistung<br />
bringen sollen. Dies soll die Einsatzmöglichkeiten<br />
bei Hitze und in großer Höhe<br />
(35 Grad Celsius und 1850 Meter Höhe)<br />
deutlich verbessern. Flugversuche mit einem<br />
neuen Turbinendesign wurden im<br />
Sommer in New Mexico durchgeführt.<br />
Für das Programm setzt Rolls-Royce Firmenmittel<br />
ein – schließlich gilt es, erhebliche<br />
Haltbarkeitsprobleme der Wellenturbine<br />
vergessen zu machen. Seit 2009<br />
habe man die Wartungskosten um 34<br />
Prozent gesenkt, und mit einer neuen<br />
Beschichtung werde sich die Lebensdauer<br />
des Verdichters verdoppeln. Rolls-<br />
Royce steht unter Druck, da sich das Naval<br />
Air Systems Command nach alternativen<br />
Antrieben umsieht.<br />
EXPORT IST WEGEN<br />
HOHEM PREIS SCHWIERIG<br />
Ganz sorgenfrei sind auch Bell und Boeing<br />
als Hersteller der Osprey nicht. Zwar<br />
kann man mit einem am <strong>12</strong>. Juni 2013<br />
unterzeichneten Vertrag 92 weitere MV-<br />
22 und sieben CV-22 im Wert von etwa<br />
6,5 Milliarden Dollar (5,15 Mrd. Euro)<br />
bauen, aber die Produktionsraten gehen<br />
nach der Spitze von 41 im Jahr 2013 auf<br />
etwa 20 zurück. Wie es danach weitergeht,<br />
ist unklar. Vor allem die 48 V-22<br />
für die US Navy, die immer noch in der<br />
Planung stehen, sind keineswegs gesichert.<br />
Auch beim Export tun sich Bell<br />
und Boeing schwer, was nicht zuletzt an<br />
dem Stückpreis von rund 75 Millionen<br />
Dollar (60 Mio. Euro) liegt. Immerhin<br />
soll Israel sechs V-22 für 1,13 Milliarden<br />
Dollar (895 Mio. Euro) erhalten, wobei<br />
diese Maschinen aus den Marine-Corps-<br />
Bestellungen abgezweigt werden. Japan<br />
ist an 17 Ospreys interessiert, und laut<br />
Bell-Chef John Garrison gibt es „ein<br />
paar“ weitere Interessenten für jeweils<br />
rund ein Dutzend Maschinen.<br />
FR<br />
Fotos: Pentagon, Marine Corps (2), US Navy<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 43
Militärluftfahrt<br />
Lockheed Martin F-22 Raptor<br />
In den letzten Jahren wurde die Raptor<br />
(Raubvogel) oft als nutzloses und viel<br />
zu teures Relikt des Kalten Kriegs kritisiert.<br />
Korrosion schon nach wenigen<br />
Dienstjahren oder ein monatelanges<br />
Flugverbot wegen Problemen mit der<br />
Sauerstoffversorgung des Piloten kratzten<br />
zudem am Image des wohl besten Jägers<br />
der Welt. Auch war die US Air<br />
Force lange sehr vorsichtig, das Stealth-<br />
Muster einzusetzen. Dies hat sich beim<br />
aktuellen Luftkrieg gegen die Terroristen<br />
des „Islamischen Staats“ im Irak und in<br />
Syrien nun geändert.<br />
Jedenfalls bestätigte das Pentagon,<br />
dass F-22A in den frühen Morgenstunden<br />
des 23. September zur ersten Angriffswelle<br />
auf IS-Stellungen in Syrien gehörten<br />
und damit ihren ersten Kampfeinsatz<br />
seit der Indienststellung 2003 flogen. Details<br />
der Mission sind wie gewohnt spärlich,<br />
doch so weit bekannt, wurde mit einer<br />
450 Kilogramm schweren GBU-<br />
32-Bombe ein Kommandozentrum des IS<br />
in Raqqa getroffen. Weitere Flüge über<br />
dem Kampfgebiet folgten in den nächsten<br />
Tagen, abhängig von den spezifischen Anforderungen<br />
der Einsätze. Stationiert sind<br />
die Raptors wahrscheinlich auf der Al<br />
Dhafra Air Base unweit Abu Dhabi in<br />
den Vereinigten Arabischen Emiraten,<br />
wohin sie seit 2009 schon mehrfach zu<br />
Übungen verlegt hatten.<br />
VORSICHT VOR SYRISCHEN<br />
<strong>FLUG</strong>ABWEHRSYSTEMEN<br />
Konkrete Gründe für das Debüt der<br />
F-22 ausgerechnet jetzt nannte das Pentagon<br />
bisher nicht. Spekulationen zufolge<br />
wollte man vorsichtshalber die eigenen<br />
Kräfte über Syrien besser schützen<br />
– auch wenn er vorab informiert war,<br />
verfügt Machthaber Baschar al-Assad<br />
immer noch über einsatzbereite Kampfflugzeuge.<br />
Auch das Flugabwehrsystem<br />
im Land ist so gut ausgebaut, dass die<br />
Vereinigten Staaten im syrischen Bürgerkrieg<br />
nicht mit Luftschlägen eingreifen<br />
wollten. Eine weitere Erklärung könnten<br />
die Fähigkeiten der F-22 bei der elektronischen<br />
Kampfführung sein.<br />
Was auch immer die US-Militärs zum<br />
Einsatz der Raptor bewogen haben mag,<br />
wird dieser zumindest neue Erkenntnisse<br />
über die Möglichkeiten der Verwendung<br />
des Stealth-Musters in Konflikten dieser<br />
Raubvogel<br />
im Einsatz<br />
Lange hat die US Air Force gezögert,<br />
ihren Superfighter F-22 ins Gefecht zu schicken.<br />
Über Syrien war es nun so weit.<br />
44 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Fotos: Pentagon, USAF<br />
Bei ihren Einsätzen fliegen die F-22 wahrscheinlich vom Al-Dhafra-Stützpunkt<br />
aus, wo sie bereits mehrmals für Übungen zu Gast waren.<br />
Art bringen, wo es nicht um den Luftkampf<br />
gegen feindliche Fighter, sondern<br />
um die präzise Bombardierung von Bodenzielen<br />
geht.<br />
Für ihre Rolle als „Wunderwaffe“ in<br />
diesem Szenario wurde die Raptor in<br />
den vergangenen Jahren modernisiert.<br />
Derzeit läuft die Umrüstung von 140<br />
Flugzeugen auf das so genannte Increment<br />
3.1. Dabei werden die Fähigkeiten<br />
des APG-77-Radars zur Erstellung präziser<br />
Radarbilder des Geländes verbessert.<br />
Außerdem kann die F-22 nun die<br />
JDAMs selbst ins Ziel steuern. Darüber<br />
hinaus wurde die Small Diameter Bomb<br />
(SDB) integriert, von der acht mitge-<br />
Ziel des ersten Kampfeinsatzes der F-22 war laut Pentagon eine Kommandozentrale<br />
des „Islamischen Staats“ in Raqqah.<br />
In die Waffenschächte passen bis zu<br />
acht Small Diameter Bombs.<br />
führt werden können. Der nächste<br />
Schritt, der sich teils noch im Test befindet,<br />
sieht Softwareänderungen für besseren<br />
elektronischen Selbstschutz und bessere<br />
Datenfunkmöglichkeiten vor. Die<br />
Änderungen sollen bis Oktober 2017<br />
vorgenommen sein. Mit Increment 3.2B<br />
schließlich sind weitere Verbesserungen<br />
bei EloKa und Datenlinks sowie die Einführung<br />
von AIM-9X und AIM-<strong>12</strong>0D<br />
geplant. Ziel ist die Verfügbarkeit bis<br />
Mitte 2020.<br />
Insgesamt will die US Air Force zwischen<br />
2013 und 2023 rund sieben Milliarden<br />
Dollar (5,5 Mrd. Euro) für Modernisierungsarbeiten<br />
an der F-22 ausgeben.<br />
Dazu kommen ständige Ausgaben<br />
für ein Strukturreparatur-Programm<br />
(unter anderem, um Korrosionsprobleme<br />
in den Griff zu bekommen) und für<br />
diverse Maßnahmen, die die Zuverlässigkeit<br />
steigern und die Wartungskosten<br />
senken sollen. Mehr als 50 Millionen<br />
Dollar (40 Mio. Euro) fließen zum Beispiel<br />
in ein Projekt, das die Haltbarkeit<br />
der radarabsorbierenden Beschichtung<br />
des Fighters verlängern soll.<br />
Die F-22 bleibt mit derzeitigen Flugstundenkosten<br />
von 68360 Dollar (54100<br />
Euro) der teuerste Fighter im Inventar<br />
der Air Force. Um gegenzusteuern, wurden<br />
verschiedene Maßnahmen ergriffen,<br />
wie die Aufgabe des F-22-Stand orts in<br />
Holloman AFB, New Mexico. Der größte<br />
Raptor-Horst ist nun die Tyndall AFB in<br />
Florida, wo etwa 50 Flugzeuge für Ausbildung<br />
und Einsatz bereitstehen.<br />
Die Depotinstandsetzung der F-22<br />
wird künftig ausschließlich beim Ogden<br />
Air Logistics Complex auf der Hill AFB<br />
in Utah stattfinden. Im September begann<br />
die auf 21 Monate angesetzte Übergangsphase,<br />
in der unter anderem spezielle<br />
Werkzeuge vom Lockheed-Martin-<br />
Werk in Palmdale, Kalifornien, verlagert<br />
werden. Die USAF müht sich also, ihre<br />
kleine Flotte von Superfightern der sogenannten<br />
Fünften Generation in bester<br />
Form zu halten. Schließlich ist derzeit<br />
kein Nachfolger in Sicht. Offiziell muss<br />
die Raptor bis mindestens 2033 durchhalten.<br />
FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 45
Militärluftfahrt<br />
Bundeswehr-Rüstungsprogramme<br />
Kampf an zwei Fronten<br />
Die Ausrüstung der Bundeswehr macht Probleme. Zum einen ist zum Beispiel die<br />
Verfügbarkeit der vorhandenen Flugzeuge zu gering, zum anderen kommen neue<br />
Muster zu spät und sind zu teuer.<br />
Dass bei Ausrüstung und Beschaffung<br />
der Bundeswehr einiges im<br />
Argen liegt, merkte auch Verteidigungsministerin<br />
Ursula von der Leyen<br />
schnell. Schon zwei Monate nach ihrem<br />
Amtsantritt entließ sie daher im Februar<br />
den zuständigen Staatssekretär Stéphane<br />
Beemelmans. Anschließend wurde eine<br />
„umfassende Bestandsaufnahme und Risikoanalyse<br />
zentraler Rüstungsprojekte“<br />
an eine externe Unternehmensberatung<br />
vergeben. 1511 Seiten hat der Bericht,<br />
den ein Konsortium von KPMG, Ingenieurgesellschaft<br />
P3 und Kanzlei Taylor<br />
Wessing am 6. Oktober offiziell übergeben<br />
hat.<br />
Laut KPMG bezieht sich die Untersuchung<br />
„ausschließlich auf die Beschaffungsorganisation<br />
des öffentlichen Auftraggebers<br />
im Verteidigungsbereich“.<br />
Mit der Industrie wurde nicht gesprochen.<br />
Trotz des etwas verengten Blickwinkels<br />
wurden bei den neun untersuchten<br />
Großprogrammen „140 Probleme<br />
und Risiken“ identifiziert und „180 konkrete<br />
und übergreifende Handlungsempfehlungen“<br />
ausgesprochen. Deren Umsetzung<br />
würde ein „ambitioniertes Arbeitsprogramm“<br />
bedeuten, „das mindestens<br />
für die kommenden zwei Jahre<br />
erhebliche Kräfte binden wird“.<br />
Bei genauerer Betrachtung finden<br />
sich in dem KPMG-Bericht wenig neue<br />
Erkenntnisse. Dass der Pilotenhelm des<br />
NH90 Probleme macht, ist zum Beispiel<br />
genauso lange bekannt wie die Tatsache,<br />
dass in den politisch gewünschten und<br />
teils seit Jahrzenten laufenden internationalen<br />
Kooperationsprogrammen die<br />
„Prozesse komplex und nicht kongruent<br />
zu den nationalen Prozessen wie CPM<br />
(nov.)[Customer Product Management<br />
(novelliert) - Anm. d. Red.] sind“. Was<br />
die fliegenden Waffensysteme angeht,<br />
spricht KPMG eine Reihe von Empfehlungen<br />
für anstehende Maßnahmen aus.<br />
Beim Airbus A400M, bei dem es<br />
„aktuelle Verzögerungen in Produktion<br />
Als Ersatz für den Euro Hawk könnte die Navy-<br />
Variante MQ-4C Triton beschafft werden.<br />
Der Großteil der<br />
NH90-Flotte ist<br />
derzeit nicht einsatzbereit,<br />
da er sich in<br />
der Instandsetzung<br />
befindet.<br />
flugklar<br />
8<br />
33<br />
geliefert<br />
25<br />
nicht einsatzbereit<br />
und Abnahmeprozess“ des ersten Flugzeugs<br />
für die Luftwaffe gibt, müssen die<br />
Unterstützungsverträge und der Auftrag<br />
für die Triebwerksinstandsetzung vergeben<br />
werden, um den Betrieb der ersten<br />
deutschen Luftfahrzeuge sicherzustellen.<br />
Für den Eurofighter wird eine „Entscheidung<br />
über die Reparatur, Weiterentwicklung<br />
oder vorzeitige Außerdienststellung<br />
der 33 Flugzeuge der<br />
Tranche 1“ auf Grundlage einer detaillierten<br />
„Nutzungsstrategie“ angemahnt.<br />
Das neue AESA-Radar soll bis 2021 entwickelt<br />
und integriert werden.<br />
Was den NH90 betrifft, stehen die<br />
46 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Einsatzbereitschaft der Flugzeuge und Hubschrauber<br />
Muster geliefert verfügbar flugklar Bemerkungen<br />
Airbus Helicopters Tiger 31 10 10 21 in der Instandsetzung<br />
Eurofighter 109 74 42 32 bei Industrieinstandsetzung<br />
Lockheed Martin P-3C 8 5 2<br />
NH Industries NH90 33 8 8 25 in der Instandsetzung<br />
Panavia Tornado 89 66 38 17 Industrieinstandsetzung,<br />
4 Ausphasung<br />
Sikorsky CH-53 83 43 16 37 Industrieinstandsetzung<br />
C-160 Transall 56 43 24<br />
Westland Sea King Mk 41 21 15 3 unvorhergesehene<br />
Reparaturen<br />
Westland Sea Lynx Mk 88 22 18 4 unvorhergesehene<br />
Reparaturen<br />
Auch beim Eurofighter durchläuft<br />
ein großer Teil der Flotte<br />
Instandsetzungsmaßnahmen.<br />
parlamentarische Befassung und die<br />
Vertragsunterzeichnung des im März<br />
2013 ausgehandelten „German Deal“<br />
noch aus. Es geht um die Reduzierung<br />
der Beschaffung auf 82 NH90 und 18<br />
NTH Sea Lion, für die mit Gesamtkosten<br />
von 4,4 Milliarden Euro zu rechnen<br />
ist. Aufgrund „bereits voll ausgeschöpfter<br />
Vertragsstrafen und Alleinstellungsmerkmalen<br />
auf der Anbieterseite“ mangelt<br />
es an Sanktionsmöglichkeiten, so<br />
KPMG.<br />
Der Kampfhubschrauber Tiger von<br />
Airbus Helicopters ist ebenfalls Teil des<br />
„German Deal“ (Reduzierung auf 68<br />
Hubschrauber), wobei die Preisermittlung<br />
immer noch aussteht. Empfohlen<br />
werden eine „gegenseitige Verzichtserklärung<br />
(Verzicht des Auftraggebers auf<br />
den Erwerb zusätzlicher Ersatzteile bei<br />
gleichzeitigem Verzicht des Auftragnehmers<br />
auf den Rückerwerb von elf UH<br />
Tiger) sowie Prüfung weiterer vertraglicher<br />
Mechanismen zur Erreichung fristgemäßer<br />
Lieferzeiten“.<br />
Beim Programm für die signalverarbeitende,<br />
luftgestützte weitreichende<br />
Überwachung und Aufklärung, SLWÜA<br />
(Euro Hawk), wurden nach dem Stopp<br />
des Euro Hawk acht Lösungsvorschläge<br />
erstellt. Diese weisen „einen unterschiedlichen<br />
Grad von Entscheidungsreife<br />
auf, sodass derzeit keine Grundlage<br />
für eine Auswahlentscheidung besteht“.<br />
Da bemannte Lösungen teurer und weniger<br />
leistungsfähig sind, favorisiert das<br />
Verteidigungsministerium wohl derzeit<br />
die Global-Hawk-Version MQ-4C Triton<br />
als Träger der elektronischen Systeme.<br />
„Erwogen wird, einen neuen Zulassungsweg<br />
für unbemannte Luftfahrzeuge<br />
herbeizuführen, der die Kooperation<br />
inländischer und ausländischer Zulassungsbehörden<br />
voraussetzt. Ob ein solcher<br />
Zulassungsweg etabliert werden<br />
kann, ist jedoch noch nicht abschließend<br />
geprüft worden. Hierzu sind weitere zeitintensive<br />
