Fundraising - Landesarbeitsgemeinschaft anderes lernen
Fundraising - Landesarbeitsgemeinschaft anderes lernen
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Christiane Steinmetz<br />
<strong>Fundraising</strong> für<br />
Weiterbildungseinrichtungen<br />
Handreichung und Empfehlungen<br />
Ergebnisse des Modellprojekts „<strong>Fundraising</strong>“ der<br />
Gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur RLP
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Vorwort …………………………………………………………………………………………………………………………… S. 3<br />
2. <strong>Fundraising</strong> für Weiterbildungseinrichtungen – Chancen und Besonderheiten……………..… S. 4<br />
a. Exkurs 1: Die Einrichtung unter die Lupe<br />
genommen.....……………………………………………………………………………………………………… S. 5<br />
3. <strong>Fundraising</strong> für politische Bildung……………………………………………………………………………..……. S. 20<br />
a. Exkurs 2: Wie ich Menschen direkt erreiche…………..……….…………………………………. S. 22<br />
4. Herausforderung - <strong>Fundraising</strong> für die Arbeit mit Frauen……………….………………………………. S. 28<br />
a. Exkurs 3: Die eigene Stiftung gründen………………………………….…………………………….. S.28<br />
5. <strong>Fundraising</strong> für Benachteiligte………………………………………………………………………………………… S. 30<br />
a. Exkurs 4: Unternehmen als Förderer gewinnen…………………………………………………. S. 30<br />
b. Exkurs 5: Stiftungen als Förderer finden..……………………………………….……………………S. 38<br />
c. Exkurs 6: Das Einwerben von Bußgeldern…………………………………….………………………S.40<br />
6. <strong>Fundraising</strong> für Grundbildung und Alphabetisierung………….………………………………………….. S. 42<br />
a. Exkurs 7 Grundsätze von Genossenschaften……………………………………………………… S. 42<br />
7. Ausblick…………………………………………………………………………………………….……………………………. S. 44<br />
AUTORIN<br />
Christiane Steinmetz,<br />
Werkstatt für <strong>Fundraising</strong><br />
www.fundraisingwerkstatt.de<br />
Herausgegeben von der LAG <strong>anderes</strong> <strong>lernen</strong><br />
2
1. Vorwort<br />
Eineinhalb Jahre haben sich die teilnehmenden Bildungseinrichtungen am Modellprojekt<br />
„<strong>Fundraising</strong>“ mit den Gesetzmäßigkeiten, Methoden und Erfolgsfaktoren im <strong>Fundraising</strong><br />
auseinandergesetzt. Für die meisten war es mehr oder minder Neuland. Wenige hatten bis<br />
dahin eine klare <strong>Fundraising</strong>strategie mit Zielen für die nächsten Jahre. Kaum eine<br />
Organisation hat für <strong>Fundraising</strong> bisher explizit Kräfte und Ressourcen dafür bereit gestellt.<br />
Für viele war es ein diffuses, wenig attraktives Thema.<br />
Bei der Abschlussveranstaltung im August 2011 reflektierten die TeilnehmerInnen über die<br />
Veränderungen in der eigenen Haltung und in ihrer Einrichtung durch die Teilnahme am<br />
Modellprojekt. Die meisten sind sich einig, dass sie jetzt viel offener für das Thema sind und<br />
es auch in ihrer Organisation gelungen ist, dass Überlegungen im <strong>Fundraising</strong> fester<br />
Bestandteil bei der Organisationsentwicklung und der Planung der nächsten Projekte und<br />
Aktivitäten geworden ist. Die meisten waren auch bereit, sich selbst besser für <strong>Fundraising</strong><br />
aufzustellen. Das heißt Websites wurden erneuert, neue Flyer gedruckt, Leitbilder<br />
überarbeitet und das eigene Profil geschärft. Auch bei der Planung neuer Projekte gehen die<br />
meisten nun viel planvoller und gezielter vor. Es wird jetzt vom Ziel her gedacht. Was wollen<br />
wir, was brauchen wir dafür, wer kann uns helfen und wie finden wir unsere PartnerInnen<br />
und UnterstützerInnen. Überhaupt ist allen klar geworden: <strong>Fundraising</strong> hat nichts mit betteln<br />
zu tun. Sponsoren und Förderer bekommen Angebote und wenn die Einrichtungen die<br />
Projekte attraktiv ausarbeiten und die Förderer damit überzeugen können, haben beide<br />
Seiten etwas davon.<br />
Eine Teilnehmerin fasst es kurz zusammen: „<strong>Fundraising</strong> ist jetzt keine Zauberei mehr,<br />
sondern machbar, transparent und praktikabel“.<br />
In der folgenden Handreichung sollen nun die Inhalte der einzelnen Einheiten<br />
zusammengefasst werden, sodass auch andere Bildungseinrichtungen von den Erkenntnissen<br />
des Modellprojektes profitieren können und auch sie die Chance bekommen, an ihrer<br />
Haltung, ihrer Organisation und damit letztlich an den Chancen zu arbeiten, beim <strong>Fundraising</strong><br />
erfolgreich zu sein.<br />
Zuerst wird ein kurzer Überblick über die Chancen und Besonderheiten beim <strong>Fundraising</strong> im<br />
Bildungsbereich im Allgemeinen gegeben. Da das Modellprojekt verschiedene Aspekte der<br />
Bildung wie politische Bildung, Bildung für Benachteiligte, für Frauen und Grundbildung<br />
nacheinander analysiert und die jeweils besonderen Chancen und erfolgreichsten<br />
Vorgehensweisen herausgearbeitet hat, ist auch die Handreichung nach diesen vier<br />
Themenfeldern gegliedert.<br />
Zum Abschluss wird dann in einem Ausblick über die möglichen Weiterentwicklungen für die<br />
Einrichtungen und für die Bildung im Allgemeinen gegeben.<br />
3
2. <strong>Fundraising</strong> für Weiterbildungseinrichtungen – Chancen und<br />
Besonderheiten<br />
<strong>Fundraising</strong> für die Weiterbildung im Allgemeinen ist schwierig, das wurde den Teilnehmenden<br />
des Modellprojektes bereits im Einführungsseminar deutlich. Das liegt an den<br />
Gesetzmäßigkeiten, wie <strong>Fundraising</strong> funktioniert.<br />
Das Wort „<strong>Fundraising</strong>“ setzt sich zusammen aus den englischen Worten fund (Quelle, Kapital)<br />
und to raise (erschließen, etwas aufbringen). Eine Übertragung ins Deutsche gelingt nur, wenn<br />
man eine Reihe von Gesichtspunkten mit einbezieht, die dann alle zusammengefasst <strong>Fundraising</strong><br />
ausmachen.<br />
Einer dieser Gesichtspunkte ist die Freundschafts- und Beziehungspflege. Ohne Freundinnen und<br />
Freunde und ohne Unterstützerinnen und Unterstützer kann keine Organisation, die von<br />
Einnahmen aus <strong>Fundraising</strong>aktivitäten leben muss existieren. Dazu zählen Privatpersonen,<br />
Einrichtungen sowie Unternehmen und Behörden. Jede Einrichtung hat ihre speziellen<br />
Zielgruppen, die sie unterstützen. Haben sich Weiterbildungseinrichtungen nun als reine<br />
Dienstleister aufgestellt, die von den Teilnahmebeiträgen und staatlichen Zuschüssen leben,<br />
dann ist es ihnen fremd, intensive Arbeit in die Netzwerke und Unterstützerkreise zu investieren.<br />
Auch identifizieren sich Geldgeber und Förderer selten mit der Weiterbildung an sich, sondern<br />
möchten sich für bestimmte Menschen oder Themen engagieren, die ihnen am Herzen liegen.<br />
Deshalb wurde schnell klar: Erfolgreiches <strong>Fundraising</strong> für Weiterbildung funktioniert nur über die<br />
Geschichten der Menschen, die von der Weiterbildung profitieren beziehungsweise über Werte<br />
und Themengebiete, für die es sich zu engagieren lohnt.<br />
Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die Öffentlichkeitsarbeit. Um Menschen als FreundInnen<br />
und UnterstützerInnen zu gewinnen, muss ich wissen, wen ich wann wie erreiche. Am besten<br />
wäre es, man könnte mit allen persönlich sprechen und das Anliegen erklären. Ab einer gewissen<br />
Größe des Netzwerkes ist das einfach nicht mehr praktikabel. Es wird notwendig, Wege zu<br />
finden, möglichst viele Menschen mit möglichst wenig Aufwand und dennoch so persönlich wie<br />
möglich zu erreichen. Für erfolgreiches <strong>Fundraising</strong> ist also ein richtiger Mediaplan notwendig,<br />
der genau definiert, welche Zielgruppen über welchen Kommunikationsweg erreicht werden<br />
sollen. Unsere teilnehmenden Weiterbildungseinrichtungen hatten bisher als Hauptziel ihrer<br />
Öffentlichkeitsarbeit, ihre Bildungsprogramme publik zu machen, um für die einzelnen<br />
Veranstaltungen möglichst viele Teilnehmende zu finden. Völlig vernachlässigt wurde bisher oft<br />
die Kommunikation an die FreundInnen und UnterstützerInnen. Nicht nur: „Was machen wir“,<br />
sondern „Was brauchen wir von Dir, um unsere Arbeit gut machen zu können.“ Gerade in der<br />
Weiterbildung ist eine solche Kommunikation unüblich. Die komplette Öffentlichkeitsarbeit<br />
musste oft um den Aspekt erweitert werden, gezielt zu kommunizieren, was man braucht, um<br />
seine wichtige Bildungsarbeit überhaupt ausführen zu können. Wichtiger werden in diesem Fall<br />
auch die Gestaltung und die Hochwertigkeit der Materialien. Die oft noch handkopierten<br />
Faltblätter auf buntem Papier mussten daher abgelöst werden von wertvolleren Materialien und<br />
einer Website, die das eigene Profil hervorheben und die Einzigartigkeit der Einrichtung deutlich<br />
werden lassen.<br />
Der nächste Aspekt ist das strategische Vorgehen im <strong>Fundraising</strong>. <strong>Fundraising</strong> ist kein<br />
Zufallsprodukt, sondern Resultat einer planvollen, langfristigen und nachhaltigen<br />
4
Vorgehensweise. Doch um klar definieren zu könne, wie viel Geld in den nächsten Jahren über<br />
<strong>Fundraising</strong> eingeworben werden muss, müssen die Weiterbildungseinrichtungen auch klar<br />
wissen, wo sie selbst hinwollen. Hier waren von den meisten Weiterbildungseinrichtungen<br />
Prozesse der Organisationsentwicklung gefragt. Deutlich erfolgreicher im <strong>Fundraising</strong> waren die,<br />
die klar wussten, wie viel Geld sie bis wann für was brauchten. Das heißt, beim <strong>Fundraising</strong> wird<br />
immer vom Ziel her gedacht. Es geht nicht um Zufall, sondern um methodisches, strategisches<br />
Vorgehen mit Zeit- und Aufgabenplänen.<br />
Trotzdem wurde allen klar: Die Gelder im <strong>Fundraising</strong> werden nicht nach klaren Kriterien<br />
vergeben und was beim einen funktioniert, ist beim anderen nicht anwendbar. Alle<br />
Teilnehmenden waren immer wieder erstaunt wie unterschiedlich die Ergebnisse bei den<br />
einzelnen Einrichtungen ausgefallen sind, obwohl die Analyseeinheiten grundsätzlich sehr ähnlich<br />
waren. Jede Weiterbildungseinrichtung hat ihren eigenen Charakter, ihre eigenen Freundes- und<br />
Unterstützerkreise, ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten, ihre Besonderheiten und so muss jeder<br />
<strong>Fundraising</strong>mix ganz individuell auf die Organisation zugeschnitten werden.<br />
Jede Arbeitseinheit im Modellprojekt begann mit einer Analyseeinheit. Deshalb wird in einem<br />
ersten Exkurs dargestellt, welche Aspekte der Einrichtung beleuchtet werden und welche<br />
Auswirklung die Ergebnisse auf die individuell erarbeitete <strong>Fundraising</strong>strategie hatten.<br />
Exkurs 1 Die Einrichtung unter die Lupe genommen<br />
Bevor man voller Tatendrang an potenzielle UnterstützerInnen und SpenderInnen herantritt,<br />
lohnt es sich, erst die eigene Organisation unter die Lupe zu nehmen. Das hilft, die eigene<br />
Einrichtung einmal aus der Sicht von potenziellen UnterstützerInnen und SpenderInnen zu sehen<br />
und ein Gespür dafür zu entwickeln, wer die richtigen AnsprechpartnerInnen sind und wie sie am<br />
besten erreicht werden können.<br />
Entscheidendes Kriterium zur Beurteilung Ihrer Einrichtung ist jedoch das <strong>Fundraising</strong>-Ziel, das<br />
Sie sich gesetzt haben. Es ist sozusagen die Messlatte, die Sie an Ihre Organisation anlegen.<br />
Möchten Sie 300 000 Euro in einem halben Jahr einwerben, dann liegt die Latte wesentlich höher<br />
als bei 30 000 in einem Jahr oder 3000 in zwei Jahren. Bei der Beantwortung der unten<br />
stehenden Fragen, entscheidet letztlich das Ziel, ob die Antworten Stärken oder Schwächen Ihrer<br />
Organisation sind.<br />
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, ...<br />
Formulieren Sie daher Ihr <strong>Fundraising</strong>-Ziel in aller Vorläufigkeit, bevor Sie sich den nachfolgenden<br />
Fragen widmen.<br />
Die Beantwortung der folgenden Fragen sollte in einem Team geschehen, das alle Ebenen der<br />
Organisation abdeckt. Das heißt angefangen bei der Geschäftsführung, über fachlich<br />
Verantwortliche, bis hin zu Haupt- und Ehrenamtlichen sollten VertreterInnen in dem Team<br />
5
präsent sein. Das legt den Grundstein dafür, dass alle Ebenen in die folgenden<br />
Entscheidungsprozesse einbezogen werden, diese in ihrem jeweiligen Umfeld vermitteln können<br />
und die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen entsprechend ihrer Position unterstützen.<br />
In dem Team sind die grau unterlegten Fragen der einzelnen Analysepunkte gemeinsam zu<br />
