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Schlesischer Gottesfreund<br />
NACHRICHTEN UND BEITRÄGE AUS DEM EVANGELISCHEN SCHLESIEN<br />
64. JAHRGANG<br />
SEPTE<strong>MB</strong>ER 2013<br />
NR.9<br />
ISSN 1861- 9746<br />
Verkaufspreis: 3,- Euro<br />
H 6114
130<br />
GEISTLICHES WORT<br />
AUS DEM INHALT<br />
GEISTLICHES WORT S. 130<br />
BEITRÄGE<br />
Schulen haben mich auf<br />
das Leben vorbereitet S. 132<br />
Jenseits von Oder und Neiße S. 134<br />
Diesseits von Oder und Neiße S. 135<br />
MELDUNGEN<br />
Zum Gedenken an<br />
Pfr. i.R. Hans Roch S. 136<br />
Gemeinsam unter einem Dach –<br />
Lebens(t)raum inklusive S. 137<br />
Waldenburger Sammlung geht<br />
insSchlesische Museum S. 138<br />
Was lange währt,<br />
wird endlich gut! S. 139<br />
LESERBRIEFE S. 139<br />
BUCHEMPFEHLUNGEN S. 140<br />
VERANSTALTUNGEN S. 142<br />
AUS DER LESERGEMEINDE S. 142<br />
SCHLESIEN S. 144<br />
Titel und Seite 144: Vor wenigen Wochen<br />
wurde das alte Schwenckfelder-Denkmal<br />
in Harpersdorf saniert. (Titelfoto: Janßen)<br />
„Kauft, weil der Markt vor der Tür ist ... “<br />
Alle Jahre erfreuen sich die Menschen in Görlitz und Umgebung<br />
zahlreicher Feste und Vergnügungen, die die Stadt zu<br />
bieten weiß. Neben dem Schlesischen Christkindelmarkt,<br />
dem Staßentheaterfestival und dem Altstadtfest ist es vor allem<br />
der Schlesische Tippelmarkt, dem eine ganz besonderer<br />
Anziehungskraft innewohnt. Aus allen Himmelsrichtungen<br />
kommen Händler und bieten ihre irdenen Schätze an, aus der<br />
Mark Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt, Thüringen, aber auch aus dem Böhmischen<br />
und natürlich aus Bunzlau. So traditionell, wie der Tippelmarkt<br />
selbst, ist über die Zeit hinweg aber auch ein Gottesdienst<br />
geworden, der immer am Beginn des jeweilig letzten<br />
Markttages, einem Sonntag, steht. In der nur noch selten<br />
genutzten Dreifaltigkeitskirche am Obermarkt – jener wunderbaren<br />
ehemaligen Klosterkirche – lassen Bläser dann ihre<br />
Instrumente, Mitglieder eines Männerchores ihre Stimmen<br />
und eine Jahr um Jahr wachsende Gemeinde ihren<br />
Gesang erschallen. Und vielleicht ist es ja auch nicht ganz<br />
zufällig, dass dem Redakteur des Schlesischen Gottesfreundes<br />
immer wieder die Leitung des Gottedienstes beim Schlesischen<br />
Tippelmarkt in die Hände gelegt wird.<br />
Und so mag es gut sein, am Ende dieses Sommers, am<br />
Ende der lauten Tage des Treibens und Handelns, der<br />
Straßenfeste und -feiern, der Hast und des Eiferns nach Vergnügen<br />
und Gewinn nochmals auf das Gleichnis vom<br />
„Schatz im Acker” zu hören, dass der Predigt im „Tippelmarktgottesdienst”<br />
zugrundelag.<br />
Dreifaltigkeitskirche zu Görlitz<br />
Holzschnitt, 2001, ANN<br />
Dicht an dicht sind die Marktstände aufgebaut und<br />
schier unüberschaubar ist die Fülle dessen, was<br />
feilgeboten wird. Es ist schon erstaunlich, was findige<br />
und phantasiebegabte Handwerker und Künstler aus<br />
so unscheinbarem Material, wie es der Ton in seinem Urzustand<br />
ist, hervorzubringen vermögen: neben den Kannen,<br />
Krügen, Kruken, Schüsseln, Bechern, Tellern, Tassen,<br />
Töpp'ln, Täpp'ln, Tipp'ln, Näpp'ln und Nipp'ln gibt es die<br />
vielgestaltigen Dinge, deren Gebrauchswert weit hinter ihrem<br />
Dekorationswert zurückbleibt, die aber dafür in um so<br />
höherem Maße unsere Augen erfreuen. Es ist ein wahrer<br />
Schatz, der sich da vor uns ausbreitet. Aber, Schätze haben<br />
– das wissen wir alle – ihren Preis. Und mancher dieser<br />
Preise macht uns deutlich, dass wir uns wohl mit der Betrachtung<br />
des Schönen zufriedengeben müssen. Freilich<br />
verfügt der eine oder andere Mitmensch über eine Gabe,<br />
die mir vollkommen fremd ist, die des Verhandelns, des<br />
Feilschens. Es soll sogar jene geben, die nur deshalb Märkte<br />
besuchen, um am Ende des Tages mit dem wohligen<br />
Gefühl heimwärts zu ziehen, wieder ordentlich eingeheimst<br />
und alle Welt nach bestem Vermögen übers Ohr gehauen zu<br />
haben. Die erworbenen Dinge spielen dabei nur eine untergeordnete<br />
Rolle und sind allenfalls dazu nütze, sie einem<br />
Deppen bei nächster Gelegenheit für einen vielfachen Preis
BEITRÄGE 131<br />
wieder aufzuschwatzen. Wir sollten uns nichts vormachen,<br />
egal ob Tippel-, Floh- oder Wochenmarkt, es geht letztlich<br />
um das Gewinnen. Wir würden uns nichts erwerben, wenn<br />
dieser Erwerb für uns nicht auch einen Gewinn darstellte<br />
und der Händler nähme nicht all die Mühen auf sich, erhoffte<br />
er sich seinerseits nicht ebenfalls Gewinn. Denn Gewinn<br />
bedeutet für uns vor allem eines: Befriedigung und<br />
Zufriedenheit.<br />
Seit Jesu Zeiten hat sich viel auf der Welt verändert und<br />
wie wir alle wissen, nicht nur zum Besseren. Fauna und<br />
Flora sind um etliche Arten ärmer geworden. Die Medizin<br />
vollbringt bei der Bekämpfung von Krankheiten wahre<br />
Wunder, hat sich aber auch mit immer neuen abzuplagen.<br />
Die Weltraumtechnik erlaubt uns einen Blick auf die gute<br />
alte Erde zu werfen um mit eigenen Augen zu entdecken<br />
wie sehr wir der Schöpfung inzwischen zugesetzt haben.<br />
Dass wir an dieser Stelle kein günstigeres Resümee zu den<br />
Veränderungen der letzten 2000 Jahren ziehen können,<br />
liegt zum guten Teil daran, dass sich, im Gegensatz zu allem<br />
bisher genannten, der Mensch nur wenig verändert hat.<br />
So dürfen wir davon ausgehen, dass die beiden, von denen<br />
Jesus in seinem Gleichnis spricht, uns gar nicht so unähnlich<br />
gewesen sein dürften:<br />
„Das Reich der Himmel gleicht einem im Acker verborgenen<br />
Schatz, den ein Mensch fand und verbarg; und vor<br />
Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat,<br />
und kauft jenen Acker. Wiederum gleicht das Reich der<br />
Himmel einem Kaufmann, der schöne Perlen sucht; als er<br />
aber eine sehr kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin<br />
und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie. (Matthäus<br />
13, 44 - 46)<br />
Anleitung zur Übervorteilung nenne ich das. Ein<br />
Landpächter findet Wertvolles im Acker, den er bestellt, um<br />
Frau und Familie ernähren zu können. Dem Besitzer verschweigt<br />
er den Fund und schafft es, unter Aufbringung all<br />
seines Ersparten, diesem den marktüblichen Preis zu bieten.<br />
Nur gut, dass es noch den zweiten Teil des Gleichnisses<br />
gibt, der unseren Blick auf das leitet, worum es Jesus<br />
tatsächlich geht. Eines ist nämlich sicher, Jesus will uns<br />
nicht dazu ermutigen, Menschen zu übervorteilen. Wie bei<br />
Gleichnissen immer geht es auch hier vielschichtiger zu.<br />
Zunächst ist es eine Bestandsaufnahme. Jesus sagt uns,<br />
wie wir sind: Ihr lebt so vor euch hin, tut so, als ob euch<br />
nichts aus der Ruhe bringen könnte. Aber dann tritt etwas<br />
in euer Leben, etwas Unerahntes, etwas Überwältigendes.<br />
Plötzlich werdet ihr aktiv. Ihr stellt Dinge an, die euch keiner<br />
bis dato zugetraut hätte und lasst Dinge bleiben, von<br />
denen ihr glaubtet, dass sie für euch unverzichtbar seien.<br />
Aber hier geht es nicht um 1 Million Euro in der Wissensshow<br />
oder das TV-wirksame Überleben im Dschungel<strong>ca</strong>mp.<br />
Hier geht es um das „Reich der Himmel”, wie die<br />
korrekte Übersetzung lauten muss.<br />
Und so folgt der Bestandsaufnahme die Prognose. Wie<br />
ergeht es Menschen, denen das Reich der Himmel schon<br />
hier und heute widerfährt. Der Bauer legte Geld auf die<br />
hohe Kante, um sich zur gegebenen Zeit einen neuen Pflug<br />
oder ein paar junge Ochsen zuzulegen. Oder er sparte, um<br />
seiner Frau mit wertvollem Schmuck seine Liebe zu vergegenwärtigen.<br />
Der Kaufmann hat es als Geschäftsmann<br />
weit gebracht, ist nicht nur als Kenner der Materie berühmt<br />
sondern auch als Besitzer einer überaus umfangreichen und<br />
erlesenen Perlensammlung. Beiden begegnet etwas, was<br />
ihrem Leben eine ganz neue Ausrichtung gibt. Der Kaufmann<br />
gibt seine Sammlung und damit auch einen Teil seines<br />
guten Rufes auf, um in den Besitz der einzigartigen<br />
Perle zu gelangen. Der Bauer vergisst alles, was zur Aufrechterhaltung<br />
seines landwirtschaftlichen Betriebes und<br />
ehelichen Klimas nützlich ist und investiert in den Schatz,<br />
der nichts mit Ackerbau oder Viehzucht zu schaffen hat.<br />
Jesus stellt uns zwei Menschen vor – zwei Lebenswege,<br />
zwei vollkommen verschiedene Lebensentwürfe, beispielhaft<br />
für seine Zeit. So unterschiedlich beide sein mögen, so<br />
gleichgestalt ist doch ihr Handeln. Und gleich ist auch die<br />
Freude über den gelungenen Erwerb. Wie gesagt, Jesus erzählt<br />
diese Geschichte nicht, um uns zu schlitzohrigen<br />
Aktionen zu überreden. Die vollführen wir ja ständig, auch<br />
und vor allem ohne ihn. Aber er prognostiziert seinen beiden<br />
Zeitgenossen ebenso wie uns, wozu uns die Wahrnehmung<br />
des Reiches der Himmel führt. Bauer und Kaufmann<br />
setzen alles daran, den Schatz zu erwerben, weil der sie,<br />
kaum dass sie seiner ansichtig wurden, in seinen Bann geschlagen<br />
hat. Da hat etwas Besitz von ihnen ergriffen. Da<br />
nimmt eine Beziehung ihren Anfang, die unumkehrbar ist.<br />
Am Ende dieses Bibelabschnitts gratuliert Jesus in gewisser<br />
Weise all denen, die seine Worte verstanden haben<br />
und er vergleicht sie mit einem Hausherrn, der aus seinem<br />
Schatz hervorholt, was die Seinen zum Leben brauchen:<br />
das Neue und Überraschende, aber auch das Alte und Bewährte.<br />
In unsere Sprache übersetzt könnte das folgendermaßen<br />
klingen: Herzlichen Glückwunsch, dass Ihr das Heil<br />
entdeckt und euch auf den Weg gemacht habt, dessen Ziel<br />
weiß Gott nicht der Weg selbst, sondern mehr als die kostbarste<br />
Perle oder ein Schatz im Acker, das Reich Gottes ist.<br />
Wir können dieses Gleichnis für uns persönlich fortführen.<br />
Das Reich der Himmel gleicht dem befreienden Gefühl<br />
nach einer bestandenen Prüfung. Das Reich der Himmel ist<br />