Voruntersuchungen anzustellen“,<br />
warnt KPMG.<br />
Als Konsequenz des externen Berichts<br />
hat Verteidigungsministerin von<br />
der Leyen eine „Agenda Rüstung“ angekündigt,<br />
um das Management der Rüstungsprojekte<br />
zu optimieren, die Transparenz<br />
gegenüber Parlament und Öffentlichkeit<br />
zu verbessern und die multinationale<br />
Kooperation zu stärken. Der Teufel<br />
wird dabei wie immer im Detail stecken.<br />
nicht<br />
einsatzbereit<br />
verfügbar<br />
35<br />
109<br />
42<br />
geliefert<br />
32<br />
flugklar<br />
Als gäbe es mit den Beschaffungsprogrammen<br />
nicht schon genug Ärger,<br />
mussten die Inspekteure der Teilstreitkräfte<br />
nun auch noch eingestehen, dass<br />
die Klarstandsraten bei einer ganzen<br />
Reihe von Mustern selbst nach militärischen<br />
Maßstäben sehr dürftig sind. Dazu<br />
trugen zuletzt auch Hiobsbotschaften<br />
bei, wie das Auftreten von Rissen in der<br />
Heckstruktur der Sea Lynx. Die fälligen<br />
Reparaturen werden dauern. Bei anderen<br />
Mustern wirken sich das zunehmende<br />
Alter und die schwierige Ersatzteillage<br />
auf die Verfügbarkeit aus. Bei Eurofighter<br />
und CH-53 wiederum sind jeweils<br />
über 30 Maschinen für geplante<br />
Umrüstungen beim Hersteller. Wie die<br />
„kritische Ausrüstungslage“ baldmöglichst<br />
behoben werden kann, sollen nun<br />
zwei „Task Forces“ für Starrflügler und<br />
Drehflügler klären.<br />
FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
Die Abnahme des ersten deutschen<br />
Airbus A400M verzögerte sich.<br />
Fotos: Airbus, Bundeswehr, Northrop Grumman<br />
www.flugrevue.de
Militärluftfahrt<br />
Sikorsky S-97 Raider<br />
Mit Koaxialrotor und Schubpropeller<br />
will Sikorsky neue<br />
Geschwindigkeitsmaßstäbe im<br />
Militärhubschrauberbau setzen.<br />
Das jetzt fertiggestellte Versuchsmuster<br />
S-97 soll das Potenzial<br />
des Konzepts demonstrieren.<br />
Die Raider (hier das erste<br />
Modell) setzt die Technologie<br />
der X2 in größerer Form um.<br />
Volle Fahrt voraus<br />
Bevor im Sikorsky-Entwicklungszentrum<br />
in West Palm Beach der<br />
Vorhang zur Seite gezogen und<br />
die erste S-97 Raider (Angreifer) enthüllt<br />
wurde, brachte Chris Van Buiten<br />
die Stimmung auf den Punkt: „In diesem<br />
Klima (Budgetprobleme beim US-Militär,<br />
Anm. d. Red.) wäre es einfach, nur<br />
stillzusitzen und abzuwarten. Stattdessen<br />
sind Sikorsky und alle Partner aktiv<br />
geworden und nach vorn gegangen, haben<br />
das Risiko auf sich genommen, um<br />
einen neuen Weg zu gehen … Die S-97<br />
ist unsere Vision für die Zukunft der<br />
amerikanischen Heeresflieger”, so der<br />
für Zukunftstechnologien zuständige<br />
Topmanager.<br />
Und diese Zukunft aus Sicht von Sikorsky<br />
sieht eine Marschgeschwindigkeit<br />
von 220 kts (405 km/h) vor, eine große<br />
Agilität sowohl bei hohen wie auch niedrigen<br />
Geschwindigkeiten, ein relativ geringes<br />
Geräuschniveau und beste Flugleistungen<br />
auch bei Hitze und in großer<br />
Höhe. Der Vorstoß in eine völlig neue<br />
Klasse basiert dabei noch nicht einmal<br />
auf genialen neuen Erfindungen, sondern<br />
auf der geschickten Integration<br />
heute verfügbarer Technologien, um die<br />
Probleme der Verbundhubschrauber-<br />
Prototypen aus den 1970er Jahren zu beseitigen.<br />
Schon damals erreichte Sikorsky<br />
mit der XH-59A zwar über 480<br />
km/h, aber zwei Düsentriebwerke für<br />
den Vortrieb schluckten enorm viel<br />
Sprit, der Lärm war höllisch, und das<br />
ganze Vehikel vibrierte bedenklich.<br />
PROPELLER IM HECK<br />
ENTLASTET HAUPTROTOR<br />
Bei der Raider soll dies anders sein, denn<br />
heute hat man dank ausgefeilter 3D-Entwurfswerkzeuge<br />
und detaillierter Simulationen<br />
die Möglichkeit, den Entwurf<br />
schon vor dem Erstflug zu überprüfen<br />
und zu optimieren. Dies gilt auch für das<br />
Herzstück der S-97, den Koaxialrotor<br />
mit extrem steifen, lagerlos montierten<br />
Blättern, die in einem relativ geringen<br />
Abstand übereinander drehen. Eine<br />
längliche Verkleidung des Rotormasts<br />
und der Steuerstangen minimiert den<br />
Widerstand.<br />
Kombiniert wird der Koaxialrotor<br />
mit einem über eine lange Welle angetriebenen<br />
Propeller im Heck, der für den<br />
Vortrieb bei höheren Geschwindigkeiten<br />
sorgt und so den Rotor entlastet. Er ermöglicht<br />
auch verschiedene ungewöhnliche<br />
Flugmanöver. Diesbezüglich hat Sikorsky<br />
mit aktiven Militärpiloten umfangreiche<br />
Analysen durchgeführt, wie<br />
solche Manöver Vorteile im realen Einsatz<br />
bringen könnten.<br />
Natürlich ist die Raider mit einer<br />
elektronischen Flugsteuerung (Fly-by-<br />
Wire) ausgerüstet und verfügt über modernste<br />
Avionik. Die Zelle besteht fast<br />
ausschließlich aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff.<br />
Sie wurde von Aurora Flight<br />
Sciences in Bridgeport, West Virginia,<br />
gebaut. Für den Blitzschutz wird zum<br />
Teil die UltraConductive-Beschichtung<br />
von Lord verwendet. Das YT706-<br />
GE-700R-Triebwerk stammt von GE<br />
Aviation. Es gehört zur T700/CT7-Familie<br />
und leistet um die 1950 Kilowatt.<br />
Insgesamt hat sich Sikorsky 53 wesentliche<br />
Zulieferfirmen mit an Bord geholt,<br />
die etwa ein Viertel der auf 200<br />
Millionen Dollar (160 Mio. Euro) geschätzten<br />
Entwicklungskosten beisteuern.<br />
Der traditionsreiche Hubschrauber-<br />
48 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Daten Sikorsky S-97 Raider<br />
Allgemeine Angaben<br />
Antrieb<br />
Hersteller Sikorsky Aircraft, Triebwerk 1 x GE Aviation<br />
<br />
YT706-GE-700R<br />
Stratford, Connecticut, USA<br />
Leistung ca. 2600 shp<br />
Besatzung 2 (1950 kW)<br />
Soldaten 6<br />
Abmessungen<br />
Bewaffnung Hellfire-Lenkwaffen,<br />
Rumpflänge 11,28 m<br />
<br />
Raketen, <strong>12</strong>,7-mm- Rumpfhöhe 1,67 m<br />
<br />
oder 7,6-mm-MGs Breite über Leitwerk 4,88 m<br />
hersteller hat viel Arbeit ausgelagert und<br />
konzentriert sich vor allem auf das Systemmanagement.<br />
Besonderer Wert wurde<br />
auf den durchgehend einheitlichen<br />
Einsatz von 3D-Entwicklungswerkzeugen<br />
gelegt. Alle Teammitglieder arbeiten<br />
auf Basis einer zentralen Datenbank.<br />
Die große Roll-out-Feier<br />
fand am 2. Oktober in<br />
West Palm Beach statt.<br />
Rotordurchmesser 10,36 m<br />
Propellerdurchmesser 2,13 m<br />
Massen<br />
max. Startmasse 5220 kg<br />
Flugleistungen<br />
max. Marschgeschwindigkeit<br />
<br />
405 km/h<br />
Reichweite über 600 km<br />
Flugdauer <br />
ca. 2,7 h<br />
„Mit der Raider hat Sikorsky innovative<br />
Ideen in jeden Aspekt des Entwurfsprozesses<br />
eingebracht“, betonte Mark<br />
Miller, Vice President für Forschung und<br />
Technik. „Wir haben sehr darauf geachtet,<br />
die Entwicklungs-, Produktions- und<br />
Betriebskosten zu senken und gleichzei-<br />
tig die Produktivität und die Qualität zu<br />
erhöhen.“ Zwar ist die Raider nicht entsprechend<br />
militärischen Serienstandards<br />
konstruiert, doch Sikorsky betont, man<br />
könne einen bewaffneten Beobachtungshubschrauber<br />
auf Basis der S-97 für<br />
rund 15 Millionen Dollar (<strong>12</strong> Mio. Euro)<br />
anbieten.<br />
Mit einer maximalen Abflugmasse<br />
von 5220 Kilogramm und Platz für sechs<br />
Soldaten ist die Raider von der Auslegung<br />
her schon sehr nahe an einem Einsatzmuster.<br />
Ursprünglich zielte der im<br />
Oktober 2010 vorgestellte Entwurf auf<br />
den AAS-Wettbewerb der US Army. Wegen<br />
Sparmaßnahmen musste das amerikanische<br />
Heer die Pläne für einen Nachfolger<br />
der OH-58 Kiowa aber aufgeben.<br />
Momentan gibt es keinen konkreten Bedarf<br />
für ein Raider-Serienmodell.<br />
Nach dem Beginn der Flugerprobung<br />
noch in diesem Jahr hofft Sikorsky trotzdem,<br />
mit zwei S-97 die herausragenden<br />
Fähigkeiten des Entwurfs so überzeugend<br />
zu demonstrieren, dass die Special<br />
Operations Forces kaufen wollen. Ansonsten<br />
ist das investierte Geld aber<br />
nicht verloren: Man gewinnt weitere<br />
wertvolle Erfahrung mit der Verbundhubschrauberkonfiguration.<br />
Diese wird<br />
von Boeing und Sikorsky auch beim Demonstratorprogramm<br />
JHL-TD verwendet.<br />
Ein von der Army mitfinanzierter<br />
Prototyp unter dem Namen „Defiant“<br />
soll 2017 fliegen.<br />
FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
Koaxialrotor mit extrem steifen<br />
Blättern für gute Wendigkeit<br />
Schubpropeller, kann<br />
ausgekuppelt werden<br />
Die S-97 inte griert<br />
neueste Technologie<br />
in einem auf<br />
Geschwindigkeit<br />
getrimmten Entwurf.<br />
große Bildschirme,<br />
Fly-by-Wire-Flugsteuerung<br />
Fotos: Sikorsky<br />
einziehbares Haupfahrwerk<br />
minimiert Widerstand<br />
Kabine für maximal sechs<br />
Soldaten oder zusätzliche<br />
Missionsausrüstung
Freundeskreis Luftwaffe<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
verehrte Mitglieder!<br />
Die Planungen für Veranstaltungen im<br />
kommenden Jahr sind in unserer Geschäftsstelle<br />
angelaufen. Unser Generalsekretär<br />
bemüht sich, engagiert und<br />
ideenreich wieder ein Programm zusammenzustellen,<br />
das möglichst viele<br />
unserer Mitglieder anspricht. Hierbei<br />
erwarten wir gerne Ihre Mitarbeit in<br />
Form von Anregungen, Empfehlungen<br />
und Wünschen, die dazu beitragen sollen,<br />
die Angebotspalette thematisch<br />
breit zu differenzieren. Wir haben die<br />
Erfahrung, dass häufig der Zuspruch<br />
die Kapazitätsgrenze des Veranstalters<br />
übersteigt, aber bisweilen auch wegen<br />
geringen Interesses geplante Veranstaltungen<br />
von uns storniert werden müssen,<br />
um Aufwand und Nutzen in einem<br />
vernünftigen Verhältnis zu belassen.<br />
Deshalb meine Bitte an Sie: Machen<br />
Sie uns Vorschläge! Wir werden Ihre<br />
Beiträge sorgfältig bewerten. Und ein<br />
weiteres Anliegen: Bitte prüfen Sie, ob<br />
sich in diesem Jahr bei Ihren Kommunikationsdaten<br />
im Geschäftsverkehr mit<br />
uns Änderungen ergeben haben, die Sie<br />
uns gegebenenfalls bitte mitteilen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Botho Engelien<br />
Präsident<br />
Zum Geburtstag<br />
Im Namen des Vorstands gratuliert<br />
Präsident Botho Engelien den folgenden<br />
Jubilaren, die im Dezember Geburtstag<br />
haben, ganz herzlich:<br />
Siegfried Petzel (84), Wolfgang<br />
Grunwald (83), Kurt Sturm (80),<br />
Siegfried Einzmann (75), Servatius<br />
Maeßen (70), Michael König (60),<br />
Christian Held (50), Andreas Gleu (50)<br />
und Thomas Drickl (50).<br />
Letzte Tornado-Instandsetzung<br />
Abschied von Erding<br />
Am 16. September verließ ein Tornado-Jet als letztes grundüberholtes<br />
Flugzeug den Fliegerhorst Erding. Fast 60 Jahre<br />
lang war der Standort Werkstatt für die Jets und Transporter<br />
der Luftwaffe.<br />
Als um 16:45 Uhr der Tornado mit<br />
der Kennung 45+61 in den Himmel<br />
stieg und sich vom Fliegerhorst<br />
Erding verabschiedete, endete eine<br />
58-jährige Ära: Der Jet war das letzte<br />
grundüberholte Luftfahrzeug, das die<br />
Werkhallen auf dem Fliegerhorst Erding<br />
verließ. Zukünftig werden diese Arbeiten<br />
in einer zivil-militärischen Kooperation<br />
unter Führung von Airbus Defence<br />
& Space in Manching fortgeführt. In Erding<br />
verbleiben bis auf Weiteres die Instandsetzung<br />
und -haltung einzelner<br />
Luftfahrzeugkomponenten. Für den Fliegerhorst<br />
bedeutete das Fly-out gleichzeitig<br />
das Ende des Flugbetriebes mit<br />
strahlgetriebenen Luftfahrzeugen. Umrahmt<br />
wurde das Ereignis von einem Familientag,<br />
zu dem rund 4000 Besucher<br />
auf den Fliegerhorst kamen.<br />
In der neuen Kooperation in Manching<br />
werden künftig 34 Soldaten zusammen<br />
mit zivilen Mitarbeitern von<br />
Airbus dafür sorgen, dass der Tornado<br />
noch viele Jahre für seine bevorstehenden<br />
Aufgaben gerüstet sein wird. „Ein<br />
exzellenter Ruf eilt den Erdinger Spezialisten<br />
voraus, und ich bin fest davon<br />
überzeugt, dass sie auch an dem neuen<br />
Standort und in der Kooperation mit der<br />
Firma die hervorragende Arbeit fortführen<br />
werden“, sagte Oberst Markus Alder,<br />
Kommandeur des Waffensystemunterstützungszentrums<br />
1.<br />
Am Standort Erding wurden in den<br />
vergangenen 58 Jahren in unterschiedlichsten<br />
Regimentsgliederungen nahezu<br />
alle Luftfahrzeuge der Luftwaffe in irgendeiner<br />
Form gewartet, inspiziert oder<br />
instand gesetzt. Damit leisteten die im<br />
Fliegerhorst Beschäftigten einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Einsatzfähigkeit und<br />
Einsatzbereitschaft der Luftwaffe und<br />
dienten letztlich dem Frieden, der Frei-<br />
50 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
heit und der Souveränität Deutschlands,<br />
so Oberst Alder in seinem Grußwort an<br />
die Gäste und Regimentsangehörigen.<br />
Das Fly-out bot die Möglichkeit, neben<br />
dem Star des Tages Luftfahrzeuge<br />
vom Typ Eurofighter, Tornado und CH-<br />
53 befreundeter Geschwader sowie Oldies<br />
wie den Starfighter und verschiedene<br />
Triebwerke aus nächster Nähe zu bestaunen.<br />
In den Hallenbereichen stellten<br />
die Abteilung „Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung“,<br />
der „Wiege- und Nivelliertrupp“,<br />
die „Bordwaffen- und Abwurfgerätewerkstatt“<br />
und der Bereich „Rettungssysteme<br />
des Systemzentrums Luftfahrzeugtechnik“<br />
ihr Arbeitsspektrum<br />
vor. Darüber hinaus wurde die Instandsetzung<br />
von Großbauteilen wie etwa<br />
Tragflächen erklärt. Als unmittelbare<br />
Nachbardienststelle bot das Wehrwissenschaftliche<br />
Institut für Werk- und Betriebsstoffe<br />
(WIWeB) einen Einblick in<br />
sein Portfolio. Das Instandsetzungszentrum<br />
