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Die Straße der Romanik - Harzdruckerei GmbH

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Seite 15<br />

Allstedt<br />

Pfalz – Burg –Schloss<br />

Am Fuße <strong>der</strong> südlichen Vorläufer<br />

des Harzes dehnt sich von<br />

Nordhausen über Kelbra die „Goldene<br />

Aue“ aus. An ihrem Nordrand<br />

liegt die kleine Stadt Allstedt<br />

mit ihrer imposanten Burg-<br />

und Schlossanlage, die sich an<br />

Stelle <strong>der</strong> einstigen Reichspfalz<br />

Altstedi erhebt. Letztere wurde<br />

vom 10. Jahrhun<strong>der</strong>t bis Ende<br />

des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts in einem<br />

Zeitraum von 265 Jahren von nahezu<br />

allen früheren deutschen<br />

Königen und Kaisern aufgesucht.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e unter den Ottonen,<br />

hier vor allem während <strong>der</strong><br />

Regierungszeiten Ottos II. (973<br />

bis 983) und Heinrichs II. (1002<br />

bis 1024) war Allstedt eine <strong>der</strong><br />

meist besuchten Pfalzen überhaupt.<br />

In jener Zeit war die so<br />

genannte wan<strong>der</strong>nde Hofhaltung<br />

Brauch – ständige Wohn- und Residenzorte<br />

hatten die damaligen<br />

Herrscher noch nicht. Sie zogen<br />

im gesamten mittelalterlichen<br />

deutschen Reich (regnum theutonicum)<br />

umher und verrichteten in<br />

den Pfalzen – zeitweiligen königlichen<br />

Wohn- und Regierungsstätten,<br />

die es in allen Gauen gab –<br />

ihre Hofhaltung.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Straße</strong> <strong>der</strong> <strong>Romanik</strong><br />

<strong>Die</strong> Pfalz Allstedt befand sich wahrscheinlich an Stelle <strong>der</strong> heutigen Burg- und Schlossanlage. Foto: Rainer Böge<br />

Der Sachsenspiegel (um 1230)<br />

nennt fünf Pfalzorte in Sachsen,<br />

an denen <strong>der</strong> König echten Hof<br />

hielt: Grona bei Göttingen, Werla<br />

bei Goslar (dann nach Goslar verlegt),<br />

Wallhausen, Allstedt und<br />

Merseburg. Allein im Zeitraum<br />

von 935 bis 994 sind mehr als<br />

20 Aufenthalte Ottonischer Herrscher<br />

in <strong>der</strong> Pfalz Allstedt belegt,<br />

die damit neben Magdeburg und<br />

Quedlinburg zu den meist besuchten<br />

Orten im damaligen<br />

Sachsen gehörte.<br />

<strong>Die</strong> Pfalz Allstedt hat sich mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit an<br />

Stelle <strong>der</strong> heutigen Burg- und<br />

Schlossanlage des 15. bis 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts befunden. Einziger<br />

Hinweis auf die Ottonische Pfalz<br />

ist ein archäologisch dokumentierter<br />

12 m breiter Abschnittsgraben<br />

nordöstlich des ehemaligen<br />

Schlossgasthofes, <strong>der</strong> das<br />

Pfalzareal wohl gegen die sich<br />

anschließende Hochfläche gesichert<br />

hat.<br />

Mit Verlagerung des Herrschaftsschwerpunktes<br />

vom sächsischen<br />

in den süddeutschen<br />

Raum und dem Ausklingen des<br />

Reisekönigtums verlor Allstedt je-<br />

Burg Querfurt<br />

Fast siebenmal so groß wie die Wartburg<br />

Am südwestlichen Rand <strong>der</strong><br />

Stadt Querfurt erhebt sich die<br />

turmreiche Silhouette <strong>der</strong> Burg<br />

Querfurt. Umgeben von zwei<br />

Ringmauern, drei gewaltigen<br />

Kanonenbastionen und einer<br />

gigantischen Westtoranlage<br />

zählt die Burg zu den größten,<br />

besterhaltensten und ältesten<br />

Burgen an <strong>der</strong> <strong>Straße</strong> <strong>der</strong> <strong>Romanik</strong>.<br />

Sie ist fast siebenmal<br />

so groß wie die bekanntere<br />

Wartung in Thüringen. <strong>Die</strong><br />

Bausubstanz geht bis in das<br />

mittlere 10. Jahrhun<strong>der</strong>t zurück,<br />

als sie Dynastenburg <strong>der</strong><br />

Edlen Herren von Querfurt<br />

wurde.<br />

Zahlreiche Veranstaltungen,<br />

wie zum Beispiel das Burgfest,<br />

Vor den Toren <strong>der</strong> Stadt liegt die Burg Querfurt, aus Süden kommend bereits weithin zu sehen. Foto: Burg Querfurt<br />