wie das Geborgensein in einer behütenden Familie. Aber es<br />
ist zugleich unendlich mehr wert als so vieles andere, für<br />
das wir meinen, unser letztes hingeben zu müssen. Immer<br />
wenn wir uns unter dem Worte Gottes versammeln ist auch<br />
das ein Zeichen dafür, dass wir schon vom Schatz im Acker<br />
gehört und wenigstens eine Ahnung davon haben, dass es<br />
die wunderbare Perle gibt. Jesus spricht nicht von Schatzsuchern<br />
und Perlentauchern, sondern von ganz normalen<br />
Zeitgenossen, Menschen wie du und ich. Wichtig ist, dass<br />
wir das Reich Gottes ergreifen und nicht mehr loslassen,<br />
wenn es uns begegnet, uns widerfährt.<br />
Martin Luther hätte es trefflicher nicht formulieren können<br />
– und seine Worte schlagen auch den Bogen zum<br />
Beginn dieser Überlegungen:<br />
„Kauft, weil der Markt vor der Tür ist, sammelt ein,<br />
weil es scheinet und gut Wetter ist, brauchet Gottes Gnade<br />
und Wort, weil es da ist! Denn das sollt ihr wissen, Gottes<br />
Wort und Gnade ist ein fahrender Platzregen, der nicht<br />
wiederkommt, wo er einmal gewesen ist... Darum greift<br />
zu...!” Amen<br />
(ANN)
132<br />
BEITRÄGE<br />
Schulen haben mich auf das Leben vorbereitet<br />
KLAUS LEDER<br />
„Cosel – Oderhafen”<br />
Alte Ansichtskarte<br />
... Schule! Je nun, werden die meisten Leser sagen, das ist<br />
ja doch schon ein Weilchen her und überhaupt, was hat<br />
das mit uns zu tun? Das betrifft, wenn überhaupt, doch eher<br />
unsere Enkel oder gar Urenkel und die gehören nun wahrhaftig<br />
nicht zur Zielgruppe des Gottesfreundes. Letzteres<br />
mag tatsächlich zutreffen, und dennoch, Schulanfang ist<br />
eine Erfahrung, die mehr oder weniger allen zuteil wurde,<br />
ganz normal, ganz bemerkenswert oder ganz und gar ungewöhnlich.<br />
Jeder – ich bin mir sicher – jeder wird bei<br />
genauerer Betrachtung seiner Lebensgeschichte unweigerlich<br />
auch Erinnerungen an dieses Ereignis bewahrt haben.<br />
Zwei Beispiele dafür sollen in dieser und der nächsten<br />
Ausgabe folgen. Vielleicht sind sie ja dazu angetan, beim<br />
einen oder anderen – neben der Freude an der Lektüre –<br />
das Interesse zu wecken, selbst zur Feder zu greifen. Denn<br />
das, was Sie schreiben, ist eben nicht nur Schrift gewordenes<br />
Erinnern, sondern vor allem Wissen, dessen unsere Enkel<br />
und Urenkel so dringend bedürfen.<br />
Wie sich seine Schulzeit vor 70 Jahren in Schlesien<br />
gestaltete, davon berichtet Klaus Leder, Jahrgang 1937, in<br />
seinen Erinnerungen „Nachkriegsjahre in Ansbach 1945 -<br />
1961”, aus denen wir mit freundlicher Genehmigung des<br />
Autors einige Seiten wiedergeben.<br />
Schulen haben mich auf das Leben vorbereitet Zwei<br />
Jahre bin ich von 1941-43 in Cosel-Oderhafen in den<br />
Vorschul-Kindergarten der Papierfabrik gegangen.<br />
Bei den katholischen Ordensschwestern mit ihren großen<br />
schwarz-weißen Hauben haben wir viel gesungen und gebetet.<br />
Erstmals kam ich hier auch mit katholischen Liedern<br />
und Gebeten in Berührung. Das „Ave Maria” ging mir wie<br />
das Vaterunser in Fleisch und Blut über. Im September<br />
1943 durfte ich dann in die Schifferkinderschule am Hafenbecken<br />
wechseln. Eigentlich hätte ich in die katholische<br />
Volksschule nach Klodnitz gehört. Doch die evangelischen<br />
Hafen-Kinder durften ausnahmsweise diese evangelische<br />
Bekenntnisschule im Hafen besuchen, für die mein Vater<br />
verantwortlich war.<br />
Der etwa zwei Kilometer lange Schulweg am alten<br />
Klodnitz-Kanal entlang von der Blücherstraße bis in den<br />
Hafen war immer interessant. So am Wasser entlang zu<br />
gehen, bedeutete für einen kleinen Buben ständig ein neues<br />
Abenteuer. Da gab es Fische und Frösche, verschiedenste<br />
Flug-Insekten, Pflanzen, Spiegelungen im Wasser und noch<br />
vieles mehr zu entdecken. Im Schulzimmer saßen wir<br />
Erstklässer in der ersten Bank und wurden oft von den älteren<br />
Kindern angelernt. Spannend war der Unterricht auch<br />
deshalb, weil die Kleinen beim Schreiben auf die Schiefertafel<br />
mithören konnten, was der Lehrer den Großen erzählte.<br />
Oft sahen wir auch Märchen-und Kulturfilme, die aus<br />
Cosel geholt wurden. Wenn wir die Pause draußen verbrachten,<br />
schauten wir direkt in das Hafenbecken hinein:<br />
immer voller Kähne, die rechts von Kippern und links von<br />
Kränen aus den Eisenbahnwaggons mit Kohle beladen<br />
wurden. Auf 150 Gleisen stauten sich in dem riesigen Hafengelände<br />
die aus dem oberschlesischen Kohlen-Revier<br />
angekommenen Züge. Diese einklassigen Dorfschulen waren<br />
in ihrer Leistung sehr viel besser als ihr heutiger Ruf.<br />
Am 7. März 2005 berichtete das Deutsche Fernsehen,<br />
dass im Pisa-Weltmeisterland Finnland solche einklassigen<br />
Schulen mit Kindern von 6 bis 15 Jahren in einem Raum<br />
bei einem Lehrer noch heute Standard seien. Zehnjährige<br />
aus solchen Schulen hätten keinerlei Probleme beim Wechsel<br />
in eine weiterführende Schule. Bei seiner großen<br />
Freundlichkeit war mein erster Lehrer Hans Kasperidus
BEITRÄGE 133<br />
Katholischer Kindergarten in Klodnitz/Oberschlesien<br />
1943 doch auch ein Pädagoge, der bei Bedarf streng durchgreifen<br />
konnte; denn in dieser Schule bekam ich vor der<br />
ganzen Klasse meine erste Tracht Prügel mit dem Rohrstock.<br />
Mit einem Kameraden war ich während des Unterrichts<br />
auf die Toilette gegangen. Dieser Mitschüler zeigte<br />
mir dort, dass er Streichhölzer besaß, und zündete einige<br />
an. Ein älterer Bub muss das beobachtet haben. Die Strafe<br />
folgte auf dem Fuße. Vor versammelter Klasse wurde auch<br />
ich vom Lehrer über das Knie gelegt. Trotzdem: Er war mir<br />
ein guter Erzieher und meinem Vater ein wichtiger Mitarbeiter.<br />
Lesen und Schreiben, Rechnen und brav in der<br />
Bank sitzen: Das habe ich hier in dem nur einen Schuljahr<br />
1943/44 gelernt.<br />
Schifferkirche und Schifferkinderschule in Cosel-Oderhafen<br />
Wenn ich um 13 Uhr nach Hause kam, erledigte ich nach<br />
dem Mittagessen sofort auf der Schiefertafel meine Hausaufgaben<br />
und zeigte sie der Mutter. Aus einer Fibel lernte<br />
ich das Lesen. Ich sehe heute noch die bunten Bilder und<br />
schwarzen Buchstaben dieses ersten Lesebuches vor meinem<br />
geistigen Auge. Gut erinnere ich mich an das Sammeln<br />
von Heilkräutern und Knochen; dies wurde in dem<br />
„Schlesischen Erzieher” den Lehrern „als wirtschaftliche<br />
Notwendigkeit für Krieg und Sieg” ans Herz gelegt. „Lumpen,<br />
Eisen, Knochen und Papier, ausgeschlagene Zähne<br />
sammeln wir”: So sangen wir manchmal bei diesem Geschäft.<br />
Wegen häufiger Fliegerangriffe fiel schon seit<br />
Ostern 1944 der Unterricht oft aus.<br />
Ich wundere mich heute noch, dass ich nach nur einem<br />
Jahr Grundschule in Cosel-Hafen 1946 in die 4. Klasse der<br />
Grundschule in Niedermiersberg und Unterleinleiter bei<br />
Ebermannstadt gesetzt wurde, dort einigermaßen mitkam<br />
und ein Jahr später sogar die Aufnahmeprüfung in das<br />
Forchheimer Gymnasium bestand. Von Ostern 1944 bis<br />
Sommer 1945 gab es nämlich für mich überhaupt keinen<br />
Schulunterricht mehr. Denn im Januar 1945 flüchteten wir<br />
nach Hirschberg im Riesengebirge. Drei Wochen später<br />
ging es von hier nach Zwönitz ins Erzgebirge. Dort habe<br />
ich nie ein Schulzimmer von innen gesehen. Ende Mai<br />
1945 saßen wir drei Wochen in einem Eisenbahnwagen, um<br />
nach Kriegsende zurück nach Oberschlesien zu gelangen.<br />
Hier existierte nun überhaupt keine deutsche Schule mehr.<br />
Vom Herbst 1945 bis Mai 1946 saß ich wie ein Ausländer<br />
in der polnischen Grundschule in Klodnitz und verstand<br />
fast nichts. Denn hier durfte nur noch polnisch gesprochen<br />
werden. Alle deutschen Kinder waren zum Schulbesuch<br />
schon deshalb verpflichtet, weil es ohne diesen
134 BEITRÄGE<br />
keine Lebensmittelkarte gab. Ohne Lebensmittelkarte aber<br />
hätte man als Deutscher im nun plötzlich polnisch gewordenen<br />
Oberschlesien fast verhungern müssen.<br />
Im Juni 1946 verließen wir Cosel-Oderhafen. Wir kamen<br />
über Neiße, Kohlfurth, Uelzen und Varel schließlich<br />
im oberfränkischen Rüssenbach an. Einen Monat lang besuchte<br />
ich noch die Grundschule in Niedermiersberg. Den<br />
Monat September verbrachte ich wieder ohne Unterricht<br />
im Krankenhaus in Erlangen. Von Oktober 1946 bis April<br />
1947 wurde ich unterernährtes und krankes Kind im Kinderheim<br />
„Sonnenhaus” in Unterleinleiter aufgepäppelt und<br />
damit in die evangelische Schule in Unterleinleiter eingewiesen,<br />
danach nochmals drei Monate in Niedermiersberg.<br />
Meinem Vater scheint überhaupt nicht bewusst gewesen zu<br />
sein, dass ich 1947 im Grunde noch fast ein Zweitklässer<br />
war. (Die Abbildungen auf S.135 sind dem Buch von Klaus<br />
Leder entnommen. Ein weiterer Leserbericht erscheint in<br />
der kommenden Ausgabe.)<br />
<br />
Jenseits von Oder und Neiße<br />
Das alte Ostdeutschland im Spiegel der DDR-Literatur<br />
GEORG K. SCHMELZLE (FORTSETZUNG UND SCHLUSS)<br />
Ich möchte noch auf ein besonderes Beispiel von Günter<br />
de Bruyn hinweisen, in dem er es wagt, den Verlust der<br />
Heimat zu thematisieren. Die Kurzgeschichte heißt<br />
„Herr Müller, diesseits und jenseits der Oder” und ist versteckt<br />
in einem Band „JETZT – 50 GESCHICHTEN VOM<br />
ALLTAG” 1988 im Reclam-Verlag in Leipzig erschienen.<br />
Er vereinigt 50 Geschichten von Autoren aus beiden Teilen<br />
Deutschlands, wobei das Schwergewicht natürlich auf antifaschistischem<br />
Inhalt liegt. De Bruyn schildert einen Angestellten<br />
einer staatlichen Landhandelsstelle in der DDR, der<br />
seine Ersparnisse in seinen früheren Hof auf der anderen<br />
Seite der Oder steckt und seinen Kindern in der DDR ihr<br />
Erbe entzieht. Hier hat der Herausgeber Gerhard Rotherrbauer<br />
entweder nicht aufgepasst oder er hat ein Jahr vor der<br />
Wende etwas gegen die sonst erfolgreiche DDR-Zensur<br />
gewagt.<br />
Das Buch über die Lektoren und Zensoren der DDR ist<br />
