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20 Jahre Hospizverein - Hospizverein im Pfaffenwinkel eV

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„In diesem Hotel möchte ich jetzt bleiben ...“<br />

Sebastian und Benedikt Murken, Ute Ziegenhain - Angehörige und Freundin<br />

Ende April <strong>20</strong>06 kam unsere Mutter und Freundin ins Hospiz nach Polling,<br />

nachdem ein unheilbares Lymphom <strong>im</strong> Gehirn diagnostiziert worden war und sie<br />

zunehmend die Orientierung verloren hatte.<br />

Sie war selbst Hospizhelferin <strong>im</strong> <strong>Hospizverein</strong> <strong>im</strong> <strong>Pfaffenwinkel</strong> e. V. gewesen und<br />

somit Sr. Angela bekannt, mit der die Aufnahme unkompliziert geregelt werden<br />

konnte. Sie blieb dort bis zu ihrem Tod am 14. September <strong>20</strong>06, also fast 5<br />

Monate.<br />

Nach fast zwei Monaten Aufenthalt in einem Großklinikum war es ein Segen, sie<br />

dort gut untergebracht und gepflegt zu wissen.<br />

Schon die Ankunft brachte Erleichterung: die lichtdurchfluteten hohen Räume des<br />

Hospizes, der Geruch, die klösterliche Atmosphäre, die den Hauch der Jahrhunderte<br />

spüren ließ, die Liebe und Fürsorglichkeit und große Professionalität der<br />

Schwestern und der Leitung war ein Geschenk. Wir alle wurden hinein genommen<br />

in einen anderen Bereich, der uns eintauchen ließ in ein Leben <strong>im</strong> Bewusstsein<br />

des bevorstehenden Endes.<br />

Viele Erinnerungen tauchen <strong>im</strong>mer wieder auf, wenn wir an den Sommer <strong>20</strong>06<br />

denken. Es war ein heißer Sommer. Der Juli <strong>20</strong>06 war der wärmste je in Deutschland<br />

gemessene Monat überhaupt und der September <strong>20</strong>06 der wärmste<br />

September seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Aber die dicken Mauern haben<br />

die Hitze abgehalten und so auch auf diese Weise Schutz geboten.<br />

Weitere Bilder und Gefühle, die uns <strong>im</strong>mer noch präsent sind: gemeinsames<br />

Mittagessen in der Klosterwirtschaft, der Markt an Pfingsten auf dem kleinen Platz<br />

vor dem Kloster, Ausfahrten mit den Rollstuhl, solange es noch ging. Der Kindergarten<br />

<strong>im</strong> Kloster, wo die jungen Menschenkinder spielten, tollten und fröhliches<br />

Beisammensein angesagt war, dem wir zusehen durften auf unseren Spazierfahrten.<br />

All die liebevollen alltäglichen Aufmerksamkeiten <strong>im</strong> Hospiz selbst:<br />

ausgefallene Essenswünsche, die erfüllt wurden, selbst hergestellte Pflegeöle, die<br />

vielen Kissen, die für die Lagerung <strong>im</strong> Stadium der Bettlägerigkeit täglich<br />

aufgeschüttelt und neu verteilt wurden, um ein Wundliegen zu verhindern, vor<br />

allem aber auch die Gespräche, die manchmal noch möglich waren, dann zuletzt<br />

die „stummen" Zeiten, in denen wir nur für sie da sein konnten und hilflos waren<br />

und unsere Ohnmacht zu ertragen lernten.<br />

Das Personal und die Hospizhelferinnen, die wir in den fünf langen Monaten<br />

kennenlernen durften und die sich auch unserer Nöte und Ängste annahmen und<br />

<strong>im</strong>mer wieder dafür sorgten, dass wir uns auch um uns selbst kümmerten, dass<br />

wir nicht vergaßen, dass unser Leben „draußen“ weiterging, es schöne Momente<br />

<strong>20</strong><br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Hospizverein</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Pfaffenwinkel</strong> e.V.

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