beleben regelmäßig das mittelalterliche<br />

Flair <strong>der</strong> Burganlage.<br />

Führungen und museumspädagogische<br />

Angebote lassen<br />

die Lebenswelt des Mittelalters<br />

wie<strong>der</strong> auferstehen und<br />

entführen den Besucher in eine<br />

längst vergangene Zeit.<br />

<strong>Die</strong> versteckten Geheimnisse<br />

<strong>der</strong> Burg entdecken Sie bei einer<br />

Führung über das Burgareal.<br />

Eine historisch verkleidete<br />

Person erklärt Ihnen auf spannende<br />

Art die Geschichten und<br />

Mysterien <strong>der</strong> Burg. Treten Sie<br />

eine Reise in die Vergangenheit<br />

an.<br />

<strong>Die</strong> Burg Querfurt ist ganz-<br />

jährig geöffnet und unter <strong>der</strong><br />

Telefonnummer:<br />

034771-52190 und im Internet<br />

unter www.museum-burgquerfurt.de<br />

erreichbar.<br />

doch allmählich seine reichsunmittelbare<br />

Stellung und wurde in<br />

<strong>der</strong> Folge wie<strong>der</strong>holt verlehnt<br />

und verpfändet.<br />

<strong>Die</strong> Erhebung des ehemaligen<br />

Reichsgutes Allstedt zur Pfalzgrafschaft<br />

Sachsen in <strong>der</strong> zweiten<br />

Hälfte des 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts hatte<br />

nur noch formale Bedeutung.<br />

1369 kaufte Gebhard von Querfurt<br />

die Burg mit allem Besitz. Bis<br />

1496 blieb Allstedt bei den Edelherren<br />

von Querfurt, die die Burg<br />

in Pfandbesitz hatten. In dieser<br />

Zeit entstand die wehrhafte Kernburg<br />

als Dreiflügelanlage mit <strong>der</strong><br />

starken südlichen Schildmauer<br />

als vierter Begrenzung. <strong>Die</strong>s ist<br />

auch die Entstehungszeit <strong>der</strong> einzigartigen<br />

spätgotischen Burgküche<br />

mit einem <strong>der</strong> größten Kaminschlote<br />

im europäischen Burgenbau.<br />

Nach dem Aussterben <strong>der</strong> Edelherren<br />

von Querfurt gegen Ende<br />

des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts zog Kurfürst<br />

Friedrich <strong>der</strong> Weise von Sachsen<br />

<strong>Die</strong> Burgküche gibt Einblick in mittelalterliches Leben.<br />

(<strong>der</strong> auch die Pfalzgrafschaft besaß)<br />

das erledigte Lehen ein und<br />

sorgte sich in den nächsten 30<br />

Jahren intensiver um Stadt und<br />

Burg. Unter ihm erhielt Allstedt<br />

um 1500 Stadtrecht und blühte<br />

wirtschaftlich auf. <strong>Die</strong> Burg wurde<br />

1507–1511 unter seiner Herrschaft<br />

zum Renaissanceschloss<br />

ausgebaut. <strong>Die</strong> Ereignisse <strong>der</strong> Reformation<br />

und des Bauernkrieges,<br />

insbeson<strong>der</strong>e das Wirken Thomas<br />

Müntzers, sind eng mit Allstedt<br />

verbunden. Am 13. Juli 1524 hielt<br />

Müntzer vor Herzog Johann von<br />

Sachsen (dem Bru<strong>der</strong> Kurfürst<br />

Friedrichs) und dessen Sohn Johann<br />

Friedrich die später so genannte<br />

„Fürstenpredigt“ im Allstedter<br />

Schloss. Müntzers größte<br />

Leistung muss jedoch in <strong>der</strong> Einführung<br />

eines komplett deutschsprachigen<br />

Gottesdienstes in Allstedt<br />

bereits 1523 gesehen werden.<br />

Gegenwart: In <strong>der</strong> ersten Hälfte<br />

<strong>der</strong> 70-er Jahre des 20 Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

begannen Rettungs- und<br />

Sanierungsmaßnahmen vor allem<br />

im Bereich <strong>der</strong> stark heruntergekommenen<br />

Kernburg. Sie standen<br />

im Kontext <strong>der</strong> Müntzer-Ehrung<br />

in <strong>der</strong> DDR im Zusammenhang<br />

Südroute<br />

Allstedt und<br />

Querfurt<br />

mit dem Deutschen Bauernkrieg,<br />

<strong>der</strong> sich 1975 zum 450. Mal jährte.<br />

Weitere intensive Bauforschungen<br />

und denkmalpflege rische Bemühungen<br />

ließen eine sorgfältig<br />

restaurierte Kernburg mit sehenswerten<br />

musealen Bereichen entstehen.<br />

In den 90-er Jahren wurden<br />

die denkmalpflegerischen<br />

Maßnahmen an <strong>der</strong> his torischen<br />

Dachsubstanz und in den Innen-<br />

und Außenbereichen <strong>der</strong> Kern-<br />

burg (Burg- und Schlossmuseum)<br />

weiter forciert.<br />

Allstedt bietet heute die Möglichkeit,<br />

auf die wechselvolle Geschichte<br />

als bedeutende Ottonische<br />

Pfalz und späterer Wirkungsort<br />

Thomas Müntzers zurück zu<br />

blicken. Außerdem macht ein<br />

vielfältiges kulturelles Angebot<br />

(Konzerte, Burgabende, Müntzer-<br />

Führung im historischen Gewand,<br />

Trauungen in <strong>der</strong> Schlosskapelle,<br />

Vermietung von Burgküche und<br />

Hofstube, Erlebnis-Burg-Programme<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-Residenz für Kin<strong>der</strong>gruppen<br />

und Schulklassen)<br />

Burg und Schloss Allstedt für Besucher<br />

interessant.<br />

Kontakt:<br />

www.schloss-allstedt.de<br />

Tel.: 034652–519<br />

Fax: 034652–67754<br />

Öffnungszeiten Burg- und<br />

Schlossmuseum:<br />

November – März<br />

Di.–Fr. 10:00–16:30 Uhr<br />

Sa./So. 13:00–17:00 Uhr<br />

24./31.12. geschlossen<br />

Ostermontag/Pfingstmontag<br />

geöffnet<br />

April – Oktober<br />

Di.–So. 10:00–17:00 Uhr

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