übrigens noch zu schreiben – manchmal waren sie sicher<br />
nur Erfüllungsgehilfen der Partei aber oft haben sie auch<br />
schlechtes Deutsch ausgemerzt und für die literarische<br />
Qualität ihre Stellung riskiert. Einen Fall hat Erich Loest<br />
im „DER VIERTE ZENSOR” über seinen Roman „ES<br />
GEHT SEINEN GANG ODER DIE MÜHEN DER<br />
EBENE” geschildert. Das Buch wurde nur deshalb nicht<br />
weitergedruckt – trotz über 100.000 Nachbestellungen,<br />
weil darin einem DDR-Offizier, der seinen Sohn beim<br />
Schwimmunterricht zu hart rannimmt, „faschistische Haltung”<br />
vorgeworfen wurde.<br />
Ab 1981 waren Besuche von DDR-Bürgern im „unsicheren”<br />
Polen nur noch auf Einladung von Verwandten und<br />
Freunden möglich. Drei Millionen DDR-Bürger konnten<br />
jährlich nicht mehr nach Polen in den Urlaub fahren. Es<br />
blieben nur noch die Tschechoslowakei und das für Normalverdiener<br />
zu teure Ungarn. Die Schwarzmeerküste in<br />
Rumänien und der Goldstrand in Bulgarien waren häufig<br />
für Funktionäre reserviert. In dieser Zeit gelang es Ursula<br />
Höntsch-Harent den Provinznamen Schlesien wieder in der<br />
DDR-Literatur zu verankern mit den beiden Büchern „WIR<br />
FLÜCHTLINGSKINDER”( 1985) und „WIR SIND KEI-<br />
NE KINDER MEHR” (1988) – in der Bundesrepublik<br />
gleich im kommunistischen Röderbergverlag, Frankfurt/<br />
Main nachgedruckt. Damals kursierten in der DDR<br />
Gerüchte von einer 5.Teilung Polens! Ursula Höntsch-Harent<br />
schildert das Leben einer Familie aus Liegnitz in der<br />
DDR und ihrem Kontakt zu den polnischen Neubürgern in<br />
ihrer früheren Heimatstadt. Natürlich ist der Verzicht auf<br />
die alte Heimat selbstverständlich und auch noch Einlassungen<br />
über die längst widerlegten „Kriegsverbrechen” des<br />
ehemaligen Vertriebenenministers Prof. Dr. Theodor Oberländer<br />
1941 in Lemberg und die revanchistischen Vertriebenenverbände<br />
in der Bundesrepublik – aber SCHLESIEN<br />
gab es nun wieder im Wortschatz der DDR.<br />
Wir sollten die Literatur aus der DDR unbedingt lesen<br />
und in Antiquariaten aufstöbern, um zu sehen, dass die<br />
Schriftsteller dieses Landes trotz aller Zensur und der materiellen<br />
Abhängigkeit immer noch Wahrheit zu vermitteln<br />
versuchten. Das literarische Herz Deutschlands schlug<br />
auch „drüben” wegen und trotz der Unterdrückung des<br />
„freien Wortes”, während sich unsere Literaten nach der<br />
Abarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus oft nur in der<br />
Zersetzung aller konservativen Werte und der Schleifung<br />
der sexuellen Tabus übten.<br />
Es ist traurig, dass es jetzt so still um die DDR-Literatur<br />
geworden ist, weil niemand mehr wissen will, wie trostlos<br />
die Zustände „drüben” waren. Stattdessen schwelgen unsere<br />
Schriftsteller in DDR-Nostalgie, weinen den sozialistischen<br />
Errungenschaften nach und sprechen von einer „kommoden<br />
Diktatur”...<br />
Wir sollten die DDR-Schriftsteller lesen, die unser<br />
Fernsehen nicht anempfiehlt und auch nicht in gelungener<br />
Filmform bringt. Vor allem GÜNTER DE BRUYN ist zu<br />
empfehlen. Man bekommt alle seine Romane als Fischer-<br />
Taschenbücher bis auf die von ihm erschienenen Biographien<br />
„ZWISCHENBILANZ” und „VIERZIG JAHRE”:<br />
Nachdem er nun durch den DEUTSCHLANDPREIS der<br />
Adenauerstiftung mit Festansprache von Wolfgang Schäuble<br />
geehrt worden ist (1996) werden wir wohl nicht mehr das<br />
Vergnügen haben, die Filme über BURIDANS ESEL und<br />
MÄRKISCHE FORSCHUNGEN von der DEFA gedreht(!)<br />
in unserem Fernsehen bewundern zu können. Er war ja<br />
auch der einzige Schriftsteller der DDR, der nach dem<br />
Mauerfall nicht einen besseren Sozialismus anstrebte und<br />
sich statt dessen auf die Wiedervereinigung freute: „weil<br />
die Marktwirtschaft nicht vorgibt, die einzig richtige Lebensauffassung<br />
zu sein und wir Schriftsteller immer etwas<br />
zu kritisieren haben werden.” …
BEITRÄGE<br />
135<br />
Die antiquarischen Ausgaben der DDR-Literatur sind vor<br />
allem wegen ihrer Klappentexte so wertvoll, weil sich in<br />
ihnen der Lektor/Zensor seine Rückversicherung schrieb,<br />
falls der „vierte Zensor” Systemkritisches entdeckte.<br />
Aber auch von „DDR-Steigbügelhaltern und Sklaventreibern”<br />
des Systems gibt es lesbare Novellen (wenn auch<br />
in fünf Antifa-Geschichten versteckt). So die Novelle „DER<br />
DRITTE NAGEL” von Hermann Kant, die eigentlich eine<br />
Werbeschrift für selbständigen Mittelstand und Marktwirtschaft<br />
ist. Wer will eine LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgesellschaft)<br />
früher und heute begreifen, wenn er<br />
nicht „OLE BIENKOPP” von Erwin Strittmater gelesen<br />
hat? Christoph Hein hat wenigstens „DER FREMDE<br />
FREUND” (1982) geschrieben, der die Entwicklung zur<br />
Single-Gesellschaft in beiden Teilen Deutschlands schildert<br />
und auch die Parteilichkeit der DDR-Schule dokumentiert.<br />
Sein „TANGOSPIELER” war vielleicht die Grundlage<br />
der Leipziger Montagsdemonstrationen, wenn er ihn<br />
auch 20 Jahre zu spät, erst kurz vor der Wende drucken ließ.<br />
Aber über diesen beiden Romanen vergessen wir manches<br />
Linientreue bis 1960 von ihm. Solche Reue haben<br />
Franz Fühmann und Stephan Hermlin nicht aufzuweisen.<br />
Da gibt es auch viele junge, aus der FDJ heraus geförderte<br />
Autoren, die es sehr schwer hatten Systemkritisches zu<br />
schreiben, was man eingeführten Schriftstellern schon mal<br />
durchgehen ließ. Ich nenne als ein Beispiel nur Gabriele<br />
Eckart – „SEIDELSTEIN”, „PER ANHALTER”, „SO SEH<br />
ICH DIE SACHE” – die heute in den USA lebt, weil sie<br />
sich von der STASI in ihrer Jugendzeit über SARAH<br />
KIRSCH aushorchen ließ. Mutig hat sie sich aus dieser<br />
Umklammerung gelöst. Ihre Gedichte „STURZACKER”<br />
(1984) machten mir Hoffnung, dass der Sozialismus die<br />
Jugend in der DDR nicht auf Dauer begeistern würde. Für<br />
diesen Gedichtband hatte sie ihren Ausreiseantrag zurückgezogen,<br />
der notwendig wurde, weil sie wegen ihrem nur im<br />
Westen gedruckten in alle Schulen verteilten „WERDER-<br />
BUCHES” (SO SEH ICH DIE SACHE) terrorisiert wurde.<br />
Vergessen wollen wir aber auch nicht Christa Wolf, die in<br />
Landsberg an der Warthe geboren ist, was sie auch in „Kindheitsmuster”<br />
beschreibt. Sie wurde bei ihrem Tod, als „Mater<br />
Dolorosa der DDR” bezeichnet. Sie kann durchaus auch als<br />
die Dichterin der deutschen Teilung bezeichnet werden, während<br />
Günter de Bruyn das Verdienst zukommt, als Bewahrer<br />
der deutschen Kultureinheit gelten zu dürfen.<br />
<br />
Diesseits von Oder und Neiße<br />
ERNST KIEHL<br />
Herr Ernst Kiel aus Quedlinburg hat sich sehr ausführlich<br />
zum Artikel von Georg K. Schmelzle: „Jenseits von Oder<br />
und Neiße – Das alte Ostdeutschland im Spiegel der DDR-<br />
Literatur” (Schlesischer Gottesfreund, August 2013, S. 123<br />
-125) geäußert. Seine kritische, wiewohl sehr lesenswerte<br />
Zuschrift soll daher in vollem Umfang als ergänzender<br />
Beitrag zum o.g. Artikel an dieser Stelle veröffentlicht werden<br />
(Allerdings geringfügig lektoriert – so ist u.a. auf S.<br />
138 das vollständige Eichendorff-Gedicht wiedergegeben<br />
und nicht nur dessen vierte Strophe) .<br />
Wie bereits wiederholt festgestellt, kann der Gottesfreund<br />
grundsätzlich keine Diskussionsplattform bieten.<br />
Das heißt, wenn Artikel und Beiträge Stoff für kontroverse<br />
Sichtweisen liefern, dokumentieren wir diese gern im dafür<br />
vorgesehenen Leserbrief-Teil. Weiterführende Auseiandersetzungen<br />
(bis hin zu ganzen Schriftwechseln) zu veröffentlichen,<br />
entspricht jedoch nicht dem Charakter des Gottesfreundes.<br />
Die Redaktion ist jedoch gern bereit, nach Rücksprache<br />
mit Autoren, deren Adressen und Kontaktdaten zu<br />
vermitteln. (Anm. d. Red.)<br />
Ich bin 1937 in Oberschlesien geboren, im Januar 1945<br />
mit Mutter und Schwester vor der heranrückenden<br />
Kriegsfront geflohen und gehöre zu den „vier Millionen”,<br />
die auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gelebt<br />
haben. Es stimmt, dass wir von staatlicher Seite, der<br />
Wahrheit widersprechend, als „Umsiedler” deklariert worden<br />
sind. Ebenso waren die alten deutschen Ortsnamen<br />
„jenseits von Oder und Neiße” in der DDR offiziell verpönt.<br />
Indes, die Flüchtlinge und Vertriebene haben auch in<br />
der Ostzone und der nachmaligen DDR Wurzeln geschlagen.<br />
Es ist wie bei einem Baum, der in neuer Erde wächst<br />
– je jünger er beim Herausreißen war, umso besser hat er<br />
sich neu und fest verwurzelt.<br />
Die Darstellung der DDR-Verhältnisse im obigen Artikel<br />
erscheint mir aus einem etwas einseitigen Blickwinkel<br />
geschrieben. Die Rezeption der „Vertriebenenliteratur” der<br />
in den Westzonen und der nachmaligen BRD agierenden<br />
Autoren ist in der DDR bei weitem nicht so hoch anzusetzen,<br />
wie es Herr Schmelzle tut! Ich empfinde es als große<br />
Übertreibung, wenn er schreibt: „Zuzügler von östlich der<br />
Oder galten immer als verdächtig. Sie fuhren als Schieber<br />
nach Westberlin ...”. Dazu ein entschiedenes: Nein! Das<br />
Auge der Staatssicherheit hatte alle Bevölkerungsschichten<br />
misstrauisch im Visier.<br />
Bitte gestatten Sie, dass ich auf zwei in der DDR erschienene<br />
Werke aufmerksam mache . Das ist zunächst der<br />
Roman von Theo Harych: „Hinter den schwarzen Wäldern.<br />
Geschichte einer Kindheit” – eine Kindheit in Oberschlesien,<br />
1954 im Verlag Volk und Welt, Berlin, erschienen.<br />
„Als die Uhren stehen blieben”, nannte Werner Steinberg<br />
seinen 1957 schon in 13. Auflage im Mitteldeutschen Verlag,<br />
Halle, erschienenen Roman. „Werner Steinberg ist einer<br />
von denen, die Zeugen wurden des apokalyptischen<br />
Unterganges seiner Heimatstadt Breslau”, heißt es in der<br />
Einführung. Das ist spannende, aus dem Leben geschöpfte<br />
Literatur, weit entfernt von den bundesrepublikanischen<br />
Klischees in der Vertriebenenliteratur!