<strong>12</strong> mit Sitz im baden-württembergischen<br />
Ummendorf zeigte seine Fähigkeiten<br />
anhand von Hydraulik- und Fahrwerkinstandsetzung.<br />
Mit eindrucksvollen Überflügen erwiesen<br />
die Taktischen Luftwaffengeschwader<br />
33 und 51 „S“ mit Tornado<br />
sowie das Taktische Luftwaffengeschwader<br />
74 mit drei Eurofightern sowie eine<br />
Transall des Lufttransportgeschwaders<br />
61 dem Fliegerhorst einen Abschiedsgruß.<br />
Weitere Attraktion waren die<br />
Überflüge der Messerschmitt Me 262<br />
und der Bf 109 aus Manching.<br />
Seine Wurzeln hat das Waffensystemunterstützungszentrum<br />
1, dem das<br />
Systemzentrum Technik unterstellt ist,<br />
in dem im Oktober 1956 aufgestellten<br />
Luftwaffenversorgungsregiment 1. Es ist<br />
somit einer der ältesten logistischen Verbände<br />
der Bundeswehr und der Luftwaf-<br />
Vor dem Abflug erhielt der letzte<br />
Tornado Sondermarkierungen.<br />
Mehr als 30 Jahre wurde<br />
der Tornado in Erding<br />
instand gesetzt.<br />
fe. Nicht selten wird Erding deshalb<br />
auch als „die Wiege der Luftwaffenlogistik“<br />
bezeichnet. Nach gründlichem „on<br />
the job“-Training“ bei den in den 50er<br />
Jahren im Fliegerhorst stationierten Teilen<br />
der US Air Force war schließlich im<br />
Juni 1957 eine Nord Noratlas zur<br />
150-Stunden-Kontrolle gelandet. Damit<br />
lief das Instandsetzungsprogramm für<br />
die Flugzeugmuster Lockheed T-33, Republic<br />
F-84 sowie die Piaggio P.149.<br />
Im Frühsommer 1960 bereiteten sich<br />
die Erdinger Spezialisten auf die F-104<br />
Starfighter vor. Bereits im Mai des darauffolgenden<br />
Jahres wurde die erste<br />
F-104 einer periodischen Inspektion unterzogen.<br />
Neben regulären Wartungen<br />
Geschäftsstelle<br />
Die Geschäftsstelle Freundeskreis<br />
Luftwaffe ist von Montag bis<br />
Donnerstag von 9 bis <strong>12</strong> Uhr besetzt.<br />
Tel. +49 2203 64815<br />
Fax +49 2203 800397<br />
Homepage<br />
www.freundeskreis-luftwaffe.de<br />
E-Mail<br />
office@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
Anschrift<br />
Freundeskreis Luftwaffe e.V.,<br />
Geschäftsstelle, Wahn 504 / 10,<br />
Postfach 906110, 51<strong>12</strong>7 Köln<br />
Bankverbindung<br />
VR-Bank Rhein-Sieg eG<br />
(BLZ 370 695 20),<br />
Kto.-Nr. 1114 545 011<br />
Referent für Presseund<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
c/o Geschäftsstelle FKLw,<br />
E-Mail: presse@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
wurden in den folgenden Jahren ebenso<br />
Sonderaufträge wie die Einrüstung von<br />
Martin-Baker-Schleudersitzen durchgeführt.<br />
Im Jahr 1980 begannen die Vorbereitungen<br />
für die Aufnahme des Tornados.<br />
Dieses Luftfahrzeugmuster wurde<br />
zum Tagesgeschäft und prägte den Fliegerhorst<br />
für die kommenden 34 Jahre. In<br />
diesen gut drei Jahrzehnten gab es wohl<br />
keine größeren Schäden oder Erprobungen<br />
an einem dieser Waffensysteme, die<br />
nicht von Erdinger Ingenieuren und Mechanikern<br />
begleitet, behoben oder zumindest<br />
begutachtet wurden. Bis heute<br />
wurden 1103 Depot- und andere Instandsetzungen<br />
abgeschlossen.<br />
HELMUT HACKER<br />
Sektion Dresden<br />
Leiter Rainer Appelt,<br />
Minna-Herzlieb-Str. 41, 02828 Görlitz<br />
Tel. 03581 765514<br />
E-Mail m.r.appelt@web.de<br />
Sektion München<br />
Leiter Heinz Gerrits,<br />
Gustav-Mahler-Weg 13, 85598 Baldham<br />
Tel./Fax 08106 302728<br />
E-Mail c.h.gerrits@t-online.de<br />
Sektion Berlin<br />
Leiter: Günther Hoffmann,<br />
Kladower Damm 276c, 14089 Berlin<br />
Tel. 030 36804392<br />
E-Mail guenther_hoffmann@alice-dsl.de<br />
Sektion Kerpen<br />
Leiter Hans-Bernd Grandrath,<br />
Graeserstraße 2a, 52249 Eschweiler<br />
Tel. 02403 22173 (ab 18 Uhr)<br />
E-Mail bernd.grandrath@t-online.de<br />
Fotos: Luftwaffe/Helmut Hacker, Patrick Hoeveler, Florian Morasch<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 51
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DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich<br />
mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />
wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung<br />
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Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu<br />
widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
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Datum<br />
Unterschrift<br />
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Technik<br />
Die modernsten Helmdisplays<br />
Alles im<br />
Blick<br />
Die F-35 stellt höchste Ansprüche an ein<br />
Helmdisplay. Mit dem Gen-III-Modell wollen<br />
Rockwell Collins und Elbit Systems frühere<br />
Probleme gelöst haben. Auch BAE Systems<br />
bringt mit dem Striker II ein neues Topmodell.<br />
Fotos: USAF/Clashman, Rockwell Collins<br />
Das Helmdisplay der<br />
F-35 liefert umfassende<br />
Daten und Bilder<br />
für den Nachtflug.<br />
56 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Von KARL SCHWARZ<br />
Head-up-Displays, die dem<br />
Piloten wichtige Fluginformationen<br />
direkt beim Blick<br />
nach vorn präsentieren, gehören seit<br />
Jahrzehnten zur Standardausrüstung von<br />
Kampfflugzeugen. Bei der Lockheed<br />
Martin F-35 Lightning II sucht man ein<br />
solches System allerdings vergeblich.<br />
Hier „verbindet der Helm den Piloten<br />
mit dem Flugzeug“, erklärt Cheftestpilot<br />
Al Norman. Alle Informationen, die für<br />
einen Kampfeinsatz unentbehrlich sind,<br />
wie Zieldaten, Flugdaten und Nachtsichtfähigkeit,<br />
sind in den Helm integriert,<br />
um den Piloten einen umfassenden<br />
Überblick über die Situation zu geben.<br />
Das Helmet Mounted Display System<br />
(HMDS = Helmdisplay) der F-35 ist<br />
deshalb ein unverzichtbares System, ohne<br />
das ein effektiver Einsatz des Stealth-<br />
Kampfjets gar nicht möglich ist. Entsprechend<br />
hoch sind die Ansprüche an<br />
den Hersteller Rockwell Collins ESA Vision<br />
Systems (REVS) – Ansprüche, die<br />
trotz aller Anstrengungen bisher nicht<br />
völlig erfüllt wurden. Mit dem nun zum<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 57
Technik<br />
Die modernsten Helmdisplays<br />
Der Gen II (links) sieht<br />
schon ganz anders aus<br />
als die erste Generation<br />
(rechts) des F-35-Helms.<br />
Fotos: Rockwell Collins, BAE Systems<br />
dritten Mal überarbeiteten HMDS hoffen<br />
Rockwell Collins und Elbit Systems<br />
aber, die im Laufe der Erprobung aufgetretenen<br />
Probleme behoben zu haben.<br />
Vor allem drei Punkte stießen aber auch<br />
noch bei der ab März 2010 im Flug getesteten<br />
und derzeit gelieferten Gen-II-<br />
Version auf Kritik:<br />
• ein „Zittern“ des auf das Helmvisier<br />
projizierten Bildes, wenn der Jet<br />
zum Beispiel von Böen erfasst und geschüttelt<br />
wird oder bei Manövern mit<br />
hohen Lastvielfachen in bestimmten<br />
Flugbereichen stark vibriert. Um die<br />
Bildstandschwankungen deutlich zu vermindern,<br />
werden im Helm nun Mini-Beschleunigungssensoren<br />
verbaut. Sie liefern<br />
Informationen, die es erlauben, mit<br />
Filteralgorithmen eine stabilere Darstellung<br />
zu erzielen. „Es ist immer noch<br />
nicht perfekt, aber es ist eine 95-Prozent-Lösung<br />
und die Hauptprobleme<br />
sind gelöst“, erklärte F-35-Testpilot<br />
Oberstleutnant Matthew Kelly vom US<br />
Marine Corps.<br />
• eine Verzögerung der Bilddarstellung.<br />
Wenn der Pilot seinen Kopf bewegt,<br />
hinkten die von den rund um das<br />
Flugzeug positionierten Kameras gelieferten<br />
Bilder hinterher, wenn auch nur<br />
um Millisekunden. Im Extremfall kann<br />
dies aber zur altbekannten Reisekrankheit<br />
führen. Diese Problematik wurde<br />
durch Softwareanpassungen gelöst.<br />
• eine mangelnde Schärfe des zentral<br />
im Helm montierten Infrarotsensors, der<br />
somit praktisch unbrauchbar war. Dieser<br />
Punkt wurde mittels Ersatz des ISIE-<br />
10-Sensors durch einen neuen ISIE 11<br />
von Intervac Photonics gelöst, der auf<br />
einer neuen Technologie basiert und wesentlich<br />
lichtempfindlicher ist. Laut Intervac<br />
war ISIE 11 immer geplant, aber<br />
bei Produktionsbeginn des Helms noch<br />
nicht fertig entwickelt. Die Leistungsfähigkeit<br />
der neuen Kamera wurde im letzten<br />
Jahr mit einer Cessna im direkten<br />
Vergleich mit der Nachtsichtbrille<br />
ANVIS 9 getestet. Die Ergebnisse zeigten,<br />
dass man nun auf einem vergleichbaren<br />
Niveau ist, so der Hersteller.<br />
BESSERE BESTIMMUNG DER<br />
KOPFPOSITION DES PILOTEN<br />
Weitere Verbesserungen des Helmvisiers<br />
(Gen-III-Modell) betreffen die Optik<br />
und den LCD-Bildgenerator mit seiner<br />
Rückbeleuchtung. Zudem wurde die<br />
Präzision der Helmpositionsvermessung<br />
gesteigert. Neben dem Magnetsystem<br />
fließen nun auch Daten der Mini-Beschleunigungsmesser<br />
ein, um auch die<br />
Bewegungsrichtung des Kopfs mit zu berücksichtigen.<br />
Die Änderungen waren dringend nötig,<br />
wollten Rockwell Collins und Elbit<br />
Systems den Exklusivvertrag für das<br />
F-35-Helmdisplay behalten – hier geht es<br />
Beim Striker II von BAE Systems sitzt die<br />
Nachtsichtkamera mitten auf der Front.<br />
Mit Hilfe von 64 Leuchtdioden auf der<br />
Helmschale und drei Kameras im Cockpit<br />
wird die Kopfposition bestimmt.<br />
58 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong>
Der Striker-Helm ist für<br />
Schleudersitz-Ausstiege<br />
bei Geschindigkeiten bis<br />
1110 km/h qualifiziert.<br />
bei der angepeilten Stückzahl und einem<br />
Preis von 300 000 Dollar (235 000 Euro)<br />
pro Exemplar langfristig um Umsätze in<br />
Milliardenhöhe. 2011 war nämlich BAE<br />
Systems mit der Entwicklung einer technisch<br />
einfacheren Alternativlösung beauftragt<br />
worden. Dieses Programm, das<br />
um die 60 Millionen Dollar (48 Mio. Euro)<br />
kostete, wurde aber im Oktober<br />
2013 wieder eingestellt, obwohl der endgültige<br />
Nachweis für die Verbesserungen<br />
des Gen-III-Modells noch aussteht. Derzeit<br />
laufen die Versuche auf der Edwards<br />
AFB in Kalifornien, wobei bekannte<br />
Testpunkte noch einmal nachgeflogen<br />
werden. Geliefert werden die Gen-III-<br />
Helme dann für Flugzeuge der Vorserientranche<br />
7 ab 2016.<br />
BAE NUTZT ERFAHRUNG AUS<br />
F-35-HELMENTWICKLUNG<br />
BAE Systems hat sich derweil die Erfahrungen<br />
aus der F-35-Alternativentwicklung<br />
zunutze gemacht und mit dem<br />
Striker II eine neue Generation seiner<br />
Striker-Helmfamilie vorgestellt, die derzeit<br />
im Eurofighter und in der Saab Gripen<br />
verwendet wird. Hauptunterschied<br />
sind der Wegfall der analogen Restlichtverstärkerkameras<br />
und ihr Ersatz durch<br />
einen auf der „Stirn“ des Helms eingebauten<br />
ISIE-11-Sensor. Die Lösung ist<br />
etwa 500 Gramm leichter und verleiht<br />
dem Helm einen besseren Schwerpunkt.<br />
Der Sensor hat bei einer Diagonalen von<br />
22 Millimetern eine Auflösung von 1600<br />
x <strong>12</strong>00 Pixeln und eine Bildfrequenz von<br />
60 Hertz. Eine automatische Verstärkerkontrolle<br />
sorgt für gleichbleibende<br />
Bildqualität. Halos um Lichtpunkte oder<br />
verstreute helle Flecken kommen laut<br />
BAE Systems nicht mehr vor. Die Kamera<br />
sei die gleiche wie im Gen-III-Helm,<br />
man habe aber eine andere Software, so<br />
der Hersteller.<br />
Neben der Kamera, die auch als Aufzeichnungsgerät<br />
verwendet werden<br />
kann, erhält der Striker II eine Mini-<br />
Trägheitsplattform, die zusammen mit<br />
den optischen Sensoren (64 Leuchtdioden<br />
auf dem Helm) die Präzision der<br />
Kopfpositionsvermessung verbessern<br />
soll. Hier geht es um Genauigkeiten im<br />
Bereich von Milliradian (0,057 Grad).<br />
Um ein geringes Gewicht (rund zwei Kilogramm)<br />
zu erzielen, wird der Striker II<br />
(wie auch der F-35-Helm) nach wie vor<br />
aus zwei Teilen gefertigt, wobei größtenteils<br />
Kohle- und Aramidfasern verwendet<br />
werden. Alle Helmdisplays benötigen<br />
übrigens eine genaue Anpassung an<br />
den Träger. Dafür wird in einem aufwendigen<br />
Verfahren der Kopf vermessen<br />
und ein maßgeschneidertes Innenteil gefertigt.<br />
Trotz Blickwinkeln von 40 x 40<br />
Grad (Auflösung bei Striker: <strong>12</strong>80 x<br />
1024 Bildpunkte) ist es sehr wichtig,<br />
dass der Helm auch unter Belastung<br />
nicht verrutscht. Bei der Anpassung geht<br />
es zum Beispiel darum, die Optik mit<br />
maximal zwei Millimeter Abweichung<br />
auf die Mitte der Pupillen einzustellen.<br />
Noch gibt es für die neue Striker-Version,<br />
die vor Jahresende im Eurofighter<br />
im Flug getestet werden soll, keine Bestellungen.<br />
BAE Systems ist aber sicher,<br />
dass die Vorteile viele Nutzer überzeugen<br />
werden, zumal der Preis sogar unter<br />
dem des Vorgängers liegen soll. Die Integration<br />
in Gripen und Eurofighter ist<br />
einfach, da dort schon der Striker-Helm<br />
zugelassen ist. Generell ist der Striker II<br />
so ausgelegt, dass er praktisch in jedem<br />
Fighter verwendet werden kann. Und<br />
ohne ein leistungsstarkes Helmdisplay<br />
wird künftig wohl kein Kampfjet mehr<br />
auskommen.<br />
FR<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 59
Technik<br />
Pratt & Whitney enthüllt PW814GA<br />
Pratt &<br />
Whitney<br />
Canada stellte<br />
den neuen<br />
Antrieb auf<br />
der NBAA vor.<br />
Fotos: Pratt & Whitney Canada<br />
Familienkonzept<br />
Die PurePower-Familie hat ein neues Mitglied, wenn<br />
auch ohne Getriebe: Das PW814/815GA treibt die neuen<br />
Gulfstream-Business-Jets G500 und G600 an.<br />
Erfolg für Pratt & Whitney: Wieder<br />
hat ein Mitglied der PurePower-<br />
Familie für eine Überraschung gesorgt.<br />
Nachdem der Getriebefan bei der<br />