diskutieren und die Ergebnisse in den jeweiligen Notizblättern festzuhalten.<br />
Frage 1: Wie sehen wir uns selbst?<br />
Es lohnt sich immer ein Blick in den Spiegel, bevor man auf Andere zugeht. Oft sieht man die<br />
eigene Organisation ganz anders als Andere sie wahrnehmen. Deshalb gilt es zuerst einmal, sich<br />
das eigene Bild, das man von seiner Einrichtung hat, bewusst zu machen. Dabei unterscheiden<br />
wir zwischen dem Realbild, wie es wirklich momentan ist, und dem Idealbild, wie Sie sich die<br />
Einrichtung wünschen würden. Vielleicht haben Sie ja bereits als Idealbild ein Leitbild für Ihre<br />
Einrichtung schriftlich festgehalten und wissen, wie Sie gerne sein würden.<br />
Haben Sie dieses Idealbild noch nicht festgelegt, so ist es notwendig, sich über die Visionen der<br />
Einrichtung für die nächsten Jahre, aber auch darüber hinaus zu unterhalten. Visionen eignen<br />
sich dazu, Projekte und Vorhaben zu begründen. Fehlt dagegen die Vision, dann ist das Projekt in<br />
seiner Notwendigkeit schwerer zu rechtfertigen.<br />
Neben Visionen bestimmen Werte das Handeln einer Einrichtung. Sie bilden den Richtwert bei<br />
Entscheidungen und der Festlegung von Strategien. Werte dienen zur Motivation für ein Projekt.<br />
Menschen, die ähnliche Werte zur Grundlage ihres Handelns machen, werden Sie gut verstehen<br />
und Ihr Projekt fördern.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Beschreiben Sie Ihre Einrichtung in zwanzig Worten.<br />
Welche Werte bestimmen Ihre Einrichtung, Ihre Arbeit und Ihr<br />
öffentliches Handeln?<br />
Haben Sie ein Leitbild? Wenn ja, entspricht es dem Bild, das Sie<br />
selbst von Ihrer Organisation haben?<br />
Werden Sie visionär, wie soll Ihre Einrichtung in zehn Jahren aussehen?<br />
Wenn hierüber mit MitarbeiterInnen und Ehrenamtlichen noch nie diskutiert wurde, empfiehlt<br />
es sich auch hier, eine gemeinsame Basis zu finden. Denn wenn sich eine Organisation darüber<br />
im Klaren ist, warum sie was tut, ist sie wesentlich überzeugender gegenüber Anderen, als wenn<br />
die Motivation für ein Projekt oder eine Aktion unklar und schwammig ist.<br />
6
Notizblatt 1:<br />
So sehen wir uns selbst<br />
________________________ ist eine Organisation, die<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
Bei unserem Handeln ist uns wichtig, dass<br />
‣<br />
‣<br />
7<br />
‣
Frage 2: Welche Ziele haben wir uns selbst gesetzt?<br />
Eine Weiterbildungseinrichtung verfolgt immer eine ganze Reihe von Zielen. Einmal sind es die<br />
generellen Ziele. Bei der Bildung sind dies auf jeden Fall die Wissensvermittlung, die Definition der<br />
Themenfelder in der diese erfolgen soll und die Abgrenzung der Zielgruppen, die mit den Angeboten<br />
erreicht werden sollen.<br />
Neben diesen generellen Zielen hat jede Einrichtung aktuelle Ziele. Das können im pädagogischen<br />
Bereich ein bestimmtes Projekt, im Haushaltsbereich das Einwerben von zusätzlichen Mitteln und in<br />
Bezug auf die Gebäudeerhaltung, Umbau- und Renovierungsmaßnahmen sein.<br />
Ideal ist, wenn diese Ziele in einem Mehrjahresplan genau festgehalten sind. Das zeigt potenziellen<br />
Geldgeberinnen, dass die Einrichtung planvoll vorgeht, ihre eigenen Kräfte einzuschätzen weiß und<br />
insgesamt die angegangenen und geplanten Maßnahmen aufeinander aufbauen. So ist das Projekt,<br />
für das Spenden erbeten werden, klar eingebettet in eine Gesamtzielsetzung. Dies ist gut zu<br />
kommunizieren.<br />
Notizblatt 2:<br />
Unsere Ziele<br />
Generell haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
Im nächsten Jahr wollen wir erreichen, dass<br />
‣<br />
‣<br />
‣<br />
Frage ‣ 3: Was können wir, worin sind wir unschlagbar?<br />
8<br />
In fünf Jahren soll sich bei uns folgendes entwickelt haben:
Die Beantwortung dieser Fragen dient einerseits der Selbstbestätigung, offenbart andererseits<br />
natürlich auch Schwächen und Mängel.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Was haben wir schon alles erreicht?<br />
Was steht uns zur Verfügung, sowohl in personeller, materieller als auch<br />
finanzieller Hinsicht?<br />
Wo liegen unsere besonderen Fähigkeiten?<br />
Was können wir wirklich gut und können uns damit durchaus sehen lassen?<br />
lassen?<br />
Es ist ganz natürlich, dass Sponsoren lieber eine Einrichtung unterstützen, die bereits in<br />
anderen Fällen bewiesen hat, dass sie leistungsfähig ist und die über verlässliche Strukturen<br />
verfügt. Von Bedeutung sind auch die sozialen, ethisch-moralischen und<br />
ökologischen Kompetenzen.<br />
<br />
<br />
Was leistet Ihre Einrichtung für die Gesellschaft und worin ist sie für<br />
die Gesellschaft unverzichtbar. Oder andersrum gefragt:<br />
Was würde geschehen, wenn es Sie morgen nicht mehr gäbe?<br />
Die Erfahrung zeigt, dass die Bedeutung einer Einrichtung für das Wohl der Gesellschaft immer auch<br />
ausschlaggebend für die Gebebereitschaft von potenziellen UnterstützerInen ist. Das heißt, umso<br />
mehr es einem gelingt, die Notwendigkeit seiner Existenz zu unterstreichen, umso größer ist die<br />
Bereitschaft der Sponsoren und SpenderInnen, Ihnen und nicht Anderen zu helfen.<br />
Notizblatt 3:<br />
Was wir können<br />
Folgende personelle Kompetenz steht uns zur Verfügung:<br />
‣<br />
‣<br />
Worin sind wir unschlagbar?<br />
9
Frage 4: Was denken die anderen von uns?<br />
Weiter oben haben wir uns mit dem Idealbild auseinander gesetzt. Nun kommen wir zu dem<br />
Realbild. Oft wird man von außen ganz anders wahrgenommen, als man sich selbst sieht. Fragen, die<br />
Sie beantworten sollten:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Welches Bild haben Hauptamtliche von Ihrer Einrichtung?<br />
Welches Bild haben Ehrenamtliche von Ihrer Einrichtung?<br />
Wie sieht die unmittelbare Nachbarschaft Ihre Einrichtung?<br />
Was sagen die Menschen vor Ort, die die Einrichtung nur vom Hörensagen<br />
kennen?<br />
Welche Assoziationen haben Menschen in der Region in Bezug auf Ihre<br />
Einrichtung?<br />
Wie sieht Sie die Konkurrenz?<br />
Interessant ist nun zu überprüfen wie groß die Unterschiede in den einzelnen Wahrnehmungen Ihrer<br />
Organisation untereinander sind. Umso mehr Meinungen es gibt, umso unklarer sind Ihre Signale<br />
nach außen. Haben Sie dagegen Ihr Selbstbild gut kommuniziert und leben es auch, werden<br />
Außenstehende Sie als glaubhaft und als ein zusammengehöriges Ganzes wahrnehmen.<br />
Notizblatt 4:<br />
So denken die anderen von uns<br />
Menschen, die bei uns hauptamtlich arbeiten, sehen uns als<br />
‣<br />
‣<br />
Menschen, die ehrenamtlich bei uns arbeiten, sehen uns als<br />
‣<br />
‣<br />
Menschen, die in unserer Nachbarschaft wohnen, denken<br />
‣<br />
‣<br />
Menschen aus der Region sagen über uns, dass<br />
‣<br />
‣<br />
10
Frage 5: Woher kommt unser Geld?<br />
Dieser Punkt ist meistens heikel, weil sich viele nicht in die Karten schauen lassen wollen. Dabei wird<br />
unterschätzt, wie Vertrauen erweckend eine transparente Finanzierung wirken kann. Organisationen,<br />
die nicht bereit sind, ihre Bilanzen offen auf den Tisch zu legen, stehen im Verdacht, zweckbestimmte<br />
Gelder nicht ihrer Bestimmung zufließen zu lassen. Würden Sie einer Organisation spenden, wenn Sie<br />
die Verwendung der Mittel nicht nachvollziehen könnten?<br />
Es gibt auch Organisationen, die leiden unter Gerüchten, dass Sie sich vor Geld kaum retten können.<br />
Auch hierfür ist eine klare Offenlegung der Finanzierung, zum Beispiel durch die Veröffentlichung der<br />
Bilanz im Jahresbericht o.ä. die beste Waffe.<br />
Es ist aber nicht nur wegen der Vertrauensbildung unabdingbar, sich die eigene Finanzierung noch<br />
einmal vor Augen zu führen. Eine solche Bilanz zeigt zudem die Stärken und Schwächen des<br />
Haushalts auf.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Woher kommt denn das meiste Geld?<br />
Aus öffentlichen Zuschüssen, aus eigenen Leistungen, aus Spenden?<br />
Welche Bereiche sind gut finanziert, welche notorisch unterfinanziert?<br />
Warum ist das so?<br />
Wie entwickelt sich die Haushaltslage?<br />
Ist die ganze Finanzierung nur auf eine oder wenige Quellen gebaut?<br />
Oder verteilt sich Finanzierung gut auf verschiedene Standbeine, sodass<br />
ohne Probleme ein oder zwei Quellen zurückgehen oder ganz versiegen<br />
können?<br />
Sind bei der Beantwortung dieser Fragen zu viele Unsicherheiten zu erkennen, ist ein weiteres<br />
Projekt unter Umständen zu risikoreich, auch ein <strong>Fundraising</strong>projekt.<br />
Notizblatt 5<br />
Unsere jährlichen Einnahmen<br />
(Tragen Sie die Prozentanteile in Form von Kuchenstücken, die die Eigenmittel, die<br />
öffentlichen Mittel, Spenden u. ä. angeben, in den Kreis ein)<br />
Einnahmen<br />
Insgesamt<br />
________ 11 €
Unsere jährlichen Ausgaben<br />
(Tragen Sie die Prozentanteile in Form von Kuchenstücken für Personalkosten, Sachmittel,<br />
Öffentlichkeitsarbeit u. ä. ein) Ausgaben<br />
Insgesamt<br />
________ €<br />
Frage 6: Wer weiß was woher von wem?<br />
Jede Organisation, die lebt, arbeitet und sich entwickelt, produziert ständig Neuigkeiten, die Andere<br />
erfahren müssen. Diejenigen, die die Leistungen der Einrichtung nutzen, müssen wissen, wann, wo<br />
und zu welchen Bedingungen Leistungen abgerufen werden können. Diejenigen die haupt- und<br />
ehrenamtlich mitarbeiten, müssen informiert werden, über Neuigkeiten, Personalwechsel,<br />
Aktivitäten, Änderungen in den Angeboten. Diejenigen, die die Organisation unterstützen, müssen<br />
erfahren, was Ihre Organisation vorhat, warum sie unterstützenswert ist und was es für sie selbst für<br />
Vorteile hat, die Organisation dabei zu unterstützen.<br />
<br />
Welche Informationsmaterialien haben Sie für welche Zielgruppe?<br />
<br />
Welche Kommunikationswege nutzen Ihre Zielgruppen am liebsten?<br />
Notizblatt 6:<br />
12
Frage 7: Mit wem für wen?<br />
Die eigene Organisation steht selten alleine da, sondern arbeitet in einem Netzwerk mit<br />
Dienstleistern, Fachleuten, Verbänden und Organisationen mit ähnlichen Zwecken. Diese<br />
GesprächspartnerInnen werden im Folgenden als „Dialoggruppen“ bezeichnet. Es ist sehr hilfreich,<br />
sich dieses Netzwerk bei der Planung einer <strong>Fundraising</strong>aktion noch einmal bewusst vor Augen zu<br />
führen.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Mit wem tauschen Sie sich regelmäßig aus?<br />
Wer arbeitet in der Region an ähnlichen Themen?<br />
Wer unterstützt Sie bei Ihrer Arbeit?<br />
Mit wem stehen Sie in fachlichem Kontakt?<br />
Bei der Aufstellung tauchen oft Ideen auf, auf welche Kontakte man eventuell zurückgreifen kann,<br />
um nötige Hilfestellungen zu erlangen. Sie offenbart aber auch fehlende Kontakte und zeigt Lücken<br />
auf, die im Zuge der Durchführung des <strong>Fundraising</strong>projektes geschlossen werden können.<br />
Dazu ist es auch sinnvoll, einmal die Organisationen in der Region zusammen zu stellen, die<br />
an ähnlichen Themen arbeiten. Denn diese suchen ebenfalls Unterstützung<br />
für ihre Projekte und sind in Bezug auf den Markt der SpenderInnen und UnterstützerInnen<br />
Konkurrenz. Daher ist es sinnvoll, sich zu erkundigen:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Was ist deren Ziel, deren Selbstverständnis?<br />
Was ist an der Arbeit der Anderen ganz anders als bei Ihnen?<br />
Was machen sie fast gleich?<br />
Wie stellen sich die anderen in der Öffentlichkeit dar?<br />
Welche UnterstützerInnen haben sie?<br />
Wie finanzieren sie ihre Arbeit?<br />
Beantwortet man diese Fragen, ist man auch auf die Frage vorbereitet, die einem sehr häufig gestellt<br />
wird, nämlich: „Warum soll ich gerade Euch unterstützen?“ und hilft der Profilierung der eigenen<br />
Arbeit.<br />
Eng bei der Frage mit wem liegt die Frage, für wen sind wir eigentlich da? Bei deren Beantwortung<br />
kann deutlich werden, dass die Einrichtung beispielsweise ganz auf Kinder- und Jugendliche<br />
ausgerichtet ist. Dieser Personenkreis wird im Folgenden als „Zielgruppe“ bezeichnet. Die direkten<br />
Zielgruppen der Einrichtungen, sind immer auch ausschlaggebend für die später auszuwählenden<br />
Sponsoren. Denn diese wollen über das Sponsoring ihre eigenen Zielgruppen erreichen. Das heißt,<br />
ein Hersteller von Spielwaren ist eher für eine Sponsoringaktion im Kindergartenbereich zu<br />
gewinnen, ein Hersteller von Baustoffen allerdings will mit seiner Unterstützung eher die Eltern der<br />