136<br />
BEITRÄGE – MELDUNGEN<br />
Erwähnenswert ist in diesem Kontext auch das von Helga<br />
Bemmann 1984 im Buchverlag ‘Der Morgen’, Berlin (als<br />
Lizenzausgabe vom Carl Hanser Verlag, München), speziell<br />
für die Leser in der DDR erschienene Buch: „Max<br />
Herrmann-Neiße. Der kleinen Stadt Refrain. Prosa, Briefe<br />
und Gedichte”. Herrlich – und dies nicht nur für gebürtige<br />
Schlesier – ist darin der „Wallspaziergang bei Neiße”, die<br />
„Breslauer Winternacht”, oder die ehrfurchtsvolle Würdigung<br />
für Eichendorff: „Das Wunder, das wir in der Heimat<br />
fanden, bewahrte deiner Lieder Melodie ...” zu lesen.<br />
Befremdet hat mich die Darstellung G. K. Schmelzles<br />
zum Thema Eichendorff: „ ...ohne natürlich auf seine schlesische<br />
Herkunft zu verweisen”. Dies darf nicht verallgemeinert<br />
werden. In den Oberschulen der DDR (9. bis 12.<br />
Klasse) gehörte die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts”<br />
zur Pflichtlektüre. Und wir lernten natürlich<br />
auch, dass der Dichter in Lubowitz bei Ratibor 1788 geboren<br />
wurde und 1857 in Neiße gestorben ist.<br />
In der extra für den Schulgebrauch herausgegebenen<br />
„Auswahl deutscher Literaturdenkmäler" (Volk und Wissen,<br />
Volkseigener Verlag, Berlin 1953ff.) sind im dritten<br />
Band folgende Gedichte Joseph von Eichendorffs zu finden:<br />
„Mondnacht”, „Schöne Fremde”, „Frühlingsnacht und<br />
Morgengruß”. Die dreibändige Ausgabe: „Joseph von Eichendorff.<br />
Gesammelte Werke”, im Aufbauverlag Berlin<br />
1962 von Manfred Häckel herausgegeben, kann es an Wissenschaftlichkeit<br />
mit jeder in der BRD erschienenen Werkedition<br />
aufnehmen.<br />
Auch der 1961 bereits in dritter Auflage im Union<br />
Verlag Berlin erschienene Band: „Joseph von Eichendorff.<br />
Gedichte und Novellen” verschweigt keineswegs die schlesische<br />
Herkunft des Romantikers (und dies, ohne die polnischen<br />
Ortsnamen in Klammern hinter die deutschen zu setzen).<br />
Natürlich konnten und können Leser „zwischen den<br />
Zeilen” lesen. Wenn es zum Beispiel in dem Gedicht „Klage”<br />
(mit besonderem Augenmerk auf der vierten Strophe)<br />
heißt:<br />
O könnt’ ich mich niederlegen<br />
Weit in den tiefsten Wald,<br />
Zum Haupte den guten Degen,<br />
Der noch von den Väteru alt!<br />
Und dürft’ von allem nichts spüren<br />
In dieser dummen Zeit,<br />
Was sie da unten handthieren,<br />
Von Gott verlassen, zerstreut;<br />
Von fürstlichen Thaten und Werken,<br />
Von alter Ehre und Pracht,<br />
Und was die Seele mag stärken,<br />
Verträumend die lange Nacht!<br />
Denn eine Zeit wird kommen,<br />
Da macht der Herr ein End',<br />
Da wird den Falschen genommen<br />
Ihr unächtes Regiment.<br />
Denn, wie die Erze vom Hammer,<br />
So wird das lock're Geschlecht,<br />
Gehau'n seyn von Noth und Jammer,<br />
Zu festem Eisen recht.<br />
Da wird Aurora tagen,<br />
Hoch über den Wald hinauf,<br />
Da giebt's was zu siegen und schlagen,<br />
Da wacht, ihr Getreuen, auf!*<br />
Mit dem „Herrn”, dem lieben Gott, hatten die sozialistischen<br />
Kulturfunktionäre und Politiker ihre Probleme. Ob<br />
aber einer von ihnen geahnt hat, wie aktuell Eichendorff<br />
mit dem „unrecht’ Regiment” ist? Aufmerksame Leser<br />
haben es verstanden. – Und wie steht es heute mit Eichendorffs<br />
Aktualität? *Zitiert nach Joseph von Eichendorff:<br />
Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815. <br />
Zum Gedenken an Pfr. i.R. Hans Roch<br />
Lobe den HERRN, meine Seele,<br />
und alles in mir seinen heiligen Namen!<br />
Lobe den HERRN, meine Seele,<br />
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.<br />
Psalm 103,1f<br />
In den bald 90 Jahren seines Lebens sind Pfarrer i.R. Hans<br />
Roch diese Worte aus dem 103. Psalm mehr und mehr zum<br />
Grundton seines Lebens geworden. In den Abendstunden<br />
des 16. August 2013 ist er im Görlitzer Malteser-Krankenhaus<br />
verstorben. Und wir wollen uns nun zusammen mit<br />
seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln, zusammen auch mit<br />
einer großen Schar von Menschen, deren Leben durch<br />
Hans Roch begleitet und geprägt worden ist, in die Gewissheit<br />
bergen, die der 103. Psalm so ausspricht: „Die Gnade<br />
des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen,<br />
die ihn fürchten.”<br />
Hans Roch hat in der Görlitzer Kirche in den Jahren<br />
1953-1990 und weit darüber hinaus wesentliche Impulse<br />
für die Erwachsenenbildung und Öffentlichkeitsarbeit gegeben.<br />
Mit Leidenschaft und Begeisterung hat er zeigen<br />
können, wie ein mündiges Christsein und die Liebe zur<br />
Kirche zusammengehen.<br />
In den Gemeinden und Kirchenkreisen, in den kirchenleitenden<br />
Gremien und in der Öffentlichkeit wurden seine<br />
kritische Stimme und sein waches Glaubenszeugnis geschätzt.<br />
Er war davon überzeugt, dass in der Verbindung<br />
von Frömmigkeit und Bildung eine tragfähige Antwort auf<br />
verhängnisvolle Ideologisierung und beunruhigende Entwurzelung<br />
gegeben werden kann.