neuen E-Jet-Generation von Embraer<br />
den Entwurf des bisherigen E-Jet-Triebwerkslieferanten<br />
von GE Aviation aus<br />
den Rennen geworfen hat, bricht nun<br />
die neue PW800-Serie das Jahrzehnte<br />
währende Monopol von Rolls-Royce bei<br />
Gulfstream. Mitte Oktober stellte der<br />
Hersteller seine neuen Business Jets<br />
G500 und G600 vor, die vom PW-<br />
814GA beziehungsweise PW815GA angetrieben<br />
werden. Beim unter<br />
strenger Geheimhaltung<br />
von Pratt & Whitney Canada<br />
entwickelten Antrieb<br />
ist auch MTU Aero<br />
Engines mit einem Anteil<br />
von 15 Prozent mit<br />
an Bord. Wie bei den anderen<br />
PurePower-Mitgliedern<br />
sind die Münchner mit<br />
den ersten vier Stufen des Hochdruckverdichters<br />
und der Niederdruckturbine<br />
beteiligt. Beim PW-<br />
814GA handelt es sich jedoch nicht um<br />
einen Getriebefan. „Business Jets fliegen<br />
sehr hoch und schnell, bis zu 15 500<br />
Meter und Mach 0.9. Da bringt ein Getriebefan<br />
mit hohem Nebenstromverhältnis<br />
keine Vorteile“, erklärt Martin<br />
Wiedra, Direktor für Pratt & Whitney-<br />
Canada-Programme bei der MTU.<br />
Beide Unternehmen hatten 2008 bereits<br />
das PW810 für die geplante Cessna<br />
Columbus entwickelt. Aufgrund der<br />
Marktkrise mussten allerdings beide<br />
Projekte eingestellt werden. Obwohl einige<br />
Erfahrungen aus dem rund 30 Kilonewton<br />
schwächeren Columbus-Antrieb<br />
in das aktuelle PW814GA flossen, handelt<br />
es sich um eine komplette Neuentwicklung.<br />
Das Kerntriebwerk wird in<br />
Gänze vom PW1524G der Bombardier<br />
Das PW814GA ist das mit Abstand<br />
stärkste Triebwerk in der Geschichte<br />
von Pratt & Whitney Canada.<br />
CSeries übernommen, obwohl dessen<br />
Schub um rund 35 Kilonewton stärker<br />
ist. „Das Kerntriebwerk hat gut gepasst.<br />
Dadurch erzielten wir einen enormen<br />
Vorsprung im Testprogramm. Wir gehen<br />
davon aus, dass wir bei der Indienststellung<br />
schon eine Erfahrung von 1,5 Millionen<br />
Flugstunden mit der PurePower-<br />
Serie haben, was sehr wichtig für die<br />
Produktreife ist“, meint Wiedra. Pratt &<br />
Whitney erwartet eine zweistellige Treibstoffersparnis<br />
im Vergleich zu früheren<br />
Mustern dieser Klasse.<br />
Im Jahr 2010 fiel die Entscheidung<br />
bei Gulfstream. Daraufhin begann im<br />
selben Jahr die Entwicklung des Antriebs,<br />
seinen Erstlauf absolvierte er bereits<br />
im April 20<strong>12</strong>. Er wird in Mirabel<br />
bei Montreal gebaut. Der Entwurf von<br />
Pratt & Whitney Canada hatte sich in einem<br />
erbitterten Kampf gegen die Konkurrenz<br />
durchgesetzt. „Da Gulfstream<br />
ein traditionsreicher Zellenhersteller ist,<br />
wollten alle Firmen den Auftrag. Bei der<br />
Daten PW814GA<br />
Startschub: 67,36 kN (PW814GA),<br />
69,75 kN (PW815GA)<br />
Art: zweiwelliger Turbofan ohne Getriebe<br />
Bläser: Blisk-Fan, Durchmesser: 1,27 m<br />
Anwendungen: Gulfstream G500 und G600<br />
Zulassung: Ende <strong>2014</strong><br />
Aufbau: Bläser, dreistufiger Niederdruckverdichter,<br />
achtstufiger Hochdruckverdichter,<br />
Brennkammer, zweistufige Hochdruckturbine,<br />
fünfstufige Niederdruckturbine<br />
Partner: Avio Aero (am Bläser montierter Hilfsgeräteantrieb,<br />
Turbinenaustrittsgehäuse, Abgasmischer),<br />
ITP (Niederdruckverdichter, mittleres Turbinengehäuse),<br />
MTU Aero Engines (erste vier Stufen<br />
des Hochdruckverdichters, Niederdruckturbine)<br />
60 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Entscheidung zählten die technische<br />
Qualität und wirtschaftliche Konditionen“,<br />
sagt Wiedra. Ausschlaggebend waren<br />
neben der Technologie auch die Erfahrung<br />
und das Netzwerk der Kanadier<br />
im Kundendienstbereich, die rund<br />
<strong>12</strong> 000 Kunden betreuen.<br />
Ebenfalls im Mittelpunkt standen die<br />
Lebenswegkosten und eine hohe Zuverlässigkeit.<br />
Der Wartungsaufwand soll<br />
um 40 Prozent sinken. Daher kamen in<br />
dem komplett neu entwickelten Niederdruckbereich<br />
keine revolutionären Technologien<br />
zum Einsatz.<br />
„In der Auslegung haben wir verwendet,<br />
was wir optimal einsetzen können,<br />
ohne einen Schritt zu weit zu gehen.“<br />
Die Niederdruckturbine verfügt nun<br />
über fünf Stufen statt drei wie beim<br />
PW1524G. Um die Vibrationen zu reduzieren,<br />
entsteht der Bläser mit einem<br />
Durchmesser von 1,27 Metern (58 Zentimeter<br />
kleiner als beim CSeries-Antrieb)<br />
in integraler Bauweise. Für das<br />
PW814GA stellen die Kanadier ein neues<br />
Support-Programm auf die Beine, das<br />
im nächsten Jahr vorgestellt wird. Erstmals<br />
ist auch MTU direkt beteiligt. FR<br />
PATRICK HOEVELER<br />
CFM56-NACHFOLGER<br />
LEAP im Flugtest<br />
Aam 6. Oktober <strong>2014</strong> absolvierte<br />
das LEAP-Triebwerk von CFM<br />
International im kalifornischen Victorville<br />
seinen Erstflug an der Boeing<br />
747-100 von GE Aviation. Bei der getesteten<br />
Variante handelt es sich um<br />
ein LEAP-1C, das an der Comac C919<br />
aus China zum Einsatz kommen soll.<br />
Das Triebwerk ist weitestgehend identisch<br />
mit dem LEAP-1A des Airbus<br />
A320neo. Nur die Verkleidung und<br />
Befestigung sind auf den chinesischen<br />
Jet zugeschnitten. Beim LEAP-1C bietet<br />
CFM den Antrieb als komplettes<br />
Paket an. Die Gondel und die Schubumkehr<br />
stammen von dem Gemeinschaftsunternehmen<br />
Nexcelle von Aircelle<br />
und Middle River Aircraft Systems.<br />
Für das LEAP-1A liefert Aircelle<br />
die Gondel. Der Beginn der Flugerprobung<br />
war ursprünglich für Juli vorgesehen.<br />
Das LEAP-1A soll demnächst<br />
die Flugtests aufnehmen und an der<br />
747-400 von GE in Victorville fliegen.<br />
Dazu hatte GE das Personal der Flugtestabteilung<br />
verdreifacht.<br />
Foto: CFM International
Berufe in der Luftfahrt<br />
Sauber<br />
ist gleich<br />
sicher<br />
Die Arbeiten werden<br />
gründlich kontrolliert<br />
und wöchentlich<br />
ausgewertet.<br />
26 Jahre lang flog Cornelia<br />
Schmeing als Flugbegleiterin<br />
bei Condor. Dann besuchte<br />
sie Lehrgänge und qualifizierte<br />
sich zur Fachwirtin für<br />
Reinigung & Hygiene, was<br />
ihr sichtlich Spaß macht.<br />
Alles begann im Jahre 2009, als<br />
man bei Condor Überlegungen<br />
anstellte, sich mit der Kabine<br />
deutlich vom Markt abzuheben. Dabei<br />
ging es nicht vordergründig um neue<br />
Sitze oder Teppiche, aber wie genau das<br />
Vorhaben aussehen<br />
In dieser Ausgabe<br />
Manager<br />
Cabin Quality<br />
sollte, wussten die verschiedenen<br />
damit beauftragten<br />
Abteilungen<br />
auch nicht so genau.<br />
Zwei Jahre später, die<br />
Idee lebte immer<br />
noch, sollte sich ein<br />
neuer, spezieller Bereich<br />
mit diesem Thema<br />
beschäftigen, und<br />
man sprach Cornelia Schmeing an, ob<br />
sie sich dort nicht einbringen wollte:<br />
„Ich war lange geflogen und suchte ohnehin<br />
eine neue Aufgabe. Warum also<br />
nicht? Ich war schließlich bekannt dafür,<br />
dass ich mich für Ordnung und Sauberkeit<br />
engagiere. Drei Monate sollte ich<br />
Zeit haben, und so zog ich mit meinem<br />
Hausfrauenwissen los und sah mir unsere<br />
Flugzeugkabinen genauer an.“<br />
Schnell stellte sich allerdings heraus,<br />
dass drei Monate wohl kaum ausreichten.<br />
Ein Projekt wurde geboren, das 18<br />
Monate umfassen sollte; seit Oktober<br />
2013 ist schließlich ein eigener Fachbereich<br />
daraus geworden. Cornelia<br />
Schmeing besuchte Lehrgänge, qualifizierte<br />
sich am Forschungs- und Prüfinstitut<br />
für Facility Management in Metzingen<br />
und kann sich mit ansteckender Leidenschaft<br />
für die Sauberkeit an Bord engagieren.<br />
„Umfragen haben ergeben, dass die<br />
Passagiere die Sauberkeit an Bord gleich<br />
hinter der Sicherheit und noch vor der<br />
Freundlichkeit der Besatzung einstufen.<br />
Eine schmuddelig wirkende Kabine wird<br />
automatisch mit mangelnder Flugsicherheit<br />
gleichgesetzt“, sagt die resolute<br />
Fachwirtin, die bei der Qualität der Kabinenreinigung<br />
keine Kompromisse zulässt<br />
und ein nachahmenswertes Kontrollsystem<br />
eingeführt hat. Die Condor<br />
bezahlt einen Dienstleister für die Reinigungsarbeiten<br />
und verlangt dafür eine<br />
entsprechende Gegenleistung, „aber ma-<br />
„Monitore? Ein Horror! Langeweile macht die<br />
Fotos: Matthias Gründer<br />
62 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong><br />
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chen wir uns doch nichts vor“, sagt Cornelia<br />
Schmeing, „allein am Flughafen<br />
Frankfurt beschäftigt das Unternehmen<br />
rund 1000 Leute. Woher sollen die denn<br />
so viel qualifiziertes Personal nehmen?“<br />
Also wurden Forderungskataloge erstellt,<br />
die unter anderem verschiedene<br />
Arbeitspakete enthalten, Kurzreinigungen<br />
in der knappen Stunde Umlaufzeit<br />
zwischen Kurz- und Mittelstreckenflügen,<br />
gründlicheres Herangehen bei längeren<br />
Pausen oder nach technischen<br />
Checks über Nacht und immer wieder<br />
Kontrollen und Auswertung der Mängel.<br />
„Ich frage dann die Kollegen<br />
vom Reinigungsdienst,<br />
ob sie, nachdem sie<br />
lange für ihre Urlaubsreise<br />
gespart haben, selbst mit<br />
diesem Flugzeug fliegen<br />
würden“, erzählt Cornelia<br />
Schmeing, während sie<br />
durch die Kabine eines<br />
Flugzeuges geht, das gerade<br />
von der Crew für einen<br />
Langstreckenflug übernommen<br />
wird. Man kennt<br />
sie und ruft ihr freundliche<br />
Grüße zu; niemand<br />
hat das Gefühl, dass hier<br />
jemand mit übertriebenen<br />
Forderungen nervt.<br />
Während sie wie beiläufig<br />
ein Sitzkissen richtet<br />
oder schnell eine Ablage<br />
kontrolliert, erläutert<br />
sie, dass an Bord streng darauf geachtet<br />
wird, dass beispielsweise für Toiletten<br />
oder andere Bereiche unterschiedliche<br />
Putzmittel nach einem einfachen Farbsystem<br />
verwendet werden. „Wir kontrollieren<br />
jede Kabine nach Abschluss der<br />
Arbeiten. Mängel können sofort mittels<br />
einer speziellen App übers Smartphone<br />
in die Protokolle eingetragen werden.<br />
Der Gast soll sich willkommen fühlen.“<br />
Bei einem Konferenzbesuch stellte<br />
Cornelia Schmeing fest, dass Virgin<br />
America ebenso arbeitet, und seitdem<br />
gibt es mit diesen Kollegen rege Kontak-<br />
te. Bei KLM scheint es ein ähnliches System<br />
zu geben, „aber die haben nicht auf<br />
meine Anfrage geantwortet. Schade!“.<br />
Derzeit sollen die Qualitätskontrollen<br />
an allen deutschen Condor-Standorten<br />
eingeführt werden, parallel dazu in<br />
der gesamten Thomas-Cook-Gruppe.<br />
Reinigung ist Teil der Maintenance, lautet<br />
das Motto, und angesichts von Ebola<br />
und anderen epidemisch verlaufenden<br />
Krankheiten in aller Welt kann man<br />
Cornelia Schmeings Engagement gar<br />
nicht hoch genug einschätzen.<br />
FR<br />
MATTHIAS GRÜNDER<br />
Passagiere erfinderisch.“<br />
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Fotos: ESA, Archiv Hofstätter, NASA<br />
Raumfahrt<br />
Die ESA hat den letzten Raumtransporter<br />
ATV auf den Weg zur ISS gebracht. Wir bringen<br />
einen Augenzeugenbericht darüber.<br />
NASA-MARSSONDE MAVEN<br />
Mars ohne Magnetfeld – und<br />
bald auch ohne Atmosphäre?<br />
RUSSLANDS NEUE RAKETE<br />
Endlich zeichnet sich eine<br />
neue Trägergeneration ab<br />
EXTRA
Raumfahrt-EXTRA<br />
Russlands neue Standardrakete<br />
Fotos: Gründer<br />
Starker Schlepper<br />
Nahe des nördlichen Polarkreises wird derzeit die neue russische Schwerlastrakete<br />
Angara 5 auf den Start zum Jahresende <strong>2014</strong> vorbereitet. Gleichzeitig<br />
muss ihr Hersteller Chrunitschew gründlich saniert werden.<br />
D<br />
Von RUDOLF HOFSTÄTTER<br />
as große Raumfahrtunternehmen<br />
GKNPZ Chrunitschew<br />
in Moskau, Hersteller<br />
von bisher 400 Proton-Raketen und<br />
der Raketenfamilie Angara, befindet sich<br />
derzeit „in einer schwierigen finanziellen<br />
Situation“, sagte im August Igor Komarow,<br />
der Chef von Russlands Vereinter<br />
Raketen- und Kosmos-Korporation<br />
ORKK. „Damit befindet sich auch das<br />
Angara-Programm in extremer Geldnot“,<br />
betonte er. Chrunitschew, ein<br />
Staatsbetrieb wohlgemerkt, arbeitet seit<br />
2007 defizitär und hat bei den Zulieferern<br />
14,7 Milliarden Rubel Schulden angehäuft<br />
(315 Millionen Euro).<br />
Nun sollen neue Manager Chrunitschews<br />
Produktion optimieren, um<br />
schon bald wieder Gewinne zu machen.<br />
Um die Finanzprobleme zu lösen, soll<br />
das Areal der Raketenfabrik im Moskauer<br />
Stadtteil Fili verkleinert werden. Die<br />
frei werdenden Flächen werden Staatsbanken<br />
für zivile Bauprojekte angeboten.<br />
Der Erlös soll in die Produktion und<br />
in das Firmenkapital investiert werden.<br />
Zudem will das GKNPZ (Staatliches<br />
Wissenschaftliches und Produktionszentrum<br />
für die Raumfahrt) künftig den<br />
Bau von Satelliten und Raumstationsmodulen<br />
allmählich anderen Firmen<br />
überlassen. Bereits laufende Programme<br />
wie das neue russische ISS-Modul Nauka<br />
will man noch für den Start 2017 fertigstellen,<br />
doch wird die Arbeit verstärkt<br />
auf das Raketen-Kerngeschäft konzentriert.<br />
Nach der gegenwärtigen Planung<br />
werden <strong>2014</strong> elf Proton-M gebaut. In<br />
den nächsten Jahren soll jeweils eine Rakete<br />
weniger montiert werden, acht<br />
2018 und nur noch fünf im Jahre 2025.<br />
Noch sind die Pläne nicht vom Tisch,<br />
anstelle der Booster wiederverwendbare<br />
Baikal-Raketen einzusetzen.<br />
Dafür wird man vermehrt die nach dem<br />
sibirischen Fluss benannte Angara bauen:<br />
je eine <strong>2014</strong> und 2015, jährlich zwei<br />
