STATEMENT - eigenen Schulbuch
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treiben soll. Man wird, lassen Sie es sich gesagt sein, dabei<br />
auch nicht um das Thema Führung herumkommen. Man wird<br />
sagen müssen, wer Feedback-Gespräche qualifiziert führen soll,<br />
und festlegen müssen, was der oder die denn können muss<br />
dafür. Und der oder die muss die Lehrkräfte sehen, beobachten,<br />
anleiten und coachen können. Das kann vermutlich keine anonyme<br />
Schulaufsicht sein. Wie schafft man es also, in einer<br />
Schule ein Team zu schaffen, das nicht nach dem Unterricht<br />
auseinander stiebt, sondern sich überlegt, was sind unsere lokalen<br />
Ziele, unsere Schwierigkeiten, wie gehen wir gemeinsam<br />
bei der Entwicklung neuer Ziele vor.<br />
Auf einen Punkt gebracht: Was wir aktuell sehen, ist ein<br />
Versagen des Schulmanagements auf breiter Front. Hier gibt<br />
es viel Desorientierung, fehlende Prioritäten, fehlende Rückkopplung,<br />
fehlende Ziele und keine Leistungstransparenz.<br />
Entscheidung getroffen haben und für diesen Beruf gar nicht<br />
geeignet sind. So jemand ist natürlich schnell überfordert und<br />
gestresst und bald auch krank. Die zweite Möglichkeit betrifft<br />
die Umstände, unter denen die Lehrer arbeiten. Auch die können<br />
natürlich krank machen. Aus meiner Sicht spricht für beides<br />
viel.<br />
Meine Recherchen haben ergeben, dass sehr viele Leute aus den<br />
falschen Gründen den Beruf ergreifen. Nicht weil sie unterrichten<br />
wollen, nicht weil sie mit Kindern zu tun haben wollen,<br />
sondern aus einer Reihe fachfremder Gründe. Dazu kommen<br />
Ansprüche, alles neu und besser machen zu wollen, die Welt zu<br />
verändern usw. In der Schule hält das dann dem Praxistest nicht<br />
stand: Wenn man es dann nicht einmal fertig bekommt, dass<br />
alle Kinder sich auf ihren Platz setzen. Ich habe mit den verschiedensten<br />
Leuten gesprochen, die in Sprechstunden Lehrer<br />
„Wenn man eine Zielorientierung hat, dann setzt man natürlich im Rahmen der modernen<br />
Arbeitswelt Ziele, die man selber gestalten kann, und nicht solche, die man nicht gestalten<br />
kann. Dieses Austarieren fehlt in der Schule völlig und muss dazu führen, dass man im Bildungsbereich<br />
eigentlich immer für Dinge verantwortlich gemacht wird, die man nicht verantworten<br />
kann, und sich bei Dingen zurücklehnt, die man persönlich in den Griff bekommen müsste.“<br />
Die Ursache der Probleme ist in den Kultusministerien verankert.<br />
Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe mit vielen Schulplanern<br />
darüber gesprochen, und viele haben mir gesagt,<br />
Bildungscontrolling sei etwas, wovor man systematisch zurückschrecke.<br />
Und natürlich muss man auch sagen, dass der eigene<br />
Gestaltungsraum der Schule alles andere als ein funktionierendes<br />
Management zur Orientierung der schul<strong>eigenen</strong> Prioritäten<br />
in einem Team mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen entwickelt<br />
hat.<br />
<strong>STATEMENT</strong><br />
Cordula Meyer<br />
Da ich mich erinnerte, eher darüber geschrieben zu haben, welchen<br />
Anteil die Lehrer an der Bildungsmisere haben, wunderte<br />
mich zunächst die Einladung für das Podiumsthema „Krankmacher<br />
Schule“. Bei genauerem Hinsehen allerdings ist mir klar<br />
geworden, dass das, was Lehrerinnen und Lehrer krank macht,<br />
auch dazu führt, dass ihr Unterricht nicht effektiv ist und<br />
daher die Leistungen, die ihre Schülerinnen und Schüler erbringen,<br />
nicht in Ordnung sind.<br />
Warum werden Lehrer häufiger krank als andere Berufstätige?<br />
Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen. Einmal die, dass<br />
Menschen, die den Lehrberuf wählen, vielleicht eine falsche<br />
mit Burn-out-Syndrom betreuen. Die sagen, es gibt in der<br />
Lehrerschaft viele, die depressiv strukturiert sind, die ein bisschen<br />
labil, vielleicht sogar kontaktscheu sind. Dass die in der<br />
Schule auf Schwierigkeiten stoßen, ist kein Wunder. Und dass<br />
solche Leute nachher in den Kliniken landen, auch nicht.<br />
Deshalb scheint es mir wichtig, einen vorherigen Eignungstest<br />
einzuführen, damit die Leute, die für diesen Beruf eindeutig<br />
nicht geeignet sind, gar nicht erst Lehrer werden und im<br />
Studium schon die Chance haben, sich umzuorientieren. Wenn<br />
eine oder einer erst eine lange Ausbildung absolviert und schon<br />
auf einer Planstelle in der Schule gelandet ist, bleibt im Grunde<br />
kein Ausweg mehr, von da wegzukommen. Es gibt dann im<br />
deutschen Schulsystem auch keine alternativen Bereiche mehr,<br />
in denen man vernünftig seine Ausbildung anderweitig nutzen<br />
könnte. Das wäre wichtig, Lehrermangel hin oder her. Was<br />
Untersuchungen auch bestätigen: Lehrern fehlt Routine. Auch<br />
das wird von Psychologen untermauert. Es gibt zu wenige<br />
Routinen, mit klassischen Situationen im Klassenzimmer umzugehen.<br />
Der Anspruch der Lehrer an sich selbst ist generell zu<br />
hoch. Sie wollen alles individuell regeln, haben aber im Grunde<br />
kein ausreichendes Instrumentarium zur Hand und lernen auch<br />
in der Ausbildung zu wenige Methoden der Alltagsbewältigung<br />
im Klassenzimmer.<br />
Nun zu den Umständen, die krank machen können. Am häufigsten<br />
wird genannt: Lehrer hätten zu viele schwierige Schüler, zu<br />
viele Unterrichtsstunden, zu viel Arbeit nebenher. Ich glaube<br />
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