MELDUNGEN 137<br />
Am 19. November 1923 wurde Hans Roch in Görlitz in die<br />
Familie eines Messerschmiedemeisters hinein geboren.<br />
Hier entwickelte er die Freude daran, sich das Dasein im<br />
Wort zu erschließen. Ursprünglich wollte er Schauspieler<br />
oder Journalist werden. Die Welt der Kirche und des Glaubens<br />
war ihm eher fremd. In einer Ausbildung als Rundfunkmechaniker<br />
kam seine Offenheit für die modernen<br />
Möglichkeiten mit seinem Interesse an den Kommunikationswegen<br />
zusammen. Unmittelbar nach dem 18. Geburtstag<br />
musste er in den Krieg. Als Funker bei der Luftnachrichtentruppe<br />
wurde er mit dem Grauen der Zerstörung<br />
konfrontiert. In der Trennung von der Heimat begann<br />
er aber auch deren Gabe zu schätzen, so dass er später mit<br />
ganzer Verbundenheit zu den Menschen und der Landschaft<br />
zwischen Ruhland und Reichenbach stand.<br />
Auf dem Weg in die Görlitzer Heimatstadt zurück lernte<br />
er nach dem 2. Weltkrieg die 11 Jahre ältere, verwitwete<br />
Irmgard Gericke, geb. Radke kennen. In der Liebe zu ihr<br />
bekam sein Leben, wie er später immer wieder sagen konnte,<br />
die entscheidende Richtung. Sie wies ihm den Weg zum<br />
Glauben und zur evangelischen Kirche. Mit ihr zog er im<br />
Jahr 1948 nach Reichenbach, wo dann die Familie wuchs<br />
und Hans Roch in dem vom Vater übernommenen Handwerk<br />
arbeitete. Im Jahr 1951 konnte er die Meisterprüfung<br />
ablegen.<br />
Zusammen mit diesen familiären Aufbrüchen vollzog<br />
sich in Reichenbach auch der Aufbruch zu einer bewussten<br />
theologischen Existenz: Der Reichenbacher Superintendent<br />
Johannes Böer begleitete markante Schritte des theologischen<br />
Denkens und der gemeindlichen Praxis. So kam<br />
Hans Roch im Sommer 1953 zur hauptamtlichen Mitarbeit<br />
bei der Männerarbeit der Evangelischen Kirche von Schlesien.<br />
Im Reisedienst lernte er die Gemeinden und die brennenden<br />
Themen kennen. Im Reisedienst entwickelte er eine<br />
lebens- und bibelbezogene Erwachsenenpädagogik, deren<br />
Früchte in der schlesischen Kirche bald zu spüren waren.<br />
Das Erleben der Kirchentage und die Mitarbeit in deren Begleitgremien<br />
stärkten ihn dabei.<br />
Am 20. September 1970 wurde Hans Roch durch Bischof<br />
Hans-Joachim Fränkel in der Görlitzer Frauenkirche<br />
zum Pfarrer ordiniert. Ohne je ein Theologiestudium absolviert<br />
zu haben, wurde er so für viele zum Lehrer und Prediger<br />
und Seelsorger. Mit seinem Predigtauftrag in Görlitz-<br />
Rauschwalde erreichte er gerade auch die Berufstätigen<br />
und jungen Familien. Die von ihm verantworteten Taufseminare<br />
und Glaubenskurse fanden rege Aufnahme. Sie<br />
konnten später in mehreren Jahrgängen des Theologischen<br />
Fernunterrichts, die Hans Roch vor Ort zu organisieren verstand,<br />
vertieft werden. Einmalig war in der DDR der von<br />
ihm geführte Kreis <strong>evangelischer</strong> Lehrer.<br />
Für die Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebietes<br />
baute Hans Roch in jenen Jahren das Amt für Gemeindedienst<br />
auf. Die Fortbildung Ehrenamtlicher und die<br />
verschiedenen Formen der Öffentlichkeitsarbeit hatten dort<br />
einen guten Platz. Durch Jahrzehnte hindurch leitete er die<br />
landeskirchliche Pressearbeit mit ihren gediegenen Synodeninformationen,<br />
dem mutig herausgegebenen INDO<br />
(„Informationsdienst Ost”) und der Redaktion der Görlitzer<br />
Ausgabe der Wochenzeitung „Die Kirche”. Dabei gewann<br />
er weit über die Grenzen der eigenen Kirche hinaus Vertrauen<br />
und Anerkennung.<br />
In die Zeit der Veränderungen des Jahres 1990 fiel sein<br />
Eintritt in den Ruhestand. In ihm blieb er der Pressearbeit<br />
treu, entwickelte aber auch eine gern angenommene Vortragstätigkeit<br />
und Forschungsarbeit zur kirchlichen Zeitgeschichte.<br />
Für seine Kinder und deren Familien schrieb er<br />
auf, was sein Leben so unverwechselbar geprägt hatte. Reisen<br />
ins Schlesische waren für ihn und alle Mitreisenden jeweils<br />
besondere Höhepunkte. Nach dem Tod seiner Frau<br />
im Januar 2007 wurde auch sein Lebenskreis kleiner. Die<br />
anhaltenden theologischen Gespräche mit guten Freunden<br />
und die Begleitung der Familienwege gaben dieser doch im<br />
Wissen um die eigene Endlichkeit angenommenen Zeit ihr<br />
Gepräge. Bewusst und dankbar klang auf, was mit Gottfried<br />
Kellers Zeilen am Ende seiner Autobiographie steht:<br />
„Trinkt, o Augen, was die Wimper hält / Von dem goldnen<br />
Überfluss der Welt!”<br />
Wir befehlen unseren verstorbenen Bruder der Gnade<br />
Gottes, von dem es im 103. Psalm heißt: „ER rettet dein<br />
Leben vom Untergang und krönt dich mit Huld und Erbarmen”.<br />
Niesky, den 20. August 2013<br />
Dr. Hans-Wilhelm Pietz,<br />
Dr. Thomas Koppehl, Superintendent <br />
Gemeinsam unter einem Dach – Lebens(t)raum inklusive<br />
MARTIN HERCHE – MITGLIED IM KURATORIUM DES SCHLESISCHEN KONVIKTS<br />
Halle. Es passt zum Jubiläumsjahr der schlesischen Diakonie:<br />
das Schlesische Konvikt in Halle (Saale) hat neue<br />
Bewohnerinnen und Bewohner. Diesmal sind es nicht Studenten,<br />
sondern neun mehrfach behinderte Jugendliche. Sie<br />
konnten Anfang Juli einziehen. Damit ist ein großer Traum<br />
Wirklichkeit geworden. Schon lange hatten sich ihre Eltern,<br />
organisiert im Verein „Lebens(t)raum”, bemüht, ihren<br />
Kindern ein selbstbestimmtes Wohnen zu ermöglichen. So<br />
besuchten sie auch den damaligen Hallenser Regionalbischof,<br />
zugleich Vorsitzender des Kuratoriums des Schlesischen<br />
Konvikts und trugen ihm ihr Anliegen vor.<br />
Aus dem Kontakt entwickelte sich die Idee und schließlich<br />
das Projekt „Gemeinsam unter einem Dach – Lebens-<br />
(t)raum inklusive”. Auch mit Hilfe des Bundesfamilienministeriums<br />
konnte das Projekt eines selbstbestimmten Wohnens<br />
für Behinderte inzwischen realisiert werden – ein<br />
praktischer Beitrag des Schlesischen Konvikts zum gesellschaftlich<br />
relevanten Thema ‘Inklusion’.
138<br />
MELDUNGEN<br />
Am 12. Juli luden die neuen Bewohner gemeinsam mit<br />
ihren Eltern zu einer Grillparty in den Konviktsgarten ein.<br />
Dort gab es eine fröhliche Begegnung mit Studenten und<br />
Kuratoriumsmitgliedern und die Gelegenheit zum noch<br />
besseren gegenseitigen Kennenlernen. Besonders willkommen<br />
geheißen wurde der Parlamentarische Staatsekretär im<br />
Bundesinnenministerium Dr. Christoph Bergner. Als Beauftragter<br />
der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und<br />
nationale Minderheiten ist er auch zuständig für Angelegenheiten<br />
der deutschen Minderheit im heute polnischen<br />
Schlesien.<br />
Die offizielle Eröffnung der Wohngemeinschaft mit<br />
einem Gottesdienst ist für den Oktober geplant.<br />
(Foto rechts: © Schlesisches Konvikt) <br />
Waldenburger Sammlung geht ins Schlesische Museum<br />
Die der Stadt Dortmund gehörende Waldenburger Sammlung<br />
geht als Dauerleihgabe an das Schlesische Museum zu<br />
Görlitz. Das teilten Vertreter des Schlesischen Museums,<br />
des Stadtarchivs und des Museums für Kunst und Kulturgeschichte<br />
der Stadt Dortmund und des Patenschaftsarbeitskreises<br />
Waldenburger Bergland bei einem Pressegespräch<br />
am 17.7. 2013 in Dortmund mit.<br />
Die Anfänge der Sammlung liegen in den 1950er Jahre.<br />
1952 hatte die Stadt Dortmund die Patenschaft für den<br />
Stadt- und Landkreis Waldenburg in Schlesien übernommen.<br />
Im Zuge der Patenschaft fanden bis zum Jahre 2010<br />
die „Waldenburger Treffen” in Dortmund statt. Viele<br />
Waldenburger haben dem Patenschaftsarbeitskreis und der<br />
Stadt Dortmund Archivalien, Bücher und Gegenstände der<br />
Erinnerung geschenkt. Manches seltene Stück wurde angekauft.<br />
Seit den 1980er Jahren ging in Dortmund das Interesse<br />
an Waldenburg zurück. Seit 1983 ist die Waldenburger<br />
Sammlung nicht mehr öffentlich zu sehen. 2011 löste sich<br />
der Patenschaftsarbeitskreis auf. Daher wandten sich Uwe-<br />
Jürgen Hesse, der letzte Vorsitzende des Patenschaftsarbeitskreises,<br />
und Professor Thomas Schilp vom Dortmunder<br />
Stadtarchiv an das Schlesische Museum, in der Überzeugung,<br />
dass die Sammlung in Görlitz besser gewürdigt<br />
und intensiver genutzt wird.<br />
Bei der Waldenburger Sammlung handelt es sich um eine<br />
der ältesten, reichsten und am besten geführten schlesischen<br />
Heimatsammlungen in der alten Bundesrepublik. Es<br />
finden sich Porzellane aus Waldenburg und Altwasser,<br />
Vereinsfahnen, Bergmannsuniformen und Frauentrachten<br />
und rund hundert Blätter Druckgrafik des 19. und frühen<br />
20. Jahrhundert mit Ansichten aus dem Waldenburger<br />
Bergland. Besonders wertvoll ist eine Büchersammlung<br />
mit über zweihundert Titeln. Sie besteht überwiegend aus<br />
regional- und ortsgeschichtliche Literatur, die kaum oder<br />
gar nicht in deutschen Bibliotheken nachgewiesen ist: Ortsund<br />
Kirchchroniken des 19. Jahrhunderts, Heimatbücher,<br />
Schul- und Jubiläumsschriften von Firmen aus dem frühen<br />
20. Jahrhundert. Rund hundertfünfzig Erlebnisberichte von<br />
Bewohnern der Stadt Waldenburg und der umliegenden<br />
Dörfer, meist unmittelbar nach den Ereignissen niedergeschrieben,<br />
geben Zeugnis vom Kriegsende, von Flucht und<br />
Vertreibung und vom Leben der deutschen Minderheit in<br />
den späten 1940er und frühen 1950er Jahre. Eine einzigartige<br />
Quelle für die Verhältnisse im Waldenburger Bergland<br />
ist die Zentralkartei für Stadt- und Landkreis Waldenburg:<br />
eine aus der Rückschau gewonnene Erhebung über die persönlichen<br />
Verhältnisse Vertriebener zum Stichtag 1.1.1945,<br />
bestehend aus 49.000 ausgefüllten Vordrucken.<br />
Inzwischen ist der Transport nach Görlitz vollzogen,<br />
und die Sammlung wird nun erst einmal inventarisiert. Je<br />
ein Inventarsatz soll an Archiv und Museum in Dortmund<br />
und an das Museum in Waldenburg/Wa³brzych gehen. Die<br />
Buchtitel werden in den Verbundkatalog Östliches Europa<br />
eingespeist und damit über das Internet recherchierbar.<br />
Nach Sichtung der Fotosammlung mit einigen hundert Ansichten<br />
aus Stadt und Landkreis Waldenburg wird zu entscheiden<br />
sein, ob die Fotos sämtlich oder in Teilen digitalisiert<br />
und in einem gemeinsamen Projekt mit dem Herder-<br />
Institut in Marburg über das Internet zugänglich gemacht<br />
werden können. Schließlich soll die Sammlung in einer<br />
Ausstellung im Schlesischen Museum öffentlich präsentiert<br />
werden.<br />
(Text: SMG. Abbildung: Waldenburg, Alte Ansichtskarte,<br />
1930iger Jahre.)