2018 bis 2020, jährlich vier in den Jahren<br />
2021 und 2022, sechs 2023 sowie<br />
2024 und 2025 jährlich sieben Angara 5<br />
für schwere Lasten.<br />
Der Hauptauftrag zum Bau der Raketenfamilie<br />
Angara wurde bereits vor<br />
zwanzig Jahren, im August 1994, unter<br />
Präsident Boris Jelzin an Chrunitschew<br />
vergeben. Nun endlich sollen die Starts<br />
mit Regierungsnutzlasten 2018 beginnen.<br />
Durchschnittlich wird es ab 2020<br />
fünf Starts pro Jahr geben. Die Kosten<br />
der künftigen Serienproduktion sind<br />
nach Herstellerangaben denen der Proton<br />
ähnlich, aber nur, wenn abwechselnd<br />
staatliche und kommerzielle Frachten<br />
gestartet werden.<br />
DIE ANGARA GEHÖRT KÜNFTIG<br />
ZU DEN STÄRKSTEN TRÄGERN<br />
Die neue Schwerlastrakete Angara 5<br />
wird derzeit im Gebiet Archangelsk nahe<br />
des nördlichen Polarkreises auf den<br />
Start zum Jahresende <strong>2014</strong> vorbereitet.<br />
Dort werden nun alle Baugruppen integriert,<br />
überprüft und im November probeweise<br />
zur Startrampe gebracht. Der<br />
Jungfernflug soll testweise eine Nutzlastattrappe<br />
in den geostationären Orbit<br />
bringen.<br />
Die Angara 5 wird mit zu den stärksten<br />
Raketen der Welt gehören. Mit rund<br />
60 Metern Länge und 773 Tonnen Startmasse<br />
ist sie auf jeden Fall Russlands<br />
größter Träger. Anders als die Proton<br />
wird die Angara nie von Baikonur in Kasachstan<br />
aus, sondern von Plessezk und<br />
künftig auch von Wostotschny im Fernen<br />
Osten starten. Der Bau der entsprechenden<br />
zweiten Rampe in Wostotschny<br />
soll im Herbst <strong>2014</strong> beginnen.<br />
66 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Selbst als Modelle sehen die Versionen<br />
der Rakete beeindruckend aus.<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 67
Raumfahrt-EXTRA<br />
Russlands neue Standardrakete<br />
Wie frühere Muster auch wird die Angara horizontal zur Rampe gefahren und dort aufgerichtet. Ein mächtiger Startturm<br />
ist mit Arbeitsplattformen für alle Versionen ausgestattet.<br />
Russland sichert sich damit den Zugang<br />
in den Weltraum vom eigenen Territorium.<br />
Alle Versionen der Angara-Familie<br />
verwenden vollständig russische Komponenten<br />
und als umweltverträglicheren<br />
Treibstoff Kerosin sowie LOX als Oxydator.<br />
Je nach Tonnage, Bahnneigung und<br />
Bahnhöhe der Satelliten umfasst die<br />
neue Generation standardisierter Trägerraketen<br />
die Versionen Angara 1.2, 3, 5<br />
und 7, je nach der Anzahl der Booster.<br />
Jede Version, ob Leicht-, Mittel- oder<br />
Schwergewicht, kann von ein und derselben<br />
Rampe aus starten. Kernstück aller<br />
Versionen ist das universelle Raketenmodul<br />
(Uniwersalnyj Raketnyj Modul)<br />
URM-1 von Energomasch als erste<br />
Stufe mit 133 Tonnen Treibstoff und einem<br />
Triebwerk RD-191. Dieses wurde<br />
aus dem Vierkammertriebwerk der einstigen<br />
Superrakete Energija vor 25 Jahren<br />
und aus dem noch aktiven Triebwerk<br />
RD-170/171 der Trägerrakete Zenit abgeleitet.<br />
Ab Ende März <strong>2014</strong> wurde die erste<br />
Rakete auf der Startrampe gecheckt, der<br />
anvisierte Starttermin Ende Mai jedoch<br />
wegen einiger Meetings auf den 27. Juni<br />
verschoben, aber nur drei Minuten vor<br />
der Zündung stoppte das automatische<br />
Kontrollsystem den Startvorgang. Die<br />
Rakete wurde in die Halle zurückgefahren,<br />
um den Fehler, ein undichtes Ventil<br />
Das RD-191 bildete einst im Viererpack<br />
den Hauptantrieb der Energija. Jetzt ist<br />
es das Angara-Standardtriebwerk.<br />
der Oxydatorleitung des Triebwerks RD-<br />
191, ohne Zeitdruck zu reparieren. Darauf<br />
kam es nun auch nicht mehr an.<br />
Nachdem das erledigt war, wurde die<br />
Rakete am 7. Juli zur Rampe gefahren,<br />
und dieses Mal ging alles glatt. Das Kontrollsystem<br />
aktivierte am 9. Juli die Startsequenz.<br />
Kurz nach dem Lift-off übernahm<br />
das militärische Kontrollzentrum<br />
„German Titow“ bei Moskau die Flugkontrolle.<br />
Nach vier Flugminuten wurden<br />
die erste Stufe und die Nutzlastverkleidung<br />
abgetrennt. Der Jungfernflug<br />
diente der Erprobung der Startvorbereitungen<br />
sowie der ersten und zweiten Raketenstufe<br />
im Flug.<br />
Der Start war ein voller Erfolg. Anstelle<br />
eines Satelliten hatte die Angara<br />
1.2 eine 1,4 Tonnen schwere Masseattrappe<br />
geladen. Nach einem ballistischen<br />
Flug hoch über das nördliche Territorium<br />
Russlands landete die Nutzlastattrappe<br />
21 Minuten nach dem Abheben<br />
planmäßig auf dem 5700 Kilometer von<br />
Plessezk entfernten Testgelände Kura<br />
auf der Halbinsel Kamtschatka. Es<br />
scheint, als sei die Angara nach so langer<br />
Wartezeit endlich flügge geworden. FR<br />
Fotos: Russisches Verteidigungsministerium, Gründer<br />
Die Angara-Familie<br />
(Für einige Parameter liegen noch keine Angaben vor.)<br />
Angara 1.1 1.2 3 5 5/KVRB 7P 7V<br />
Erste Stufe 1 × URM, RD-191 1 × URM, RD-191 3 × URM, RD-191 5 × URM, RD-191 5 × URM, RD-191 7 × URM, RD-191 7 × URM, RD-191<br />
Zweite Stufe Breeze-KM Block I, RD-0<strong>12</strong>4A Block I, RD-0<strong>12</strong>4A Block I, RD-0<strong>12</strong>4A Block I, RD-0<strong>12</strong>4A<br />
Oberstufe – – Breeze-M Breeze-M KVRB<br />
Schub (am Boden) 196 t 196 t 588 t 980 t 980 t 1372 t 1372 t<br />
Startmasse 149 t 171,5 t 478 t 773 t 790 t 1<strong>12</strong>5 t 1184 t<br />
Höhe (maximal) 34,9 m 41,5 m 45,8 m 55,4 m 64 m<br />
Nutzlast (LEO) 2 t 3,7 t 14,6 t 24,5 t 24,5 t 36,0 t 40,5 t<br />
Nutzlast (GTO) – 2,4 t 5,4 t 6,6 t<br />
Nutzlast (GEO) – – 2,8 t 4 t 7,5 t<br />
FR<br />
68 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Eine Mission, ein Team, eine Richtung.<br />
© Getty Images<br />
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Raumfahrt-EXTRA<br />
Dem Mars geht die Luft aus<br />
Weggeblasen?<br />
Die Marsatmosphäre ist ziemlich dünn, und sie wird immer dünner. Das<br />
könnte am Sonnenwind liegen, der wegen des fehlenden Magnetfeldes<br />
ziemlich heftig weht. MAVEN soll nun das Geheimnis lösen.<br />
Foto: NASA<br />
Von MATTHIAS GRÜNDER<br />
Zwei aktive Rover gibt es derzeit<br />
auf dem Mars, und drei<br />
Orbiter umkreisten ihn bis<br />
vor kurzem. Doch nun haben der Mars<br />
Reconnaissance Orbiter und Mars Odyssey<br />
der NASA sowie Mars Express der<br />
ESA einen neuen Wegbegleiter bekommen:<br />
MAVEN, was für Mars Atmosphere<br />
and Volatile Evolution Mission steht.<br />
Seit dem 22. September <strong>2014</strong> umkreist<br />
die Hightech-Sonde den Roten<br />
Planeten und schickte zu Testzwecken<br />
auch schon erste Bilder und Daten zur<br />
Erde, auf welche die Wissenschaftler bereits<br />
gespannt gewartet hatten. Bevor<br />
aber die Arbeit richtig losgehen konnte,<br />
war erst einmal ein Versteckspiel angesagt:<br />
Mit komplizierten Bahnmanövern<br />
– genannt „duck and cover“ – schickten<br />
die Bodenkontrolleure alle drei NASA-<br />
Flugkörper quasi hinter den Mars, denn<br />
am 19. Oktober flog der Komet C/2013<br />
A1 Sliding Spring dicht an ihnen vorbei.<br />
Man wollte vermeiden, dass die Sonden<br />
unter dem möglichen Einfluss von Gasen,<br />
Eisstückchen oder Staubpartikeln<br />
Schaden nehmen, und das dreistündige<br />
„Abducken“ hat nach gründlichen<br />
Checks wohl wirklich geholfen.<br />
Nur der Mars Reconnaissance Orbiter<br />
hat mal kurz „den Kopf gehoben“<br />
und aus 138 000 Kilometern Entfernung<br />
den Kometen fotografiert. Neben diesen<br />
Bildern gab es auch wissenschaftliche<br />
Daten vom Vorbeiflug, den aus dieser<br />
Nähe selbst die Experten nicht alle Tage<br />
zu sehen bekommen. Immerhin ist Sliding<br />
Spring kein bislang bekannter und<br />
periodisch wiederkehrender Komet, wie<br />
etwa der Halleysche, der schon seit dem<br />
frühen Mittelalter beobachtet wird und<br />
etwa alle 76 Jahre wieder bei uns vorbeischaut.<br />
Vielmehr hat er sich vor einiger<br />
Zeit in der Oortschen Wolke, weit hinter<br />
der Plutobahn, selbstständig und auf den<br />
Weg ins Innere des Sonnensystems gemacht.<br />
DIESES MAL BESTAND KEINE<br />
GEFAHR FÜR DIE ERDE<br />
Alle Beobachtungen, einschließlich derer<br />
von Erdobservatorien aus, ergaben,<br />
dass der Komet dann doch wohl um einiges<br />
kleiner als ursprünglich erwartet<br />
war – ein kleiner Trost, denn der Erde<br />
wäre er ganz sicher gefährlich geworden.<br />
Für MAVEN indessen war die Sliding-Spring-Passage<br />
eine ungeplante Herausforderung,<br />
denn nun konnte die<br />
Sonde mit ihrem ausgeklügelten Instrumentenpaket<br />
an Bord untersuchen, ob<br />
man tatsächlich in der dünnen Marsatmosphäre<br />
Material- oder Gasspuren des<br />
Kometenschweifs nachweisen kann.<br />
Bruce Jakosky von der University of Colorado<br />
in Boulder jedenfalls war ganz<br />
70 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Bevor die Arbeit richtig losgehen konnte,<br />
musste sich die Sonde erst einmal verstecken.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 71
Raumfahrt-EXTRA<br />
Dem Mars geht die Luft aus<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
5<br />
6<br />
Das Instrumentenpaket<br />
7<br />
8<br />
1 MAG: Magnetometer zum<br />
Aufspüren möglicher Reste<br />
des einstmals am Mars<br />
vorhandenen Magnetfeldes<br />
2 APP: frei bewegliche<br />
Instrumentenplattform für die<br />
Fernerkundung der oberen<br />
Atmosphäre und Ionosphäre<br />
3 STATIC: Gerät zur<br />
Ermittlung des Anteils<br />
supraleitender Ionen, und<br />
NGIMS für die Bestimmung<br />
der Zusammensetzung<br />
neutraler Gase<br />
4 SEP: Instrument für die<br />
Messung der Teilchenmenge<br />
des Sonnenwindes<br />
5 HGA: feststehende<br />
Hochleistungsantenne für den<br />
Datenverkehr zwischen Sonde<br />
und Bodenstation<br />
6 SWIA: Gerät zur Analyse<br />
von Ionen des Sonnenwindes,<br />
ihrer Häufigkeit und<br />
Geschwindigkeit<br />
7 LPW: Langmuir-Sonden<br />
(zwei Stück) zur Bestimmung<br />
der Elektronendichte,<br />
-temperatur und des<br />
Potenzials von Plasma<br />
8 SWEA: Gerät zur Analyse<br />
von Elektronen des Sonnenwindes,<br />
ihrer Häufigkeit und<br />
Geschwindigkeit<br />
begeistert von dieser Zusatzaufgabe,<br />
„auch wenn ihre Erledigung eigentlich in<br />
die sogenannte Kommissionierungsphase<br />
der Sonde fällt“. Immerhin war der<br />
Übergang in die geplante elliptische<br />
Flugbahn um den Planeten erst am 21.<br />
September, also zwei Tage nach dem<br />
Vorbeiflug des Kometen, geschafft, und<br />
jetzt stehen einige Wochen der Kalibration<br />
und des gründlichen Finetunings aller<br />
Instrumente auf dem Plan.<br />
Die Experten sind sich darüber einig,<br />
dass sie selbst bei Beginn der regulären<br />
Arbeitsperiode noch genügend Spuren<br />
des Sliding Spring in der Marsatmosphäre<br />
finden werden. Der Komet war mit<br />
einer Geschwindigkeit von 56 Kilometern<br />
pro Sekunde am Planeten vorbeigerast<br />
und ihm dabei bis auf 139 500 Kilometer<br />
nahe gekommen, was etwa einem<br />
Drittel der Entfernung Erde – Mond entspricht.<br />
Etwa 100 Minuten später durchquerte<br />
MAVEN Reste des Kometenschweifs,<br />
und weil die Wissenschaftler annahmen,<br />
dass auch diese sich noch mit sehr<br />
hoher Geschwindigkeit bewegen,<br />
hatte man den Satelliten in eine<br />
sogenannte Kauerstellung versetzt,<br />
in der er der Gas- und Staubwolke<br />
möglichst wenig Angriffsfläche<br />
bot. In dieser Position wies die<br />
Hauptantenne von der Erde weg,<br />
so dass die Kommunikation nur<br />
mit sehr geringer Datenrate über<br />
eine Ersatzantenne möglich war, und so<br />
lenkte man die Sonde zu ihren beiden<br />
Schwestern hinter dem Planeten – „duck<br />
and cover“, wie bereits erwähnt.<br />
PRIMÄRMISSION BEGANN<br />
MIT VERZÖGERUNG<br />
Inzwischen hat MAVEN begonnen, regelmäßig<br />
Daten zur Erde zu senden, darunter<br />
auch solche über die Zusammensetzung<br />
von Gasen und Staub aus dem<br />
Schweif des Kometen sowie über deren<br />
mögliche Wechselwirkung mit der<br />
Marsatmosphäre. Gleich am Anfang der<br />
sogenannten Primärmission, also jenes<br />
Forschungsprogramms, das innerhalb<br />
der geplanten Lebensdauer absolviert<br />
werden soll, gelang der Sonde der Nachweis<br />
eines starken Sonnensturms.<br />
Die Bordgeräte lieferten Daten, mit<br />
denen es möglich war, bisher beispiellose<br />
Aufnahmen im ultravioletten Bereich<br />
zu generieren. Sie zeigen dünne, schleierhafte<br />
Koronen von Sauerstoff, Wasserstoff<br />
und Kohlenstoff rings um den Planeten.<br />
Diese Leuchterscheinungen entstehen<br />
infolge der Lichtbrechung an den<br />
Atomen beziehungsweise Ionen der Gase,<br />
denen mittels Spektralanalyse verschiedene<br />
Farben zugeordnet werden.<br />
Dementsprechend wird Kohlenstoff immer<br />
rot, Sauerstoff grün und Wasserstoff<br />
blau dargestellt. Auf der Grundlage<br />
dieser Analysen gelang zudem die ausgedehnte<br />
Kartierung des stark veränderlichen<br />
Vorkommens von Ozon in der<br />
Marsatmosphäre. Erste „Testbilder“<br />
stellte die NASA bereits einen Tag nach<br />
dem Einschwenken der Sonde in die<br />
Umlaufbahn ins Netz.<br />
Dazu noch einmal Bruce Jakosky:<br />
„Alle Instrumente liefern Daten in sehr<br />
hoher Qualität, besser, als man es in dieser<br />
frühen Phase der Beobachtungen erwarten<br />
konnte. Obwohl die Funktionschecks<br />
noch nicht abgeschlossen sind,<br />
können wir äußerst zufrieden sein. Das<br />
ist eine einfach und geradlinig zu bedienende<br />
Raumsonde, und wir können uns<br />
jetzt schon auf eine aufregende Wissenschaftsmission<br />
freuen.“<br />
Der Solarsturm als Folge eines Masseauswurfs<br />
(Coronal Mass Ejection –<br />
CMA) war übrigens rechtzeitig auf der<br />