Kinder ansprechen.<br />
13
Also:<br />
<br />
<br />
Für wen ist Ihre Arbeit in erster Linie bestimmt?<br />
Wen können Sie im Umfeld Ihrer Zielgruppen noch erreichen?<br />
Die Zielgruppe, für die Sie arbeiten, bestimmt gleichzeitig auch die Zielgruppe, die als potentieller<br />
Spender in Frage kommt. Zuerst empfiehlt es sich das Umfeld der eigenen Zielgruppe zu<br />
untersuchen. Bei der Zielgruppe Kinder und Jugendliche sind das beispielsweise die Eltern und<br />
Großeltern im privaten Bereich. Im wirtschaftlichen Bereich sind es all diejenigen Unternehmen, die<br />
beispielsweise Kinder, Jugendliche und Familien als Kunden haben.<br />
Um sich die Dialoggruppen, die direkten Zielgruppen und die darum gelagerten<br />
<strong>Fundraising</strong>zielgruppen bewusst zu machen, empfiehlt es sich, unten stehendes Schaubild<br />
auszufüllen. Das ist eine wichtige Vorarbeit für die nächsten Schritte.<br />
Notizblatt 7<br />
Unsere Dialoggruppen<br />
Bitte fügen Sie die Namen der jeweiligen Dialoggruppen in Form von Ästen an<br />
den inneren Kreis, der Ihre Einrichtung darstellt.<br />
Beispiel:<br />
Stadt<br />
Land<br />
Name Ihrer<br />
Einrichtung:<br />
14
Unsere Zielgruppen<br />
Bitte fügen Sie die Namen der jeweiligen Dialoggruppen in Form von Ästen an<br />
den inneren Kreis, der Ihre Einrichtung darstellt.<br />
Name Ihrer<br />
Einrichtung:<br />
Frage 8: Was passiert um uns herum?<br />
Nicht zu unterschätzen bei der Planung von <strong>Fundraising</strong>wegen sind die Rahmenbedingungen, die Ihre<br />
Organisation beeinflussen.<br />
Wie sieht die wirtschaftliche und politische Großwetterlage aus?<br />
Steht ein Wandel an?<br />
Welchen gesellschaftlichen Stellenwert haben die Werte, die Ihre<br />
Organisation vertritt?<br />
Welche Einflüsse haben Konsum-, Freizeit-, Verhaltens- und Neigungstrend<br />
auf das Angebot der Organisation?<br />
15
Stößt beispielsweise das Thema Ökologie im Allgemeinen auf geringes Interesse, ist es schwieriger<br />
dieses Thema zu bewerben, als ein Thema, das gerade modern ist und in aller Munde. Um die<br />
allgemeine Stimmungslage abzuschätzen, lohnt es sich im Internet zu recherchieren, sich die<br />
Ergebnisse aktueller Umfragen anzuschauen und aufmerksam die allgemeine Berichterstattung zu<br />
verfolgen.<br />
Unterm Strich – wie schätzen Sie nach der Analyse ihre Chancen ein, das ursprünglich<br />
gesetzte <strong>Fundraising</strong>ziel zu erreichen?<br />
Nachdem Sie Ihre Einrichtung gründlich unter die Lupe genommen haben, liegen eine Menge Fakten<br />
noch recht unsortiert auf dem Tisch. Diese sind die Grundvoraussetzung für die richtigen<br />
Entscheidungen und letztlich für ein erfolgreiches <strong>Fundraising</strong>. Deshalb ist es nun wichtig die<br />
vorhandenen Ergebnisse richtig auszuwerten und weiter zu verarbeiten.<br />
Dazu gehört eine Zuordnung der erarbeiteten Fakten in die Kategorien Stärken, Schwächen, Chancen<br />
und Risiken natürlich unter dem Gesichtspunkt der Zielerreichung.<br />
Das heißt, Ihr Ziel ist maßgebend für die Bewertung Ihrer Möglichkeiten.<br />
Wie ein Wanderer einschätzt, ob er genug Proviant, Ausdauer, Ausrüstung hat und das Wetter<br />
mitspielt, um eine bestimmte Wegstrecke von A nach B in einer bestimmten Zeit zurückzulegen, so<br />
müssen Sie einschätzen, ob Ihre Finanzen, Ihre personellen Möglichkeiten, Ihr Bekanntheitsgrad, Ihr<br />
Image und Ihre Kontakte ausreichen, um die Summe X in der Zeit Y einzuwerben.<br />
Als erstes untersuchen wir die Pluspunkte. Dazu zählen alle Punkte, auf die Sie tatsächlich<br />
zurückgreifen können. Zum Beispiel, dass viele engagierte Ehrenamtliche zur Verfügung stehen, dass<br />
Sie bereits bei anderen Projekten Ihre Glaubwürdigkeit und Ihr Können unter Beweis gestellt haben,<br />
dass Sie gute Werbematerialien besitzen, dass Sie einen hohen Bekanntheitsgrad genießen, dass Sie<br />
auf ein funktionierendes und bewährtes Netz von UnterstützerInnen zurückgreifen können und<br />
ähnliches.<br />
Ebenso unverblümt wie den vorhandenen Stärken wenden wir uns dann den Dingen zu, die<br />
offensichtlich die Zielerreichung erschweren. Hierbei handelt es sich ebenfalls um tatsächlich<br />
vorhandene Schwächen.<br />
Wichtig ist, dass Sie die Schwächen immer in Bezug auf Ihr Ziel sehen. Es kann durchaus Schwächen<br />
in Ihrer Organisation geben, die der Zielerreichung nicht im Geringsten im Wege stehen. Typische<br />
Schwächen von Organisationen in Bezug auf das <strong>Fundraising</strong> sind beispielsweise, dass Sie keine<br />
Spenderdatei haben und UnterstützerInnen bisher nicht ausreichend gepflegt wurden. Oder dass es<br />
zwar viele Öffentlichkeitsmaterialien gibt, die die Leistungen der Einrichtung verdeutlichen, aber<br />
keine Medien da sind, die sich direkt an Spender wenden und die Sinnhaftigkeit und den Nutzen<br />
einer Unterstützung genau Ihrer Organisation darstellen. Auch der Bedarf an Mitteln wird oft nicht<br />
ausreichend und nicht an die richtigen Adressen kommuniziert. Nicht selten kommt hinzu, dass die<br />
Einrichtung von Außenstehenden anders wahrgenommen wird als von Insidern. Auch die<br />
Verantwortlichen für das <strong>Fundraising</strong> fehlen häufig.<br />
Neben den Stärken sollten wir auch die Chancen betrachten, die einem bei der Zielverwirklichung zu<br />
Gute kommen könnten. Haben wir bei den Stärken, die Sicherheit, dass wir auf Vorhandenes<br />
zurückgreifen können, ist dies bei Chancen zwar möglich, aber von uns selbst nicht unmittelbar<br />
16
eeinflussbar. Zum Beispiel ist es eine Chance für Ihr Projekt, wenn sein Zweck Kindern und<br />
Jugendlichen zu Gute kommt, da ca. 22% der Bevölkerung in Deutschland laut der Umfrage des TNS-<br />
Emnid-Spendenmonitors bereit wären, für diesen Zweck zu spenden. Die Chance kann sich zu Ihren<br />
Gunsten auszahlen, muss es aber nicht. Nämlich dann, wenn andere Einrichtungen in Ihrer Nähe für<br />
denselben Zweck Spenden einwerben und dabei vielleicht besser als Sie die passgenaue Ansprache<br />
der potentiellen Spender treffen. Andere Chancen ergeben sich aus dem unmittelbaren Umfeld Ihrer<br />
Einrichtung. Wenn z.B. die Sparkasse im letzten Jahr eine Konkurrenzeinrichtung von Ihnen gefördert<br />
hat, stehen dieses Jahr die Chancen gut, dass Ihre Einrichtung aus dieser Quelle Gelder erhält. Doch<br />
was die Sparkasse letztlich wirklich fördert, bleibt ihr überlassen.<br />
Wie Chancen ein Projekt positiv beeinflussen können, gibt es auch Risiken, die Ihnen hinderlich sein<br />
können, ohne dass Sie es beeinflussen können. Umso wichtiger ist, dass Sie sich bereits im Vorfeld<br />
mit möglichen Gefahren auseinandersetzen, um mögliche Misserfolge abfedern zu können. Es ist so<br />
ähnlich wie der Schlechtwetterplan für eine Gartenparty. Wer sich dafür nicht gerüstet hat, kann<br />
ganz schön ins Wasser fallen. Typische Risiken im <strong>Fundraising</strong>bereich sind wirtschaftliche Flauten,<br />
große Katastrophen, die über die Medien hohe Spendenbereitschaft wecken und die Spendenflüsse<br />
umlenken. Ein Risiko ist natürlich auch immer, dass man sich bei seinen potentiellen Spendern<br />
verschätzt hat und die allgemeine Spendenbereitschaft wesentlich geringer ausfällt. Sollten Sie viele<br />
Risiken sehen, so empfiehlt es sich, einen Stufenplan zu entwickeln. Dass heißt, wenn ein Schritt<br />
wirklich fehlgeschlagen ist, kommt die nächste Stufe. Dieses Vorgehen schont Ressourcen und bietet<br />
Sicherheiten für den Fall der Fälle.<br />
Notizblatt 9<br />
Um unser <strong>Fundraising</strong>ziel, die Summe X in der Zeit Y einzuwerben,<br />
ist es gut, dass wir...<br />
fehlt uns leider...<br />
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Um unser <strong>Fundraising</strong>ziel, die Summe X in der Zeit Y einzuwerben,<br />
könnte uns zu Gute kommen, dass...<br />
könnte uns passieren, dass...<br />
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So nun haben Sie die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken Ihrer Organisation deutlich vor<br />
Augen und damit den theoretischen und anstrengendsten Teil auf dem Weg zu einem<br />
erfolgreichen <strong>Fundraising</strong> hinter sich. Die Grundlagen sind geschaffen. Jetzt gilt es, sich<br />
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hinreichend über mögliche Wege und Methoden zu informieren, bevor man die Strategie für<br />
die eigene Einrichtung festlegt.<br />
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3. <strong>Fundraising</strong> für politische Bildung<br />
Politik funktioniert über Mehrheiten, die für ein bestimmtes gesellschaftliches Thema einstehen und<br />
Interesse an der Umsetzung haben. Politische Bildung ist ein Weg, Menschen für bestimmte<br />
gesellschaftliche Problemfelder zu sensibilisieren, sie an Aktionsgruppen zu binden, die sich für<br />
dieselben Themenfelder einsetzen und diese Gruppen zu mobilisieren, gemeinsam an einem<br />
gesellschaftlichen Wandel zu arbeiten. Diese Arbeitsweise hat direkte Auswirkung auf die Auswahl<br />
der <strong>Fundraising</strong>instrumente, die bei der Unterstützung der Arbeit der politischen Bildung gut<br />
funktionieren: Mitglieder, Fördermitglieder und Spenden.<br />
Im Modellprojekt „<strong>Fundraising</strong>“ haben wir eine Beispielorganisation für politische Bildung näher<br />
unter die Lupe genommen. Obwohl diese sich bisher recht stiefmütterlich um die Mitglieder im<br />
Verein gekümmert hatte, gab es viele Mitglieder, die seit Jahrzehnten dabei waren und auch<br />
regelmäßig spendeten. Auch die große und beständige Anzahl an Mitgliedern zeigte schnell, dass hier<br />
noch ungenutztes Potential schlummerte. Durch Instrumente, die die bisherigen Mitglieder besser an<br />
die Einrichtung bindet, die sie mehr involviert und die neue Mitglieder oder auch neue<br />
Fördermitglieder akquiriert, kann die gut berechenbare Einnahmequelle „Mitgliedsbeiträge“<br />
konstant gehalten und erhöht werden. Bei der politischen Bildung sind Mitglieder gleichzeitig<br />
SympathisantInnen für ein bestimmtes Thema, sie fühlen sich verbunden durch Werte, die sie teilen<br />
und Visionen von der Zukunft der Gesellschaft.<br />
Ein besonderer Fokus soll dabei von nun an auch verstärkt auf die Neugewinnung von jüngeren<br />
Mitgliedern gelegt werden. Durch Einbindung in Projekte, Fortbildungen, Praktika sollen die jungen<br />
Mitglieder den Einstieg in die Organisation finden.<br />
Daher funktioniert auch das Spenden sehr gut. Menschen schenken Zeit und Geld, weil Ihnen die<br />
Ziele der Organisation sehr am Herzen liegen und sie sich wünschen, dass die Einrichtung erfolgreich<br />
sein möge, damit die Gesellschaft, friedlicher ,gewaltfreier, offener, toleranter und gerechter wird.<br />
Menschen spenden über den Bauch und das Herz, weniger über den Verstand. In der Arbeitsgruppe<br />
für die politische Bildung wurde herausgearbeitet, dass aber Spender für politische Bildung mehr als<br />
andere auf Transparenz in der Mittelverwendung Wert legen. Daher wird empfohlen schon im<br />
Vorfeld sehr klar den echten Bedarf zu kommunizieren. Zum Beispiel: Für eine Demonstration<br />
werden noch 200 Euro benötigt. Es werden noch 10 Personen gesucht, die 20 Euro spenden. Zu<br />
kommunizieren, wie viel bei der Spendenaktion dann wirklich eingenommen wurde und was genau<br />
mit dem Geld gemacht wurde, wird von den Akteuren auch als sehr wichtig eingeschätzt. So können<br />
aber auch die Kontakte gepflegt und erhalten werden. Die SpenderInnen, die eine hohe Bindung an<br />
die Einrichtung haben, kann man auch immer wieder mal anfragen, wenn ein klarer Bedarf herrscht.<br />
Besondere Bedeutung für das erfolgreiche Einwerben von Spenden kommt nach Meinung der<br />
Akteure auch der exakten Zielgruppendefinition zu. Je gezielter die potentiellen SpenderInnen<br />
ausgewählt werden und je differenzierter die persönliche Ansprache, das Mailing, das Plakat etc. auf<br />
19
diese Zielgruppe zugeschnitten ist, je erfolgreicher die <strong>Fundraising</strong>aktion. Dazu ist eine gute<br />
Adressdatenverwaltung unumgänglich.<br />
Ein weiterer Aspekt, der bei der politischen Bildung als besonders beachtenswert herausgearbeitet<br />
wurde, aber grundsätzlich auf alle vier behandelten Themenfelder zutrifft, ist die Arbeit mit<br />
konkreten Projekten. Es ist allgemein schwer für die Overheadkosten einer Organisation Geld einzu -<br />
