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Journal 2013.2014Die jährliche Hauszeitschrift der Konzertdirektion

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Eure Zusammenarbeit geht zurück in das Jahr 2001, als Baiba<br />

den Concours Reine Elisabeth in Brüssel gewann. Wie fühlt es<br />

sich an, so lange Zeit für eine Künstlerin zu arbeiten, und wie<br />

hat sich eure Beziehung verän<strong>der</strong>t?<br />

Karen: Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich dich beim Concours Reine<br />

Elisabeth getroffen habe und wie geschockt du warst, als klar wurde, dass du die<br />

Gewinnerin bist! Wir waren damals natürlich beide jünger! Und ich glaube, es ist wie in<br />

je<strong>der</strong> Beziehung: Man wächst zusammen, aber diese Verbindung spürt man von Anfang<br />

an. Ich glaube, wir sind wirklich zusammengewachsen, Baiba. Wir müssen uns nicht<br />

mehr „auf den neuesten Stand bringen“ o<strong>der</strong> uns „kennenlernen“, wir können einfach<br />

weiter vorankommen. Das ist wun<strong>der</strong>bar.<br />

Baiba: Unbedingt! Wir kennen einan<strong>der</strong> so gut, dass es oft keiner Worte bedarf. Du<br />

weißt, was ich in meinem beruflichen Alltag brauche, und wir haben viel private Zeit<br />

zusammen verbracht. Dieses enorme Vertrauen in den an<strong>der</strong>en ist ganz wichtig. Bei<br />

Karen habe ich das voll und ganz und ich weiß, dass sie die Dinge immer in meinem<br />

Sinne regelt und immer auf meiner Seite ist.<br />

Ist es von Vorteil, dass du ebenfalls Geigerin bist, Karen?<br />

Karen: Ja, ich habe Geige studiert, also kenne ich das Repertoire ziemlich gut. Ich<br />

glaube, das war immer eine zusätzliche Verbundenheit, die wir auch auf musikalischer<br />

Ebene haben. Und Baiba vertraut mir sogar ihre Geige an! Zuletzt habe ich sie in Boston<br />

gehalten, während sie sich umzog. Aber sie spielt viel besser als ich!<br />

Baiba: Ich habe dich nie spielen gehört!<br />

Wie entspannt ihr, wenn ihr unterwegs seid?<br />

Baiba: Ich schlafe! Nein, ich schaue mir Serien und Sitcoms an, um abzuschalten, und<br />

ich lese und gehe spazieren und mache Sightseeing. Ich kann ganz gut abschalten und<br />

habe kein Problem damit, allein zu sein.<br />

Karen: Bei mir sieht das ähnlich aus, wenn ich unterwegs bin. Wir schauen beide Serien<br />

wie Mad Men und Frasier. Oh, und Shoppen natürlich! Ich erinnere mich noch, wie<br />

du zum Büro in London kamst und wir shoppen gegangen sind.<br />

Gibt es eine gemeinsame Erfahrung, die etwas ganz Beson<strong>der</strong>es war?<br />

Baiba: Das Erste, was mir einfällt, ist eine private Geschichte – ich bin sicher, du wirst<br />

das Gleiche sagen, Karen, die Bar in Cincinnati!<br />

Karen: [lacht] Wir sprechen heute noch davon! Baiba, das musst du erzählen, sonst<br />

klingt das ziemlich rätselhaft …<br />

Baiba: Es war in einer dieser angesagten Sushi-Bars in Cincinnati, wir haben ein paar<br />

Cocktails getrunken und gut gegessen. Da war dieser seltsame Barkeeper, <strong>der</strong> versucht<br />

hat, nett zu zwei Ladys zu sein.<br />

Karen: [lacht] Ja, und er wollte Fotos von uns machen, weil er uns für Schwestern hielt!<br />

Welche beruflichen Highlights fallen euch ein?<br />

Karen: Für mich war <strong>der</strong> absolute Höhepunkt dein Debüt mit den Berliner Philharmonikern<br />

unter Andris Nelsons im Oktober 2010. Ich erinnere mich, dass ich in <strong>der</strong> Woche<br />

davor in Wien war mit dir und Andris; es gab eine Aufführung mit den Wiener Symphonikern.<br />