MELDUNGEN – LESERBRIEFE 139<br />
Was lange währt, wird endlich gut!<br />
Dieses geflügelte Wort kann Pfarrer Królewicz von der<br />
evangelischen Kirchengemeinde in Luban/Lauban aus vollem<br />
Herzen nachsprechen.<br />
Schon seit geraumer Zeit steht fest, dass die Frauenkirche<br />
in Lauban dringend saniert werden muss. Vor allem das<br />
Dach wies gravierende Schäden auf.<br />
Seit mehr als drei Jahren bemühte sich Pfr. Królewicz<br />
um eine Finanzierung der so dringend notwendigen Dachsanierung.<br />
Aber <strong>ca</strong>. 100.000,- € sind für seine kleine Gemeinde<br />
mit gut 120 Mitgliedern nicht zu stemmen. Es bedurfte<br />
also einer gemeinsamen Anstrengung vieler Unterstützer,<br />
um dieses Geld aufzubringen. Und jetzt ist es geschafft<br />
dank der finanziellen Hilfe der deutsch-polnischen<br />
Stiftung für Denkmalpflege, der Erika-Simon-Stiftung, der<br />
Gemein-schaft ev. Schlesier, der Johann-Heermann-Stiftung,<br />
der UEK, des Gustav-Adolf-Werkes, der Partnerkirchengemeinde<br />
Schleife, des Kirchenkreises NOL und des<br />
Kirchenkreisverbandes SOL, der Stadt Hildesheim sowie<br />
einiger privater Einzelspender.<br />
Auf polnischer Seite sicherten die Ev. Diözese Breslau<br />
und das Marschallamt finanzielle Hilfe zu die, und natürlich<br />
muss auch die Kirchengemeinde Lauban selber Eigenmittel<br />
aufbringen. Diese lange Liste mit den Förderern ist<br />
schon beeindruckend. Und man kann zutiefst dankbar sein,<br />
dass es immer noch und immer wieder Institutionen gibt,<br />
die bereit sind, die Vorhaben anderer finanziell zu unterstützen.<br />
Im Fall von Lauban hat es nur diese konzertierte Aktion<br />
ermöglicht, dass ein lang gehegter Wunsch nun in Erfüllung<br />
gehen kann. Pfarrer Królewicz und sein Gemeindevorstand<br />
danken an dieser Stelle allen Beteiligten herzlich<br />
für diese Hilfe. (MK)<br />
Fotos: Królewicz <br />
Leserbriefe<br />
Flucht und Vertreibung<br />
Zur Ausgabe 8: Artikel „Flucht und Vertreibung<br />
als individuelles und kollektives<br />
Schicksal” von Gotthard Scholz-Curtius,<br />
Seite 121, schreibt Peter Großpietsch:<br />
Für mich, der ich die Vertreibung als 11-<br />
jähriger bewußt und brutal erlebt habe<br />
und mich umfassend mit der Thematik,<br />
auch das Völkerrecht betreffend, beschäftigt habe, ist es der<br />
Vollständigkeit halber unumgänglich einige Anmerkungen<br />
zu o.g. Artikel zu machen.<br />
Für weitergehende Forschungen empfehle ich dem Verfasser<br />
unbedingt die nachfolgend genannten Wissenschaftler,<br />
zum Beispiel Prof. Kimminich, Prof. Blumenwitz, Prof.<br />
de Zayas, Prof. Nawratil, Prälat Prof. Dr. Franz Scholz,<br />
Prof. Döring.<br />
Unerlässlich scheint es mir auch auf den Umstand zu<br />
verweisen, dass bereits 1924/25 in Folge des Versaillers<br />
Vertrages über 500.000 Deutsche an Polen gefallenen Teile<br />
der Provinzen Schlesien, Posen und Westpreußen, verlassen<br />
mussten.<br />
Es gibt kein Potsdamer Abkommen sondern nur ein<br />
Potsdamer Protokoll. Der wissenschaftliche Dienst des<br />
Deutschen Bundestages hat das bestätigt. Es wurde von<br />
keinem der beteiligten Staaten ratifiziert. Hierin steht, daß<br />
die Deutschen aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei<br />
human umgesiedelt werden sollen, von den Provinzen<br />
des Deutschen Reiches war keine Rede. Diese sollten lediglich<br />
unter polnische Verwaltung kommen, bis zu einem<br />
Friedensvertrag. ...<br />
Beachtlich ist der Hinweis auf die Internierungslager:<br />
Hier ging es um Rache. Deutsche Täter kamen vor Gericht,<br />
Täter der Vertreiberländer blieben unbestraft.<br />
Bezüglich der Zahlenangaben muss ich nochmals auf<br />
den Anfang meines Schreibens verweisen. Warum hat der<br />
Autor nicht die Dokumentation „Die Vertreibung der deutschen<br />
Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße”,<br />
herausgegeben vom Bundesministerium für Vertriebene<br />
im Jahr 1954, in sein Studium einbezogen? Ebenso<br />
das „Schwarzbuch der Vertreibung” , von Heinz Nawratil,
140<br />
LESERBRIEFE - EMPFEHLUNGEN<br />
seit Jahrzehnten mit Veröffentlichungen<br />
zu Themen aus der Geschichte und<br />
Kirchengeschichte seines Heimatkreises<br />
Ohlau in Schlesien hervorgetreten.<br />
Nicht zu Unrecht gilt er als der Experte<br />
für Ohlau. Als dankbarer Nutzer seiner<br />
Schriften kann ich nur bedauern, dass<br />
wir nicht noch viel mehr solche Liebhaber<br />
und Kenner der lokalen und regionalen<br />
Geschichte unter uns haben.<br />
Heinz Quester hat für diesen Weg<br />
allerdings auch viel Geduld und Ausdessen<br />
Zahlen u.a. auch vom Kirchlichen Suchdienst bestätigt<br />
wurden?<br />
Es darf davon ausgegangen werden dass eben doch 15<br />
Millionen Deutsche aus den Ostprovinzen des Deutschen<br />
Reiches und aus den Siedlungsgebieten Ost- und Südost-<br />
Europas vertrieben worden sind. Dabei sind mind. 2,8 Millionen<br />
Menschen zu Tode gekommen. ... (Redaktionell<br />
gekürzt und bearbeitet.)*<br />
Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...<br />
Zum Beitrag „Warum können wir nicht sein, wie die Kinder...”<br />
in der Juniausgabe 2013, S. 89, schreibt Frau G.<br />
Neumann aus München: Seit vielen Jahren lese ich in so<br />
einer Art Lesegemeinschaft Ihre Zeitung. ... Ich selbst<br />
stamme aus Ostpreußen und habe als 12jährige die Heimat<br />
verlassen müssen. ... Ihr Artikel hat mich sehr gerührt und<br />
auch sehr nachdenklich gemacht, denn er erinnerte mich an<br />
eine Begebenheit aus meiner eigenen Kindheit. In unserer<br />
Nachbarschaft lebte damals eine kaschubische Familie. Mit<br />
der etwa gleichaltrigen Tochter verband mich eine innige<br />
Freundschaft. Im Gegensatz zu ihren Eltern – sie sagten<br />
immer dass sie Kaschuben sind, unterhielten sich aber wohl<br />
polnisch – sprach sie genauso gut deutsch wie ich. Es muss<br />
nach dem Einmarsch unserer Wehrmacht in Polen gewesen<br />
sein, da konnten wir plötzlich nicht mehr gemeinsam auf<br />
der Straße spielen: eines Tage sagte eine Bekannte meiner<br />
Eltern zu mir, „ ... du solltest dich schämen, mit so einer zu<br />
spielen”. Von da an trafen wir uns nur noch im Hof und hatten<br />
furchtbare Angst entdeckt zu werden. ... Eines Tages ist<br />
dann die Familie weggezogen – ich hoffe noch immer, dass<br />
sie wirklich weggezogen sind und nicht Schlimmeres passiert<br />
ist – jedenfalls habe ich das Mädchen nicht wieder<br />
gesehen. ... Geb’s Gott, dass sich nie mehr wieder ein Kind<br />
schämen oder ängstigen muss, wenn es mit Kindern anderer<br />
Nationalität oder anderen Glaubens befreundet sein<br />
möchte. ... Aber das Wirklichkeit werden zu lassen, liegt<br />
allein in unserer Hand ...*<br />
Der „Gottesfreund” im „Naumburger Tageblatt”<br />
Per E-Mail an die Redaktion: „Ein verwunderter – und<br />
höchsterfreuter Zeitungsleser tief in Sachsen-Anhalt:<br />
Da sitzt man am 30. Juli morgens über seinem ‘Naumburger<br />
Tageblatt’, einem Abkömmling der ‘Mitteldeutschen<br />
Zeitung’ und verwandt mit dem ‘Kölner Stadt-Anzeiger’,<br />
der ‘Franfurter Rundschau’ und ‘Ha Aretz’ in Israel, ahnt<br />
nichts Besonderes – und dann das: Ein großes farbiges Bild<br />
von Andreas Neumann-Nochten, begleitet von einer kurzen<br />
Biographie des Vielbegabten (was er nicht schon alles gemacht<br />
hat und macht: „freischaffender Maler und Graphiker,<br />
Bürgermeister, Organist, Chorleiter und Technischer<br />
Mitarbeiter eines Kühlmittelherstellers”) in meinem Blättchen!<br />
Aber es kommt noch viel besser: „Publizistisch tätig<br />
als Redakteur der Zeitschrift ‘Schlesischer Gottesfreund’,<br />
dem Mittelteilungsblatt der <strong>Gemeinschaft</strong><br />
<strong>evangelischer</strong> Schlesier”.<br />
Das steht wortwörtlich in meiner Zeitung! Wow (wie<br />
man heute so gern sagt)! Das ist doch etwas! Das muß doch<br />
die Leserschaft des ‘Schlesischen Gottesfreundes’ erfahren,<br />
meint ein zunächst verwunderter, dann aber höchsterfreuter<br />
Zeitungsleser und Freund des ‘Gottesfreundes’ in Bad Kösen.<br />
Mit besten Grüßen an alle ‘Gottesfreund’-Leser,<br />
Prof. Dr. Peter Maser.”<br />
(Anm. des Redakteurs: Herzlichen Dank an Prof. Maser,<br />
der mir auf diesem Wege Zugang zum Artikel in o.g. Zeitung<br />
verschaffte, da diese es offensichtlich versäumt hat,<br />
mir ein Belegexemplar zukommen zu lassen. Das Museum<br />
Naumburg zeigt derzeit im Romanischen Haus in Bad Kösen<br />
die Ausstellung „Unterm Strich – Karikaturen in der<br />
DDR” (initiiert vom Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig/<br />
HdG Bonn), die auch einige meiner Arbeiten aufweist. In<br />
einer der Begleitveranstaltungen durfte ich – als ehemaliger<br />
Naumburger Theologiestudent und Zeitzeuge – über<br />
meine Erfahrungen als „nichtoffizieller” Karikaturist und<br />
„Untergrundgraphiker” in der damaligen DDR berichten.<br />
Nachzulesen unter: http://www.naumburger-tageblatt.de<br />
*Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften zu kürzen<br />
und gegebenenfalls lediglich sinnentsprechend wiederzugeben.<br />
Veröffentlicht werden nur Inhalte, die nicht dem<br />
Charakter und den Zielen der Zeitung widersprechen.<br />
Leserzuschriften entsprechen nicht zwangsläufig den<br />
Auffassungen der Redaktion bzw. beteiligter Autoren. <br />
Zwei Buchempfehlungen<br />