werben. Bei der politischen Bildung ist das nicht anders. Dadurch dass die SpenderInnen aber ein<br />
klares politisches Interesse haben, sehen sie dieses durch konkrete Projekte natürlich besser erreicht,<br />
als wenn sie einfach eine Organisation unterstützen, mit der sie vielleicht grundsätzlich politisch<br />
einer Meinung sind. Bei abgegrenzten Projekten mit klarem Anfang und Ende und eindeutiger<br />
Zielsetzung wird einfach der Sinn und Zweck des Vorhabens anschaulich. Der Arbeitsaufwand, die<br />
Kosten sind real einschätzbar, aber auch überschaubar. Der Einsatz einer Spende scheint direkt<br />
wirksam und sinnvoll. Der Angst, dass das Geld im großen schwarzen Loch untergeht, wird mit<br />
konkreter Projektarbeit gut entgegengewirkt und das Vertrauen in die Effektivität des Engagements<br />
ist wesentlich höher.<br />
Sind Spenden und Mitgliedsbeiträge von Privatpersonen ein gelingender Ansatz im <strong>Fundraising</strong> für<br />
die politische Bildung, so werden Gelder aus Unternehmen und der öffentlichen Hand eher skeptisch<br />
gesehen. Diese Skepsis findet sich auf beiden Seiten: Die Unternehmer und die öffentliche Hand<br />
wollen nur politisch neutrale Gemeinwohlarbeit fördern und die Einrichtungen wollen umgekehrt<br />
ihre Unabhängigkeit bewahren. Etwas eingeschränkter sind die beiden Quellen natürlich auch für die<br />
politische Bildung trotzdem nutzbar. Gute Erfahrungen wurden zum Beispiel mit dem Einwerben von<br />
Sachspenden von Betrieben und Unternehmen für die Räume und die Vereinsarbeit gemacht.<br />
Öffentliche Mittel lassen sich gut für Projekte mit Kindern und Jugendlichen einwerben, die einen<br />
Beitrag zur Friedenserziehung und zum bürgerschaftlichen Engagement leisten. In dieser<br />
Schnittmenge können sich öffentliche Geldgeber und Akteure der politischen Bildung treffen.<br />
20
Exkurs 2: Wie ich Menschen direkt erreiche<br />
Ein direktes Gespräch, bei dem Sie Gelegenheit haben, jemanden ganz persönlich Ihr Anliegen zu<br />
schildern und ihn um eine Unterstützung zu bitten, ist ohne Zweifel die erfolgreichste Art, Menschen<br />
zum Spenden zu bewegen.<br />
Doch erreicht die Anzahl der zu Fragenden eine gewisse Größe, muss man sich zwangsläufig anderer<br />
Wege bedienen, die Menschen zu erreichen. Ein klassischer Weg dabei ist der Spendenbrief. Dieses<br />
Mittel, private Spenderinnen und Spender zu erreichen, ist mit 95 Prozent das<br />
Hauptkommunikationsmittel von gemeinnützigen Organisationen und wirbt 70 Prozent des<br />
Jahreseinkommens an Drittmitteln ein. Jährlich werden 6 Milliarden Euro für adressierte Sendungen<br />
ausgegeben. Bereits aus diesen Zahlen wird deutlich, dass das Briefe schreiben gekonnt sein muss,<br />
wenn man sich aus der Flut der anderen Briefe abheben will. Schließlich erhält jeder Haushalt<br />
durchschnittlich 100 Spendenbriefe im Jahr.<br />
Doch davon sollte man sich nicht entmutigen lassen. Denn entscheidend für den Erfolg des Briefes ist<br />
zu 50 Prozent die richtige Adresse. Das heißt, Briefe versenden im Gießkannenprinzip ist wenig<br />
erfolgreich. Hier kommt es Ihnen zugute, wenn Sie auf ein vorhandenes Netzwerk von FreundInnen<br />
und UnterstützerInnen zurückgreifen können. Zu 30 Prozent ist das richtige Projekt für einen guten<br />
Spendenbrief entscheidend. Die restlichen 20 Prozent sind Gestaltungsfragen, wie ein guter<br />
Einleitungssatz, eine ansprechende Gestaltung und eine interessante Beilage.<br />
Und so geht man vor:<br />
Schritt 1: Wer erhält was?<br />
Entscheidend für die Konzeption ist Ihr Projekt. Denn es hat unmittelbare Auswirkungen auf die<br />
Auswahl der Zielgruppen. Wenn Sie sich die in der Analyse erarbeiteten Ziel- und Dialoggruppen<br />
vorlegen, dann müssen Sie sich fragen, wem von den vorhandenen Zielgruppen könnte es ein<br />
Anliegen sein, dass Ihr Projekt umgesetzt wird. Einmal sind das Leute, die unmittelbar davon<br />
profitieren oder aus ideellen Gesichtspunkten ein unmittelbaren Interesse an der Verwirklichung des<br />
Projektes haben. Bei der politischen Bildung sind das zum Beispiel Projekte zur Gewaltprävention bei<br />
Jugendlichen oder zur besseren Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Es ist also<br />
wichtig zu überlegen, wer alles an der Umsetzung ihres Projekts interessiert sein könnte und bereit<br />
wäre, dafür Geld zu spenden. Am besten sie haben bereits eine Adressdatei mit festen Freundes- und<br />
UnterstützerInnenkreisen. Das erhöht die Spendenbereitschaft sehr. Ist das nicht der Fall, so muss<br />
man eigens neue Adresslisten erstellen. Diese Adressen bezeichnet man dann als Kalt-Adressen. Sie<br />
sind meistens beim ersten Anschreiben nicht so erfolgreich wie „warme“ Adressen, aber diejenigen,<br />
die sich dennoch engagieren, lassen sich oft als langjährige SpenderInnen gewinnen.<br />
Bestimmt das Projekt die Zielgruppe, so bestimmt die Zielgruppe wiederum die Konzeption.<br />
Versuchen Sie, sich in Ihre Zielgruppe hinein zu versetzen. Auf welche Themen, welche Farben,<br />
welche Schrift sprechen diese Menschen an? Viele Organisationen machen an dieser Stelle den<br />
Fehler, dass sie die Briefe nach ihrem Geschmack gestalten bzw. sehr die fachliche Seite und die<br />
Innensicht der Einrichtung beleuchten. Dabei wird oft an den Spenderinnen und Spendern<br />
vorbeigeredet.<br />
21
Zur Konzeption gehört auch die Kalkulation. Mit einem Portokalkulator (z. B. unter<br />
www.deutschepost.de) können Sie die günstigsten Portokosten ermitteln. Doch Achtung, die<br />
Gewichtsgrenzen sind leicht überschritten. Auch sollten Sie sich jetzt schon überlegen, wie viel Sie<br />
selber machen und wie viel Sie außer Haus geben. Alle zu erwartenden Kosten für Grafiker,<br />
Druckerei, Listbroker, Lettershop, Papier, Umschläge, Porto sollten klar kalkuliert sein.<br />
Am Ende von Schritt 1 wissen Sie also, wer den Brief bekommen soll, was er alles enthält und was die<br />
Produktion kostet. Übliche Inhalte sind personalisiertes Anschreiben, Beileger (etwa eine Broschüre,<br />
ein Faltblatt, ein Foto etc.), ein Überweisungsträger und ein kleines Geschenkchen als Anreger (oder<br />
neudeutsch Incentive).<br />
Schritt 2: Gestaltung der einzelnen Briefinhalte<br />
Der Brief. Bevor Sie sich ans Schreiben des Briefes machen, sollten Sie sich folgendes<br />
vergegenwärtigen: Ihr Adressat entscheidet in der Regel innerhalb von 0,2 Sekunden, ob er Ihren<br />
Brief liest oder ob er ihn gleich weglegt. Dabei gibt es bestimmte Fixationspunkte, an denen sein<br />
Auge sich automatisch aufhält:<br />
Das ist zuerst die eigene Anschrift. Hier sollte sorgfältig gearbeitet werden. Fehler in der Adresse<br />
sorgen oft für Verstimmung.<br />
Der zweite Fixationspunkt ist der Absender. Dieser sollte klar erkennbar im Briefkopf verankert sein.<br />
Dann wandert das Auge zur persönlichen Anrede. Diese sollte auf keinen Fall anbiedernd und vor<br />
allem fehlerfrei sein.<br />
Ganz wichtig ist danach der erste Satz. Er ist oft entscheidend für das weitere Vorgehen Ihres<br />
Adressaten. Er muss den Leser neugierig machen, packen und auf jeden Fall emotional berühren.<br />
Der weitere Text wird in den meisten Fällen überflogen. Bieten Sie dem Leser einige gut positionierte<br />
Punkte, an denen Sie Vorteile und Aufforderer platzieren. Diese Signalworte können Sie auch<br />
unterstreichen oder farbig hervorheben.<br />
Die Unterschrift wird als nächster Fixationspunkt wichtig. Sie sollte gut leserlich und dadurch<br />
vertrauenserweckend sein.<br />
Nicht zu unterschätzen ist als letzter Fixationspunkt das Post Scriptum abgekürzt mit P.S. Es kann<br />
eine bisher nicht gebrachte Information enthalten wie beispielsweise „Schon mit 5 Euro können wir<br />
eine neue Schulmappe mit Inhalt für die Schüler unserer Partnerschule finanzieren.“. Auch<br />
Aufforderungen mal vorbeizuschauen, sich selbst ein Bild von dem Projekt zu machen, auf die<br />
nächste Veranstaltung hinzuweisen oder ähnliches sind angemessen für das Post Scriptum.<br />
Ihren Schreibstil sollten Sie Ihrer Zielgruppe anpassen. Grundsätzlich sollten keine Satzmonster<br />
entstehen. Fach- und Fremdwörter sollten ganz vermieden werden. Als geeignete Länge empfiehlt<br />
sich eine Seite. Um Ihr Anliegen zu veranschaulichen eignet sich eine bild- und sinnesreiche Sprache.<br />
Inhaltlich ist es wichtig, dass die Notwendigkeit der Spende klar kommuniziert wird. Sie müssen<br />
Vertrauen erwecken, dass Sie in der Lage sind, die Spende Ihrem Zweck zuzuführen.<br />
22
Der Beileger<br />
Um das Projekt zu veranschaulichen, ist es sinnvoll, dem Leser ein möglichst klares Bild von der<br />
Situation vor Ort zu vermitteln. Dazu eigenen sich Bilder. Am besten ist es, Sie erstellen ein Faltblatt,<br />
das die wichtigsten Projektdaten enthält und diese durch ansprechende Bilder verdeutlicht. Dazu<br />
eigenen sich Portraits von Menschen, die von dem Projekt profitieren oder von solchen, die<br />
mitarbeiten und helfen. Sollten Sie für ein Extra-Faltblatt nicht die finanziellen Möglichkeiten haben,<br />
können Sie auch ein bereits existierendes Faltblatt beilegen. Auch ein einfaches Foto oder ein Brief<br />
von einer betroffenen Person, aus dem hervorgeht wie wichtig das Projekt ist, erfüllt den Zweck.<br />
Der Anreger<br />
Sie finden kaum einen Spendenbrief, dem nicht noch etwas Kleines, Interessantes beigelegt ist. In<br />
Massensendungen sind dies oft der Einfachheit halber Adressaufkleber oder ähnliches. Sie können<br />
dabei natürlich viel kreativer sein. Auf jeden Fall sollte der Anreger für den Adressaten ansprechend<br />
sein, Lust machen, ihn aufzubewahren, zu benutzen und ideal ist auch noch ein direkter Bezug zum<br />
Projekt oder zur Einrichtung. Einschränkungen ergeben sich durch Größe, Gewicht und Aufwand zur<br />
Produktion.<br />
Der Überweisungsträger<br />
Ideal sind Überweisungsträger, die sowohl einen Eindruck im Feld Verwendungszweck mit dem Titel<br />
Ihres Projektes haben als auch bereits personalisiert sind. Dazu gibt es geeignete Software-<br />
Programme. Auch Banken bieten diesen Service an.<br />
Wenn Sie Ihre Adressen in einer Datenbank führen, dann hat jeder Spender eine<br />
Identifikationsnummer. Wenn diese auch noch auf dem Überweisungsträger zu finden ist, dann ist es<br />
optimal. Diese genaue Kennzeichnung hat nämlich folgende Vorteile: Die Bezeichnung des<br />
Spendenzweckes schließt Irrtümer aus, dass beispielsweise Überweisungen zu ganz anderen<br />
Zwecken in die Spendenliste mit hineinrutschen und so das Ergebnis des Spendenbriefes verfälschen,<br />
falsche Spendenbescheinigungen ausgestellt werden usw. Name und Identifikationsnummer sind<br />
deshalb unerlässlich, weil es bei der Bedankung nicht immer leicht fällt, den Spender zu<br />
identifizieren. Vor allem bei häufigen Namen kann man nicht wissen, ob nun Susanne Müller, Fritz<br />
Müller oder Heinrich Müller gespendet hat. Dies hat langwierige und oft peinliche<br />
Nachtelefonierereien zur Folge, damit die Spendenbescheinigung nicht etwa beim falschen Müller<br />
ankommt und der wahre Spender leer ausgeht.<br />
Der Umschlag<br />
Der Umschlag sollte Neugierde wecken und Lust machen, ihn zu öffnen. Eine kleine Aufforderung,<br />
eine Vorteilsbekundung, etwas Anregendes sollte er neben den üblichen Feldern also enthalten.<br />
Natürlich ist das eine Kostenfrage. Auf jeden Fall sollte er so wirken, als wäre er einzig für den einen<br />
Adressaten erstellt, der ihn öffnet.<br />
Schritt 3: Adressenselektion<br />
Bei Schritt 1 wurde grob festgelegt, welche Zielgruppen den Brief erhalten sollen. Nun gilt es, die<br />
Adressen für den Versand aufzubereiten.<br />
23
Zuerst wird die Hausliste überarbeitet. Bestimmt gibt es Personen, die man lieber persönlich<br />
anspricht oder die bereits für eine andere Sache angefragt wurden und deshalb nicht in Frage<br />
kommen. Auch ist es sinnvoll, sich der Aktualität der Adressen zu versichern. Dazu kann man bei<br />
größeren Adressvolumina Dienstleister in Anspruch nehmen, die die Adressen abgleichen und<br />
fehlerhafte Adressen eliminieren.<br />
Haben Sie sich entschieden, Fremdadressen hinzu zu nehmen, müssen Sie sich überlegen, woher Sie<br />
diese nehmen. Entweder fragt man befreundete Einrichtungen nach bereits vorhandenen Listen,<br />
nimmt sie schlichtweg aus dem Telefonbuch, wobei man hier auf „gute“ Straßenzüge, Wohnlage<br />
oder ähnliches achtet, oder kauft sie von einem Listbroker. Die Qualität der Adressen ist<br />