Nach dem letzten Konzert saßen wir zusammen und sprachen über die Konzerte<br />

in Berlin in <strong>der</strong> folgenden Woche und ich war wirklich bewegt, als sich Baiba an Andris<br />

wandte und sagte: „Ich bin so dankbar, dass mein Debüt mit dir sein wird“; und er empfand<br />

genau das Gleiche. Die drei Konzerte in Berlin waren einfach ein tolles Highlight.<br />

Baiba: Von allen Konzerten, die wir zusammen gemacht haben, waren dies die Einzigen,<br />

bei denen Andris und ich darüber gesprochen haben, wie wir proben. Wir haben<br />

sogar darüber nachgedacht, mit welchem Satz wir anfangen. Es war eine sehr beson<strong>der</strong>e<br />

Aufführung und sehr nervenaufreibend für uns beide.<br />

Karen: Das an<strong>der</strong>e Highlight, das ich erwähnen möchte, war, als du zum ersten Mal in<br />

Birmingham mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra gespielt und die Tschaikowsky-CD<br />

aufgenommen hast. Wir gingen zu Andris’ Konzert am Tag, bevor wir mit<br />

den Aufnahmen anfingen. Es war etwas ganz Beson<strong>der</strong>es, den Anfang seiner Geschichte<br />

mit dem Orchester mitzuerleben. Und jetzt hast du das wie<strong>der</strong>holt, du hast den Anfang<br />

seiner Zusammenarbeit mit dem Boston Symphony Orchestra miterlebt. Du bist<br />

sein Glücksbringer!<br />

Woher kommt die Inspiration für die Entwicklung<br />

neuer Programme und Ideen?<br />

Karen: Ich glaube, in erster Linie wird man inspiriert dadurch, dass man seinen Künstler<br />

spielen hört, im Konzert o<strong>der</strong> auf CD. Und ein gutes Glas Wein ist natürlich immer<br />

hilfreich für neue Programmideen. Ich erinnere mich, wie wir versucht haben, ein Programm<br />

für deine Recital-CD zu finden …<br />

Baiba: Ja, manchmal, wenn es schon spät am Abend ist, können ein paar Gläser Wein<br />

ganz hilfreich sein, um gute Ideen zu entwickeln! Aber was großartig daran ist, dich als<br />

Managerin zu haben, Karen, ist, dass, wenn wir uns treffen, wir nicht nur über das<br />

Geschäft sprechen, son<strong>der</strong>n du wirklich in meine Musik involviert bist. Du kennst das<br />

Repertoire so gut und du gibst mir musikalische Anregungen, was natürlich Teil <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit mit dem Agenten sein sollte, doch ich bin sicher, dass das nicht immer<br />

<strong>der</strong> Fall ist. Ich habe das Gefühl, ich bin nicht allein mit meinen musikalischen Ideen,<br />

und das ist ein wichtiger Grund, warum ich so gern mit dir zusammenarbeite.<br />

Was ist euer gröSSter Traum o<strong>der</strong> euer Ziel für die Zukunft?<br />

Baiba: Dass Karen mich nie verlässt! [lacht]. Nein, wirklich, ich bin sehr glücklich darüber,<br />

wie die Dinge laufen. Ich möchte weitermachen und sogar noch mehr arbeiten. Ich<br />

habe zum Beispiel noch nicht in <strong>der</strong> Carnegie Hall gespielt; das ist eine dieser Adressen,<br />

die ich gerne als Auftrittsort in meinem persönlichen Geschichtsbuch hätte.<br />

Karen: Ja, unbedingt. Mein Ziel ist, dich und die an<strong>der</strong>en Künstler weiterhin glücklich<br />

zu machen! Es war eine Riesenfreude, dich von einer jungen Künstlerin, von dem „New<br />

Kid on the Block“, wenn man so will, wachsen und dich entwickeln zu sehen zu <strong>der</strong><br />

Persönlichkeit, die du heute bist. Und du hast das mit so viel Anmut getan, irgendwie<br />

ohne Anstrengung. Wir haben immer zusammengehalten und werden das auch weiterhin<br />

tun.

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