Erde erkannt worden. Sie befand sich zu<br />
dieser Zeit auf der dem Mars gegenüberliegenden<br />
Seite der Sonne. Von hier aus<br />
konnte man den Zeitpunkt bestimmen,<br />
zu dem der Rote Planet den Partikelstrom<br />
kreuzen würde, und rechtzeitig<br />
72 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Zur Erinnerung und für den Größenvergleich:<br />
MAVEN in der Montagehalle.<br />
das SEP einschalten sowie kalibrieren<br />
(siehe die Übersicht zum Instrumentenpaket<br />
von MAVEN links oben).<br />
Interessant ist, dass der leichtere<br />
Wasserstoff den Planeten in einer viel<br />
größeren „Blase“ umgibt als der Sauerstoff,<br />
der von der Marsanziehungskraft<br />
enger an der Oberfläche gehalten wird.<br />
Wissenschaftler gehen davon aus, dass<br />
das Vorkommen atomaren Wasser- und<br />
Sauerstoffs in der Atmosphäre des Planeten<br />
auf die Spaltung von Wasserdampf<br />
in der Hochatmosphäre zurückzuführen<br />
ist: Zuerst verdunstete das flüssige Wasser<br />
von der Planetenoberfläche, und<br />
dann wurden die Moleküle unter dem<br />
Einfluss der starken Solarwinde gespalten.<br />
Zu guter Letzt reißen diese Partikelströme<br />
die Ionen aus den oberen Atmosphärenschichten<br />
mit sich in die Tiefen<br />
des Alls. Gut möglich, dass ein Teil der<br />
Gase in der Erdatmosphäre einst auf diesem<br />
Wege vom Mars zu uns gelangte.<br />
Auf der Erde sind wir glücklicherweise<br />
vom starken Magnetfeld vor diesen<br />
rabiaten Wechselwirkungen mit dem<br />
„Weltraumwetter“ geschützt, aber der<br />
Mars, der ohnehin nur etwa halb so groß<br />
ist wie die Erde und zudem noch die<br />
niedrigste Dichte und dadurch die geringste<br />
Anziehungskraft aller erdähnlichen<br />
Planeten des Sonnensystems hat,<br />
verfügt zu allem Unglück schon seit<br />
Jahrmilliarden über kein Magnetfeld<br />
mehr. Der Planet hat nämlich keinen festen<br />
Kern, und im flüssigen Inneren gibt<br />
es zu wenig Konvektion, um einen Dynamoeffekt<br />
zu erzielen. Ergo: Nicht nur<br />
die Sonnenstürme, sondern die gesamte<br />
kosmische Strahlung kann sich über den<br />
Planeten und seine dünne Lufthülle hermachen<br />
und diese so nach und nach zerreißen.<br />
Die Natur dieser Prozesse zu untersuchen<br />
ist nun MAVENs Hauptaufgabe.<br />
Schon jetzt gibt es Hypothesen, nach denen<br />
der Mars in wenigen Millionen Jahren<br />
keine eigene Atmosphäre mehr haben<br />
wird. Wenn das stimmen sollte,<br />
sieht es wohl nicht gut für eine künftige<br />
Besiedelung des Planeten aus.<br />
FR<br />
Wasserstoff Sauerstoff reflektiertes<br />
Sonnenlicht<br />
kombiniertes<br />
Bild<br />
Mars<br />
Phobos<br />
Deimos<br />
Der Imaging Ultraviolet Spectrograph machte diese Beobachtungen<br />
bereits in der Endphase des Anfluges am 21. September<br />
<strong>2014</strong>, kurz vor dem Einschwenken in die Umlaufbahn.<br />
MAVEN<br />
MAVEN wurde auf eine hochelliptische Umlaufbahn<br />
gebracht, auf der die Sonde alle Schichten der Marsatmosphäre<br />
durchfliegt und Vergleichsmessungen anstellt.<br />
Fotos: NASA<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 73
Raumfahrt-EXTRA<br />
Den ATV-Start live erlebt<br />
Als sich der<br />
letzte europäische<br />
Frachter „Georges<br />
Lemaître“auf den<br />
400 Kilometer<br />
langen Weg zur<br />
ISS machte, ergab<br />
sich die Gelegenheit<br />
für einen<br />
Rundblick am<br />
Raumflughafen<br />
von Kourou.<br />
Reportage<br />
aus Kourou<br />
Von SYLVIA KUCK<br />
Kurz vor dem Start<br />
schildere ich meine ersten<br />
Eindrücke fürs Radio.<br />
Wie ein dunkelgrüner<br />
Teppich sieht das<br />
Land von oben aus.<br />
Eine undurchdringliche grüne Hölle.<br />
Nur ab und zu sehe ich zwischen den<br />
dicht gedrängten Riesen des Regenwalds<br />
einen Fluss. Zur Atlantikküste hin wird<br />
der Amazonasdschungel lichter. Da sind<br />
die Häuser von Cayenne, der Hauptstadt,<br />
oder eher des Hauptstädtchens,<br />
denn das gesamte Land hat gerade mal<br />
200 000 Einwohner, ist dafür aber ungefähr<br />
so groß wie Österreich. Die Maschine<br />
landet auf dem Flughafen von Rochambeau,<br />
und gleich danach nimmt mir<br />
die feucht-tropische Luft für einen Moment<br />
den Atem.<br />
Das Handy meldet „Herzlich willkommen<br />
in Französisch-Guayana! Sie<br />
bezahlen europäische Roaming-Gebühren,<br />
die SMS für 7 Cent 14. Ich bin in<br />
einem französischen Departement, verwaltungstechnisch<br />
in Europa, kann mit<br />
dem Personalausweis einreisen und mit<br />
Euro bezahlen. Allerdings kommt nie-<br />
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Noch herrscht Ruhe am<br />
Centre Spatial Guyanais,<br />
doch wenig später wird<br />
die Ariane 5 ES abheben.<br />
Fotos: ESA, Kuck<br />
geht auch etwas von mir mit ins Universum.<br />
Und das macht mich stolz.“<br />
Ob alle so denken? Im Centre Spatial<br />
arbeiten etwa 2000 Menschen. Die<br />
Männer und Frauen sind Techniker,<br />
Ingenieure, Mathematiker oder Manager<br />
– beschäftigt bei Raumfahrtagenturen,<br />
bei den Raketendienstleistern<br />
Arianespace und der französisch-russischen<br />
Starsem oder in der Industrie,<br />
wie zum Beispiel bei Airbus Defence<br />
and Space oder MT Aerospace (heute<br />
OHB). Die meisten sind mit Familie<br />
hier und wohnen in einer hübschen<br />
Siedlung an der Küste zwischen Kourou<br />
und Sinnamary.<br />
Bei mehr als 30 Grad machen wir<br />
uns auf den Weg zum Jupiter-Center.<br />
Da ist der große Kontrollraum, der<br />
während der Startübertragungen immer<br />
im Fernsehen oder im Internet zu<br />
sehen ist. Drei große Monitore unter<br />
der Decke zeigen Livebilder von der<br />
Startrampe. Die Uhr läuft: noch neun<br />
Stunden. Die VIPs aus Europa werden<br />
im Bus über das Geländes des Centre<br />
Spatial gefahren. Das Transportraumschiff<br />
ATV „Georges Lemaître“, das<br />
heute Abend mit der Ariane ins All befördert<br />
wird, ist schon vor einem Dreivierteljahr<br />
angekommen.<br />
Etwas entfernt sehe ich die hohen<br />
Montagehallen. Was im Flugzeugbau<br />
Endmontage heißt, nennt man hier „Integration“:<br />
die Hauptstufe mit dem vier<br />
Millionen PS starken Triebwerk namens<br />
Vulcain, die Oberstufe, die Nutzlast<br />
ATV. Mit dem Bus fahren wir über<br />
Eisenbahnschienen. Hier wurde die etwa<br />
700 Tonnen schwere Rakete kurz<br />
vorher zur Startrampe gefahren und<br />
aufgerichtet. Über Aufzüge kam die<br />
Last-Minute-Fracht an Bord des ATV,<br />
unter anderem auch das Bonus-Essen<br />
für den deutschen Astronauten Alexander<br />
Gerst: Linsen mit Spätzle.<br />
Wir erreichen den Tangara-Aussichtspunkt.<br />
Mindestens hundert Stufen<br />
geht’s in der Mittagshitze nach<br />
oben. Und da steht sie, die weiße Rakete<br />
unter blauem Himmel. Die beiden<br />
Booster sind längst mit dem festen grünen<br />
Treibstoff gefüllt und mit der Rakete<br />
verbunden. Der Mittelteil wird<br />
mand ohne Gelbfieberimpfung ins Land,<br />
und in der Empfangshalle des Flughafens<br />
warnt ein Plakat vor Chikungunya-<br />
Fieber: „Vermeiden Sie Mückenstiche!“<br />
Nur gut eine Busstunde entfernt<br />
werden wir begeistert empfangen, die<br />
100-köpfige Gruppe aus Wissenschaftlern<br />
und Politikern und wenigen Journalisten,<br />
die auf Einladung der ESA angereist<br />
ist. Cocktailempfang im Centre<br />
Spatiale Guyanais, dem europäischen<br />
Raumfahrtstartgelände. Auf den Straßen -<br />
schildern steht einfach CSG.<br />
Der Hauptkontrollraum im<br />
Jupiter-Center. Von hier<br />
aus erfolgt der Countdown<br />
für den Raketenstart.<br />
MIT DEM PERSONALAUSWEIS<br />
EINREISEN, MIT EURO ZAHLEN<br />
Hier hat Roberto Lo Verde in den 90ern<br />
für die französische Weltraumorganisation<br />
CNES die Infrastruktur für die Ariane-5-Rakete<br />
organisiert: „Ich habe sieben<br />
Jahre hier gearbeitet und mit meiner<br />
Familie hier gelebt. Das war eine der<br />
besten Erfahrungen meines Lebens. Sie<br />
sehen hier Dinge, die nur ganz wenige<br />
Menschen so hautnah erleben können.<br />
Jeder Raketenstart ist etwas Besonderes<br />
und jedes Mal habe ich das Gefühl, da<br />
www.flugrevue.de
Raumfahrt-EXTRA<br />
Den ATV-Start live erlebt<br />
Ganz schön groß: die druckbelüftete<br />
Sektion des ATV für<br />
feste Fracht aller Art.<br />
gerade noch mit Flüssigtreibstoff betankt.<br />
Ich stehe nur 860 Meter entfernt.<br />
Deshalb bekomme ich zur Sicherheit eine<br />
Gasmaske.<br />
Vier hohe Blitzableiter stehen um die<br />
Rakete herum, rechts daneben ein hoher<br />
zylinderförmiger Wasserturm. Heute<br />
Abend werden 1000 Kubikmeter Wasser<br />
in starken Strahlen auf die Plattform gedrückt.<br />
Die Schallwellen beim Start sind<br />
nämlich so stark, dass sie den Beton der<br />
Startrampe glatt zerbröseln würden.<br />
MILITÄR UND GENDARMERIE<br />
SICHERN DAS STARTGELÄNDE<br />
Die Sonne brennt. Im klimatisierten Bus<br />
geht es an den Startrampen für die Vega-<br />
und die russische Sojus-Rakete vorbei.<br />
Wir sehen auch die Lagergebäude<br />
für die Booster und fahren kilometerlang<br />
die kerzengerade Route de l’Espace<br />
zum Ausgang des Centre Spatial. Dort<br />
Im Netz<br />
www.flugrevue.de/ATV-Start_<br />
Sylvia_Kuck<br />
am Kreisverkehr sehe ich ein gepanzertes<br />
Fahrzeug der Fremdenlegion. Der<br />
Fahrer steht in der offenen Klappe, das<br />
Maschinengewehr im Anschlag. Hubschrauber<br />
der Gendarmerie sind in der<br />
Luft. Auch ein Atom-U-Boot der französischen<br />
Marine soll vor der Küste liegen.<br />
Das Startgelände ist rundum gesichert.<br />
Nur noch zweieinhalb Stunden bis<br />
zum Start. Die europäischen Gäste müssen<br />
sich entscheiden: Wollen sie das Ereignis<br />
vom Kontrollcenter aus verfolgen<br />
oder vom Toucan-Aussichtspunkt? Ausweise<br />
werden verteilt. Vor den Bussen<br />
gibt es Taschen- und Personenkontrollen,<br />
drinnen lächeln Hostessen in getupften<br />
Festtags-Uniformen. Draußen<br />
wird es dunkel, wie jeden Tag um halb<br />
sieben.<br />
Feuerwehrleute der „Brigade des Sapeurs-Pompiers<br />
de Paris“ sichern das<br />
Gelände. „Welcome, Ladies and Gentlemen!“,<br />
tönt es aus den Lautsprechern.<br />
Ein offener Pavillon mit etwa 100 Sitzplätzen,<br />
ein kleines Büfett, zwei große<br />
Bildschirme. Die ESA überträgt den<br />
Fotos: Astrium, ESA, Kuck<br />
1<br />
2<br />
76 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong>
Start vom Jupiter-Kontrollcenter zum<br />
Internet und zum Aussichtspunkt. Fledermäuse<br />
schwirren durch die Nacht.<br />
In Richtung Rakete ist das Gelände<br />
gerodet. Eine tropische Nacht mit einem<br />
klaren Sternenhimmel. Nur die Ariane 5<br />
wird angestrahlt. Eine Woche vor dem<br />
Start habe ich mich mit Programm-Manager<br />
Volker Schmid vom DLR im Europäischen<br />
Astronautenzentrum in Köln<br />
getroffen. Jetzt stehen wir in Kourou,<br />
hören die Zikaden, sehen die weiße Rakete<br />
in der Nacht. 20 Uhr 47 Ortszeit.<br />
Aus dem Kontrollzentrum kommt der finale<br />
Countdown: „... quattre, trois,<br />
deux, un, top – allumage vulcain, allumage<br />
les deux EAP et décollage!“<br />
Erst zündet das Haupttriebwerk,<br />
dann die Booster. Beim Start wird es für<br />
ein paar Sekunden taghell. Nach wenigen<br />
Minuten sind sie ausgebrannt und<br />
fallen in den Atlantik. Die Fachleute halten<br />
trotzdem noch die Luft an. Der<br />
leuchtende Punkt am Nachthimmel wird<br />
immer kleiner. Es dauert gut eine Stunde,<br />
bis sich das ATV von der Oberstufe<br />
der Ariane trennt, die Antenne ausfährt<br />
und die Sonnensegel entfaltet. Erst jetzt<br />
gibt es Beifall. Nach Frankreich und der<br />
Rakete darf auch Europa hochleben.<br />
Jetzt fahren die Busse zurück zum Jupiter-Kontrollzentrum.<br />
Im überdachten Innenhof<br />
knallen längst die Champagnerkorken.<br />
Von einem Bilderbuchstart ist<br />
die Rede. Überall gelöste Minen nach<br />
dem 60. Start einer Ariane 5, der Reise<br />
des fünften und letzten europäischen<br />
Frachtraumschiffes ATV. Und auch 50<br />
Jahre europäische Raumfahrt werden gefeiert:<br />
Auf einer Bühne steht eine zwei<br />
Quadratmeter große Torte. Auf ihr<br />
thront eine Erdkugel aus Karamell,<br />
durch raketenähnliche Wunderkerzen<br />
hell erleuchtet.<br />
Trotz Partystimmung und Champagner<br />
denkt der ebenfalls anwesende ehemalige<br />
Astronaut Thomas Reiter an Alexander<br />
Gerst. In 400 Kilometern Höhe<br />
erfüllt der Astronaut seine Blue-Dot-<br />
Mission: Die Erde, die aus dem All nur<br />
als kleiner blauer Punkt zu sehen ist, gilt<br />
es zu erhalten. Gerst ist inzwischen wieder<br />
auf der Erde. Teamkollegin Samantha<br />
Cristoforetti hat seinen Platz auf der<br />
Alle ATV auf einen Blick:<br />
Die europäischen Raumtransporter, ihre<br />
Namen und Startdaten<br />
ATV 1 Jules Verne 09.03.2008<br />
ATV 2 Johannes Kepler 16.02.2011<br />
ATV 3 Edoardo Amaldi 23.03.20<strong>12</strong><br />
ATV 4 Albert Einstein 05.06.2013<br />
ATV 5 Georges Lemaître 29.07.<strong>2014</strong><br />
ISS eingenommen, aber das Frachtraumschiff<br />
ATV bleibt noch angedockt. Erst<br />
Ende Januar, spätestens im Februar, wird<br />
es sich von der Raumstation trennen<br />
und beladen mit Müll kontrolliert beim<br />
Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen.<br />
FR<br />
3 4<br />
6<br />
5<br />
1 Eine automatische Kamera zeigt die<br />
Zündung des Haupttriebwerkes.<br />
2 Bei „Null“ wird der Nachthimmel<br />
pötzlich taghell.<br />
3 Schnell hebt die Ariane ab und steigt<br />
in den Nachthimmel am Äquator.<br />
4 Das Triebwerk klingt wie ein sehr<br />
lautes Prasseln und ist weithin zu hören.<br />
5 Das ATV nimmt nicht nur Fracht,<br />
sondern alle guten Wünsche mit.<br />
6 Mit bloßem Auge kann man die<br />
Abtrennung der Booster sehen.