entscheidend für den Erfolg, sodass es sich lohnt, hier sorgfältig zu arbeiten.<br />
Die Fremdadressen werden mit den eigenen Adressen auf Doubletten hin überprüft. Gute<br />
Datenbanken können dies. Steht Ihnen dieses Instrument nicht zur Verfügung, müssen Sie es von<br />
Hand machen. Es ist sehr peinlich, wenn ein Adressat Ihren Brief gleich zwei oder dreimal erhält.<br />
Wollen Sie mehr über Ihre SpenderInnen wissen, gibt es auch die Möglichkeit, sich die Adressen bei<br />
Dienstleistern mit Informationen anreichern zu lassen. So erfahren Sie, wie Ihre Zielgruppe<br />
beschaffen ist und können, auf dieses Wissen aufbauend, gezielt neue Adressen hinzunehmen. Dazu<br />
ist allerdings eine Menge von mindestens 5.000 Adressen nötig.<br />
Zu guter Letzt werden die Adressen mit der Robinson-Liste abgeglichen. In diese Liste haben sich<br />
Personen aufnehmen lassen, die nicht angeschrieben werden wollen. Sie ist unter www.robinsonliste.de<br />
abrufbar.<br />
Schritt 4: Produktion<br />
Diesen Schritt sollte man nicht unterschätzen. Hier wird es nun sehr praktisch. Der richtige Name<br />
muss an die richtige Stelle und der richtige Brief in den dazu passenden Umschlag.<br />
Grundsätzlich kann man solche Arbeiten komplett an einen Lettershop vergeben, wenn man es sich<br />
leisten kann. Viele kleinere Organisationen machen jedoch mit dem Einsatz von Ehrenamtlichen alles<br />
von Hand. Das kann dann schon mal ein zwei Tage die Geschäftsstelle lahm legen. Bei einer größeren<br />
Briefmenge empfiehlt es sich die festen Bestandteile des Briefes von einer Druckerei drucken zu<br />
lassen und nur die personalisierten Felder selbst einzudrucken.<br />
Auch die Reihenfolge, wie die einzelnen Briefelemente eingetütet werden, ist wichtig. Schließlich soll<br />
dem Spender nicht gleich alles entgegenfallen und die wichtigsten Informationen soll er zuerst in der<br />
Hand halten.<br />
Kurzum, die Produktion muss gut geplant sein, Fehler in dieser Kette rächen sich bitter. Manchmal<br />
zwingt nur ein kleines Missgeschick, alles bereits produzierte wieder einzustampfen.<br />
Schritt 5: Versand<br />
Jetzt wird gefalzt, kuvertiert und frankiert. Umso persönlicher der Briefumschlag gestaltet ist, umso<br />
größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er geöffnet wird. Ein Freistempler ist zwar günstiger, riecht<br />
aber schon nach Massenversand. Inzwischen gibt es auch Lettershops, die mit Briefmarken zum Preis<br />
von Freistemplern kuvertieren. Es empfiehlt sich mehrere Angebote einzuholen und zu vergleichen,<br />
24
was es kostet, selbst oder mit dem Einsatz von Ehrenamtlichen zu kuvertieren oder gar auszutragen<br />
oder es professionell machen zu lassen.<br />
Schritt 6: Dank und Auswertung<br />
Am besten sollte das Dankschreiben schon vorhanden sein, bevor die Spendenbriefe überhaupt bei<br />
den SpenderInnen eingehen. Umso schneller der Dank kommt, umso mehr fühlen sich die<br />
SpenderInnen bestätigt, dass es richtig war, für Ihr Projekt zu spenden. Dazu gehört die tägliche<br />
Abfrage des Kontostandes. Mit dem Dankschreiben wird auch gleich die Zuwendungsbescheinigung<br />
mit gesandt. Auch auf Nachfragen und eventuell auf Beschwerden sollte man sich einstellen und sich<br />
die richtige Argumentation parat legen.<br />
Ist der größte Spendenschwung vorbei, Nachzügler gibt es immer, sollte das Mailing ausgewertet<br />
werden. Dazu gibt es klassische Auswertungsmethoden, die im Folgenden kurz vorgestellt werden:<br />
Die drei wichtigsten Kennzahlen zur Bewertung eines Mailings sind durch die Berechnung des ROI<br />
(return of investment), der Responserate und des Spendendurchschnitts zu erfahren.<br />
Der ROI stellt das prozentuale Verhältnis zwischen Kosten und Einnahmen dar. Man nimmt die<br />
Summe der Einnahmen und dividiert sie durch die Summe der Kosten. Hat man bereits die Methode<br />
des Mailings bei seinen SpenderInnen gut eingeführt, so beläuft sich ein durchschnittlicher ROI auf<br />
ca. 3,5 Prozent. Bei einer Briefsendung an Adressen, die noch nie von Ihnen einen Spendenbrief<br />
erhalten haben, ist ein deutlich niedrigerer ROI zu erwarten. Der break even ist dann erreicht, wenn<br />
sich die angefallenen Kosten mit den Einnahmen ausgleichen.<br />
Zur Berechnung der Responserate wird die Anzahl der Spendeneinzahlungen durch die Auflage<br />
dividiert. Bei einem Mailing an Kaltadressen ist ein Rücklauf von 1 Prozent der angeschriebenen<br />
Adressen schon gut, häufig liegt er darunter. Haben Sie bereits langjährige SpenderInnen, so kann<br />
sich die Rücklaufquote entsprechend steigern. Durchschnittlich werden 7 Prozent erreicht.<br />
Die dritte Kennzahl bewertet den Spendendurchschnitt. Dabei dividiert man die Summe der Spenden<br />
durch die Anzahl der Einzahlungen. Anhand des Spendendurchschnitts können Sie Gruppen<br />
festlegen, die zu Ihren DurchschnittsspenderInnen gehören. Diejenigen, die deutlich darüber liegen,<br />
eignen sich für Extra-Aktionen oder Anfragen zu einer größeren Spende.<br />
Gute <strong>Fundraising</strong>-Software bildet diese drei Kennzahlen automatisch ab.<br />
Zwei Analysen, die ebenfalls zu den klassischen Auswertungsinstrumenten gehören, sind die<br />
Paretoanalyse und die RFM-Analyse.<br />
Die Paretoanalyse schließt an die Erkenntnisse aus der Ermittlung des Spendenschnitts an. Sie geht<br />
von der aus der Wirtschaft kommenden Erkenntnis aus, dass 20 Prozent der Kunden 80 Prozent des<br />
Umsatzes erzielen. Die KundInnen sind im gemeinnützigen Bereich die SpenderInnen.<br />
25
Um die zwanzig Prozent Ihrer SpenderInnen zu ermitteln, die Ihre wertvollsten sind, bestimmen Sie<br />
einen Zeitraum, in dem Sie ermitteln wollen. Für diesen Zeitraum addieren Sie den Umsatz aller<br />
Spenden und teilen ihn durch 80. Jetzt sortieren Sie alle Spendeneingänge in absteigender<br />
Reihenfolge. Alle SpenderInnen, deren Spende minus den 80-Prozentwert Null ergibt oder darüber<br />
liegt, gehören zu den 20 Prozent der Umsatzbringer.<br />
Ebenfalls zur Gruppenbildung eignet sich die RFM-Analyse. Sie klassifiziert die SpenderInnen nach<br />
der Zeit, die seit der letzten Spende verstrichen ist (recency), nach der Spendenhäufigkeit in einem<br />
bestimmten Zeitraum (frequency) und nach der Spendenhöhe (monetary value). Die Gruppen, die<br />
sich mit den aus dieser Analyse gewonnenen Werten bilden lassen, können wiederum spezifisch<br />
behandelt werden.<br />
26
4. Herausforderung – <strong>Fundraising</strong> für die Arbeit mit Frauen<br />
Die Recherche als Vorbereitung für den Schwerpunktworkshop zum Thema Frauen bei einem<br />
Frauennotruf war sehr ernüchternd. Nur wenige Stiftungen haben Frauen explizit in ihrem<br />
Stiftungszweck erwähnt, 80% aller Entscheider in Stiftungen sind männlich. Frauenthemen als<br />
Spendenzweck sind unüblich, Bußgelder, Unternehmensspenden für Frauen statistisch nicht<br />
vorhanden. Mit dem Thema Frauen haben wir eine Nische im <strong>Fundraising</strong> gefunden, die<br />
anscheinend gesellschaftlich keine Beachtung findet. <strong>Fundraising</strong> funktioniert nach<br />
Herzensthemen und Themen, die allgemein anerkannt sind. Kinder, Arme, Menschen mit<br />
Behinderung, Tiere in Not haben große öffentliche Aufmerksamkeit und sind leicht mit<br />
<strong>Fundraising</strong> bespielbar. Doch Frauen, gerade durch Missbrauch und Vergewaltigung<br />
traumatisierte Frauen wie beim Frauennotruf, sind ein Tabuthema über das man sich<br />
ausschweigt. Sind die anderen Zielgruppen als unschuldige Opfer ihrer Situation anerkannt<br />
hilfsbedürftig, scheint das bei Frauen anders konnotiert zu sein.<br />
Eine schwierige Ausgangssituation für erfolgreiches <strong>Fundraising</strong>, das viel Sensibilität und<br />
Umdenken erfordert hat.<br />
Solange kein Gesellschaftswandel stattgefunden hat, wird der derzeitige allgemeine<br />
Spendenmarkt wenig Geld für Frauenthemen und Frauenbildung bereit halten. Beim Thema<br />
Frauen muss man eher von der Selbsthilfe aus denken. Die Frauen, die stark sind, die kritisch<br />
über die Situation der Frau reflektieren, die sich in Frauennetzwerken organisieren, sind<br />
diejenigen, die das Thema aus eigener Kraft aus der Nische bringen können. Schließlich gibt es<br />
auch Frauen in entscheidenden Positionen bei Unternehmen und bei Stiftungen. Und Frauen<br />
spenden weit mehr als Männer. Auch sind Frauen aufgrund der Lebenserwartung die Erbinnen<br />
und verfügen zum Teil über große Vermögen.<br />
Mehr Mittel im Bereich Frauenbildung lassen sich also nur generieren über die Zielgruppe Frau.<br />
Die geeigneten <strong>Fundraising</strong>methoden sind Spenden, Großspenden, Vermächtnisse und<br />
Erbschaften für selbst gegründete Frauenstiftungen. Es geht um Empowerment der Frau durch<br />
Frauen und natürlich auch durch Männer, die sich dem Thema öffnen.<br />
Exkurs 3 Die eigene Stiftung gründen<br />
Die Gründung einer eigenen Stiftung ist dann überlegenswert, wenn man<br />
• die finanzielle Situation einer Einrichtung auf eine dauerhafte und solide Basis stellen möchte<br />
• die eigene Organisation damit unterstützen möchte oder GroßspenderInnen findet, die dies<br />
tun möchten<br />
• das Spendenaufkommen erhöhen möchte<br />
• Unabhängig von politischer Einflussnahme agieren möchte.<br />
Eine Stiftung ist auf Dauer angelegt.<br />
• Sie arbeitet mit den regelmäßigen Erträgen, die die Vermögensmasse erwirtschaftet.<br />
• Ihre StifterInnen müssen förmlich und im Rahmen eines Stiftungsgeschäftes ihren Willen<br />
bekunden, ein genau definiertes Vermögen dauerhaft zur Verfügung zu stellen, damit ein von<br />
ihnen bestimmter und dem Vermögenszweck angemessener Stiftungszweck verwirklicht<br />
werden kann.<br />
27
Gemeinnützig sind Stiftungen, die ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige,<br />
mildtätige oder kirchliche Zwecke verfolgen und somit steuerbefreit sind.<br />
• Die Stiftung muss sowohl nach ihrer Satzung als auch nach ihrer tatsächlichen<br />
Geschäftsführung ihre gemeinnützigen Zwecke verwirklichen.<br />
• Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit erfolgt beim zuständigen Finanzamt.<br />
Wie finde ich StifterInnen?<br />
<br />
Über 7 Billionen Euro liegen in den Händen von Privatpersonen.<br />
• 125 Mrd Euro werden jährlich vererbt und verschenkt<br />
• Umfrage der Bonner dmap-Instituts: 37 Prozent aller Bundesbürger könnten sich vorstellen,<br />
eine Stiftung zu gründen bzw. sich an einer Gründung zu beteiligen.<br />
• Ist der Stiftungszweck gesellschaftsrelevant?<br />
• Wird wirklich Geld benötigt?<br />
• Wie viel Erfahrung bringen sie für die Lösung des Problems mit?<br />
• Gibt es Referenzen?<br />
• Wird das Geld sinnvoll investiert?<br />
Stiftungen bieten StifterInnen<br />
• Steuerliche Vorteile<br />
• Den Erhalt persönlicher Wertvorstellungen<br />
• Den Erhalt des eigenen Namens<br />
• Ausdruck von Dankbarkeit für ein gelungenes und erfolgreiches Leben<br />
• aktive Gestaltung des Lebensabends<br />
• Drittmittellösung für sich selbst und Angehörige<br />
Die größte Gruppe unter den ErblasserInnen sind Witwen und Witwer. Davon sind<br />
62% weiblich. Der Grund dafür liegt in der durchschnittlich höheren Lebenserwartung<br />
von Frauen.<br />
• Frauen und Geld – eine ambivalente Beziehung. Frauen tun sich tendenziell schwerer, das<br />
geerbte Vermögen selbstbewusst einzusetzen oder dieses sogar zu genießen.<br />
• Traditionell hatten Frauen keinen Umgang mit Geld. Bis heute verhalten sich Frauen in<br />
Gelddingen oft passiv.<br />
• Das Thema Stiftungen ist eine Männerdomäne, doch die Frauen sind auf dem Vormarsch.<br />
17 Prozent der gegründeten Stiftungen sind inzwischen allein von Frauen gegründet.<br />
28
5. <strong>Fundraising</strong> für Weiterbildung für Benachteiligte<br />
Spenderinnen und Spender, Förderinnen und Förderer unterscheiden stark zwischen<br />
unverschuldeter und unterstellt selbstverschuldeter Not. Im Bereich der Benachteiligten sind<br />
das natürlich eher Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnisse und aus Familien<br />
mit Migrationshintergrund. Weniger Mitleid erregen Erwachsene, die arbeitslos, suchtkrank<br />
oder mittellos sind. <strong>Fundraising</strong> für diese Zielgruppe bewegt sich auf einem schmalen Grat.<br />
Einerseits ist es unabdingbar die Würde der Zielgruppe zu achten, andererseits erfolgen<br />
Spenden sehr emotionsbezogen durch die Darstellung von Not und Missgeschick.<br />
