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20 Jahre Hospizverein - Hospizverein im Pfaffenwinkel eV

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„Zu Hause sterben dürfen ...“<br />

aus meiner Betreuungsarbeit <strong>im</strong> ambulanten Bereich, Helge Folkerts, Hospizhelferin<br />

Vor <strong>Jahre</strong>n fanden einige Frauen zueinander, um die Feste des <strong>Jahre</strong>skreises zu<br />

gestalten und zu feiern. Der Sinngehalt von Jungsein, Neubeginn <strong>im</strong> Frühling, die<br />

Vielfalt, Fülle und Reife des Sommers waren mir vertraut. Nun stand an, mich den<br />

Herbst- und Winterbedeutungen zuzuwenden, das Älterwerden, die weise Alte, die<br />

Tödin ins Blickfeld zu nehmen. Um mich der Wirklichkeit von Sterben und Tod<br />

anzunähern, nahm ich an der Ausbildung zur Hospizhelferin teil.<br />

Es gab noch kein stationäres Hospiz. Mein Anliegen war und blieb mitzuhelfen,<br />

dass Menschen - wie es zumeist gewünscht wird - in vertrauter Umgebung sterben<br />

können. Die persönliche Zuwendung, manchmal nur Dasein, eine Unterstützung<br />

oder Entlastung der Angehörigen sind Aufgaben in der Hospizarbeit. Dabei ist mir<br />

wichtig, das Schicksalhafte eines Sterbeprozesses anzuerkennen und einfühlsam<br />

und respektvoll zu begleiten.<br />

Im Folgenden einige ausgewählte Beispiele aus meinen ambulanten Begleitungen:<br />

Der erste Einsatz, dem ich mit gemischten Gefühlen entgegen sah, verlief<br />

ermutigend für mich. Ich wurde in der Sterbenacht zu einem 93-jährigen Herrn<br />

gerufen, dessen erschöpfte Ehefrau nach langer Pflege ein paar Stunden schlafen<br />

wollte. Der alte Herr nahm meine Anwesenheit schon nicht mehr zur Kenntnis. Er<br />

griff mit seiner schwachen Hand <strong>im</strong>mer wieder nach etwas für mich Unsichtbarem.<br />

Die Atempausen wurden länger und gegen Morgen starb der Mann friedlich. Diese<br />

gute Erinnerung half mir, mich auf schwierigere Situationen einzulassen.<br />

Frau J. betreute seit Monaten ihren an Gehirntumor mehrfach operierten, nun doch<br />

sterbenden 54 <strong>Jahre</strong> alten Mann. Sie erbat sich Unterstützung, um ab und zu<br />

etwas Nachtruhe zu finden. Der Patient, ein kräftiger Mann, war durch die<br />

Schmerzmittel nicht <strong>im</strong>mer bei Bewusstsein, aber heftig stöhnend voller Unruhe.<br />

Mit einem dicken Kopfverband und durch viele Medikamente aufgeschwemmt, bot<br />

sich mir <strong>im</strong> Halbdunkel ein gespenstischer Anblick. Es gelang aber nach einer<br />

Weile, den Patienten mit meinem Klangspiel so zu beruhigen, dass er länger gut<br />

schlief und Frau J. sich zurückzuziehen wagte. Die besänftigende Wirkung der<br />

Klänge ließ sich erfolgreich wiederbeleben. Ich übergab Frau J. das kleine<br />

Instrument, damit sie während meiner Abwesenheit selbst etwas für ihren Mann<br />

tun konnte, was sie sehr erfreute. Eine schwierige Nacht erlebten wir, als der<br />

Patient nach Mitternacht zu einem kleinen ärztlichen Eingriff in eine Klinik<br />

24<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Hospizverein</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Pfaffenwinkel</strong> e.V.

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