News Raumfahrt-EXTRA<br />
„WIKINGER“ AUF KURS ZUR ISS<br />
Mogensen fliegt<br />
im Herbst 2015<br />
Andreas Mogensen, ESA-Astronaut aus Dänemark,<br />
wird der nächste Europäer sein,<br />
der zur ISS fliegt. Nach der gegenwärtigen<br />
Planung wird er im September 2015 an Bord einer<br />
Sojus-Kapsel zu einem Zwei-Wochen-Flug in<br />
Richtung Raumstation starten. Die ESA hat jetzt<br />
den Missionsnamen bekanntgegeben und zwei<br />
Logos vorgestellt, von denen wir hier eines zeigen.<br />
Es basiert auf dem Entwurf des Gewinners<br />
eines entsprechenden Wettbewerbs. Poul Rasmus -<br />
sen ließ sich dabei von der griechischen Götterbotin<br />
Iris inspirieren, die oft geflügelt dargestellt<br />
wird. Die Flügel im Logo können auch als Hörner<br />
am Helm eines Wikingers gedeutet werden<br />
– ein Volk, das einst loszog, um ferne<br />
und unbekannte Welten zu entdecken.<br />
Das zweite Logo, eigentlich<br />
ESA-unüblich, wurde wegen<br />
seines Bezugs zum Bildungsauftrag<br />
der Mission<br />
zusätzlich gewählt und zeigt<br />
Mogensen in kindgemäßer<br />
Darstellung in einer Rakete.<br />
Fotos: ESA<br />
Legende rollt ins Museum<br />
Zweieinhalb Jahre nach der Außerdienststellung trat der zweite der<br />
beiden Shuttle-Transporter Boeing 747SCA (Shuttle Carrier Aircraft) jetzt die<br />
Reise ins Museum an – im Schlepp auf einer Strecke von wenig mehr als einem<br />
Kilometer. Die SCA mit der Nummer 911 war seit einiger Zeit in Palmdale<br />
geparkt und wurde nun im Schlepp zum nur wenige hundert Meter entfernten<br />
Joe Davies Heritage Airpark befördert. Die NASA bleibt zwar offiziell Eigentümerin<br />
des Flugzeuges, schloss aber mit dem Museum einen Vertrag über<br />
eine Dauerleihgabe ab.<br />
Foto: NASA<br />
Foto: ESA<br />
Landeplätze für ExoMars 2018<br />
Für die ESA-Marsmission im Jahre 2018 werden derzeit vier Lande stellen<br />
in Erwägung gezogen. Jede – Mawrth Vallis, Oxia Planum, Hypanis Vallis und<br />
Aram Dorsum – befindet sich in relativer Nähe zum Marsäquator. Der nächste<br />
Schritt im Rahmen der Analysen wird sein, Simulationen durchzuführen, um<br />
die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Landung zu prognostizieren.<br />
Die Entscheidung für die endgültige Landestelle für den ExoMars-2018-Rover<br />
soll im Laufe des Jahres 2017 fallen.<br />
78 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
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und Gutschein sichern<br />
Foto: NASA Foto: NASA<br />
Roter Zwerg zwinkert<br />
Der NASA-Gammastrahlungssatellit SWIFT hat bei einem etwa<br />
60 Lichtjahre entfernten Stern der Kategorie Roter Zwerg Protuberanzen<br />
vermessen, die rund 10 000-mal stärker waren als jemals bei unserer<br />
Sonne beobachtete. Dabei entstanden Temperaturen von 200<br />
Millionen Grad Celsius, was etwa zwölfmal heißer ist als das Sonneninnere.<br />
Die Quelle gehört zu einem Doppelsternsystem und ist nur<br />
70 Millionen Jahre alt. Erst nach zwölf Tagen trat wieder Ruhe ein.<br />
Aktiver Mond<br />
Anhand von Daten der NASA-<br />
Mondsonde LRO haben Wissenschaftler<br />
herausgefunden, dass der<br />
Mondvulkanismus erst nach und<br />
nach zurückging. Gesteinsablagerungen<br />
konnten auf ein Alter von<br />
weniger als 100 Millionen Jahre<br />
bestimmt werden, was angesichts<br />
des Alters unseres Sonnensystems<br />
lächerlich wenig ist.<br />
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Foto: NASA<br />
Kooperation USA – Indien<br />
Am Rande des IAF-Kongresses in Toronto beschlossene Abkommen<br />
zwischen der NASA und der indischen Raumforschungsorganisation<br />
ISRO beinhalten den Start der Erderkundungsmission NASA-<br />
ISRO Synthetic Aperture Radar (NISAR, siehe Bild) im Jahre 2020 sowie<br />
die Schaffung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zur Ermittlung<br />
von Kooperationsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Marsforschung.<br />
Die Mars Working Group beispielsweise soll bei jährlichen Treffen<br />
wissenschaftliche, programmatische und technologische Zielstellungen<br />
beider Seiten vergleichen und abstimmen, so dass bei künftigen<br />
Marsmissionen „das Fahrrad nicht zweimal erfunden“ werden muss.<br />
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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstr. 1-3, 20355 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut<br />
an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir<br />
separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten<br />
Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Verlagsgarantie: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an<br />
dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1<br />
Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu<br />
widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)711 3206-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: flugrevue@dpv.de<br />
Datum<br />
Unterschrift<br />
DIREKTBESTELLUNG: flugrevue@dpv.de Bitte Bestell-Nr. angeben<br />
Telefon +49 (0)711 3206-8899 · Fax +49 (0)711 182-2550<br />
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Historie<br />
General Dynamics F-111<br />
Der richtige<br />
Dreh<br />
Vor 50 Jahren startete der erste in Serie gebaute Schwenkflügler der Welt zu<br />
seinem Jungfernflug. Trotz der Jäger-Bezeichnung war die F-111 eher ein Bomber, der<br />
seine Aufgaben nach vielen Problemen letztendlich sehr zuverlässig erfüllte.<br />
VON PATRICK HOEVELER<br />
Australien war der einzige Exportkunde. Die<br />
FB-111A (ganz oben) besaß die Flügel der F-111B.<br />
Um die angespannten<br />
Kassen zu entlasten,<br />
setzte der neue US-<br />
Verteidigungsminister Robert S. McNamara<br />
in den 60er Jahren auf der Suche<br />
nach einem neuen Kampfflugzeug für<br />
die Streitkräfte auf eine Art „eiermilchlegende<br />
Wollmilchsau“. Der ehemals<br />
bei Ford tätige Geschäftsmann<br />
freute sich: Der neue Jet werde die Geschwindigkeit<br />
eines Jägers, die Zuladekapazität<br />
eines schweren Bombers und<br />
die Reichweite eines Transporters haben.<br />
Die US Air Force hatte bereits am<br />
14. Juni 1960 den Forderungskatalog<br />
SOR-183 zur Entwicklung eines<br />
80 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Zu Beginn war die Erprobung der F-111 von<br />
Triebwerksproblemen gekennzeichnet.<br />
F-111 Aardvark<br />
Produktion: 1964 bis 1976<br />
Stückzahl: 564<br />
Kunden: USA, Australien<br />
Fotos: FR-Dokumentation<br />
Kampfflugzeugs herausgegeben; das<br />
Flugzeug sollte eine Geschwindigkeit<br />
von Mach 1.2 in geringer Höhe über eine<br />
lange Strecke erzielen. Obwohl der<br />
Fokus auf der Bekämpfung von Bodenzielen<br />
lag, nannten die Planer das Projekt<br />
Tactical Fighter Experimental<br />
(TFX). Parallel dazu suchte die US Navy<br />
einen neuen Abfangjäger. In seinem<br />
Bemühen, Kosten zu sparen, wollte<br />
McNamara beide Programme kombinieren.<br />
Trotz vieler Widerstände drückte er<br />
das Projekt durch und wählte schließlich<br />
am 24. November 1962 General<br />
Dynamics als Sieger aus. Deren Entwurf<br />
war zwar teurer als der Kandidat<br />
von Boeing aus Wichita, versprach aber<br />
den höchsten Grad an Baugleichheit für<br />
alle Varianten. Bis April 1965 sollten<br />
die ersten von 18 F-111A für die USAF<br />
und fünf F-111B für die Navy ausgeliefert<br />
sein.<br />
Die Air Force besaß die Projektleitung<br />
und konnte sich bei den Konstruktionsmerkmalen<br />
weitestgehend durchsetzen.<br />
Nur die Forderung nach einem<br />
Cockpit mit nebeneinander angeordneten<br />
Sitzen stammte von der Marine, um<br />
die für den Einsatz auf Flugzeugträgern<br />
limitierte Baulänge zu erreichen. Um<br />
die Belastungen im Tiefflug zu reduzieren,<br />
wählten die Ingenieure eine<br />
schwenkbare Tragfläche (Schwenkwinkel<br />
16 bis 72,5 Grad).<br />
IM AUTOMATISCHEN<br />
TIEFST<strong>FLUG</strong> ZUM ZIEL<br />
Das Cockpit entwarfen sie als absprengbare<br />
Rettungskapsel. Als vielleicht<br />
größte Innovation galt aber das System<br />
zum automatischen Geländefolgeflug<br />
bei allen Sicht- und Wetterbedingungen.<br />
Herzstück war das APQ-110-Radar<br />
von Texas Instruments, das im Radom<br />
unter dem Feuerleitradar APQ-113<br />
von General Electric untergebracht war.<br />
Seine Signale übermittelte es über einen<br />
Computer an den Autopiloten. Die Mindestflughöhe<br />
betrug 60 Meter. Die geforderte<br />
Reichweite von 5500 Kilometern<br />
und die maximale Geschwindigkeit<br />
von Mach 2.5 stellten auch die Triebwerksfirmen<br />
vor große Herausforderungen.<br />
Pratt & Whitney gewann schließlich<br />
den Wettbewerb mit dem TF30, das<br />
als erster Turbofan einen Nachbrenner<br />
erhielt.<br />
Am 21. Dezember 1964 starteten<br />
Richard Johnson und Val Prahl in Fort<br />
Worth mit der F-111A zum Erstflug; er<br />
dauerte 21 Minuten. Die Tragflächen<br />
waren dabei auf eine Stellung von 26<br />
Grad fixiert. Schon beim zweiten Flug<br />
der F-111 geriet der Verdichter eines<br />
TF30 ins Pumpen. In der Anfangsphase<br />
waren viele Änderungen nötig; das<br />
TF30 war eines der problemreichsten<br />
Triebwerke seiner Zeit. Allerdings hatten<br />
auch die von General Dynamics entworfenen<br />
Einläufe ihren Anteil.<br />
Der Jungfernflug der F-111B erfolgte<br />
am 18. Mai 1965. Laut einer Mittei-<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 81
Historie<br />
Technische Daten<br />
F-111G Aardvark<br />
Hersteller: General Dynamics, Fort Worth,<br />
Texas, USA<br />
Typ: zweisitziges Angriffsflugzeug<br />
Antrieb: 2 Pratt & Whitney TF30-P-7<br />
Leistung: je 88,9 kN<br />
Länge: 23,01 m<br />
Höhe: 5,22 m<br />
Spannweite: 10,34 bis 21,34 m<br />
Flügelfläche: 51,1 m 2<br />
Leermasse: 21 545 kg (FB-111A)<br />
max. Startmasse: 51 845 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit: Mach 2.2<br />
Dienstgipfelhöhe: 15 320 m<br />
Reichweite: 4020 km (FB-111A)<br />
Bewaffnung: verschiedene Waffen im internen<br />
Schacht und an den Außenlast stationen;<br />
maximale Zuladung: 17 010 kg<br />
Fotos: FR-Dokumentation<br />
82 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Als erstes Kampfflugzeug konnte die F-111 im<br />
automatischen Tiefflug Ziele bekämpfen.<br />
Die F-111 ermöglichte eine fast<br />
doppelt so große Waffenlast wie die<br />
F-4E Phantom.<br />
Die letzte Variante im Einsatz der USAF<br />
war die EF-111A Raven, die der elektronischen<br />
Kampfführung diente und bis 1998 flog.<br />
Klassiker<br />
der Luftfahrt<br />
Spannende Dokumentationen<br />
über historische Flugzeuge<br />
und ihre faszinierende Technik.<br />
Ausgabe 1/15 ab dem<br />
1. Dezember<br />
am Kiosk<br />
Versionen<br />
lung von General Dynamics lag der Anteil<br />
der baugleichen Teile von F-111A<br />
und F-111B bei rund 85 Prozent. Das<br />
Verteidigungsministerium schätzte die<br />
entsprechenden Einsparungen auf eine<br />
Milliarde Dollar. Kostenüberschreitungen<br />
und Gewichtsprobleme sorgten<br />
aber für heftige Kritik, bis der Kongress<br />
schließlich das Programm im Mai 1968<br />
beendete.<br />
Die Air Force übernahm am 17. Juli<br />
1967 ihre ersten F-111, drei Monate<br />
später war die 448th Tactical Fighter<br />
Squadron in Nellis offiziell einsatzbereit.<br />
Aufgrund der Kostenüberschreitungen<br />
wuchs der Druck auf das Programm.<br />
Daraufhin riskierte die USAF<br />
eine Verlegung nach Südostasien. Sechs<br />
F-111A sollten über Vietnam in der<br />
Operation „Combat Lancer“ ihre Fähigkeiten<br />
unter Beweis stellen. Drei Jets<br />
kamen nicht zurück – Ursache war<br />
wohl das Versagen des Höhenleitwerks<br />
aufgrund einer fehlerhaften Schweißnaht.<br />
Drei weitere F-111 gingen auf diese<br />
Weise in den USA verloren. Wenig<br />
später offenbarten sich strukturelle Probleme<br />
mit dem Flügelkasten, der die 22<br />
Zentimeter dicken Bolzen für die<br />
Schwenkflügel hielt. Nach einem Absturz<br />
musste die Air Force die Flotte<br />
grounden.<br />
In Europa wurden die F-111 nach<br />
dem <strong>12</strong>. September 1970 mit der Landung<br />
der ersten beiden F-111E im britischen<br />
Upper Hayford ein bekanntes Bild<br />
am Himmel. Im Jahr 1972 kehrte das<br />
Muster auch nach Vietnam zurück, und<br />
dieses Mal mit mehr Erfolg: 48 Maschinen<br />
flogen in fünf Monaten 4030 Einsätze<br />
über stark verteidigten Gebieten. Es<br />
gab nur sechs eigene Verluste. Später<br />
folgten Missionen gegen Libyen im Jahr<br />
1986 und im Golfkrieg 1992. Die letzten<br />
vier aktiven F-111F der US Air Force<br />
kamen anlässlich ihrer Außerdienststellung<br />
am 27. Juli 1996 nach Fort Worth,<br />
dem Ort ihrer Entstehung, zurück. Dort<br />
erhielt das Muster nach vielen Jahren<br />
endlich seinen offiziellen Namen: „Aardvark“<br />
(afrikaans für „Erdferkel“).<br />
Die Hoffnung McNamaras auf eine<br />
extrem große Stückzahl der F-111 blieb<br />
unerfüllt: Zwar wurden 564 Exemplare<br />
gebaut, aber es gab sechs Hauptvarianten.<br />
Aufgrund von Schwierigkeiten bei<br />
der Entwicklung und der Ersatzteilversorgung<br />
mussten einige Einheiten mehrere<br />
Versionen fliegen, was die Kosten<br />
in die Höhe trieb. Ursprünglich waren<br />
bis zu 2446 Maschinen in nur drei Versionen<br />
geplant. In Australien flog die<br />
F-111 noch bis Dezember 2010.<br />
F-111A erste Serienvariante meist mit TF30-P-3-Triebwerk; 159 Exemplare gebaut<br />
F-111B trägergestützter Abfangjäger für die US Navy; blieb im Prototypenstadium<br />
F-111C Exportversion für Australien; 24 ausgeliefert<br />
F-111D modifizierte Avionik, Triebwerke und Lufteinläufe; 96 Einheiten gebaut<br />
F-111E Zwischenversion bis zur verspäteten F-111D; 94 Exemplare produziert<br />
F-111F stärkere TF30-P-100-Triebwerke und neue Avionik; 106 gebaut<br />
F-111G Nach der Außerdienststellung der FB-111A wurden 34 Maschinen für<br />
taktische Aufgaben umgerüstet.<br />
F-111K Version für Großbritannien als Ersatz der TSR.2; wurde nicht verwirklicht<br />
FB-111A Ableitung als strategischer Bomber; 76 Exemplare gefertigt<br />
EF-111A Variante zur elektronischen Kampfführung; 42 F-111A umgerüstet FR<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 83
Service KALENDER<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Der neue <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-Kalender<br />
bietet in bewährter Weise Motive aus<br />
der ganzen Welt des Fliegens. Die<br />
Spanne reicht vom klassischen Samson-<br />
Doppeldecker bis zum Nachbrennerstart<br />
einer F-4F Phantom II der Luftwaffe.<br />
Den Verkehrsflugzeug-Part überneh -<br />
men eine Boeing 747-8 der Lufthansa<br />
und eine 737 in Sonnenuntergangs-<br />
Stimmung.<br />
Auch Warbird-Fans kommen mit der<br />
P-51D Mustang und der F-86 Sabre auf<br />
ihre Kosten. Schließlich sind auch die<br />
Hubschrauber mit dem robusten CH-53<br />
der Bundeswehr und der V-22 Osprey<br />
vertreten.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> 2015. Bildformat<br />
55 x 37 cm, ISBN 978-3-613-<br />
03616-1. Motorbuch Verlag,<br />
Stuttgart. 19,95 Euro<br />
Verkehrsjets<br />
Große Verkehrsflugzeuge und Militärtransporter<br />
wie die Boeing C-17 und<br />
die Iljuschin Il-76 sind hier zusammengestellt.<br />
Die Auswahl mit interessanten<br />
Fotos vom Airbus A380-800 und einer<br />
Boeing 787 sowie russischen Mustern<br />
ist gelungen. An der Bildqualität<br />
gibt es durchweg nichts auszusetzen,<br />
jedoch fehlen etwas die dynamischen<br />
Flugaufnahmen.<br />
Big Planes 2015. Bildformat 48 x<br />
26 cm. ISBN 978-3-941856-55-4.<br />
Elementbuch Verlag, Schlierbach.<br />
24,95 Euro<br />
Wertung • • • • <br />
Hubschrauber<br />
Ganz mit in der Schweiz eingesetzten<br />
Zivil- und Militärhubschraubern<br />
bestückt hat der Jordi-Verlag diesen<br />
Kalender. Dabei sorgt zum Teil die<br />
typische Gebirgslandschaft für stimmungsvolle<br />
Hintergründe. Muster wie<br />
Alouette III, Ecureuil, EC145, Robinson<br />
R22 Beta und Kaman K-MAX sowie<br />
Super Puma und EC635 der Schweizer<br />
Luftwaffe werden in sehr ansprechender<br />
Fotoqualität präsentiert.<br />
Helikopter 2015. Bildformat<br />
49 x 30 cm. Jordi AG, Belp,<br />
Schweiz. 39,80 sfr/33 Euro<br />
Wertung • • • • <br />
Genremix<br />
Bei Bildagenturen haben sich die<br />
Macher dieses Kalenders bedient und<br />
dabei kein besonders glückliches Händchen<br />
bewiesen. Die Motive sind eher<br />
langweilig, und auch die vertretenen<br />
Flugzeugmuster reißen keinen wirklich<br />
vom Hocker. Präsentiert werden diverse<br />
Cessnas, eine Hurricane und als Verkehrsflugzeug<br />
die A380. Gerade dieses<br />
Bild kann mit seinem wohl einmontierten<br />
Wolkenhimmel wenig überzeugen.<br />
Flugzeuge. Bildformat 46 x 33 cm.<br />
ISBN 978-3-8401-3085-4. KV&H<br />