Grundsätzlich verfügen aber Weiterbildungseinrichtungen, die sich mit diesen Zielgruppen<br />
beschäftigen über viele Möglichkeiten, beispielsweise den gezielten Einsatz von<br />
<strong>Fundraising</strong>methoden wie Bußgeldmarketing, Sponsoring, Stiftungsmarketing ihre Einnahme<br />
systematisch zu erhöhen. Diese Methoden sollen in den folgenden Exkursen kurz dargestellt<br />
werden:<br />
Exkurs 4 Unternehmen als Förderer gewinnen<br />
Wer im <strong>Fundraising</strong> ungeübt ist und sich wenig Gedanken über Zielgruppen und Methoden<br />
macht, kommt meistens zuerst mal auf die Idee zu den nächsten großen Firmen und Banken<br />
zu gehen, um dort um die fehlende Summe oder wenigstens einen angemessenen Zuschuss<br />
zu bitten. Nicht immer, aber oft genug, folgt solchen Spontanaktionen der Frust und es sinkt<br />
die Hoffnung, das Projekt überhaupt je finanziert zu bekommen.<br />
Das liegt an zweierlei. Einmal ist wenig bekannt, dass im Jahr 5-7 Milliarden Euro von<br />
Privatpersonen in Deutschland für gemeinnützige Zwecke gespendet werden, von<br />
Unternehmen hingegen nur 1-2 Milliarden Euro jährlich. Das heißt, die Gebebereitschaft von<br />
Privathaushalten wird sehr unterschätzt. Zum anderen liegt der Misserfolg einer<br />
Sponsoringansprache oft an der ungenügenden Vorbereitung auf die Anfrage.<br />
Bevor ich auf die praktische Umsetzung eingehe, möchte ich den Begriff des Sponsoring<br />
näher definieren, da Sponsoring oft ein Begriff bleibt, der unscharf benutzt wird und im<br />
Volksmund sogar als Synonym für das gesamte <strong>Fundraising</strong>spektrum gebraucht wird:<br />
Den Begriff Sponsoring benutzt man, wenn ein Unternehmen (Sponsor) einer Person oder<br />
Organisation (Gesponsorter) Geld, Sachmittel oder Dienstleistungen zur Verfügung stellt<br />
und diese Unterstützung an zumeist vertraglich vereinbarten Gegenleistungen knüpft.<br />
Für Unternehmen ist Sponsoring ein alternativer Weg zur konventionellen Werbung, um ihre<br />
KundInnen zu erreichen. Diese werden oft derart überflutet mit Werbeinformationen, dass<br />
es für Unternehmen schwer ist, sich aus diesem Dschungel hervorzuheben. Mit dem Einsatz<br />
von Sponsoring versuchen die Unternehmen, gesellschaftliches Engagement zu<br />
demonstrieren und erhoffen sich damit Sympathiepunkte in der Gesellschaft und bei<br />
potenziellen Kunden zu erwerben. Auch verstehen sich große Unternehmen als Teil der<br />
29
Bürgergesellschaft, die ihren Teil dazu beitragen, dass besondere Projekte ermöglicht<br />
werden. Dabei lassen sie jedoch ungern den Staat aus seiner Verantwortung.<br />
Deshalb werden Firmen Sie immer fragen: „Was bringt es mir, dass ich Ihr Projekt<br />
unterstütze?“ Wer darauf keine schlüssige Antwort hat, hat wenig Chancen, im Sponsoring<br />
erfolgreich zu sein.<br />
Sponsoring birgt für die Unternehmen auch Risiken. Die Wirksamkeit von Sponsoring lässt<br />
sich viel schwerer überprüfen als bei herkömmlichen Werbemethoden, auch befürchten<br />
viele, dass ihr Engagement in der Gesellschaft unglaubwürdig wirkt.<br />
Wenn sich zum Beispiel ein großes Chemieunternehmen für Umweltschutz einsetzt, kann<br />
dies Zweifel an der Wahrhaftigkeit der guten Absichten dieses Unternehmens hervorrufen.<br />
Nicht zu unterschätzen ist auch die Angst, dass man durch ein gescheitertes Projekt ebenfalls<br />
negative Schlagzeilen macht.<br />
Daher ist es notwendig, bei den Unternehmen Vertrauen zu wecken, indem Sie<br />
beispielsweise auf Nachfrage aufzählen können, welche anderen Projekte Sie bisher<br />
erfolgreich durchgeführt haben oder wen sie bereits als Kofinanzier für Ihr Projekt gewinnen<br />
konnten.<br />
Grundsätzlich ist es für die Haltung des Fragenden gut zu wissen, dass die Unternehmen die<br />
Kosten für das Sponsoring ebenso steuerlich geltend machen, wie die Kosten für Plakate oder<br />
Werbung im Fernsehen. So ist jede Sponsoringanfrage nicht bittstellend, sondern schlicht als<br />
Angebot für die Unternehmen zu verstehen, ihre eigene Position auf dem Markt zu<br />
verbessern. Die Unternehmen können entscheiden, ob das Projekt für ihre Interessen<br />
dienlich sein kann oder nicht.<br />
Um die eigenen Chancen besser einschätzen zu können, sollte man die bevorzugten<br />
Sponsoringzwecke bei Unternehmen kennen. Laut den Sponsoringtrends 2010 nehmen<br />
70,9% der Unternehmen Sponsoring als Kommunikationsmittel wahr. Dabei bevorzugen Sie<br />
bestimmte Zwecke: 2010 haben 44,5 Prozent der Unternehmen im Bereich des Sports<br />
gesponsert, gefolgt von der Kunst und der Kultur mit 18,2 Prozent Mit 16,0 Prozent liegt das<br />
Sponsoring für soziale Zwecke vor dem Wissenschaftssponsoring mit 13,1 Prozent und dem<br />
Ökosponsoring mit 3,4 Prozent. 1<br />
Schritte zu einem erfolgreichen Sponsoring<br />
Schritt 1: Erstellen eines Sponsoring-Kodexes<br />
Vor allen darauf folgenden Entscheidungen sollten Sie in Ihrem <strong>Fundraising</strong>team folgende<br />
Frage diskutieren: Welche Unternehmen scheiden aus ethischen Gesichtspunkten aus? Es gibt<br />
Unternehmen, die dem Ziel Ihres Projektes zuwider handeln. Möchten Sie sich zum Beispiel<br />
als ökologischer Träger profilieren, dann machen Sie sich und Ihr Projekt unglaubwürdig,<br />
wenn Sie sich von Unternehmen unterstützen lassen, die in großem Maße die Umwelt<br />
verschmutzen.<br />
So sollten Sie sich selbst Regeln aufstellen, die als Leitlinien für Ihr Sponsoring dienen und die<br />
sich klar auf die nun folgenden Entscheidungen auswirken.<br />
1 Sponsoring Trends 2010 der BOB BOMLITZ GROUP Berlin Bonn Düsseldorf Hamburg<br />
30
Schritt 2: Bestimmung und Aufstellung des Sponsoring-Objektes<br />
Bevor man andere um etwas bittet, sollte man sehr genau wissen, was man selbst will. So<br />
beinhaltet der nächste Schritt die Beantwortung folgender Fragen, deren Antworten zu einer<br />
Sponsoring-Skizze verarbeitet werden, die bei der operativen Umsetzung Anwendung findet.<br />
<br />
Was hat Sie dazu veranlasst, das Projekt in Angriff zu nehmen?<br />
Schildern Sie in wenigen Sätzen die Situation vor Umsetzung des Projektes.<br />
Welches Ziel haben Sie sich mit der Umsetzung des Projektes gesetzt?<br />
Skizzieren Sie kurz die Inhalte und Zielsetzungen des Projektes und beschreiben Sie knapp<br />
aber anschaulich die Verbesserung, die Sie sich mit der Durchführung des Projektes<br />
wünschen.<br />
<br />
Welche Zielgruppen erreichen Sie mit dem Projekt?<br />
Hier genügt eine kurze Aufzählung der beteiligten Personengruppen, so dass sich die<br />
Unternehmen schnell ein Bild darüber machen können, ob Ihre Zielgruppen sich mit denen<br />
des Projektes überschneiden. Ideal ist es, wenn Sie auch die Anzahl der Personen in etwa<br />
angeben können, die Sie durch das Projekt erreichen. So liefern Sie den Unternehmen<br />
messbare Größen, die es ihnen ermöglicht, schnell abzuschätzen, ob eine Unterstützung<br />
lohnenswert ist.<br />
Wie hoch ist genau der Bedarf Ihrer Einrichtung zur Umsetzung des Projektes?<br />
Stellen Sie die Ausgaben und die erwarteten Einnahmen zusammen, so dass der potenzielle<br />
Geldgeber sich schnell ein Bild über die Finanzierung machen kann. Mit der geschaffenen<br />
Transparenz wecken Sie einerseits Vertrauen, anderseits bieten Sie Ihrem Gegenüber eine<br />
Chance, seinen Einsatz in etwa abzuschätzen. Eine Unterstützung von 1.000 Euro hat eine<br />
andere Wertstellung, wenn Sie insgesamt einen Bedarf von 3.000 Euro haben, gegenüber<br />
einem Bedarf von 300.000 Euro.<br />
<br />
Welche Leistungen erwarten Sie vom Sponsor?<br />
Je genauer Sie fragen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit etwas zu bekommen. So<br />
können Sie zum Beispiel angeben, dass Sie von der Firma X die Summe Y zur Finanzierung<br />
eines konkreten Postens in Ihrer Ausgabenliste wünschen. Zum Beispiel 2.000 Euro zur<br />
Erstellung und Druck eines Werbeplakates. An dieser Stelle sollten Sie sich auch entscheiden,<br />
ob Sie grundsätzlich nur Geldspenden annehmen, oder aber auch Sachmittel und<br />
Dienstleistungen für Sie interessant sind.<br />
Welche Gegenleistungen können Sie den Sponsoren anbieten?<br />
Üblich ist es, „Rechte zur kommunikativen Nutzung des Partners bzw. dessen Aktivitäten“<br />
anzubieten. Dazu gehört zum Beispiel die Benennung des Sponsoringobjektes nach dem<br />
Sponsor, die Markierung von Einrichtungsgegenständen, ein Auftritt im Umfeld von<br />
Veranstaltungen sowie die Nutzung von Prädikaten, wie „Unternehmen X ist offizieller<br />
Sponsor von der Einrichtung Y“. Fast selbstverständlich ist das Angebot, den Sponsor im<br />
Rahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Ihrer Einrichtung herauszustellen. Dazu<br />
gehören beispielsweise, die wohl allen bekannten Bilder mit übergroßen Schecks, die<br />
pressewirksam überreicht werden. Ebenfalls fast immer im Angebot ist das Abdrucken des<br />
Logos auf Plakaten, Flyern oder sonstigen Printmedien. Grundsätzlich gilt, je origineller und<br />
31
eitenwirksamer die Gegenleistungen sind, umso attraktiver ist Ihr Sponsoringangebot für<br />
das angefragte Unternehmen.<br />
<br />
Für welchen Zeitraum gilt die Vereinbarung?<br />
Unternehmen sponsern lieber Projekte mit festem zeitlichem Rahmen. Am besten geben Sie<br />
eine genaue Laufzeit des Projektes an. Mit dem Ende des Projektes laufen gleichzeitig auch<br />
die gegenseitigen Verpflichtungen von Sponsor und Gesponsorten aus.<br />
Aus den Antworten aus Schritt 2 ist es Ihnen nun möglich, eine kurze, am besten einseitige<br />
Sponsoringskizze zu erstellen, die dem angefragten Unternehmen ermöglicht, sich schnell<br />
und unkompliziert einen Überblick über Ihr Sponsoringangebot zu machen.<br />
Schritt 3: Auswahl der potenziellen Sponsoren<br />
Eine der spannendsten Fragen beim Sponsoring: „Welches sind die richtigen Unternehmen<br />
für mein Projekt?“ Dazu empfiehlt es sich, die definierten Ziel- und Dialoggruppen auf<br />
folgende Fragen hin zu überprüfen:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Welche Unternehmen haben meine Zielgruppen als Kunden?<br />
Welche Unternehmen arbeiten unserer Einrichtung mit Dienstleistungen<br />
zu?<br />
Welche Unternehmen liegen in regionaler Nähe?<br />
Zu welchen Unternehmen bestehen bereits persönliche Kontakte, auch<br />
von Seiten Ihrer Dialoggruppen, auf die Sie eventuell zurückgreifen<br />
können?<br />
Nachdem Sie grob die in Frage kommenden Branchen und Unternehmen definiert haben, gilt<br />
es nun, konkrete Unternehmen zu finden. Über Suchmedien wie Internet, Branchenverzeichnis<br />
und Telefon-CD wird eine Adressenliste mit allen nötigen Angaben erstellt.<br />
Diese Adressenrecherche sollte sorgfältig durchgeführt werden. Denn für das Gelingen von<br />
Sponsoring spielt die richtige Adresse eine entscheidende Rolle. Alle Adressen fügen Sie in<br />
eine Extra-Liste Ihres Adressprogramms ein, oder erstellen zumindest eine Exceltabelle, die<br />
die wichtigsten Adressdaten, AnsprechpartnerInnen, Informationen über das Unternehmen<br />
enthält. Weiterhin werden dieser Tabelle Felder hinzugefügt, die jede Aktion Ihrerseits und<br />
Reaktion des Unternehmens seinerseits mit Datum und Inhalt kurz skizziert. So verlieren Sie<br />
nicht den Überblick, mit wem Sie was besprochen haben und behalten stets die Übersicht<br />
über den aktuellen Stand Ihrer Sponsoringbemühungen.<br />
Beispiel : Sponsoringtabelle<br />
Sparte Firmenname Anrede Vorname Nachname<br />
Verlag<br />
Bücher Verlag<br />
GmbH Frau Anna Musterfrau<br />
Position Straße Postfach Postleitzahl Ort<br />
Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarb<br />
eit<br />
Blumenstraße 4 34567 Musterstadt 32
Schritt 4: Vorbereitung auf das Sponsoringgespräch<br />
Nichts ist peinlicher, als auf die Frage, „Was bringt unserem Unternehmen ein Engagement für Ihr<br />
Projekt“, nicht ausreichend über das angefragte Unternehmen informiert zu sein. Daher sind vor<br />
einer konkreten Anfrage folgende Fragen zu beantworten:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wie groß ist das Unternehmen? (Jahresumsatz, Mitarbeiterzahl, regional,<br />
national, international)?<br />
Wie ist die Hauptproduktpalette?<br />
Welches Image hat das Unternehmen?<br />
Welches Selbstverständnis, welche Firmenphilosophie (umweltbewusst,<br />
besonders mitarbeiterfreundlich, kundenorientiert, marktorientiert)?<br />
Welche Öffentlichkeitsstrategie?<br />
Gibt es unmittelbare Konkurrenz?<br />
