10:00 abraxas - a-guide.
10:00 abraxas - a-guide.
10:00 abraxas - a-guide.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
27<br />
titelthema<br />
Konrad Hummel wäre gelassener in die Bar gegangen. Der ehemalige<br />
Augs burger Sozialreferent, aus BadenWürttemberg stammend, besitzt<br />
eine Liste von Adressen in der Türkei. Von Familien, bei denen er samt<br />
Anhang willkommen ist, so oft und lange er mag. Hummel strahlt, als<br />
er davon erzählt. Die Liste war sein Abschiedsgeschenk von den Augsburger<br />
Stadtteilmüttern. Ähnlich bewegt war vor Jahren die Leiterin des<br />
Augsburger türkischen Sorgentelefons gewesen, als Hummel ihr ein<br />
Büro stellte: »Ich hatte Tränen in den Augen, als mir, einer Türkin, der<br />
Schlüssel zum Verwaltungsgebäude eines deutschen Rathauses übergeben<br />
wurde. Ich hatte so etwas nie für möglich gehalten«, habe sie ihm<br />
später erzählt.<br />
Vor Hummel gab es in Augsburg keine Integrationspolitik, die den<br />
Namen verdient hätte. Und nach ihm? Er hat den Abschiedsschmerz<br />
noch nicht verwunden: »Als Gribl die Wahl gewonnen hatte, war ich<br />
faktisch Hartz IV. Mit 56. Und vonseiten der CSU kam nichts: kein Handschlag,<br />
kein Danke, kein Interesse.« Zweimal ist Hummel in Augsburg<br />
tätig gewesen, zweimal fühlte er sich vom Hof gejagt. Wenn er davon<br />
erzählt, verdüstern zahlreiche Stirnfalten seinen Blick. Nach dem<br />
»GriblSchock« nahm Hummel ein Jobangebot des Bundesverbands für<br />
Stadtentwicklung an und zog mit seiner Frau nach BerlinCharlottenburg.<br />
Gefällt es ihm hier? »In Berlin werden die Bürgersteige nicht um<br />
zehn Uhr hochgeklappt. Der Rhythmus der Stadt ist lockerer, das kann<br />
ich schon genießen«, sagt Hummel. Er<br />
erwähnt, was er anders machen<br />
würde in der Berliner Integrationspolitik.<br />
Und dass sein Sohn in BerlinNeukölln<br />
wohnt. Dass Berlin<br />
eine tolle Stadt zum Langstreckenlaufen<br />
ist. Dass er wieder öfter auf<br />
Konzerte geht. Und dass er gerade<br />
die »Mauersteine« gesehen hat, eine<br />
»tolles Projekt« zum Jahrestag des<br />
Mauerfalls, und – und schon sind die<br />
Sorgenfalten verschwunden, ein jungenhaftes<br />
Leuchten kehrt in die Augen<br />
zurück. Denn so ist das: Wenn man<br />
einmal in Berlin angekommen<br />
ist, wird Augsburg<br />
plötzlich sehr, sehr<br />
klein. Geradezu winzig.<br />
Wer weiß, ob Christian<br />
Ruck das überhaupt<br />
riskieren sollte.<br />
Von a nach B<br />
über mm<br />
Der Allgäu Airport in Memmingen rechnet 20<strong>10</strong><br />
mit einer Million Fluggäste<br />
Wer eine schnelle und günstige Flugverbindung nach Berlin sucht, ist schon<br />
lange nicht mehr auf den Münchner FranzJosefStraußFlughafen angewiesen.<br />
Unsere südwestlichen Nachbarn in Memmingen haben vor einigen<br />
Jahren die Gunst der Stunde erkannt und auf einem alten Armeegelände am<br />
Stadtrand den Allgäu Airport aufgebaut. Und sie schrieben damit eine<br />
Erfolgsgeschichte. Für das laufende Jahr rechnen die Verantwortlichen mit<br />
einem Anstieg des Passagieraufkommens auf über eine Million Fluggäste.<br />
Neben den Verbindungen nach Hamburg, Köln, Bremen und eben Berlin<br />
bedienen die geschäftstüchtigen Allgäuer und ihre Partner Ziele in Spanien,<br />
Italien, Großbritannien, Irland, Polen, der Ukraine und Schweden.<br />
Von Augsburg aus muss man mit etwa 50 Minuten Anfahrt rechnen. Vor<br />
dem Hangar stehen den Fluggästen zahlreiche kostengünstige Parkplätze<br />
zur Verfügung – leider nur im Freien. Da kann der Fußweg morgens um<br />
sechs hin zum Terminal gerade im Winter schon mal etwas ungemütlicher<br />
werden. Eine kleiner Wermutstropfen, den die Fluggäste wohl gern in Kauf<br />
nehmen. Die Kennzeichen der geparkten Autos zeichnen ein Einzugsgebiet<br />
des Allgäu Airports von Tirol und Vorarlberg im benachbarten Österreich<br />
über den gesamten Bodenseeraum bis nach Zürich und Stuttgart und über<br />
das Donauries zurück in die Region München. Man sieht, hier hat sich in<br />
kurzer Zeit ein neues internationales Flugverkehrszentrum entwickelt.<br />
Die größten Vorzüge kann der Allgäu Airport mit seiner kleinen Größe<br />
ausspielen. Die Wege sind kurz und überschaubar, die Abfertigung läuft<br />
auch in Stoßzeiten gründlich und flott. Das freundliche Personal ist wirklich<br />
kompetent und bemüht, dem Gast auf seinen Reisewegen helfend zur<br />
Seite zu stehen. Wie z.B. wenn sich – wie dem Autor geschehen – der Parkschein<br />
nach der Landung vermeintlich in Luft aufgelöst hat. Ein paar Worte<br />
an der Gegensprechanlage genügten und schon war der Weg frei, um direkt<br />
vor den Terminal zu fahren und den ausstehenden Betrag zu begleichen.<br />
Das Geschäftsprinzip Freundlichkeit kommt an. Neben Geschäftreisenden<br />
nutzen auch immer mehr Touristen in beide Richtungen den Flughafen.<br />
Wer das Flughafengelände verlässt, sollte sich gut überlegen, ob nicht noch<br />
etwas Zeit zur Verfügung steht, um sich ein wenig in Memmingen umzusehen.<br />
Ein Besuch der MEWOKunsthalle am Bahnhof, keine <strong>10</strong> Minuten vom<br />
Allgäu Airport entfernt, lohnt immer und die Gastwirte in der benachbarten<br />
Altstadt verstehen sich vorzüglich auf die Zubereitung typisch schwäbischer<br />
Spezialitäten.<br />
www.allgaeu-airport.de