Verlag, Unterhaching. 16 Euro<br />
Schweiz<br />
Patrouille Suisse und PC-7-Team, die<br />
F-5E Tiger II über der Axalp oder die<br />
Kaman K-MAX beim Lasteinsatz – der<br />
Cockpit-Kalender hat wieder einige<br />
hervorragende Motive aus der Schweiz<br />
zu bieten. Zur gewohnt bunten<br />
Mischung zählen auch Hubschrauber<br />
wie die Lama, Segelflugzeuge sowie<br />
Verkehrsjets wie der Airbus A330<br />
und die A380 mit einer exzellenten<br />
Startaufnahme.<br />
Cockpit 2015. Bildformat 49 x<br />
30 cm. Jordi AG, Belp, Schweiz.<br />
39,80 sfr/33 Euro<br />
Ghosts<br />
Jäger, Bomber und Trainer präsentiert<br />
Philip Makanna mit durchweg<br />
beeindruckenden Flugaufnahmen,<br />
die an Schärfe und Brillanz keine<br />
Wünsche offen lassen. In der neuesten<br />
Ausgabe von „Ghosts“ sind neben<br />
P-51 Mustang, Hurricane und Spitfire<br />
auch B-17G, P-40K Warhawk, Bf 109,<br />
die Westland Lysander und die P-26A<br />
Peashooter zu sehen.<br />
Ghosts 2015. Bildformat 60 x<br />
40 cm. ISBN 978-3-86852-870-1.<br />
Heel Verlag, Königswinter,<br />
24,99 Euro<br />
Jäger<br />
Ganz auf Kampfjets fixiert ist dieser<br />
Kalender, der neben den üblichen<br />
Airshow-Aufnahmen auch einige<br />
schöne Air-to-Air-Fotos bietet. Selbst<br />
der Trägerstart einer F/A-18 Hornet ist<br />
zu sehen. In durchweg dynamischen<br />
Bildern werden unter anderem F-4F<br />
Phantom und Eurofighter der Luftwaffe,<br />
MiG-29, Su-22, J-10 und die T-50<br />
präsentiert.<br />
Fighter 2015. Bildformat 48 x<br />
26 cm. ISBN 978-3-941856-55-4.<br />
Elementbuch Verlag, Schlierbach.<br />
24,95 Euro<br />
Wertung • • • <br />
Wertung • • • • <br />
Wertung • • • • • <br />
Wertung • • • • • <br />
84 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Legenden<br />
Bis zum letzten Niet geht der Betrachter<br />
hier auf Tuchfühlung mit<br />
legendären Jägern und Bombern des<br />
Zweiten Weltkriegs. Bei seinen Fotoflügen<br />
hat John Dibbs Muster wie Fw<br />
190, Spitfire, Hurricane, Mustang, P-38<br />
Lightning oder P-40 perfekt in Szene<br />
gesetzt. Darüber hinaus sind diesmal<br />
der Lancaster-Bomber sowie die C-47<br />
Dakota vertreten.<br />
Flying Legends 2015. Bildformat<br />
43 x 30 cm. ISBN 978-1937994617.<br />
Race Point Publishing, USA.<br />
Ca. 15 Euro bei amazon.de<br />
Showtime<br />
Airshows faszinieren jedes Jahr<br />
weltweit Millionen von Besuchern.<br />
Kunstflug-Doppeldecker, schnelle Jets<br />
wie die F-16 und natürlich Kunstflugteams<br />
wie die Red Arrows erinnern hier<br />
an die aktionsgeladenen Darbietungen.<br />
Besonders eindrucksvoll ist die Nacht-<br />
Darbietung der Silence Twister, und<br />
auch Oldies aus dem Ersten Weltkrieg<br />
wurden nicht vergessen.<br />
Airshow Kalender 2015.<br />
Bildformat 48 x 26 cm. ISBN<br />
978-3-941856-53-0. Elementbuch<br />
Verlag, Schlierbach. 24,95 Euro<br />
Kampfjets<br />
Aktuelle Kampfflugzeuge pur bietet<br />
dieser Kalender. Zwar wurden die<br />
meisten Muster wie F-16 Fighting<br />
Falcon, Mirage 2000, Su-34, A-10<br />
Thunderbolt II oder F-35 Lightning II<br />
auf Flugtagen eingefangen, die Fotos<br />
vermitteln dennoch gute Action. Exotik<br />
bringt eine Chengdu J-10 aus China,<br />
während die Luftwaffe mit der inzwischen<br />
ausgemusterten F-4F Phantom<br />
vertreten ist.<br />
Fighter 2015. Bildformat 49 x<br />
30 cm. Jordi AG, Belp, Schweiz.<br />
39,80 sfr/33 Euro<br />
Warbirds<br />
Wie der Titel schon sagt, findet sich<br />
bei diesem Kalender eine Mischung<br />
aus Fightern, Bombern und beschaulichen<br />
Doppeldeckern wie der Bristol<br />
Boxkite und der Tiger Moth. Neben der<br />
P-40 sind auch die Fw 190, die Jak-3,<br />
die Spitfire und die Antonow An-2<br />
vertreten. Die Aufnahmen stammen vor<br />
allem von Airshows, was die Motivvielfalt<br />
etwas einschränkt.<br />
Oldtimer & Warbirds 2015.<br />
Bildformat 48 x 26 cm. ISBN<br />
978-3-941856-52-3. Elementbuch<br />
Verlag, Schlierbach. 24,95 Euro<br />
Wertung • • • • • •<br />
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Wertung • • • • <br />
Airliner<br />
Ein sehr gelungener Mix an Verkehrsflugzeugen<br />
wird hier präsentiert, wobei<br />
die meisten Aufnahmen von „Spottern“<br />
am Flughafen gemacht wurden. Dies<br />
schadet jedoch nicht, denn es gibt<br />
auch ungewöhnliche Bilder wie den<br />
Start einer Boeing 777 im Schneetreiben<br />
oder eines Airbus A320 beim Rollen<br />
in der Nacht. Ebenso vertreten sind<br />
russische Muster wie die Jakowlew<br />
Jak-42 und der Suchoi Superjet 100.<br />
Airliner 2015. Bildformat 49 x<br />
30 cm. Jordi AG, Belp, Schweiz.<br />
39,80 sfr/33 Euro<br />
US-Militär<br />
Offenbar aus Werksaufnahmen und<br />
offiziellen Fotos wurde dieser Kalender<br />
zusammengestellt. Die Motive sind<br />
nicht schlecht, sie kommen aber in<br />
dem relativ kleinen Format nicht recht<br />
zur Geltung. Zu sehen sind unter anderem<br />
F-16 , A-10 und B-2 sowie alleine<br />
viermal die F/A-18 (unter anderem mit<br />
Schockkegel bei fast Überschall). Etwas<br />
aus dem Rahmen fällt die längst außer<br />
Dienst gestellte SR-71.<br />
Kampfflugzeuge USA. Bildformat<br />
30 x 20 cm. Calvendo Verlag,<br />
Unterhaching. 19,90 Euro<br />
Helikopter<br />
Die bunte Mischung von zivilen und<br />
militärischen Hubschraubern zeichnet<br />
diesen Kalender aus. Die Motive könnten<br />
allerdings etwas dynamischer sein.<br />
Zu sehen gibt es eine breite Palette von<br />
Drehflüglern, von der kleinen Robinson<br />
R66 bis zum Giganten Mil Mi-26. Auch<br />
die Kaman SH-2G Super Seasprite aus<br />
Neuseeland und die IAR-330L Puma<br />
aus Rumänien sind erwähnenswert.<br />
Helicopter 2015. Bildformat 48 x<br />
26 cm. ISBN 978-3-941856-51-6.<br />
Elementbuch Verlag, Schlierbach.<br />
24,95 Euro<br />
Historie<br />
Jäger und Trainer aus der Zeit bis 1945<br />
trifft man hier, wobei die Bildqualität<br />
deutlich besser ist als im letzten Jahr.<br />
Besonders hervorzuheben ist der hohe<br />
Anteil von Mustern aus dem Ersten<br />
Weltkrieg wie Fokker Dreidecker oder<br />
Albatros D.Va. Ansonsten sind P-51<br />
Mustang und P-38 Lightning sowie<br />
Trainer wie die Tiger Moth, die Stearman<br />
oder die Vultee BT-13 mit dabei.<br />
Flugzeug-Legenden. Bildformat<br />
48 x 32 cm. ISBN 978-3-7318-<br />
0273-0. Korsch-Verlag, Aichach.<br />
19,95 Euro<br />
Wertung • • • • • <br />
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www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 85
Service MODELLE<br />
[ 1 ]<br />
[ 4 ]<br />
[ 2 ]<br />
[ 3 ]<br />
[ 5 ]<br />
Herpa<br />
Trotz seiner eleganten Linien ist<br />
das Modell der Tupolew Tu-<br />
95MS „Bear H“ [ 1 ] im Maßstab<br />
1:200 ein großer und aufgrund<br />
des aus Metall bestehenden<br />
Rumpfs und Flügels ein schwerer<br />
Brocken. Die Formneuheit macht<br />
einen sehr guten Eindruck. Die<br />
gegenläufig drehenden Propeller<br />
sind sehr filigran dargestellt. Ein<br />
Ständer liegt allerdings nicht bei.<br />
Das erste erschienene Exemplar<br />
trägt die Markierungen der 106.<br />
Schweren Bomberdivision der<br />
ukrainischen Luftstreitkräfte. Das<br />
Original ist heute im Luftfahrtmuseum<br />
in Poltawa ausgestellt<br />
(Art.-Nr. 556538, 74,50 Euro).<br />
Gut gelungen ist auch die Wiedergabe<br />
der eleganten Tupolew<br />
Tu-114 [ 2 ] in 1:500. Das Modell<br />
trägt den Aeroflot-Anstrich aus<br />
den 70er Jahren und die Kennung<br />
SSSR-76485 (Art.-Nr.<br />
526487, 27,50 Euro). Über die<br />
nachgerüsteten CF6-Triebwerke<br />
verfügt die Lockheed C-5M Galaxy<br />
[ 3 ], die nun als Modell im<br />
Maßstab 1:500 und mit den Markierungen<br />
der „Spirit of Old Glory“<br />
des 436th Airlift Wing aus<br />
Dover erhältlich ist (Art.-Nr.<br />
526647, 35 Euro). Die Antonow<br />
An-24B (UK-46373) gibt es in<br />
1:200 jetzt auch in den bunten<br />
Farben von Uzbekistan Airways<br />
(Art.-Nr. 556613, 49,50 Euro).<br />
Revell<br />
Nicht mehr ganz taufrisch ist der<br />
Spritzling der Bristol Beaufighter<br />
Mk. IF [ 4 ] im Maßstab 1:32,<br />
der aus den 70er Jahren stammt,<br />
auch damals von Revell. Die<br />
Oberflächenstrukturen sind erhaben,<br />
und die Detaillierung ist relativ<br />
einfach. Allerdings bleibt das<br />
Kit das einzige verfügbare dieses<br />
Musters. Decals für zwei Maschinen<br />
(der No 252 Squadron in<br />
Ägypten und der No 406 Squadron<br />
aus Coltishall) sind vorhanden<br />
(Art.-Nr. 04889, 110 Teile,<br />
24,99 Euro).<br />
Der neue europäische Militärtransporter<br />
Airbus A400M Atlas<br />
[ 5 ] ist nun bei Revell auch als<br />
Modell im Maßstab 1:144 erhältlich.<br />
Wie bei der Ausführung in<br />
1:72 sind die Oberflächenstrukturen<br />
sehr gut. Auch die Detaillierung<br />
kann sich angesichts des<br />
Maßstabs sehen lassen (etwa bei<br />
den Ein- und Auslässen der Triebwerke).<br />
Bei den Abziehbildern<br />
hat man die Wahl zwischen einer<br />
deutschen Maschine des LTG 62,<br />
einem Transporter der Armée de<br />
l’Air oder einer A400M in Airbus-<br />
Markierungen. Das fertige Modell<br />
besitzt eine Spannweite von<br />
32 Zentimetern (Art.-Nr. 04859,<br />
160 Teile, 27,99 Euro).<br />
NOSTALGIE<br />
HAUTNAH<br />
Die Leser dieses Buches werden zu einer Zeitreise eingeladen<br />
– in eine Ära, als Flugreisen noch das Privileg<br />
einer eher begüterten Elite waren. Die damaligen<br />
»Selbstverständlichkeiten« wirken aus heutiger Sicht<br />
oftmals kurios und bringen einen zum Schmunzeln und<br />
Staunen – so wurde beispielsweise bis in die 60er-Jahre<br />
hinein an Bord von Flugzeugen geraucht oder über Bordlautsprecher<br />
davon abgeraten, Stewardessen Trinkgelder<br />
zukommen zu lassen. Diese Epoche mitsamt ihrem Zeitgeist<br />
wird in diesem Band in zeitgenössischen Bildern,<br />
Fotos, Broschüren und Plakaten wieder lebendig.<br />
96 Seiten, Format 190 x <strong>12</strong>5 mm<br />
ISBN 978-3-613-03710-6<br />
c 9,95<br />
Die Leser dieses Buches werden zu einer Zeitreise durch drei<br />
faszinierende Jahrzehnte des Luftverkehrs eingeladen.<br />
176 Seiten, Format 305 x 240 mm<br />
ISBN 978-3-613-03655-0 c 29,90<br />
Überall, wo es Bücher gibt, oder unter<br />
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Service-Hotline: 0711/ 98 80 99 85
AIRSHOW-TRIPS DER EXTRAKLASSE<br />
-Leserreisen 2015<br />
Auch im kommenden Jahr bieten wir gemeinsam mit<br />
dem DER Deutsches Reisebüro wieder spannende<br />
Trips zu den besten Airshows und Museen der Welt. Nähere<br />
Informationen gibt es in den nächsten Ausgaben der <strong>FLUG</strong><br />
<strong>REVUE</strong>, beim DER-Reisebüro in Frankfurt (Telefon +49 69<br />
232705, flugrevue-reisen@der.com) sowie bald in unserem<br />
ausführlichen Prospekt. Reservieren Sie sich jetzt die Termine<br />
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Die Warbird-<br />
Show der Flying<br />
Legends kombinieren<br />
wir dieses Mal<br />
mit dem hervorragenden<br />
Flugtag in<br />
Yeovilton und dem<br />
RAF-Museum in<br />
Hendon: 10. bis 13.<br />
Juli 2015<br />
Flying Legends, Duxford<br />
Fleet Week und Miramar Air Show<br />
Unsere USA-Tour<br />
führt zur Miramar<br />
Air Show nach<br />
San Diego und zur<br />
Fleet Week nach<br />
San Francisco sowie<br />
zu vielen hochklassigen<br />
Museen:<br />
3. bis <strong>12</strong>. Oktober<br />
2015<br />
Auf der MAKS<br />
in Shukowski<br />
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Entwicklungen aus<br />
Russland zu bestaunen.<br />
Auch das<br />
Monino-Museum<br />
steht auf dem<br />
Programm: 26. bis<br />
30. August 2015<br />
MAKS in Shukowski und Monino<br />
Royal Int. Air Tattoo Fairford<br />
Mit dem Royal<br />
International Air<br />
Tattoo in Fairford<br />
besuchen<br />
wir die größte militärische<br />
Airshow.<br />
Außerdem geht es<br />
zum RAF-Museum<br />
in Cosford: 17. bis<br />
20. Juli 2015<br />
Fotos: Hoeveler<br />
Impressum<br />
Vereinigt mit <strong>FLUG</strong>WELT INTERNATIONAL, WELTLUFTFAHRT<br />
AIR WORLD, <strong>FLUG</strong>SPORT und LUFTWAFFEN-FORUM (Hrsg:<br />
FREUNDES KREIS LUFTWAFFE e.V.) ISSN 0015-4547<br />
Redaktion <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>, Ubierstraße 83, 53173 Bonn Redaktions-<br />
Telefon: 0228/9565-100, Fax: -247 E-Mail: redaktion@flugrevue.<br />
de Inter net: www.flugrevue.de Herausgeber: Ludwig Vogel †,<br />
Paul Pietsch † Redaktionelle Gesamtleitung Luft- und Raumfahrt<br />
und Chefredak teur: Volker K. Thomalla Stellv. Chefredakteur:<br />
Karl Schwarz Luftverkehr, Airports, Wirtschaft: Sebastian<br />
Steinke Militärluftfahrt, Hubschrauber, Neue Medien: Karl<br />
Schwarz Raumfahrt, Technik: Matthias Gründer Regionalverkehr,<br />
Triebwer ke, Historie: Patrick Hoeveler Produktionskoordination:<br />
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Konzeption: Harald Hornig Grafik und Layout: MOTORRAD-Grafik,<br />
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Iris Heer, Sabine Heilig-Schweikert Sekretariat, Leserservice:<br />
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182-1349 Leitung Geschäftsbereich Luft- und Raumfahrt: Peter-<br />
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Ausland: A = € 64,90; CH = sfr 115,00; Kombiabo: <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> und<br />
Klassiker der Luftfahrt zum Kombi preis mit rund 15 % Preisvorteil.<br />
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das Abo mit einem Preisvorteil von 40% gegenüber dem<br />
Kioskkauf zum Preis von 35,28 € (A: 40,32 €; CH: 72,00 sfr; weitere<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 87
Nachbrenner<br />
Hawker Hurricane Mk XII<br />
Finnischer<br />
Sommer<br />
Von KARL SCHWARZ Foto: DANIEL KARLSSON<br />
Mit einer vorübergehenden Bemalung<br />
war die bei Phoenix AeroServices<br />
im englischen Thruxton restaurierte<br />
Hurricane auf Skandinavien-Tour.<br />
Die kleine Flotte flugfähiger Hurricanes hat Zuwachs<br />
bekommen: Nach über zehn Jahren Arbeit<br />
konnte Stuart Goldspink am 16. Juli in Thruxton<br />
mit der einst bei Canadian Car & Foundry gebauten Mk XII erstmals<br />
wieder abheben. Die Maschine mit der Seriennummer R30040 war<br />
Mitte 1941 ausgeliefert worden und im November 1942 bei Indian<br />
Bay Pond in Neufundland abgestürzt. Hawker Restorations kaufte<br />
88 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> www.flugrevue.de
Das Enblem der finnischen<br />
Luftstreitkräfte bestand von<br />
1918 bis 1945 aus einem blauen<br />
Hakenkreuz auf weißem Grund.<br />
In Finnland galt das Zeichen als<br />
Glückssymbol.<br />
die Überreste in den 1990er Jahren, reichte sie aber 2002 an<br />
Classic Aero Engineering weiter. Als diese Firma 2011 pleiteging,<br />
kam die Hurricane zu Phoenix Aero Services. Für den<br />
Erstflug trug der als G-CBOE registrierte Jäger noch den silbernen<br />
Anstrich der Flugschule der Southern Rhodesian Air Force.<br />
Schon wenig später wurden aber für die Teilnahme am Flugtag<br />
in Oulu die Farben der finnischen Luftstreitkräfte aufgebracht.<br />
Clive Davidson pilotierte die Hurricane auf der Sommertour in<br />
den hohen Norden, bei der es auch Stopps in Kristianstad und<br />
Helsinki gab. Die Finnen hatten im Zweiten Weltkrieg 13 Hurricanes;<br />
die von den Russen erbeutete Maschine mit der Kennung<br />
HC-465 wurde im Mai 1944 als letzte ausgemustert. Nach<br />
der Rückkehr steht die Mk XII nun zum Verkauf. 1,4 Millionen<br />
Pfund (1,8 Mio. Euro) soll die Rarität kosten.<br />
FR<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> DEZEMBER <strong>2014</strong> 89
Vorschau<br />
01/15<br />
Die neue <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> erscheint am 15. Dezember <strong>2014</strong><br />
Bei Airbus läuft das Testprogramm<br />
mit der A320neo auf Hochtouren.<br />
Wie weit sind die Piloten und<br />
Ingenieure seit dem Erstflug<br />
schon gekommen?<br />
LUFTVERKEHR<br />
neo-Testprogramm<br />
Fotos: Airbus/Ramadier, CAE, ESA, Forca Aérea Brasileira/Silva Lopes<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Seeüberwachung<br />
Von umgebauten Regionalverkehrsflugzeugen<br />
bis zur hochmodernen<br />
P-8A Poseidon reicht das Angebot für<br />
Länder, die ihre Meeresgebiete<br />
kontrollieren müssen. Wir stellen die<br />
aktuellen Modelle vor.<br />
RAUMFAHRT<br />
Fotokunst<br />
TECHNIK<br />
Simulatoren<br />
Eine Pilotenausbildung ohne Simulatoren<br />
ist heute undenkbar. Mit welchen<br />
neuen Systemen die Hersteller ein<br />
noch realistischeres Training ermöglichen,<br />
lesen Sie im nächsten Heft.<br />
Die Astronauten der Internationalen<br />
Raumstation haben einen atemberaubenden<br />
Blick auf unseren<br />
Planeten. Alexander Gerst hat die<br />
unvergesslichen Eindrücke in<br />
faszinierenden Fotos festgehalten.<br />
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