Liegt das Unternehmen mit seinen Produkten gesellschaftlich im Trend, ist<br />
es eher ein klassisches Produkt, ist es innovativ, ist es altbacken?<br />
Zur Eigenkontrolle und zum Abgleich mit Ihrem erstellten <strong>Fundraising</strong>-Kodex, sollten Sie auf folgende<br />
Fragen eine Antwort haben:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Warum gerade dieser Betrieb?<br />
Was hat er einzigartiges?<br />
Gibt es nicht einen Konkurrenzpartner der besser dasteht?<br />
Passt der Betrieb zum Image?<br />
Welche Interessen könnte der Betrieb an einer Partnerschaft haben?<br />
Was können wir ihm bieten, was in seine Strategie und seine<br />
Interessen passt?<br />
33
In Bezug auf die eigenen Ziele sollten Sie ganz sicher auf folgende Fragen antworten können:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Welches Verhandlungsziel haben wir uns gesetzt?<br />
Ist dieses Ziel realistisch?<br />
Welche Argumente sprechen für dieses Ziel? (genaue Auflistung)<br />
Warum sollte dieses Ziel auch für den Verhandlungspartner<br />
erstrebenswert sein? (Auflistung aller Argumente für den<br />
Verhandlungspartner)<br />
Gibt es Gegenargumente? Wie können sie entkräftet werden?<br />
Welches wäre der Minimalkonsens?<br />
Ab wann kann eine Zusammenarbeit nicht zustande kommen?<br />
Diese selbstgesetzten Ziele sollten Sie nicht aus den Augen verlieren. Doch Sie sollten sich auch<br />
immer einen Spielraum einräumen, der es Ihnen ermöglicht, offen für die Wünsche der<br />
Verhandlungspartner zu sein.<br />
Letztendlich sollten Sie ohne Zögern antworten können, wenn Ihnen der Ansprechpartner des<br />
angefragten Unternehmens folgende Fragen stellt:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Warum haben Sie ausgerechnet unser Unternehmen ausgesucht?<br />
Welche Unternehmen haben noch Interesse?<br />
Warum sollte ich mein bisheriges Konzept ändern?<br />
Wie passt Ihr Konzept in unsere Firmenstrategie?<br />
Wie vertrauenswürdig sind Sie?<br />
Wer gibt mir die Garantie, dass Ihre Einrichtung nicht nach zwei Jahren<br />
wieder geschlossen wird?<br />
Wie sieht Ihr Finanzierungskonzept aus?<br />
Wie viel würde mich eine Beteiligung kosten?<br />
Was habe ich von einer Beteiligung?<br />
Wie sorgen Sie für meinen Imagegewinn?<br />
Wie sieht Ihr Zeitplan aus?<br />
Wer sind Ihre weiteren Ansprechpartner?<br />
Wie ist Ihre Konkurrenz?<br />
Warum soll ich Ihr Angebot und nicht das einer anderen Einrichtung<br />
nutzen?<br />
Schritt 5: Telefonische Kontaktaufnahme<br />
Von großer Bedeutung ist ein sicheres und freundliches Auftreten am Telefon. So sollten Sie<br />
für ein Telefonat dieser Art sicherstellen, dass keine Störungen von außen kommen können.<br />
Auch ist es wichtig, zuvor selbst die richtige innere Haltung zu dem Gespräch zu finden. Wenn<br />
Sie selbst verzagt und unsicher sind, dann kommt das bei Ihrem Gesprächspartner/Ihrer<br />
Gesprächspartnerin auch so an.<br />
Um sich davor zu schützen, am Telefon nicht so lang um den heißen Brei herumzureden,<br />
nicht zu Stocken oder die wichtigsten Argumente zu vergessen, empfiehlt es sich, schriftlich<br />
eine Gesprächsablaufskizze zu erstellen. Diese müssen Sie nicht sklavisch einhalten, aber sie<br />
dient als Geländer, um sich vom Gesprächspartner/von der Gesprächspartnerin nicht so<br />
leicht aus der Bahn werfen zu lassen.<br />
34
Entscheidend ist es, den richtigen Ansprechpartner/die richtige Ansprechpartnerin ans<br />
Telefon zu bekommen. Es kommt ganz darauf an, wo die Verantwortlichen für Sponsoring in<br />
einem Betrieb angesiedelt sind. Das kann in den Bereichen Marketing und Vertrieb,<br />
Öffentlichkeitsarbeit oder auch Finanzen sein. Entweder man recherchiert im Internet oder<br />
lässt sich von der Zentrale an die richtige Person verweisen.<br />
Schritt 6: Zusenden von Informationen<br />
Ist der telefonische Erstkontakt erfolgreich gelaufen, dann hat Sie das angefragte<br />
Unternehmen um das Zusenden näherer Informationen über Ihre Anfrage gebeten. Bei<br />
Unternehmen in Ihrer unmittelbaren Nähe kann natürlich auch eine Einladung zu einem<br />
persönlichen Gespräch das Ergebnis eines gelungenen Erstkontakts sein.<br />
Möglichst zeitnah, am besten noch am selben Tag, gilt es eine Briefsendung fertig zu stellen,<br />
die folgenden Inhalt hat: ein kurzes Anschreiben mit Bezugnahme auf das Telefonat, die in<br />
Schritt 2 erarbeitete Sponsoringskizze, wenn vorhanden ein Flyer über Ihre Einrichtung oder<br />
über das konkrete Projekt und die aktuellsten Presseartikel über das Projekt, um einerseits<br />
das Projekt von neutraler Seite beleuchtet zu haben und andererseits als Beweis für die<br />
öffentliche Aufmerksamkeit, die Ihrem Vorhaben entgegengebracht wird.<br />
Es ist wichtig, dass der Inhalt der Zusendung überschaubar bleibt. Nichts ist unangenehmer<br />
für den Entscheidungsträger, als sich durch eine Unmenge von Papier durchwühlen zu<br />
müssen, bis man endlich - wenn überhaupt - die entscheidenden Informationen findet.<br />
Solche Pakete landen oft ohne Umweg im Papierkorb. Versetzen Sie sich daher in Ihren<br />
Gesprächspartner/Ihre Gesprächspartnerin. Er/Sie möchte sich nicht sehr lange mit Ihrer<br />
Angelegenheit befassen und schnell und ohne Umschweife erfassen können, ob Ihr Angebot<br />
für das Unternehmen interessant ist oder nicht.<br />
Schritt 7: Telefonischer Nachkontakt<br />
Sie sollten den Versandwegen und auch den firmeninternen Kommunikationswegen<br />
genügend Zeit einräumen, bevor Sie telefonisch nachhaken. In der Regel beträgt dieser<br />
Zeitraum drei bis sieben Tage. Mehr Zeit sollte allerdings auch nicht verstreichen, sonst sind<br />
Ihre Unterlagen bereits unter großen Aktenbergen vergraben und schon in Vergessenheit<br />
geraten.<br />
Erhalten Sie beim telefonischen Nachkontakt keine Absage, dann beginnen die<br />
Verhandlungen um Höhe und Art der Unterstützung und die Art der Gegenleistungen<br />
Ihrerseits. Diese Verhandlungen können sich auch über mehrere Telefonate hinziehen.<br />
Wichtig ist, dass Sie nicht den Hörer auflegen, ohne sich mit Ihrem Gesprächspartner/Ihrer<br />
Gesprächspartnerin klar über das weitere Vorgehen verabredet zu haben. Klare Absprachen<br />
sind unablässig.<br />
Dazu können Sie den Unternehmen auch das Erstellen eines Sponsoringvertrages anbieten,<br />
der alle Vereinbarungen vertraglich regelt. Einige Unternehmen bestehen darauf. Ab einer<br />
Summe von über 10.000 Euro ist der Vertrag unerlässlich, damit beide Seiten rechtlich<br />
abgesichert sind.<br />
Schritt 8: Einhalten der Vereinbarungen und Dank<br />
35
Nachdem die Unterstützung zugesagt wurde, lehnen sich viele zurück und kümmern sich<br />
nicht mehr weiter um das sponsernde Unternehmen. Das ist ein Fehler. Ein Dankschreiben<br />
mit Berichten über die Aktionen, Plakaten mit den Logos der Sponsoren, Bilder u. ä. sollte<br />
relativ zeitnah folgen. Noch besser ist natürlich bei regionalen Firmen eine Einladung zur<br />
Einweihung, Eröffnung oder ähnlichen Aktivitäten. Dadurch wird das Unternehmen in seinem<br />
Entschluss bestätigt, dass es eine richtige Entscheidung war, Sie zu unterstützen.<br />
Diese Beziehungspflege gehört jedoch nicht nur zum guten Stil von Gesponserten, sondern<br />
ein Netz von Unternehmen, die gute Erfahrungen mit Ihnen gemacht haben, ist ein<br />
wertvoller Bonus für jedes weitere Projekt Ihrerseits, das auf die Unterstützung Dritter<br />
angewiesen ist.<br />
Exkurs 5: Stiftungen als Förderer finden<br />
Im Jahr 2010 gab es 18.162 Stiftungen. Jährlich werden ca. 800 neue Stiftungen errichtet. Die<br />
meisten dieser Stiftungen sind auch oder ausschließlich fördernd tätig. Dass heißt sie<br />
entwickeln und finanzieren nicht nur eigene Projekte, sondern fördern andere, die Projekte<br />
verwirklichen wollen, die den Zwecken der Stiftung entsprechen. Dabei werden die Projekte<br />
selten ganz finanziert, aber ein Zuschuss zu den entstehenden Kosten bis zu einem gewissen<br />
Prozentsatz wird gewährt.<br />
Wen eine Stiftung fördert, welchen Kriterien die Einrichtung und deren Projekt erfüllen muss,<br />
wie hoch der Zuschuss ist, wie viel jährlich gefördert wird und in welcher Region, das ist bei<br />
jeder Stiftung ganz unterschiedlich geregelt. Deshalb ist es nicht ratsam einfach eine<br />
Massensendung an alle möglichen Stiftungen zu schicken und zu hoffen, dass sich schon<br />
irgendeine melden wird.<br />
Schritt 1: Stiftungsrecherche<br />
Zuerst muss man die für das Projekt relevanten Stiftungen recherchieren. Dazu kann man<br />
unter www.stiftungen.org oder www.maecenata.de im Internet unter dem entsprechenden<br />
Zweck oder der entsprechenden Region nachsehen und sich eine Liste zusammenstellen, die<br />
Informationen über die Adresse, AnsprechpartnerInnen, Zweck, Stiftungskapital, jährliche<br />
Fördersumme, Bewerbungsmodalitäten und Bewerbungsfristen Auskunft gibt.<br />
Die entstandene Liste wird eventuell noch einmal selektiert. Dabei werden diejenigen<br />
Stiftungen gestrichen, die zwar den Zweck im Allgemeinen fördern, deren Bewerbungsfristen<br />
aber ungünstig liegen oder die angekündigt haben, dass sie zwar generell fördern, die<br />
nächsten Jahre jedoch kurz treten müssen, da sie durch Aktienverluste ihr ursprüngliches<br />
Grundstockkapital nicht in seinem Wert erhalten konnten und die nächsten Ausschüttungen<br />
zum aufstocken brauchen.<br />
Die Stiftungen, die sich jetzt noch auf der Liste befinden, sind nun die potenziellen Stiftungen,<br />
die es gilt für Ihr Projekt zu interessieren und begeistern. Dabei ist es sinnvoll, sich über jede<br />
36
in Frage kommende Stiftung noch einmal genauere Informationen einzuholen. Hierzu lässt<br />
man sich Materialien über die Stiftung und die Satzung zuschicken, was die meisten<br />
Stiftungen bereitwillig tun.<br />
Schritt 2: Erstkontakt<br />
Bevor die Stiftungen angefragt werden, sollte man sich auf den Erstkontakt gut vorbereiten.<br />
Dazu sollte man folgende Fragen beantworten können:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Welches sind die Hauptförderzwecke der Stiftung?<br />
Nach welchen Kriterien werden Projekte ausgewählt?<br />
Wie sind die Bewerbungsmodalitäten (Formalia der Bewerbung,<br />
Bewerbungsfristen, Entscheidungsprozesse usw.)?<br />
Welche Projekte wurden in der Vergangenheit gefördert?<br />
Wie hoch war die jeweilige Fördersumme?<br />
Wie hoch ist die Gesamtfördersumme pro Jahr?<br />
Gibt es für das laufende Förderjahr einen Themenschwerpunkt?<br />
Über Ihr Projekt erstellen Sie wie beim Sponsoring eine Projektskizze. Sie enthält ein kurzes<br />
Exposé über Anlass und Zielsetzung, dann folgen Angaben über die Projektdauer, die<br />
Projektpartner, die Projektfinanzierung, den aktuellen Bedarf, Projektbeteiligte als<br />
Mindestangaben.<br />
Nun gleichen Sie das Profil Ihres Projektes mit den Projektanforderungen der Stiftung ab.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Passt Ihr Projekt zum Stiftungszweck?<br />
Können Sie mit Ihrem Projekt die Förderkriterien erfüllen?<br />
Passt Ihr Bedarf zu der angegebenen Fördermenge?<br />
Warum sollte für die angefragte Stiftung gerade Ihr Projekt<br />
interessant sein?<br />
Was ist neu und innovativ an Ihrem Projekt?<br />
Welchen Vorteil hätte die Stiftung, wenn sie sich für Ihr Projekt<br />
entscheiden würde?<br />
Können Sie diese Fragen problemlos beantworten, dann ist es Zeit, sich selbstbewusst ans<br />
Telefon zu setzen.<br />
Wenn Sie den richtigen Ansprechpartner/die richtige Ansprechpartnerin am Telefon haben,<br />
schildern Sie in höchstens zwei bis drei Sätzen Ihr Förderanliegen. Ist der Gesprächspartner/<br />
die Gesprächspartnerin interessiert, dann bittet er/sie um die Zusendung von<br />
Projektunterlagen. Manche Stiftungen haben Vorlagen entwickelt, die nur noch auszufüllen<br />
sind, andere wollen eine kurze Projektskizze zugesandt haben.<br />
37
Am besten noch am selben Tag sollten die gewünschten Materialien Ihr Haus verlassen,<br />
sodass der Gesprächspartner/die Gesprächspartnerin sich erstens an Ihr Telefonat erinnert,<br />
gleichzeitig aber Ihre Schnelligkeit und Zuverlässigkeit kennen lernt.<br />
Schritt 3: Nachkontakt<br />
Wurde beim Erstkontakt nicht ausdrücklich vereinbart, dass die Stiftung sich bei Ihnen<br />
zurückmeldet, sollten Sie den nächsten Schritt tun.<br />
Nach ca. einer Woche ist es angebracht erneut anzurufen und zu fragen, ob die<br />
Projektunterlagen angekommen sind. Dadurch bewirken Sie, dass Ihre Unterlagen nicht in<br />