CHRISTIAN-ERDMANN SCHOTT<br />
Heinz Quester,<br />
Kirchen, Grabdenkmäler<br />
und Sühnekreuze im Kreis Ohlau<br />
in Schlesien,<br />
zahlreiche Abb.,<br />
Privatdruck Alfter 2013,<br />
128 S.<br />
Oberamtsrat a. D. Heinz Quester in<br />
Alfter/Westfalen ist so etwas wie ein<br />
Urgestein unter den Schlesiern. Seit<br />
1964, seit fast einem halben Jahrhundert,<br />
ist er Mitglied, von 1976 bis 1987<br />
auch Schatzmeister im Vorstand der<br />
„<strong>Gemeinschaft</strong> <strong>evangelischer</strong> Schlesier<br />
(Hilfskomitee) e. V.”. Außerdem ist er<br />
seit 1972 Mitglied, von 1975 bis 1979<br />
auch Schriftführer des „Verein für<br />
Schlesische Kirchengeschichte e.V.”.<br />
Nachdem er am 16. November 1997<br />
zum Prädikanten ordiniert worden ist,<br />
hat er in Schlesien auch Gottesdienste<br />
gehalten.<br />
Darüber hinaus ist Heinz Quester
BEITRÄGE 141<br />
dauer gebraucht und aufgebracht. Es ist<br />
ein Segen, dass seine Frau; Pfarrerin<br />
Manuela Quester, ihm dabei stets hilfreich<br />
zur Seite gestanden hat.<br />
Das Buch, das heute anzuzeigen ist,<br />
trägt die Nummer 5 in der von Heinz<br />
Quester geschaffenen Schriftenreihe<br />
„Beiträge zur Geschichte des schlesischen<br />
Kreises Ohlau”. Dabei geht es<br />
um eine vollständige Erfassung der im<br />
Kreis Ohlau gelegenen Kirchen, Grabdenkmäler<br />
und Sühnezeichen. Dazu<br />
heißt es im „Vorwort”: „Die zahlreichen,<br />
nicht immer guten Abbildungen<br />
sollen insbesondere das Aussehen der<br />
Kirchengebäude vor und nach 1945<br />
zeigen; dabei sind alle vor 1945 vorhanden<br />
gewesenen evangelischen, katholischen<br />
und altlutherischen Kirchen<br />
zu finden.” (S. 5). Insgesamt sind das<br />
36 Kirchen. Dazu kommen 15 Grabdenkmäler<br />
und 9 Sühnezeichen. Aus<br />
den Erläuterungen geht hervor, dass die<br />
Sühnezeichen bei der Sühnung von<br />
Blutrache verwendet wurden: Der Totschläger<br />
musste „in der Regel ein<br />
Kreuz aus Stein zum Heil der Seele des<br />
Ermordeten an den Ort der Tat oder an<br />
eine von den Verwandten des Getöteten<br />
gewünschte Stelle setzen” (S.11) In<br />
Schlesien gab es rund 600 Sühnekreuze,<br />
von denen heute über die Hälfte<br />
verschollen ist.<br />
Auf die Einleitung (S. 7-14) folgt<br />
der Hauptteil des Buches (S. 15-124)<br />
mit der Auflistung der einzelnen Orte,<br />
beginnend mit der Kreisstadt Ohlau.<br />
Der Übersichtlichkeit kommt dabei<br />
sehr zu Gute, dass Quester für die Darstellung<br />
ein Sieben-Punkte-Schema<br />
entwickelt hat, in das er, wenn möglich<br />
und vorhanden, konkret ortsbezogene<br />
Angaben und Erläuterungen einfügt.<br />
Hier das Schema:<br />
1. Lage zur Stadt Ohlau<br />
2. Heutiger (polnischer) Name<br />
3. Kirche<br />
4. Grabdenkmäler<br />
5. Sühnkreuze<br />
6. Hinweise auf nachfolgende<br />
Abbildungen<br />
7. Veröffentlichungen<br />
Den Abschluss der Beiträge bilden die<br />
Abbildungen, deren Qualität und Herkunft<br />
ganz unterschiedlich sind. Einige<br />
stammen aus der Ansichten-Sammlung<br />
von Friedrich Bernhard Werner (1690-<br />
1776), weitere aus Festschriften und<br />
Veröffentlichungen oder, zum Teil alt<br />
und ehrwürdig, aus Privatbesitz, nicht<br />
zuletzt auch aus dem privaten Bildarchiv<br />
von Heinz Quester selbst. Bei aller<br />
Unterschiedlichkeit lassen diese Bilder<br />
jedoch klar erkennen, wie wir uns<br />
diese, zum Teil ja gar nicht mehr vorhandenen<br />
oder nur noch als Trümmerhaufen<br />
greifbaren Kirchen vorzustellen<br />
haben. Schon von daher wird deutlich,<br />
dass Heinz Quester eine Dokumentation<br />
geschaffen hat, für die ihm nicht<br />
nur die Ohlauer und ihre Nachkommen,<br />
sondern alle Interessierten dankbar<br />
sein müssen. Auch für uns ist es ein<br />
Grund zur Freude und zum Dank an<br />
Heinz Quester, dass es ihm gelungen<br />
ist, für den Kreis Ohlau dieses brauchbare<br />
und übersichtliche Handbuch zu<br />
erstellen.<br />
Eberhard Günter Schulz,<br />
Leuchtendes Schlesien.<br />
Betrachtungen zu Ereignissen<br />
und Persönlichkeiten,<br />
Hgg. von Viola Plump<br />
und Ulrich Schmilewski,<br />
Bergstadtverlag Görlitz 2013,<br />
288 S., 22,90 Euro<br />
In der „<strong>Gemeinschaft</strong> <strong>evangelischer</strong><br />
Schlesier (Hilfskomitee) e.V.” und im<br />
„Verein für Schlesische Kirchengeschichte<br />
e. V” dürfte die Zahl der Menschen,<br />
die sich noch an Eberhard Günter<br />
Schulz (1929-2010), Professor für<br />
Philosophie in Duisburg, erinnern, recht<br />
groß sein. In beiden Vereinen war E. G.<br />
Schulz über Jahrzehnte hinweg Mitglied;<br />
darüber hinaus von 1973 bis<br />
2003, mehrfach wiedergewählt, Präsident<br />
des Schlesischen Kirchentages der<br />
„<strong>Gemeinschaft</strong>", seit 2003 Ehrenpräsident,<br />
– aber auch danach, etwa bei Tagungen,<br />
als Referent noch vielfältig<br />
engagiert.<br />
Hier geht es um sein letztes Buch,<br />
das unter dem Titel: „Leuchtendes<br />
Schlesien” vor wenigen Wochen posthum<br />
erschienen ist. Die Texte dieser<br />
Sammlung sind noch von Eberhard<br />
Günter Schulz selbst zusammengestellt,<br />
dann im Auftrag der Stiftung<br />
Kulturwerk Schlesien von Viola Plump<br />
und Ulrich Schmilewski einfühlsam<br />
bearbeitet und, mit Trauerspenden finanziert,<br />
in dem von ihm lange geförderten<br />
Bergstadtverlag Würzburg, jetzt<br />
Görlitz, herausgegeben worden.<br />
Sie sind Zeitzeugnis, Bekenntnis, Erinnerung,<br />
Dokumentation in einem, zusammengehalten<br />
durch die vielseitige,<br />
kraftvolle Persönlichkeit des Autors.<br />
Die Präsentation des verstreut veröffentlichten<br />
Materials in zwei Teilen –<br />
I. Vorträge (eine Auswahl) und II. Würdigungen<br />
– bot sich von den Texten her<br />
an. Das heißt, sie entspricht dem, was<br />
der Autor zeigen wollte und mit diesem<br />
Buch auch tatsächlich zeigt, – dass es<br />
diese beiden Beziehungsfelder waren,<br />
die Wissenschaft und die Verortung in<br />
der Schicksalsgemeinschaft der Schlesier,<br />
die über Jahrzehnte hinweg seinen<br />
Herzschlag und seine Arbeit bestimmten.<br />
Und so haben wir ihn ja auch erlebt,<br />
als Philosophen, der zugleich bekennender<br />
Schlesier war; der seinen Kant<br />
und die Schlesier kannte und liebte,<br />
verbindlich, aber auch streitbar, – der<br />
folgerichtig dann auch seinem letzten,<br />
dem jetzt vorliegenden Buch den bekenntnisartigen<br />
Titel – „Leuchtendes<br />
Schlesien” – mit auf den Weg gegeben<br />
hat.<br />
Von den Aufsätzen hat mich besonders<br />
der über „Die Bedeutung der Reformation<br />
für die Geschichte Schlesiens<br />
und für den Beitrag der Schlesier<br />
zur deutschen Kultur” (S. 53-70) angesprochen.<br />
Schulz sieht in der Reformation,<br />
die die „Befreiung des christlichen<br />
Denkens von der Vormundschaft<br />
der römischen Kirche” eingeleitet hat,<br />
einen „Glücksfall für die Menschheit”<br />
(S. 53). Die neue Freiheit, die sich<br />
dann auch in Schlesien auswirken<br />
konnte, hat hier zu einer weit wirkenden<br />
kulturellen Blüte geführt – vor allem<br />
in Bildung (Schulwesen), Dichtung<br />
und Philosophie (Christian Wolff, Kuno<br />
Fischer, Bruno Erdmann). Am Ende<br />
fasst Schulz zusammen: „Durch die Reformation<br />
ist das Land Schlesien zum<br />
einzigartigen Objekt und sind einige der<br />
begabtesten Schlesier zu herausragenden<br />
Subjekten im Kampf um die Freiheit<br />
des Denkens im Abendland geworden”<br />
(S. 79).<br />
Die „Würdigungen” im II. Teil sind<br />
für unterschiedliche Anlässe, – Geburtstage,<br />
Auszeichnungen, Akademische<br />
Feiern, Beerdigungen – abgefasst, häufig<br />
auch in der „Kulturpolitischen Korrespondenz”,<br />
im „Schlesischen Kulturspiegel”<br />
und bis 1996 auch in der
142<br />
HUMOR<br />
Zeitschrift „Schlesien” abgedruckt<br />
worden. Sie beginnen 1972 und enden<br />
2008. Viele wichtige Namen von Politikern,<br />
die in dieser Zeit in der Szene<br />
eine Rolle spielen, kommen vor,<br />
schwerpunktmäßig aber Wissenschaftler<br />
und Künstler, das heißt, Schriftsteller,<br />
Dichter, Maler. Für die evangelische<br />
schlesische Kirchengeschichte hält<br />
„Leuchtendes Schlesien” wichtige Erinnerungen<br />
an die Leistungen der Nachkriegszeit<br />
fest. Sie werden greifbar in<br />
den Beiträgen über die Bischöfe Ernst<br />
Hornig, Hans-Joachim Fränkel, Joachim<br />
Rogge und die Vorsitzenden der<br />
„<strong>Gemeinschaft</strong> <strong>evangelischer</strong> Schlesier”<br />
Professor Joachim Konrad und<br />
Oberkirchenrat Gottfried Klapper DD.<br />
Das alles zusammengenommen sind gute<br />
Gründe, uns über das Erscheinen von<br />
„Leuchtendes Schlesien” zu freuen, den<br />
Herausgebern und den Spendern zu danken<br />
und für den Verkauf zu werben. <br />
VERANSTALTUNGEN DER<br />
GEMEINSCHAFT EVANGELISCHER SCHLESIER<br />
Hamburg<br />
Gemeindenachmittag der evangelischen Schlesier<br />
Mittwoch, 6. September 2013 im Gemeindesaal<br />
von St. Petri in Altona, Schmarjestr. 31.<br />
LAG Rheinland<br />
Herbsttagung vom 11. - 13. September 2013<br />
CVJM-Bildungsstätte, Bundeshöhe 6, 42285 Wuppertal, Haus 7.<br />
Donnerstag 12.09.2013, 10 Uhr Abendmahlsgottesdienst mit<br />
Pfr. Dr. Chr.-E. Schott. Vorträge u.a. von Pfr. Dr. A. Pfeiffer:<br />
