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Frühlings Erwachen - Deutsch mit Herz, Hirn und Händen

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Galathea von Lossow; dann ein Amor von Bouguereau; Ada von J. van<br />

Beers – diese Ada, die ich Papa aus einem Geheimfach seines<br />

Sekretärs entführen musste, um sie meinem Harem einzuverleiben; eine<br />

zitternde, zuckende Leda von Makart, die ich zufällig unter den<br />

Kollegienheften meines Bruders fand – sieben, du blühende<br />

Todeskandidatin, sind dir vorangeeilt auf diesem Pfad in den Tartarus!<br />

Lass dir das zum Troste gereichen <strong>und</strong> suche nicht durch diese<br />

flehentlichen Blicke noch meine Qualen ins Ungeheure zu steigern.<br />

Du stirbst nicht um deiner, du stirbst um meiner Sünden willen! – Aus<br />

Notwehr gegen mich begehe ich blutenden <strong>Herz</strong>ens den siebenten<br />

Gattenmord. Es liegt etwas Tragisches in der Rolle des Blaubart. Ich<br />

glaube, seine gemordeten Frauen insgesamt litten nicht so viel wie er<br />

beim Erwürgen jeder einzelnen.<br />

Aber mein Gewissen wird ruhiger werden, mein Leib wird sich kräftigen,<br />

wenn du Teufelin nicht mehr in den rotseidenen Polstern meines<br />

Schmuckkästchens residierst. Statt deiner lasse ich dann die Lurlei von<br />

Bodenhausen oder die Verlassene von Linger oder die Loni von<br />

Defregger in das üppige Lustgemach einziehen – so werde ich mich um<br />

so rascher erholt haben! Noch ein Vierteljährchen vielleicht, <strong>und</strong> dein<br />

entschleiertes Josaphat, süße Seele, hätte an meinem armen <strong>Hirn</strong> zu<br />

zehren begonnen wie die Sonne am Butterkloß. Es war hohe Zeit, die<br />

Trennung von Tisch <strong>und</strong> Bett zu erwirken.<br />

Brr, ich fühle einen Heliogabalus in mir! Moritura me salutat! – Mädchen,<br />

Mädchen, warum presst du deine Knie zusammen? – warum auch jetzt<br />

noch? – – angesichts der unerforschlichen Ewigkeit?? – Eine Zuckung,<br />

<strong>und</strong> ich gebe dich frei; – Eine weibliche Regung, ein Zeichen von<br />

Lüsternheit, von Sympathie, Mädchen! – ich will dich in Gold rahmen<br />

lassen, dich über meinem Bett aufhängen! – Ahnst du denn nicht, dass<br />

nur deine Keuschheit meine Ausschweifungen gebiert? – Wehe, wehe<br />

über die Unmenschlichen!<br />

... Man merkt eben immer, dass sie eine musterhafte Erziehung<br />

genossen hat. – Mir geht es ja ebenso.<br />

Hast du zu Nacht gebetet, Desdemona?<br />

Das <strong>Herz</strong> krampft sich mir zusammen – – Unsinn! – Auch die heilige<br />

Agnes starb um ihrer Zurückhaltung willen <strong>und</strong> war nicht halb so nackt<br />

wie du! – Einen Kuss noch auf deinen blühenden Leib, deine kindlich<br />

schwellende Brust – deine süßger<strong>und</strong>eten – deine grausamen Knie...<br />

Die Sache will's, die Sache will's, mein <strong>Herz</strong>!<br />

Lasst sie mich euch nicht nennen, keusche Sterne!<br />

Die Sache will's! –<br />

Das Bild fällt in die Tiefe; er schließt den Deckel.

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