einem Berg von Anträgen untergehen, sondern noch einmal ins Bewusstsein derer kommen,<br />
die die Entscheidung oder zumindest die Vorauswahl treffen.<br />
Sie fragen, ob die Projektskizze den Vorstellungen der Stiftung entsprach, ob eventuell noch<br />
Informationen fehlen und wie der Ansprechpartner/die Ansprechpartnerin die Chancen für<br />
das Projekt einschätzt.<br />
Hören Sie hier eine positive Resonanz, dann heißt es abwarten, bis die Stiftung wieder mit<br />
Ihnen in Kontakt tritt.<br />
Schritt 4: Förderung<br />
Wenn die Stiftung Sie über einen positiven Bescheid informiert, sind alle weiteren Schritte so<br />
auszuführen, wie die Stiftung Ihnen das vorgibt. Es empfiehlt sich, auch während der<br />
Durchführung des Projektes der Stiftung immer mal wieder über den Stand des Projektes zu<br />
informieren, beispielsweise durch Zusendung von Presseartikeln, Berichte über gelungene<br />
Aktionen oder ähnliches.<br />
Exkurs 6: Das Einwerben von Bußgeldern<br />
Eine Möglichkeit der Gerichte, Strafen zu verhängen, sind die Bußgelder. Der Richter/die<br />
Richterin entscheidet, welcher gemeinnützigen Organisation das zu zahlende Bußgeld zu<br />
Gute kommt. Meistens ist dabei der gemeinnützige Zweck unter pädagogischen<br />
Gesichtspunkten für den Täter gewählt. Wenn zum Beispiel für das Fahren unter Alkohol ein<br />
Bußgeld verhängt wird, dann bezieht vorzugsweise eine Einrichtung für Alkohol- und<br />
Drogenabhängige das Bußgeld. Zur Auswahl der passenden Einrichtung liegt dem Richter/der<br />
Richterin eine Liste der zuweisungsberechtigten Organisationen vor, die ihm als Empfehlung<br />
dient. Er/Sie ist allerdings nicht verpflichtet, sich danach zu richten.<br />
Schritt 1: Aufnahme in die Liste<br />
Daher ist der erste Schritt, sich beim zuständigen Oberlandesgericht auf die Liste der<br />
zuweisungsberechtigten Organisationen aufnehmen zu lassen. Am besten Sie informieren<br />
sich über das genaue Verfahren Ihres Oberlandesgerichtes. In der Regel sind dem Antrag zur<br />
Aufnahme in die Liste die Satzung, ein Auszug aus dem Vereinsregister, der<br />
38
Freistellungsbescheid und die Zustimmung zur Unterrichtung der listenführenden Stelle über<br />
die Gemeinnützigkeit beizulegen.<br />
Schritt 2: Einrichten eines Bußgeldkontos<br />
Zur Verwaltung der Bußgelder ist ein Extra-Konto einzurichten, damit der Eingang der<br />
Bußgeldraten nicht mit denen von Spenden oder mit anderen Zahlungseingängen<br />
verwechselt wird.<br />
Schritt 3: Die richtigen AnsprechpartnerInnen<br />
Dann gilt es Name und Anschrift der relevanten Richter und Staatsanwälte zu recherchieren.<br />
Auskünfte bekommt man beispielsweise über die Telefonverzeichnisse der Gerichte, über<br />
Telefon-CDs, Adressverzeichnisse oder ähnliches. Am besten eigenen sich natürlich Adressen<br />
von Richtern und Richterinnen, die man schon kennt oder zu denen sich ein persönlicher<br />
Bezug herstellen lässt.<br />
Schritt 4: Der Bußgeldbrief<br />
Kennt man die RichterInnen nicht persönlich, dann erstellt man einen Bußgeldbrief, der an<br />
die recherchierten Adressen versandt wird.<br />
Der Bußgeldbrief unterscheidet sich grundsätzlich vom Spendenbrief. Er ist kurz und sachlich<br />
gehalten, beschreibt kurz Organisation und aktuelles Projekt auf höchstens einer Seite. Wenn<br />
vorhanden kann noch ein kleines Faltblatt über Organisation oder Projekt dem Bußgeldbrief<br />
beigelegt werden.<br />
Zusätzlich zum Anschreiben und eventuellen Zusatzinformationen enthält der Bußgeldbrief<br />
kleinformatige Adressaufkleber, die Name und Anschrift der Organisation und die spezielle<br />
Bußgeldkontonummer enthält. Diese Aufkleber werden von den RichterInnen gerne genutzt,<br />
um im Bußgeldbescheid dem Betroffenen die zu begünstigende Organisation mitzuteilen. Ein<br />
Service dieser Art zahlt sich fast immer aus.<br />
Weiterhin werden dem Bußgeldbrief Überweisungsträger beigelegt, die bereits die Daten<br />
Ihrer Organisation enthalten und außerdem im Feld Überweisungszweck den Aufdruck<br />
„Aktenzeichen:“ und „keine Spende“ haben.<br />
Schritt 5: Persönlicher Kontaktaufbau zu den Entscheidungsträgern<br />
Auch beim Bußgeldmarketing ist die persönliche Kontaktaufnahme erfolgssteigernd. So<br />
empfiehlt sich auch hier, den Richter/die Richterin ca. eine Woche nach Versand des<br />
Bußgeldbriefes anzurufen, sich über sein Eintreffen zu informieren und anzubieten, wenn<br />
gewünscht, gerne noch weitere Informationen über das Projekt zur Verfügung zu stellen.<br />
Darüber hinaus kann man anbieten, auch mal persönlich vorbei zu kommen. Grundsätzlich<br />
39
gilt, umso mehr der Richter/die Richterin mit Ihnen oder Ihrer Organisation persönlich etwas<br />
verbinden kann, umso größer ist das Vertrauen und damit die Wahrscheinlichkeit nicht in der<br />
Liste unter zu gehen.<br />
Um diesen Kontakt weiter aufzubauen und zu vertiefen sollte man den Entscheidungsträgern<br />
immer wieder mal über den aktuellen Stand des Projektes Bericht erstatten.<br />
Ganz wichtig ist auch der sofortige Dank nach der ersten Zuweisung. Bei höheren<br />
Zuweisungen empfiehlt sich ein persönlicher Brief oder ein Telefonat.<br />
Grundsätzlich gilt es, alle Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme wahrzunehmen, um die<br />
Beziehung weiterhin zu pflegen.<br />
Schritt 6: Bußgeldverwaltung<br />
Der Aufwand für die Verwaltung von Bußgeldern wird oft unterschätzt. Die Zahlungseingänge<br />
müssen überwacht werden und zum Teil muss jeder Zahlungseingang beim zuständigen<br />
Gericht bestätigt werden. Generell ist jede Einrichtung verpflichtet, Zahlungsversäumnisse<br />
anzuzeigen. Natürlich erhalten die zum Bußgeld Verurteilten keine Zuwendungsbestätigung<br />
und auch deren Namen und Daten sollten auf jeden Fall in einer gesonderten Adressdatei<br />
verwaltet werden, damit sie nicht plötzlich zu den Spendern oder anderen Zielgruppen<br />
rutschen.<br />
5. <strong>Fundraising</strong> für Grundbildung und Alphabetisierung<br />
Grundbildung und Alphabetisierung wurde zum Schwerpunktthema bei der letzten<br />
Workshopeinheit. Erwachsene, die nicht ausreichend lesen können, sind weniger im Fokus<br />
der Förderer. Auch hier haben wir eher wieder ein Nischenthema gefunden, das genauer<br />
bedacht werden muss, wenn man erfolgreich im <strong>Fundraising</strong> sein möchte.<br />
Die Modellgruppe war sich einig, dass es hier durch die Gewinnung von bekannten und<br />
prominenten Persönlichkeiten, die öffentlich das Problem thematisieren ein hilfreicher Weg<br />
wäre. Auch hier kam man aber zu dem Schluss, dass es am besten wäre, unabhängig von dem<br />
Wohlwollen von Spendern und Förderern über Geldmittel zu verfügen. So wurden zwei Wege<br />
für dieses Thema durchgespielt: Die Gründung einer eigenen Stiftung für dieses Thema oder<br />
die Gründung einer Genossenschaft.<br />
Erfolgsmöglichkeiten im <strong>Fundraising</strong> sah man auch hier durch den Aufbau von Netzwerken<br />
und der Suche von geeigneten KooperationspartnerInnen. Durch ein Bündnis von Menschen<br />
und Organisationen, die sich für dieselbe Sache einsetzen wird die öffentliche und politische<br />
Aufmerksamkeit erhöht.<br />
Exkurs 6 Grundsätze einer Genossenschaft<br />
Ein Kopf eine Stimme<br />
Die Genossenschaft ist die einzige Unternehmensform, die eine Konzentration des Ge-<br />
40
sellschaftseigentums in wenigen Händen nicht zulässt. Jedes Mitglied verfügt unabhängig von<br />
seinem Kapitalanteil über eine Stimme in der Vollversammlung.<br />
Demokratische und aktive Verwaltung durch die Mitglieder<br />
Die Genossenschaft wird von ihren Mitgliedern in demokratischer Form verwaltet. Eine<br />
Genossenschaft ist verpflichtet, die aktive Beteiligung aller Mitglieder an den<br />
Entscheidungsprozessen durch deren Einbeziehung in das Gesellschaftleben zu fördern. Das<br />
Verwaltungsorgan muss sich mehrheitlich aus Genossenschaftsmitgliedern zusammensetzen.<br />
Der Gegenseitigkeitscharakter (Mitgliederförderung)<br />
Das Hauptziel einer Genossenschaft ist nicht die Gewinnmaximierung, sondern die<br />
gegenseitige Unterstützung und Förderung der Mitglieder. Dass bedeutet, dass für die<br />
Mitglieder der Genossenschaft bessere Bedingungen (Preis, Arbeitsentgelt etc.) geschaffen<br />
werden sollen, als sie jedes Mitglied für sich allein auf dem Markt erzielen könnte.<br />
Der nicht spekulative Charakter<br />
Wenn eine Genossenschaft aufgelöst wird, dürfen die Mitglieder das Vermögen der<br />
Genossenschaft weder untereinander aufteilen noch die Genossenschaft als Ganzes<br />
verkaufen. Das Gesetz gewährt eine günstigere Besteuerung der Gewinne, vorausgesetzt,<br />
dass diese in die Entwicklung der Genossenschaft investiert werden.<br />
Die offene Tür<br />
Die Genossenschaft ist eine offene Gesellschaftsform. Jede und jeder, die/der den Grundsatz<br />
der Gegenseitigkeit teilt und in der Lage ist, zur Erreichung des Gesellschaftszwecks<br />
beizutragen, kann die Mitgliedschaft beantragen.<br />
Die Solidarität zwischen den Generationen<br />
Eine Genossenschaft soll langfristig für die künftigen Generationen erhalten bleiben. Das<br />
Fortbestehen wird durch die Unteilbarkeit des Gesellschaftsvermögens und die Weitergabe<br />
der Erfahrungen und Führungsverantwortung von den älteren an die jüngeren<br />
Genossenschaftsmitglieder sichergestellt.<br />
Unabhängigkeit und gegenseitige Unterstützung<br />
Jede Genossenschaft ist ein unabhängiges Unternehmen welches sich selbst verwaltet, auch<br />
wenn in der Regel die Zugehörigkeit zu einem Genossenschaftsverband angestrebt wird.<br />
Zwischen den Genossenschaften gibt es Formen der gegenseitigen Unterstützung, sowohl<br />
was ihre Entwicklung als auch ihre Behauptung auf dem Markt betrifft.<br />
Der Förderauftrag nach außen<br />
Zu den zahlreichen Aufgaben der Genossenschaften gehört es auch, die Entstehung von<br />
neuen Genossenschaften durch direkte und indirekte Beihilfen zu fördern. Zu diesem Zweck<br />
zahlen alle Genossenschaften einen geringen Teil ihrer Jahresgewinne in eigene Fonds für die<br />
Förderung und Entwicklung des Genossenschaftswesens.<br />
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Soziale Verantwortung<br />
Das Genossenschaftswesen setzt sich für die Entwicklung der Einzelpersonen, der Familien,<br />
der sozialen Gruppierungen und der Gesellschaft als Ganzes ein. Der territoriale Charakter<br />
der Genossenschaft wertet die Qualitätspotenziale auf, die jede Gemeinschaft besitzt, und<br />
bietet geeignete Lösungen für dessen Bedürfnisse. 2<br />
6. Ausblick<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Modellprojekt <strong>Fundraising</strong> haben sich<br />
vorgenommen, weiter an der systematischen Implementierung von <strong>Fundraising</strong>methoden in<br />
ihren Einrichtungen zu arbeiten. Dabei wurde deutlich, wie wichtig der gegenseitige<br />
Austausch ist. Von den Erfahrungen der anderen <strong>lernen</strong> und profitieren, aber gerne auch<br />
selbst über Gelungenes und Fehlversuche zu berichten, das wollen die Teilnehmenden auch<br />
nach Ende des Workshops beibehalten, in dem sie sich jährlich treffen.<br />
Die LAG <strong>anderes</strong> <strong>lernen</strong> kann sich zusätzlich vorstellen in einem internen Bereich der<br />
Homepage best practice- Bespiele einzustellen, die jährlichen <strong>Fundraising</strong>treffen zu<br />
organisieren und die Vernetzung zu fördern.<br />
Eins wurde deutlich: Diejenigen, die sich auf den Weg gemacht haben, <strong>Fundraising</strong> als festen<br />
Bestandteil der Finanzierung einzurichten, haben sich automatisch auf den Weg gemacht,<br />
das Profil der Einrichtung zu schärfen, die Ziele klar zu definieren, FreundInnen und Förderer<br />
gezielt zu gewinnen, zu binden und zu pflegen. Das Modellprojekt hat also viel mehr erreicht<br />
als nur Wissen zu vermitteln. Es hat interessante und zukunftsweisende Prozesse der<br />
Organisationsentwicklung angestoßen, die die Zukunftsfähigkeit der beteiligten<br />
Einrichtungen nachhaltig fördern und die Weiterbildung im Allgemeinen festigen und<br />
voranbringen wird.<br />
Ich danke allen für die lebendigen und offenen Einheiten voller Ideen, Interesse an der Arbeit<br />
des anderen und der Bereitschaft voneinander zu <strong>lernen</strong>.<br />
Christiane Steinmetz<br />
2 Quelle unter www.legacoopbund.coop<br />
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