„Angelus Silesius – Begegnungen mit einem Dichter”.<br />
Rückfragen und Anmeldungen:<br />
Frau A. v. Rohr, Rilkestraße 52,<br />
40668 Meerbusch<br />
LAG Baden-Württemberg/Stuttgart<br />
Gottesdienst mit Feier des Hl. Abendmahls<br />
nach der Liturgie der Altpreußischen Union<br />
18. Sonntag nach Trinitatis, 29. September um 14.30 Uhr<br />
in der Schloßkirche in Stuttgart.<br />
EVANGELISCHE GOTTESDIENSTE<br />
IN DEUTSCHER SPRACHE IN SCHLESIEN<br />
Breslau:<br />
an jedem Sonntag um 10 Uhr in der Christophorikirche,<br />
pl. Św. Krzyzstofa 1.<br />
Lauban:<br />
an jedem 2. Sonnabend um 10 Uhr in der Frauenkirche,<br />
al. Kombatantów.<br />
Liegnitz:<br />
am 1. und 3. Sonntag um 13 Uhr<br />
in der Liebfrauenkirche, pl. Mariacki 1.<br />
Schweidnitz:<br />
an jedem 4. Sonnabend um 9 Uhr im Lutherhaus,<br />
pl. Pokoju 6.<br />
Waldenburg:<br />
an jedem 2. Sonntag und jedem 4. Sonnabend um 14 Uhr<br />
in der Erlöserkirche, pl. Kościelny 4.<br />
Bad Warmbrunn:<br />
an jedem 2. Sonnabend in der Erlöserkirche, pl. Piastowski 18.<br />
Jauer<br />
Friedenskirche<br />
Auf Anfrage: Park Pokoju 2, 59-400 Jawor.<br />
Tel. (+4876) 870 51 45. E-Mail: jawor@luteranie.pl<br />
Pfarramt:<br />
ul. Partyzantów 60, 51-675 Wrocław.<br />
Tel. 0048 - 71-3484598. Pfarrer Andrzej Fober<br />
www.stchristophori.eu<br />
christophori@poczta.onet.eu<br />
GEBURTSTAGE AUS DER LESERGEMEINDE<br />
94. Am 28.09. Herr Pfarrer Ernst Gelke, 89073 Ulm,<br />
früher Breslau.<br />
93. Am 16.09. Frau Helene Klose, 34128 Kassel, früher<br />
Goldberg.<br />
92. Am 05.09. Frau Ursula Weirauch, 13583 Berlin,<br />
früher Schweidnitz. Am 09.09. Herr Erich Quester,<br />
53115 Bonn, früher Ohlau.<br />
91. Am 17.09. Frau Rosemarie Drescher, geb. Kleiner,<br />
65582 Diez, früher Gottesberg. Am 17.09. Herr<br />
Pastor i. R. Gottfried Treblin, 38820 Halberstadt, früher<br />
Schmolz, Krs. Breslau.<br />
89. Am 03.09. Frau Ilse Rott, 37520 Osterode, früher<br />
Geischen/Guhrau.<br />
87. Am 07.09. Frau Pastorin Elisabeth Fuchs, 48153<br />
Münster, früher Beuthen/Oder. Am 12.09. Frau Irmingard<br />
Gattner, 79241 Ihringen, früher Hirschberg.<br />
85. Am 07.09. Herr Dietrich Kleiner, 28779 Bremen,<br />
früher Berlin. Am 08.09. Herr Pfarrer i.R. Christoph<br />
Klaffke, 72074 Tübingen, früher Breslau-Zimpel. Am<br />
10.09. Frau Barbara Brandt, 32694 Dörentrup, früher Waldenburg.<br />
84. Am 05.09. Herr Wolfgang Kaufmann, 02826<br />
Görlitz, früher Bismarckhütte O/S. Am 08.09. Herr<br />
Rudolf Hanke, 37520 Osterode. Am 15.09. Frau Edith<br />
Gisbert, 14055 Berlin. Am 29.09. Frau Ursula Vogel,<br />
95234 Sparneck, früher Neuhammer am Queis.<br />
83. Am 08.09. Herr Dr. med. Hans-Gerhard Möller,<br />
31515 Wunstorf, früher Schweidnitz. Am 11.09. Herr<br />
Dr. Wilfried v. Watzdorf, 31167 Bockenem, früher Schönfeld<br />
Krs.Kreuzburg. Am 25.09. Frau Ingeborg Siebke,<br />
61352 Bad Homburg, früher Oppeln. Am 28.09. Herr<br />
Diakon Reinhold Wiesner, 63450 Hanau, früher Wüstegiersdorf.<br />
80. Am 02.09. Frau Inge Riemann, 61250 Usingen,<br />
früher Görlitz. Am 08.09. Frau Margarete Fritzler,
AUS DER LESERGEMEINDE 143<br />
04600 Altenburg, früher Ottendorf/Bunzlau. Am 27.09.<br />
Frau Barbara Huber, 80634 München, früher Ströbel Krs.<br />
Breslau. Am 28.09. Frau Charlotte Beige, 76229<br />
Karlsruhe, früher Kattern Krs.Breslau. Am 29.09. Herr<br />
Gotthard Hoffmann, 38259 Salzgitter, früher Böhmischdorf/Brieg.<br />
79. Am 09.09. Frau Inge Braun, geb. Kielmann,<br />
50735 Köln, früher Groß Wartenberg. Am 23.09. Herr<br />
Dr. Götz v. Goßler, 21244 Buchholz. Am 28.09. Herr<br />
Ekkehard Reichel, 14193 Berlin, früher Heidewilxen.<br />
78. Am 20.09. Frau Barbara Simon, 80804 München,<br />
früher Goldberg. Am 24.09. Herr Pfarrer i. R. Christoph<br />
Lüke, 09243 Niederfrohna, früher Groß Wartenberg. Am<br />
27.09. Herr Oskar Rohde, 51467 Bergisch Gladbach, früher<br />
früher Peterwitz, Kr. Strehlen.<br />
77. Am 06.09. Herr Martin Schmidt, 02829 Königshain,<br />
früher Niederbacken Krs.Guhrau. Am 13.09. Herr<br />
Knut Frenzel, 24107 Kiel.<br />
76. Am 06.09. Herr Klaus P. Reichenbach, 32758 Detmold,<br />
früher Breslau. Am 22.09. Herr Pastor Dr. Hans-<br />
Henning Neß, 37079 Göttingen. Am 23.09. Herr Pfarrer<br />
Dr. Dietrich Meyer, 02747 Herrnhut, früher Mocker.<br />
75. Am 25.09. Herr Pfarrer i.R. Hans Wähner, 02827<br />
Görlitz, früher Uelzen. Am 30.09. Frau Gisa Kitzler,<br />
97080 Würzburg, früher Niederleschen, Krs. Sprottau/Niederschlesien.<br />
74. Am 18.09. Herr Rüdiger Heil, 06502 Thale-OT<br />
Neinstedt, früher Oels.<br />
73. Am 05.09. Frau Sigrid Schmidt, 02681 Wilthen,<br />
früher Trebnitz. Am 12.09. Herr Eilert Hörmann, 02826<br />
Görlitz. Am 25.09. Herr OKR i. R. Dr. Hans-Jochen<br />
Kühne, 01917 Kamenz, früher Dresden. Am 28.09. Herr<br />
Pfarrer Walter Rinke, 26127 Oldenburg, früher Wiese/<br />
Neustadt O/S.<br />
72. Am 05.09. Herr Bernhard Moll, 55129 Mainz, früher<br />
Brieg. Am 12.09. Frau Marlies Richter, 42389<br />
Wuppertal, früher Breslau. Am 17.09. Frau Renate<br />
Bischoff, 22175 Hamburg, früher Reichenbach/Eulengb.<br />
Am 29.09. Frau Irene Dettmar, 31177 Harsum, früher<br />
Brieg.<br />
71. Am 08.09. Frau Ingrid Barth, 55124 Mainz, früher<br />
Hindenburg/Oberschl. Am 22.09. Herr Dr. Herbert-<br />
Fritz Mann, 78647 Trossingen, früher Friedland, Krs. Waldenburg.<br />
70. Am 07.09. Frau Dr. Marlis Rahe, 48147 Münster,<br />
früher Erlangen. Am 10.09. Herr Dr. Ernst v. Wagenhoff,<br />
21640 Nottensdorf, früher Breslau. Am 26.09. Herr<br />
OKR i. R. Dieter Schrader, 26131 Oldenburg, früher Breslau.<br />
67. Am 03.09. Herr Klaus Chr. Röhrbein, 30855 Langenhagen.<br />
64. Am 13.09. Herr Willy Bergner, 26125 Oldenburg,<br />
früher Oldenburg.<br />
63. Am 10.09. Herr Richard-B. v. Busse, 26209 Hatten-Sandkrug,<br />
früher Vorfahren: Groß Wartenburg.<br />
62. Am 12.09. Herr Oberstudiendirektor Rainer<br />
Hoffmann, 59199 Bönen, früher Hoyerswerda. <br />
Beitrittserklärung:<br />
Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>evangelischer</strong><br />
Schlesier e. V. bei einem Mitglieder-Jahresbeitrag von aktuell 30 Euro<br />
für das laufende Kalenderjahr; im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft<br />
erhalte ich die Zeitschrift „Schlesischer Gottesfreund” kostenfrei.<br />
Ich möchte kein Mitglied werden, bestelle aber die Monatszeitschrift<br />
„Schlesischer Gottesfreund” zum Abo-Preis von 36 Euro pro<br />
Jahr.<br />
Bitte senden Sie mir eine Probenummer der Zeitschrift „Schlesischer<br />
Gottesfreund” zu.<br />
Datum:<br />
Titel:<br />
Nachname:<br />
Vorname:<br />
Straße:<br />
PLZ, Ort:<br />
Geburtsdatum/-ort:<br />
Unterschrift:<br />
Beruf:<br />
persönlicher bzw. familiärer<br />
schlesischer Herkunftsort:<br />
Sollten Sie nicht mit der Veröffentlichung einiger Ihrer persönlichen<br />
Daten in der Geburtstagsliste des „Gottesfreundes” einverstanden<br />
x<br />
sein, kreuzen Sie es bitte in den entsprechenden Kästchen an.<br />
Bitte einsenden an: <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>evangelischer</strong> Schlesier e.V.<br />
Postfach 1410, D – 32440 Porta Westfali<strong>ca</strong><br />
oder Stiftung Evangelisches Schlesien<br />
Schlaurother Straße 11, D – 02827 Görlitz<br />
Bankverbindung: Stadtsparkasse Porta Westfali<strong>ca</strong><br />
BLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Gemeinschaft</strong> <strong>evangelischer</strong> Schlesier (Hilfskomitee) e.V.<br />
D 32440 Porta Westfali<strong>ca</strong>, PF 1410, Tel.: 0571-971 99 74,<br />
Bankverbindung: Stadtsparkasse Porta Westfali<strong>ca</strong><br />
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Andreas Neumann-Nochten<br />
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Herausgegeben in Zusammenarbeit mit der<br />
Stiftung Evangelisches Schlesien<br />
Einsendungen: Schlaurother Straße 11, 02827 Görlitz<br />
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144<br />
SCHLESIEN<br />
150 Jahre Schwenckfelder Viehweg-Denkmal in Harpersdorf<br />
1861 besuchte der amerikanische Mediziner Dr. Solomon S. Schultz im Rahmen seiner<br />
Europareise auch „Schwenckfelder-Orte”.<br />
Da sein Vorfahre, der Schwenckfelder Christopher Schultz aus Harpersdorf stammte,<br />
war es für ihn selbstverständlich, Harpersdorf und die umliegenden Orte zu besuchen.<br />
Dabei traf er auch mit Pfr. Dr. Oswald Kadelbach aus Probsthain zusammen.<br />
Beiden war es ein großes Anliegen, dass ein Ort der Erinnerung an die leidvolle Geschichte<br />
der Schwenckfelder geschaffen werde.<br />
Zurückgekehrt nach USA berichtete Schultz von seiner Reise und der Idee eines<br />
Denkmals. In der Folgezeit bemühten sich die amerikanischen Schwenckfelder um<br />
den Erwerb eines geeigneten Grundstückes und das Geld für die Errichtung eines<br />
solchen Denkmals.<br />
1863 konnte das sogenannte „Viehweg-Denkmal” feierlich eingeweiht werden;<br />
Viehweg-Denkmal heißt es, weil es am Ende des Weges steht, auf dem das Vieh zur<br />
Weide getrieben wurde. Nur entlang dieses Weges durften sie ihre Toten bestatten.<br />
Nach 150 Jahren ist dieses Denkmal mit den Spenden amerikanischer Schwenckfelder<br />
von einer polnischen Firma saniert und so ein wichtiger Erinnerungsort schlesischer<br />
Kirchengeschichte erhalten worden. (MK) [Fotos: Rolf Janßen, Kierspe]<br />
Das Denkmal vor der Sanierung Foto: ANN