Telefon - Ev.-luth. Kirchengemeindeverband Parochie Obernjesa
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4 Glaube, Kirche, Zeitgeschehen<br />
WARUM WIR UNS ALS CHRISTEN MIT DER WELT DES ISLAM<br />
BESCHÄFTIGEN SOLLTEN<br />
Gedanken zu einem aktuellen und<br />
brennenden Thema<br />
Seit in diesen Tagen und Wochen in<br />
den Medien über die provokativen<br />
Aussagen in Thilo Sarrazins Buch:<br />
"Deutschland schafft sich ab" gestritten<br />
wird, rückt erneut die Frage<br />
nach dem Gelingen oder Scheitern<br />
der Integration der in unserem Land<br />
lebenden Muslime in den Mittelpunkt<br />
des Interesses.<br />
Inzwischen leben bei uns ca. 3,2 Mil.<br />
Menschen mit muslimischer Herkunft.<br />
Einst als Gastarbeiter gerufen,<br />
sind viele von Ihnen inzwischen in der<br />
3. Generation deutsche Staatsangehörige<br />
- und wie viele positive<br />
Beispiele zeigen - erfolgreich in unserer<br />
Gesellschaft integriert.<br />
Doch explosionsartig wird durch ein<br />
Buch, wie Thilo Sarrazin es vorgelegt<br />
hat, die unterschwellige Angst vor<br />
einem sich ausbreitenden Islam in<br />
unserem Land wieder offenkundig,<br />
wie die Umfragen zeigen. Da wird<br />
den gutmeinenden und die Integration<br />
fördernden Gruppen - vor allem<br />
auch den Kirchen - vorgeworfen, sie<br />
verschlössen die Augen vor einer<br />
Kultur des Ehrenmords, des Terrorismus<br />
und der Frauenunterdrückung.<br />
Welche Ängste müssen Menschen<br />
haben, nicht nur vor den Islamisten<br />
und den von Terrorgruppen verübten<br />
oder geplanten Anschlägen, sondern<br />
vor Muslimen überhaupt?<br />
Doch wie kann eine solche Angst<br />
überwunden werden? Ein wichtiger<br />
Schritt ist der Dialog, die Begegnung<br />
und das Gespräch mit Muslimen, wo<br />
immer das möglich ist.<br />
Das setzt voraus, dass ich mir meiner<br />
eigenen Kultur, meiner Herkunft und<br />
meiner Religion bewusst werde. Kurz<br />
gesagt: Wie kann ich gegenüber anders<br />
Glaubenden meinen eigenen Glauben<br />
vertreten, und wie kann ich mehr über<br />
die Religion des Islam erfahren? Das<br />
setzt aber auch voraus, die oft erkennbare<br />
falsche und gleichgültige Toleranz<br />
gegenüber anderen Religionen und<br />
Weltanschauungen zu überwinden und<br />
stattdessen die tiefen religiösen<br />
Empfindungen der Muslime zu respektieren.<br />
Zum Dialog fähig werden<br />
bedeutet: mit kritischem Interesse<br />
Fragen stellen und den eigenen Glauben<br />
bezeugen, ohne anders Glaubende<br />
auszugrenzen.<br />
Nur in einem gelingenden Zusammenleben<br />
der verschiedenen Kulturen, die<br />
inzwischen das Bild in unserer Gesellschaft<br />
weithin prägen, kann die Zukunft<br />
in unserem Land positiv gestaltet<br />
werden. Für uns Christen heißt das im<br />
Besonderen: die bei uns lebenden<br />
Muslime mit ihrer oft besonderen<br />
Mentalität, mit ihrer Kultur und auch<br />
mit ihrer Religion zu achten bei aller<br />
Unterschiedlichkeit des Glaubens.<br />
Peter Fitschen