Landesverband Baden-W ürttemberg - BUND
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<strong>BUND</strong>-Serie zum Flächenverbrauch, Teil 5<br />
Flächenverbrauch betrifft uns alle –<br />
Eine Lebensstilfrage?<br />
Der Flächenverbrauch unserer Kommunen<br />
hat viele Ursachen. Eine sind wir selbst – mit<br />
unseren Wünschen und Vorstellungen zu<br />
Wohnen. Kurt Tucholsky hat unsere Ansprüche<br />
bereits 1927 treffend formuliert:<br />
»Das Ideal:<br />
Ja, das möchte ich:<br />
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,<br />
vorn die Spree, hinten der Kurfürstendamm;<br />
Mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,<br />
vom Badezimmer sind die Alpen zu sehn –<br />
aber abends zum Kino hab ich´s nicht weit.«<br />
Das Ziel, den Flächenverbrauch zu reduzieren,<br />
kann nur dann erfolgreich umgesetzt werden,<br />
wenn zu den in den vorhergehenden Artikeln (Ausgabe<br />
03 + 04/2002, 02/2003; Flächenverbrauch Teil 2-4) beschriebenen<br />
Maßnahmen, die Änderung unseres Lebensstils<br />
hinzukommt. Wir müssen entscheiden, jeder<br />
für sich, wie wir zukünftig bauen wollen.<br />
In unserer Studie »Zukunftsfähiges Deutschland«<br />
(1996) hat der <strong>BUND</strong> in dem Leitbild »Gut leben statt<br />
viel haben« beschrieben, dass die Entwicklung veränderter<br />
Lebensstile und die Umsetzung nachhaltigen<br />
Konsums unbedingt notwendig sind. Nur so können<br />
wir in Deutschland umwelt-, sozial- und generationengerecht<br />
leben und wirtschaften. Dabei steht im Vordergrund,<br />
dass trotz aller Zielkonflikte und möglicher<br />
Brüche, die Änderung der Lebensstile und die Verringerung<br />
des Konsums zu einem Gewinn an Lebensqualität<br />
führen kann.<br />
Aufgrund der Forderung des <strong>BUND</strong>, den Flächenverbrauch<br />
bis 2010 völlig einzustellen, wird uns immer<br />
unterstellt, Siedlungsentwicklung und Eigentumsbildung<br />
verhindern zu wollen. Das ist nicht der Fall. Wir<br />
wollen vielmehr, dass anders und intelligenter gebaut<br />
wird, und dies möglichst bald nur noch auf bereits<br />
besiedeltem Grund im Innenbereich der Kommunen.<br />
Die Fragen lauten also: Welche Form des Eigentums<br />
bilde ich? Wo baue ich? Wie baue ich? Welche neue<br />
Wohnformen nutze ich?<br />
Hierzu einige Beispiele: Jeder kann entscheiden,<br />
ob er im Außenbereich neu bauen oder ein bestehendes<br />
Gebäude im Innenbereich kaufen und sanieren<br />
bzw. einen Neubau auf einer freigewordenen Fläche<br />
im Innenbereich (Kasernen, Brachen) errichten wird.<br />
Ebenso ist es die eigene Entscheidung, ein freistehendes<br />
Einfamilienhaus mit großer Grundfläche<br />
Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft<br />
oder eine Doppelhaushälfte, ein Reihenhaus etc. zu<br />
bauen, das in einem Baugebiet mit großen weitläufigen<br />
Grundstücken oder in einem attraktiven dicht<br />
bebauten Wohngebiet liegt. Baue ich so, dass ich mich<br />
von hohen Hecken umgeben abkapsele, oder plane<br />
ich in zusammenhängenden Wohnkomplexen mit<br />
einer Mischung aus privaten und gemeinsam mit den<br />
Nachbarn genutzten Bereichen.<br />
Es kann aber nicht alleine Aufgabe der Umweltverbände<br />
und der Bürgerinnen und Bürger sein, quasi<br />
aus sich selbst heraus und gegen anders ausgerichtetes<br />
Handeln von Politik und Wirtschaft, durch eine Änderung<br />
des Konsums und der Lebensstile zu einer veränderten<br />
Siedlungsentwicklung beizutragen. Permanent<br />
wird an unser Verantwortungsgefühl appelliert und<br />
darauf hingewiesen, dass der Verbraucher die Reduktion<br />
des Flächenverbrauchs, die Umsetzung ökologischer<br />
Bauweise und die Etablierung neuer Wohnformen<br />
selbst in der Hand hätte. Gleiches findet<br />
sich mittlerweile in vielen Lebensbereichen<br />
wieder, wie bei der Reduktion<br />
des Verkehrsaufkommens<br />
und des Energieverbrauchs sowie<br />
dem Ausbau des Ökolandbaus.<br />
Was fehlt, ist die Vermittlung<br />
dieser Ziele durch Staat und Politik.<br />
Wir brauchen breit angelegte Kampagnen<br />
und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit<br />
auf der Basis eines<br />
klaren Bekenntnisses der Politik<br />
zur Notwendigkeit einer Lebensstiländerung<br />
und dem Zugewinn an Lebensqualität,<br />
die damit verbunden sein kann. Und nur dann werden<br />
wir den Flächenverbrauch auf Null fahren können,<br />
wenn gleichzeitig von der Politik die notwendigen<br />
Rahmenbedingungen und Anreize, wie in den<br />
vorhergehenden Artikeln beschrieben, geschaffen<br />
werden.<br />
Dr. Brigitte Dahlbender<br />
Öko-Bau-Kreis<br />
[1-04] <strong>BUND</strong>magazin <strong>Baden</strong>-W<strong>ürttemberg</strong> 3<br />
Aufwertung einer<br />
Werksiedlung:<br />
modern in Technik<br />
und Design –<br />
der »Solarhaus«-<br />
Neubau in<br />
Hennigsdorf<br />
Flächenreduziertes<br />
Bauen:<br />
die Einfamilienhäuser<br />
bilden ein<br />
Atrium mit einer<br />
gemeinschaftlich<br />
genutzten<br />
Grünfläche